versetzte oder kommandierende Offiziere und Soldaten nach Verwundung oder Krankheit oder während des Urlaubs, bevor sie wieder an die Front abgestellt wurden.«8 Diese Männer hatten die Schrecken des Krieges in vorderster Stellung erlebt, waren möglicherweise Zeugen von Kriegsverbrechen geworden, und sie konnten die Realität mit der vorherrschenden Propaganda vergleichen. Zu Beginn des Jahres 1944 oblag Ferdinand Freiherr von Lünink die Führung des IEB 9. Vermutlich war er 1943 von Fritz-Dietlof Graf von Schulenburg für den Widerstand angeworben worden. Schulenburg gilt als »Organisator und zentrale Führungsfigur der Widerstandsbewegung des 20. Juli 1944«.9 Beide wurden in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Nachdem Lünick für die Aufgabe nicht mehr zuständig war, übernahm Major d. R. Dr. Herbert Meyer die Stelle. Nach Kriegsende starb er in einem sowjetischen Gefangenenlager. Sein Adjutant war Oberleutnant Helmut von Gottberg. Beide unterstützten die Widerstandsgruppe »u. a. durch Erteilung spezieller Urlaubsscheine, Freistellungen oder Marschbefehle, besonders für Schulenburg, um diesen für die Knüpfung und Aufrechterhaltung konspirativer Kontakte und notwendiger Besprechungen beweglich zu machen«10. Die Offiziere Leutnant Georg-Sigismund von Oppen, Hauptmann Dr. Hans Karl Fritzsche, Oberleutnant Ludwig Freiherr von Hammerstein und Leutnant Heinrich von Kleist nahmen am 20. Juli an dem Umsturzversuch im sogenannten Bendlerblock in der Berliner Bendlerstraße 11–13 teil, wo das Allgemeine Heeresamt seinen Sitz hatte. Während nachfolgender Gestapovernehmungen deckte Gottberg die Offiziere, sie wären auf seinen Befehl hin nach Berlin gefahren. Sowohl Gottberg als auch die vier Offiziere überlebten den Zweiten Weltkrieg. Ein weiterer Widerständler war Axel Freiherr von dem Bussche, der sich bereits »1943 bereit erklärt hatte, sich gemeinsam mit Hitler in die Luft zu sprengen […]«11. Das dafür vorgesehene Attentat scheiterte an einem Zufall. Von Schulenburg für den Widerstand gewonnen, wurde auch der zwei Mal kriegsverwundete Hauptmann Friedrich Karl Klausing, der ab 1938 in Potsdam diente. Er wurde der Adjutant von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler unter dem Decknamen Walküre im Hof des Bendlerblocks standrechtlich erschossen wurde. Klausing befand sich ebenfalls im Bendlerblock, konnte entkommen und stellte sich aber am Tag nach dem Attentat der Gestapo. Er wurde vor dem Volksgerichtshof in einem Schauprozess verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Viele ehemalige Offiziere des I. R. 9., die teilweise nur kurzzeitig in Potsdam stationiert waren bzw. während der Planung oder zum Zeitpunkt des Attentats vom 20. Juli 1944 nicht im Regiment Dienst taten oder sich 28
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