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Ein Haus für den Rundfunk
from Eine Prise Funkgeschichte Fünfzig Geschichten aus hundert Jahren Rundfunk (Leseprobe)
by BeBra Verlag
Funkstunde Berlin und Deutsche Welle, Deutschlandsender und Berliner Rundfunk, Sender Freies Berlin und Rundfunk Berlin Brandenburg – sie alle sind historisch an diesem Ort vereint: im Haus des Rundfunks in Berlin.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Funkturm Berlin gelegen, wurde dieses imposante Bauwerk am 22. Januar 1931 eingeweiht. Und der Berliner Architekt Hans Poelzig hatte es vorausschauend und für seine Bestimmung perfekt entworfen. Von oben sieht das Haus des Rundfunks wie ein Dreieck aus, das an den kurzen Seiten leicht gebogen ist. In dem an der Stirnseite 150 Meter langen Bau sind zahlreiche flexibel nutzbare Büro- und Redaktionsräume untergebracht. Durch die äußeren Gebäudeteile von Straßen- und Umgebungslärm geschützt, liegt im Inneren praktisch ein zweites Gebäude. Auf einem eigenen Fundament gegründet, befinden sich hier der kleine und der große Sendesaal sowie ein Hörspielbereich. Der große Sendesaal gilt mit seiner beeindruckenden Akustik als Herzstück des Hauses. Er hat Platz für über 1.000 Besucher und ist bis heute Ort musikalischer Aufnahmen auch für den Rundfunk. Der kleine Sendesaal bietet der Rundfunkproduktion Einmaliges – durch bewegliche Wandelemente kann die Klangcharakteristik des Raumes verändert werden.
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In den ersten Jahren nach seiner Eröffnung wurde das Haus des Rundfunks durch die Funkstunde AG und die Deutsche
Welle genutzt. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde es zur Zentrale des gleichgeschalteten Großdeutschen Rundfunks.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das von Kriegsschäden verschonte Haus des Rundfunks von der Roten Armee besetzt und bereits am 13. Mai 1945 begann unter sowjetischer Leitung wieder der Sendebetrieb. Das wurde bald zu einem politischen Problem, denn das Haus lag im britisch kontrollierten Sektor. So wurde es 1950 still im Haus des Rundfunks. Die technischen Einrichtungen waren heimlich aus der Masurenallee in das ostdeutsche Funkhaus in der Nalepastraße verbracht worden. Das Haus des Rundfunks verwaiste.
Es sollte sechs Jahre dauern, ehe das Haus des Rundfunks an den Berliner Senat übergeben werden konnte. Nach einer umfangreichen Renovierung begann hier Ende 1957 die Rundfunkproduktion des Sender Freies Berlin.
Und in diesem Neuanfang lag auch eine Chance. Mit der notwendig gewordenen neuen technischen Ausstattung entstand hier einer der modernsten Rundfunkstandorte der damaligen Zeit und der SFB wurde Vorreiter für die Stereofonie im Radio.
Bis heute wird im Haus des Rundfunks Rundfunk produziert. Der Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb) nutzt diesen historischen Ort für die Produktion einiger Radiosender. Im großen Sendesaal finden regelmäßig Konzerte statt und so manches Hörspiel erhält hier seine akustische Begleitung.
Das Haus des Rundfunks ist ein Ort voller Geschichte und Geschichten, ein Besuch ist immer zu empfehlen. Und bei dieser Gelegenheit sollten Sie nicht versäumen, einmal Paternoster zu fahren …