Der Jahresbericht 2015

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Bergrettungsdienst im Alpenverein SĂźdtirol

Jahresbericht 2015


Der besseren Lesbarkeit wegen schlieĂ&#x;t die männliche Bezeichnung immer auch die weibliche mit ein.


Ein Jahr mit vielen Einsätzen Das Jahr 2015 erwies sich als hart und einsatzintensiv für unsere Bergretter. Gleich zu Jahresbeginn ereigneten sich schwere Lawinenunfälle mit insgesamt 9 Toten. In den Frühjahrs- und Sommermonaten hatten unsere Rettungsstellen überdurchschnittliche viele Einsätze. Aufgrund der ausgebliebenen Schneefälle, erstreckte sich die Wandersaison bis in den Wintermonaten, was maßgeblich zur Unfallstatistik beigetragen hat. Wir hatten ein Rekordjahr an Unfällen, aber leider auch all zu oft mit tödlichen Ausgang. Wir werden immer wieder gefragt, wie es zu solchen Unfällen kommen kann. Die Unfallanzahl steigt mit der Anzahl der Alpinisten und der Wanderer. Im schwierigen Gelände sind selten Unfälle, es nehmen aber die Wanderunfälle und die medizinischen Notfälle im Gebirge zu. Was sich zu früher sehr stark verändert hat, sind die Alarmierungszeiten, da mit dem Handy bzw. mit der verbesserten Abdeckung der Handynetze, Unfälle sofort an die Landesnotrufzentrale gemeldet werden können. Auch ist die durchschnittliche Einsatzzeit, dank der Einsatztaktik und der guten Ausbildung

unserer Mitglieder, geringer geworden. Vereinsintern gab es einige Neuigkeiten: der Ausbau der Wissensbox. Sie enthält sämtliche Unterlagen und Informationen für unsere Bergretter/innen. Die Wissensbox ist ein Instrument, um den Wissenstand immer aktuell zu halten. Der unnötige Papierverbrauch wird eingeschränkt, da jeder mit seinem PC oder Tablet zu allen Informationen zu jeder Zeit an jedem Ort online zugreifen kann. Wir erreichen noch nicht jeden unserer Mitglieder, die Nutzer steigen aber kontinuierlich. Auch in der Ausbildung hat sich einiges getan. Mit den neuen Mitarbeitern in den Bereichen technische und notfallmedizinische Ausbildung, sind wir auf einen guten Weg, die einzelnen Kurse mit aktuellen Themen interessant zu gestalten. Der Ausbau unserer Vereinssoftware ist uns ein großes Anliegen, das Einsatz-Office wird mit einer neuen, benutzerfreundlicheren Oberfläche ausgestattet, einige wenige Personen wurden nun noch mal besser darin ausgebildet um bei Suchaktionen die Einsatzleitungen besser un-

terstützen zu können. Im ersten Moment wird man bei der Mitgliederverwaltung nicht viele Unterschiede finden, aber für das Büro wurden einige Erleichterungen erreicht, um Zeit einzusparen, die für andere Tätigkeiten nötig gebraucht wird. Es bewegt sich einiges, keine große einschneidende Veränderung aber kontinuierliche Verbesserung und Erleichterungen. Abschließend möchte ich die Gelegenheit nutzen, ein Dank auszusprechen, an unsere Mitarbeiter im Büro, an den Ausschuss im Landesverband, an alle Bergrettungsstellen und allen unseren Partnern, die mich das erste Jahr als Landesleiter immer und tatkräftig unterstützt haben. Die Tatsache, dass meine Vorgänger schon voraus schauend den Weg vorgegeben haben, hat mir auch geholfen, diese große Aufgabe zu bewältigen.

Ernst Winkler Landesleiter


Die Bergrettung gewährleistet einen öffentlichen Dienst. Nur durch regelmäßige Schulungen sind die Mitglieder in der Lage im Einsatz komplexe Aufträge zu erfüllen.


Auftrag mit Pflichten Das Land Südtirol hat den Bergrettungsdienst per Landesgesetz an zwei staatlich anerkannte Hilfsorganisationen übertragen. Es sind dies der Bergrettungsdienst im Alpenverein Südtirol sowie der Südtiroler Berg– und Höhlenrettungsdienst C.N.S.A.S. welche einen flächendeckenden Rettungsdienst in den Südtiroler Bergen gewährleisten.

In 57 Rettungsstationen beider Bergrettungsorganisationen sind derzeit insgesamt 1.500 ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Diese Helfer gewährleisten eine ganzjährige Bereitschaft um im Einsatzfall zur Stelle zu sein.

Die Bergrettung wird im Notfall durch die Landesnotrufzentrale Südtirol alarmiert. Die Landesnotrufzentrale ist eine integrierte Leitstelle, welche in kürzester Zeit sämtliche Hilfsorganisationen Südtirols aufbieten kann. Im Notfall wählen Sie:


Ein flächendeckender Dienst, welcher 365 Tage im Jahr funktionieren muss bedarf einer ausreichenden Anzahl an Bergrettungsstellen und Helfern.


Wussten Sie... … dass die Ausbildercrew des Bergrettungsdienstes im Alpenverein Südtirol 17 Bergführer sowie 16 Pfleger und Sanitäter zählt? Im Jahr 2015 leistete diese Mannschaft für die Bergrettungsmitglieder nicht weniger als 2.379 Stunden Theorie– und Praxisunterricht in den Bereichen Notfallmedizin und Rettungstechnik. Beide Fachgebiete bilden die Ausbildungsgrundlage im Bergrettungsdienst. Die Herausforderung für die Bergrettungsmitglieder liegt darin, diese so unterschiedlichen Bereiche im Einsatz in vereinter Form umzusetzen. Und zwar in unwegsamem und steilem Gelände, notfalls bei schlechtem Wetter oder anderen drohenden Naturgefahren. Ein großes Lob gebührt also neben den Bergrettern auch den Ausbildern, die sich mit großem Einsatz ihrer Aufgabe widmen, die fachliche Kompetenz des Bergrettungsdienstes zu gewährleisten.


Bergretter sind in erster Linie Bergsteiger. Deren Passion verbĂźndet sich mit ausgefeilter Rettungstechnik und qualifizierter Notfallmedizin zu einer funktionierenden Bergrettung!


Ohne Ehrenamt läuft‘s nicht Das größte Kapital unserer Organisation ist die Summe der Menschen aus der sie besteht. Diese Gemeinschaft macht es möglich, dass der Bergrettungsdienst 365 Tage im Jahr rund um die Uhr funktioniert. Hinter dieser Gemeinschaft stecken Personen, die ihre Freizeit dafür opfern, den Verunglückten, Vermissten, Erkrankten oder sonst in Not Geratenen zu helfen, sie zu suchen, zu versorgen, zu bergen und abzutransportieren. Jeder Einsatz stellt die Retter vor neue Herausforderungen, bei denen Entscheidungen nicht selten unter Zeitdruck getroffen werden müssen.

Bergretter bilden sich aus, halten sich körperlich fit, organisieren Veranstaltungen um teure Rettungsausrüstung ankaufen zu können. Bergretter sind zu jeder Tages– und Nachtzeit da, sie fragen nicht wenn es darum geht gekonnt Hilfe zu leisten. Ihnen ist es zu verdanken, dass im Land ein gut ausgebautes Netzwerk an kompetenten Hilfskräften im medizinischen und bergsteigerischen Bereich existiert. Und dafür, dass es diese wertvolle Gemeinschaft an Rettern gibt, genießt der Bergrettungsdienst im Alpenverein Südtirol ein großes Ansehen bei Gästen und Einheimischen.


Ein Beleg aus der Nachkriegszeit


Die Grundausbildung: kein Honigschlecken Die Aufgabe eines Bergretters ist gelinde ausgedrückt hart und verantwortungsvoll, seine Einsatzbereitschaft zu jeder Zeit, bei jedem Wetter in jedem Gelände erfoderlich. Entsprechend umfangreich und hart ist die Grundausbildung, die es zu bewältigen gilt, um Bergretter zu werden. In insgesamt 160 Ausbildungsstunden werden dem Bergrettungsanwärter notfallmedizinische

und rettungstechnische Kompetenzen übertragen. Damit entsteht ein solides Fundament für den Rettungseinsatz und für das aufbauende Ausbildungsprogramm. An dieser Stelle wird allen Anwärtern gedankt, die ihre Freizeit für die anspruchsvolle Grundausbildung opfern.

Mitgliederzahlen 2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

Anwärter

163

167

157

165

189

183

182

174

133

122

127

129

Aktive Mitglieder

629

636

654

659

675

693

721

736

772

809

798

827

Mitglieder außer Dienst

187

199

197

213

217

241

227

213

134

141

154

168

Ehrenmitglieder Gesamt

1

1

1

1

1

2

2

2

2

2

2

2

979

1.003

1.009

1.038

1.082

1.119

1.132

1.125

1.041

1.074

1.081

1.126



1.328 Einsatzausrückungen Bei insgesamt 1.101 Einsatzereignissen sind 1.328 Einheiten der Bergrettung ausgerückt. In Zahlen ausgedrückt sind dies recht nüchterne Ziffern; Es gilt zu bedenken, dass hinter jedem Einsatz einiges mehr steckt: • Ehrenamtliche Helfer, welche ihre Arbeitsstätte verlassen. • Menschen, welche in eine missliche Lage geraten sind. • Einsätze, welche über Tage andauern. • Angehörige, welche um ihre Lieben bangen.

Wussten sie ... • dass von 1035 betreuten Personen insgesamt 228 unverletzt gerettet werden konnten? • dass im Jahr 2015 die Bergrettung bei 23 Arbeitsunfällen zugegen war? • dass sich 161 Patienten am Sprunggelenk verletzt haben?

• dass insgesamt 39 Patienten eine Infarktsymptomatik aufwiesen, und 158 Patienten Erschöpfungszustände hatten? • dass 75 Mountainbiker vom Bergrettungsdienst im vergangenen Jahr versorgt worden sind?


1.328 AusrĂźckungen im Jahr 2015, ein Schnitt von fast 4 AusrĂźckungen pro Tag


Ausrückungen nehmen weiter zu Das Jahr 2015 war von einem überdurchschnittlich warmen Sommer geprägt. Der Monat Juli ging im Großteil Südtirols sogar als heißester Juli in die Wettergeschichte ein. Für viele ein Grund um sich in höhere Lagen zu begeben um Zuflucht vor der großen Hitze zu finden. Die

Hochdruckwelle zog sich mehr oder weniger auch über die Herbst– und Wintersaison durch. Somit kann man davon ausgehen, dass durch den Wettereinfluss eine Vielzahl an Leuten in den Bergen unterwegs war, wodurch die Unfallstatistik nach oben getrieben wurde.

Die Skitourensaison war hingegen von vielen Skitouren- und Lawinenunfällen gekennzeichnet. Zwischen Jänner und Mai wurden allein in der Provinz Bozen 44 Verschüttete, davon 24 unverletzt, 11 verletzt und 9 verstorben, registriert.

Ausrückungen nach Monat


19.484 Einsatzstunden

6.906 eingesetzte Bergrettungsmitglieder


„Nebenberuf“ Bergretter Arbeit, Familie sowie die Tätigkeit bei der Bergrettung unter einen Hut zu bekommen ist heutzutage schon fast ein Meisterwerk. Einsätze kommen plötzlich vor und zwar im Sommer wie im Winter zu jeder Uhrzeit und nicht nur am Wochenende.

Um die Dienstbereitschaft abdecken zu können müssen Bereitschaftsdienste definiert werden, die von den Bergrettungsmitgliedern abgedeckt werden. Gedankt sei an dieser Stelle allen Partnern, Familienangehörigen und Arbeitgebern, die für die Tätigkeit der Bergretter viel Ver-

ständnis haben und sie jederzeit für den Einsatz freigeben. Neben den Bergrettern leisten auch Familie und Arbeitgeber einen wertvollen Beitrag für den Bergrettungsdienst und nicht zuletzt für die in Not geratenen Menschen.


1035 betreute Patienten im Jahr 2015


Wer, wie, was? Jeder Unfall am Berg ist ein Schicksalsschlag für einen Menschen. Es muss unterstrichen werden, dass immerhin knapp ein Viertel aller betreuten Personen unverletzt gerettet werden konnten. Die Bergunfallstatistik muss vom Leser nicht nur in Diagrammen betrachtet werden, wie bei jeder Statistik zählen jene Faktoren, welche hinter den Zahlen stehen. Präzisiert sei an dieser Stelle, dass die verstorbenen Patienten nicht immer durch Alpinunfälle ums Leben gekommen sind. Sie reichen vom Verkehrsunfall im Gebirge bis hin zum Arbeitsunfall. Nicht zur Bergunfallstatistik werden die Einsätze im Pistenbereich gezählt. Dies würde mit sich bringen, dass die Statistik vollständig verfälscht wird, ein Umstand, welcher sehr oft den gesamten Alpinismus in den Misskredit bringt.


Unsere Patienten kommen aus allen Herren Länder. Den Löwenanteil machen jedoch deutsche und italienische Staatsbürger aus. 51% der italienischen Staatsbürger sind Provinzansässige.


Vielfalt Die Vielfältigkeit widerspiegelt sich auch in der Statistik der diversen Einsatzarten. Zur Bewältigung der unterschiedlichsten Einsatzarten benötigt es nicht nur einer guten Ausbildung, für besondere Einsatzarten werden eigens hierfür ausgebildete Spezialisten eingesetzt. Denn verschiedene Situationen verlangen verschiedene Vorgangsweisen. Und genau in der Beherrschung der verschiedenen Rettungstechniken, gepaart mit einer professionellen Patientenversorgung liegt die Stärke unserer Bergrettungsmitglieder. Im Ernstfall gesellt sich zudem der Faktor Zeitdruck, der nicht eine unwesentliche Rolle spielt. Diesem kann nur mit einer guten Vorbereitung standgehalten werden.


Ausbildung ist und bleibt die Seele unserer Tätigkeit.


Ausbildung Älter werde ich stets, niemals jedoch lerne ich aus. © Solon (640 - 560 v. Chr.), altgriechischer Gesetzgeber, Gesetzeslehrer, größter der Sieben Weisen und Dichter

Dieses Zitat trifft auch auf die Bergrettung zu, aber die Investitionen in die Ausbildung lohnen sich allemal! Eine solide Grundausbildung sowie stete Fortbildung sind Grundlagen für die Tätigkeit als Bergrettungsmitglied.

25.200 Kursstunden wurden im Jahr 2015 von 3.079 Teilnehmern auf Landesebene abgewickelt. Hinzu kommen noch unzählige Ausbildungstermine, welche in den 35 Bergrettungsstellen vor Ort absolviert werden.

Grundsätzliches: Bergrettungsmitglieder sind bei ihren Einsätzen im Gebirge sehr oft alleine vor Ort und müssen deshalb Entscheidungen treffen, welche der Einsatzleiter im Tal ihnen nur schwer abnehmen kann. Bergretter müssen im Einsatz eigenständig voraus denken um situationsgerecht handeln zu können.


Wir sind bei Lawineneinsätzen und Suchaktionen immer bereit


Nützliche Vierbeiner Wolfgang Rainer, Landesreferent der Hundeführer: „Das Jahr 2015 war wieder ein ereignisreiches Jahr für die Hundeführer der Bergrettung im AVS. Wir waren bei 23 Lawineneinsätzen und 83 Suchaktionen im Einsatz. Bei Lawineneinsätzen ist der Faktor Zeit und die gute Vorbereitung sehr wichtig; dies verdanken wir der Ausbildung in der Bergrettung und der stetigen Weiterbildung bei den Lawinenkursen mit unseren Hunden. Suchaktionen sind oft sehr zeitintensiv und können über mehrere Tage gehen. Leider konnten wir nicht immer Erfolge verzeichnen, jedoch bei einigen Einsätzen haben wir sehr gute Ergebnisse erzielt. An dieser Stelle erlaube ich mir unseren Hundeführer Sepp Bachmann zu zitieren: „Mit Hilfe eines Suchhundes ein Menschenleben zu retten ist der Erfolg der ganzen Hundeführer, die gemeinsam trainieren. Der Sucherfolg gibt wieder Motivation für die gesamte Gruppe mit

unseren Hunden zu üben.“ Jeder weiß, dass ohne Übung und Training keine Erfolge verzeichnet werden können. Wir haben uns zu 6 Tagen Lawinenkurs, 4 Tagen Stöberkurs und 6

Tagen Mantrailkurs getroffen. Diese Landeskurse waren sehr gut besucht und es nahmen auch Gäste aus dem In- und Ausland daran teil. Die Zusammenarbeit mit Hundeführern an-

derer Organisationen ist sehr wichtig, denn nur so kann man sich austauschen und neue Erfahrungen sammeln. Weiters organisieren wir auch in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Bergrettungsstellen Einsatzübungen; man lernt sich kennen und hat somit mehr Vertrauen bei den Einsätzen. In den Bezirken wurde fleißig geübt. Insgesamt wurden 24 Tage Lawinenübungen, 113 Tage Stöberübungen und 101 Tage Mantrailübungen organisiert. Auch an einigen Auslandskursen haben unsere Hundeführer teilgenommen. Leider sind letztes Jahr 4 Einsatzhunde verstorben und 5 Hundeführer haben ihre Tätigkeit beendet. Erfreulich ist, dass 2 neue Bergretter uns Hundeführern beigetreten sind und 2 Hundeführer sich wieder einen jungen Hund angeschafft haben. Somit haben wir 4 junge Hunde dazu bekommen und sind derzeit insgesamt 36 Hundeführer.“


Kinder sind unsere Zukunft. Es liegt in unserer Verantwortung sie sowohl auf die Gefahren als auch auf die Aufgaben des Bergrettungsdienstes hinzuweisen.


Prävention Der Bergrettungsdienst im Alpenverein Südtirol hat es sich in seiner Vereinssatzung zur Aufgabe gemacht die Unfallprävention groß zu schreiben. Im Stillen machen die Bergrettungsstellen Südtirols eine Aufgabe, welche eher einem logistischen Großereignis gleichen müsste. Jedes Jahr zu Winterbeginn veranstalten unsere Bergrettungs-

stellen diverse Kampagnen für das sichere Winterbergsteigen. Große Beliebtheit haben diese Veranstaltungen bei Schitourengehern aber auch bei Schulklassen gefunden. Es ist auch für unsere Bergretter eine Bereicherung, wenn sie sehen mit wie viel Spaß sich Kinder für das Thema Sicherheit am Berg begeistern lassen. Auch die Vorbereitungskurse für

Schitourengeher der vergangenen Jahre zeigen immer wieder ihre Früchte, von denen die Öffentlichkeit kaum etwas erfährt. Immer wieder erhalten wir Rückmeldungen von Schitourengehern, dass nur durch die Vorbereitungskurse der Bergrettung eine schnelle Kameradenrettung nach einem Lawinenabgang zum raschen Auffinden eines Verschütteten geführt hat.


Bergrettung und IT aktuell an alle Mitglieder auch zwischen den landesweiten Ausbildungskursen verteilt werden.

Die Ausbildung und auch die ständige Weiterbildung führen Bergretter in ihrer Freizeit durch. Um den Qualitätsstandard dieser Ausbildungen weiterhin hoch zu halten, bekommen die Bergretter zusätzliche Unterstützung. Durch die großzügige Unterstützung der Stiftung Südtiroler Sparkasse konnte eine zentrale und moderne Online-Plattform aufgebaut werden. Damit kann Wissen schnell und

Mit dieser Anwendung stehen jedem Mitglied alle relevanten Ausbildungsinhalte in der jeweils aktuellen Fassung zur Verfügung. Die bisherigen Druckerzeugnisse werden dabei schrittweise auch um Filme und weitere interaktive Anwendungen ergänzt. Ausbildungsvorbereitung am Computer, praktische Übungen dann am Berg Die Lösung ist mehr als eine informative Webseite. Sie erlaubt den Anwendern zu interagieren und sich zu qualifizieren. So können sich die Retter auf die gemeinsamen Ausbildungskurse optimal vorbereiten und vor Ort kann die Zeit besser für die praktische Übung genutzt werden. http://www.wissensbox.de

Genutzt werden kann die Wissensbox von jedem internetfähigem Gerät, also vom Rechner, Tablet oder Smartphone. Neben den technischen Möglichkeiten wurde konsequent auf eine möglichst einfach Bedienung Wert gelegt. Damit wird sichergestellt, dass auch weniger technikaffine Nutzer mit der Anwendung zurechtkommen. Auch andere Rettungsorganisationen, wie die Bergwacht Bayern oder das Bayerische Rote Kreuz, nutzen die Learnbox-App bereits erfolgreich. Durch die gemeinsame Nutzung einer Plattform wird damit auch die organisations- und länderübergreifende Zusammenarbeit verbessert.


Neue Ausrüstung Der Bergrettungsdienst ist bemüht, Ausbildungsinhalte und Materialien regelmäßig zu optimieren. Notfälle erfordern schnelles und sicheres Hinkommen zum Einsatzort und Materialien, die sich durch logische Handhabung und große Effizienz auszeichnen. Reduktion des Gewichts und geringes Packmaß sind dabei unerlässlich. Fündig geworden ist man in der Taktischen Notfallmedizin.

Notfallbandage

Kompakter Beatmungsbeutel

Tourniquet zur Blutstillung

Gurt zur Beckenstabilisierung

Kompakte Wärmedecke

Aktive Wärmeweste

Kompakter Handabsauger


Pistenrettung Von den 35 Bergrettungsstellen führen annähernd 30 Dienst in Skigebieten sowie auf Loipen durch. Mit den derzeit landesweit 5 Motorschlitten und 6 ATV (All Terrain Vehicle), auch Quads genannt, kann der Unfallort in kurzer Zeit erreicht werden. Die klassische Prellung oder Fraktur, der Zusammenstoß zweier Skifahrer, der Unfall mit einem Pistenfahrzeug, die von einen Variantenfahrer ausgelöste Lawine, ein Herzinfarkt im Gasthaus, der vermisste Gast… In keinem Umfeld ist die Vielfalt der Einsätze größer als in einem Skigebiet. Die Wetterlagen und das sich ständig verändernde Terrain stellen zudem hohe Ansprüche an die Bergretter, die dank der umfangreichen Ausbildung im notfallmedizinischen und alpintechnischen Bereich bestens für Pistenrettungseinsätze gerüstet sind. In enger Zusammenarbeit mit diversen anderen Institutionen wird täglich eine Unzahl an Patienten auf Südtirols Skipisten und Langlaufloipen versorgt.

Von 35 Bergrettungsstellen führen annähernd 30 davon Dienst in Schigebieten sowie auf Loipen durch!


Helfer vor Ort In abgelegenen Gebieten vergeht bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes bzw. des Notarztes viel Zeit. Bei schlechten Witterungsverhältnissen (z.B. Eis- und Schneeglätte) wird die Zeitspanne zusätzlich ausgedehnt. Andererseits ist die erfolgreiche Erstversorgung von Notfallpatienten u.a. von kurzen Anfahrtszeiten abhängig. Bereits seit dem Jahr 2005 sind unsere Bergrettungsmitglieder in Tiers, Antholz, Rabenstein im Passeier sowie Pfelders als Helfer vor Ort tätig. Diese besondere Art der Nachbarschaftshilfe wurde allein im Jahr 2015 insgesamt 111 mal in Anspruch genommen. Seit dem Start des Dienstes waren es 1.054 Notfälle, welche die Helfer vor Ort betreut haben.


Das neue digitale Funknetz Die Funkkommunikation wird derzeit im Bergrettungsdienst genauso wie innerhalb den anderen Zivilschutzorganisationen in Südtirol über analoge Funktechnik abgewickelt. Dabei werden über 40 unterschiedliche Funknetze beansprucht. Das analoge Funknetz hat einige Jahrzehnte wertvollen Dienst vollbracht, die Wartungsarbeiten die aufgrund der Alterung des Systems zunehmen, machen sich zunehmend spürbar. Im Sinne einer Steigerung der Abhörsicherheit und Frequenzökonomie soll das analoge System nun durch digitale Technik abgelöst werden. Die digitale Funktechnik ermöglicht eine organisationsübergreifende Kommunikation, ohne dabei die organisationsinternen Funksprüche zu stören. Im Jahr 2015 gelang es dem Landesfunkdienst unter der Leitung des Koordinators Markus Rauch, das erste Baulos, sprich die Errichtung und Aktivierung eines zentralen Switchs und 56 Basisstationen, abzuschließen. Baulos zwei wird derzeit umgesetzt und nach Übergabe des dritten Bauloses im Jahr 2017, soll das digitale Funknetz mit 115 Basisstationen in Betrieb gehen.


Projekt Nepal Vier Instruktoren des Bergrettungsdienstes im Alpenverein Südtirol waren vom 18. August bis 28. August 2015 mit Ärzten und Forschern der EURAC sowie einer internationalen Mannschaft in Kathmandu an einem Hilfsprojekt beteiligt. Dieses baut auf das in den Jahren 2012 bis 2014 durchgeführte Ausbildungsprojekt auf, welches eine nach internationalen Kriterien definierte rettungstechnische und medizinische Ausbildung von 20 nepalesischen Ärzten und Bergrettern zum Inhalt hatte. Im Jahr 2015 wurde diese Kerngruppe von Bergrettern und Bergrettungsärzten in Kathmandu zu selbständigen Instruktoren ausgebildet. Das versetzte die Teilnehmer in die Lage, im eigenen Land und in der Landessprache Nepali die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten auf einheimische Retter und Ärzte zu übertragen und damit eine Breitenwirkung zu erzielen.


Die Gebirgstrage ...ist im Bergrettungsdienst ein fundamentales Gerät um Patienten zu transportieren und aus misslichen Lagen zu retten. Die heutige Gebirgstrage basiert auf eine Konstruktion, die von Wastl Mariner und Dr. Fritz Rometsch in der HeeresGebirgssanitätsschule St. Johann noch während des Krieges für den Rettungsdienst des Heeres entwickelt wurde. Heute wie damals besteht die Gebirgstrage aus einer robusten Stahlkonstruktion, damit sie den einwirkenden Belastungen beim Transport im Gebirge standhalten kann. Und genau wegen ihrer Zuverlässigkeit und Robustheit hat sich die Gebirgstrage über Jahrzehnte hindurch bewährt. Doch ihr stolzes Gewicht von ca. 25 Kilogramm verlangt den Bergrettern einiges an Kraftausdauer ab. Schließlich müssen sie sie oft über weite Strecken und zahlreiche Höhenmeter hinweg bis zum Unfallort schleppen.


Dieser Umstand war der Anlass dafür, sich nach einer leichteren Gebirgstrage umzuschauen, ohne auf die so wichtigen Eigenschaften des aktuellen Modells verzichten zu müssen.

wünschten Ergebnis zu gelangen. Hauptmerkmal der neuen Gebirgstrage ist das Material, aus welchem sie besteht: Titan. Bekannt als Metall, das besonders in der Raum– und Luftfahrt zur Anwendung kommt, besitzt Titan jene Eigenschaften, die es zur Realisierung einer Gebirgstrage braucht: es ist äußerst korrosionsbeständig, robust und ist fast um die Hälfte leichter als Stahl. Auch die Zusatzkomponenten, wie die regulierbaren und abnehmbaren Tragegriffe und das Transportrad werden in Leichtbauweise realisiert.

Projektierung

Nachdem auf dem Markt kein Produkt zu finden war, das den Bedürfnissen des Bergrettungsdiensts gerecht wurde, musste man sich selbst an die Arbeit machen um eine Gebirgstrage in Leichtbauweise mit den notwendigen Eigenschaften zu entwickeln. Gemeinsam mit den Kollegen der Bergrettung Tirol und der Firma Ferno Washington Italia wurde im Jahr 2015 viel Zeit investiert um schrittweise zum ge-

Gebirgstrage am Prüfstand


„Kollegen unter Kollegen“ - PEER Während Einsätzen gibt es Situationen in denen auch Retter an ihre Grenzen gelangen können. Die Grenzen können verschiedenster Natur sein; ob physisch oder psychisch. Man kann von einem Bergretter nicht verlangen, dass er wie eine Maschine funktioniert und alle Sorgen und Nöte wegsteckt, welche ihm bei einem Einsatz geblieben sind. Einsätze gehen Jedem Nahe! In welcher Form auch immer. Dem Bergrettungsdienst im Alpenverein Südtirol ist es ein Anliegen, dass Einsatzkräfte heil aus sämtlichen Einsatzgeschehen aussteigen können.

So hat sich im Bergrettungsdienst bereits seit einigen Jahren eine Gruppe an versierten Mitgliedern zusammengeschlos-

sen, welche im Bedarfsfall auch für andere Bergretter da sind. Es ist dies die sogenannte „PEERGruppe“ In speziellen Ausbildungskursen, die unter der Leitung des Institutes für Psychologie der Universität Innsbruck abgehalten wurden, ist die Bergrettungsgruppe auf diese Thematik vorbereitet worden. Bergretter, die ein Einsatzereignis nicht verarbeiten können, haben nun jederzeit die Möglichkeit - und dies völlig auf anonyme Weise mit einem PEER ein Gespräch zu führen um das Erlebte aufzuarbeiten.


Die Canyoning-Gruppe Aktuelle Berg– und Wassersportarten stellen die Bergrettung ständig vor neuen Herausforderungen. So auch beim Thema Canyoning. Eine Canyoningtour führt fast ausnahmslos flussabwärts. Ist man erst einmal in die Tour eingestiegen, ist ein Rückzug vor Ende der Tour oft nicht mehr möglich. Kommt es in einer Schlucht zu einem Unfall, sind spezifische Gefahren zu berücksichtigen und andere Rettungstechniken als die sonst üblichen gefordert. Eine solide Alpinausbildung, Kenntnisse des

Wildwassers sowie Erste-Hilfe-Kenntnisse sind für den Canyoning-Retter unabdingbar. Derzeit sind auf Landesebene 63 qualifizierte Canyoning-Retter aus den Rettungsstellen von Bozen, Brixen, Laas, Lana, Mals, Meran, Moos, Sand in Taufers, St. Martin, St. Leonhard, Schlanders, Schnals, Seis am Schlern, Sterzing und Vintl, aktiv. Die Grundausbildung zum Canyoning-Bergretter umfasst insgesamt 16 Stunden an 2 Tagen. Darauf folgen regelmäßige Fortbildungen um auf dem neuesten Stand zu bleiben.


Dank ... … kann man immer gebrauchen! Doch ist der Dank der heutigen Tage ein sehr seltenes Phänomen geworden. Viele Dinge werden zur Selbstverständlichkeit, und wenn mal etwas gut läuft, dann halt nur deswegen, weil man es ja so voraussetzt. Über den Dank freut sich dennoch jeder Bürger, auch wenn seine Leistung noch so klein ist. Es bestätigt die Arbeit und spornt an weiter zu machen! Gerade deswegen wollen wir hier danken!

Der Bergrettungsdienst bedankt sich jedenfalls!. Der Dank sei zu aller erst an die mehr als 900 aktiven Retter und Retterinnen gerichtet. Sie arbeiten im Stillen mit Idealismus und Fleiß. Sie sind es, welche sich diese Aufgabe zu Herzen genommen haben. Ein aufrichtiger Dank sei auch an jene gerichtet, welche unsere Bergretter stützen, die Familien unserer Bergrettungsmitglieder. Das gesamte System des Rettungsdienstes am Berg setzt auch das Verständnis vieler Arbeitgeber voraus; ohne deren Einwilligung wäre so mancher Einsatz nicht durchführbar.

Bergrettung kostet auch Geld! Verschiedene Gerätschaften, Ausbildung und Versicherung, aber auch laufende Spesen wie Treibstoff und dergleichen müssen beglichen werden. Hier helfen uns unsere Gönner, sowie die öffentliche Hand weiter. Das Land Südtirol sowie die 116 Gemeinden Südtirols stehen den Bergrettungsstellen in finanzieller Hinsicht stets zur Seite. Mit den lokalen Kreditinstituten haben wir seit zahlreichen Jahren verlässliche Partner gefunden, welche uns immer wieder bei der Realisierung von schwer finanzierbaren Projekten und Vorhaben helfen.



Bergrettungsdienst im Alpenverein Südtirol Landesverband

Soccorso Alpino dell‘Alpenverein Südtirol Unione Provinciale

I-39018 Vilpian (BZ) Brauereistraße 18 Tel. +39 0471 675 000 Fax +39 0471 675 008 info@bergrettung.it www.bergrettung.it

I-39018 Vilpiano (BZ) Via Birreria, 18 Tel. +39 0471 675 000 Fax +39 0471 675 008 info@bergrettung.it www.bergrettung.it


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