Georg Elser (Leseprobe)

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Das Haus der Elsers, Ende 1910. Von links: Unbekanntes Mädchen, Ludwig Elser, Marie Elser, Georg Elser, Friederike Elser und Maria Elser mit Anna Elser.

Die wichtigste Quelle für die Biografie Georg Elsers ist das im November 1939 in Berlin entstandene Protokoll seiner Vernehmungen, das der Münchener Historiker Lothar Gruchmann Anfang 1964 in den Akten des ehemaligen Reichsjustizministeriums im Bundesarchiv fand.5 Mit Hilfe dieses Protokolls und von Zeitzeugenberichten, aber auch den hier erstmals ausgewerteten Notariatsakten aus Heidenheim sollen im Folgenden Herkunft und Jugendjahre Georg Elsers nachgezeichnet werden. Wenn dabei Zitate aus den Vernehmungen benutzt werden, so ist immer mitzudenken, dass uns hier nicht die unmittelbare Sprache Elsers gegenübertritt, sondern vielfach das von Elser Gesagte in die Ausdrucksweise der ihn vernehmenden Gestapo-Kommissare übersetzt worden ist. Dies ist ein grundsätzliches Problem bei der Nutzung von Quellen, die aus dem nationalsozialistischen Verfolgungsapparat stammen. Die Gestapo setzte im Verhör alle Instrumente ein, die ihr zur Verfügung standen. Dazu gehörten auch bei Georg Elser Schläge und andere Folterungen. Bilder aus der Haft zeigen deutliche Misshandlungsspuren.6 Der Historiker Heinrich Scheel, selbst 1942 vielfach von der Gestapo verhört, hat im Zusammenhang mit diesen Vernehmungen auf die Bedeutung der »Schwachstellen« hingewiesen, nach denen die Gestapo immer wieder suchte. Nur die wenigsten konnten sich einem brutalen Verhör widersetzen. Was sich in den erhaltenen Gestapo-Protokollen findet,

5 Der Text des Vernehmungsprotokolls, das im Original im Bundesarchiv, R 22/3100, »Sprengstoffanschlag Bürgerbräukeller München am 8. November 1938 – Vernehmung des Täters« liegt, wurde (ohne Anmerkungen und Register) noch einmal veröffentlicht: Georg Elser Gedenkstätte Königsbronn (Hrsg.), Das Protokoll. Es ist erneut abgedruckt im Dokumententeil dieses Bandes, unten S. 150 ff., und wird im Folgenden mit den Seitenzahlen dort zitiert. 6 Vgl. unten die Bilder auf den S. 71 und 74.

GEORG ELSER – EIN LEBENSBILD

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25.09.2008 13:19:39 Uhr


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