Biorama #31 – Deutschland-Ausgabe

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Biorama Nº. 31

Für die Kleinen

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Kontrolle = besser!

W

enn man die Mütter der heute erwachsenen Kinder fragt, was Baby- und Kinderkleidung können musste, ist die Antwort klar: praktisch, strapazierfähig, langlebig, günstig und sie behält im Idealfall selbst nach dem hundertsten Waschgang ihre »Wie neu«-Optik. Immer noch werden all diese Ansprüche an die Kleidung für die Jüngsten gestellt, viel wichtiger scheinen heute aber Design und Stil, denn Modebewusstsein hat schließlich kein Alter. Große Modeketten und namhafte Designer bemühen sich, diesem Bedürfnis zu entsprechen – bislang mit Erfolg. Dabei wird aber immer wieder versucht, die Tatsache, dass diese Kleidung chemisch behandelt und oft mit Schadstoffen versetzt ist, unter den Tisch zu kehren. Abnehmer findet die Mode von der Stange dennoch, vor allem wohl aufgrund des günstigen PreisLeistungsverhältnisses. Doch neben einem Nachhaltigkeitsbewusstsein, das sich in der heutigen Wegwerfökonomie verbreitet, verankert sich auch der Griff zu Bio- und Fairtradeprodukten mit ökologischem Wert immer mehr.

Teuer = gut? Anfang des Jahres kam ökologische Baby- und Kindermode wieder ins Gespräch, als publik wurde, dass selbst teure Designermode für die Jüngsten aus billigen, chemisch behandelten Stoffen und mit Schadstoffen angereicherten Materialien besteht. Greenpeace hat im Zuge eines im Januar diesen Jahres veröffentlichten Tests verschiedenster namhafter Marken darauf hingewiesen, dass vor allem gefährliche Weichmacher (Phthalate) und das hormonell wirksame npe (Nonyphenolethoxylaten) in Kinderkleidung und Schuhen zu finden sind. Auch synthetische Farbstoffe wie Azofarben und Dispersionsfarben, auf die häufig überempfindlich reagiert wird, finden nach wie vor ihre Verwendung. Teurer ist also nicht gleich besser. Mode, die ökologischen Standards und dem Prinzip der Nachhaltigkeit entspricht, ist zwar auch nicht billig, hält für das Geld jedoch, was sie zertifziert verspricht.

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Vertrauen war also gestern. Das weiß man im Bereich der nachhaltigen Mode schon lange. Seit vielen Jahren bieten Onlineshops wie Jako-o, Hessnatur oder auch Green Avenue Baby- und Kinderkleidung an, die zertifzierten Standards entsprechen. Hier garantiert man, dass das Gewand dem Global Organic Textile Standard (gots) bzw. als Naturtextil dem zertifizierten best des ivn (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft) folgt. Denn Begriffe wie »bio«, »organic«, »ökologisch« sagen noch nichts über die Herstellung nach ökologischen Standards aus. Das best-Zertifikat liegt mit dem strengsten Kriterienkatalog weit über der Gesetzgebung der Europäischen Union. Bekannter und verbreiterter ist das gots-Siegel, welches den grundsätzlich zu erfüllenden Mindeststandard für ökologische Kleidung vorgibt: das Produkt besteht vorwiegend aus kontrolliert biologisch erzeugten Fasern, welche von konventionellen Fasern (max. 10-25 % synthetische Fasern sind erlaubt) klar getrennt identifiziert sind. Chemische Zusätze müssen bezüglich Toxiziät unbedenklich und biologisch abbaubar sein, Stoffe wie pvc, Nickel und Chrom sowie problematische Zusätze sind verboten. Zudem müssen die technische Qualität (Reib-, Schweiß-, Licht- und Waschechtheit) des Produkts und soziale Mindestkriterien des Produktionsbetriebs gewährleistet sein.

Weniger ist mehr Mittlerweile findet sich ökologische Baby- und Kindermode nicht nur online, sondern auch in vielen kleinen Shops, die auf die Bedürfnisse und das Umdenken reagieren. Auch hier wird Auskunft über die jeweiligen Kriterien gegeben, die erfüllt werden. Aber als kleiner Laden unter vielen hat man es nicht leicht. Dabei geht man oft Kompromisse ein, ob es mehr um Nachhaltigkeit, faire Produktionsbedingungen, Design oder ökologische Standards geht. Viele Shops beziehen ihre Ware von unterschiedlichen Herstellern und bieten sowohl herkömmliche also auch ökologische Mode an. Hier muss

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