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Von Sender 37 und Mast 17

Der 210 Meter hohe Sendemast auf dem Funkerberg in Königs Wusterhausen ist der älteste Antennenträger Deutschlands. Dass es ihn heute noch gibt, ist vielen glücklichen Umständen zu verdanken. Einer davon ereignete sich im Februar 1946.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatte auch in der Sowjetischen Besatzungszone der Wiederauf bau einer flächendeckenden Rundfunkversorgung hohe Priorität. Der Standort Königs Wusterhausen sollte dabei eine wichtige Rolle spielen.

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Bereits 1945 waren die modernen, leistungsstarken Kurzwellensender aus Zeesen sowie die mittlerweile veralteten Sender aus den Senderhäusern 2 und 3 als Reparationsleistungen abgebaut worden. Die Anlagen im Senderhaus 1 waren für den Telegraphieverkehr ausgelegt. Somit standen auf dem Funkerberg nach dem Ende des Krieges keine geeigneten Rundfunksender mehr zur Verfügung.

Mit Befehl Nr. 819 der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) wurde der Auf bau eines 100.000 Watt-Langwellensenders im Senderhaus 3 angeordnet. Am 27. Februar 1946 ging der Auftrag an die in Westberlin ansässige Telefunken AG.

Der Auf bau eines leistungsstarken Langwellensenders stellte, so kurz nach dem Krieg, vor allem eine Herausforderung in der Materialbeschaffung dar. Mit Hilfe von Beständen

der Postverwaltung und der Firma Lorenz in Leipzig konnte der Sender innerhalb von sechs Monaten fertiggestellt werden. Am 20. August 1946 wurde die Anlage als Sender 37 mit dem Programm des »Deutschlandsenders« in Betrieb genommen.

Über 20 Jahre lang war der Telefunken-Sender im Senderhaus 3 im Betrieb. Er wurde ständig gewartet und gepflegt. Die Ersatzteilbeschaffung allerdings stellte zunehmend ein Problem dar, und der Weiterbetrieb schien dauerhaft nicht mehr möglich. Ein starker Langwellensender wurde jedoch benötigt und so beschloss man im April 1968 den Umbau des Senders 37.

Von September 1969 bis August 1970 wurde der Sender 37 von Technikern der Sendestelle Königs Wusterhausen umfangreich rekonstruiert. Alle Bestandteile des Senders wie die Regel- und Verstärkerstufen des Audiosignals, die Vor- und Leistungsstufen der Hochfrequenz, die Stromversorgung und die Kühlung wurden auf den neuesten technischen Stand gebracht. Das führte dazu, dass Sender 37 auch in den kommenden Jahrzehnten in Betrieb bleiben konnte.

In den letzten Betriebsjahren wurde der Sender 37 auf der Betriebsfrequenz 177 Kilohertz als Ersatzsender für Langwellensender in Zehlendorf (bei Oranienburg) genutzt. Seinen letzten Einsatz hatte er während der Umbauarbeiten des Senders Donebach im Jahr 1995. Dazu wurde er auf die Frequenz 153 Kilohertz umgestimmt und übernahm für einige Monate die Verbreitung des Deutschlandfunks. Heute steht der Sender als eindrucksvolles Beispiel der Sendetechnik unter Denkmalschutz und wird einige Male im Jahr für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Und in welchem Zusammenhang steht der Langwellensender mit Mast 17?

Sender benötigen Antennen. Die Antenne des Senders 37 war eine Schrägdrahtantenne, deren oberen Haltepunkt die Spitze von Mast 17 bildete. Solange Sender 37 in Betrieb war, wurde auch Mast 17 als Antennenträger benötigt.

Und so hat eine Entscheidung im Februar 1946 dazu geführt, dass der 210 Meter hohe Sendemast auch heute noch das Wahrzeichen der Rundfunkstadt Königs Wusterhausen ist.

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