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BIM Entwicklung 2021

Gunther Wölfle, Geschäftsführer von buildingSMART Deutschland

BIM ist nicht gleich BIM, sagt Gunther Wölfle, Geschäftsführer von buildingSMART Deutschland. Die Ziele der Anwender können sehr unterschiedlich sein.

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„Es gibt sehr verschiedene Anwendungsfälle“

Unternehmen sollten die

Einführung von Building Information Modeling als Transformationsprozess verstehen und die digitale Arbeitsweise schrittweise einführen.

Alle reden über BIM. Aber gibt es überhaupt das eine BIM?

Nein, das gibt es nicht. Wir sprechen von digitalisierten, modellbasierten Methoden für die Baubranche. Wenn wir über BIM sprechen, so sind stets konkrete Anwendungsfälle zu betrachten. Dies spiegelt sich auch in der Arbeitsstruktur von building- SMART wider, wo unsere ehrenamtlichen Experten aus dem Verkehrswegebau andere Anwendungsfälle im Blick haben als die Experten aus der Wohnungswirtschaft oder der Fabrikplanung – zu letzteren entstehen aktuell eigene Fachgruppen bei uns, weil sich diese Bereiche verstärkt den vielfältigen Möglichkeiten durch BIM zuwenden. Im Fokus steht, welche Mehrwerte durch BIM geschaffen werden können – und diese sind gewaltig. Denn durch Building Information Modeling werden Daten, die während Planung und Bau, aber auch in der Nutzungsphase in großer Menge entstehen, systematisch und vielfältig nutzbar.

buildingSMART International hat seit einem Jahr ein Angebot zum Use Case Management. Was verbirgt sich dahinter?

Wie wir gerade gesehen haben, gibt es sehr unterschiedliche Anwendungsfälle und unterschiedliche Ziele, die mit der BIM-Methodik verbunden werden. An dieser Stelle spielt das Use Case Management von buildingSMART International eine wertvolle Rolle. Dabei handelt es sich um eine Online- Plattform, auf der viele unterschiedliche BIM-Anwendungsfälle einheitlich beschrieben und der weltweiten BIM- Community zugänglich gemacht werden. So können Anwender von bereits erprobten Anwendungsfällen direkt profitieren und diese für ihre Projekte übernehmen oder auch für ihre Zwecke weiterentwickeln. Der Grundgedanke ist, Wissen und Erfahrungen zu teilen und verfügbar zu machen. Daraus können auch neue technologische Entwicklungen entstehen, etwa in den Bereichen Automatisierung und Robotik für das Bauen.

Kann man den Mehrwert durch BIM messen?

Einige unserer Mitgliedsunternehmen haben das gemacht – bei allen methodischen Schwierigkeiten, denn jedes Bauwerk ist letztlich einzigartig. Sie haben festgestellt, dass durch BIM das Planen und auch das Bauen effizienter und reibungsloser wird. Das liegt beispielsweise daran, dass Planungen dank BIM sehr gut visualisiert und auch Nutzer sehr früh eingebunden werden können. Im Krankenhausbau beispielsweise ist das ein Riesenvorteil – Pfleger und Ärzte können Technik und Abläufe in OP-Sälen schon im sehr frühen Planungsstadium virtuell begehen und mit den Planern zielgenau optimieren. Darüber hinaus sind weitere Vorteile zu nennen: Es gibt weniger Streitigkeiten, die Zuständigkeiten sind besser definiert, ein Projekt gewinnt insgesamt an Transparenz, die Kollaboration und das Miteinander von Planen und Bauen wird gesteigert.

Sollten Unternehmen BIM von heute auf morgen oder eher peu à peu einführen?

Die Einführung von BIM und insgesamt die Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens von Bauwerken muss man als einen Transformationsprozess verstehen, der sich in der Branche insgesamt, aber auch in jedem einzelnen Unternehmen vollzieht. Solche Prozesse brauchen ihre Zeit. Natürlich braucht es die strategische Entscheidung, um solch einen Prozess anzustoßen – dies geht nur erfolgreich, wenn im Unternehmen auf allen Ebenen diese Prozesse mit großer Überzeugung angestoßen und angegangen werden.

Dann sollte man sich dieser Herausforderung schrittweise stellen, interne Abläufe analysieren, nötigenfalls ändern und optimieren. Am besten, man startet mit einem kleineren Projekt und steigert das. Hilfreich ist der Austausch mit anderen, die den einen oder anderen Schritt schon gemacht haben. buildingSMART bietet dafür eine Reihe von direkten Austauschund Vernetzungsangeboten.

Sind es eher die mittelständischen oder die großen Unternehmen, die die Entwicklung vorantreiben?

Unsere deutsche Bauwirtschaft ist sehr mittelständisch geprägt und wir sehen tatsächlich, dass sich diese eher kleineren Einheiten leichter tun mit Veränderungen, wie sie BIM erfordern. Sie handeln agiler, als es große Konzerne können, weil auch die Verbindungen zwischen Unternehmensführung und Mitarbeitern kürzer und direkter sind. So erhält die Unternehmensleitung schneller und ungeschminkter Rückmeldungen über gute und nicht so gute Erfahrungen aus der Praxis – dies ist ein großer Vorteil unserer heimischen Bauwirtschaft und macht einen Gutteil ihrer Leistungs- und Anpassungsfähigkeit aus.

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