titel An der Peripherie
Abwanderung und wie man damit umgeht Es gibt im mehrere Gemeinden in Südtirol, die stark von Abwanderung betroffen sind; davon zwei im Pustertal: Prettau und Mühlwald. Wir haben uns in Mühlwald umgehört, was dagegen getan werden kann. Denn Abwanderung betrifft nicht nur die Wohnbevölkerung; auch die Wirtschaft, etwa die Nahversorgung, braucht eine Mindestbevölkerung und -nachfrage.
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inige Zahlen vorneweg: Mühlwald hat laut den letzten verfügbaren Zahlen vom 31.12.2015 insgesamt 1.442 Einwohner: 1071 in Mühlwald, 371 in der Fraktion Lappach. Die Zahlen sind rückläufig: 2009 lebten noch 1.482 Personen auf dem Gemeindegebiet. Die Altersstruktur ist (noch) gesund und ausgeglichen, doch macht dem Vize-Bürgermeister und Gemeindereferenten für Sport, Schule und Kultur Gebhard Mair zu denken, dass die Abwanderung in den letzten Jahren wieder zugenommen hat; 2015 sind 35 Personen ab- und nur 22 zugewandert. „Die Tendenz für die nächsten Jahre ist fallend, denn mit Ausnahme des Jahres 2013 sind die letzten Jahrgänge mit etwa 14 Geburten ausnahmslos schwach. Besonders sichtbar wird dies an der Grundschule von Mühlwald. Vor wenigen Jahren war die Schülerzahl noch deutlich über 80, mittlerweile ist sie auf 60 zurückgegangen. Die Grundschule Lappach ist mit derzeit 19 Schülern ohnehin klein, aber stabil. Langfristig heißt dies, dass die Bevölkerung weiter schrumpfen wird.“
Hochqualifizierte Jobs fehlen
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Was ist der Hauptgrund für die Abwanderung? Sind es fehlende Jobperspektiven, mangelnde Möglichkeiten für die Freizeitgestaltung,
zu wenige Wohnungen, oder gibt es andere Gründe? Bürgermeister Paul Niederbrunner sagt ganz klar: „Der Hauptgrund für die Abwanderung ist, dass die Jungen Arbeitsstellen außerhalb der Gemeinde bzw. der näheren Umgebung finden. Beson-
erhofft, wird das schnelle Internet sein, woran die Gemeinde derzeit arbeitet. Leider, so Bürgermeister Niederbrunner, entziehe die zunehmende Zentralisierung Südtirols den peripheren Gemeinden immer mehr den Saft und die Lebenskraft,
Schließung der Brillenfabrik in Außermühlwald mit zuletzt 14 Arbeitsplätzen ein harter Schlag. Anzumerken ist hierbei, dass die Männer in Mühlwald und Lappach deutlich in der Überzahl sind; in der Fraktion Mühlwald leben z.B.
Gebhard Mair: „Die Förderpolitik dringend überdenken“
Bürgermeister Paul Niederbrunner: „Das Kapital Natur vorsichtig verwalten“
Christof Außerhofer: „Nicht einfach, eine Arbeit in der Nähe zu finden“
ders bei den Akademikern ist dies zu beobachten: Man geht studieren, findet einen Job, geht eine Beziehung ein. Sehr viele junge und gut ausgebildete Mühlwalder sind in den Zentren zu finden, sei es lokal in Bruneck oder auch weiter entfernt, wo es einen Job gibt; damit fehlen die jungen Familien. Was die abwanderungsgefährdeten Gemeinden brauchen, sind Jobs in einer gewissen Nähe, und zwar auch für höher Qualifizierte.“ Eine Maßnahme, von der man sich eine Verbesserung der Arbeitsstellen
denn mit den Arbeitskräften gehen auch die Menschen.
487 Männer, aber nur 418 Frauen; normalerweise ist die Lage eher umgekehrt, bedingt durch die höhere Lebenserwartung der Frauen. Warum das so ist, kann nur vermutet werden; ein Grund könnte der genannte Mangel an Arbeitsplätzen für Frauen sein, der ihre Abwanderung fördert; belegen lässt sich dies allerdings nicht. „Die Gemeinde kann hier relativ wenig tun, außer, gute Rahmenbedingungen für eine Investition zu schaffen, z.B. im Tourismus und Gastgewerbe.“
GegenmaSSnahmen Was würde dem Trend am besten entgegenwirken? „Ich denke, hilfreich wären hier besonders Arbeitsstellen für Frauen, seien es solche in Ganztags- oder Teilzeitarbeit. Wenn es Möglichkeiten für junge Frauen gibt, lokal neben der Familie einen Beruf auszuüben, dann ist das ein starker Anreiz, in der Gemeinde zu bleiben.“ In diesem Zusammenhang war die