ZUR LAGE DER NATUR
»Die Natur in Europa ist in keinem guten Zustand und zeigt kaum Anzeichen für Verbesserung während der letzten Jahre.« So fasst die Europäische Umweltbehörde ein Briefing zusammen, das sie im Mai 2023 zur »Dring lichkeit der Wiederherstellung der Natur in Europa« veröffent licht hat.
Dort verweist die Behörde auch auf ihre ein Jahr zuvor publi zierten Daten zum »Zustand der Natur in Europa«: 80 % der natür lichen Lebensräume sind in einem schlechten Zustand oder bereits zerstört. Die Landwirtschaft – »der verstärkte Einsatz von Dünge mitteln, Bewässerung und Pflanzenschutzmitteln – und die star ken Veränderungen der Landschaft« sind die Hauptbelastungs faktoren für die heimische Tier‑ und Pflanzenwelt und insbeson dere für Vögel.
Manche Initiativen, die diese Probleme gesetzlich behandeln sollten, sind inzwischen gescheitert. Etwa die Verordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln – die den Pes tizideinsatz in Europa halbieren wollte. Oder sie drohen zu schei tern wie derzeit das Nature Restauration Law. Der Entwurf dazu sah vor, dass die EU Mitgliedsstaaten Maßnahmen zur Renaturie rung von Ökosystemen in schlechtem Zustand ergreifen müssen: bis zum Jahr 2030 auf mindestens 20 Prozent, bis 2040 auf 60 Prozent, bis 2050 auf 90 Prozent der betroffenen Flächen. Eine um Ausnah meregelungen ergänzte Fassung wurde im Parlament beschlossen. Nur das Einverständnis im Rat fehlte noch. Vor der für 25. März 2024 angesetzten Abstimmung zogen acht Mitgliedsstaaten ihre Zu stimmung zurück: Schweden, Italien, die Niederlande und Ungarn positionieren sich dagegen, Österreich, Belgien, Finnland und Polen wollten sich der Stimme enthalten, wodurch ein Scheitern absehbar war. Die Abstimmung wurde auf unbestimmte Zeit vertagt. Verbind liche Biodiversitätsziele brauchen wir natürlich trotzdem. Sie wer den, je später sie kommen, umso schwieriger erreichbar sein. Sicher ist jetzt schon: Konservieren wird nicht reichen, nur durch Wie derherstellung können manche Ökosysteme wieder funktionieren. Am 9. Juni wird ein neues Europaparlament gewählt. Werfen wir daher noch einen Blick nach draußen und schauen uns um, was es zu entdecken und bewahren gibt!
Gute Lektüre!
Irina Zelewitz, Chefredakteurin zelewitz@biorama.eu
IMPRESSUM
HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEURIN Irina Zelewitz AUTORiNNEN Martin Mühl, Ursel Nendzig, Ulrike Potmesil, Jürgen Schmücking, Hanna Stummer, Thomas Weber, Armin Winkler GESTALTUNG Ulrike Dorner, Stefan Staller LEKTORAT Barbara Ottawa ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Tanja Grossauer-Ristl, Thomas Weber DRUCK Walstead NP Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Windmühlgasse 9/14, 1060 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Windmühlgasse 9/14, 1060 Wien; www.biorama.eu, redaktion@biorama.eu BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT biorama.eu/abo ERSCHEINUNGSWEISE BIORAMA 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien.
BLATTLINIE BIORAMA ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für den Menschen und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. BIORAMA erscheint sechs Mal im Jahr. Zusätzlich erscheinen wechselnde BIORAMA-Line-Extentions.
90 INHALT
WAS WÄCHST DENN DA AM ACKER?
Was wächst auf den Feldern, an denen wir vorbeispazieren und fahren.
Und was macht die Biolandwirtschaft bei diesen anders?
PEFC-zertifiziert
Dieses Produkt stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und kontrollierten Quellen www.pefc.at
PEFC/06-39-08
03 Editorial
06 Bild der Ausgabe
08 Street Talk
10 Global Village
14 Zeit für die Natur
Um Zeit in der Natur auch künftig genießen zu können, können wir diese schützen und bewahren helfen.
20 Was wächst denn da am Acker?
So erkennen wir die wichtigsten Kulturarten (ganz ohne App).
32 Öffentlich Ärgernis erregen
Wann sind sexuelle Handlungen im Freien verboten?
35 Pflegefälle im Tierreich
Was tun, wenn wir draußen über ein einsames Rehkitz oder ein aus dem Nest gefallenes Küken stolpern?
38 Kann Spuren von Gift enthalten Pestizide schützen Pflanzen und verursachen zugleich Schaden. Auch an unserer Gesundheit.
49 Kochbuchempfehlungen Drink and learn!
54 Heimische Wildstauden Was die faulen GärtnerInnen von den klugen unterscheidet.
60 Tierleid verjährt nicht Weirde Social Media Erscheinungen fröhnen dem Nerzmantel im Paket mit einem Frauenbild von Gestern.
62 Rezensionen
65 Aus dem Verlag
MARKTPLATZ
46 Marktplatz Food Kräutertees
56 Marktplatz Kosmetik
Seren
KOLUMNEN
65 Aus dem Verlag
66 Elternalltag
ABGEDRIFTET
Wenn Pestizide vom Winde verweht werden und Umwelt und Mensch schaden. 49
DRINK AND LEARN!
Tipps und Rezepte aus der Kochbuchecke: Nicole Klauß’ »Alkoholfrei«.
KÜHLENDER AUFGUSS
Marktplatz Food: Sechs feine Kräutertees – drei davon im Beutel, weil’s praktisch ist – im Geschmackstest.
KOMMT PELZ ZURÜCK?
Es gibt Anzeichen dafür, dass Pelz bei jungen Menschen derzeit salonfähiger ist als bei älteren Generationen. 60
WALDLEBEN BILD: MARKUS BÜHLER
»Der schönste Wald ist immer der, in dem man sich gerade befindet«, schreibt der Foto graf und Autor Markus Bühler in das Wort wort seines Waldbuchs, mit fortschreiten der Seitenzahl in Höhenmetern aufsteigend den Wald dokumentiert. Nach einem knacki gen Essay des Autors und Journalisten Peter Stamm sprechen 250 Seiten lang nur mehr die Bilder; bis zum Höhen und Bildverzeichnis, dem man entnehmen kann, dass es sich beim rechts abgebildeten um die Wolfsschlucht bei Welschenrohr (im Naturpark Thal, im Kanton Solothurn) auf 900 Metern über dem Meeres spiegel handelt.
IRINA ZELEWITZ»Wenn ich an meine Kindheit denke, sehe ich mich oft im Wald, oft allein. Es kam mir vor, als sei der Wald mein natürlicher Lebensraum. Er hatte etwas Zeitloses, war eine andere Welt, in die man sich am besten allein begab, um auf Bäume zu klettern, herumzustreunen, nachzudenken, zu träumen. Um in Ruhe gelassen zu werden. Im Wald fand man Dinge. Um den Wald zu sehen, musste man die Wege verlassen, die Abhänge hochklettern oder hinunterrutschen, sich an Wurzeln und Ästen festklammern, Hütten bauen, Äste schnitzen, Feuer machen.«
– Aus dem Essay von Peter Stamm.
STADTKIND SEIN ODER LANDJUGEND HABEN – WAS IST SCHÖNER?
INTERVIEW UND BILD
STUMMER
SOPHIE
24, Studentin auf Lehramt
Das ist eine sehr schwierige Fra ge. Also eigentlich war ich als Kind froh, in der Stadt zu leben. Mittlerweile finde ich aber die Idee, auf dem Land zu wohnen immer interessanter, auch für Kinder hat das schöne Seiten.
ANDREA
19, angehende Professorin
Das kann ich schwer sagen. Ich bin in der Stadt aufgewachsen, habe aber die Sommerferien am Land verbracht und habe beide Seiten gemocht.
RALUCA
55, Architektin
Das finde ich gar nicht so einfach zu beantworten. Beides hat Vor teile, aus verschiedenen Grün den. Mittlerweile würde ich in meinem Alter die Stadt bevorzu gen aber als Kind ist das anders.
TILMAN
75, Pensionär
Ganz klar: Stadtkind sein. Ich bin selbst dort aufgewachsen und wäre als Kind nie lieber auf dem Land gewesen.
DAN
35, Architekt
Ich bin in der Stadt großgewor den und mochte es sehr, also würde ich sagen: Stadtkind sein
DORIN PAUL
65, Architekt
Für mich: Stadtkind sein. Ich bin in einer Stadt aufgewachsen und das war super. Das war na türlich nur meine persönliche Erfahrung, also ich habe keine Vergleichswerte.
ANNA
19, Bäckerin
Stadtkind sein. In der Stadt pral len viel mehr unterschiedliche Kulturen aufeinander und man kann deswegen viel mehr Sachen kennenlernen als am Land.
AVERY
37, Nanny
Ich bin in der Vorstadt aufge wachsen, also nicht völlig am Land. Mir hat das besser gefallen als in der Stadt zu sein, es ist ru higer, friedlicher und grüner.
MARGIT
62, Pensionistin
Die Kindheit am Land finde ich viel schöner. Für Kinder gehört Natur dazu und die ist in der Stadt nicht gegeben. Als jugend liche Person ist es in der Stadt dann natürlich schon aufregend.
KLARA
28, Schneiderin
Ich selbst bin in einer Kleinstadt aufgewachsen, aber ich den ke, dass beides total schön ist, je nachdem wo man eben selbst aufwächst. Man kann sich be stimmt mit beidem arrangieren. Ich merke jetzt aber langfris tig, dass mir Großstädte zu viel werden.
Die erwachtNatur im Tal der Vielfalt.
WERDE UMWELTPROFI!
SchülerInnen lernen nachhaltiges Wirtschaften – und lehren neue Perspektiven.
Seit 2008 bekommen SchülerInnen als »Umweltprofis von morgen« in verschiedenen deutschen Bundesländern Ein blicke in nachhaltiges unternehmerisches Denken. Im ak tuellen Schuljahr läuft das mehrfach ausgezeichnete Pro jekt in Baden Württemberg und ab 2024/25 auch erstmalig in Sachsen. SchülerInnen ab der 10. Schulstufe bekommen auch dort künftig im Zuge eines Praxisprojekts oder in Zu sammenarbeit mit lokalen Firmen Vorstellungen über nach haltiges Wirtschaften. Es geht dabei außerdem um prakti sche Erfahrung, Selbstorganisation und Projektmanagement – diese Fähigkeiten werden auch in vom Projektträger Bun desverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW) gebotenen Ex pertInnenworkshops vertieft. Für die teilnehmenden Un ternehmen können die jungen Menschen wertvolle Ideen bieten und neue Sichtweisen anstoßen.
Der BNW kümmert sich beim Projekt auch um die Ab stimmung der Betriebe und Schulen aufeinander. In vergan genen Jahren arbeiteten die SchülerInnen beispielsweise beim Unternehmen Tressbrüder an der Zurverfügungstel lung von gesunden Biomahlzeiten durch Automaten oder bauten mit der Firma Fesa Photovoltaikanlagen zur Gewin nung von nachhaltigem Strom. Interessierte Schulen und Unternehmen sind eingeladen, sich für das nächste Schul jahr anzumelden. HANNA STUMMER
umweltprofisvonmorgen.de
MARCH-THAYA-AUEN
RUHEINSEL
Die Flussseeschwalbe bekommt erste schwimmende Nisthilfe im Auenreservat.
Flussseeschwalben waren im europäischen Binnenland einst weit verbreitet, heute findet man sie meist nur mehr in Küstenregionen. In Österreich verschwanden die na türlichen Brutplätze der Zugvögel durch Flussregulie rung, Kraftwerksbauten und Schifffahrt: bevorzugt wer den von den Schwalben etwa Kiesbänke und Schotterinseln im Wasser, die eine gute Sicht und Schutz vor FeindInnen bieten. Mittlerweile brüten in Österreich nur mehr drei Flussseeschwalben Kolonien, eine davon in Zwerndorf an der March.
Strahlend schöne Haut
Individuelle Pflege für jeden Hauttyp und alle Bedürfnisse: die PRIMAVERA Organic Skincare.
Die Liebeserklärung an meine Haut, damit überzeugt die zertifizierte und wirkungsvoll duftende Naturkosmetik von PRIMAVERA. Von der Hautreinigung über die individuelle tägliche Pflege bis zu vielseitig einsetzbaren Energy Boost Seren finden Anwenderinnen ihr persönliches Lieblingsprodukt. Das Mix‑ &‑Match‑Prinzip lässt keine Wünsche offen für strahlend schöne Haut. Die hochwirk same Energy Boost Serie ist für alle Hautty‑ pen geeignet und unterstreicht die natürliche Leuchtkraft mit pflanzlichen Wirkstoffkom‑ binationen.
Das Hyaluron Serum – De-Stressing & Regenerating zeichnet sich durch seine wirkungsvolle vegane Hyaluronsäure aus. Verschiedene Arten dieser Hyaluronsäuren verbessern das Hautbild sichtbar. Geglättete und straffe Haut verleihen der Haut einen extra Boost.
Das Vitamin C Serum – Illuminating & Balancing mit dem Extrakt der weißen Strandlilie schützt vor oxidativem Stress und mindert gezielt Pigment‑ flecken und ‑unregelmäßigkeiten – für ein glattes, natürlich frisches Hautbild.
www.primaveralife.com
HANNA STUMMER
In einem siedlungsnahen Baggerteich wurde nun vom WWF Österreich und der Forstverwaltung Baumgarten ein rund 4 x 4 Meter großes, mit Kies bedecktes Floß installiert. Dort haben die Vögel Platz, ihre Eier auszubrüten. Auf das im Rahmen des vom Klimaschutzministerium geförderten Projekts »Artenhotspot Auenreservat Marchegg« gebaute Floß wurden AnrainerInnen mittels Infotafeln und Flyern hingewiesen. »Wir bieten den Zugvögeln einen sicheren Brutplatz, um die Flussseeschwalbe so als regelmäßigen Brutvogel in den March Thaya Auen halten zu können«, sagt Projektleiter Michael Stelzhammer vom WWF Öster reich. Durch weitere Renaturierungsmaßnahmen an der March sollen in Zukunft auch wieder natürliche Brutplät ze auf Kiesbänken entstehen.
wwf.at
aufs Ganze.
Bio-Gemüse
mit Verantwortung und mit vollem Geschmack
Bio-Spargel - anspruchsvoll
Spargelanbau ist eine aufwändige Sache, ganz besonders in der Bio-Variante. Wenn es warm wird, müssen die Bio-Spargelbauern von einem Tag auf den anderen aktiv werden und in mühevoller Handarbeit den Bio-Spargel in BIO AUSTRIA Qualität mehrmals am Tag “stechen”. Die Zartheit und das besondere Aroma von Bio-Spargel ist auf die besonders sorgfältige Pflege zurückzuführen:
Der Boden wird durch Kompostdüngung und Einsaat von Leguminosen fruchtbar gehalten.
Bio-Produkte
Wo es Bio-Gemüse direkt vom Biobauernhof gibt, findet man einfach auf www.biomap.at
EASY RIDING
Bike Club hat über den Ärmelkanal expandiert und bietet nun auch hierzulande Kinderräder im Abomodell an.
Bei jedem Wachstumsschub ein neues Kinderrad zu kau fen, kann ganz schön teuer werden. Hier setzt das Ge schäftsmodell des britischen Unternehmens Bike Club an: eine monatliche Abolösung, bei der das ausgediente – oder verschmähte – Kinderrad kurzerhand zurückge schickt und gegen ein neues Modell eingetauscht werden kann. Die benutzten Räder werden auf Sicherheit und et waige optische Macken geprüft, mechanisch aufbereitet und wieder in den Kreislauf gebracht. So wird laut Bike Club die Lebenszeit des Rades verlängert und unnötiger Abfall vermieden. Sollte das Rad dann am Ende seiner Le benszeit angelangt sein, wird es fachmännisch verschrot tet oder recycelt.
Zur Auswahl stehen im Bike Club Kinderradmodel le bekannter Hersteller wie Puky, Academy oder Woom. Die Abopreise bewegen sich abhängig von Modell und Größe zwischen 6,99 und 29,99 Euro und werden bei ei nem Wechsel auf ein anderes Modell automatisch ange passt. Reparaturen sind inkludiert, bei einem Umtausch wird jedoch eine Rücksendegebühr von 15 Euro pro Rad eingehoben.
Ende des Jahres 2022 expandierte Bike Club nach Deutschland und seit Oktober 2023 ist das Abomodell auch in Österreich verfügbar. In der aktuellen Aufbau phase sind noch nicht alle Modelle in diesen Märkten er hältlich.
bikeclub.de
HANNA STUMMER
NO TENT LEFT BEHIND!
Bei Globetrotter gibt es neue und gebrauchte Outdoor-Ausrüstung.
Der Outdoorausrüstungs Händler Globetrotter veranstaltet heuer acht »Testivals« zum Titel Freiluft in Frankfurt, Köln, München, Berlin, Hamburg, Dresden und Stuttgart. Auf dem mit 40.000 BesucherInnen größten Event seiner Art in Deutschland hat der Handel mit Gebrauchtwaren im Out doorbereich Einzug genommen. Wie nicht zuletzt das Buch »8849. Massentourismus, Tod und Ausbeutung am Mount Everest« (Westend, 2022) veranschaulicht hat, hinterlassen auch die Naturverbundenen unter uns nicht nur viel Einweg plastik, sondern in Summe auch unfassbar viel Kleidung, Zel te, Equipment in der Natur. Bei der erste Aufräumaktion auf dem Everest zwischen 2008 und 2012 wurden 13.500 Kilo gramm Abfall zu Tal befördert. Wer seine Ausrüstung aus dem Himalaya oder vom Cam pingplatz wieder mitnimmt, kann es auf dem Testival im Zuge einer An und Verkaufsaktion für gebrauchte Outdoor artikel an Globetrotter verkaufen. Und hat auch die Möglich keit, kleine Reparaturen und Individualisierungen vor Ort durchführen zu lassen; einige Outdoormarken bieten darü ber hinaus Pflege Services für ihre Produkte an. Globetrotter bietet auch in seinen Filialen die Möglichkeit, gut erhaltene Markenausrüstung gegen Wertgutscheine einzutauschen. Vor Ort als auch online ist Secondhandware erhältlich. Freilich können auch neue Produkte – von Zelten bis Booten –getes tet werden. Vorträge und Workshops finden zu Themen wie »Feuermachen« und »ohne Zelt draußen übernachten« statt. HANNA STUMMER
secondhand.globetrotter.de
ERFOLGSMODELL
Das Leasing-Modell von Mud Jeans bewährt sich seit über zehn Jahren.
Leasing für Jeans, mit diesem Konzept war das holländische Unternehmen Mud bei seiner Einführung 2013 völlig allein am europäischen Markt und besitzt auch heute noch keinen relevanten Mitbewerb.
Die Idee, heute wie damals: Die Jeans werden von Kun dInnen geleast, gehören also bis zum Vertragsende dem Un ternehmen. Danach können sie entweder gegen ein neues Paar eingetauscht, zurückgegeben oder behalten werden. Jedes Paar Mud Jeans wird nach eigenen Angaben zu ei nem neuen recycelt. Geändert haben sich einige Kleinig keiten am Leasingmodell, anfänglich wurde für die wenigen verfügbaren Modelle etwa eine Gebühr von 20 Euro erho ben und die Jeans danach für fünf Euro monatlich verleast.
Heute starten die Leasingpreise bei 9,95 Euro, dafür gibt es keine Startpauschale mehr und nach zwölf Monaten ge hört einem das Produkt. Es gibt einige verschiedene Hosen modelle, aber auch Röcke, Jumpsuits und Jacken – alle aus Jeansstoff – inzwischen aus Biobaumwolle oder aus recy celter Baumwolle. Darüber hinaus wurden Rabatte einge führt, etwa bei der Rücksendung von alten Jeans und beim gleichzeitigen Leasen von mehreren Stücken. Auch an an derer Stelle wurde expandiert: Inzwischen ist es auch au ßerhalb Hollands möglich, die Produkte vorher in Geschäf ten anzuprobieren – die Option gibt es mittlerweile an über 200 Orten in Europa, darunter auch 83 in Deutschland und Österreich. HANNA STUMMER
mudjeans.eu
LAREN, HOLLANDZEIT FÜR DIE NATUR
Um Zeit in der Natur auch künftig genießen zu können, können wir diese schützen und bewahren helfen.
Keinen Müll achtlos ins Gebüsch am Wegesrand schmei ßen und Produkte, die die Umwelt stark belasten, erst gar nichts zu kaufen, ist das eine. Angesichts des Aus maßes, in dem unsere Umwelt bereits verschmutzt ist, liegt es nahe, auch ein wenig beim Aufräumen helfen zu wol len. Ein paar Möglichkeiten, sich als ErwachseneR in der Freizeit für den Naturschutz einzubringen, ohne dafür ein Sabbatical einlegen zu müssen, einen Verein zu gründen oder schon die richtigen Leute kennen zu müsse:
ÖSTERREICH PLOG ON!
Der Trend zum Müllsammeln beim Laufen ist zurück.
Das Wort »plogging« kommt aus Schweden und setzt sich aus den Begriffen »plocka upp« (aufheben) und Jogging zu sammen. Verbreitet wurde das Konzept, bei welchem beim Joggen gefundenen Müll aufgesammelt und entsorgt wird, durch den vom vielen Mist in Stockholm genervten Erik Ahlström. Die Idee von Sport gepaart mit Umweltschutz wurde medial aufgegriffen und verbreitete sie sich immer weiter international. In Österreich werden etwa immer wieder Plogging Events von Green Heroes Austria veran staltet, und in Facebook Gruppen wie »Plogging & Trash tag Austria – Für eine saubere Natur« verabreden sich in teressierte Personen zu verschiedenen Cleanup Aktionen und teilen ihre Erfahrungen.
Als Ausrüstung reichen ein Müllsack und – da Müll scharfe Kanten besitzen und Krankheitserreger übertra gen kann – Handschuhe. Beliebt ist auch, nach getaner gu ter Arbeit die Menge an gesammeltem Müll zu dokumen tieren und auf Social Media zu teilen – mit dem Ziel, andere zur Nachahmung zu motivieren oder auch einfach zum An geben. Wer nicht gerne läuft, kann das Konzept auch ent schleunigen: Auch bei anderen Outdoor Aktivitäten kann Naturschutz »nebenbei«. HANNA STUMMER greenheroes.at
BAYERN
LASS DICH EINPLANEN!
Der Deutsche Alpenverein organisiert Arbeitstouren für den Naturschutz.
Der »Deutsche Alpenverein München & Oberland« organisiert für seine Mitglieder regelmäßig Arbeitstouren bei denen zum Beispiel Abfall aufgesammelt wird – aber auch andere Instandhaltungsmaßnahmen wie Zaunreparaturen oder die Pflege von Wiesen für Bienen werden organisiert. Die Teilnahme ist kostenlos (wobei eine Kaution für Eqipment auszulegen ist) und die Anreisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln von München sowie etwaige Übernachtungen werden vom Verein über nommen. Die Aktionen variieren in Dauer und Intensität und können somit von unterschiedlich fitten Menschen bestritten werden, ohne zu über oder unterfordern. Im Vorhinein werden voraussichtlich benötigte Zeit, geplante Höhenmeter und Info zur benötigten Ausrüstung bekanntgegeben. Den Rest erfährt man dann vor Ort. Klar formulierte Tasks mit Zielen kön nen ein Ansporn für mehr Bewegung und Müllsammelenergie sein.
HANNA STUMMER alpenverein-muenchen-oberland.de
SCHLESWIG-HOLSTEIN
PRAKTIZIERE WATTSCHUTZ!
Bei der Schutzstation Wattenmeer kann man sich zum/zur WattführerIn ausbilden lassen.
Wenn sich bei Ebbe das Wasser im Wattenmeer zurückzieht, kann man nicht nur rumspazieren, sondern sich auch gleich nützlich machen. Zum Beispiel im größten seiner Art, an der Nordsee. Der Verein Schutzstation Wattenmeer in Husum (in Schleswig Holstein) vergibt neben den jährlich beinahe 100 Plätzen an Personen im Bundesfreiwilligendienst (BFD) auch Praktika: und zwar sowohl Orientierungspraktika nach der Schulzeit, Pflichtpraktika, als auch auch freiwillige Praktika. Ihre Mindestdauer beträgt sechs Wochen, maximal festgelegt sind drei Monate. Die Einsatzgebiete sind un terschiedlich, man kann sich im praktischen Naturschutz engagieren, in der Bildungsarbeit oder bei naturkundlichen Bestandserfassungen. Beispielsweise gibt es die Möglichkeit, zum WattführerIn ausgebildet zu werden und BesucherIn nen den Nationalpark über Insel , Salzwiesen , oder Wattführungen näherzubringen. Zu anderen Aufgaben zählen die Kennzeichnung von Schutzgebieten oder die Erfassung von Brutvögeln.
schutzstation-wattenmeer.de
IRINA ZELEWITZBio-Pionier seit 1974
DANKE, liebe Kundinnen und Kunden, dass ihr uns seit 50 Jahren euer Vertrauen schenkt! Ohne euch wäre Rapunzel nicht Rapunzel.
DANKE, liebe Bäuerinnen und Bauern, dass ihr schon in den 70ern an die Idee von Bio-Lebensmitteln geglaubt habt und uns mit besten Rohstoffen beliefert!
21. & 22.09.24
DANKE an die vielen wunderbaren Menschen, die sich wie wir gesund ernähren und zu einer gerechten Welt beitragen möchten. Eine Welt Festival
Wir machen Bio aus Liebe.
HAMBURG
NIMM, WAS DER FLUSS BRINGT!
Im Coastal Cleanup Camp wird die Elbe von Müll befreit.
Schätzungen zufolge schwimmen etwa 250 Millionen Kilo gramm Plastik auf den Meeresoberflächen unseres Plane ten – und das ist nur ein Teil des Mülls, der in den Flüssen, Sees und Meeren und so in Tieren und Menschenkörpern landet. Im Coastal Cleanup Camp 2024 verbringen junge Menschen zwischen 16 und 27 Jahren das Wochenende vom 13. bis 15. September an der Elbe und beseitigen den Müll auf den Hamburger Elbinseln. In der vergangenen Jahren wurden durch diese Aktion mehrere Tonnen Müll gesammelt, der sonst seinen Weg ins Meer gefunden hätte. Darüber hinaus werden im Coastal Cleanup Camp Work shops und Vorträge über Plastik, Gewässerverschmutzung und über die Möglichkeiten selbst im Alltag weniger Müll zu produzieren gehalten. Für Mitglieder der Naturschutz jugend Hamburg beträgt der Preis EUR 30, für alle ande ren EUR 40.
Studien besagen, dass Plastik, insbesondere Mikroplas tik in quasi allen Gewässern der Welt aufzufinden ist: von Flüssen, Bächen, Seen, Grundwasser bis zu den entlegens ten Gletschern. Aquatische Müllsammelaktionen wie das Coastal Cleanup Camp bieten sich also auch in Gegenden an, von denen das Meer weit entfernt ist. HANNA STUMMER
naju-hh.de/mach-mit
BADEN-WÜRTTEMBERG TÖTE PFLANZEN!
In Freiburg geht es invasiven Pflanzenspezies an den Kragen – und du kannst mitmachen!
Die Ausbreitung invasiver Pflanzenspezies bringt mitunter verheerende Folgen mit sich. In den vergangenen Jahren gehört dazu in weiten Teilen Mitteleuropas zum Beispiel der Japanische Staudenknöterich. Andere Pflanzenarten verdrängt er, besonders Uferlandschaften werden von ihm destabilisiert, das Erdreich erodiert. Da Wurzeln des Knö terichs – die Rhizome – und auch Reste von diesen bei ober flächlicher Beseitigung der Pflanze wieder austreiben, bleibt oft nur der komplette Austausch des Bodens, um den Knö terich in einem Areal wieder loszuwerden. Seine frühzeiti ge Erkennung und Beseitigung ist daher besonders wichtig. Die »Bachpaten Freiburg« rufen zur gemeinsamen Gewal tausübung gegen derartig schädlichen Neophyten aus: Mit dem Projekt »Aliens an Gewässern an den Kragen gehen!« versucht man vor allem, die Verbreitung der beiden invasiven Spezies Japanischer Staudenknöterich und IndischesSpring krauts einzudämmen. Vor Ort haben alle freiwilligen Helfe rInnen dieselben Aufgaben: Niedertrampeln und/oder Aus reißen! Neben dem Zurückdrängen der Neophyten schaffen diese Aktionen Bewusstsein für die Problematik. IRINA ZELEWITZ
gonature.de
WAS WÄCHST DENN DA AM ACKER?
So erkennen wir die wichtigsten Kulturarten (ganz ohne App).
Auch wenn es um die Biodiversität schlecht bestellt ist und gerade im Ackerland auch einstige Allerweltsarten wie der Feld hamster oder das Rebhuhn bedroht sind: Die Vielfalt auf den Äckern hat in den vergan genen Jahren wieder zugenommen; zumin dest wenn es darum geht, was darauf angebaut wird. Das liegt – auch – am Erfolg der Bioland wirtschaft. Allein dass Bio keinen Einsatz von Kunstdünger und synthetischen Pestiziden zu lässt, führt dazu, dass in der Ökolandwirtschaft der Boden mit natürlichen Mitteln verbessert werden muss. Mit Leguminosen, die Stickstoff im Boden binden, beispielsweise. Oder dass Beikräuter, die in der konventionellen Inten sivbewirtschaftung einfach mit Gift wegge spritzt werden können, mit Zwischenkulturen unterdrückt werden. Diese verhindern eine Zeit lang, dass sich unerwünschten Mitbewer
ber um Wasser und Nährstoffe flächendeckend ausbreiten. Allein diese Notwendigkeiten des Biolandbaus haben uns eine Vielzahl bis vor wenigen Jahren bei uns unbekannter Kultur pflanzen beschert. Und dazu geführt, dass die graubraune Ödnis, die in Ackerbaugebieten frü her die schneefreien Winterzeiten prägte (die sogenannte »Schwarzbrache«), verschwunden ist und die Landschaft ergrünt ist. Mittlerweile blühen manchmal noch bis in den November hi nein Phacelia (violett bläulich) oder Senf (kräf tig gelb).
Neben veränderten Speisegewohnheiten (Soja, Süßlupine), bringt aber auch der Klima wandel neue Kulturarten. Während auf der Lüneburger Heide Biobetriebe seit Jahren mit Quinoa experimentieren, wachsen im Burgen land erste Olivenhaine. Mit etwas Übung lassen sich aber nicht nur Arten am Acker erkennen,
TEXT Thomas Webersondern von einer leichten Anhöhe aus — und mit einem Feldstecher ausgestattet – eine so genannte »Kiebitzinsel«. Dabei handelt es sich um Biodiversitätsmaßnahmen, die von der All gemeinheit gefördert und zum Beispiel beim Aussäen von Mais freigelassen, dem gefährde ten Feldvogel Platz für seine Gelege und zum Brüten lassen. Direkt am Waldrand, der oft Waldlandschaft von weiter Flur trennt und wo sich oft RadfahrerInnen und Wandernde tum meln, wären solche Inseln sinnlos. Denn am Waldrand schnürt auch der Fuchs. Mit etwas Übung lassen sich auch sogenann te »Lichtäcker« erkennen. Dabei handelt es sich um keinen Anbaufehler, sondern um Äcker, auf denen bei der Aussaat gezielt jede zweite Saat reihe freigelassen wurde. Das lässt beispielswei se der Feldlerche oder der Wachtel Platz. Effizienz und Wirtschaftlichkeit sind freilich
auch für Biobetriebe nötig. »Die große Stärke von Bio ist natürlich, dass keine synthetischen Pestizide eingesetzt werden«, sagt Katharina Bergmüller, bei Birdlife für Feld und Wiesen vögel und Agrarpolitik zuständig. »Prinzipiell kann man also davon ausgehen, dass die Nah rungsbasis für Vögel auf biologisch bewirt schafteten Flächen besser ist.« Die Vorteile des reduzierten Gifteinsatzes – der auch das Bodenleben, das Grundwasser und vor Abdrift schützt – werden manchmal aber durch ver mehrt notwendige mechanische Schädlings bekämpfung wettgemacht, erzählt die Vogel schützerin, »etwa wenn genau zur Brutzeit Felder gestriegelt und damit Nester zerstört werden«.
Durch die Vorgaben der Europäischen Uni on ist eine Reihe von Biodiversitätsmaßnah men mittlerweile in der Landwirtschaft Vor
aussetzung, um Förderungen zu erhalten – in der konventionellen wie in der Biolandwirt schaft. Honoriert werden neben dem Anlegen mehrjähriger Biodiversitätsflächen beispiels weise auch das Aussetzen der mechanischen Unkrautregulierung (zum Schutz junger Vö gel und Feldhasen in deren besonders sensib len ersten Lebenswochen).
WEIZEN
Weizen hat charakteristische Ähren, die als weltweit häufigst angebaute Kulturart von den
meisten erkannt werden. Die Grasart wächst in Reihenanbau und wird kaum einmal bewäs sert. »Weizen ist eine klassische Winterung, die im Herbst angebaut und im Sommer geerntet wird«, sagt Stefan Veeh vom deutschen Ver band Naturland. Weizen gedeiht in gemäßig teren Klimazonen. Temperaturen über 30 Grad Celsius führen in der Vegetation zu deutlichen Ertragseinbußen. Das Erntegut kommt als Fut ter wie als Nahrungsmittel (Mehl, Grieß) zum Einsatz.
Leicht zu verwechseln mit Roggen. Zumin dest in den ersten Wachstumsstadien sind Wei zen und Roggen nur mit geschultem Blick zu unterscheiden. Sobald die Ähren ausgebildet sind, können das auch Laien. Roggenähren sind deutlich dunkler, die der Gerste schlanker.
WAS MACHT BIO ANDERS?
Das Biosaatgut ist nicht (mit Fungiziden) ge beizt. Die Düngung erfolgt organisch (kommt also ohne synthetische Mittel aus). Konven tionelle Landwirtschaft spritzt Herbizide ge
gen Beikräuter. Bio reguliert diese mechanisch durch mehrfaches Striegeln. »Das kann laut ÖkologInnen für bodenbrütende Vögel ein Pro blem sein«, sagt Robert Schneider, Ackerbaube rater bei Bio Austria, »ich selbst habe in 25 Jah ren aber noch nie ein Nest zerstört.«
Auf Bioäckern wachsen im Weizen zumeist auch Beikräuter; im Frühjahr die Vogelmiere, später Klettenlabkraut, auch Distel und Kamil len könnten auf einen Bioacker hinweisen. Die klassische Kornblume und auch der rot blühen de Klatschmohn sind selten geworden.
MAIS / KUKURUZ
Mais ist weit verbreitet und als kräftige, große Grasart gut zu erkennen und – auch weil er viel dicker ist – leicht von Getreide zu unterschei den. »Mais wird hauptsächlich zu Futterzwe cken angebaut und entweder als Korn gedro schen (Schweine und Geflügelfütterung) oder als ganze Pflanze gehäckselt und siliert (Kühe bzw. Biogasnutzung)«, sagt Naturland Berater Stefan Veeh. Nur ein geringer Anteil geht als Griesmais in die menschliche Ernährung und wird dort verzehrt. »Die Saat«, das Saatgutun ternehmen des Raiffeisen Konzerns (RWA), verweist zudem auf »eine Vielzahl von Verwen dungsmöglichkeiten, wie die Verarbeitung zu Stärke und Zitronensäure«. Mais wird im spä ten Frühjahr in Einzelkornsaat ausgesät und als Hackkultur geführt. Der Reihenabstand ist weit und beträgt 75 Zentimeter. Deshalb bietet Mais Wildtieren gute Deckung. Wildschweine gel ten als Schädlinge und fressen Mais. Kurz nach der Aussaat tun das auch Tauben und Krähen. Die ursprünglich aus Südamerika stammende
Weizen kurz vor der Ernte: Die Ähren des Getreides werden bereits goldgelb.Pflanze verträgt wärmeres Klima, braucht viel Stickstoff und in späterem Stadium viel Wasser.
WAS MACHT BIO ANDERS?
»Bei kaum einer Kultur ist der Unterschied zwischen Bio und konventionell so groß wie beim Mais«, sagt Bio Austria Ackerbauberater Robert Schneider. Das konventionelle Saatgut ist mit Fungiziden gebeizt, die Düngung erfolgt chemisch. Theoretisch wäre Mais bei entspre chender Düngung jedes Jahr ohne Fruchtfol ge am selben Standort anbaubar. »Mais ist als Reinkultur sehr erosionsanfällig«, sagt Schnei der, »deshalb dürfen auch konventionelle Be triebe nur mehr maximal dreimal in Folge Mais anbauen.« In Gegenden mit genügend Nieder schlag arbeiten Biobetriebe manchmal mit Un tersaaten und bauen Weißklee ins Maisfeld. Er macht dem Mais wenig Konkurrenz, deckt den Boden schützend ab. »Blüht am Boden eines Maisackers flächendeckend Weißklee, ist es mit Sicherheit Biomais«, sagt Robert Schnei der. »In konventioneller Bewirtschaftung wür de der Klee die Beikrautbekämpfung durch Herbizide nicht überleben.«
RAPS
Das leuchtende Gelb der Rapsfelder ist im Frühling in gemäßigten Regionen weithin sichtbar und auch weit verbreitet. Angebaut wird Raps zur Speiseölproduktion. Als wertvol le Trachtpflanze zur Honigproduktion führt ihr Anbau immer wieder aber auch zu Konflikten zwischen Landwirtschaft und Imkerei. Denn Raps ist anfällig für Krankheiten und Schädlin ge und wird deshalb intensiv gespritzt. Bäue rinnen und Bauern sind angehal ten, Insektizide nur abends aus zubringen, wenn Honigbienen bereits in ihre Stöcke zurückge flogen sind.
WAS MACHT BIO ANDERS?
»Raps braucht viele Pestizi danwendungen«, sagt Robert Schneider (Bio Austria) – wes halb die Ackerkultur im Biobe reich keine große Bedeutung hat. In Österreich wurde 2023 beispielsweise nur auf 180 Hektar Bioraps angebaut (konventio nell: 26.489 Hektar; Deutschland: 1,2 Millionen Hektar). Das ist in Deutschland nicht anders,
wie Naturland Berater Stefan Veeh sagt: »Raps wird im ökologischen Landbau eher wenig an gebaut, da dort vor allem der Schädlingsdruck durch Rapsglanzkäfer, Erdfloh und Kohlscho tenrüssler sehr hoch ist und damit im konven tionellen Anbau einen intensiven chemischen Pflanzenschutz erfordert. Dennoch schaffen es aber auch einige Ökolandwirtinnen und land wirte, gute Rapserträge zu erzielen«.
LEICHT ZU VERWECHSELN MIT: SENF ODER RÜBSE
Wenn es im Frühjahr gelb blüht ist es zu meist konventioneller Raps, leuchten Fel der im Herbst gelb, handelt es sich entweder um Senf oder – mit geringer Wahrscheinlich keit – um Rübse. Beide könnten auch zur Kör nerproduktion angebaut werden. Die Spei sesenf Produktion benötigt aber nicht viel Fläche und Rübsen wer den manchmal noch als Vogelfutter angebaut. Denn die Rübse verliert als Ackerkultur stark an Bedeu tung. »Früher war sie zur Grün fütterung bei Rindern weit verbrei tet«, sagt Naturland Berater Stefan Veeh, »Senf findet heute vor allem
Blüht es im Frühjahr gelb, ist es zumeist konventioneller Raps (der als Ölfrucht weit verbreitet ist) – zu sehen im großen Bild. Im Spätsommer hingegen ist es fast immer Senf (rechts oben), der als Begrünung und Zwischenfrucht viel Stickstoff aufnimmt, oder Rübse (links).
30.4. + 1.5. Justice
Musiktheater
Hèctor Parra, Fiston Mwanza Mujila, Milo Rau, Tonkünstler-Orchester
3.5.–
12.5. Shared Landscapes
Theater Caroline Barneaud, Stefan Kaegi (Rimini Protokoll)
Festival für Gegenwartskultur
30.4–6.10.2024
9.5.–11.5. TimeTipping Klimakonferenz Globart, Solektiv
in Zwischenfrüchten seine Verwendung, wo er durch seinen schnellen Wuchs und die gute Aufnahme von Stickstoff weit verbreitet ist.« Auch, weil Senf, so Robert Schneider, das bil ligste Begrünungssaatgut ist.
SÜSSLUPINE
Noch eher selten zu sehen ist die Süßlupine, die mit ihren typischen gefiederten Blättern aber sofort auffällt. Ihre Blüten – angebaut wer den u. a. blaue und weiße Lupinen – sind ver gleichsweise unscheinbar.
WAS MACHT BIO ANDERS?
Für den konventionellen Ackerbau ist die Lupi ne uninteressant, weil sie zu geringe Deckungs beiträge bietet. Für die Biolandwirtschaft ist die Leguminose, die Stickstoff im Boden bin det, allerdings sehr gut geeignet – zur natür lichen Bodenaufbereitung in der Fruchtfolge. »Die Lupine ist eine extrem gute Vorfrucht«, heißt es seitens »Die Saat«. »Ihr Anbau hinter lässt einen garen Boden mit gut aufgeschlos senen Nährstoffen und genug Stickstoff für anspruchsvolle Folgekulturen.« Das Saatgut unternehmen sieht in der Süßlupine deshalb »sicher eine Kultur mit Potenzial für mehr«. Über die Bodenverbesserung hinaus wird die Lupine oft als Eiweißfutterpflanze genutzt. Sie ist aber auch für die menschliche Ernährung einsetzbar (ähnlich wie die Erbse).
SOJA
Das Hauptmerkmal der Sojapflanze sind ihre typischen behaarten Blätter. Die Blüten sind sehr unscheinbar, im Herbst aber ist die Pflan ze gut an den Hülsen erkennbar. Geerntet wird im August und September.
Die Süßlupine ist auf Bioäckern immer häufiger zu sehen. Nicht im Bild, aber verwandt mit ihr: die gern in Gärten angebaute Zuchtform »Bitterlupine« (Staudenlupine), die sich vielerorts invasiv ausbreitet.
Bis vor einigen Jahren wurden Sojabohnen vor allem als eiweißreiches Futtermittel ange baut. Mittlerweile bereichert Soja weit über vegetarische und vegane Kost hinaus (wo ihm als Proteinquelle besondere Bedeutung zu kommt) aber auch den menschlichen Speise plan vieler Omnivoren. Am häufigsten wird es zu Tofu verarbeitet. »Soja hat einen bemer kenswerten Boom hingelegt, die Anbaufläche ist kontinuierlich gewachsen«, sagt Robert Schneider (Bio Austria).
WAS MACHT BIO ANDERS?
Für die Biolandwirtschaft ist die den Boden verbessernde Leguminose bereits die zweit wichtigste Kultur nach Weizen. Ihr Anbau ist fixer Bestandteil vieler Fruchtfolgen. Dennoch: »Soja ist eine der Kulturen mit dem geringsten Unterschied zwischen Bioanbau und konven tioneller Landwirtschaft«, sagt Robert Schnei der. Den wesentlichen Unterschied macht die Regulierung der Beikräuter. Als sogenannte »Hackkultur« wird Soja in Reihen angebaut. Beikräuter werden mit dem Hackgerät be kämpft. In sehr trockenen Gegenden wird Soja teilweise bewässert.
ACKERBOHNE (»PFERDEBOHNE«)
Weil sie leichten Frost verträgt wird die Acker bohne meist bereits im zeitigen Frühjahr ange baut. Die Pflanze ist größer als die Sojabohne, hat größere Blätter, größere Blüten, ihre Blätter
den schützt und Stickstoff einlagert bevor sie der Frost abtötet.
HIRSE
Der Name Hirse fasst mehrere uralte Kultur pflanzen zusammen. Alle sind sie Süßgräser, einjährig und werden zwischen 50 Zentimeter und einen Meter groß. In seinem Anfangssta dium ist Hirse leicht mit Mais zu verwechseln, später bildet sie aber keine Kolben aus, sondern
sind aber weniger behaart als die von Soja. »Die Pflanze ist fast ausschließlich für Futterzwe cke interessant«, sagt Stefan Veeh, Ackerbauex perte bei Naturland. »In der Regel werden bit terstoffhaltige Sorten angebaut, die nur für die Rinderfütterung geeignet sind, es gibt aber auch bitterstoffarme Sorten, die für die Füt terung von Schweinen oder Geflügel geeignet sind«. Angebaut wird sie überwiegend im Nor den Europas, da sie sehr viel Wasser braucht und Kühle bevorzugt.
WAS MACHT BIO ANDERS?
Für konventionelle Landwirtschaft ist die Ackerbohne irrelevant. Ihre »sehr gute Vor fruchtwirkung« (Die Saat) macht sie aber für die Fruchtfolge in der Biolandwirtschaft inte ressant.: »Leider gibt es in wärmeren Klima zonen eine Vielzahl an Schädlingen (vor allem Läuse), die teilweise zu totalen Ernteausfäl len führen können.« Empfohlen wird deshalb eine Anbaupause von vier Jahren. In milden Gebieten mit heißen, trockenen Sommern wird die Ackerbohne auch im Herbst (als so genannte »Winterung«) angebaut, die den Bo
ihre Ährchen sitzen auf einer Rispe. Hirse wird sowohl zum Dreschen (Körner, Müsli oder als aminosäurenreiches Vogelfutter) sowie – ähn lich wie Silomais – als Biomasse für Grünsilage als Rinderfutter angebaut.
»Hirse wird im Klimawandel immer interes santer, auch weil der Wasserverbrauch sehr ge ring ist«, sagt Naturland Ackerbauexperte Ste fan Veeh. Die Pflanze kommt gut mit Trocken heit zurecht und braucht zum Keimen hohe Bodentemperaturen. Keine andere Kulturart ist derart genügsam und effizient in der Ver wertung von Wasser: Für die Bildung von ei nem Kilo Korn werden nur 300 bis 400 Liter Wasser benötigt.
WAS MACHT BIO ANDERS?
Wie beim Maisanbau ist das konventionelle Saatgut mit Fungiziden präpariert (»Beize«). Bio verzichtet darauf, das macht den Anbau aufwendig und anspruchsvoll. Besonders die starke Unkrautentwicklung ist für Biobetriebe, die keine chemisch synthetischen Herbizide verwenden, eine Herausforderung.
ZUCKERRÜBE
Große Blätter, niedrige Pflanze, Anbau in Rei hen, teilweise bewässert: Rüben lassen sich
Rispenhirse kurz vor der Erntereife.Marchfelder Genusstour: 25. Mai
Marchfelder Betriebe gewähren einen Blick hinter die Kulissen. Betriebsführungen & Verkostungen erwarten dich!
Das Marchfeld – die Korn‑ & Gemüsekammer Öster‑ reichs – beheimatet eine Vielzahl an Produzenten & Ver‑ edlern. Neben dem allseits be‑ kannten und berühmten March‑ felder Spargel hat die die Regi‑ on zwischen den beiden Metro‑ polen Wien und Bratislava teils auch überraschende Produkte zu bieten, wie etwa den Marchfel‑ der Bio‑Sanddorn.
SIEBEN BETRIEBE LADEN EIN
Eine perfekte Gelegenheit für tiefere Einblicke in die Produkt‑ vielfalt des Marchfeldes bie‑ tet die Marchfelder Genusstour am 25. Mai. Sieben ausgewählte Betriebe – Buntgemüse die Viel‑ faltsgärtnerei (Oberhausen), ADAMAH BioHof (Glinzen‑ dorf), Biospargel Brandenstein (Schönfeld im Marchfeld), Biohof Bubenicek Meiberger (Zwerndorf), Bauernspeis Unger (Wagram an der Donau), Biohof Hubicek (Breitensee) und Marchfelder Bio‑Sanddorn
(Engelhartstetten) – bieten von 10 bis 17 Uhr im 2‑Stunden‑ Takt Betriebsführungen an. Den gesamten Tag über sind Verkostungen und der Einkauf der Produkte möglich. Der Großteil der Betriebe hat sich der biologi‑ schen Landwirtschaft verschrie‑ ben. Im Einklang mit der Natur werden Produkte höchster Qualität erzeugt. Tauche in die alltäglichen Prozesse der Betriebe ein!
Erlebe im Rahmen der Marchfel‑ der Genusstour alles rund um die Spargelproduktion, die Schweine‑ & Rinderhaltung oder die Verarbei‑ tung von frischem Gemüse zu ein‑ gelegter Ware.
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Details & Informationen: www.weinviertel.at/genusstour
leicht erkennen. Da der früher übliche Anbau von Futterrüben kaum noch üblich ist, handelt es sich bei einem Rübenacker fast immer um ei nen Zuckerrübenacker. Biologisch wird dieser sehr selten bewirtschaftet, weil Zuckerrüben sehr anfällig gegenüber Krankheiten, Schädlin gen, aber auch durch Konkurrenz (Licht, Nähr stoffe, Wasser) von Beikräutern sind. »Die Zu ckerrübe ist eine klassische ›Hackkultur‹, die im Frühjahr angebaut und dann im Herbst
von Blühmischungen ausgesät wird. »Als ›Bie nenfreund‹ ist Phacelia eine Augenweide für den Menschen und eine ausgezeichnete Bie nenweide und Pflanze für Insekten«, sagt Na turland Experte Stefan Veeh. »Nicht nur in der Zwischenfrucht, auch auf Biodiversitäts flächen wird sie deshalb oft angebaut.«
Besonders beliebt ist ihre Aussaat auch, weil
geerntet und in der Zuckerfabrik zu Zucker weiterverarbeitet wird«, sagt Stefan Veeh (Naturland).
WAS MACHT BIO ANDERS?
Sehr viel. Das langsame Wachstum im frühen Jugendstadium lässt Unkraut viel Raum. An gebaut in Reihen wird zwischen diesen Zeilen zwar mit der Hackmaschine mechanisch regu liert. Zwischen den Pflanzen muss allerdings händisch mit der »Handhacke« gearbeitet werden. Konventionelle Landwirtschaft tötet unerwünschte Beikräuter mit Herbiziden ab. Schädlinge und Krankheiten – etwa die durch Zikaden übertragene Krankheit Stolbur – er schweren den Zuckerrübenanbau mittlerweile aber sogar in der konventionellen Produktions weise, die auf Pestizide setzt.
PHACELIA
Selten, aber doch sieht man die Phacelia auch im Frühjahr schön violett blau blühen. Aller dings nur, wenn sie zur Saatgutvermehrung angebaut wird. Denn ihre landwirtschaftliche Bedeutung hat sie im Herbst, wenn sie als flä chendeckende Zwischenfrucht oder als Teil
die Pflanze schnell keimt und rasch wächst (und damit den Boden rasch vor Erosion schützt und Feuchtigkeit hält), viel Biomasse produziert, als einjährige frostempfindliche Pflanze aber im Herbst abfriert und ihre Über reste den Boden bedecken. Ein weiterer Vorzug, so Robert Schneider (Bio Austria): »Phacelia ist Teil einer botanischen Familie, die mit keiner anderen Kulturpflanze verwandt ist, weshalb sie keine Schädlinge und keine Krankheiten überträgt.«
WAS MACHT BIO ANDERS?
Zwischenfrüchte haben vor allem in der Bio landwirtschaft Tradition, ihr Anbau ist teil weise mittlerweile aber auch in der konven tionellen Landwirtschaft üblich. Auch Bio diversitätsmaßnahmen, an die Förderungen gekoppelt sind, gibt es da wie dort. Eigens ge düngt oder mit Pflanzenschutzmitteln behan
Phacelia dient auch Hummeln und anderen Insekten als »Bienenweide«.delt werden weder Zwischenkulturen, noch Blühmischungen.
WICKROGGEN
»Eine Spezialität des Biolandbaus« (Die Saat) ist der Wickroggen, eine Mischung aus Win terroggen und der Winterwicke. Beide Arten profitieren voneinander: Der dunkelgrüne Rog gen dient als Stützfrucht für die weiß violett, manchmal zartrosa blühende Wicke. Die Wi cke als Leguminose versorgt den Roggen, in dem sie über ihre Wurzelknöllchen aus der Luft gefilterten Stickstoff im Boden speichert. Beide Arten sind winterhart und bedecken den Boden die kalte Jahreszeit über. Im Frühjahr wachsen sie intensiv, produzieren viel Biomasse und un terdrücken andere Beikräuter. Verwendet wird Wickroggen als eiweißreiches Grünfutter oder Silage. Manchmal wird im Sommer auch das
Wickroggen: Der dichte Bestand aus blühender Zottelwicke und Roggen unterdrückt Unkraut.
Körnergemenge mit dem Mähdrescher geern tet. Oft wird Wickroggen im Frühling gemulcht bevor Folgesaaten angebaut werden.
WAS MACHT BIO ANDERS?
Wächst auf einem Feld Wickroggen, dann handelt es sich fast ausnahmslos um ein Bio feld. Abseits der biologischen Landwirtschaft kommt das Gemenge fast nie zum Einsatz. »Für die Körnernutzung wird im Ökolandbau oft mals auch ein Gemenge aus Wintererbse und beispielsweise Triticale angebaut, das dann gedroschen und verfüttert werden kann«, sagt Stefan Veeh (Naturland).
LANDSBERGER GEMENGE
Das sogenannte »Landsberger Gemenge« be steht aus Zottelwicke, Inkarnatklee und Wei delgras (oder Italienischem Raygras). »Es wird klassisch als winterharte Zwischenfrucht an
gebaut und dann im zeitigen Frühjahr vor ei ner späten Sommerung (z. B. dem Anbau von frostempfindlichem Mais, Anm.) geerntet und futterbaulich genutzt«, sagt Stefan Veeh vom Naturland Verband. In der Regel wird es frisch verfüttert oder siliert, manchmal auch als Heu getrocknet. Manchmal wird das Landsberger Gemenge aber auch als mehrjährige Kultur ge führt und immer wieder abgemäht, ähnlich wie eine Wiese; es ist allerdings nicht als sogenann tes »Dauergrünland« gedacht. Da die Wicke als Leguminose Stickstoff in den Boden bringt, muss damit nicht gedüngt werden.
WAS MACHT BIO ANDERS?
Das Landsberger Gemenge ist eine typische Kultur für feuchtere Lagen und ist sowohl in der konventionellen als auch in der biologi schen Landwirtschaft verbreitet. In der kon ventionellen Viehwirtschaft hat es der Maisan
Lichtacker
Macht als Biodiversitätsmaßnahme ein Feld als Lebensraum für Vögel (Feldlerche, Rebhuhn, Wachtel, Feldammer) und Feldhasen attraktiver.
Bei der Aussaat wird der Abstand zwischen den Reihen, in denen gesät wird, erhöht oder verdoppelt. Auch fast verschwundene Ackerwildkräuter profitieren.
Dieses Roggenfeld ist als »Lichtacker« angelegt: Weite Reihen lassen Platz für Beikräuter wie Klatschmohn und Kornblume.
Inkarnat-Klee ist selten in Reinsaat zu sehen. Wird meist im Gemenge angebaut.Blühmischungen zur Förderung der Artenvielfalt gibt es in vielerlei Zusammensetzung. Hier blühen Phacelia (violett-blau), Malve (dunkelrosa) und Ringelblume (gelb) als Teil der Mischung »Bienentracht Pluss« von Die Saat (Raiffeisen).
gaben gemäß jeder Bauer, jede Bäuerin selbst Saatgutmischungen zusammenstellen. Mittler weile sind allerdings fertige Mischungen weit verbreitet. »Jede Saatgutfirma hat ihre eigene Mischung im Angebot«, sagt Robert Schnei der, Ackerbauberater des Verbands Bio Aust ria. »Blühmischungen bestehen oft aus Arten, die besonders gut für Wildtiere sind. Für Biodi versitätsflächen empfiehlt sich die Einsaat mit gut abgestimmten Mischungen aus Wildpflan zen, die die Bedürfnisse von Insekten, Feldvö geln und anderen Arten berücksichtigen«, weiß Stefan Veeh (Naturland).
»Die Saat« verweist etwa auf unterschied lichste Mischungen, die unterschiedliche Zwe cke erfüllen können – etwa zum Befestigen der Krumme in Hanglagen, zum Erhöhen des Hu musanteils, zur Erhöhung der Bodengesund heit, zur Förderung von Insekten oder als Äs ung und Deckung für Wildtiere.
WAS MACHT BIO ANDERS?
Hackkultur
Konventionelle Landwirtschaft bekämpft Unkraut meist mit Herbiziden. Biolandbau setzt stark auf mechanischen Unkrautregulierung mit der Hacke (oder mit dem Striegel). Je präziser mit der Hackmaschine gearbeitet wird, desto weniger Jätearbeit ist später händisch zu verrichten.
Klassische
Hackkulturen
Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln, Soja.
bau aber weitgehend verdrängt. Gedüngt wird es vor allem mit »Wirtschaftsdünger« aus Tier haltung, also mit Mist, Gülle oder Jauche – in der Biolandwirtschaft entweder vom eigenen Betrieb oder von überbetrieblichen Nährstoff kreisläufen mit anderen Biohöfen.
BLÜHMISCHUNG
Prinzipiell müssen in allen Ländern der Eu ropäischen Union auf vier Prozent der land wirtschaftlich genutzten Fläche eines Betriebs mit mehr als zehn Hektar Grün oder Acker land sogenannte Biodiversitätsflächen angelegt werden, sofern Förderungen bezogen werden. Durch den Ukrainekrieg und die durch diesen – angeblich – bedrohte Versorgungssicherheit wurde diese 4 Prozent Verpflichtung zuletzt ausgesetzt. In einigen Ländern gehen die Vor gaben trotzdem darüber hinaus, in Österreich betrifft das zum Beispiel sieben Prozent (bei freiwilliger Teilnahme am Umweltprogramm Öpul). Diese sind an genaue Auflagen und Maß nahmen geknüpft – zum Beispiel ans Anlegen von mehrjährigen Blühstreifen. Optisch sind sie am Rand von größeren Ackerflächen meist dadurch erkennbar, dass sie genau drei Meter breit sind, was der Breite einer Saatmaschine entspricht. Theoretisch könnte sich den Vor
Ob Bio oder nicht, macht hier in der Praxis keinen Unterschied – zumindest solange die Blühstreifen oder Blühflächen bestehen. Sol len an ihrer Stelle wieder Ackerkulturen wach sen, ist der Unterschied freilich groß. Um die Flächen wieder frei zu bekommen, setzen viele konventionelle Betriebe Totalherbizide ein (z. B. Glyphosat) ein. Biozertifizierte Böden wer den mechanisch umbrochen und aufbereitet. Generell geht es beim Anlegen von Blühflä chen aber in konventioneller Wirtschaftswei se um ökologische Aspekte, die Bodengesund heit, und nicht zuletzt auch um ästhetische An sprüche. Es gibt nicht wenige Landwirtinnen und Landwirte, die Blühmischungen bevorzu gen, je nachdem, welche der enthaltenen Blüh pflanzen sie selbst als besonders attraktiv und ansprechend empfinden. Selten, aber nicht nur fürs Auge wertvoll sind Ackerwildkräutermi schungen, die sehr selten gewordene Ackerblu men enthalten, die durch intensive Bodenbe wirtschaftung und enges Säen weitestgehend verschwunden sind, etwa Ackerrittersporn oder Stiefmütterchen. »Ackerwildkräutermi schungen enthalten nichts, was als Unkraut in Konkurrenz zu Ackerkulturen stehen könnte«, sagt Eva Marthe, Biodiversitätsberaterin bei Bio Austria, »sondern ausschließlich fast ver schwundene Kräuter und Blumen, die wichtig für spezialisierte Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten sind.«
Transparent und selbstkritisch
Alle zwei Jahre veröffentlich IKEA Österreich seinen Nach‑ haltigkeitsbericht – freiwillig. Das Unternehmen setzt sich darin offen, transparent und selbstkritisch mit den Auswir‑ kungen auf Menschen und Umwelt auseinander. Einer der Schwerpunkte ist Klimaschutz. IKEA hat sich das das Ziel gesetzt, seinen Klimafußabdruck bis 2030 im Ver‑ gleich zum Referenzjahr 2016 um 80 % zu reduzieren. Mit Ende 2023 konnte gegenüber 2016 eine Reduktion von 30 % erreicht werden – trotz Umsatzwachstum und der Erschlie‑ ßung neuer Standorte. Ein anderer ist die Mobilität. IKEA Österreich hat hier in den letzten Jahren schon viel getan in den Bereichen Logistik und Transporte, dazu gehört auch die im Herbst 2023 eingeführte Flotte an Wasserstoff‑Trans‑ portern für die letzte Meile außerhalb der Ballungszentren, in denen bereits elektrisch ausgeliefert wird. Bei der inter‑ nationalen Logistik setzt man zu‑ sehends auf die Bahn. Nun wid‑ met man sich der Mobilität der MitarbeiterInnen und KundIn‑ nen. Um die Emissionen zu redu‑ zieren, wurden bereits erste Ini‑ tiativen gestartet: beispielsweise ein Sammeltaxi für Mitarbeite‑ rInnen, Fahrrad‑Parkplätze oder vergünstigte Tarife für E‑Lade‑ stellen. In den Arbeitsbereichen, wo es möglich ist, wird eine Ho‑
me‑Office‑Policy angeboten. Für KundInnen will IKEA die Anfahrt zu den Möbelhäusern ohne PKW leichter möglich machen. Der innerstädtische IKEA am Wiener Westbahnhof ist ein international beachtetes Leuchtturmprojekt. Ein weiteres großes Thema sind selbstverständlich Res‑ sourcen. IKEA hat Design zugänglich gemacht und viele Klassiker geschaffen. Derzeit ist man darum bemüht, die Einsatzdauer der Möbel zu verbessern und auf Reuse und Recycling zu setzen. Ein Beispiel dafür ist das Ausrollen der Zweites‑Leben‑Shops in den Standorten und online für die IKEA auch gebrauchte Möbel zurückkauft und aufbereitet.
SOZIALE NACHHALTIGKEIT
Nachhaltigkeit umfasst aber auch andere Themen und so setzt IKEA soziale Schwerpunkte wie Diversität und Inklu‑ sion, Weiterbildung und Gleichbe‑ handlung und ‑bezahlung. 50 % al‑ ler Führungskräfte bei IKEA Ös‑ terreich sind weiblich. Aktuell arbeiten bereits knapp 100 Men‑ schen mit Behinderung bei IKEA in Österreich. Die Arbeit bei IKEA für Menschen mit Behinderung soll künftig noch zugänglicher ge‑ staltet werden. Zum Nachhaltigkeitsbericht: ikea.at/nachhaltigkeitsbericht
ÖFFENTLICH ÄRGERNIS ERREGEN
Wann sexuelle Handlungen im Freien verboten sind, ist von Staat zu Staat anders geregelt.
NØRSTEDSPARKEN
2011 wurden beim Kopenhagener Ørstedsparken Schilder aufgestellt, die mit offiziellem Logo darauf hinwiesen, dass Sex in der Öffentlichkeit gestattet sei, die Praktizierenden sich dabei aber »rücksichtsvoll« verhalten sollen. Es stellte sich heraus, dass KünstlerInnen hinter der Beschilderung steckten. Der Ørstedsparken findet sich allerdings online immer noch auf Listen von Orten, an denen öffentlicher Sex erlaubt ist.
Explizit
Auf Lanzarote gibt es mit Charco del Palo ein 200EinwohnerInnen-Dorf, in dem man sich grundsätzlich in der Öffentlichkeit nackt bewegen darf.
FKK-Dörfer
In Frankreich setzt das »größte FKK-Dorf der Welt«, in Cap d’Agde, mit dem 2,5 Kilometer langen FKK-Strand und 1,5 Millionen BesucherInnen pro Jahr eigene Maßstäbe.
Nacktsein in der Öffentlichkeit ist die eine Sache, nackt in der Öffentlichkeit bei der Sache sein eine andere. Grundsätz lich ist Nacktheit nicht verboten – auch im Freien nicht. Draußen wird das Blankzie hen hier erst dann zum Problem, wenn sich an dere Menschen ge stört fühlen. Dabei spricht man bei spielsweise in Ös terreich von einer Anstandsverletzung und in Deutschland von einer Ordnungs widrigkeit. Kompli ziert wird es im Einzelfall der Anklage, bei dem dargestellt werden muss, wer sich wie, wann und in welchem Ausmaß gestört fühlt. Vermei den lässt sich dies an für nackte Aktivitäten de signierten Orten. Neben FKK Stränden und Campingplätzen gibt es auch ganze FKK Ort schaften und in Deutschland etwa bereits zwei offizielle Nacktwanderwege.
VERBOTEN
Werden allerdings öffentlich sexuelle – oder in der österreichischen Rechtsprechung »ge schlechtliche« – Handlungen ausgeführt, sind der Freiheit mehr Grenzen gesetzt. Obwohl die Gesetzestexte in Deutschland und Österreich leicht unterschiedlich sind, ist in beiden Län dern die potenzielle Wahrnehmung durch an dere Personen entscheidend dafür, ob eine se xuelle Handlung als öffentlich zu bewerten ist. Darunter fällt somit auch Sex in der – grund
sätzlich öffentlichen – Natur. Auch hier sind im Einzelfall die Umstände ausschlaggebend: etwa, ob glaubwürdig gemacht werden kann, dass sich die Praktizierenden unbeobachtet wähnten. In anderen Ländern unterscheiden sich die Gesetzeslagen weiter, aber grundsätz lich geht es bei diesen Bestimmungen darum, dass die durchgeführten sexuellen Handlungen andere, unbeteiligte Personen, in ihren Rech ten verletzen. Trifft dies zu, können teilweise hohe Geld und in manchen Ländern auch Frei heitsstrafen drohen. In Ländern wie Italien und Spanien kam es etwa in jüngerer Vergangenheit zu öffentlichem Ärgernis – mitsamt entspre chender medialer Aufmerksamkeit – ausgelöst durch Sex in der Öffentlichkeit.
ERLAUBT
Für Sex im Freien eignen sich also – sowohl im eigenen Interesse als auch dem anderer – Orte, an denen einen mit großer Wahrscheinlichkeit niemand begegnet. Erstens, um nicht erwischt zu werden, zweitens um, wenn man denn doch erwischt wird, glaubwürdig machen zu können, dass man davon ausgehen konnte, von niemandem gesehen zu werden. Darüber hinaus gibt es in Europa Orte, die die se Freiluftaktivität ausdrücklich erlauben. Ein bekanntes Beispiel ist etwa der Vondelpark in Amsterdam. Dort sind öffentliche sexuel le Handlungen unter bestimmten Vorausset zungen gestattet – begrenzt auf die Zeit nach Sonnenuntergang, und fernab der Spielplätze –und wenn anfallender Müll wieder mitgenom men wird.
Weltklasse: Heumilch ist Weltkulturerbe.
Die traditionelle Heuwirtschaft wurde von den Vereinten Nationen als erstes „Landwirtschaftliches Weltkulturerbe“ im deutschsprachigen Raum anerkannt. Eine besondere Bestätigung für unsere Heumilchbäuerinnen und Bauern. Denn durch ihre schonende Bewirtschaftung bleiben Wiesen, Weiden und Almen erhalten, die große Mengen an CO2 speichern. Dadurch leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und liefern gleichzeitig wertvolle Heumilch g.t.S. Mehr auf heumilch.com
Ausgezeichnet als „garantiert traditionelle Spezialität“.
PFLEGEFÄLLE IM TIERREICH
Was tun, wenn wir draußen über ein einsames Rehkitz, verwaiste Fuchswelpen oder ein aus dem Nest gefallenes Küken stolpern?
Gut gemeint ist manchmal grundverkehrt, gerade wenn es um den Umgang mit vermeintlich pflegebedürftigen jungen Wildtieren geht. »Die Stadt Wien holt je des Jahr Jungvögel, Eichhörnchen, Junghasen und Rehkitze ab, die eigentlich keine menschli che Hilfe benötigt hätten«, heißt es seitens der Stadt Wien. Durch Fehleinschätzung in Obhut genommen, macht oft gerade die Hilfsbereit schaft die Tiere zu lebenslangen Pflegefällen. Einerseits findet in frühen Lebensphasen die Prägung auf Artgenossen statt. Andererseits lernen sie von Eltern auch Lebenswichtiges einzuschätzen; etwa was geeignete Nahrung und wo diese zu finden ist. Oder wie man sich gegenüber Fressfeinden verhält. Ohne diese Fähigkeiten sind Tiere in der Natur nicht über lebens und gegenüber Artgenossen nicht mehr anschlussfähig.
Ob es gar die moralische Verpflichtung gibt, junge Wildtiere zu vorsorgen, sofern sie
als verstoßen oder verwaist erkannt werden, bleibt Gegenstand tierethischer Debatten. In der Natur liegt die Jugendsterblichkeit bei den meisten Arten im ersten Lebensjahr zwischen 50 und 70 Prozent. Im Fall von Krankheiten oder Nahrungsknappheit ist auch der Infanti zid, also das Töten oder Verstoßen von Jung tieren, üblich. Laien fällt es aber fast immer schwer einzuschätzen, ob ein Jungtier über haupt Hilfe benötigt oder nicht.
Dass Feldhasen alleine auf die Häsin war ten oder eine Rehgeiß ihr Kitz nur alle paar Stunden zum Säugen besucht, damit dieses möglichst unentdeckt bleibt, ist beispielswei se völlig natürlich. Nach menschlichem Kon takt werden Jungtiere von beiden Arten aber meist von ihren Muttertieren verstoßen. Für ein Leben in der Natur sind sie damit oft ver loren. »Normalerweise sind die Alttiere in der Nähe und versorgen die Jungen weiter«, klärt auch die Stadt Berlin über vermeintlich »Hilf
TEXT
Thomas Weber
BUCHTIPP:
»Tierfindlinge. Aufzucht, Pflege, Auswilderung« von Jürgen Plass, vollständig überarbeitete Auflage 2024, Eigenverlag.
BERATUNGSSTELLEN
Wildtierservice Wien
Die Stadt Wien unterhält ein eigenes Wildtierservice (7.30 bis 22 Uhr). In Notfällen kann rund um die Uhr angerufen werden. Tel: +43 1 4000 49090
wien.gv.at/wildtierservice
NABU Wildtierberatung
Der NABU Berlin informiert telefonisch un ter +49 30 54 71 28 91 (von April bis Septem ber montags bis mittwochs sowie freitags von 10 Uhr bis 15 Uhr sowie an Donnersta gen von 12 Uhr bis 17 Uhr; von Oktober bis März montags bis mittwochs sowie freitags von 10 Uhr bis 13 Uhr sowie an Donnersta gen von 12 Uhr bis 15 Uhr)
Liste der bundesweit vom NABU betrie benen oder unterstützten Pflege und Auf fangstationen für Vögel und Wildtiere
Völlig natürlich: ein allein gelassenes Rehkitz. Die Mutter sucht es nur alle paar Stunden zum Säugen auf. So bleibt das geruchlose Jungtier Fressfeinden am besten verborgen. Von Menschenhand aufgezogen werden Rehböcke (durch Fehlprägungen) später oft zu einer Gefahr – vor allem für Kinder.
lose Wildtiere« auf: »Häufig sind befiederte Jungvögel oder auch Eichhörnchen in den ers ten Tagen nach Verlassen des Nestes noch et was ungeschickt und können auch mal auf dem Boden landen. Sollte dort Gefahr durch Hunde oder Katzen drohen, reicht es meistens aus, sie in den nächsten Baum zu setzen. Kleinere, und vor allem noch unbefiederte Jungvögel sollten ins Nest zurückgesetzt werden.«
FAQ – Welcher Vogel braucht Hilfe?
Anhand der Beantwortung einfacher Fragen klärt die private Stiftung Vogelwarte auf, ob ein am Boden aufgefundener Jungvogel (oder verletzter Altvogel) pflegebedürftig ist oder nicht. vogelwarte.ch wildtierhilfe-wien.at wildtierrettung.de
Nur wenn dies nicht mehr möglich ist – etwa durch umgestürzte Nistbäume, Hochwasser oder andere Ausnahmesituationen –, wäre eine Aufnahme gerechtfertigt. Oder wenn es sich offensichtlich um verwaiste, verstoßene oder verletzte Tiere handelt (die beispielswei se eine Freigängerkatze nach Hause gebracht hat). Auch in diesen Fällen ist es allerdings sinnvoll, die Jungtiere (oder auch verletzte Alttiere) sofort an fachkundige Personen zu geben. JägerInnen, TierärztInnen oder auch ehrenamtlich Engagierte in Wildtierstationen wissen die Situation einzuschätzen. Sie integ rieren die Findlinge entweder in eine Bruthöh le oder ein Nest in der Natur – oder ziehen sie im besten Fall mit Artgenossen auf.
BITTE NICHT BERÜHREN
Unbedarfte Annäherungsversuche bescheren oft sogar Verletzungen. »Bei den meisten Ar
ten muss man sich vor dem Gebiss bzw. dem Schnabel schützen, so sticht zum Beispiel der Reiher bereits im Ästlingsstadium mit seinem spitzen Schnabel blitzschnell in Richtung Au gen«, schreibt Jürgen Plass in seinem Buch über Aufzucht, Pflege und Auswilderung der »Tier findlinge«. Auch Greifvögel, Eulen und junge Kernbeißer (die mit ihren Schnäbeln Kirsch kerne knacken) oder Fledermäuse, Eichhörn chen, Biber, Marder, Dachse und Füchse kön
Das beste Werkzeug, um junge Wildtiere zu schützen: die Leine für den Hund.
»Eine Großstadtwohnung eignet sich höchstens für die Aufzucht eines Kleinvogels oder einer Stadttaube.«
— Jürgen Plass, Biologe und Ratgeberautor
nen einem blutige Verletzungen zuführen. Plass rät: »Um allen Ansprüchen gerecht zu werden, wäre es besser, das Tier in berufene Hände zu geben oder zumindest Rat ein zuholen.« Denn: Jungtiere aufzuziehen, um sie später wie der auszuwildern – ihnen also ein natürliches Leben zu er möglichen –, erfordert nicht nur Wissen und tierärztlichen Rat, sondern auch Platz. »Eine Großstadtwohnung eignet sich höchstens für die Aufzucht eines Kleinvogels oder ei ner Stadttaube. Für alle übrigen Arten benötigt man zumin dest einen Garten. Kaninchenställe und finstere Dachböden sind für die Unterbringung von Jungtieren jedenfalls gänz lich ungeeignet«, so Plass.
Rechtlich unterscheidet sich die Sache von Art zu Art und länderweise. Während die Mitnahme mancher Tiere (Reh, Wildschwein usw.) jagdrechtlich streng genommen unter Wilderei fällt und der Umgang mit seltenen, nicht jagdbaren Arten in Österreich von Naturschutzgesetzen geregelt wird, räumt das deutsche Bundesnaturschutzgesetz die Möglich keit ein, hilflose Tiere aufzunehmen und gesund zu pflegen. Freilich um sie unverzüglich wieder in die Freiheit zu ent lassen. Behalten dürfen sie nicht werden. Fledermäuse, Eu len und Greifvögel müssen als streng geschützte Arten den Naturschutzbehörden gemeldet werden. Diese kümmern sich um eine Weitergabe an fachkundige Personen. In den meisten Fällen lässt man am besten die Finger von Jungtieren und bleibt auch im Zweifelsfall keinesfalls in un mittelbarer Nähe des Findlings. Die eigene Anwesenheit würde garantieren, dass die Elterntiere in der Ferne bleiben und die Jungtiere länger als nötig unversorgt lassen, dass diese hungern oder unterkühlen. Auch Jungtiere zu füt tern schadet ihnen. Besteht wirklich Unsicherheit, sind die ersten Ansprechpersonen die örtlichen Jagdausübungsbe rechtigten, städtische Beratungsstellen, Vogelwarten oder Wildtierauffangstellen. Und mit Sicherheit die beste Art, sich um das Wohlergehen von nicht nur jungen Wildtieren zu kümmern ist es, ihren Lebensraum zu schützen, Hunde an der Leine und Katzen im Haus zu lassen.
KANN SPUREN VON GIFT ENTHALTEN
TEXT
Ulrike Potmesil
Pestizide schützen Pflanzen und verursachen zugleich Schaden. Auch an unserer Gesundheit.
Frühling liegt in der Luft und lockt uns hi naus in die Natur. Wie wohltuend – wenn man nicht gerade unter einer Pollenaller gie leidet –, spazieren zu gehen, Sport zu treiben, die Nase in die Frühlingssonne zu re cken. Was aber, wenn plötzlich die Augen zu tränen beginnen, die grün knospenden Bäume im Sichtfeld verschwimmen, Hustenreiz und Atemnot den Ausflug trüben? Dann ist mögli cherweise Pestizid Abdrift die Ursache. An von Betroffenen dokumentierten Fällen mangelt es jedenfalls nicht.
Im Jahr 2022, so teilt das Umweltinsti tut München mit, wurden in Deutschland 32.138 Tonnen Pestizide verkauft. Welche und wie viel davon tatsächlich eingesetzt wur den, ist nicht bekannt. »Landwirtinnen und
»Bisher erfolgt keine Sammlung und Auswertung der Daten dazu, wie viel
Pestizide in Deutschland
eingesetzt werden, seitens der deutschen Behörden.«
Christine Vogt, Umweltinstitut München
Landwirte müssen diese Informationen zwar dokumentieren und bei einer Kontrolle vorwei sen können, doch die Sammlung und Auswer tung der Daten seitens der deutschen Behörden erfolgt bisher nicht. Das ist ein großer Miss stand, gegen den das Umweltinstitut seit Jah ren ankämpft», teilt dessen Sprecherin, Christi ne Vogt, mit. Denn das europäische Zulassungs verfahren ignoriert den Cocktaileffekt aus einer Kombination von Pestiziden und bewertet nur Einzelstoffe. Tatsächlich sind jedoch Mensch und Umwelt einer Vielzahl von Schadstoffen aus unterschiedlichen Quellen zugleich ausge setzt. Und relevanter als die Mengen in Ton nen eines Präparats sind darüber hinaus die Mengen enthaltenen Wirkstoffs in den Pflan zenschutzmitteln – und auch die Frage, welche Mittel bzw. Wirkstoffe zum Einsatz kommen.
PFLANZENSCHUTZMITTEL GIBT ES VIELE
Das Umweltinstitut München e. V. ist ein 1986 gegründeter Verein. Sein Ziel: die Agrarwende hin zu 100 Prozent ökologischer Landwirtschaft sowie die Energiewende hin zu einer vollständig regenerativen Energiegewinnung.
Das in Deutschland am häufigsten verkauf te Pestizid war im Jahr 2022 mit 3915 Tonnen der Unkrautvernichter Glyphosat, gefolgt von Schwefel mit 3090 Tonnen, Prosulfocarb, eben falls ein Unkrautvernichter, mit 1667 Tonnen und dem Wachstumsregulator Chlormequat mit 1536 Tonnen.
Die 2022 in Österreich abgesetzte Pestizid menge betrug 14.011 Tonnen. Der Anteil der für die biologische Produktion gelisteten Wirk stoffe betrug hier insgesamt 4095 Tonnen. Denn auch in der Biolandwirtschaft sind be stimmte Pestizide zugelassen, derzeit sind dies in der EU 134 Wirkstoffe, die jedoch ein deut lich geringeres Gefahrenpotenzial aufweisen, als die für die konventionelle Landwirtschaft
zugelassenen chemisch synthetisch erzeug ten Pestizide.
Pestizide werden außerdem auch abseits von landwirtschaftlichen Betrieben in der Forst wirtschaft, in Gärten, bei der Deutschen Bahn ebenso wie den ÖBB und von Kommunen ein gesetzt. Im Gegensatz zu privaten Gartenbesit zerInnen müssen LandwirtInnen und Betriebe dokumentieren, wann sie in welchen Mengen welche Pestizide eingesetzt haben.
ERFASSUNG IST NICHT EU-WEIT VORGESEHEN In Österreich werden die Daten von der Agen tur für Gesundheit und Ernährungssicher heit, AGES, zentral erfasst und ausgewertet. In Deutschland ist dies wie erläutert nicht der Fall, die Behörden kontrollieren nur stichpro benartig einzelne Betriebe. Laut dem Deut schen Bundesamt für Verbraucherschutz wur den 2021 bei 1,5 Prozent der landwirtschaftli chen Betriebe solche Kontrollen durchgeführt. Ein Gerichtsprozess gegen das Umweltins titut München lieferte jedoch umfangreiches Informationsmaterial für die Forschungsarbeit des Münchner Umweltinstituts. Die Auswer tung der Daten, die im Südtiroler Pestizidpro zess als Beweismittel sichergestellt wurden, ermöglichte konkrete Aussagen über Pestizi de im Apfelanbau. Im Jahr 2017 hatte das Um weltinstitut München den hohen Pestizidein satz in Südtirols Apfelanbau kritisiert – und war dafür vom Südtiroler Landesrat für Land wirtschaft und mehr als 1300 Bäuerinnen und Bauern wegen übler Nachrede und Markenfäl schung vor Gericht gestellt worden. Der Pro zess endete mit einem Freispruch – was blieb, war das umfangreiche Datenmaterial: Die un tersuchten Betriebe hatten 2017 über den Un tersuchungszeitraum von sieben Monaten hinweg Pestizide in teils hoher Frequenz und Menge eingesetzt. Mehrere davon stuft die Eu ropäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als »vermutlich fortpflanzungsschädi gend« oder «vermutlich krebserregend« ein. Belastet werden nicht nur jene, die diese Le bensmittel zu sich nehmen, sondern auch An rainerInnen von Anbaugebieten. Denn wer
In der EU dürfen Pestizide überhaupt nur zugelassen werden, wenn sie bei bestimmungsgemäßer Anwendung »keine sofortigen oder verzögerten negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit« haben.
den Pestizide im Freien eingesetzt, entsteht Abdrift, und die liegt auch im wahrsten Sinne des Wortes in der Luft. Da bei der Ausbringung der Wirkstoffe der feine Sprühnebel mit dem Wind Hunderte Meter verweht werden kann, gelangen die Pestizide auch auf benachbarte Felder und in umliegende Gärten. Für Biobau ern und Biobäuerinnen beispielsweise kann dies auch eine große ökonomische Bedrohung darstellen, denn wenn in ihren Produkten da durch Rückstände chemisch synthetischer Pestizide festgestellt werden, beschädigt das ihre Glaubwürdigkeit bei den KonsumentIn nen. Außerdem setzen viele Zertifizierungen (etwa der Baby Food Standard) voraus, dass keine solchen Rückstände in den Produkten nachgewiesen werden können.
Bei höheren Temperaturen können Sprühne bel verdampfen, die Pestizide gelangen durch
Thermik in höhere Luft schichten und werden viele Kilometer weit transportiert. Die häufigsten Symptome einer akuten Pestizid Ver giftung sind Augenbrennen, Atembeschwerden, Kopf schmerzen, Übelkeit oder Hautausschläge. Doch viele Menschen ordnen, wie Chris tine Vogt berichtet, die Sym ptome nicht der Abdrift zu oder ignorieren sie, auch um Konflikte zu vermeiden. »Bei manchen ist der Leidens druck so hoch, dass sie etwas unternehmen müssen«, sagt Christine Vogt. Für Betroffe ne ist es jedenfalls schwierig, herauszufinden, welches Pes tizid bei ihnen Vergiftungs symptome auslöst, vor allem, wenn die Landwirtinnen und Landwirte nicht auskunfts willig sind.
Am stärksten gefährdet sind jene, die selbst Pestizide anmi schen und ausbringen. »Wir Bäuerinnen und Bauern haben das höchste Risiko, wir sitzen ja quasi im Sprühnebel«, sagt der österreichische Landwirt und Mitarbeiter der AGES, Alois Leidwein, und ergänzt: »Jede und jeder, die oder der mit Pesti ziden arbeitet, muss eine entsprechende Schu lung absolvieren. Hier geht es um den Schutz der Umwelt und der Gesundheit, sowohl der ei genen als auch der von anderen.« Kein Land wirt, ist Leidwein überzeugt, würde mehr als das unbedingt notwendige Pflanzenschutz mittel einsetzen, denn: »Pestizide sind teuer.« Dass der Großteil der auf dem Markt verfüg baren Pestizide bei entsprechender Landwirt schaftsweise grundsätzlich gar nicht notwen dig sind, zeigen sowohl manche konventionel len Betriebe, als auch Zigtausende Biobetriebe sowohl in Österreich als auch in Deutschland.
ZUGELASSENE GESUNDHEITSSCHÄDEN
Erst vor wenigen Tagen wurde bekanntgege ben, dass Parkinson in Deutschland als Berufs
krankheit von Landwirtinnen und Landwirten anerkannt werden soll. In Frankreich ist das bereits seit zehn Jahren der Fall, denn längst ist bekannt, dass Parkinson durch den Kontakt mit Pestiziden ausgelöst werden kann. Die Lis te der Gesundheitsgefahren, die von Pestiziden ausgehen, ist lang. Laut einer Studie der NGO Global 2000 sind auf 55 Prozent der Wirkstoffe, die nur in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt werden dürfen, verpflichtende An gaben zu Gesundheits oder Umweltgefahren angebracht. Warnungen vor möglichen Schä den für das ungeborene Kind oder akuter to xischer Wirkung wurden bei 16 Prozent dieser Wirkstoffe gefunden. Dagegen waren bei kei nem der im ökologischen Landbau genehmig ten Wirkstoffe solche Warnungen angegeben. Der in der Biolandwirtschaft am häufigsten eingesetzte Schwefel gilt laut AGES als »rela tiv ungefährliches« Pestizid. Eine Studie des National Institute of Environmental Health Sciences (USA) aus dem Jahr 2017 bringt die Anwendung von Schwefel in der Landwirt schaft jedoch mit verminderter Lungenfunk tion bei Kindern in Verbindung. Kupfer wiede rum gilt vor allem deshalb als problematisch, weil sich der Wirkstoff im Boden anreichert und sich wahrscheinlich negativ auf das Bo denleben auswirkt. Deshalb gibt es in der Bio landwirtschaft strenge Mengenbegrenzungen. In Deutschland wird im Biolandbau derzeit im Rahmen der sogenannten Kupferminimie
Dass mit dem Einsatz zugelassener Pestizide Gesundheits- und Umweltschäden entstehen, die im Zulassungsverfahren nicht ausreichend berücksichtigt wurden, muss dann von Betroffenen nachgewiesen werden.
rungsstrategie eine weitere Reduzierung ange strebt. In Österreich gibt es derzeit kein ver gleichbares Programm.
Laut EU Gesetz dürfen Pestizide überhaupt nur dann zugelassen werden, wenn sie bei be stimmungsgemäßer Anwendung »keine sofor tigen oder verzögerten negativen Auswirkun gen auf die menschliche Gesundheit« haben. Dass mit dem Einsatz zugelassener Pestizide Gesundheits und Umweltschäden entstehen, die im Zulassungsverfahren nicht ausreichend berücksichtigt wurden – oder dass die Anwen dung nicht nach den gesetzlichen Bestimmun gen erfolgt ist, muss dann von Betroffenen nachgewiesen werden. Beweise, die schwer zu erbringen sind.
Das Pestizid-Abdrift-Netzwerk Pan Germany stellt einen Meldebogen bereit pan-germany.org
Ebenso die österreichische NGO Global 2000 global2000.at
Mitunter wird lange nach der Zulassung eines Pestizids nachgewiesen, dass beispielsweise auch bei bestimmungsgemäßem Einsatz erhebliche negative Auswirkungen auftreten können.
Eine Magerwiese kann aus über 60 Pflanzenarten bestehen, während in einer intensiv gedüngten Wiese oft nur mehr etwa fünf Pflanzenarten wachsen. So verschwinden die Adria Riemenzunge (Bild) und andere bunte Blumen rasch aus den Flächen und mit ihnen die Insekten, die vom Blütenreichtum leben.
Hotspot
Wienerwald-Wiesen
Das Biosphärenpark Wienerwald Management hilft artenreiche Wiesen und Weiden zu erhalten.
Ausgedehnte kühle Wälder, die sich mit sonnenbeschie‑ nenen Wiesen und Weiden abwechseln: Diese Idylle be‑ schreibt die Wienerwaldlandschaft, wie wir sie kennen und schätzen, und die sie für viele Erholungssuchende beson‑ ders attraktiv macht.
Die Wienerwald‑Wiesen sind sehr vielfältig und artenreich und damit echte Biodiversitäts‑Hotspots! Kaum ein anderes Gebiet in Mitteleuropa weist eine derartige Vielfalt an Pflan‑ zen‑ und Tierarten auf. 23 verschiedene Wiesen‑ und Wei‑ detypen gibt es im UNESCO‑Biosphärenpark Wienerwald. Einige davon haben hier ihr bedeutendsten Vorkommen in ganz Österreich und bieten vielen – oft bedrohten – Arten wertvolle Lebensräume. Denn viele Tiere sind Nahrungsspe‑
zialisten: So brauchen etwa die Raupen selten gewordener Schmetterlingsarten, wie Bläulinge und Widderchen, be‑ stimmte Nahrungspflanzen, die sich nur in nährstoffarmen Wiesen behaupten können.
SENSIBLE LEBENSRÄUME
Doch artenreiche Wiesen sind sensible Lebensräume und in‑ zwischen schon sehr selten geworden. Ihr Verschwinden ist ein Resultat einer jahrhundertelangen Nutzung durch Men‑ schen und brauchen dauerhafte, extensive Bewirtschaftung und Pflege. Um sie in ihrer Vielfalt zu erhalten, müssen sie – angepasst an den Wiesentyp und den Standort – gemäht oder beweidet werden. Gerade in Zeiten von Klimawandel
und Artensterben sind alle aufgefordert, diese wertvollen Wiesen und Weiden in all ihrer Vielfalt auch für nachfolgen‑ de Generationen zu erhalten.
Das erfordert einerseits Engagement und Fachwissen auf Seiten der LandwirtInnen, ebenso wie Verständnis der regi‑ onalen Bevölkerung und Erholungssuchenden für die wirt‑ schaftlichen und ökologischen Zusammenhänge. Die Auf‑ gabe der Bewirtschaftung, sowie die intensive Wiesenbe‑ wirtschaftung mit hohem Nährstoffeintrag durch häufiges Düngen und Stickstoffeinträge aus der Luft durch Heizung, Verkehr und Industrie gefährden den Erhalt dieser kostba‑ ren Lebensräume. Aber auch so manches Freizeit‑ und Er‑ holungsverhalten setzt die Artenvielfalt der Trockenrasen, Magerwiesen und Feuchtwiesen unter Druck.
RICHTIGES VERHALTEN BEIM PICKNICK UND MIT HUND
Jede und jeder Erholungssuchende kann durch Rücksicht‑ nahme einen persönlichen Beitrag zum Schutz der Wiesen und Weiden im Wienerwald leisten! So wird etwa durch das Durchqueren der ungemähten Wiese zu Fuß oder mit Mountainbike oder beim Sonntags‑Picknick das Gras nie‑ dergetreten, und die Mahd erschwert. Für die LandwirtIn‑ nen, die vom Ertrag der Wiese leben müssen, bedeutet dies großen wirtschaftlichen Schaden. Mit dem Betreten der Wiese werden zudem seltene und empfindliche Tierarten wie etwa der Wachtelkönig gestört.
Auch freilaufende Hunde bedeuten für diese Arten großen Stress. Außerdem führt Hundekot zur Überdüngung von mageren Wiesen und Trockenrasen und macht das Heu un‑ verkäuflich, weil es vom Vieh nicht mehr gefressen wird. Fazit: Beim Spazierengehen sollten Hunde an der Leine ge‑ führt werden und man sollte – wie beim Fahrradfahren – am besten auf den Wegen bleiben. An einem entspannten Pick‑ nick ist nichts auszusetzen, solange dieses auf einer abge‑ mähten Wiese stattfindet und Müll und Essensreste wieder mitgenommen und ordnungsgemäß entsorgt werden.
LANDSCHAFTSPFLEGEEINSÄTZE
Das Biosphärenpark Wienerwald Management hat es sich zur Aufgabe gemacht, Knowhow weiterzugeben und die Be‑ völkerung für die Einzigartigkeit dieser wertvollen Kultur‑ landschaft vor ihrer Haustüre zu sensibilisieren. Außerdem finden regelmäßig – gemeinsam mit Gemeinden, Grund‑ eigentümerInnen, Firmen und der Bevölkerung – Land‑ schaftspflegeeinsätze statt. Dabei werden auf nicht mehr bewirtschafteten Flächen, die durch die fehlende Mahd oder Beweidung zu verbuschen drohen, Maßnahmen zur Erhaltung dieser wertvollen Offenland‑Lebensräume ge‑ setzt. Jede/r HelferIn leistet somit auch einen persönlichen Beitrag zum Erhalt besonderer Tier‑ und Pflanzenarten wie Smaragdeidechse, Sägeschrecke, Adria‑Riemenzunge oder Hummel‑Ragwurz.
Landschaftspflegeeinsätze des Biosphärenpark Wienerwald Managements tragen zum Erhalt wertvoller Wiesen bei.
KÜHLENDER AUFGUSS
Eigentlich ist seine Zeit vorbei. Nicht generell. Vielmehr sei ne Saison für jene, die Kräuter tee nur trinken, um im Winter das Kratzen aus dem Hals zu krie gen. Andere regen mit Brennnessel tee den Stoffwechsel und die Verdau ung an, wärmen sich mit Ingwertee (auch irgendwie ein Kraut) von innen und greifen zum Hopfendoldentee, wenn sie sich beruhigen oder besser einschlafen wollen. Kräutertees sind aber nicht nur gesund, sondern kön nen auch unfassbar gut schmecken. Können. Sie sind (›eigentlich‹ Num mer zwei) keine Tees. Sie werden aus
allen möglichen Pflanzen gemacht. Aus deren Blättern, Blüten, Wurzeln oder Rinden. Manchmal auch aus Sa men und Blüten. Aber der Teestrauch, Camellia sinensis, ist nie im Spiel. Die Kräutertees, die es noch am ehesten geschafft haben, von Tee Liebhabe rInnen als Tee anerkannt zu werden, sind Rooibos und Mate. Aber das ist eine eigene Geschichte. Wir konzen trieren uns hier auf Kräuter und Kräutermischungen. (Fast) alle aus gesuchten haben eines gemeinsam: die kühlende Wirkung diverser Min zen und Melissen. Also durchaus sommertauglich.
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1
YOGI-TEE, KLARER GEIST (TEEBEUTEL)
Klarer Atem, klarer Geist. Man kann davon ausgehen, dass, wenn bei ei nem Lebensmittel von ‚Klarheit‘ die Rede ist, immer Minze im Spiel ist. So, als würde die frische Schärfe der Minze den Nebel im Kopf lüften. Oder Zitronenmelisse. Die erfüllt den glei chen Zweck. Damit es eine Spur we niger minzscharf wird, geben die Yogi Kardamom und Basilikum dazu. Der Tee profitiert davon. Er ist tatsächlich erfrischend und ausgewogen. Ein gu ter Start in den Tag.
4 SONNENTOR, GUTEN MORGEN BIOKRÄUTERTEE (LOSE)
Wobei: Es gibt von Sonnentor auch eine eindrucksvolle Vielfalt an rein sortigen Kräutertees (darunter auch die Pfefferminze). Aber eben auch echt kreative Mischungen, die be vorzugt unkonventionell bezeichnet werden. Da entstehen Sachen wie »Geistesblitz«, »Im Regen tanzen« oder »Frosch im Hals«. Oder einfach nur auch der »Guten Morgen« Tee. Mit den Blüten der Korn und Rin gelblume und den Blättern von Lö wenzahn, Brombeer und Himbeer strauch und klarerweise Pfeffer minze. Wegen der Klarheit in den Gedanken.
2
NEUNER’S, KRÄUTERTEE ROTKLEE BIO (TEEBEUTEL)
Im Sortiment von Neuner findet man ansonsten jede Menge funktioneller Tees und Teemischungen. Da gibt es Stilltee, Magenwohltee, Harmonie und Ausgleich und »Figur«. Es gibt aber auch Reinsortiges. Und der Rotklee ist einer der – sensorisch – interessan teren dieser Riege. Der Geschmack (und auch der Duft) ist außergewöhn lich. Am ehesten Malve mit ein wenig Blütenhonig.
3
BIO VOM BERG, TAGTRAUM ALMKRÄUTER (TEEBEUTEL)
»Dunkle Tannen, grüne Wiesen im Sonnenschein …« Doch es hat ein bissl von Heidi Assoziation, wenn man in die Teemischung reinriecht. Heu und Heublume, Korn und Ringelblume, Almkräuter ohne Ende. Und wieder diese Minzgeschichte. Zitronenme lisse, Apfelminze, Zitronenverbene. Angebaut werden die Kräuter für den Tagtraum im Vinschgau, in Südtirol. Ein Tee wie ein kühler Bergwind. Egal, ob er heiss oder kalt getrunken wird.
5
LEBENSBAUM, HAUSTEE – KRÄUTERMISCHUNG (LOSE)
Der Haustee aus dem Haus Lebens baum ist so etwas wie der Urahn der Kräuterteemischungen. Eine Rezep tur, die auf Wilhelmine, die Urgroß mutter des Gründers zurückgeht. Aus gewogen und harmonisch. Intensiv und ausdrucksstark. Wäre der Haus tee ein Wein, würden wir wahrschein lich von einem »Grand Cru« sprechen. Klar, auch der Haustee kommt ohne die ätherischen Noten von Minze und Melisse nicht aus. Aber zusätzlich sind da noch Anis und Fenchel, Thymian, um dem Ganzen eine dezent mediter rane Note zu geben. Und Süßholzwur zel für die Tiefe und Eleganz.
6
NATUR.PUR, BIO-WELLNESS KRÄUTERTEE (LOSE)
Eine der Hauptzutaten für diesen er frischenden Kräutertee ist der türki sche Drachenkopf. Das ist eine hoch aromatische Wildpflanze, die im Aroma der Zitronenmelisse nicht un ähnlich ist. Sie wird auch so verwen det. Jetzt machen Drachenkopf und Zitronenmelisse gemeinsam fast die Hälfte der Zutaten im Kräutertee aus, was ihn zu einem der »melissigsten« Tees in der Runde macht. Apropos. Abgerundet wird das Aroma durch Erdbeer und Himbeerblätter und et was Frauenmantel. Ein luftig leich ter Erfrischungstee mit zart fruchti ger Note.
28/05/24
Cosmo Sheldrake
© Jack Thompson – RoylanceDRINK AND LEARN!
Einigermaßen unbrauchbar ist Nicole Klauß’ »Alkoholfrei« als Nachschlage werk, um schnell Anleitungen zum Mi xen alkolfreier Klassiker zu finden. Weni ge Bilder, wenn dann meistens als Stimmungs bilder eingesetzt, etwas diffuser Aufbau der Kapitel, eher Erklärungen, die befähigen, denn Rezepte für jede Eventualität. Das alles macht aber überhaupt nichts: Am Vernünf tigsten wäre, das ganze Buch zwei, drei mal zu lesen – so lang man halt braucht, bis man den Stoff einfach kann – oder weiß, wo bei Klauß’ (wo sonst?) man künftig nachschauen muss.
Dieses Studium wird angesichts der ab wechlungsreichen Anordnung von Inhalten ein Spaziergang: darunter eine kleine Ge schichte des Eishandels, knackige Fermentati onsrezepte – aber nicht die, die überall anders seit zehn Jahren stehen –, und auch krankes Zeug wie ein Rezept für den Cocktail »Honey moon« mit selbt gemachtem Gorgonzola Ho nig Sirup, Sojasauce und entalkoholisiertem Riesling.
Außerdem gibt’s zu unrecht in der »Nerd box« geparkte Zusatzinfos – etwa zum Thema Wasserhärte oder (Labor )Honig – und es wird geklärt, wozu man Essig trinken will, also
warum und als Begleitung welcher Speisen. Rezepte enthalten Produktnennungen dort, wo die Produkte bestimmter Marken einen Mehrwert bieten oder nur von diesen verfüg bar sind. Endlich gibt es dieses Buch. Hier ein kleiner Vorgeschmack an Anleitun gen, Rezepten und Tipps daraus – wie immer empfiehlt BIORAMA, nicht nur manche, son dern alle Zutaten in Bioqualität zu verwenden – auch bei den alkoholfreien Spirits ist die Bio bandbreite inzwischen groß!
FEIGENBAUMBLÄTTER
WOZU? WEISSER FEIGENBLATTTEE ODER FEIGENBLATTSIRUP
WIE?
Für den Tee einfach die frischen Blätter trocknen. Für den Sirup 10 Feigenblätter klein schneiden, mit 500 ml Wasser aufkochen, rund 30 min köcheln und samt den Feigenblättern auskühlen lassen. Abseihen, 500 g Zucker sowie 1/2 TL Meersalz dazugeben und eine weitere halbe Stunde köcheln lassen. Sofort in sterilisierte Flaschen füllen.
TEXT Irina Zelewitz
REZEPTE AUS:
»ALKOHOLFREI« von Nicole Klauß, AT Verlag, 2023.
BRENNNESSELN
WOZU? BRENNNESSELTEE
WIE?
10 Brennnesselblätter mit 500 ml kochendem Wasser aufbrühen, 3–5 Minuten ziehen lassen, dann abseihen.
HÄTTEN SIE’S GEWUSST?
Pflücken Sie im Frühling, vor der Blüte, so viele junge Brennnesselblätter, wie Sie können, blanchieren Sie sie kurz und frieren Sie sie in Portionen ein. Brennnesseln schmecken leicht bitter, aber wunderbar frisch in Sommergetränken. Und gesund sind sie auch (unter anderem enthalten sie Zink, Eisen und Kalzium).
BRENNNESSELCORDIAL
In der amerikanischen Barwelt sind Cordials niedrigalkoholische Liköre; die britische Barwelt und die des Commonwealth bezeichnet einen alkoholfreien aromatisierten Sirup als Cordial (z. B. Rose’s Limejuice Cordial). Im deutschsprachigen Raum wiederum handelt es sich meist um einen alkoholfreien Sirup auf Basis von Zitrussäften.
ZUTATEN
• 10 Brennnesselstiele
• frischer Ingwer
ZUBEREITUNG
• Agavendicksaft
Jeweils 2 Brennnesselstiele 10 min in Wasser köcheln. Die Stiele herausnehmen und die nächsten 2 im Wasser aufkochen. Diesen Vorgang wiederholen, bis alle Stiele verwendet wurden – so erhält man eine intensive Infusion.
Die Brennnesselinfusion durch ein feines Sieb in einen Topf gießen.
Pro 100 ml Infusion ein daumengroßes Stück Ingwer (geschält und in Scheiben geschnitten) sowie 250 ml Agavendicksaft dazugeben und alles zum Kochen bringen. Die Mischung im abgedeckten Topf 24 Stunden ziehen lassen. Die Mischung dann durch ein Sieb in ein sauberes Gefäß geben. Der Brennnesselcordial hält sich mehrere Wochen im Kühlschrank. Brennnesselcordial ist eine aromatisch-bittere Zutat für viele Drinks und bringt alkoholfrei destillierte Spirituosen auf ein neues Level. Pflücken Sie die Brennnesseln möglichst jung, im Frühling, bevor sie blühen. Sammeln Sie möglichst nicht an häufig frequentierten Wegen, wo viele Hunde vorbeikommen, sondern eher im Wald abseits vom Weg oder auf Friedhöfen.
Brennnesseln haben, als Tee aufgebrüht, einen leicht bitteren Charakter. Brennnesseltee ist daher eine gute Zutat, wenn nur leichte Bitternoten gewünscht sind.
MINDFUL NICOLE
EIN COCKTAIL VON ROBERT SCHRÖTTER
ZUTATEN
• 20 ml Oni (alkoholfreie Gin-Alternative)
• 40 ml Cold-Brew-Sencha
• 2 g Sencha (1/2 TL), 60 ml gefiltertes Wasser
• 30 ml Grapefruit-Oleosaccharum
• 2 Grapefruits in Bioqualität, fein abgezogene Zesten
FÜR DIE DEKO
• 150 g feinster Zucker
• 10 ml LimettenHolunderblüten-Shrub
• 30 ml Apfelessig
• 50 ml
Holunderblütensirup
• 30 ml Limettensaft
• 3 Tropfen dunkle Sojasauce
Grapefruitrad (sehr dünn geschnittene Scheibe der Grapefruit)
ZUBEREITUNG DES LIMETTENHOLUNDERBLÜTEN-SHRUBS
30 ml Apfelessig, 50 ml Holunderblütensirup und 30 ml Limettensaft vermischen und 2 bis 3 Tage im Kühlschrank ziehen lassen.
ZUBEREITUNG DES GRAPEFRUIT-OLEO-SACCHARUMS
Fein abgezogene Zesten von 2 Grapefruits mit 150 g feinstem Zucker vermischen, kurz andrücken, in einen Gefrierbeutel mit Zipper geben und schütteln, bis der Zucker sich gut verteilt hat. Dann so viel Luft wie möglich aus der Tüte drücken und verschließen.
4 bis 6 Stunden ziehen lassen. Der Zucker wirkt hygroskopisch und zieht das Zitrusöl aus der Schale. In der Regel hat sich der Zucker dann komplett aufgelöst. Die Mischung durch ein feines Sieb in ein sauberes, verschließbares Gefäß geben.
ZUBEREITUNG FÜR DEN COLD-BREW-SENCHA
2 g Sencha (1/2 TL) und 60 ml gefiltertes Wasser in ein verschließbares Glas geben und 8 bis 10 Stunden im Kühlschrank ziehen lassen, dann abseihen. Alle Zutaten in ein mit Eis gefülltes kleines Highballglas geben, kurz umrühren und das Grapefruitrad mit einer Pinzette platzieren.
HOLUNDERBEEREN
LACTOFERMENTIERTE HOLUNDERBEEREN
WIE?
Der Saft laktofermentierter Holunderbeeren ist eine spannende Zutat in Drinks. Waschen sie die Dolden, streifen Sie die Beeren ab (Handschuhe nicht vergessen) und geben Sie 500 g Beeren zusammen mit 10 g Meersalz in eine Schüssel, mischen Sie Beeren und Salz und füllen dann die Mischung in ein großes Weckglas oder ein hohes Glas mit Bügelverschluss (die Beerenmischung sollte das Glas halb füllen) und beschweren Sie die Mischung mit einem Fermentationsgewicht. Ich habe dazu kleine Steine gesammelt und lange ausgekocht, die fülle ich in ein Baumwollsäckchen und platziere den Sack auf der Beerenmischung. Verschließen Sie das Glas luftdicht und
lassen Sie es ein paar Tage (je nach Außentemperatur) ruhen. Bei knapp 30 Grad dauert der Vorgang rund 4 Tage, bei Raumtemperatur 2–3 Tage länger. Probieren Sie nach 3 Tagen zum ersten Mal. Wenn die Beeren den gewünschten Säuregrad erreicht haben, seihen Sie die Beeren ab. Diese machen einen guten Job auf Müsli, Porridge oder im Jogurt, mit der tanninhaltigen Flüssigkeit können Sie Getränken spannende Noten geben. Saft und Beeren halten sich mindestens eine Woche im Kühlschrank. Ich mache meistens größere Mengen und friere diese in Eiswürfelformen ein und taue mir immer die nötige Menge auf.
HÄTTEN SIE’S GEWUSST?
Holunderbeeren sind wahnsinnig gesund, sie enthalten Phenole und Antioxidantien und sind wegen ihres säuerlich-bitteren Aromas und ihrer prägnanten Farbe ein großer Gewinn in jedem Getränk.
Milchsaure Happyness
Fermentiertes verspricht Wellness für den Darm & Thrill für den Gaumen.
In einer Welt, die von Massenproduktion und industrieller Verarbeitung geprägt ist, feiert die alte Kunst des Fermen‑ tierens ein glanzvolles Comeback. Denn fermentierte Le‑ bensmittel bringen völlig neue Aromen & damit spannen‑ de Küchenkreationen hervor. Gleichzeitig verspricht Fer‑ mentiertes positive Effekte auf die Verdauung und damit unser Wohlbefinden.
DIE HEIMLICHEN HELDEN
DER FERMENTATION
Milchsäurebakterien setzen unter den richtigen Bedingun‑ gen einen wundersamen Pro‑ zess in Gang, der nicht nur den Geschmack, sondern auch Be‑ kömmlichkeit und Haltbarkeit verbessert. Der regelmäßige Genuss fermentierter Produkte unterstützt eine gesunde Darm‑ flora und steigert damit das all‑ gemeine Wohlbefinden. Mit der natürlichen Konservierung saisonaler Köstlichkeiten wird zudem das ganze Jahr über für
Schwung am Teller gesorgt und gleichzeitig Lebensmittel‑ verschwendung reduziert.
FERMENTIEREN – GANZ EASY
Fermentieren ist einfacher als es auf den ersten Blick er‑ scheinen mag und eine tolle Möglichkeit, neue Erfahrun‑ gen zu sammeln – frische Zutaten zu kombinieren, lustvoll mit Kräutern und Gewürzen zu experimentieren und eine völlig neue Geschmackswelt zu entdecken. Mit einfachen Tech‑ niken und ausgeklügelten Rezep‑ ten lässt es sich mühelos in die spannende Welt der Fermentati‑ on eintauchen.
Fermentieren ist einfach, sorgt für Schwung am Teller und reduziert Lebensmittelverschwendung.
ENTDECKUNGSREISE BEYOND SALZGURKERL UND CO.
Eine gut aufbereitete Plattform für einen Deep Dive in Sachen Selber‑ & Haltbarmachen sowie ein Fermentier‑Starter‑Set, das einen easy Einstieg ermöglicht & erste Ideen liefert, findet man auf myRex.at
»ES GIBT DAS UNSINNIGE GÄRTNERN«
Ein Staudengartenexperte spricht Klartext.
INTERVIEW
Irina Zelewitz
Warum man sich wilde Pflanzen ausge rechnet in den Garten holen möch te – und welche. Ein Gespräch mit dem auf Stauden spezialisierten Gärtner (und ehemaligen Drogisten) Dieter Gaißmayer.
BIORAMA: Sie bieten auf der Website der Gärtnerei »heimische Wildstauden an« – Heißt das, dass diese in der Natur auch so zu finden sind?
sondern wir brauchen Pflanzen, die hier natür lich wachsen.
Dieter Gaißmayer
hat die von ihm ab 1980 aufgebaute Stau dengärtnerei inzwi schen übergeben. Er widmet sich nun ganz der von ihm gegründe ten, von der Gärtnerei mitfinanzierten, Stif tung Gartenkultur.
DIETER GAISSMAYER: Der Begriff Wildstau den bedeutet nur, dass diese Stauden züch terisch nicht bearbeitet sind und so in der Natur vorkommen. Heimische Wildstau den ist ja Einengung. Das sind dann Stau den, die in unserer Region heimisch sind.
Wie viel Platz gibt es insgesamt?
Das wird ein kompakter Beitrag, wir haben zwei Seiten Platz.
Aber das muss man erklären! Also: Der Be griff Staude heißt, es handelt sich um winter harte, krautige, mehrjährige Pflanzen. Es gibt eine Riesenauswahl an Stauden, die züchterisch bearbeitet sind. Wildstauden sind Wildvorkommen. Hei misch ist immer relativ zu beurteilen: Im pan nonischen Gebiet in Österreich sind das ande re als in Schleswig Holstein. Das ist ja logisch.
Und warum sollen wir heimische, natürliche Wildpflanzen im Garten gezielt anpflanzen?
Was umfasst dieser Regionalitätsbegriff?
In Ihrem Sortiment bedeutet »heimisch« dann also einen Kompromiss?
Genau. Wir führen in erster Linie welche, die in Mitteleuropa heimisch sind. Es gibt zusätz lich ein paar Besondere, nicht heimische – die Kundinnen und Kunden entscheiden, ob sie so etwas wollen. Schon die HunnInnen, die Rö merInnen und die OsmanInnen haben Pflanzen
Weil es einen noch nie dagewesenen Schwund an Insekten und anderen Kleinlebewesen gibt. Zumindest bei uns in der Bundesrepublik ist die Fläche der Hausgärten in Summe etwa so groß wie die aller Natur schutzgebiete. Deshalb zählt inzwi schen jeder Quadratmeter, auch auf Balkon oder Terrasse. Mir ist wich tig, dass es nicht nur um Bienen geht: Vor ein paar Jahren hat man bloß über Honigbienen gespro chen, dann kamen Schmetterlinge und Wildbienen dazu. Aber es geht viel weiter: Ein Garten bietet Nahrungs pflanzen und Unterschlupf für Vögel, für Heu schrecken – die sind auch bedroht, Ameisen sind bedroht! Wir wollen doch allen Lebewesen in unseren Gärten ein Refugium bieten – mit Aus nahme von Wölfen vielleicht – also zumindest den kleinen Lebewesen. Sodass Menschen und Tiere sich in unserem Garten wohlfühlen.
Heißt heimisch auch pflegeleichter?
Es ist eine Illusion zu meinen, dass ein Gar ten mit heimischen Pflanzen pflegeleichter ist. Das müssen wir anders aufziehen: Zuerst ein
mal muss ich den Garten, die Fläche, die ich be pflanzen will, definieren: Ist das eine sonnige Fläche mit nährstoffreichem Boden oder nähr stoffarm, kiesig und sandig? Dann muss ich die Pflanzen aussuchen, die dafür geeignet sind. Es gibt ja Schattenstauden, Sonnenstauden, es gibt Magerstauden, es gibt Sumpfstauden. Daher ist die Standortgerechtigkeit der erste Teil des Ge heimnisses eines grünen Daumens.
Der Mensch muss im Garten immer regulie rend eingreifen. Das heißt, er muss sich Arbeit machen, das ist der zweite Teil des Geheimnis ses. Es gibt das intelligente Gärtnern: mit der Natur zu arbeiten. Und es gibt das unsinnige Gärtnern: sich viel Arbeit zu machen, weil man sich nicht kundig gemacht hat – zum Beispiel keine standortgerechten Pflanzen verwendet. Relevant ist drittens auch noch das Wuchs verhalten. Es gibt Pflanzen, die wuchern wie der Teufel, oder sie versamen ganz schrecklich, und dann werden die dominant – das wollen wir nicht. Also: So einfach ist es nicht.
Zitieren Sie mich nicht in diesem Sinne, dass ich gesagt hätte, »man muss eigentlich im Na turgarten nichts tun«! Ein solcher Naturgarten ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Was ist dann eine gute Balance zwischen Gestaltung im Garten und Inruhelassen – um ein »wildes« Refugium für tierische und pflanzliche Vielfalt zu bieten?
Wenn ich standortgerechte Pflanzen verwen de, wird das einfacher. Bei uns Staudenleuten gibt es dafür Kennziffern, Kürzel für die Lebens bereiche, die auf jedem Etikett, in jedem Kata log und im Internet angegeben sind. Aus diesen Möglichkeiten kann man sich die passenden aussuchen. Das Gleiche gilt für das Wuchsver halten: Es wird von 1 bis 6 klassifiziert.
Wenn jemand sagt »Ich bin einfach faul«, dann eignen sich Pflanzen, die wuchern und vielleicht auch welche, die stark versamen. Aber es braucht trotzdem Eingriff und Regulie rung, sonst wuchern die wenigen, die dies am besten können, den ganzen Garten zu – und die anderen werden verschwinden.
Wollen wir noch drei unkomplizierte heimische Wildstauden herauspicken und besprechen, was sie zum vielfältigen Garten beitragen – idealerweise solche, die auch als Arzneipflanze zum Einsatz kommen?
Ja. Können Sie mir die gleich benennen?
»Der Begriff heimisch ist in Zeiten des Klimawandels nicht mehr das Evangelium.«
— Dieter Gaißmayer, Staudengärtner
Johanniskraut, Malve und Knabenkraut?
Das Knabenkraut können Sie vergessen. Das ist eine Orchidee: viel zu heikel. Da müssten Sie sich eine andere Staude aussuchen.
Okay, nehmen wir den Frauenmantel?
Den Blutstorchenschnabel! Oder was halten Sie vom Eibisch? Wie wär’s mit dem Baldrian?
(Dieter Gaißmayer schlägt vor, das Telefoninterview zu unterbrechen, um seinen Heilpflanzenkatalog zu holen und damit weitere Ideen einzubringen. Im zweiten Teil des Gesprächs erfolgt eine Einigung auf vier Pflanzen, Anm.) Also die Folgenden sind Aller weltspflanzen, die man besser anpflanzt als aussät.
Und Sie haben drauf geachtet, Pflanzen auszuwählen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten blühen, damit die Insekten stets versorgt sind.
Ja. Das Johanniskraut blüht im Spätfrüh ling, es mag keinen zu fetten Boden und will nicht gedüngt werden. Die Blätter und Blüten sind gut für einen Ölansatz geeignet, dazu soll te man sich aber noch ein bisschen einlesen.
Im Frühsommer blüht die Wilde Malve, hier ernten man die Blüten und trocknet sie – ein Aufguss dieser wird als Tee zum Beispiel zur Verdauungsförderung getrunken.
Oregano blüht dann ab dem Spätsommer, über den freuen sich besonders die Schmetter linge. Er möchte übrigens keine nährstoffrei chen Böden. Man erntet sein Laub, es wirkt ebenfalls verdauungsfördernd.
Im frühen Herbst blüht die Solidago virgaurea, die Heimische oder Gewöhnliche Goldrute –nicht zu verwechseln mit der Kanadischen Gol drute. Erstere hat eine schleimlösende Wirkung. Besonders wegen der späten Blütezeit bildet sie ein Insektenparadies.
Damit leiste ich schon einen sinnvollen Beitrag zu einem gelungenen Insektenjahr?
Zwischen den Stauden sollten Sie Blumen zwiebel setzen, damit früh im Frühjahr schon et was blüht, zum Beispiel Wildkrokusse!
Die biozertifizierte Staudengärtnerei Gaißmayer bietet vor Ort in Illertissen (Bayern) und im Versand Stauden an, gibt zudem ungewöhnlich umfassende Spezialkataloge zum eigenen Sortiment heraus, die Pflanzenkunde rund um die erhältlichen Produkte enthalten. gaissmayer.de
SERENISSIMO!
Seit wenigen Jahren bietet quasi jede Kosmetikmarke mit einer größeren Pflegeproduktpalette mindestens ein Serum an. Seren werden üblicherweise nach der Reinigung (und nach der Klärung) und vor der Tages oder Nachtpflege (oder statt dieser) verwendet, sind »leich ter« formuliert, heißt: sie haben einen geringeren Fettanteil, sie sind meist dickflüssig, aber nicht cremig. Die Idee: Höhere Wirkstoffkonzentration gegen be stimmte Hauptprobleme – die aufgrund der Formulie rung besser in die Haut eindringen können. Wer abwech
selnd oder abhängig von der Gesichtspartie unterschiedli che Effekte erzielen will, braucht natürlich mehrere Seren. Die Industrie kann mit dem Konzept wohl zufrieden sein. Die Schutzfunktion allem voran gegen Austrocknen sollen dann die auf das Serum folgenden, gewohnten Pflegecremes übernehmen. Ob man sich diesem Gesamtregime unterwirft oder nicht: Die Naturkosmetikhersteller sind mit dem An gebot der Wirkstoffe in Naturkosmetikqualität beziehungs weise mit der Entwicklung von Wirkstoffalternativen längst nachgezogen.
Anti aging, hydrating
Bluvion dreht das Mix & Match Spiel um und bietet ein Zwischending aus Serum und Creme an – mit dem Hinweis, dass es sich gut mit Bluvion Gesichtsölen kombinieren lässt und zur Pflege der Augenpartie eignet. Mit Hyaluronsäure. Also für manche wohl doch ein – wie man es von Bluvion nicht anders gewohnt ist, unerhört rosig duften der – Ersatz für die Tagespflege. Hergestellt in Vorarlberg. bluvion.at
i+m Berlin
Mix & Match
Nektar und Konzentrat
Der Vitamin C Nektar soll die Kolla gen Produktion ankurbeln und antioxida tiv wirken, wird vom Hersteller daher auch zur Vorbeugung von Sonnenstrapazen und unter Sonnenschutz empfohlen. Eine Wohl tat schon während der Anwendung: Das 2-Phasen-Hydrating-Konzentrat – vegan und bio. Cosmos organic zertifiziert. Vegan. Hergestellt in Deutschland, i+m bilanziert inzwischen nach den Kriterien der Gemein wohlökonomie. iplusmberlin.com
Jungheit
Hyaluron Serum
Unisex Rose
Unter anderem Biorosenhydrolat, Gurken saft, Hyaluronsäure liefern geballte Feuch tigkeit und glätten – letzteres eher vorü bergehend, aber immerhin. Enthält Me lissen und Thymianextrakte beruhigen undklären. Vegane Biokosmetik mit Aust ria Bio Garantie, hergestellt in Sandra Hol zers kleinem Team in Mistelbach, Nieder österreich. jungheit.com
Die Nikolai Augenserum
Anti-Aging für empfindliche Haut
Hamamelisextrakt, Leindotteröl, Wein geist, Traubernkernöl, Rebwasser, Bie nenwachs, Emulgator auf Rapsöl und Verdickungsmittel, sonst ist nichts drin. Konserviert durch Alkohol – daher wird empfohlen, die ersten drei Pumpstöße im Spender zu entsorgen. Zieht schnell ein. Luxuriöse Biokosmetik mit Demeterzer tifikat vom Niklaihof in Niederösterreich, hergestellt in Bludenz. dienikolai.at
Jolu Rotalgen
Serum
Die »4 fach Hyaluron Formel« verspricht durch die Kombination von vier Molekül größen möglichst gut in unterschiedliche Hautschichten vordringen – und überall Hyaluron hinliefern zu können. Aloe Vera und Rotalgenextrakt kommen als Verstär kung dazu. Icada natural zertifizierte Na turkosmetik. Vegan. Made in Mecklen burg Vorpommern. jolu.eu
Benecos Aufbüglerin
Gesichtsserum
Die Aufbüglerin macht keinen Hehl aus ihrer Kurzzeitmission. Sie kombiniert Hyaluron mit Arganöl, Gerstenwasser, Oli venöl, Apfelextrakt und vielem mehr. Duf tet süß. Vegan. Cosmos zertifizierte Biokos metik, die auf dem Etikett des Glasspender Platz findet, Basics der Richtlinien des Cos mos organic Zertifikats zu erklären. Her gestellt in Deutschland. cosmodial.com
bi good: 10 Jahre, 195 Produkte
Wie bi good, die nachhaltige Marke von BIPA, Verpackungsmüll und Wasserverschwendung vermeidet und Naturpark-Schulen und -Kindergärten unterstützt. Brand Managerin Michaela Koch über Innovationen und Produktion in Österreich.
bi good, die grüne Marke von BIPA, feiert heuer ihr 10-jähriges Bestehen. Im April 2014 startete sie mit elf ersten umweltfreundlichen Haushaltsprodukten regionalen Ursprungs, mit natürlichen Inhaltsstoffen und nachhaltig verpackt. Gleich im Herbst 2014 kam von bi good auch Natrue zertifizierte vegane Naturkosmetik auf den Markt. Welche der ersten bi good Produkte gibt es denn auch heute noch? Es gibt eine ganze Reihe an Pro‑ dukten, die wir seit dem Launch 2014 im Sortiment haben. Aus dem Wasch‑, Putz‑ und Reinigungssorti‑ ment sind das u. a. der Allzweckrei‑ niger, der Badreiniger und der Glas‑ reiniger. Im Pflegebereich sind die Zitronenmelisse‑Produkte die ab‑ soluten Lieblinge der KundInnen.
Besonders beliebt sind hier der Deospray, der Deo Roll‑on, die Pflegedusche und die Flüssigseife. Die laufende Kontrol‑ le und Weiterentwicklung der Produkte spielt für uns hier‑ bei eine wesentliche Rolle. So wird zum Beispiel der Recy‑ clinganteil der Verpackungen stetig erhöht. Bei einigen Pro‑ dukten können wir mittlerweile auf die Kartonumverpackung verzich‑ ten und konnten so noch mehr Ver‑ packungsmüll einsparen. Außerdem launchen wir regelmäßig Produkt‑ neuheiten, wie zum Beispiel letz‑ tes Jahr die Pulverprodukte für die Zahnpflege oder das Seifenpulver. Darüber hinaus wird sich heuer un‑ ser bi good Sortiment um Periode‑ nunterwäsche und andere Pflegear‑ tikel erweitern. bi good erleichtert also weiterhin einen nachhaltigen BILD
Lebensstil. Mittlerweile umfasst das bi good Sortiment 195 Produkte, worauf wir natürlich sehr stolz sind.
Ein Schwerpunkt von bi good ist neben der Reduktion von Verpackungsmaterial auch die Reduktion des Wasserverbrauchs bei der Produktion der Naturkosmetik- und Pflegeprodukte. Was gestaltet sich dabei am schwierigsten?
stellt werden. Mit welchen Herstellern arbeitet bi good denn da zusammen?
»Wir produzieren ca. 80 Prozent der bi good Produkte in Österreich, die anderen werden in nahen europäischen Ländern produziert.«
Ja genau, die Einsparung von Was‑ ser ist uns ein großes Anliegen und unsere Lieferanten erfüllen hier sehr strenge Nachhaltigkeitsstan‑ dards. Besonders stolz sind wir auf die breite Range an festen Produkten, die wir unter bi good vertreiben: neben der klassi‑ schen Handseife haben wir auch feste Hand‑ und Fußpflege, feste Haarshampoos und Spülungen und ganz neu auch eine feste Intimpflege. Neben der Wassereinsparung führen fes‑ te Produkte zur Einsparung von Plastik bei Verpackung und Emissionen beim Transport.
— Michaela Koch, BIPADa wir, wo immer möglich, in Österreich produzieren, sto‑ ßen wir hier bei Produktinnovationen manchmal an Gren‑ zen. Für manche Produkte wie zum Beispiel die Pulverpro‑ dukte gestaltete sich die Lieferantensuche in Österreich schwierig. Wir produzieren ca. 80 Prozent der bi good Pro‑ dukte in Österreich, die anderen werden in nahen europäi‑ schen Ländern produziert.
Seit kurzem ist BIPA Partner der Naturparke Österreichs und unterstützt die Kindergarten- und Schulprogramme zum Thema Wasser. Warum ist Wasser als Thema für BIPA und bi good so besonders bedeutend?
Als Unternehmen und Drogerie fühlen wir uns verantwort‑ lich Wasser als Ressource zu schützen, weshalb wir ver‑ schiedene Produktalternativen, vor allem von unserer BIPA Marke bi good, in fester und nachfüllbarer Form anbieten und stetig weiterentwickeln. Darüber hinaus ist es uns ein besonderes Anliegen zur Bewusstseinsbildung beizutra‑ gen, insbesondere für unsere KundInnen und zukünftige Generationen.
Aus diesem Grund ist die Partnerschaft mit dem Verband der Österreichischen Naturparke und die gemeinsame Ini‑ tiative »Wasser voller Leben«, bei der insgesamt 22 Projekte an Naturpark‑Schulen und ‑Kindergärten zum Thema Was‑ ser umgesetzt werden, für uns ein nächster Schritt in eine nachhaltige Zukunft. So fördern wir die Sensibilisierung von Kindern für einen achtsamen Umgang mit Wasser als Res‑ source und Lebensraum und prägen so das Verständnis für Umweltbelange.
Sie haben es bereits erwähnt: Eine Besonderheit von bi good ist auch, dass viele Produkte in Österreich herge-
Der Nachhaltigkeitsaspekt ist tief in der BIPA Marke bi good verankert, weshalb wir uns selbst strenge und hohe Standards setzen. Aus diesem Grund sind wir froh mit Partnern wie Pernauer, GW Cosmetics, Pure Green Cos‑ metics oder Velvety in der Produktion zusam‑ menzuarbeiten. Deren Zertifizierungen, wie beispielsweise das EU Ecolabel, das Natrue Siegel oder die Veganblume bilden die Basis der Partnerschaft.
DAS BESTE FÜR MICH
Drei beispielhafte Produkte aus dem bi good Sortiment, die für Wohlbefinden sorgen
Körper- & Massageöl Lavendel Verwöhnt jeden Hauttyp mit wohltuenden In‑ haltsstoffen, beruhigt und entspannt: Dazu das Massageöl einfach auf die Haut auftragen und sanft einmassieren. Hochwertiges Jojoba stärkt außerdem die Haut und regt die Regeneration an. Da liegt Lavendel in der Luft und tiefer lie‑ gende Verspannungen lösen sich in Luft auf.
Periodenunterwäsche
Kann als Alternative zu Slipeinlagen und Einweg‑Binden immer wieder ver‑ wendet werden: Die Periodenunterwä‑ sche schützt an leichten bis mittleren Ta‑ gen zuverlässig und fühlt sich wie her‑ kömmliche Unterwäsche an. Das sorgt für hohen Tragekomfort und ein nach‑ haltig gutes Gefühl. Durch die integrierte Saugeinlage wird Flüssigkeit absorbiert. Dazu betreibt das funktionelle Material
Geruchsprävention mit natürlich anti‑ bakteriellem Schutz, um die Hygiene zu garantieren.
Nachfüllseife Zitronenmelisse
Wenn die Natur für Nachschub sorgt: Die Pflegeseife Zitronenmelisse ist fürs häufige Händewaschen gemacht. Mil‑ de Tenside auf pflanzlicher Basis reini‑ gen und pflegen natürlich. Erfrischende Feuchtigkeit bewahrt die Haut vor dem Austrocknen, während uns der Duft nach Zitronenmelisse belebt.
TIERLEID VERJÄHRT NICHT
Klotzen statt kleckern: bei der »Mob Wife Aesthetic« zählt Opulenz – aufwendige Haarstylings, auffälliger Schmuck und vor allem Pelz
Als Secondhandprodukt ist Pelz bei jungen Menschen salonfähig.
TEXT
Hanna Stummer
Jährlich sterben Schätzungen zufolge über 100 Millionen Tiere in Pelzfarmen, 95% davon sind in China und Europa.
So viele Tiere werden für einen Mantel benötigt:
Nerz: bis zu 70
Fuchs: 4 bis 40
Chinchilla: 30 bis 200
IIn den letzten Jahren gab es immer wieder Schlagzeilen, dass dieses oder jenes Label demonstrativ den Einsatz von Pelz in seinen Kollektionen beende, ob aufgrund von me dienwirksamen Protesten oder echter Tierlie be bleibt Interpretationssache. Aktuell scheint sich eine Veränderung abzuzeichnen: Echtpelz wurde dieses Jahr etwa auf den Laufstegen von Louis Vuitton und Laquan Smith zur Schau ge tragen und auch online sieht man wieder mehr Tierfell. Etwa bei der sogenannten Mob Wife Aesthetic: ein Kleidungsstil, der an den opulen ten Style von Mafiaboss Ehefrauen aus der Po pulärkultur angelehnt ist. Mit dabei: voluminö se Frisuren, auffälliger Schmuck und vor allem: Pelz. Begonnen hat der Trend angeblich mit ei nem mittlerweile 1,8 Millionen Mal gesehenen
Tiktok Video der Kanadierin Kayla Trivieri, die
dort eine neue Ära ausrief – ab nun würden nur mehr Vintage Pelzmäntel getragen.
EINE FRAGE DES ALTERS
Ob mit Vintage dabei Secondhand oder der vergangenes glorifizierende Kleidungsstil ge meint ist, ist nicht völlig klar, möglicherweise haben wir es mit einem Revival beider Arten zu tun. Die Tierschutzorganisation Vier Pfo ten konnte die sich verbessernde Haltung zu Pelz nun zumindest für Österreich mit Zah len aus einer durch das Market Institut im Ok tober 2023 durchgeführten Studie bestärken: Während grundsätzlich 15 Prozent der Befrag ten angaben, zwar keinen neuen Pelz, aber un ter Umständen einen aus zweiter Hand zu kau fen , lag diese Zahl bei den 16–29 Jährigen bei 22 Prozent. Es lässt sich darüber hinaus auch
Ich würde ECHTPELZ …
kaufen.
16 bis 29 Jahre 60 Jahre und älter
Datenquelle: Studie »Einstellung und Kaufverhalten bei Pelzprodukten«, Vier Pfoten, 2023; Grafik: Biorama.
In einer von Vier Pfoten beauftragten Studie wurden 1000 ÖsterreicherInnen zu ihrer Einstellung und ihrem Kaufverhalten bei Pelzprodukten befragt.
beobachten, dass bei der ältesten Bevölkerungsgruppe über 60 die generelle Bereitschaft, Echtpelz zu kaufen, egal ob neu oder gebraucht, mit 23 Prozent viel niedriger ist als bei den Jüngeren – etwa 49 Prozent bei den 16–29 Jährigen.
HALTUNGSSACHE
Dass für einen Pelzmantel teilweise bis zu mehrere hundert Tiere unter qualvollen Bedingungen lebend getötet wer den, scheint dabei in den Hintergrund zu treten. Die Ein stellung zu Echtpelz ist bei den Jüngeren wieder positiver – vor allem wenn das Kleidungsstück nicht neu ist und das Tierleid schon ein paar Jahre zurückliegt. Victoria Weis senböck, Kampagnenleiterin bei Vier Pfoten, sieht diese Entwicklung durchaus als problematisch an: »All jene, die den alten Pelz der Oma wieder tragen, müssen sich bewusst sein, dass sie dazu beitragen, eine grausame Industrie wie der salonfähig zu machen. [...] Letztendlich steht hinter ei nem Pelzprodukt immer die Qual eines Tieres [...]«.
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NEU ODER NOCH GUT
Empfehlungen, Warnungen, warnende Empfehlungen. Von Neuentdeckungen und alten Perlen. Auf dass uns weghören und sehen vergeht.
»BIENEN. DIE SCHÖNSTEN GEDICHTE UND GESCHICHTEN« /Thorbecke, 2019.
Nachgelesen für alle, die für Bienen schwärmen.
Stimmt es wirklich, dass Bienen »nie stark stechen“, wenn man bloß ruhig bleibt und nicht zuckt? Goethe zumindest war dieser Meinung.
Praktische Hinweise zum schmerzfreien Umgang mit den eif rigen Insekten stellen in „Bienen. Die schönsten Gedichte und Geschichten“ jedoch eher die Ausnahme dar. Auf 63 Seiten findet sich dafür eine schöne Auswahl an poetischen Betrach tungen, die zum Innehalten und Reflektieren anregen, Unter haltsames von Wilhelm Busch und thematisch passende kur ze Texte aller Art. Bei der Lektüre wird einem bewusst, wie sehr unser Interesse an Bienen und ihrer Lebensweise durch die Parallelen, Ähnlichkeiten und Differenzen begründet ist, die uns Menschen aufzeigen, wie wir sind, oder – in manchen Aspekten – eben gerade nicht sind. Den stärksten Eindruck machen dann auch Beschreibungen der perfekten Symbiose zwischen Natur und Biene, die in so starkem Kontrast zur mo dernen Rolle des Menschen im natürlichen Kreislauf stehen.
Das 2019 im Thorbecke Verlag erschienene, illustrierte klei ne Büchlein kann gerade in dieser Jahreszeit wieder zum ent schleunigten Lesen empfohlen werden.
ARMIN WINKLER
JAN HAFT / »MEINE WIESE«/ der Hörverlag, 2024.
Gehört für alle, die sich 1 Stunde und 17 Minuten auf Entdeckungsreise in die wundersame Welt ei ner Blumenwiese begeben wollen.
Wie weit von deinem Wohnort liegt die nächste Blumenwie se? Privilegierte haben sie vielleicht sogar gleich im Garten hinterm Haus, wie der Biologe, Naturfilmemacher und Au tor Jan Haft. Die allermeisten müssen bei dieser Frage aber vermutlich ein wenig nachdenken, wo sie die nächstgelege ne Fläche finden könnten, die dem Namen Wiese gerecht wird. In seinem neuen Hörbuch für Kinder im Grundschul alter macht Jan Haft jedenfalls Lust, sie aufzusuchen und zu entdecken, was dort so kreucht, fleucht und wächst. Sein Buch für Erwachsene »Die Wiese. Lockruf in eine geheim nisvolle Welt« ist bereits 2020 erschienen, gemeinsam mit einem gleichnamigen Film mit den gewohnt opulenten Bil dern, in denen uns Haft immer wieder zeigt, dass nicht weit reisen muss, wer die Wunder der Natur sucht. Nun legt er auch noch ein Kinderbuch (mit viel Text und noch mehr Il lustrationen von Claire Lenkova) und ein Hörbuch nach. In der Intonation an die »Sendung mit der Maus« angelehnt hat er es gleich auch noch selbst eingelesen. Mit vielen per
sönlichen Anekdoten und dem fundierten Wissen eines er probten Naturvermittlers erweckt er die Wiese als Sehn suchtsort, Abenteuerspielplatz und Lebensraum unzäh liger Arten zu Leben. Nebenbei erfahren wir auch, wie es eigentlich dazu kam, dass es Wiesen gibt; warum eigentlich Heu gemacht wird; warum eine Wiese gemäht werden muss; welchen Wert und welchen ökologischen Nutzen Weidetie re haben – und wie man sie auch durch bewusstes Einkau fen unterstützen kann. Selbst ganz ohne Abbildungen oder bewegte Bilder ist das reizüberflutend und beruhigend wie eine summende, blühende Frühlingswiese. Bleibt die Frage, ob sich nicht auch beim spielerischen Ent decken einer Wiese ein Weg finden ließe, der Zecken als real existierende Blutsauger nicht völlig ausspart, aber trotzdem keine Ängste schürt.
GRILL DICH GLÜCK LICH
THOMAS WEBER
JOHN LEWIS-STEMPEL / »WANDERN BEI NACHT«/ Dumont, 2024.
Vorgelesen für alle, Nachtschwärmerinnen, die gut bekannte Gegenden und langweilig gewordene Landschaften in einem neuen Licht sehen wollen.
Die Pubertät ist eine prägende Phase. Das war bei John Le wis Stempel nicht anders. „Ich begann meine Nachtwande rungen aus schierer Notwendigkeit. Der freundliche Pub, der Wadsworth Bier an Minderjährige ausschenkte, lag leider nicht bei uns im Dorf, sondern erforderte nach der Sperrstunde einen Fünf Kilometer Fußmarsch nach Hau se“, erinnert er sich. So ist es auch kein nüchterner Blick, mit dem der britische Farmer seither durch die nächtliche Landschaft wandert, manchmal stolpert, fast immer beglei tet von seiner Hündin. Selbst wenn ihm die Gegend geläufig ist, er die Feldwege seines Bauernhofs tagsüber schon viele tausendmal gegangen ist: Bei Nacht ist alles anders. Denn Lewis Stempel, der für seine Bücher bereits zweimal mit dem Wainwright Prize for Nature Writing bedacht wurde,
Verlege im Sommer die Küche ins Freie und hol dir alles, was dein Bio-Herz begehrt, im ADAMAH BioKistl nach Hause. 100 % Bio, kompromisslos. An die Griller fertig los!! www.adamah.at/grillerei
THOMAS WEBER
beobachtet nicht nur und schaut genau hin. Er lässt auch sei ner Fantasie freien Lauf. Die Leerstellen, wo wir im Dunkeln nichts sehen, füllt er mit Poesie und Magie; jeder Gedanke ein kleines Feuerwerk im Zwielicht von Mondschein und funkelnden Sternen. Da sieht er in sieben alten Eichen die efeuumschlungenen Säulen eines vergessenen Tempels, er kennt er »eine Seelenverwandtschaft zwischen Mond und Birken, deren Rinde aus gewickeltem Mondlicht besteht«. Die Lust, sich nachts draußen im Park oder in der Wildnis rumzutreiben, wird groß. Eins zu eins lassen sich seine Ein drücke und die teils tagebuchartig festgehaltenen »Nacht notizen« am Garway Hill in unseren Breiten dennoch nicht nacherleben. Zumindest wären sie auf Festlandeuropa, wo es nennenswert nachtaktive Wildschweine, manchmal auch Wölfe und Bären gibt, deutlich abenteuerlicher. Bedenken sollten wir auch, dass die Ruhe der Nacht vielerorts die letz te Freiheit bleibt, die wir Wildtieren noch lassen. Letztlich lässt sich »Wandern bei Nacht« aber auch als Aufforderung lesen, unsere nächtlichen Alltagswege zu nutzen, um mit offenen Augen zu lustwandeln. Und nachts draußen hoffen wir ab jetzt jedenfalls, irgendwann einen »Mondbogen« zu Gesicht zu bekommen, den seltenen nächtlichen Regenbo gen im Mondlicht.
ELENA ESPOSITO / »KOMMUNIKATION MIT UNVERSTÄNDLICHEN MASCHINEN«/ Residenz Verlag, 2024
Vorgelesen für alle, die einen ziemlich verständ lichen Beitrag zur Einordnung suchen, was Ma schinen im Bereich KI leisten und was nicht.
Es stellt sich abermals als beinahe überraschend angenehm heraus, den Text einer Vorlesung als Buch zu konsumieren: Der Inhalt ist konzentriert, knapp und im Vordergrund steht, dass man den Gedanken inhaltlich folgen kann. »Kommuni kation mit unverständlichen Maschinen« von der Soziologin Elena Esposito ist ein gelungener Beitrag zu allgegenwär tigen KI Debatten, der ganz Grundlegendes darstellt und zurechtrückt. Das, was derzeit meist mit Künstlicher Intel
ligenz bezeichnet wird, hat mit Intelligenz, wie wir sie bei Menschen verstehen, wenig zu tun. Die Fortschritte der letz ten Jahre meinen eher, dass die Maschinen darauf trainiert wurden, mit den UserInnen auf eine für diese brauchbare Weise zu kommunizieren. Die Maschinen verstehen dabei keineswegs die Inhalte, über die sind schreiben und die Bil der die sie erzeugen und können auch nicht die Richtigkeit der Informationen, die sie ausspucken, bewerten. Sie be rechnen die Wahrscheinlichkeit mit der eine Antwort, die sie geben, erwünscht ist. Das ist vielfach trotzdem sehr hilf reich. Birgt aber natürlich auch Probleme und Gefahren –unter anderem die im Buch auch thematisierten Deepfakes. Elena Esposito studierte in Bologna, promovierte bei Um berto Eco in Philosophie und bei Niklas Luhman in Sozio logie. In ihrem Vortrag und Buch steckt viel Wissen über System und Medientheorie. »Kommunikation mit unver ständlichen Maschinen« liefert 100 Seiten kompaktes Wis sen über KI, das eigentlich alle, die darüber sprechen, verin nerlicht haben sollten. Dass sie nicht damit rechnet, dass KI für Menschen existenziell gefährlich werden können, wird in dem Buch zu wenig ausgeführt, um als Beitrag zu die ser Diskussion brauchbar zu sein. Ganz nebenbei lernt man auch einiges über menschliche Kommunikation. MARTIN MÜHL
MAREIKE FEDDERS / »DEIN BALKON SUMMT!«/ Kosmos, 2024.
Vorgelesen für balkonbesitzende Stadtinsekten freundinnen und freunde.
Insektenfreundlich gärtnern auf kleinstem Raum lautet das Motto des Büchleins von Agraringenieurin Mareike Fed ders. Freilich werden die geeignetsten Pflanzen für Tröge und Töpfe vorgestellt und falls jemand die befreundeten Insekten dann auch bestimmen will, hilft das Buch auch hier – mit Bildern und Informationen zu Lieblingsspeisen, sprich wahrscheinlichem Aufenthaltsort – weiter. Aufge räumt, übersichtlich, informativ, farbenkräftig. Gedruckt im Cradle to cradle zertifizierten Verfahren und mit Far ben auf Pflanzenölbasis. Preisgekrönt mit Platz 3 der »bes ten Bücher über Tiere im Garten« des Deutschen Garten buchpreises 2024. IRINA ZELEWITZ
UND SONST SO, IM BIORAMAUNIVERSUM ...
IMMER WIEDER NÖ!
Die dreizehnte BIORAMANiederösterreichAusgabe kommt.
Sommerfrisch wird die kommende Regionalausgabe zum Bundesland, das Wien umgibt. Ausflüge ins Grüne und Zeit reisen inklusive!
UPCOMING
Die vierte Hauptstadtausgabe kommt!
Im Juni 2024 erscheint wieder BIORAMA Wien–Berlin. Das Heft, in dem wird uns die unterschiedlichen Antworten dieser beiden Städte auf die Bedürfnisse ihrer BewohnerInnen ansehen, drehen und wenden, um dann Unvergleichbares zu vergleichen. Denn: Wir lieben unsere Hauptstädte, wollen sie aber stets noch liebenswerter gestaltet wissen und dazu immer wieder neue gute Vorbilder suchen. Unsere bisherigen Haupstadtausgaben sind – wie alle BIORAMA Printmagazine – auch online nachlesbar auf
biorama.eu/ausgaben
COMING SOON
Podcaststaffel 3
In fünf neuen, abermals von Biorama ge stalteten Folgen widmet sich der Podcast der Stadt Wien den landwirtschaftlichen Erzeugnissen der Stadt und der Frage, was den »Wiener Gusto« ausmacht. Bevor die Gespräche mit ProduzentIn nen, ErnährungsexpertInnen und urba nen VordenkerInnen im Sommer online gehen, laden die insgesamt zehn Folgen von Staffel 1 und Staffel 2 zum Nachhö ren ein. Zu finden überall, wo es Podcasts gibt, und unter buzzsprout.com/1162916
GET YOURS!
BIORAMA BIOKÜCHE 2024
Das fünfte BIORAMA Bookazine für alle ÖsterreicherInnen, die Wert auf biologische Küche legen. Alles dreht sich um nachhaltige Lebensmittel und die Weiterentwicklung der Biolebens mittelszene – von innovativen Produ zentinnen und KonsumentInnen, den besten Biogastronomiebe trieben bis hin zu Rezepten, Küchentipps und Alltagshacks: dieses Mal – endlich – schwerpunktmäßig zur Pasta – in ihrer klassischen, köstlichen High carb Form, aber auch in neuen, kreativeren Vari anten! Bestellbar einzeln im BIORAMA Shop oder im Paket mit ei nem BIORAMA Abo unter
biorama.eu/abo
DIE SUPERNASEN
TEXT
Ursel Nendzig
Autorin Ursel Nendzig, Mutter zweier Söhne, berichtet live aus der Achterbahn.
Keine Sorge, es geht nicht um alte Männer, die Gendern nicht verstehen. Diese Nasen hier sind klein, haben aber Superkräfte.
Der große Sohn nimmt – »Aaaah« – eine große Nase Duft aus einem Pullover auf. »Der ist vom S.«, sagt er. Und er hat recht! Tatsächlich können meine Söhne anhand des Waschmittel Duftes erkennen, von wem welches Kleidungsstück vererbt wurde. Wir sind in der außerordentlich glücklichen Lage, Glied einer Kleider Weitergabe Kette zu sein, in der wir auf der einen Seite Säcke Gewand, das anderen zu klein geworden ist, bekommen und ein paar Jahre später Säcke in der Kleiderkette weitergeben. Das läuft jetzt erstaunlicherweise schon seit fast 14 Jah ren wie geschmiert, bis auf wenige Käufe (Socken ohne drückende Naht, Handball Trikots, Band Merch Shirts) sind die Söhne mit den geschenkten Teilen gut und vollstän dig eingekleidet.
Der Tauschhandel läuft. Wir wis sen schon, wenn von S. eine Liefe rung kommt, ist mit erhöhtem Pyja ma Aufkommen (nicht so spannend) und sehr weichen Kapuzenpullovern (spannend! S. ist, wenn es um Kratzig keit geht, genauso heikel wie der gro ße Sohn) zu rechnen. Kommt ein Sack von A., freuen wir uns auf übergroße T Shirts (sehr spannend!) und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlich keit auf eine Snowboardhose (sehr, sehr spannend!).
Weil die Sachen von Menschen kom men, die ich gut kenne und für deren Hygienestandards ich meine Hand eher ins Feuer legen würde als für meine ei genen, wandern die (für uns) neuen Klamöttchen direkt in die Schränke der Söhne. So kommt es vor, dass sie erst Wochen später zum ersten Mal angezogen werden – aber immer noch olfaktorisch eindeutig nach weisbar ist, von wem die Dinge stammen. Die Sachen von A. zum Beispiel riechen blumig, die von S. eher klassisch nach sauber. Die
Söhne könnten vermutlich im Drogeriemarkt herausschnuppern, womit in den jeweiligen Haushal ten gewaschen wird. (Was auch immer sie mit diesem Talent an fangen, jetzt, wo »Wetten, Dass …« mitsamt seiner Supernase in Pension geschickt wurde.) Wir sind schon auf der Straße an Leuten vorbeigegangen, deren Duftwolke für die Söhne eindeu tig zuordenbar war.
Meine Freundin E. hat es da im Mo ment etwas schwerer, nicht, weil ihre Kinder keine Supernasen sind, son dern, weil ihr Ältester jetzt in eine höhe re Schule gewechselt ist, wo eine stren ge Kleiderordnung herrscht: Kleidung
»Kaum hat sie die Dinge beisammen, ändert der Kult seine angebetete Gottheit und sie kann wieder von vorne anfangen, vom Sneaker bis zu den Unterhosen alles von einer anderen Marke zu suchen.«
einer ganz bestimmten Marke wird kultartig ver ehrt, wer nicht mitmacht, wird exkommuniziert. Schwierige Situation für meine Freundin, die sich jetzt auf diversen Second Hand Börsen die Finger wund sucht, weil alles neu kaufen erstens deppert, zweitens teuer, drittens sowieso! Und meine Pro phezeiung: Kaum hat sie die Dinge beisammen, än dert der Kult seine angebetete Gottheit und sie kann wieder von vorne anfangen, vom Sneaker bis zu den Unterhosen alles von einer anderen Marke zu suchen. Deshalb meine Idee: Tauschbörse. Sobald sie für jede Marke ein Sortiment beisammenhat, tauscht sie mit ei nem Elternteil, dessen Kind gerade im entsprechenden Kult gelandet ist. »Ah, ja, die Phase haben wir gerade hinter uns, hier, einmal alles.« Und meine Söhne, derzeit ohne Bekenntnis, erschnuppern, ob die Sachen eh frisch gewaschen sind.
Verfeinern Sie frische Früchte, Waffeln oder Crêpes mit unwiderstehlichen Eissorten von dennree. Das Cookie Dough Eis vereint Keksteigstückchen mit leckerer Bourbonvanilleeiscreme. Abgerundet wird der zartschmelzende Charakter mit Zartbitterschokoladenstückchen und einer Schokoladensauce. Beim Salted Caramel Eis trifft süß auf salzig: die cremige Karamelleiscreme und die Karamellsauce sind mit einer feinen Salznote veredelt. Cremiger
Eisgenuss von dennree
BIO, STATE OF THE ALM
Bio ist im Land der Berge eine Herzensangelegenheit mit langer Tradition. Die natürliche, saubere Landschaft stellt unvergleichliche Ressourcen zur Verfügung. Das behördlich genehmigte, rot-weiße AMA-Biosiegel sorgt für die höchste Qualität. Regelmäßige Kontrollen sichern die Einhaltung strenger Richtlinien ab. Diese sind umfangreicher, als es die EU-Bio-Verordnung vorsieht. So verzeichnet der Vorreiter im Bio-Landbau nachhaltig steigende Absätze.