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BIM Entwicklung 2021

Prof. Dr.-Ing. Markus König, Lehrstuhl für Informatik im Bauwesen an der Ruhr-Universität Bochum

Der Fachkräftemangel vor allem im IT-Bereich erfordert von Universitäten neue Angebote und Forschungsinitiativen. Die Ruhr-Universität Bochum ist da ein Vorbild.

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Bauinformatiker/innen dringend gesucht

Es scheint so, als könnten die Universitäten, darunter auch Ihr Bochumer Lehrstuhl für Informatik im Bauwesen, gar nicht so viele Bauinformatiker ausbilden wie gebraucht werden. Was muss getan werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken? Können Sie abschätzen, wie der Bedarf an Bauinformatikern in den nächsten Jahren wachsen wird?

Prof. Dr.-Ing. Markus König (Lehrstuhl für Informatik im Bauwesen an der Ruhr-Universität Bochum): Die Bochumer Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissenschaften bietet eine breite, fundierte Grundlagenausbildung, die Absolvent/ innen vielfältige Möglichkeiten für die anschließende Spezialisierung eröffnet. So kommen Studierende schon frühzeitig mit dem Schwerpunkt Bauinformatik bzw. Digitalisierung in Berührung und entdecken ihn potenziell als die für sie passende Studienrichtung.

Gleichzeitig sollten beide Themenfelder noch umfassender und durchgängiger im Studium verankert werden, z. B. durch spezialisierte Angebote im Master- bzw. Vertiefungsbereich. Wir haben gerade in Bochum eine Mastervertiefungsrichtung zu „Digital Design and Construction“ eingeführt.

Natürlich ist die Weiterbildung auch sehr wichtig. Hierzu gibt es schon gute Programme auf Basis der VDI 2552 Richtlinie. Prinzipiell muss in Zukunft jede/r Fachplaner/in ein Basiswissen besitzen. Durch die fortschreitenden Möglichkeiten der Digitalisierung erwarte ich eine steigende Nachfrage an gut ausgebildeten Bauinformatiker/innen , die den Prozess der digitalen Transformation im Unternehmen aktiv gestalten können.

Wie lässt sich der Umgang mit BIM im Bauwesen vereinfachen? Es gab ja bereits Versuche mit einer besser verständlichen digitalisierten Musterbauordnung?

Die Erstellung von BIM-Modellen ist schon mit einem gewissen zusätzlichen Aufwand verbunden. Daher ist es wichtig, dass ein BIM-Modell für viele Anwendungen genutzt werden kann, um dort die Effizienz zu steigern. Ein Beispiel ist ein Bauantrag. Wenn BIM-Modelle vorhanden sind, sollten auch diese für die Genehmigungsverfahren genutzt werden. Wir arbeiten mit verschiedenen Partnern seit vielen Jahren an der Integration von BIM bei diesen Prozessen und konnten 2020 die erste BIM-basierte Baugenehmigung mit unseren Erfahrungen unterstützen.

Wichtig ist dabei, dass Vorgaben wie die Muster- bzw. Länderbauordnungen so aufbereitet und bereitgestellt werden, dass viele Anwender/innen (Architekt/ innen, Bauverantwortliche und Behörden) davon profitieren können.

Der Umgang mit BIM wird ja immer spannender. Wie lassen sich BIM-Daten mit Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) oder Blockchain noch besser verbinden?

In den letzten Jahren haben sich KI-Verfahren rasant entwickelt. Beispielsweise können Bilder mit KI ausgewertet werden, um Personen bei Gefahren zu informieren, Baumaschinen und Materialien zu erfassen und den Baufortschritt zu analysieren. Natürlich erfolgt dies immer im Abgleich mit der Planung, am besten einer BIM-basierten. Je mehr Daten sinnvoll erfasst und strukturiert abgelegt werden, umso besser können im Bauwesen KI-Verfahren eingesetzt werden. Natürlich muss dabei immer der persönliche Datenschutz gewährleistet werden. Auch das Thema Blockchain kann gut mit BIM kombiniert werden.

Im Rahmen eines Projektes zur Smarten Datenwirtschaft (www. bimcontracts.com) nutzen wir zusammen mit Partnern BIM-Modelle zur Umsetzung von Smart Contracts auf Basis einer Blockchain, um die Meldung von Leistungen, deren Prüfung, mögliche Nachträge sowie die Abrechnung transparent und manipulationssicher zu automatisieren.

BIM ist vornehmlich den Neubauten vorbehalten. Warum gibt es bis jetzt kaum digitale Modelle für den Betrieb in Bestandsgebäuden?

Im Prinzip ist BIM genauso auch für Bauen im Bestand geeignet. Jedoch müssen hierzu erst einmal Bestandsbauwerke digital aufbereitet werden, da häufig nur konventionelle Planungsunterlagen (2-D-Pläne, Dokumente, Fotos etc.) vorhanden sind. Daher beschäftigen wir uns seit einigen Jahren damit, wie auf Basis dieser analogen Unterlagen möglichst automatisiert ein Bestandsmodell erzeugt werden kann. Auch hier spielen KI-Verfahren eine große Rolle. Im Rahmen des KI-Innovationswettbewerbs der Bundesregierung wird seit Anfang 2021 das Projekt BIMKIT (www.bimkit.eu) gefördert, welches sich zusammen mit unterschiedlichsten Industriepartnern diesem Thema widmet.

Die ersten Ergebnisse sind sehr vielversprechend, sodass wir in Zukunft den Aufbau für die Bestandsmodellierung verringern können und somit BIM für Bauen im Bestand weiter voranbringen.

www.rub.de www.fbi.rub.de www.inf.bi.rub.de

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