
3 minute read
Deutscher Mittelstand
Prof. Dr. Christian Rödl, LL.M. (Columbia University, New York)
Dem Sturm besser trotzen
Advertisement
Betriebspausen, Grenzschließungen, unterbrochene Lieferketten und dazu ein verschobenes Konsumverhalten: Das Jahr 2020 stellt die Weltwirtschaft mitsamt deutschem Mittelstand auf eine harte Probe. Dennoch navigieren viele Unternehmen professionell durch die von Corona ausgelöste raue See, die in kürzester Zeit meterhohe Wellen schlug und das internationale Geschäft nahezu flutete. Zahlreiche Projekte – sowohl im Inland wie im Ausland – kommen durch den Seegang mächtig ins Schwanken. Die Untiefen machen es nicht besser. Allerdings hilft die Digitalisierung häufig, zumindest den anvisierten Kurs zu halten, Klippen zu umschiffen. Der deutsche Mittelstand reagiert besonnen. Er beweist resiliente Antizipation.
Gerade in der Rezession heißt es, gegenüber den Wettbewerbern eine Buglänge voraus zu sein und diesen Vorsprung erlebbar zu machen. Einige Themen verlieren trotz Krisenzeiten nicht an Relevanz; sie können sich sogar mitunter als Rettungsring erweisen: Unternehmen sollten über ausreichende Liquiditätsreserven (gegebenenfalls einschließlich Privatvermögen) verfügen, die innerhalb kürzester Zeit mobilisiert zum Einsatz gebracht werden können. So entsteht eine gewisse Bankenunabhängigkeit, insbesondere wenn weder die Finanzierungsreserven noch die Fremdkapitaltragfähigkeit in guten Zeiten ausgeschöpft wurden und die Kostenbasis möglichst variabel gestaltet ist.
„Umso wichtiger ist es, den Mannschaftsgeist zu fördern, um Fleiß, Inspiration und Begeisterung als Rückgrat der „Resilienzkultur“ zu etablieren.“
Gleichzeitig kommt es darauf an, der Stärkung der Marktposition höchste Aufmerksamkeit zu schenken. Welchen Wert hat meine Marke? Ergreife ich vor meinen Wettbewerbern die Chancen, die sich bieten? Repräsentiere ich wirklich made in Germany auch als (technologischer) Trendsetter, für den ich mich halte? Ich möchte doch, im wahrsten Sinne des Wortes, verdienen, schwarze Zahlen zu schreiben. Deshalb bin ich bereit, meinen strategischen Überzeugungen durch eigene – diversifizierte – Investitionen Ausdruck zu verleihen. Das stellt regelmäßig die stärkste Botschaft dar, die ein Entrepreneur senden kann. Es handelt sich um Entscheidungen von weitreichender Bedeutung. Werden sie richtig umgesetzt, sorgen sie für sicheres Fahrwasser. Die Brücke sollte allerdings nie verlassen werden, denn es geht um den Unternehmer inklusive seiner Familie, aber ebenso um die Mitarbeiter mit ihren Angehörigen – nicht mehr und nicht weniger. Sichtbarkeit steigert die Moral. Moral stärkt die Kultur.
Eine nachhaltige, liberale Unternehmenskultur ist eindeutig ablesbar am Kundenfeedback zur überzeugenden Qualität der Dienstleistungen/ Produkte. Das Engagement und das Zusammenhalten („alle Mann an Bord“) erlauben, die Segel für den operativen Erfolg zu setzen. Umso wichtiger ist es, den Mannschaftsgeist zu fördern, um Fleiß, Inspiration und Begeisterung als Rückgrat der „Resilienzkultur“ zu etablieren. Lassen Sie uns transparent kommunizieren! Dadurch wächst die Widerstandsfähigkeit, dem Sturm beim nächsten Mal (noch) besser zu trotzen.
Unabhängig von der Art oder Größe des Schiffes: Eine gute, robuste und wetterfeste Vorbereitung, mit dem Blick stets nach vorne gerichtet – begleitet von frühzeitig einstudierten Krisenübungen – ist unabdingbar für den gedeihlichen Fortbestand des Betriebes. Volle Fahrt voraus!