dische Kinder unterrichtet wurden (2), keine ausgesprochenen Besonderheiten waren, sollen sie hier ebenfalls nicht näher betrachtet werden. In der Regel war es in diesen Fällen so, dass es in der näheren Umgebung des Ortes, in dem die christliche Schule stand, keine jüdische Schule gab und die jüdischen Kinder deswegen die christliche Schule zu besuchen hatten. Jüdische Schulen, an denen auch christliche Kinder unterrichtet wurden (3), sind beispielsweise die Jüdische Freischule in Berlin (1778–1825)26, die Jacobson-Schule in Seesen (1801–1922/1945)27, die Volksschule in Bockenheim28 und die École publique mixte (1831–?) in Mülhausen/Elsass. Bei der Berliner Freischule handelte es sich um eine jüdische Knabenschule, an der sowohl jüdische als auch christliche Lehrer unterrichteten.29 1778 von David Friedländer30
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u. a.: Waxmann, 1994, S. 59–68; auch Christiane Pritzlaff, »Jüdisches Schulwesen im protestantischen Umfeld. Am Beispiel Hamburgs in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts« in: Ingrid Lohmann/Wolfram Weiße (Hrsg.), Dialog zwischen den Kulturen, 1994, S. 69–81. Peter Dietrich/Uta Lohmann, »›Daß die Kinder aller Confessionen sich kennen, ertragen und lieben lernen.‹ Die jüdische Freischule in Berlin zwischen 1778 und 1825« in: Ingrid Lohmann/ Wolfram Weiße (Hrsg.), Dialog zwischen den Kulturen. Erziehungshistorische und religionspädagogische Gesichtspunkte interkultureller Bildung. Münster u.a.: Waxmann, 1994, S. 37–47 (künftig zitiert: Dietrich/Lohmann, ›Daß die Kinder aller Confessionen sich kennen, ertragen und lieben lernen.‹). Eine ausführliche Betrachtung der jüdischen Freischule in Berlin in Form einer Quellensammlung liegt in zwei Bänden vor: Ingrid Lohmann (Hrsg.), Chevrat Chinuch Nearim. Die jüdische Freischule in Berlin 1778–1825 im Umfeld preußischer Bildungspolitik und jüdischer Kultusreform. Eine Quellensammlung. Münster: Waxmann, 2 Bde., 2001. Joachim Frassl, Suche nach dem Erinnern. Der Jacobstempel, die Synagoge der Jacobsonschule in Seesen. Ein Abbild des Tempels Salomos, Seesen: Ev. Kirchgemeinde St. Vitus und St. Andreas (Hrsg.), 2003 (künftig zitiert: Frassl, Suche); sowie Joachim Frassl, Die Jacobson-Schule in Seesen mit Tempel und Alumnat. Jüdische Architektur als Ausdruck von Emanzipation und Assimilierung im 19. Jahrhundert. Hildesheim u.a.: Georg Olms Verlag, 2009. Die Jacobson-Schule war von 1801 bis 1922 eine private jüdische Schule und ist danach verstaatlicht worden. Steven M. Lowenstein, »Anfänge der Integration 1780–1871. 3. Ausbildung und Erziehung« in: Marion Kaplan (Hrsg.), Geschichte des jüdischen Alltags in Deutschland. Vom 17. Jahrhundert bis 1945. München: Verlag C. H. Beck, 2003, S. 161–162 (künftig zitiert: Lowenstein, »Anfänge der Integration«). Darüber, wann die Schule gegründet wurde und wie lange sie Bestand hatte, konnten keine näheren Informationen zusammengetragen werden. Dietrich/Lohmann, ›Daß die Kinder aller Confessionen sich kennen, ertragen und lieben lernen.‹, S. 39. David Friedländer (1750–1834): Der Fabrikant und Kaufmann Friedländer war einer der Vordenker des Reformjudentums und Verfechter der Assimilation. M. J. Grätz bezeichnet ihn als einen »der ersten Juden mit ausgeprägt deutschem Nationalbewußtsein«. Friedländer setzte sich dafür ein, dass die Juden, die schon seit Generationen in Preußen lebten, als gleichberechtigte Einwohner angesehen werden sollten. Dafür forderte er von seinen Glaubensgeschwistern die Assimilation an die nichtjüdische Gesellschaft und setzte sich beispielsweise für die Reform des jüdischen Gottesdienstes in deutscher Sprache ein. Die Jüdische Freischule in Berlin eröffnete Friedländer 1878 gemeinsam mit seinem Schwager Isaak Daniel Itzig. (Michael J. Grätz, »Friedlaender, David« in: Fred Skolnik u.a. [Hrsg.], Encyclopaedia Judaica. Detroit u.a.: Macmillian Reference USA, 2. Auflage, Bd. 7, 2007, S. 272–273, Zit. S. 272; vgl. Mordechai Eliav, Jüdische Erziehung in Deutschland im Zeitalter der Aufklärung und Emanzipation. Münster u. a.: Waxmann, 2001, S. 77–85
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