

Bruttoinlandsprodukt wächst zu
Jahresbeginn stärker als erwartet
Wirtschaftsleistung auch im Winterhalbjahr 2024/2025 leicht gestiegen

▪ Die deutsche Wirtschaft hat im ersten Quartal spürbar zugelegt. Hier spielten Sondereffekte eine Rolle. Der Ausblick für das Jahr bleibt verhalten.
▪ Der Private Konsum ist zu Jahresbeginn leicht gestiegen. Die Verbraucher halten sich nicht mehr ganz so stark zurück. Die Sparquote ist leicht gesunken.
▪ Im Verarbeitenden Gewerbe deutet sich eine Bodenbildung an. Bruttowertschöpfung und Produktion im Verarbeitenden Gewerbe sind zu Jahresbeginn im Vorquartalsvergleich gestiegen.
Bruttoinlandsprodukt wächst zu Jahresbeginn stärker als erwartet | Wirtschaftsleistung auch im Winterhalbjahr 2024/2025 leicht gestiegen 6/06/2025
Konjunktur in Deutschland
Die Wirtschaftsleistung ist zu Jahresbeginn kräftiger als erwartet gestiegen
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im ersten Quartal 2025 gegenüber dem vierten Quartal 2024 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 0,4 Prozent gestiegen. Das Ergebnis fiel damit 0,2 Prozentpunkte höher aus als die am 30. April 2025 veröffentlichte erste Schätzung. Anders als vor einem Jahr, als gleichzeitig das vierte Quartal nach unten korrigiert wurde, musste die Wachstumsrate des Vorquartals dieses Mal nicht revidiert werden. Damit war die Wirtschaftsleistung im Winterhalbjahr 2024/25 um 0,1 Prozent höher als im Sommerhalbjahr 2024. Im Vorjahresvergleich fiel die Wirtschaftsleistung zu Jahresbeginn geringer aus. Das reale BIP sank im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozent (kalenderbereinigt Null Prozent).
Im ersten Quartal 2025 wurde die Wirtschaftsleistung von rund 45,8 Millionen Erwerbstätigen erbracht. Das waren 60.000 Personen oder 0,1 Prozent weniger als vor einem Jahr. Das in Stunden gemessene Arbeitsvolumen stieg jedoch nach vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Vorjahresvergleich um 0,2 Prozent.
Entwicklung des realen BIP in Prozent
Veränderung ggü.Vorjahresquartal
Veränderung ggü. Vorquartal, saison- und kalenderbereinigt
Veränderung ggü. Vorjahr
Quelle: Statistisches Bundesamt

Mit Blick auf die Entstehungsseite des BIP sank die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im ersten Quartal 2025 im Vorjahresvergleich um insgesamt 0,7 Prozent. Wesentliche Ursache hierfür war der Rückgang der Bruttowertschöpfung im Baugewerbe, die mit minus 3,5 Prozent im Vorjahresvergleich deutlich nachgab. Im Verarbeitenden Gewerbe war der Rückgang mit minus 1,6 Prozent nur halb so stark, zog aber das Gesamtergebnis aufgrund seiner starken Gewichtung kräftiger als das Baugewerbe nach unten. Der Dienstleistungssektor konnte seine Aktivitäten mit einem Plus von 0,1 Prozent
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kaum ausweiten. Innerhalb des Dienstleistungssektors kamen die stärksten Impulse aus dem Bereich öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, deren Wertschöpfung um 1,6 Prozent zulegen konnte. In den Bereichen Information- und Kommunikation (plus 0,7 Prozent) und den sonstigen Dienstleistern (plus 0,1 Prozent) stiegen die Aktivitäten nur leicht an. Bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (minus 3,8 Prozent) und den Unternehmensdienstleistern (minus ein Prozent) sank die Bruttowertschöpfung jeweils das dritte Mal in Folge. Während die Wertschöpfung im Grundstücks- und Wohnungswesen um 0,6 Prozent sank, stagnierte sie im gewichtigen Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe
In der verwendungsseitigen Betrachtung des BIP stiegen die preisbereinigten privaten Konsumausgaben im Vergleich zum Vorjahresquartal um 0,5 Prozent. Gleichzeitig waren die Konsumausgaben in der saison- und kalenderbereinigten Betrachtung 0,6 Prozent höher als vor Ausbruch der Pandemie. Die Verbraucher erhöhten im ersten Quartal 2025 vor allem ihre Ausgaben für Gesundheit (plus vier Prozent), Information und Kommunikation (plus drei Prozent), Wohnung, Wasser, Strom und Energie (plus zwei Prozent) und Verkehr mit plus 1,3 Prozent. Gleichzeitig gaben die privaten Haushalte weniger Geld für Bekleidung und Schuhe (minus 3,3 Prozent), Nahrungs- und Genussmittel, Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen (minus 2,6 Prozent) und für Freizeit, Unterhaltung und Kultur (minus 0,6 Prozent) aus. Die Konsumausgaben des Staates stiegen zu Jahresbeginn 2025 um 1,5 Prozent und waren damit in saison- und kalenderbereinigter Rechnung sogar 12,1 Prozent höher als im vierten Quartal 2019.
Der seit mehr als zwei Jahren anhaltende Abwärtstrend bei den Bruttoanlageinvestitionen hat sich im ersten Quartal 2025 deutlich verlangsamt. Sie sanken im Vorjahresvergleich in realer Rechnung nur noch um minus ein Prozent. Während die Ausrüstungsinvestitionen zuletzt mit einem Minus von 3,8 Prozent nochmals deutlich nachgaben, wurde in sonstige Anlagen (Patente; Lizenzen) mit plus 3,5 Prozent deutlich mehr investiert als von einem Jahr. Bei den Bauinvestitionen zeichnet sich ein Ende der seit nunmehr drei Jahren anhaltende Flaute ab. Sie sanken zwar im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um minus ein Prozent. Im Vorquartalsvergleich war aber das zweite Mal in Folge ein Anstieg zu verzeichnen. Die Investitionen in Wohnbauten gaben im Vorjahresvergleich nochmals um minus 2,6 Prozent nach. Dafür legten die Investitionen in Nichtwohnbauten mit zuletzt plus 1,6 Prozent bereits das dritte Mal in Folge im Vorjahresvergleich zu.
Der Export von Waren und Dienstleistungen ist im ersten Quartal 2025 preisbereinigt um 1,1 Prozent gesunken. Während die Dienstleistungsexporte im Vorjahresvergleich um 0,2 Prozent zulegten, gaben die Warenausfuhren im Vorjahresvergleich um 1,4 Prozent nach. Im Gegensatz dazu stiegen die Importe zu Jahresbeginn um plus 2,5 Prozent. Erstmals seit mehr als drei Jahren stieg dabei der Bezug von Waren stärker an als der von Dienstleistungen. Da die Importe deutlich stärker gestiegen sind als die Exporte wirkte sich der Außenbeitrag mit minus 1,4 Prozentpunkten negativ auf das BIP-Wachstum aus.
Außenhandel nach Ländern
Im ersten Quartal 2025 sind die Exporte von Waren im Vergleich zum Vorjahreszeitraum laut Außenhandelsstatistik des Statistischen Bundesamtes um insgesamt 2,3 Milliarden Euro oder 0,6 Prozent gestiegen. In absoluten Zahlen legten vor allem die Ausfuhren zu unseren Nachbarn Schweiz (plus 1,53 Milliarden Euro; plus 8,8 Prozent) und Polen (plus 866 Millionen Euro; plus 3,7 Prozent) deutlich zu. Außerhalb Europas liefen vor allem die Geschäfte mit den USA (plus 1,09 Milliarden Euro, plus 2,7 Prozent), Japan (plus 864 Millionen Euro; plus 16,7 Prozent) und Indien (plus 612 Millionen;
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plus 17,2 Prozent) gut. Deutlich rückläufig war das China-Geschäft mit minus 3,49 Milliarden Euro oder minus 14,5 Prozent. Die Ausfuhren nach Frankreich (minus 1,54 Milliarden Euro; minus fünf Prozent) und Ungarn (minus 797 Millionen Euro; minus 9,3 Prozent) gingen ebenfalls deutlich zurück. Die Exporte nach Russland sind zu Jahresbeginn um minus 63,3 Millionen Euro oder minus 3,3 Prozent auf 1,83 Milliarden Euro gesunken. Im Vergleich zum ersten Quartal 2022 waren es zwei Drittel weniger. Die Warenausfuhren in die Ukraine sind zu Jahresbeginn um 645 Millionen oder 40,6 Prozent gestiegen. Der Handel mit Großbritannien hat zu Jahresbeginn 2025 nachgegeben. Die Exporte auf die Insel sanken um 434 Millionen Euro oder minus 2,1 Prozent auf 20,1 Milliarden Euro.
Deutsche Ex- und Importe im ersten Quartal 2025 nach ausgewählten Ländern Veränderung gegenüber Vorjahresquartal
Exporte Zu- (+) bzw. Abnahmen (-)
Importe Zu- (+) bzw. Abnahmen (-)
Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

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Die deutschen Importe von Waren sind im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um insgesamt 15,5 Milliarden Euro oder 4,8 Prozent gestiegen. Der nominal stärkste Anstieg (plus 4,48 Milliarden Euro; plus 12,4 Prozent) stammte dabei aus dem China-Geschäft. Um jeweils gut ein Fünftel legten die Wareneinfuhren aus Vietnam und Indien zu. Mit gut einem Sechstel oder plus 1,51 Milliarden Euro nahm auch der Warenbezug aus Großbritannien zu. Um mehr als eine Milliarde Euro stiegen auch die Einfuhren aus den EU-Partnerländern Italien (plus 7,1 Prozent) und Polen (plus sechs Prozent) sowie von unserem südlichem Nachbarn Schweiz (plus 8,6 Prozent). Die Importe aus den Gaslieferländern Norwegen (plus 897 Millionen Euro; 13 Prozent) und den Niederlanden (plus 596 Millionen Euro; plus 2,5 Prozent) stiegen ebenfalls leicht an. Die Einfuhren aus Russland sind um 230 Millionen Euro auf knapp zwei Drittel des Vorjahresniveaus geschrumpft. Verglichen mit dem Zustand von vor drei Jahren waren es sogar 97,5 Prozent weniger. Die Importe aus den USA blieben mit einem kleinen Plus von 0,3 Prozent nahezu unverändert. Rückläufig war der Warenbezug aus den EU-Partnerländern Frankreich (minus 847 Millionen Euro; minus 4,9 Prozent), Rumänien (minus 600 Millionen Euro; minus 11,4 Prozent) und Irland (minus 565 Millionen Euro; minus neun Prozent).
Kaum Bewegung auf dem Arbeitsmarkt
Die Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt war in diesem Jahr ausgesprochen schwach. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Erwerbstätigen im April 2025 saisonbereinigt um 3.000 gestiegen, nach einem Zuwachs um 5.000 im März und einem Plus von 9.000 im Februar. Im Vergleich zu April 2024 ist die Zahl der im Inland Erwerbstätigen sogar um 61.000 oder 0,1 Prozent auf 45,96 Millionen gesunken. Verglichen mit dem Höchstwert vom November 2023 waren es 360.000 Erwerbstätige weniger.
(rechte Achse)
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (linke Achse)
*saisonbereinigt in Millionen
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
zum Vorjahresmonat (rechte Achse)

Auch bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung gab es am aktuellen Rand kaum Bewegung. Nach Hochrechnungen der Bundesagentur gingen im März 2025 (letzter verfügbarer Wert)
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34,98 Millionen Personen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Das waren in saisonbereinigter Betrachtung 1.000 Personen mehr als im Vormonat aber 78.000 Personen oder 0,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Schon seit längerer Zeit geht das Beschäftigungswachstum vor allem auf Teilzeit zurück. So stieg die sozialversicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigung im März 2025 im Vorjahresvergleich um 217.000 oder 2,1 Prozent auf 10,77 Millionen. Die sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung ist im gleichen Monat um 139.000 oder 0,6 Prozent auf 24,12 Millionen gesunken
Bei sonstigen Formen der Erwerbstätigkeit ist die Zahl der Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger im ersten Quartal 2025 in saisonbereinigter Betrachtung um 11.000 gesunken. Gegenüber dem Vorjahr hat die Selbstständigkeit um 89.000 oder 2,3 Prozent auf 3,85 Millionen ebenfalls abgenommen Die Zahl der ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten hat sich nach ersten Hochrechnungen der Bundesagentur im März um 4.000 verringert nach einem Plus von 2.000 im Februar. Mit 4,11 Millionen waren es 56.000 oder 1,3 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Mai um 196 600 oder 7,2 Prozent auf 2,92 Millionen (Vorjahresvergleich). In der saisonbereinigten Betrachtung stieg die Zahl gegenüber April um 34.000, nach plus 6.000 gegenüber März. Die Arbeitslosenquote lag im Mai 2023 nach Systematik der Bundesagentur bei 6,2 Prozent und nach ILO-Systematik bei einem Wert von 3,8 Prozent.
Industrie erhält zu Jahresbeginn mehr Aufträge
Nach einem schleppenden Jahresauftakt hat sich die Auftragslage im März 2025 erstmals seit Juli 2024 in der Breite verbessert. Im Einzelnen sind die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe im Vergleich zum Vormonat saison- und kalenderbereinigt um 3,6 Prozent gestiegen, nachdem im Februar der Ordereingang noch stagnierte. Auch um Großaufträge bereinigt legte der Ordereingang im März in saison- und kalenderbereinigter Rechnung um 3,2 Prozent zu Im Vorjahresvergleich (März 2024) stieg die Nachfrage mit plus 3,8 Prozent ähnlich stark an.
Die März-Zahlen komplettieren das erste Quartal 2025, das aufgrund der schwachen Januar-Daten folgendes Bild abgibt: Verglichen mit dem vierten Quartal 2024 sank der Ordereingang um minus 2,3 Prozent. Der Vergleich zum Vorjahr (erstes Quartal 2024) fiel mit plus 1,3 Prozent hingegen positiv aus. Mit Blick auf die Herkunft der Aufträge ist im ersten Quartal 2025 der Auftragseingang aus dem Inland gegenüber dem Vorzeitraum um 3,3 Prozent gesunken. Im Vorjahresvergleich legte der Ordereingang leicht zu (plus 1,1 Prozent). Die Auslandsbestellungen gingen im Vorquartalsvergleich um minus 1,8 Prozent zurück. Im Vergleich zum ersten Quartal 2024 stieg die Auslandsnachfrage um plus 1,4 Prozent. Während die Nachfrage aus dem Euroraum im Vergleich zum Vorquartal um plus 0,4 Prozent und im Vorjahresvergleich um 1,3 Prozent zulegen konnte, gingen die Bestellungen aus den Drittländern im Vorquartalsvergleich um minus 3,1 Prozent zurück (Vorjahresvergleich: plus 1,4 Prozent)
Unter den einzelnen Hauptgütergruppen gingen bei den Herstellern von Vorleistungsgütern im ersten Quartal 2025 in kalender- und saisonbereinigter Rechnung 0,7 Prozent mehr Aufträge ein. Der Vorjahresvergleich weist ebenfalls ein kleines Plus von 0,3 Prozent aus. Während die Inlandsnachfrage im Jahresvergleich um 1,3 Prozent nachgab, stiegen die Bestellungen aus dem Ausland um 1,7 Prozent.
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Die Nachfrage nach Investitionsgütern ging im ersten Quartal 2025 um minus 4,9 Prozent im Vorquartalsvergleich zurück. Im Vergleich zum Vorjahr gingen aber 1,7 Prozent mehr Aufträge ein. Mit einem Plus von 3,4 Prozent im Vorjahresvergleich entwickelten sich die Bestellungen aus dem Inland bereits dabei das dritte Quartal in Folge besser als die Auslandsbestellungen, die zuletzt nur um 0,7 Prozent zulegen konnten.
Bei den Konsumgüterproduzenten stiegen die Bestellungen im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorquartal saison- und kalenderbereinigt um 2,3 Prozent. Das waren gleichzeitig 2,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Nachfrage aus dem Inland ging dabei im Vorjahresvergleich mit minus 0,1 Prozent etwas zurück. Bei den Auslandsorders war ein deutliches Plus von 4,2 Prozent zu verzeichnen.
Es schaut so aus, als ob wir beim Auftragseingang zum Ende des ersten Quartals 2025 die Talsohle durchschritten haben und es auf niedrigem Niveau wieder aufwärts geht. Der positive Ordereingang erstreckte sich über viele Industriebranchen. Die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen, die Pharmaindustrie und der sonstige Fahrzeugbau verbuchten im März sogar zweitstellige Zuwachsraten. Stimmungsindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex und das ifo-Geschäftsklima haben diese Erholung im Februar und März auch angezeigt. Die Aufbruchstimmung könnte aber ganz schnell wieder verfliegen. Die Situation erinnert ein wenig an den Jahresauftakt 2020, als die Industrie mit guten Daten in das Jahr gestartet ist, dann aber durch den Ausbruch der Corona-Pandemie ausgebremst wurden. In diesem Jahr ist aus einem Labor in den USA ein Zoll-Virus ausgebrochen, das ebenfalls die weltwirtschaftliche Entwicklung erheblich beeinträchtigen könnte. Die letzten verfügbaren Stimmungsindikatoren aus dem April deuten darauf hin, dass es auch schnell wieder abwärts gehen kann.
Auftragseingang, Verarbeitendes Gewerbe
Veränderung zum Vorjahr, 2-Monats-Vergleich, in Prozent (rechte Achse)
Index des Verabeitenden Gewerbes, 2-Monats-Durchschnitt, saisonbereinigt (linke Achse)
Veränderung im Vergleich zum Vorquartal (q-o-q), in Prozent
Quelle: Statistisches Bundesamt

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Auftragsbücher in der Industrie füllen sich langsam wieder
Nach Angaben des ifo Instituts lag die Reichweite des Auftragsbestands im Verarbeitenden Gewerbe zu Beginn des zweiten Quartals 2025 bei 3,6 Produktionsmonaten. Sie blieb damit im Vergleich zum Vorquartal unverändert, lag damit aber 0,3 Produktionsmonate unter dem Niveau des Vorjahres. Mit Blick auf die einzelnen industriellen Hauptgruppen stagnierte der Auftragsbestand bei den Herstellern von Vorleistungsgütern im Vergleich zum ersten Quartal, lag aber das neunte Quartal in Folge unterhalb des Vorquartalsniveaus. Bei den Investitionsgüterherstellern stieg der Auftragsbestand um plus 0,3 auf nunmehr 5,2 Produktionsmonate. Zudem war der Auftragsvorlauf das zweite Quartal in Folge höher als im Vorjahr. Bei den Konsumgüterproduzenten ist der Auftragsbestand zwar leicht auf 1,9 Produktionsmonate gestiegen. Das Vorjahresniveau wurde, wie zu Jahresbeginn verfehlt.
Nach Daten des Statistischen Bundesamtes scheint sich eine leichte Belebung abzuzeichnen. So stieg der reale (preisbereinigte) Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe im März 2025 gegenüber Februar saison- und kalenderbereinigt um 1,1 Prozent. Dies war nicht nur der zweite Anstieg in Folge. Auch im Vorjahresvergleich ist der Auftragsvorlauf weiter gestiegen. Die offenen Aufträge aus dem Inland stiegen im Vergleich zum Vormonat um 1,2 Prozent, die aus dem Ausland mit plus 1,1 Prozent ähnlich stark. Das Bild unter den industriellen Hauptgruppen deckt sich mit den Ifo-Zahlen. Während sich die Auftragsbücher bei den Herstellern von Investitions- und Vorleistungsgütern etwas füllten, bauten die Konsumgüterhersteller ihre Auftragsbestände ab.
Industrieproduktion steigt zu Jahresbeginn kräftig
Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes stieg die Industrieproduktion (Produzierendes Gewerbe ohne Energie und Bau) im März 2025 im Vergleich zum Vormonat saison- und kalenderbereinigt um plus 3,5 Prozent. Dies war gleichzeitig der stärkste Anstieg seit Oktober 2021 (damals plus 4,3 Prozent). Auch im Vergleich zum Vorjahresmonat haben die industriellen Aktivitäten zugelegt (plus 0,3 Prozent). Während die Energiewirtschaft ihre Produktion im Vormonatsvergleich um 1,8 Prozent drosselte, steigerte das Baugewerbe seine Aktivitäten um plus 2,1 Prozent. Alles in allem ergab sich hieraus für das Produzierende Gewerbe ein Anstieg der Produktion gegenüber Februar 2025 um drei Prozent. Im Vergleich zu März 2024 gab die Produktion um minus 0,2 Prozent nach.
Mit den noch vorläufigen März-Daten ergibt sich für das erste Quartal 2025 folgendes Bild: Gegenüber dem vierten Quartal 2024 stieg die Industrieproduktion saison- und kalenderbereinigt um 1,8 Prozent, nachdem in den drei Quartalen zuvor die Aktivitäten um jeweils gut ein Prozent gesunken waren. Der Vergleich zum Vorjahresquartal weist jedoch einen Produktionsrückgang um minus 1,9 Prozent aus. In den energieintensiven Industriebranchen fiel der Anstieg im Vergleich zum Vorquartal mit plus 1,1 Prozent etwas geringer aus. Gegenüber dem ersten Quartal 2024 gingen die Aktivitäten mit minus 2,2 Prozent etwas stärker zurück als in der gesamten Industrie. Die Energieerzeugung stieg in saison- und kalenderbereinigter Rechnung gegenüber dem vorherigen Quartal um plus 0,9 Prozent. Der Vergleich zum Vorjahr weist ein kleines Minus von 0,9 Prozent aus. Im Baugewerbe stieg die Produktion im Vergleich zum vierten Quartal 2024 um 0,6 Prozent.
Bruttoinlandsprodukt wächst zu Jahresbeginn stärker als erwartet | Wirtschaftsleistung auch im Winterhalbjahr 2024/2025 leicht gestiegen 6/06/2025
Produktionsentwicklung im Produzierenden Gewerbe
Vergleich zum Vorjahr in Prozent 2023 2024 2024 2025 Jahr Q3 Q4 Q1 Ursprungswerte kalenderbereinigt
Vergleich zum Vorzeitraum in Prozent 2024 2025 Q3 Q4 Q1 Jan Feb Mrz saison- und kalenderbereinigt
Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

Das Vorjahresniveau wurde um minus 1,9 Prozent verfehlt. Für das gesamte Produzierende Gewerbe ergab sich für das erste Quartal 2025 ein Anstieg der Produktion gegenüber dem Vorquartal um 1,5 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr gab die Produktion um 1,9 Prozent nach
Produktion, Verarbeitendes Gewerbe
Veränderung zum Vorjahr, 2-Monats-Vergleich in Prozent (rechte Achse)
Index des Verarbeitenden Gewerbes, 2-Monatsdurchschnitt, saisonbereinigt (linke Achse)
Veränderung im Vergleich zum Vorquartal (q-o-q), in Prozent
Quelle: Statistisches Bundesamt

Erstmals seit drei Jahren stieg die Produktion in allen industriellen Hauptgruppen im Vergleich zum Vorquartal an. Die Hersteller von Vorleistungsgütern übertrafen das saison- und kalenderbereinigte
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Ergebnis aus dem Vorquartal um 1,1 Prozent, produzierten aber deutlich weniger als vor einem Jahr (minus 3,1 Prozent). Die Investitionsgüterproduktion stieg um plus 1,4 Prozent an. Das Vorjahresniveau wurde aber um minus 1,8 Prozent verfehlt. Die Hersteller von Konsumgütern verbuchten mit plus 3,9 Prozent den stärksten Anstieg. Der Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum fiel mit plus 0,4 Prozent ebenfalls positiv aus.
Der seit gut zwei Jahre anhaltende Produktionsrückgang im Verarbeitenden Gewerbe scheint auf den ersten Blick beendet zu sein. Allerdings könnte der zuletzt kräftige Anstieg der Industrieproduktion auch auf Vorzieheffekte im Zusammenhang mit den zollpolitischen Ankündigungen der US-Administration zurückzuführen sein. Zudem sollte man im Blick behalten, dass all dies auf einem sehr niedrigen Niveau stattfindet. Ende 2019 war die Produktion mehr als neun Prozent höher als zuletzt. In der Bauwirtschaft könnte zum Jahreswechsel die Talsohle durchschritten worden sein, da bereits im vierten Quartal 2024 der Vorquartalsvergleich leicht positiv ausgefallen war. Auch bei den Baugenehmigungen hat sich zuletzt eine Bodenbildung abgezeichnet. Gleichzeitig haben sich die Auftragsbestände etwas erhöht. Die Energieerzeugung ist zuletzt zwei Quartale in Folge leicht gestiegen, war damit aber immer noch um 19 Prozent niedriger als vor Ausbruch der Pandemie.
Kapazitätsauslastung steigt zu Jahresbeginn leicht an
Die leicht gestiegene Produktion wirkt sich auch auf den Auslastungsgrad der Kapazitäten aus. So stieg im Verarbeitenden Gewerbe die Kapazitätsauslastung zu Beginn des zweiten Quartals 2025 im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 Prozentpunkte, nachdem sie zu Jahresbeginn bereits marginal zulegen konnte. Mit nunmehr 77 Prozent waren die Kapazitäten drei Prozentpunkte geringer ausgelastet als vor einem Jahr und 6,5 Prozentpunkte weniger als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Der Auslastungsgrad im Verarbeitenden Gewerbe ohne Ernährungsindustrie erhöhte sich um 0,4 Prozentpunkte, nach plus 0,1 im Quartal zuvor. Mit einem Auslastungsgrad von 76,9 Prozent war der Maschinenpark um 6,7 Prozentpunkte geringer ausgelastet als im Zehnjahresdurchschnitt.
Unter den einzelnen Branchen stieg in der chemischen Industrie der Auslastungsgrad im Vergleich zum Vorquartal um 2,7 Prozentpunkte. Im Gegensatz zu allen anderen Branchen war auch der Vergleich zum Vorjahr positiv. Bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen stieg der Auslastungsgrad mit 5,3 Prozentpunkten kräftig an. In der Möbelindustrie folgte nach einem starken Rückgang zu Jahresbeginn ein Anstieg der Kapazitätsauslastung um 6,5 Prozentpunkte. Das Textilgewerbe, die pharmazeutische Industrie und der Maschinenbau steigerten den Auslastungsgrad ihrer Kapazitäten nur geringfügig. Bei den Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten und optischen Produkten nahm der Auslastungsgrad der Produktionsanlagen um 1,5 Prozentpunkte am stärksten ab und lag damit um 9,9 Prozentpunkte unter dem langjährigen Durchschnitt. Im Fahrzeugbau und bei den Herstellern von Metallerzeugnissen sank die Kapazitätsauslastung um jeweils 1,1 Prozentpunkte. In der Nahrungs- und Genussmittelindustrie gab der Auslastungsgrad nur leicht um 0,3 Prozentpunkte nach.
Industrieumsätze steigen zum Jahresbeginn leicht an
Im ersten Quartal 2025 sind die preisbereinigten Umsätze im Verarbeitenden Gewerbe in saisonund kalenderbereinigter Rechnung im Vergleich zum vierten Quartal 2024 leicht um 0,7 Prozent gestiegen. Dies war bereits der zweite Quartalsanstieg in Folge. Das Vorjahresniveau wurde jedoch um 1,6 Prozent verfehlt. Mit Blick auf die Herkunft der Umsätze sanken die aus dem Inland gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,6 Prozent. Die Erlöse aus dem Ausland gaben mit minus
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0,7 Prozent nicht ganz so stark nach. Die in der Eurozone generierten Umsätze gingen mit minus 1,3 Prozent deutlich stärker zurück als die aus dem Geschäft mit Drittländern (minus 0,2 Prozent).
In nominaler Rechnung sind die Umsätze des Verarbeitenden Gewerbes im Vergleich zum ersten Quartal 2024 leicht um 0,2 Prozent gesunken. Während die energieintensiven Unternehmen Umsatzeinbußen von 2,1 Prozent verzeichneten, legten die Umsätze in den übrigen Branchen in der Summe um 0,4 Prozent zu. Die konsumnahen Bereiche Nahrungs- und Genussmittel, sowie Pharmazie verzeichneten Umsatzzuwächse in Höhe von 2,3 und 8,1 Prozent. In der Textilindustrie sanken die Umsätze hingegen um minus 1,9 Prozent. Neben dem sonstigen Fahrzeugbau (plus 9,8 Prozent) konnten die metallerzeugenden und -verarbeitenden Betriebe (plus 1,5 Prozent) und die chemische Industrie (plus 0,1 Prozent) ihre Umsätze steigern. Bei den Schwergewichten Elektroindustrie (minus 0,4 Prozent), Fahrzeugbau (minus 0,7 Prozent) und Maschinenbau (minus 0,8 Prozent) gingen die Umsätze etwas zurück. In der Papierindustrie und im Bereich Glas, Keramik, Steine und Erden waren die Umsatzeinbußen mit minus 1,4 Prozent und minus 4,3 Prozent etwas höher.
Umsatz* im Verarbeitenden Gewerbe im ersten Quartal 2025
sonstiger Fahrzeugbau
Pharmazie
Nahrungs- und Genussmittel
Metallindustrie
Verarbeitendes Gewerbe Chemie
Elektroindustrie
Maschinenbau Fahrzeugbau
Papierindustrie
Textil, Bekleidung, Leder
Energieintensive
Glas, Keramik, Steine & Erden
*Veränderung in Prozent zum Vorjahreszeitraum Quelle: Statistisches Bundesamt
Geschäftsklima: Stimmung unter den Unternehmen bessert sich langsam

Trotz der hohen handelspolitischen Unsicherheit ist das ifo-Geschäftsklima Deutschland im Mai 2025 das fünfte Mal in Folge gestiegen. Die befragten Unternehmen schätzten zwar ihre aktuelle Lage etwas schlechter ein als im April. Dafür haben sich die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate deutlich verbessert. Unter den einzelnen Sektoren waren die Dienstleister zwar unzufrieden mit ihren laufenden Geschäften. Dafür hat sich die Erwartungskomponente deutlich verbessert, was ausreichte, das Stimmungsbild insgesamt ins Positive zu drehen. Der Bereich Transport und Logistik erholte sich von dem Stimmungseinbruch, die die Zollankündigungen der USA verursacht hatten. Im Handel ist der Index nach einem Rückgang im April spürbar gestiegen. Insbesondere die Geschäftserwartungen legten kräftig zu. Dies galt sowohl für den Groß- als auch Einzelhandel. Zudem war der Handel auch zufriedener mit den laufenden Geschäften. Im Bauhauptgewerbe stieg der Geschäftsklimaindex den vierten Monat in Folge. Neben der besseren Einschätzung der aktuellen
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Lage blicken die Bauunternehmen deutlich positiver in die Zukunft. Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima ebenfalls deutlich verbessert. Die Firmen korrigierten insbesondere die Erwartungen merklich nach oben. Gleichzeitig schätzten die Industrieunternehmen auch ihre aktuelle Lage etwas besser ein. Trotz der zuletzt deutlich besseren Stimmung bewegt sich der Zeiger der InfoKonjunkturuhr weiterhin im Rezessionsquadranten. Die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hat sich auch deutlich aufgehellt. Die Exporterwartungen stiegen im Mai um drei Indexpunkte. Das war gleichzeitig der stärkste Anstieg seit April 2022. Im Maschinenbau sowie in der Automobil- und Elektroindustrie sind die Exporterwartungen deutlich gestiegen. In der Chemischen Industrie haben sich die Exportaussichten hingegen verschlechtert
ifo Konjunktur-Uhr Deutschland
ifo Geschäftsklima-Index im Verarbeitenden Gewerbe*
Erwartungen für die nächsten 6
* Salden, saisonbereinigt
Quelle: ifo Institut
Perspektiven
Jan 2023
Beurteilung der Geschäftslage

Die deutsche Wirtschaft ist mit einer Wachstumsrate von 0,4 Prozentpunkten ins das laufende Jahr gestartet und setzt damit die seit dem Jahr 2022 anhaltende Auf- und Abwärtsbewegung um die Nullwachstumslinie fort. Der Optimist blickt an dieser Stelle zurück und stellt fest, dass der Jahresstart der beste seit sechs Jahren war. Und schaut man auf den Vorjahrsvergleich, ist auch das BIP zumindest in der kalenderbereinigten Betrachtung erstmals seit sechs Quartalen nicht mehr im Vorjahresvergleich gesunken. Dinge, die dafürsprechen, dass es in diesem Jahr langsam wieder aufwärts gehen könnte. Getragen wurde das Wachstum zu Jahresbeginn nicht nur wie so häufig in der Vergangenheit vom Dienstleistungssektor. Dieses Mal zogen auch die Aktivitäten in der Bauwirtschaft und im Verarbeitenden Gewerbe erstmals seit knapp einem Jahr auf niedrigem Niveau etwas an. Auch Stimmungsindi-
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katoren wie der Einkaufsmanagerindex oder das ifo-Geschäftsklima sind am aktuellen Rand aufwärtsgerichtet. Über all dem schwebt aber das Damoklesschwert der US-Zollpolitik, das den Aufwärtstrend sehr schnell wieder beenden kann.
Schaut man auf den Privaten Konsum, so hat dieser sich zu Jahresbeginn deutlich besser als erwartet entwickelt. Die Neuausrichtung der Handelspolitik der neuen US-Administration hat laut Einschätzung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) bislang die Stimmung der Verbraucher in Deutschland noch nicht nachhaltig beeinträchtigt. Die Aussicht auf eine bald voll handlungsfähige Regierung hat vermutlich zu einem Abklingen der bisherigen allgemeinen Verunsicherung geführt. Die Stimmung unter den Verbrauchern hat sich laut der letzten GfK-Umfrage weiter verbessert. So sind sowohl die Einkommenserwartungen als auch die Bereitschaft, größere Anschaffungen zu tätigen, weiter gestiegen. Gleichzeitig hat die Sparneigung etwas abgenommen, was sich bereits in der im ersten Quartal gesunkenen Sparquote manifestiert hat. Trotz dieser positiven Momentaufnahme dürfte auf mittlere Sicht die weiter stagnierende Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse und der leichte Rückgang der Erwerbstätigkeit den Anstieg der verfügbaren Einkommen in Grenzen halten. Sollte sich diese Entwicklung stabilisieren, dürfte unsere bisherige Wachstumsprognose für den privaten Konsum von real plus 0,2 Prozent nach oben angepasst werden Die öffentlichen Konsumausgaben dürften laut aktueller Einschätzung der Bundesregierung mit real plus 2,1 Prozent etwas stärker zulegen als noch im Januar erwartet
Die Ausrüstungsinvestitionen sind zu Jahresbeginn in saisonbereinigter Berechnung leicht gestiegen. Die Unternehmen haben zwar weniger in Maschinen und Geräte investiert, dafür aber deutlich mehr Fahrzeuge angeschafft als zum Jahresende 2024 Die Erholung fand jedoch auf sehr niedrigem Niveau statt. Zudem nahm die Investitionstätigkeit im Vorjahrsvergleich um über drei Prozent ab und fiel mehr als zehn Prozent geringer aus als im Jahr vor Ausbruch der Pandemie. Der noch immer sehr geringe Auslastungsgrad des Maschinenparks in der Industrie und die handelspolitischen Unsicherheiten sprechen derzeit gegen eine nachhaltige Belebung der Investitionstätigkeit. Positive Impulse werden zwar von den geplanten Investitionen des Staates im Zuge militärischer Beschaffungen ausgehen. Unterm Strich dürften diese nicht so stark ausfallen, um den bisherigen Abwärtstrend schon in diesem Jahr umzukehren. Die Bauinvestitionen dürften auch 2025 abwärtsgerichtet bleiben Die Wohnungsbauinvestitionen waren zwar zu Jahresbeginn etwas höher als im Vorquartal, haben aber das Vorjahresniveau erneut verfehlt. Die wieder leicht steigenden Baugenehmigungen und die im Jahresvergleich etwas gesunkenen Hypothekenzinsen sprechen aber für eine leichte Belebung im weiteren Jahresverlauf. Zusätzliche Impulse könnten noch vom beschlossenen Sondervermögen Infrastruktur ausgehen. In welchem Umfang diese im laufenden Jahr noch umgesetzt und konjunkturell wirksam werden, lässt sich aber frühestens nach Vorliegen eines belastbaren Haushaltsentwurfes sagen. Die Investitionen in sonstige Anlagen (Software, Forschung und Entwicklung) haben sich im ersten Quartal besser entwickelt als im langjährigen Durchschnitt, so dass wir unsere Prognose hierfür mit hoher Wahrscheinlichkeit nach oben revidieren werden. Trotz der absehbaren Prognosekorrekturen dürften die Bruttoanlageinvestitionen aber in diesem Jahr das Vorjahresniveau noch nicht übertreffen.
Die größte Unbekannte dürfte in diesem Jahr die Entwicklung im deutschen Außenhandel werden. Zu Jahresbeginn konnten sowohl Ex- als auch Importe zulegen. Die Zoll- und Handelspolitik hat und wird aber weiterhin für große Unsicherheit sorgen. Das Plus bei den Exporten zu Jahresbeginn dürfte sich zum Teil durch Vorzieheffekte aus dem US-Handel erklären, mit dem noch die angedrohten Zölle umgangen werden sollten. Da die Zollverhandlungen zwischen der Europäischen Union mit den USA noch laufen, werden wir mit unserer Prognoserevision noch warten, bis deren Ergebnisse vorliegen.
Bruttoinlandsprodukt wächst zu Jahresbeginn stärker als erwartet | Wirtschaftsleistung auch im Winterhalbjahr 2024/2025 leicht gestiegen 6/06/2025
Bei den Importen rechnen wir gerade im Hinblick auf einen steigenden Bezug von Dienstleistungen (Reisen) weiterhin mit einem Anstieg Insgesamt erwarten wir vom Außenbeitrag einen negativen Wachstumsimpuls.
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Bruttoinlandsprodukt wächst zu Jahresbeginn stärker als erwartet | Wirtschaftsleistung auch im Winterhalbjahr 2024/2025 leicht gestiegen 6/06/2025
Grunddaten zu den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen
Verwendung des Bruttoinlandsproduktes (preis-, saison-, und kalenderbereinigt) Veränderung zum Vorzeitraum in Prozent
Wachstumsbeiträge zum preisbereinigten BIP (in Prozentpunkten)
Quelle: Statistisches Bundesamt
