Zeit(ungs)geschehen 2014/2015 …Der Jubiläumskongress in Berlin, der 100. Verlag mit Paid Content, weltweite Solidarität für die Pressefreiheit…: Die Zeitungsbranche blickt auf ein bewegtes Jahr zurück. Das „Zeit(ungs)geschehen“ dokumentiert wichtige Ereignisse für den BDZV und die gesamte Medienbranche.
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Von Jutta Lütkecosmann
Chronik1 Diese Chronik dokumentiert, was im Berichtszeitraum 2014/2015 bedeutsam war. Sie erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. 4. September BDZV: Google darf eigene Angebote nicht bevorzugen Der BDZV und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) fordern die Europäische Kommission nachdrücklich auf, Googles drittes Paket an Verpflichtungszusagen (Vergleichsvorschlag) im laufenden Wettbewerbsverfahren zurückzuweisen. Der Vergleichsvorschlag würde Googles missbräuchliche Bevorzugung eigener Dienste nicht beenden, sondern diesen Missbrauch des Quasi-Suchmonopols sogar formal bestätigen. BDZV-Präsident Helmut Heinen sagt hierzu: „Die Kommission muss ihre besonderen Kompetenzen als Wettbewerbsbehörde entschlossen wahrnehmen und den Vergleichsvorschlag ablehnen. Es ist an der Zeit, das europäische Wettbewerbsrecht zur Anwendung zu bringen und dieses wettbewerbswidrige Verhalten zu beenden, das den digitalen Sektor in Europa zum Nachteil von Verbrauchern und Unternehmen ausbremst.“
9. September Podiumsdiskussion: Wer regelt das Netz? Missbraucht Google seine Marktmacht? Wer macht eigentlich die Regeln im Netz? Rahmenbedingungen für fairen Wettbewerb und Konsumentenschutz im Internet sind die Hauptthemen bei einer hochkarätig besetzen Podiumsdiskussion in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung Berlin, zu der BDZV, der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO), der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (vprt) und das Open Internet Project eingeladen haben. „Google beherrscht den europäischen Markt für Suchmaschinen mit 95 Prozent“, erläutert Robert Maier, Gründer und Geschäftsführer der Meta-Suchmaschine Visual Meta in seinem Impulsvortrag. Zusammen mit Gerd Billen (Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz), Günter Krings (MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern), Björn Böhning (Chef der Berliner Senatskanzlei) und Moderator Peter Stefan Herbst (Chefredakteur der „Saarbrücker Zeitung“) diskutiert er über Googles Fast-Monopol.
Moderator Peter Stefan Herbst (Chefredakteur der „Saarbrücker Zeitung", rechts) spricht mit Gerd Billen (Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz) über Googles Fast-Monopol.
10. September Festakt Theodor-Wolff-Preis: „Unser Kern ist die Nachricht“ Gerade jetzt würden die Menschen in vielen Regionen wieder Zeuge von Krieg und Unterdrückung, nie gekannter Gewalt und ungeheuren Missständen. Umso wichtiger sei Journalismus in Krisengebieten als „notwendige Aufklärung“. Das sagt der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, anlässlich der Verleihung des Journalistenpreises der deutschen Zeitungen – Theodor-Wolff-Preis in Aachen. In seiner Laudatio auf den Preisträger für das Lebenswerk, den langjährigen Aus-
landskorrespondenten der „Süddeutschen Zeitung“ Rudolph Chimelli, führt Schulz weiter aus, dass die Männer und Frauen, „die solche Jobs machen, auf extreme Situationen vorbereitet werden müssen“ und Wegweiser bräuchten, an denen sie sich orientieren können. Rudolph Chimelli sei ein solcher Wegweiser. „Die Verlagswelt bleibt im Umbruch. Es geht um neue Strategien und Produkte in einem Markt, der sich radikal gewandelt hat. Die Digitalisierung eröffnet den Verlagen ganz neue, längst nicht auserforschte Wege, mit unseren Lesern und Kunden in Kontakt zu treten.“ Das erklärt der Verleger des Bonner „General-Anzeigers“, Hermann Neusser, zugleich Vorsit-
1) Berichtszeitraum 1. August 2014 bis 31. Juli 2015
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Andreas Müller (links), Geschäftsführer der Zeitungsverlag Aachen GmbH, Professor Bernd Mathieu (2.v.l.), Chefredakteur „Aachener Zeitung“ und „Aachener Nachrichten“, und Hermann Neusser (rechts), Verleger des Bonner „General-Anzeigers“, mit den Preisträgern 2015 (v.l.): Peter Unfried, Rudolph Chimelli, Kerstin Kohlenberg, Benjamin Piel, Kai Strittmatter und Johannes Ehrmann.
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zender des TWP-Kuratoriums. Er mahnt, dass die Zeitungsleute ihr ureigenes Geschäft nicht aus dem Blick verlieren dürften. „Unser Kern ist die Nachricht. Wir sind Erzähler und Deuter von Geschichten.“ Der Gastgeber der Festveranstaltung und Geschäftsführer des Zeitungsverlags Aachen, Andreas Müller, erläutert, dass sein Haus die Ausbildung des journalistischen Nachwuchses auf neue Fundamente gesetzt und als Investition in die Zukunft multimedial ausgebaut habe. Dahinter stehe die feste Überzeugung, „dass der Journalismus weiter seine Beiträge zur Sicherung unserer Demokratie leiste“ und ein „respektabler Wirtschaftsfaktor sein“ wird. Neben dem Preisträger für das Lebenswerk werden bei der Festveranstaltung Johannes Ehrmann („Der Tagesspiegel“, Berlin), Benjamin Piel („ElbeJeetzel-Zeitung“, Lüchow), Kai Strittmatter („Süddeutsche Zeitung“, München), Kerstin Kohlenberg („Die Zeit“, Hamburg) und Peter Unfried („taz – die tageszeitung“, Berlin) mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. 19. September
Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, übergibt den Preis für das Lebenswerk an den langjährigen Auslandskorrespondenten der „Süddeutschen Zeitung“ Rudolph Chimelli.
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Starke Reichweite: 31,4 Millionen lesen online Zeitung Zeitungen sind mit 17,5 Millionen Lesern pro Woche im Internet die erste Adresse für Information. Zu diesem Ergebnis kommt die ZMGSonderauswertung der AGOF internet facts 2014-7. Pro Monat erreichen die Online-Angebote der Zeitungen demnach 31,4 Millionen Menschen, das sind 44,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Junge Menschen verwenden das Internet besonders häufig – und dort nutzen sie besonders oft die Zeitung. Die Online-Zeitungsreichweite bei den 14- bis 29-Jährigen liegt laut ZMG-Sonderauswertung im
durchschnittlichen Monat bei 68,1 Prozent. Das heißt, die Zeitung erreicht zehn Millionen junge Leser. 22. September WAN-IFRA verleiht Junge-Leser-Preise Beim World Young Reader Prize des Weltverbands der Zeitungen und Nachrichtenmedien WAN-IFRA werden vier Titel aus Deutschland ausgezeichnet. Je ein erster Preis geht an das „Mindener Tageblatt“ (MT) in der Kategorie „Großartige Unterstützung“ (A Great Help) und an den Schleswig Holsteinischen Zeitungsverlag (sh:z, Flensburg) in der Kategorie „Zeitung in der Schule“ (News in Education). Einen Preis in Silber erhält die „Frankfurter Neue Presse“. Eine besondere Würdigung geht an die „Heidenheimer Zeitung“. 23. September Google: Wende im Brüsseler Wettbewerbsverfahren Die EU-Kommission legt den aktuellen Vergleichsvorschlag von Google zu den Akten. Der zuständige Kommissar Joaquín Almunia fordert aufgrund neuer Faktenlage beim Internetkonzern mehr Zugeständnisse ein. Der USKonzern müsse seine Vorschläge nachbessern, um den Streit um seine Suchmaschine beizulegen, sagt der EU-Wettbewerbskommissar im Europäischen Parlament in Brüssel. BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff begrüßt, dass sich die EU-Wettbewerbsbehörde weiter Zeit für eine engagierte Prüfung in dieser Sache nimmt. Der Kommissar hatte den im Februar 2014 bekanntgegebenen Kompromiss mit Google zunächst gegen die Kritik von Verlegern und Online-Firmen verteidigt.
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29./30. September „Zeitungen sind systemrelevant“ – BDZV-Jubiläumskongress in Berlin Erhellende Impulse aus der deutschen Startup-Szene, zukunftsweisende Eindrücke aus der Schweiz und den USA, ein stimmungsvoller Abend der Zeitungsmacher, ein eindrucksvoller Blick zurück: Der Zeitungskongress 2014 in Berlin bietet den rund 550 Gästen zahlreiche Highlights. „Zeitungen sind für die Zivilgesellschaft systemrelevant“, sagt BDZV-Präsident Helmut Heinen bei der Eröffnung. In einer zunehmend atomisierten Informationskultur seien die Zeitungsmarken Garanten für professionell recherchierte Nachrichten und sorgten für eine Ein-
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ordnung des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Geschehens. Heinen hebt hervor, dass der tiefgreifende Transformationsprozess in der Zeitungsbranche noch längst nicht abgeschlossen sei. Es sei erfreulich, dass über Smartphones und Tablet-PC auch ganz neue Zielgruppen erreicht würden, doch bei den digitalen Angeboten seien wirklich nachhaltige Geschäftsmodelle noch nicht gefunden. Wenn Leser im Netz die Qualität der gedruckten Zeitung vorfinden, werden sie auch bereit sein, dafür zu bezahlen, so die Einschätzung von Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Festrede zum 60. BDZV-Verbandsjubiläum. Die Einordnung der Zeitungsredaktionen sei „bei der unendlichen Flut von Informationen noch wichtiger“ als bisher. Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, und John F. Harris, Gründer und Chefredakteur von „Politico“, stellen ihre gemeinsamen Pläne für die europäische „Politico“-Ausgabe vor.
Die Einordnung der Zeitungsredaktionen sei „bei der unendlichen Flut von Informationen noch wichtiger“ als bisher, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Festrede zum 60. BDZV-Verbandsjubiläum.
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BDZV-Präsident Helmut Heinen eröffnet den Abend der Zeitungsmacher in der Station-Berlin.
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der BDZV und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ). Über einen Zeitraum von mehreren Wochen schalten die Branchenverbände vier verschiedene aufmerksamkeitsstarke Motive in der „Lebensmittel Zeitung“, dem Schwesterblatt „LZ direkt“. Presse ist „Täglich frisch“, „Renditebringer“ und „Immer auf Kurs“ – so die Kernbotschaften der Verleger und des Pressegroßhandels. 17. Oktober
Professor Alfred Neven DuMont im Gespräch mit BDZV-Präsident Helmut Heinen.
Ein mitreißendes Plädoyer für digitalen Journalismus hält Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE. „Unmittelbarer Dialog mit dem Leser macht digitalen Journalismus konkurrenzlos intelligent“, gibt er seinen Kollegen mit auf den Weg. Ein Höhepunkt des Kongresses: der Vortrag von Alfred Neven DuMont, Aufsichtsratsvorsitzender der Mediengruppe M. DuMont Schauberg. Eindrucksvoll erzählt er Zeitungsgeschichte, auch kommentiert er aktuelle Entwicklungen. Für Neven DuMont sind die größten Rivalen der Verlage längst nicht mehr andere Verlagshäuser, sondern der öffentlichrechtliche Rundfunk, Google oder Facebook. Das Kartellrecht sei deshalb veraltet. „Das Kartellrecht ist eine reine Lehre, aber die reine Lehre von gestern.“
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Einen Blick zurück erlaubt auch die multimediale „Timeline“ von BDZV und dpa, die beim Zeitungskongress vorgestellt wird. Sie zeigt wichtige Stationen seit Gründung des BDZV – Fotos, Videos und kurze Texte dokumentieren Kampagnen, Veranstaltungen und Akteure aus der Geschichte des Verbands sowie wichtige Ereignisse der Mediengeschichte von damals bis heute. 2. Oktober Grosso und Verlegerverbände werben gemeinsam für Print Tägliche Frische und starke Markenvielfalt aus einer Hand – der Bundesverband Presse-Grosso wirbt in einer Anzeigenkampagne für die Vorzüge von Zeitungen und Zeitschriften im stationären Handel. Kooperationspartner sind
BDZV kritisiert geplantes Online-Jugendportal von ARD und ZDF Der BDZV kritisiert den Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz, den von ARD und ZDF geplanten Jugendkanal nur im Internet und ohne eigenes Angebot in Radio und Fernsehen starten zu lassen. Es sei ein unsäglicher Vorgang, dass das neue Online-Angebot ohne DreiStufen-Test, ohne zeitliche Befristung und ohne irgendeine Bindung an einen Sendungsbezug eingeführt werden soll. „Nur fünf Jahre nach der Verabschiedung des 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrags, der restriktive Regelungen für Online-Angebote vorsieht, werden diese Beschränkungen durch die unmittelbare Beauftragung des Jugendangebots umgangen. Damit wird ein Präzedenzfall geschaffen, der für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk einen Blankoscheck für die Zukunft bedeuten kann“, verurteilt BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff die Pläne der öffentlich-rechtlichen Anstalten. 23. Oktober Medientage München: Spotify ein Modell für Verlage? Wäre ein Aggregationsmodell, wie es Spotify für die Musikindustrie anbietet, auch interes-
sant für deutsche Presseverlage? Das ist eine der zentralen Fragen beim Publishing-Gipfel, den der BDZV und der Verband Bayerischer Zeitungsverleger (VBZV) bei den Medientagen München veranstalten. Stefan Zilch, Geschäftsführer Spotify Deutschland, will keine eindeutige Antwort darauf geben, wirbt aber für ein Umdenken in der Zeitungsbranche: „Content haben ganz viele“, sagt er. Die Aussage „Content is king“ treffe nicht mehr zu, heute sei das daraus geschaffene Produkt der „König“, und dazu bedürfe es eines hohen technischen Aufwands. Dem widerspricht Martin Balle, Verleger von „Straubinger Tagblatt“/„Landshuter Zeitung“ und Münchner „Abendzeitung“ (AZ): Nicht die Technik mache den Erfolg aus, sondern die Fähigkeit, Erlebtes und Erfahrenes so lebendig zu berichten, dass andere dies auch lesen wollten. Die Chefredakteurin der „Frankfurter Rundschau“, Bascha Mika, argumentiert ähnlich: Es sei kein Mangel, sondern vielmehr eine Qualität der Zeitungen, ihre Leser nicht – wie große Digitalunternehmen – bis in die privaten Winkel auszuforschen. Laurence Mehl, Geschäftsführer der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, hingegen steht der Idee eines aggregierten Zeitungsangebots zum monatlichen Festpreis, wie es das beispielsweise mit „Blendle“ in den Niederlanden bereits gibt, offen gegenüber. Allerdings sieht er auch die Hürden, die es zu überwinden gälte. Jens Lönneker, Diplompsychologe und Gründer von rheingold salon (Köln), arbeitet in einem spannenden Impulsvortrag heraus, warum die Gesellschaft im digitalen Zeitalter neu lernen müsse, „was wir öffentlich und privat schützen wollen“. Diese Entscheidung sollte aus seiner Sicht nicht den Filtermecha-
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jeder Sechste setzt auf andere Online-Angebote. Laut Untersuchung ist die überwältigende Mehrheit davon überzeugt, dass die gedruckte Zeitung Zukunft hat, obwohl sich viele der Befragten auch im Internet informieren: 80 Prozent der Top-Entscheider erwarten, dass die Zeitung in der Zukunft auch in gedruckter Form eine große Rolle spielen wird. 28. November
Neu in der TWP-Jury: „Tagesspiegel“-Chefredakteur Lorenz Maroldt.
Diskutieren in München über Wege zur digitalen Selbstverständlichkeit (v.l.): Jens Lönneker, Stefan Zilch, Frank Thomsen, Bascha Mika, Martin Balle und Laurence Mehl.
nismen weltweit tätiger Oligopolisten überlassen werden. Den Auftakt des Gipfels bildet ein Interview mit Andreas Scherer, erster Vorsitzender des VBZV und Vorsitzender der Geschäftsführung der „Augsburger Allgemeinen“. Von Moderator Frank Thomsen (Ressortleiter Deutschland, „Stern“) nach seiner Einschätzung der Branchensituation befragt, weist Scherer darauf hin, dass die Gesetzgebung beispielhaft dafür stünde, wie die Politik den Verlagen das unternehmerische Handeln erschwere.
Zeitung“ (NWZ) in Oldenburg. „Paid Content hat in den vergangenen zwei Jahren eine enorme Dynamik entfaltet: Ende 2012 besaßen erst 40 Zeitungstitel ein Online-Bezahlmodell, Ende 2014 sind es mehr als doppelt so viele“, sagt dazu Hans-Joachim Fuhrmann, Leiter Kommunikation + Multimedia beim BDZV. Darunter seien fast ausschließlich Regionalverlage. Weitere Titel hätten Bezahlmodelle für 2015 angekündigt. „Die großen Reichweiten der Tageszeitungen sind ideale Voraussetzungen für die Paid-Content-Modelle der Verlage“, führt Fuhrmann weiter aus.
7. November 14. November Hundert Zeitungen setzen auf Paid Content Paid Content setzt sich immer mehr durch: Der BDZV listet hundert Online-Bezahlangebote von 351 Tageszeitungen. Der jüngste Zugang ist am 7. November die „Nordwest-
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Lorenz Maroldt Mitglied der Theodor-WolffPreis-Jury Das Kuratorium des Journalistenpreises der deutschen Zeitungen – Theodor-Wolff-Preis
(TWP) beruft den Chefredakteur der in Berlin erscheinenden Tageszeitung „Der Tagesspiegel“, Lorenz Maroldt, in die Preisjury. Er löst Bernd Hilder (Chefredakteur „Thüringische Landeszeitung“, Weimar) ab, der turnusmäßig nach neun Jahren ausgeschieden ist. Maroldt wurde bereits 1992 für einen Beitrag in der überregionalen Tageszeitung „Neue Zeit“ (Berlin) mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. 18. November Zeitung wichtigste Informationsquelle für Top-Entscheider Zeitungen sind für Deutschlands Top-Entscheider die wichtigste Informationsquelle zum aktuellen Geschehen. Wie das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Wirtschaftsmagazins „Capital“ bei 496 Top-Entscheidern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung ermittelte, bevorzugen gut zwei Drittel der Befragten dieses klassische Medium. Dabei nutzen 43 Prozent die Printausgabe, weitere fast 25 Prozent auch die Online-Version. Gut
JIM-Studie: Zeitung für Jugendliche glaubwürdigstes Medium Die Tageszeitung ist für Jugendliche in Deutschland das glaubwürdigste Medium. Zu dem Ergebnis kommt die JIM-Studie 2014 des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest. Jugendliche im Alter zwischen 12 und 19 Jahren wurden für die Studie unter anderem befragt, welchen Medien sie bei einer widersprüchlichen Berichterstattung am ehesten Glauben schenken würden – dem Radio, dem Fernsehen, dem Internet oder der Tageszeitung. Danach vertrauen 40 Prozent der Jugendlichen auf die Tageszeitung, gut ein Viertel entscheidet sich für das Fernsehen (26 Prozent). Radiomeldungen und Internetberichterstattung genießen mit 17 und 14 Prozent das geringste Vertrauen. 3. Dezember DCA appelliert an Bundestagsausschuss Digitale Agenda Die Deutsche Content Allianz (DCA), der auch der BDZV angehört, appelliert an die Mitglieder des Bundestagsausschusses Digitale Agenda, bei der weiteren Befassung zum Thema Zukunft des Urheberrechts die Ausgewogenheit der Einbezogenen und der Anliegen zu wahren.
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Zu einem „öffentlichen Fachgespräch“ zum Thema „Stand der Urheberrechtsreform auf deutscher und europäischer Ebene und weiteres Vorgehen beim Leistungsschutzrecht für Presseverlage“ war kein Vertreter der Kulturund Kreativwirtschaft geladen. Dazu Jürgen Doetz (Verband Privater Rundfunk und Telemedien) als Koordinator der DCA: „Die Initiatoren des Fachgesprächs müssen sich überlegen, ob sie sich mit dieser Art der einseitigen Einladung und der dann nachfolgenden Diskussion einen Gefallen tun. Die Digitale Agenda besteht aus mehr als Technik und deren Auswirkungen auf den Nutzer.“ 17. Dezember BDZV: Rundfunkstaatsvertrag muss geändert werden Als in keiner Weise nachvollziehbar kritisiert der BDZV die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig, wonach der private Rundfunksender ProSieben künftig auch regionale Werbung schalten darf. Laut Gericht verstößt es nicht gegen die Bestimmungen des Rundfunkrechts, wenn im Rahmen eines bundesweiten Fernsehprogramms Werbespots mit regional beschränktem Verbreitungsgebiet gesendet werden. Das sehen die Verleger fundamental anders. „Bisher wurde Fernsehwerbung rechtlich immer als Teil des Programms betrachtet“, erklärt der BDZV. Ein ausdrückliches Verbot regionaler Werbung für TV-Anbieter mit nationalem Programm habe es bisher nur deshalb nicht gegeben, weil die TV-Anbieter aus technischen Gründen nicht in der Lage gewesen seien, ihre Werbung regional auseinanderzuschalten. „Wenn das Bundesverwaltungsgericht nun das Fehlen eines solchen Verbots
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zur Grundlage seiner Entscheidung macht, müssen die Länder den Rundfunkstaatsvertrag eben entsprechend überarbeiten.“ Der BDZV kritisiert, ProSieben werde in die regionalen Werbemärkte eingreifen und den regionalen Medien einen Teil ihrer Finanzierungsgrundlage entziehen, ohne im redaktionellen Programm einen Beitrag zur regionalen Meinungsvielfalt zu leisten. Das Bundesverfassungsgericht habe in seiner sogenannten Niedersachsen-Entscheidung die Gefährdung insbesondere der örtlichen und regionalen Presse durch den Rundfunk hervorgehoben. „Wir setzen darauf, dass die Bundesländer rasch die richtigen Maßnahmen ergreifen, um diese Gefährdung der regionalen Pressevielfalt zu verhindern.“ 7. Januar 2015 Zeitungen solidarisieren sich mit „Charlie Hebdo“ Viele Zeitungen in Deutschland und der Welt solidarisieren sich nach dem grausamen Attentat auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ mit dem Blatt, drucken Karikaturen und Titelseiten der französischen Zeitschrift ab und rufen zum Zusammenhalt auf. „Das Attentat von Paris war ein gezielter Anschlag auf das Satireblatt ,Charlie Hebdo‘ und seine Mitarbeiter. Aber es war zugleich ein Anschlag auf die westliche Welt, auf die Grundlagen und Werte einer offenen Gesellschaft“, schreibt BDZV-Präsident Helmut Heinen in einem Gastkommentar, der am 10. Januar deutschlandweit in zahlreichen Zeitungen veröffentlicht wird. Heinens Appell: „Wehren wir uns. Beharren wir, Zeitungen und Leser gemeinsam, auch weiterhin selbstbewusst auf der Pluralität der Meinungen und der Freiheit,
„Fluctuat Nec Mergitur“: Karikatur von Heiko Sakurai.
„Lügenpresse“: Karikatur von Klaus Stuttmann.
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sie zu äußern.“ Zu dem Kommentar des BDZVPräsidenten bietet der BDZV für diese Gemeinschaftsaktion der Zeitungen in Deutschland zwei Karikaturen zur Veröffentlichung an, die sich mit dem Thema Meinungs- und Pressefreiheit beschäftigen. Sie stammen von den mehrfach preisgekrönten Karikaturisten Heiko Sakurai und Klaus Stuttmann. Zahlreiche Zeitungen beteiligen sich an der Aktion, drucken Kommentare und Karikaturen oder stellen diese auf ihre Websites. 13. Januar Lügenpresse ist das Unwort des Jahres 2014 Der BDZV begrüßt, dass der Begriff „Lügenpresse“ zum Unwort des Jahres 2014 gewählt worden ist. Damit habe die Jury einen wichtigen Beitrag geleistet, geistige Brandstifter zu entlarven, erklärt ein Sprecher des BDZV. Womöglich wüssten die meisten Teilnehmer an den Pegida-Demonstrationen gar nicht, wie belastet dieser Begriff sei, doch von den Protagonisten werde er bewusst eingesetzt, um gegen die Medien aufzuhetzen. Dies sei eine Attacke auf die freie Presse. Unter dem Begriff Lügenpresse wurde bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts üble Kriegshetze betrieben, später gehörte er zum Vokabular der NSPropaganda. 20. Januar Helmut Heinen über die Rolle der Zeitungen in Deutschland „Wir leben in Deutschland in einem der wenigen Länder, in denen die Pressefreiheit nicht nur in der Verfassung verankert, sondern auch jeden Tag aufs Neue gelebt wird. Doch auch hier gibt es Attacken auf das freie Wort.“ In
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einem Kommentar in der „Handelsblatt“-Ausgabe vom 20. Januar 2015 verwahrt sich BDZV-Präsident Helmut Heinen gegen den Vorwurf „Lügenpresse“ an die Zeitungen und weist auf die wichtige Rolle des Lokaljournalismus hin. „Freiheit und Unabhängigkeit der Presse sind das Fundament aller demokratischen Gesellschaften. Jedem Versuch, sie auszuhöhlen, muss entgegengetreten werden. Am besten mit dem eigenen Werkzeug. Und das ist reflektierter, gut recherchierter und der Wahrheit verpflichteter Journalismus.“ (Der komplette Kommentar ist in diesem Jahrbuch auf S.144 abgedruckt) 26. Januar „Karikaturenpreis der deutschen Zeitungen“ an Klaus Stuttmann „Satire in Wort und Bild genießt in Deutschland eine ungeheure Freiheit und hervorragenden Schutz – und das muss so bleiben“, erklärt der Hauptgeschäftsführer des BDZV, Dietmar Wolff, in der Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz in Berlin. Zum 31. Mal werfen hier Fotografen und Karikaturisten einen Blick auf das vergangene politische Jahr. Aus Anlass des Attentats auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ erweitert der BDZV die Ausstellung zur Eröffnung um eine Litfaßsäule mit Karikaturen zum Thema. Der mit 5.000 Euro dotierte „Karikaturenpreis der deutschen Zeitungen“ geht in diesem Jahr an Klaus Stuttmann. Er zeichnet unter anderem für den „Tagesspiegel“ (Berlin). Platz zwei und 2.000 Euro gehen an Martin Erl (unter anderem „Saarbrücker Zeitung“, „Braunschweiger Zeitung“, „Fuldaer Zeitung“ und „Offenburger Tageblatt“). Den dritten Preis (1.000 Euro) erhält Thomas
Die preisgekrönte Karikatur von Klaus Stuttmann.
Aus Anlass des Attentats auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ hat der BDZV die Ausstellung zum Karikaturenpreis um eine Litfaßsäule mit Karikaturen zum Thema erweitert.
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Plaßmann („Frankfurter Rundschau“). Am Karikaturenpreis der deutschen Zeitungen im Rahmen der „Rückblende 2014“ haben 60 Karikaturistinnen und Karikaturisten teilgenommen. Preisgekrönt werden bei der „Rückblende“ auch die besten politischen Fotografien des vergangenen Jahres. Staatssekretärin Jacqueline Kraege übergibt den von der rheinland-pfälzischen Landesvertretung gestifteten ersten Preis in Höhe von 7.000 Euro an Stefan Boness (freier Fotograf). Platz zwei geht an den freien Fotografen Sebastian Bolesch. Axel Heimken (Deutsche Presse-Agentur) belegt Platz drei.
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Kinder über die Themen „Terror durch den IS“ und „Klimawandel“ am besten informiert. Nur 12 % (IS-Terror) beziehungsweise 9,3 % (Klimawandel) erklären, noch nichts darüber gehört zu haben. Gleichzeitig bereiten ihnen diese Themen „große“ oder „sehr große“ Sorgen (41,4 % IS-Terror/39,1 % Klimawandel), und sie wünschen sich dazu noch „etwas mehr“ oder „viel mehr“ Informationen (65,2 % ISTerror/64 % Klimawandel). Die wenigsten Sorgen lösen laut Umfrage hingegen „Gefahren durch das Internet“ bei den Sechs- bis Zwölfjährigen aus. 24. Februar
24. Februar BDZV mit Studie zur Relevanz von Nachrichten für Kinder Nachrichten haben auch bei Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren bereits hohe Relevanz. Dabei machen sich Mädchen im Schnitt mehr Sorgen über das Weltgeschehen als Jungen. Ganz oben auf der Liste beunruhigender Themen stehen Islamistischer Terror und Klimawandel. Das sind einige Ergebnisse einer ad-hoc Studie, die der BDZV anlässlich der Konferenz „Junge Zielgruppen: What’s hot? What’s new?“ in Berlin vorstellt. Bei der von dem Münchner Marktforschungsinstitut iconkids & youth im Auftrag des BDZV durchgeführten Erhebung standen sieben große und kontroverse Nachrichtenthemen der vergangenen Monate sowie das Wissen und Interesse von sechs- bis zwölfjährigen Kindern an diesen Themen im Mittelpunkt: Terror durch den IS, Gefahren durch das Internet, Ukraine-Krise, Ebola-Seuche, Klimawandel/Erderwärmung, Neonazis in Deutschland und drohende wirtschaftliche Krise in Deutschland. Danach sind
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Grütters: Unternehmen brauchen Garantie für faire Wettbewerbschancen im Netz Kulturstaatsministerin Monika Grütters unterstreicht in Berlin beim Dialog „Kreativität und Urheberrecht in der digitalen Welt“ eine der zentralen Forderungen der Deutschen Content Allianz (DCA), der auch der BDZV angehört. Notwendig seien „Regeln, die den Schöpfern geistiger Leistungen, den Künstlern und Kreativen, Freiraum gewähren, und die den Anbietern dieser Leistungen, insbesondere den Medienunternehmen, faire Wettbewerbschancen im World Wide Web garantieren“, sagt sie in ihrer Keynote. In diesen Regeln sieht sie die kultur- und medienpolitische Gestaltungsaufgabe auch im Rahmen der Digitalen Agenda der Bundesregierung.
Die neue BDZV-Website zum Start am 24. Februar.
Themen, die die Zeitungsbranche bewegen. Gleichzeitig ist sie ein wertvolles Archiv mit Nachrichten, Veranstaltungsseiten, Fotos und Videos, die teilweise bis zum Jahr 1997 nachrecherchiert werden können. Die neue Homepage im Responsive Design passt sich automatisch an alle Geräte an. Mit der BDZVHomepage sind auch die Webseiten des Theodor-Wolff- und des Bürgerpreises komplett erneuert worden. 25. Februar
24. Februar BDZV-Homepage im neuen Design Mit neuem Design, noch mehr Informationen und multimedialen Angeboten gibt die überarbeitete Homepage des BDZV Einblick in alle
Studie zu Trends der Zeitungsbranche: Verlage auf Innovationskurs Die deutsche Zeitungsbranche ist in allen Bereichen auf Innovationskurs. Dies ist das Ergebnis der in Berlin vorgestellten Studie
„Trends der Zeitungsbranche 2015“, die der BDZV gemeinsam mit der Unternehmensberatung Schickler durchgeführt hat. Drei Trends der Branche werden deutlich: 1. Print stabilisiert sich langsam, das Digitalgeschäft ist ein starker Wachstumstreiber. 2. Diversifikation: Verlage stellen sich breiter auf und entwickeln neue Geschäftsmodelle. 3. Die Digitalisierung wird in drei Dimensionen vorangetrieben. In den Zeitungsunternehmen werde mutig und mit großem unternehmerischem Geist an der Zukunft gearbeitet, erklärt BDZV-Präsident Helmut Heinen. Dabei sei der Digitalbereich der wichtigste Wachstumstreiber. So planten zwei Drittel der Verlage für das laufende Jahr neue Digitalprodukte jenseits der klassischen Websites und News-Apps. Dazu kämen die
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BDZV-Präsident Helmut Heinen (rechts) und BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff stellen Journalisten im Haus der Presse die Ergebnisse der Trendumfrage vor.
Innovationen in Print: Die Hälfte der Verlage entwickle neue zielgruppenspezifische Printprodukte, wie beispielsweise regionale Wirtschaftsmagazine. Ein Großteil der Verlage investiere zudem in Geschäftsmodelle außerhalb des Kerngeschäfts. Erfreulich sei – so Heinen – der Optimismus in der Branche mit Blick auf das klassische Geschäft. Sowohl bei den Zeitungsauflagen als auch im Werbemarkt rechne die Branche mit einer Stabilisierung. 26. Februar BDZV verleiht Bürgerpreis der deutschen Zeitungen an Rupert Neudeck „Die Rolle, die die Medien und gerade auch unsere Zeitungen als Berichterstatter über Kriegs- und Krisengebiete spielen, kann gar
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nicht hoch genug geschätzt werden. Wenn in vielen Regionen dieser Erde Menschen Opfer von nie gekannter Gewalt und Unterdrückung werden, sind es die Journalisten, die für die notwendige Aufklärung sorgen.“ Das sagt Helmut Heinen, Präsident des BDZV, in Berlin anlässlich der Verleihung des Bürgerpreises der deutschen Zeitungen an Rupert Neudeck. Die Jury – alle Chefredakteure der im BDZV organisierten Verlage – hatte dem Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur/Deutsche Notärzte e.V. und des Friedenskorps Grünhelme die mit 20.000 Euro dotierte Ehrung für sein unermüdliches Engagement für Flüchtlinge und Menschen in Not zugesprochen. Der Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz, Heiko Maas, würdigt Rupert Neudeck vor gut 150 geladenen Gästen aus Politik und
Preisträger Rupert Neudeck mit dem Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz, Heiko Maas, bei der Bürgerpreis-Verleihung in Berlin.
BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff, Bundesjustizminister Heiko Maas, Christel und Rupert Neudeck und BDZV-Präsident Helmut Heinen (v.l.).
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Medien als eine Persönlichkeit, die „uns mit ihrer eigenen Lebensgeschichte sehr anschaulich vermittelt, dass Flucht keine Wahl ist, sondern ein Schicksal. Die Verleihung des Bürgerpreises an Rupert Neudeck ist ein starkes Zeichen dafür, Menschen zu helfen, die ihre Heimat verlassen müssen.“ Rupert Neudeck betont: „Wer etwas Großes auf dieser Welt beginnen will, darf sich nicht auf die Zuständigen und die Experten verlassen“. 3. März Die Besten gewinnen – Bonner Fachkonferenz der Initiative Qualität In einem Punkt sind sich BDZV, DJV und dju in ver.di bei der Fachkonferenz der Initiative Qualität in Bonn einig: Gute journalistische Produkte können nur von Journalisten kommen,
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die besser denn je ausgebildet sind. Neben dem klassischen Handwerkszeug gehörten dazu umfassende Fertigkeiten in digitalen Medien und auch ein tiefes Marktverständnis, erklärt Hans-Joachim Fuhrmann, Mitglied der BDZV-Geschäftsleitung, in seinem Eingangsstatement. Auch der Vorsitzende der dju in ver.di, Ulrich Janßen, betont die Bedeutung medienethischer Ansprüche wie den Schutz der Persönlichkeitsrechte und die strikte Trennung von Redaktion und Werbung. Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands, Michael Konken, merkt kritisch an, dass es an den Universitäten und Hochschulen zu viele Mischstudiengänge für Journalismus/PR gebe. Leidenschaft, Innovationsfreude und Risikobereitschaft seien elementare Voraussetzungen, die jeder angehende Journalist mitbringen müsse, erklärt der Personalberater Bernhard
Rosenberger. „Mehr, multimedialer und schneller“, so fassen die Professorin Beatrice Dernbach (Technische Hochschule Nürnberg) und Professor Klaus Meier (Katholische Universität Eichstätt/Ingolstadt) die Ergebnisse ihrer Befragung von Ausbildungsredakteuren bei den deutschen Zeitungsverlagen zusammen. 5. März 2015 Mehrwertsteuer: Verlegerverbände fordern EU-Kommission zum Handeln auf „Jetzt ist die EU am Zug, die ermäßigte Mehrwertsteuer auf digitale Presseprodukte zuzulassen“, stellt BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff fest. Hintergrund ist die EuGHEntscheidung, dass der ermäßigte Mehrwertsteuersatz, den Frankreich und Luxemburg seit Anfang 2012 auf die Lieferung digitaler Bücher anwenden, unzulässig sei. Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz auf digitale Bücher verstoße gegen die europäische Mehr wertsteuerrichtlinie (2006/112/EC). Der EuGH hat mit dieser Entscheidung auch klargestellt, dass auf nationaler Ebene kein ausreichender Spielraum für eine Reduzierung der Mehrwertsteuer für digitale Bücher besteht, ohne dabei gegen geltendes EU-Recht zu verstoßen. 18. März 2015
BDZV, DJV und dju in ver.di laden zur Fachkonferenz der Initiative Qualität bei der Deutschen Welle in Bonn ein.
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Anzeigengeschäft im Umbruch: viel Optimismus, große Herausforderungen Die Branche ist optimistisch, obwohl die Herausforderungen so groß sind wie nie. Das ist das wichtigste Signal, das von der BDZV-Konferenz „Anzeigengeschäft im Umbruch“ ausgeht. Der zunehmenden Segmentierung der Werbeträger und neuen Konkurrenten müssen Verlage durch immer spezifischere Angebote für den Kunden entgegentreten. „Was wir
erleben, ist eine Medienrevolution, vergleichbar mit der Erfindung des Buchdrucks“, äußert sich Sebastian Turner, Herausgeber „Der Tagesspiegel“ (Berlin), in seiner Keynote. Die Kommunikation habe sich deutlich gewandelt. Von der Individualkommunikation über einen Sender mit unendlich vielen Empfängern zur aktuellen Phase: Unendlichkeit auch auf der Senderseite. Turner: „In dem Durcheinander der Quellen wird die stabile Orientierungsmarke immer wichtiger.“ Keynote Speaker Christof Baron, CEO mindshare, Frankfurt/Main, zeigt in Berlin Maßnahmen für erfolgreiches Anzeigenmarketing auf: etwa die Schärfung des Profils sowie hyperlokale und interaktive Angebote. 26. März Regionale TV-Werbung: „Medienpolitisches Desaster“ Die Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) spricht sich überraschend gegen das geplante Verbot regionaler Werbung durch bundesweit sendende TV-Unternehmen aus. Auslöser dieser Blockade ist offenbar der Freistaat Bayern. Die von der MPK angekündigte Prüfung und Verschiebung auf den 18. Rundfunkänderungsstaatsvertrag sei medienpolitisch ein Desaster, kritisiert der Hauptgeschäftsführer des BDZV, Dietmar Wolff. Der Werbemarkt werde bereits jetzt unter den TV-Anbietern neu verteilt. „Was nicht heute geregelt wird, kommt zu spät. Damit legt die Politik einmal mehr völlig unnötigerweise die Axt an die wirtschaftlichen Grundlagen der Verlage.“ „Gewinnmaximierung statt Vielfaltssicherung – damit hat die bayerische Staatsregierung eine fatale Entscheidung zulasten der regionalen Medien in Bayern getroffen“, äußert sich VBZV-Hauptgeschäftsführer Markus Rick.
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15. April Verlegerverbände zum EU-Verfahren gegen Google Der BDZV und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) begrüßen die Entscheidung der EU-Kommission, wettbewerbsrechtlich gegen Google vorzugehen. „Heute ist ein guter Tag für die Medienfreiheit in Europa“, sagt ein Sprecher der Verbände in Berlin. „Es ist höchste Zeit, dass dem Quasimonopolisten Google die Bevorzugung eigener Angebote untersagt wird.“ Die Kommission hat nach Angaben von BDZV und VDZ das Marktverhalten von Google in den zurückliegenden Jahren so genau geprüft wie bisher bei kaum einem anderen Fall. Die Verlegerverbände seien daher optimistisch, dass es im weiteren Verfahren nach dem nun laufenden Präzedenzfall zu der erforderlichen Anpassung des Geschäfts-
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modells von Google kommen wird. „Europa kommt mit der Entscheidung der Kommission bei der dringend notwendigen Sicherung von Suchmaschinenneutralität einen großen Schritt voran“, betont der Sprecher. Google bestimme in weiten Teilen, wie Informationen im Internet genutzt würden. Die marktbeherrschende Suchmaschine stelle die Ergebnisse aus Sicht der Zeitungs- und Zeitschriftenverlage aber nicht neutral dar. Die Entscheidung der Kommission trage dazu bei, dass freie Verbraucherwahl, fairer Wettbewerb und Pluralität im Internet gewahrt bleiben. 16. April Gemeinschaftsaktion der deutschsprachigen Verlegerverbände Ein demokratisch verfasstes Europa braucht eine freie, selbstbewusste Presse. Medienmacher dürften sich durch islamistischen Ter-
Thomas Kralinger, Alvin Sold, Hanspeter Lebrument und Helmut Heinen präsentieren das gemeinsame Sujet (v.l.).
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ror wie die Attentate von Paris und Kopenhagen oder die Anschläge extremistischer Gesinnungstäter gegen Journalisten und Verlagshäuser weder provozieren noch verschrecken lassen. Das erklären die Präsidenten der deutschsprachigen Verlegerverbände anlässlich ihres Treffens in Luxemburg. Im Vorfeld des Internationalen Tags der Pressefreiheit kündigen die deutschsprachigen Verlegerverbände eine gemeinsame Anzeige für die Pressefreiheit an, die allen Zeitungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg zum Abdruck in der Wochenendausgabe am 2./3. Mai angeboten wird. 23. April BDZV mit Appell zum Mindestlohn Die Einführung des Mindestlohns hat für die Zeitungsbranche immens schädliche Auswirkungen. Das erklärt BDZV-Präsident Helmut Heinen anlässlich der Frühjahrstagung des Bundesverbands Deutscher Anzeigenblätter (BVDA) in Berlin. Er verweist dabei auf alarmierende Ergebnisse einer Umfrage bei den Verlagen: „Fast eine halbe Million Haushalte in Deutschland können nicht mehr betriebswirtschaftlich sinnvoll beliefert werden“, erläutert Heinen. Betroffen seien vor allem ländliche Gebiete. Die Mehrkosten für die Zustellung im Vergleich der Jahre 2015 zu 2014 lägen schon jetzt bei mehr als 200 Millionen Euro. Hinzu kämen die Bürokratiekosten für die aufwendige Dokumentation mit mehr als zwölf Millionen Euro pro Jahr. Laut der Umfrage hätten die Mehrbelastungen durch den Mindestlohn im Zustellbereich bisher schon zu 2.000 Entlassungen beim Zustellpersonal geführt. Für das laufende Jahr seien noch einmal rund 1.300 Entlassungen geplant. Der aus der Bun-
desregierung stammende Vorschlag, die Sozialabgaben für geringfügig beschäftigte Zusteller zu senken, sei geeignet, einen Teil der Mehrkosten aufzufangen. „Es kann nicht im Interesse der Politik sein, die flächendeckende Zustellung und in der Folge ganze Lokalausgaben von Tageszeitungen infrage zu stellen. Wir sind sicher, dass die Regierungskoalition nun rasch handeln wird“, so Heinen am Rande der Tagung. 23. April Verleger: Urheberrecht darf nicht geschleift werden Die Zeitungsverleger stemmen sich gegen Eingriffe zu ihren Lasten bei der Reform des europäischen Urheberrechts. „Kulturgüter und geistige Leistungen dürfen nicht kostenlos sein“, sagt Valdo Lehari jr., Vizepräsident des Europäischen Zeitungsverlegerverbands (ENPA), der Deutschen Presse-Agentur zum Tag des Urheberrechts. Die Verlage wenden sich vor allem gegen Vorschläge der im EU-Parlament federführenden Abgeordneten Julia Reda von der Piratenpartei. Diese will die Verwendung von Fotos, Filmausschnitten und Texten erleichtern und die Regeln in der EU einheitlich gestalten. Valdo Lehari jr., zugleich Verleger des „Reutlinger General-Anzeigers“, kritisiert Redas Entwurf, weil dieser in „erschreckendem Maß“ die Bedeutung des Urheberrechts für den Erhalt der Medienlandschaft missachte. Die Verleger setzten deshalb große Hoffnungen auf den zuständigen EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU). „Wir wissen das Thema bei Oettinger in guten Händen“. Die Zeitungshäuser erwarteten, dass angesichts des digitalen Wandels das Urheberrecht ausgeweitet und nicht eingeschränkt werde.
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Welttag des geistigen Eigentums Um Urheberrechtsfragen geht es auch am Welttag des geistigen Eigentums. Die Mitglieder der Deutschen Content Allianz (DCA), der auch der BDZV angehört, haben aus diesem Anlass die Bedeutung der Kreativwirtschaft unterstrichen. Dazu BDZV-Präsident Helmut Heinen: „Professioneller Journalismus ist die tragende Säule für eine freie und umfassende Meinungsbildung. Ohne einen robusten Schutz des geistigen Eigentums der Verlage und ihrer Mitarbeiter wäre die vielfältige Presselandschaft mit über 300 Qualitätszeitungen in Deutschland nicht denkbar. Das Urheberrecht ist und bleibt eine der Grundlagen der Sicherung von Pressefreiheit.“
Diskussion in Berlin: Wie viel Medienschelte verträgt die Pressefreiheit? Deutschland hat es mit einer neuen „fünften Gewalt“ zu tun, erklärt der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen in Berlin, „mit den vernetzten Vielen“ nämlich. Bei einer Diskussion im Vorfeld des Internationalen Tags der Pressefreiheit, moderiert von Dagmar Engel, Chefredakteurin Hauptstadtstudio Deutsche Welle, spricht er mit „Zeit“-Redakteurin Alice Bota, Medienjournalist Stefan Niggemeier und Politologin Andrea Röpke über das aktuelle Verhältnis zwischen Journalisten und ihrem Publikum. „Wie viel Medienschelte verträgt die Pressefreiheit?“, so der Titel der Veranstaltung, zu der BDZV, Deutsche Journa-
Auf dem Podium (v.l.): Medienjournalist Stefan Niggemeier, Politologin Andrea Röpke, Moderatorin Dagmar Engel, Chefredakteurin Hauptstadtstudio Deutsche Welle, „Zeit“-Redakteurin Alice Bota und Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen.
listinnen- und Journalisten Union (dju), Deutscher Journalisten-Verband (DJV), Reporter ohne Grenzen (ROG) und Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) eingeladen hatten. Zu Beginn der Veranstaltung erzählen drei Journalisten in einem Videobeitrag (www.youtube.com/bdzvtv) von ihrer aktuellen Arbeitssituation – Medienschelte gehört bei ihnen zum Arbeitsalltag. 6. und 7. Mai
Der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen spricht in Berlin von „den vernetzten Vielen“.
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Deutsche Zeitungsverleger beziehen in Brüssel Position Zum dritten Mal tagt der BDZV mit seinen Gremien in Brüssel. 50 Zeitungsverleger und Geschäftsführer aus ganz Deutschland kommen hier zusammen. Zu den zentralen Forderungen der Verleger zählen die Ausweitung des
reduzierten Mehrwertsteuersatzes auf digitale Presseprodukte, ein verbesserter Urheberrechtsschutz sowie Regelungen beim Datenschutz, die den Anforderungen der Redaktionen und auch des Marktes Rechnung tragen. „Die Zeitung ist eine tragende Säule der Demokratie und der digitalen Wissensgesellschaft in einem vereinten Europa. Dies muss von der Politik stärker berücksichtigt werden“, so BDZV-Präsident Helmut Heinen wörtlich. Die EU-Strategie für den digitalen Binnenmarkt (Single Digital Market) müsse die Rahmenbedingungen für eine starke und vielfältige Presse sicherstellen, erklärt er gemeinsam mit dem Vizepräsidenten des Europäischen Zeitungsverlegerverbands ENPA, Valdo Lehari jr. (Verleger des „Reutlinger GeneralAnzeigers“). Bei der Abendveranstaltung in Kooperation mit der Bayerischen Landesver-
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BDZV-Präsident Helmut Heinen, Professor Dietmar Köster (SPD), EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, Vizepräsident des Europäischen Zeitungsverlegerverbands ENPA Valdo Lehari jr. (Verleger des „Reutlinger GeneralAnzeigers“), Staatskanzleiminister Dr. Marcel Huber und Sabine Verheyen (CDU).
Bei der Abendveranstaltung kündigt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker an, dass die Kommission den reduzierten Mehrwertsteuersatz für Presseprodukte 2016 auch zur Anwendung auf elektronische Publikationen vorschlagen werde.
EU-Kommissar Günther Oettinger bei der BDZV-Delegiertenversammlung in Brüssel.
tretung ist auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zu Gast. Dabei würdigt er nachdrücklich das große Engagement der deutschen Verleger auf dem gemeinsamen Markt. Der BDZV sei schon sehr früh und stark für die digitalen Interessen der Branche tätig geworden. Junckers Ankündigung, dass die Kommission den reduzierten Mehrwertsteuersatz für Presseprodukte 2016 auch zur Anwendung auf elektronische Publikationen vorschlagen werde, wird vom Applaus der Zeitungsverleger begleitet. In einer von Peter Stefan Herbst (Chefredakteur der „Saarbrücker Zeitung“) moderierten Podiumsdiskussion lobt Valdo Lehari jr., dass die EU-Kommission einen großen Strauß von Themen angehen wolle. Einverstanden mit den Mehrwertsteuerplänen Junckers zeigen sich auch Leharis Gesprächs-
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partner, die EU-Parlamentarier Sabine Verheyen (CDU) und Professor Dietmar Köster (SPD). Ehrengast der Delegiertenversammlung ist EU-Kommissar Günther Oettinger. „Die digitale Revolution braucht eine europäische Strategie“, fordert der EU-Kommissar. Die USA seien digital weit überlegen, deshalb bedürfe es bei der Rechteverwertung eines „level playing fields“. Oettinger kündigt an, bis Ende des Jahres einen neuen Vorschlag zum europäischen Copyright vorzulegen. 12. Mai Jury entscheidet über Theodor-Wolff-Preis Der Journalistenpreis der deutschen Zeitungen – Theodor-Wolff-Preis wird in diesem Jahr an sieben Journalisten verliehen: Die mit je 6.000 Euro dotierten Auszeichnungen in der
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Sparte „Lokaljournalismus“ gehen an Tobias Großekemper („Ruhr Nachrichten“, Dortmund) sowie an Rudi Kübler und Christine Liebhardt („Südwest Presse“, Ulm). Roland Schulz („SZMagazin“, München) sowie Konrad Schuller („Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“) bekommen den Preis in der Kategorie „Reportage/Essay/Analyse“. Ausgezeichnet in der Kategorie „Meinung/Leitartikel/Kommentar/ Glosse“ wird Bernd Ulrich („Die Zeit“, Hamburg). Der Preis für das Lebenswerk geht an Barbara Sichtermann. Jury und Kuratorium unter Vorsitz von Hermann Neusser (Verleger „General-Anzeiger“, Bonn) würdigen die Journalistin und Schriftstellerin als eine ebenso geistreiche wie streitbare Autorin, die sich immer wieder für Chancengleichheit von Männern und Frauen einsetze. Der Jury gehören an: Nikolaus Blome, Wolfgang Büscher, Markus
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Günther, Peter Stefan Herbst, Christian Lindner, Lorenz Maroldt, Professor Bernd Mathieu, Annette Ramelsberger und Cordula von Wysocki. Die Auszeichnungen werden am 9. September bei einem Festakt auf Einladung der „RheinZeitung“ in Koblenz überreicht. An der Ausschreibung hatten sich 395 Journalistinnen und Journalisten beteiligt. 13. Mai Bayern: Zeitungen müssen nicht für Fußballvideos zahlen Bayerische Verlage können bis auf Weiteres nicht gezwungen werden, ihre Bewegtbilder von Amateurspielen der Bayern- und Landesligen kostenlos der Verbandsplattform bfv.tv zu überlassen oder 500 Euro pro Spiel zu zahlen. Die 17. Kammer für Handelssachen am
Landgericht München stoppt auf Antrag der „Mittelbayerischen Zeitung“ (Regensburg), des „Nordbayerischen Kuriers“ (Bayreuth), der „Main-Post“ (Würzburg) und der Mediengruppe Oberfranken (Bamberg) per einstweiliger Verfügung vorerst die bisherige Praxis des Bayerischen Fußballverbands (BFV) im Umgang mit der Videoberichterstattung im bayerischen Amateurfußball. Der BFV erklärt, er werde Widerspruch einlegen. Der Deutsche Journalisten-Verband begrüßt die Beschwerde der vier bayerischen Zeitungsverlage gegen die Konditionen des Bayerischen Fußballverbands: „Würden sich die Verlage nicht gegen das Vorpreschen des ,gemeinnützigen‘ Bayerischen Fußballverbands wehren, könnten Sportorganisationen auch in anderen Bundesländern auf die Idee kommen, Verlage wie Melkkühe auszunehmen“, sagt DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. 22. Mai
Die Jurymitglieder Annette Ramelsberger und Nikolaus Blome während der TWP-Jurysitzung 2015 in Berlin.
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BGH bestätigt: Rechtmäßigkeit der Tagesschau-App kann überprüft werden Der BDZV begrüßt die Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH), wonach die Rechtmäßigkeit der Tagesschau-App gerichtlich überprüft werden darf. „Damit ist klar, dass das bloße Vorhandensein eines Telemedienkonzepts keinen Freifahrtschein für jedwedes Angebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bedeutet“, erklärt BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff in Karlsruhe. Der Bundesgerichtshof hat das Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Köln aufgehoben und die Sache zur neuerlichen Verhandlung und Entscheidung an das OLG zurückverwiesen. Das OLG hatte im Dezember 2013 im Kern darauf abgestellt, dass mit der Genehmigung des Kon-
zepts für tagesschau.de durch die Gremien des NDR auch die streitige Umsetzung des Angebots Tagesschau-App legalisiert sei. Die Zeitungsverleger hielten dagegen, dass unter diesen Vorzeichen Entscheidungen der öffentlichrechtlichen Sendeanstalten auf dem Gebiet der Telemedien nicht mehr durch Wettbewerbsgerichte überprüfbar und wettbewerbsrechtlich tabu seien. 27. Mai Vorratsdatenspeicherung: BDZV kritisiert vom Kabinett vorgelegte Neuregelung Der BDZV kritisiert die vom Kabinett vorgelegte Neuregelung zur Vorratsdatenspeicherung als schädlich für die Pressefreiheit. Damit werde weder der Quellenschutz wirksam garantiert noch die Pressefreiheit geschützt, sagt der Hauptgeschäftsführer des BDZV, Dietmar Wolff. „Freie Medien brauchen Informanten, die nicht in der Angst leben müssen, bespitzelt zu werden, und Journalisten, die frei von Überwachung arbeiten können!“ Die deutschen Zeitungsverleger sprechen sich seit Langem gegen den drohenden Wegfall des grundrechtlich gewährten Quellenschutzes aus, der in Folge der dauerhaften Speicherung von Verbindungsdaten aus der Telefon-, Mailund Internetnutzung droht. „Wir verkennen nicht, dass das Gesetz einen umfangreichen Schutz von Berufsgeheimnisträgern vorsieht“, betont Wolff, doch seien die Regelungen dazu kompliziert und weit interpretierbar. Nach Auffassung der Zeitungsverleger stelle der von der Bundesregierung vorgesehene Zwang zu anlassloser Speicherung von Verbindungsdaten einen gravierenden Eingriff in die Grundrechte der Bürger dar.
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30. Mai Trauer um Alfred Neven DuMont Der BDZV trauert um sein Ehrenmitglied im Präsidium und früheren BDZV-Präsidenten Professor Alfred Neven DuMont. Der Ehrenvorsitzende des Aufsichtsrats der Mediengruppe M. DuMont Schauberg und Verleger des „Kölner Stadt-Anzeigers“, des „Express“ (Köln), der „Mitteldeutschen Zeitung“ (Halle), der „Berliner Zeitung“ und des „Berliner Kuriers“ sowie der „Hamburger Morgenpost“ stirbt am 30. Mai 2015 in seinem 89. Lebensjahr. BDZV-Präsident Helmut Heinen würdigt Alfred Neven DuMont, der „mehr als 60 Jahre im Familienunternehmen M. DuMont Schauberg in unvergleichlicher Manier die doppelte Funktion des
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Zeitungsverlegers als publizistischer Kopf und als wirtschaftlich verantwortlicher Unternehmer gelebt“ habe. Der Verleger habe sein Amt als BDZV-Präsident in schwierigen Zeiten für die Branche angetreten. Mit dem Presserechtsrahmengesetz sei es um eine der wichtigsten medienpolitischen Diskussionen der bundesrepublikanischen Geschichte gegangen. Alfred Neven DuMont habe seinerzeit „größten Schaden von den Zeitungen abgewendet“. Über das erfolgreiche Wirken im eigenen Unternehmen hinaus setzte sich Neven DuMont jahrzehntelang mit großem Engagement für die gemeinsamen Belange der deutschen Zeitungsverleger ein. 1970 wurde er in das Präsidium des BDZV berufen, zehn Jahre später wählte ihn die Delegiertenversammlung zum Präsidenten.
Professor Alfred Neven DuMont während seiner vielbeachteten Rede beim BDZV-Zeitungskongress im September 2014 in Berlin.
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An der Spitze des BDZV trat Neven DuMont vor allem für die Erhaltung der Pressevielfalt und die Sicherung der publizistischen Funktion des Verlegers ein. Daneben lag ihm die Förderung des journalistischen Nachwuchses am Herzen. Als BDZV-Präsident engagierte Alfred Neven DuMont sich auch nachdrücklich für die Beteiligung der Zeitungen an den elektronischen Medien. In Anerkennung seines erfolgreichen und vielfältigen Engagements im Präsidentenamt, das er bis 1984 ausübte, wurde der Kölner Verleger zum Ehrenmitglied des BDZV-Präsidiums ernannt. Außerdem war er langjähriges Mitglied im Vorstand des Zeitungsverlegerverbands Nordrhein-Westfalen. 2. Juni BDZV: Strafantrag gegen „Nordkurier“-Chef Lutz Schumacher „völlig überzogen“ Mit Unverständnis reagiert der BDZV auf die Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens gegen den Chefredakteur und Geschäftsführer des „Nordkuriers“ in Neubrandenburg, Lutz Schumacher. Vorausgegangen war ein Strafantrag eines Staatsanwalts wegen des Straftatbestands der „Beleidigung“, ausgelöst durch einen Kommentar Schumachers in der Zeitung. Der Hauptgeschäftsführer des BDZV, Dietmar Wolff, bewertet die Reaktion als „völlig überzogen“. Schumacher hatte in einem Kommentar einen Redakteur des „Nordkuriers“ verteidigt, der einen Jagdfrevler als „Rabauken-Jäger“ tituliert hatte und deshalb seinerseits bereits wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe verurteilt worden war; hiergegen legte der „Nordkurier“ bereits Berufung ein. In dem eindeutig als Meinungsbeitrag ausgewiesenen Stück hatte Schumacher wiederum unter anderem von „Rabauken in Richterroben“ ge-
schrieben und dem Staatsanwalt eine mit „Schaum vor dem Mund“ gehaltene Anklage attestiert. Sowohl der Begriff „Rabauken-Jäger“ als auch der Kommentar seien „eindeutig von der Meinungsfreiheit gedeckt“, erklärt Wolff. Eine Wortwahl, die dem Gericht nicht gefalle, sei deshalb noch lange nicht strafbar. „Wir müssen den Anfängen wehren“, warnt Wolff. 3. Juni Zeitungen erreichen jüngere Zielgruppen überdurchschnittlich gut Wöchentlich 18,5 Millionen Menschen erreichen die Zeitungen derzeit mit ihren OnlineAngeboten. Zu diesem Ergebnis kommt die ZMG-Sonderauswertung der AGOF internet facts 2015-3. Das sind knapp 1 Million mehr wöchentliche Leser als noch im 4. Quartal 2014. Überdurchschnittlich gut erreichen die Zeitungen hier die jüngeren Zielgruppen. 5,5 Millionen 14- bis 29-Jährige lesen jede Woche am Desktop oder Laptop Zeitung. Das entspricht einer Reichweite von 37,2 Prozent in dieser Altersgruppe. Bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 34,5 Prozent (7,8 Millionen). Auch mobile Endgeräte werden immer häufiger zum Zeitunglesen verwendet. Auf Smartphone und Tablet verzeichneten die Zeitungen zuletzt 8,3 Millionen Leser pro Woche. (AGOF mobile facts 2014-IV) 2. Juni WAN-IFRA: Tomas Brunegård als Präsident wiedergewählt Tomas Brunegård, Präsident des Weltverbands der Zeitungen und Nachrichtenmedien (WAN-IFRA), wird während des 67. WAN-IFRA Weltkongresses in Washington im Amt bestä-
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tigt. Als sein Stellvertreter wird Michael Golden, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der New York Times, gewählt. Im Rahmen des Weltkongresses der Zeitungen verleiht der Weltverband außerdem die „Goldene Feder der Freiheit“ – 2015 wird der Pressefreiheitspreis all jenen Journalisten gewidmet, die in Ausübung ihres Berufs getötet wurden. 11. Juni Medienverbände und -unternehmen sagen Nein zur Vorratsdatenspeicherung Verbände und Unternehmen der Medienbranche erteilen der Wiedereinführung der in „Höchstspeicherpflicht“ umbenannten Vorratsdatenspeicherung eine klare Absage. Am Vortag der ersten Lesung des Gesetzes zur Einführung einer Speicherpflicht und einer Höchstspeicherfrist für Verkehrsdaten im Bundestag fordern sie die Bundesregierung und die Regierungsfraktionen dazu auf, die Pläne zur Neuauflage einer Vorratsdatenspeicherung, die den für Journalisten unverzichtbaren Informanten- und Quellenschutz aushebelt, nicht weiterzuverfolgen. „Die vorgesehene Speicherung von Telefonnummern, IP-Adressen und Standortdaten für die Dauer von bis zu zehn Wochen untergräbt den Schutz der Informanten, zu dem Journalistinnen und Journalisten und andere Medienmitarbeiter berechtigt und ethisch verpflichtet sind“, heißt es unter anderem in der gemeinsamen Pressemitteilung. 9. Juni Regionalisierte Werbung: BDZV begrüßt Entscheidung aus Bayern Die Bayerische Staatsregierung gibt bekannt, dass Bayern nun doch ein regionales Werbe-
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verbot für nationale Fernsehsender unterstützen will. Das Verbot soll zum 1. Januar 2016 in Kraft treten. Der BDZV begrüßt die Entscheidung. Damit werde den verfassungsrechtlichen Einwänden der Verleger Rechnung getragen, erklärt BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff. Vorausgegangen war die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom Dezember 2014, dass ProSieben künftig in verschiedenen Regionen zur selben Zeit unterschiedliche Werbespots zeigen darf. Die Rundfunkkommission der Bundesländer schlug daraufhin vor, dies im Rundfunkstaatsvertrag zu verbieten. Bei der Ministerpräsidentenkonferenz im März kündigte jedoch Bayern an, noch mehr Zeit für eine Prüfung in Anspruch nehmen zu wollen. 18. und 19. Juni Zeitung Digital: Innovative Produkte und Erfolgsgeschichten aus der Verlags- und Gründerwelt „Digitalisierung ist in unserer Branche gelebte Praxis“, sagt Jan Bayer, BDZV-Vizepräsident und Vorstand BILD- und WELT-Gruppe (Axel Springer SE) bei der Eröffnung der Konferenz „Zeitung Digital 2015“ von BDZV und WANIFRA in Potsdam. Der Präsident des weltweiten Zeitungsverleger-Verbandes WAN-IFRA, Tomas Brunegård, betont, der Großteil der Umsätze in der Branche komme nach wie vor aus dem Printgeschäft. Das Erfolgsrezept des deutschen Online-Handels Zalando erläutert Rubin Ritter, Mitglied des Vorstands bei Zalando in seiner Keynote: schnelle, kleine Entwicklungszyklen. Eines der Schlagworte der Zeitung Digital – nicht nur im Vortrag von Rubin Ritter – ist „Disruption“. „Wenn man nicht selbst Disruption macht“, so der Zalando-Vor-
Rubin Ritter, Mitglied des Vorstands bei Zalando, spricht in der Keynote vor rund 270 Entscheidern über Disruption und Erfolgsrezepte im Digitalen.
Jan Bayer, BDZV-Vizepräsident und Vorstand BILD- und WELT-Gruppe (Axel Springer SE), bei seiner Eröffnungsrede der „Zeitung Digital 2015“.
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stand, „wird man Objekt von Disruption“. Laut Jan Honsel, Country Manager DACH, Pinterest, Berlin ist Disruption „the new normal.” Nach Auffassung von Veit Dengler, CEO der NZZMediengruppe, müssen Verlage heute „Kannibalisierung zulassen und Bundle aufschnüren.“ Stephanie Caspar, Geschäftsführerin WeltN24, Axel Springer SE, zieht in Potsdam Bilanz nach zwei Jahren Paid Content: „Vor uns liegt noch ein weiter Weg – die Richtung stimmt.“ Auch die französische Webzeitung „Mediapart“ setzt auf Bezahlinhalte im Netz. Mathieu Magnaudeix, Journalist bei „Mediapart“ begeistert die Zuschauer mit der Erfolgsgeschichte der Webzeitung und erklärt: „Neue Leser kommen für die Big Stories zu uns – und bleiben.“ Vor allem wegen des großen Stellenwerts des unabhängigen Journalismus. Gerold Riedmann, Geschäftsführer von Russmedia und Chefredakteur der „Vorarlberger Nachrichten“, Österreich, spricht in Potsdam über Change Prozesse in seinem Haus. Es sei schwieriger „Projekte zu killen“, als neue zu beginnen. Adam Freeman, Managing Director, Bloomberg Media EMEA, London, geht unter anderem auf den Umgang mit Wettbewerbern wie Facebook ein: „We have to go with the audience. We have to embrace the opportunities.“ Chancen für lokale Händler und Verlage, aber auch neue Herausforderungen zeigt Michael Korb, Inhaber, Outlet Store Gartenmöbel, Karlsruhe auf. Laut York von Heimburg, Vorstand IDG Communications Media, München, verliere die Marke im Digitalen zwar an Bedeutung, „das heißt aber nicht, dass die Marke kein Anker mehr ist“. Nach Ansicht von Laurence Mehl, Geschäftsführer, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, ist die Digitalisierung „ein Segen für Verlage“. Frida Kvarnström,
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Head of Local Advertising, Schibsted Media, Stockholm, gibt Einblicke in die Arbeit und die Grundsätze des Schwedischen Medienhauses. „We don’t sell newspapers, we sell stories.“ Beim Start-up-Pitch präsentieren vier junge Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz ihre Geschäftsmodelle: Gründerin Freya Oehle etwa erklärt die E-CommercePlattform Spottster – und gewinnt mit ihrem überzeugenden Vortrag den Pitch. 19. Juni BDZV-Präsident Heinen ehrt „Steinpost“ als beste crossmedial erscheinende Schülerzeitung Der BDZV zeichnet die „Steinpost“ des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums aus Oldenburg (Schleswig-Holstein) als beste crossmedial erscheinende Schülerzeitung Deutschlands aus. Den Sonderpreis, den der BDZV bereits zum neunten Mal im Rahmen der Preisverleihung des Schülerzeitungswettbewerbs der Länder vergibt, überreicht BDZV-Präsident im Bundesrat an zwei Redaktionsvertreter. „Die ‚Steinpost‘ zeigt auf beeindruckende Weise, wie eine Schülerzeitung zu einem modernen, crossmedialen Produkt weiterentwickelt werden kann“, sagt Heinen in seiner Laudatio. Bundesratspräsident Volker Bouffier, Schirmherr des diesjährigen Wettbewerbs, dankt allen Teilnehmern für ihren großartigen Einsatz und hebt hervor, wie wichtig es sei, mutig zu bleiben und immer wieder zu versuchen, auch andere Menschen von dem eigenen Standpunkt zu überzeugen. „Nur wer handelt, kann diese Welt verändern“, so der Bundesratspräsident. Der Schülerzeitungswettbewerb der Länder, der unter dem Titel „Kein Blatt vorm Mund“ stattfindet, wird seit 2004 von der
BDZV-Präsident Helmut Heinen mit der Gewinnerredaktion der „Steinpost“ (Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Oldenburg, Schleswig-Holstein) und Sophia Hofer (Jugendpresse Deutschland e.V.) (1. v.r.).
Jugendpresse Deutschland und den Ländern der Bundesrepublik Deutschland veranstaltet und von der Kultusministerkonferenz empfohlen. In diesem Jahr zählen 32 Redaktionen aus 14 Bundesländern zu den Gewinnern. Rund 1.900 Schülerzeitungsredaktionen hatten sich um die Preise in sechs Schulkategorien (Gymnasium, Grund-, Haupt-, Real-, Förder- und berufliche Schulen) und um die Sonderpreise beworben. 24. Juni Newsletter als Zusatzprodukte boomen: BDZV-Konferenz Chefredakteure in Berlin Immer mehr Chefredaktionen von Zeitungen nutzen den Newsletter als zusätzlichen Kommunikationskanal zu ihren Lesern. Die Chef-
redakteurs-Newsletter seien ein Beispiel für den Innovationsgeist und die Experimentierfreude in den Redaktionen, erklärt HansJoachim Fuhrmann, Mitglied der BDZV-Geschäftsleitung, bei der Eröffnung der Konferenz Chefredakteure in Berlin. Besonders erfolgreich ist der Newsletter „Checkpoint“ von „Tagesspiegel“-Chefredakteur Lorenz Maroldt – der mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet wurde. Gemeinsam mit Chefredakteurs-Kollege Stephan-Andreas Casdorff spricht Maroldt bei der Konferenz über Teamarbeit und neue journalistische Produkte. Donata Hopfen, Verlagsgeschäftsführerin BILD-Gruppe, zeigt die Digitalstrategie der Boulevardzeitung auf: „Früh dabei sein und lernen – und erst dann schauen, wo die
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Philippe Remarque, Chefredakteur der preisgekrönten niederländischen Zeitung „De Volkskrant“ im Gespräch mit Bascha Mika, die den Kongress gemeinsam mit Peter Stefan Herbst moderiert.
Chancen und Risiken liegen.“ Christoph Bauer, Vorstandsvorsitzender Mediengruppe M. DuMont Schauberg, gibt Einsichten in die Erneuerungsprozesse des Kölner Verlagshauses. „Es geht nicht immer nur um die großen Schritte – man muss viele kleine Dinge bewegen“. Einen wertvollen Blick ins Nachbarland gewährt Philippe Remarque, Chefredakteur der preisgekrönten niederländischen Zeitung „De Volkskrant“ (Amsterdam), die in den vergangenen Jahren mit mutigen Designänderungen und neuen journalistischen Produkten auf sich aufmerksam machte. Remarque: „Evolution, keine Revolution“. Der Zeitungsdesigner Norbert Küpper liefert Antworten auf die Frage „Wer macht in Europa die besten Zeitungen?“ und zeigt drei Trends auf: 1. „Zeitungen wer-
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den zu Magazinen“, 2. „Die Zeitung als tägliche Wochenzeitung“ und 3. „Alternative Erzählformen“. Der Chefredakteur der in Dortmund erscheinenden „Ruhr Nachrichten“, Wolfram Kiwit, sowie Verlagsberater Georg Hesse (conreri consultants, Hamburg) präsentieren eine Fallstudie zum Thema „Nutzerloyalität“. Das Fazit eines Konferenz-Teilnehmers: „Attraktives Programm – die Themen trafen den Nerv der Branche!“ 10. Juli BDZV zur Ausspähung von „Handelsblatt“, „Spiegel“ und „NZZ“ Presse- und Meinungsfreiheit sind in Deutschland nicht nur im Grundgesetz verankert, sondern täglich gelebte Praxis. Das erklärt BDZV-
Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff am 9. Juli 2015 in Berlin. „Aber zur Pressefreiheit zählt auch der Schutz journalistischer Quellen, ohne die eine freie und kritische Berichterstattung nicht möglich wäre. Geraten das Redaktionsgeheimnis und der Quellenschutz in Gefahr, muss dies aufgeklärt und unterbunden werden“, sagt Wolff anlässlich des Verdachts, dass der US-amerikanische Geheimdienst NSA im Jahr 2011 den „Spiegel“, das „Handelsblatt“ und die „Zürcher Neue Zeitung“ ausgespäht haben könnte – und die Bundesregierung von diesem Vorgang wusste, jedoch die Betroffenen nicht darüber informierte. „Es ist bedauerlich, dass ‚Spiegel‘ und ‚Handelsblatt‘ erst Anzeige wegen des Verdachts auf geheimdienstliche Tätigkeit und Verletzung des Fernmeldegeheimnisses erstatten müssen, um Licht in diese Angelegenheit zu bringen“, sagt der BDZV-Hauptgeschäftsführer weiter. Er halte ein deutlich größeres Engagement der Regierung für dringend nötig. Nun gehe es um schnelle und transparente Aufklärung. 14. Juli BDZV-Jahrespressekonferenz: Zeitung ist die Plattform in der digitalen Zivilgesellschaft Auf dem weiteren Weg in die digitale Medienund Informationsgesellschaft erwarten die Zeitungsverleger von der Politik neue Rahmenbedingungen und schnellere Entscheidungen. „Die mittelständische Zeitungsbranche steht – gefesselt durch Wettbewerbs-, Datenschutzund Medienvielfaltsregelungen – den globalen Internet-Giganten gegenüber, die in weiten Teilen uneingeschränkt in unseren Märkten agieren können“, sagt der Hauptgeschäftsführer
des BDZV, Dietmar Wolff, bei der Jahrespressekonferenz in Berlin. Zeitungen seien im Mediensystem in Deutschland existenziell wichtig. Kein anderes Medium könne die Welt in ihrer Universalität so professionell abbilden. Bis in den lokalen und hyperlokalen Nahraum hinein begleite die Zeitung die Menschen und liefere zugleich das „Big Picture“ in Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport. Mit diesem Informations- und Bildungsangebot erreiche die Zeitung täglich fast 52 Millionen Bürger beziehungsweise drei Viertel der deutschsprachigen Bevölkerung. Dies geschehe zunehmend auf digitalen Ausspielkanälen vom PC bis zu Tablet und Smartphone. „Damit ist die Zeitung die universale Kommunikationsplattform in der digitalen Zivilgesellschaft“, so Wolff. Das Digitalgeschäft sei der Wachstumstreiber, erklärt Hans-Joachim Fuhrmann, Mitglied der BDZV-Geschäftsleitung. Die Nutzerzahlen der Online-Angebote gingen kontinuierlich nach oben und seien innerhalb eines Jahres um eine weitere Million auf 18,5 Millionen pro Woche gestiegen (AGOF internet facts). Überdurchschnittlich gut erreichten die Zeitungen mit ihren Angeboten jüngere Zielgruppen. 5,5 Millionen der 14- bis 29-jährigen Internetnutzer (37 Prozent) sowie 7,8 Millionen der 30bis 49-Jährigen (35 Prozent) besuchten regelmäßig die Webangebote. Optimistisch stimme die Entwicklung bei den Bezahlangeboten im Netz. Gegenüber dem Vorjahr seien diese um 30 Prozent gewachsen. Die Zahlungsbereitschaft bei den Nutzern steige weiter. Außerdem arbeiteten Verlage mit großem Engagement und viel Mut an neuen Produkten. Als „äußerst erfreulich“ bezeichnet Jörg Laskowski, BDZV-Geschäftsführer Verlagswirt-
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20. Juli
Dietmar Wolff, Hauptgeschäftsführer des BDZV, Hans-Joachim Fuhrmann, Leiter Geschäftsbereich Kommunikation+ Multimedia, Jörg Laskowski, Geschäftsführer Verlagswirtschaft (v.l.) bei der BDZV-Jahrespressekonferenz 2015.
schaft, die Entwicklung der E-Paper-Auflage. Im Vergleich zum Vorjahr (1. Quartal) sei die Auflage um 30 Prozent von 564.000 auf 733.000 angestiegen – Tendenz: dynamisch wachsend. Bei überregionalen Titeln liege der Anteil der E-Paper-Auflagen bereits bei über zehn Prozent. Wie sehr die Bürger den Zeitungen vertrauen, zeigt BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff auf. Eine Untersuchung der Forschungsgruppe Wahlen habe bestätigt, dass Zeitungen über alle Altersgrenzen hinweg die höchste Glaubwürdigkeit genössen – ganz oben stünden die regionalen Tageszeitungen. Sie seien in den Städten und Gemeinden das Forum
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für sachliche und meinungsstarke Debatten. Tag für Tag würden von Zeitungen Missstände in Politik, bei Behörden, Institutionen und Unternehmen aufgedeckt. Oft seien es Regionalzeitungen, die journalistische Scoops landeten. Diese Leistung sei für eine lebendige Demokratie von unschätzbarem Wert, stellt Wolff fest. „Ob überregional, regional oder lokal – in allen Zeitungshäusern wird optimistisch und mit höchstem Engagement an der Zukunft der Zeitung gearbeitet“, so Wolff. Jedem sei klar, dass eine große Innovationskraft gefordert sei und überall sei der Wille zur Erneuerung zu spüren.
WAN-IFRA vergibt Junge-Leser-Preise an „Heilbronner Stimme“ und „Schwäbische Post“/„Gmünder Tagespost“ Weltklasse hat das Angebot deutscher Zeitungen für Kinder und Jugendliche: Beim World Young Reader Prize des Weltverbands der Zeitungen und Nachrichtenmedien WAN-IFRA (Paris/Frankfurt am Main) werden erneut zwei Titel aus Deutschland ausgezeichnet. Je ein erster Preis geht an die „Heilbronner Stimme“ in der Kategorie „Digital First“ und an die „Schwäbische Post“/ „Gmünder Tagespost“ (sdz, Aalen) in der Kategorie „Marke“ (Brand). Die „Heilbronner Stimme“ ist mit ihrem Projekt „4. Dezember 1944“ siegreich: Hier konnten – vor allem zahlreiche junge – Leser und Nutzer mobil per WhatsApp am 4. Dezember 2014 minutengenau mitverfolgen, was geschah, als ihre Stadt 70 Jahre zuvor im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde. Die „Schwäbische Post“/„Gmünder Tagespost“ wird für ihre „Mini-WM“ geehrt, bei der Schulkinder aus dem Verbreitungsgebiet an zwei Tagen im Sommer 2014 ihre eigene Fußball-Weltmeisterschaft austrugen und klassenweise teilnahmen.
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Zeitungen 2015/16
Zeitungsjubiläen 20151
180 Jahre „Schwarzwälder Bote“, Oberndorf www.schwarzwaelder-bote.de 175 Jahre „Waiblinger Kreiszeitung“, Waiblingen www.zvw.de/waiblingen 160 Jahre „Elbe-Jeetzel-Zeitung“, Lüchow www.ejz.de „Traunsteiner Tagblatt“, Traunstein www.traunsteiner-tagblatt.de 150 Jahre „Böhme-Zeitung“, Soltau www.boehme-zeitung.de „Flensburger Tageblatt“, Flensburg www.shz.de/lokales/flensburger-tageblatt „Uetersener Nachrichten“, Uetersen www.uena.de 140 Jahre „Neue Deister-Zeitung“, Springe www.ndz.de „Trierischer Volksfreund“, Trier www.volksfreund.de 125 Jahre
„Mühlacker Tagblatt“, Mühlacker www.muehlacker-tagblatt.de „Remscheider General-Anzeiger“, Remscheid www.rga.de „Volksstimme“, Magdeburg www.volksstimme.de „Wilstersche Zeitung“, Wilster www.shz.de/lokales/wilstersche-zeitung „Zevener Zeitung“, Zeven www.zevener-zeitung.de 120 Jahre „Leipziger Volkszeitung“, Leipzig www.lvz.de „Metzinger-Uracher Volksblatt“, Metzingen www.swp.de/metzingen 70 Jahre „Aachener Nachrichten“, Aachen www.aachener-nachrichten.de 40 Jahre „Bild“, Hannover www.bild.de/regional/hannover „Schaumburger Nachrichten“, Stadthagen www.sn-online.de 25 Jahre „Märkische Oderzeitung“, Frankfurt/Oder www.moz.de
„Göttinger Tageblatt“, Göttingen www.goettinger-tageblatt.de
„Torgauer Zeitung“, Torgau www.torgauerzeitung.com
1) 1. August 2014 bis 31. Juli 2015
„Vogtland-Anzeiger“, Plauen www.vogtland-anzeiger.de
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