POSITIONSPAPIER | INNOVATIONSPOLITIK | HIGHTECH AGENDA
BDI-Handlungsempfehlungen zur Hightech Agenda Deutschland
Positionspapier zur Hightech Agenda Deutschland
Oktober 2025
Executive Summary
Die Hightech Agenda Deutschland setzt wichtige Impulse in der Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik zur Stärkung unseres Industriestandorts. Durch die gezielte Förderung von Schlüsseltechnologien und zusätzliche Investitionen in fünf strategische Forschungsfelder wird ein wichtiger Beitrag geleistet, um die Wettbewerbsfähigkeit, Wertschöpfung und technologische Souveränität von Deutschland und Europa durch Forschung und Innovation nachhaltig zu sichern.
Trotz vielversprechender Ansätze kommt es nun auf die Umsetzung der Agenda an. Es braucht klar definierte Ziele, Verantwortlichkeiten und Erfolgskontrollen. Dazu müssen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft miteinander kooperieren und auch Start-ups einbinden. Gleichzeitig sieht die deutsche Industrie weiterhin erheblichen Handlungsbedarf bei der konkreten Ausgestaltung und Umsetzung in den jeweiligen Technologiebereichen. Die deutschen industriellen Wertschöpfungsträger sollten in die Entwicklungsmaßnahmen der Schlüsseltechnologiebereiche aktiv integriert werden.
Künstliche Intelligenz ist ein wesentlicher Innovationstreiber und entscheidend für digitale Kompetenz, Souveränität und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Die Hightech Agenda Deutschland sollte klare regulatorische Rahmenbedingungen schaffen, praxisnahe Standards etablieren und eine zentrale Anlaufstelle für Fragen der KI-Regulierung einrichten Industrielle KI-Anwendungen und die dadurch entstehenden Potenziale müssen in der Hightech Agenda Berücksichtigung finden. Der strategische Aufbau souveräner KI-Infrastrukturen und vertrauenswürdiger Datenräume muss industriepolitisch priorisiert werden. Gleichzeitig sind Transferstrukturen auszubauen, Weiterbildungsangebote zu stärken und die Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI gezielt zu fördern.
Im Bereich Quantentechnologien gilt es, Deutschlands und Europas technologische Führungsrolle langfristig abzusichern. Dafür ist eine lückenlose Anschlussfinanzierung essenziell. Die Entwicklung EU-basierter Quanten-Stacks sollte vorangetrieben und staatliche Einrichtungen als Ankerkunden für Pilotprojekte etabliert werden. Zudem sind die Ausbildung interdisziplinärer Fachkräfte sowie die europäische Vernetzung gezielt zu fördern, um die Wettbewerbsfähigkeit in diesem strategischen Bereich nachhaltig zu stärken.
Die Mikroelektronik bildet das Rückgrat der digitalen und grünen Transformation. Ihre Förderung muss entlang der gesamten Wertschöpfungskette erfolgen – von der Rohstoffsicherung über das Chipdesign
Johanna Klein | Digitalisierung und Innovation | T: +49 30 2028-1527 | j klein@bdi.eu | www.bdi.eu
bis zur Chipproduktion. Strategien zur Reduzierung kritischer Rohstoffabhängigkeiten sind ebenso erforderlich wie gezielte Investitionen in Zukunftstechnologien. Der Ausbau und die Förderung regionaler Kompetenzen durch etablierte Netzwerke sowie internationaler Kooperationen ist entscheidend, um technologische Souveränität zu sichern und globale Wertschöpfungsnetzwerke zu stärken.
Biotechnologie bietet enormes Potenzial für den Wirtschaftsstandort. Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, muss die bestehende Transferlücke zwischen Forschung und Anwendung sowie marktfähiger Anwendungen geschlossen werden. Dafür sind geeignete Rahmenbedingungen für die Mobilisierung von Risikokapital zu schaffen, den Produktionsstandort für die hochkomplexen Produkte der Biotechnologie auszubauen und der Schutz geistigen Eigentums als strategisches Gut zu verankern. Darüber hinaus müssen Gesundheits- und Forschungsdaten rechtssicher und praktikabel auch für die Industrie nutzbar gemacht werden, um Innovationen zu beschleunigen.
In der Fusionsforschung gibt es international seit einigen Jahren eine neue Dynamik, die durch erhebliche Summen an privatem Kapital und die Gründung von Start-ups intensiviert wird. Es zeichnet sich ein Wettlauf zwischen mehreren Ländern ab, wo der erste marktfähige Fusionsreaktor gebaut werden soll (neben Deutschland z. B. USA, UK, Japan, Frankreich, China). Deutschland hat insbesondere in der Magnetfusion weltweit eine Spitzenstellung, die es zu halten und auszubauen gilt. Daneben ist die Laserfusion weiter auf- und auszubauen Das im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung festgelegte Ziel, den weltweit ersten Fusionsreaktor in Deutschland zu bauen, ist vor diesem Hintergrund ein wichtiges Signal. Andere Technologien zur klimaneutralen Energieversorgung etwa durch Wind, Sonne, Wasserkraft oder Biogas sind in Deutschland bereits am Markt etabliert, hier geht es um weitere Innovationen, Kosteneffizienz und um ein neues Strommarktdesign, das langfristig die staatliche Förderung ersetzen könnte. Im Feld der Stromnetztechnologien muss es darum gehen, die Technologieführerschaft unserer Hersteller zu erhalten und die Exzellenz in der Technologieentwicklung zu sichern.
Die Entwicklung von Technologien für die klimaneutrale Mobilität ist ein zentraler Baustein der ökologischen Transformation. Deutschland muss Technologieführerschaft und Wertschöpfung im Automobilbau, der Luftfahrt, auf der Schiene und in der maritimen Industrie durch heimische Nachfrage sowie innovations- und standortfördernde politische Weichenstellungen entlang der gesamten Wertschöpfungsketten sichern. Forschung und Entwicklung muss insbesondere in den Bereichen alternative Antriebe, CO2-neutrale Kraftstoffe sowie autonomes und vernetztes Fahren gefördert werden. Investitionen in CO2-neutrale Kraftstoffe sind durch gezielte De-Risking-Maßnahmen abzusichern. Für den erfolgreichen Hochlauf der Elektromobilität sind ein wettbewerbsfähiges Batterieökosystem sowie eine flächendeckende Ladeinfrastruktur unerlässlich.
1. Allgemeiner Überblick zur
Hightech Agenda Deutschland und ihrer Governance
Die Hightech Agenda Deutschland der Bundesregierung gibt erste wichtige Impulse und schafft einen Rahmen für die Entwicklung der sechs strategisch gewählten Schlüsseltechnologien, in denen Deutschland in den nächsten Jahren eine Vorreiterrolle auf dem internationalen Markt spielen kann.
Die sechs priorisierten Schlüsseltechnologien weisen einige gemeinsame Charakteristika auf. So besitzen diese Technologien einen hohen Neuheits- und Innovationsgrad und das Potenzial, einen signifikanten technologischen Fortschritt zu erzielen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher und ökologischer Herausforderungen und sind aufgrund ihrer breiten Anwendung für die Souveränität des Landes von entscheidender Bedeutung.
Um den Anschluss nicht zu verlieren und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, müssen Deutschland und Europa die Maßnahmen zur Förderung der Schlüsseltechnologien unbedingt intensivieren. Dafür müssen auch bereits bestehende Potenziale genutzt werden. Das betrifft nicht nur die starke deutsche Forschungslandschaft, sondern auch die bestehende Industrie. Maschinenbau, Automobilproduktion, Photonik oder Chemie können nicht nur eine „Enabler“-Rolle in der Entwicklung von Schlüsseltechnologien übernehmen, sondern auch Anwendungsbeispiele für die Technologien liefern.
Die Lage der deutschen Industrie ist bedrohlich, was anhand besonders anhand des Stellenabbaus in Schlüsselbranchen spürbar wird. Die Hightech Agenda sollte deshalb als „Befähiger“ dienen, die Kommerzialisierung von Lösungen und Produkten deutlich zu beschleunigen. Die Priorisierung von Schlüsseltechnologien ist richtig und notwendig, um Ressourcen gezielt auf Felder mit hohem Potenzial zu konzentrieren und die europäische Souveränität zu stärken. Die geplanten Technologie-Roadmaps und die Weiterentwicklung des Schlüsseltechnologieportfolios sind sinnvolle Instrumente, die nun mit konkreten Maßnahmen unterlegt werden müssen. Wichtig ist hier, dass die Industrie langfristig und nachhaltig in die Begleitung der Roadmaps einbezogen wird.
Neben der Fokussierung auf einzelne Technologien- und Technologiefelder hat auch die Steuerung und Koordination der Hightech Agenda Deutschland sowie die Ausgestaltung der Maßnahmen entscheidenden Einfluss auf ihren Erfolg, ebenso wie ihre Untermauerung mit effektiven Hebeln. Es ist entscheidend, dass die kontinuierlich weiterentwickelten Roadmaps zu den einzelnen Technologiefeldern keinen Vorschlagscharakter behalten, sondern über den Status von Handlungsempfehlungen hinausgehen. Die Priorisierung sollte durch eine starke und gute und verlässliche, langfristige und strategische FuI-Politik begleitet werden. Dazu gehört auch eine international wettbewerbsfähige Finanzierung.
Zur erfolgreichen Umsetzung der Hightech Agenda Deutschland empfiehlt die deutsche Industrie, folgende Rahmenbedingungen stärker hervorzuheben:
1.1 Governance und Steuerung (Bezugnahme Kapitel V)
▪ Die Agenda sollte stärker auf europäischer Ebene verankert sein. Eine rein nationale Ausrichtung ist angesichts der geopolitischen Bedeutung von Innovation und Schlüsseltechnologien nicht ausreichend. Die Hightech Agenda sollte daher enger mit europäischen und internationalen Programmen, Ökosystemen und Netzwerken verzahnt werden – etwa mit dem Competitiveness Compass, IPCEI und dem European Innovation Council.
▪ Die geplante Struktur mit Flaggschiff-Initiativen, klaren Zielen und Zeitplänen ist zielführend Entscheidend ist, dass aufwändige Prozesskomplexität vermieden wird. Ebenso müssen Rollen
und Verantwortlichkeiten der Stakeholder während des Roadmapping-Prozesses verbindlich festgelegt werden. Zentral ist hier auch die funktionierende ressortübergreifende Zusammenarbeit und die Vermeidung von Doppelstrukturen über die Häuser hinweg Die logische Anschlussfähigkeit an bestehende Förderprogramme und die frühzeitige Einbindung von Wirtschaft und Wissenschaft sind ebenfalls essenziell. Die komplexen Ideen der Hightech Agenda Deutschland müssen in einem schlanken und gut strukturierten Prozess unter Beteiligung der relevanten Stakeholder auf eine Maßnahmenebene gesetzt werden.
▪ Der Schutz geistigen Eigentums (Intellectual Property, IP) muss stärker als strategisches Element verankert werden. Geistiges Eigentum und dessen Schutz sind das Fundament für Innovation und damit für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas. Um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können, müssen Unternehmen ihre Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen schnell und effektiv in marktfähige Produkte umsetzen und ihren Wettbewerbsvorsprung absichern. Besonders für Start-ups und KMU ist die Förderung von IP-Schutz entscheidend. Gewerbliche Schutzrechte stellen hierfür den rechtlichen Rahmen zur Verfügung. Der Schutz geistigen Eigentums dient aber nicht nur der Sicherung von Investitionen. Er fördert vor allem auch den Technologietransfer und Kooperationen zwischen Unternehmen und mit der Wissenschaft sowie die Erreichung übergeordneter gesellschaftlicher Ziele 1 Um im weltweiten Innovationswettbewerb bestehen zu können, muss – wie bereits im Koalitionsvertrag verankert – ressortübergreifend eine umfassende nationale IP-Strategie ausgearbeitet und zu einer entscheidenden Stellschraube einer jeden Innovations- und Hightech Agenda gemacht werden. Die deutsche Industrie hat Eckpunkte einer nationalen IP-Strategie2 entwickelt, die im Rahmen eines IP-Masterplans der Bundesregierung entsprechend berücksichtigt werden und sich auch auf EU-Ebene niederschlagen sollten
▪ Bis zum Jahr 2029 werden rund 18 Milliarden Euro in die Hightech Agenda Deutschland investiert. In der aktuellen Legislaturperiode stammen etwa 5,5 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen „Infrastruktur und Klimaneutralität“ (SVIK) und knapp 4,5 Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF). Zusätzlich fließen jährlich rund zwei Milliarden Euro aus dem Kernhaushalt in die Finanzierung Die Finanzierung der Hightech Agenda Deutschland ist mit hohen finanziellen Mitteln ausgestattet und setzt damit ein deutliches politisches Zeichen für die Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit Deutschlands. Die Wahl des SVIK als zentrales Finanzierungsinstrument ist mit Blick auf eine verlässliche und planbare Industriepolitik erklärungsbedürftig. Es ist bisher nicht ersichtlich, dass die Mittel langfristig und strukturell verstetigt werden. Eine nachhaltige Finanzierung ist jedoch essenziell, um die angestoßenen Maßnahmen dauerhaft wirksam zu machen und Planungssicherheit für Unternehmen und Forschungseinrichtungen zu schaffen. Insgesamt ist die Agenda ein positives Signal – doch die Verstetigung der Finanzierung muss gewährleistet sein. Es sollte generell kritisch geprüft werden, wie viel vom BMBF/BMFTR-Haushalt in FuE-Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft fließt. Trotz ihrer zentralen Rolle für den Wissenstransfer hinkt deren Förderung seit über zehn Jahren deutlich hinter dem Mittelzuwachs anderer Bereiche wie der institutionellen Wissenschaftsförderung her.
▪ Ein verbindliches Foresight-Element zur frühzeitigen Identifikation neuer Technologien sollte integriert werden, um die Agenda langfristig dynamisch, anpassungsfähig und technologieoffen zu gestalten.
1 Vgl. Mission Statement “Geistiges Eigentum – Motor für Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und gesellschaftlichen Wohlstand”
2 Eckpunkte IP-Strategie für Deutschland
▪ Es ist sicherzustellen, dass die Maßnahmen zur Verwirklichung der Ziele der Hightech Agenda Deutschland die gesamte Wertschöpfungskette von der Idee über die Entdeckung bis zum marktfähigen Produkt abdecken. Dies beinhaltet auch verlässliche Bereitschaft der Bundesregierung, die durch Förderprogramme des Bundes angeschobene und bis zum Produkt entwickelte Güter bzw. Dienstleistungen im Rahmen der öffentlichen Beschaffung in besonderem Maße zu berücksichtigen. Dazu zählen auch Querschnitts- und Produktionstechnologien, welche eine Grundlage für die souveräne Überführung von technologischer Fähigkeit in industrielle Wirklichkeit gewährleisten. In diesem Zusammenhang sollte auch eine wertschöpfungsorientierte Förderpolitik greifen.
▪ Für unkritische Investitionsvorhaben sollten klare Zeitvorgaben, ein „Fast-Track“ für vertrauenswürdige Investoren aus Partnerländern sowie transparente, regelmäßig fortgeschriebene Kriterienkataloge (kritische Technologien) verankert und die Prüfpraxis auf EU-Ebene harmonisiert werden.
1.2 Rahmenbedingungen für die Umsetzung (Bezugnahme Kapitel III und IV)
Neben den priorisierten Schlüsseltechnologien werden weitere technologiegetriebene Innovationen identifiziert, welche sich als besonders strategische Forschungsfelder auszeichnen. Darunter zwei für die Industrie wichtige Entwicklungsfelder: die Luft- und Raumfahrt sowie die Sicherheits- und Verteidigungsforschung. Anhand der vorgeschlagenen Vorhaben und Ziele innerhalb der Felder wird deutlich, dass alle priorisierten Schlüsseltechnologien massiven Einfluss auf die Entwicklung der Forschungsfelder haben und umgekehrt. Es ist deshalb wichtig, dass die Roadmaps für die Schlüsseltechnologien und für die strategischen Forschungsfelder zusammenpassen und Synergien nutzbar werden.
Raumfahrt ist von strategischer Bedeutung für industrielle Stärke, technologische Souveränität und geopolitische Handlungsfähigkeit. NewSpace reicht dabei als Schlüsselrolle weit über den Raumfahrtsektor hinaus: Raumfahrt ist Motor für Innovationen einer neuen Generation von Produktionssystemen mit künstlicher Intelligenz, Garant für resiliente Infrastruktur, Grundlage für neue Geschäftsmodelle und Katalysator für Wertschöpfung in nahezu allen Industriezweigen. Um das Potenzial von NewSpace voll auszuschöpfen, sind ein souveräner europäischer Zugang zum Weltall und größere staatliche Investitionen erforderlich. Zudem muss Raumfahrt vermehrt durch Aufträge statt Subventionen gestärkt werden. Denn auch im Zeitalter von NewSpace bleibt Raumfahrt ein strategisches Dual-Use-Feld, in dem der Staat als Auftraggeber und Regulator eine zentrale Rolle spielt. Der wirksamste Weg, Innovationen zu fördern, ist die gezielte Vergabe von Aufträgen an private Unternehmen. Dabei sollte die gesamte Lieferkette in den Blick genommen werden. Im neuen Zuschnitt der Ministerien darf Raumfahrt nicht vorrangig als Forschungsthema verstanden werden. Denn heute sind technologische Innovation, industrielle Skalierung und sicherheitsrelevante Anwendungen eng miteinander verknüpft. Dies bedingt eine wertschöpfungsorientierte Politik, welche die notwendigen Voraussetzungen zur Skalierung und Wettbewerbsfähigkeit von Raumfahrt und raumfahrtrelevanter Technologien von der Forschung bis zur Anwendung denkt. Gleichzeitig braucht es eine stärkere Verzahnung ziviler und militärischer Raumfahrtaktivitäten. Gleichzeitig braucht es eine stärkere Verzahnung ziviler und militärischer Raumfahrtaktivitäten.
Die deutsche Industrie ist im internationalen Wachstumsmarkt Luftverkehr Weltmarktführer. Deutschland muss innovations- und standortfördernde Weichenstellungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette vornehmen, um Technologieführerschaft und Wertschöpfung in der Luftfahrt zu sichern. Die Markteinführung innovativer Luftfahrzeuge muss über Forschungs- und Technologieförderung sowie
die Planung und den Aufbau eines Ökosystems für deren Betrieb mit alternativen Antrieben ermöglicht werden. Konkrete Handlungsempfehlungen definiert Kapitel 7.
Bezüglich der Sicherheits- und Verteidigungsforschung ist es zentral für die wirtschaftliche Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit Europas, Güter mit doppeltem Verwendungszweck zu entwickeln. Eine enge Verzahnung zwischen Zivil- und Verteidigungsforschung kann Synergien optimal nutzen und Innovationen vorantreiben. Ziel muss es sein, Spill-Over-Effekte aus der Verteidigungsforschung für den zivilen Bereich und wechselseitig aus der zivilen Forschung für die Verteidigung zu generieren. Die geplanten Innovationshubs für Sicherheit und Verteidigung bieten eine sinnvolle Plattform, um Synergien zwischen ziviler und militärischer Forschung zu heben. Viele mittelständische Unternehmen und Start-ups verfügen über innovationsstarke Lösungen, wissen aber häufig nicht, wie diese in sicherheitsrelevante Kontexte überführt werden können. Damit diese Hubs ihre Vermittlungsfunktion erfüllen können, ist ein klares Konzept nötig: Zugangskriterien, organisatorischer Aufbau, Beschaffung (z. B. nach Technologiefeldern oder Reifegraden) und der Austausch mit Bedarfsträgern müssen transparent definiert sein. Ein bislang unterbeleuchtetes Querschnittsthema ist die Forschungssicherheit. Ein zentrales Informations- und Unterstützungsangebot – etwa auf Basis der EU-Ratsempfehlung zu Forschungssicherheit – wäre eine sinnvolle Ergänzung zur Agenda. Wichtig ist zudem, dass die Förderprogramme offen für neue, innovationsstarke Akteure aller Unternehmensgrößen ausgestaltet sind – nicht nur für etablierte Strukturen.
Ziel aller Aktivitäten mit innovationspolitischem Bezug der Bundesregierung muss sein, Unternehmen einen Rahmen zu bieten, der es erlaubt, die Potenziale von Forschung und Innovation sowie der Transformation zu heben. Deshalb ist der Abbau von Bürokratie im Bereich der Forschung und Entwicklung unerlässlich, um Innovation zu beschleunigen Der Abbau von Hürden in der Förderbürokratie und von Hemmnissen in der zivil-militärischen Forschung ist ein guter Anfang Der angekündigte weitere Ausbau der Forschungszulage ist ebenfalls ein wichtiger Schritt. Durch den bürokratiearmen und technologieoffenen Beantragungsprozess werden Forschung und Innovation in der Breite nachhaltig gefördert. Auch Bestrebungen für mehr Innovations- und Experimentierfreiheit sind wichtiger Bestandteil des Bürokratieabbaus für Unternehmen. Maßnahmen zur Deregulierung von Innovationsvorhaben sollten innerhalb des Roadmapping-Prozesses unbedingt unter Einbezug der Industrie konkretisiert werden. Ein konkreter Vorschlag sind Fast-Track-Instrumente, die mit einem schlanken Antragsprozedere und schneller Begutachtung die zeitnahe Umsetzung zukunftsorientierter, auch kleinerer Projektinitiativen erlauben.
Neben den genannten Bestrebungen ist auch der Transfer von der Wissenschaft in die Industrie eine wichtige Voraussetzung für Innovationen Die Absicht Ausgründungen und Start-ups zu stärken ist richtig, es sollte aber auch nicht vergessen werden, dass diese einen zwar wichtigen aber vergleichsweise kleinen Teil ausmachen. Die Königsdisziplin ist, Innovationsökosysteme so zu stärken, dass Forschungseinrichtungen, Start-ups, kleine und mittelständische Unternehmen sowie Konzerne gemeinsam vernetzt werden und effektiven Transfer leisten. Ein wirksames Instrument hierfür sind Transferplattformen etablierter Netzwerke, die Förderprogramme begleiten und somit die Breitenwirksamkeit staatlich geförderter Forschung gewährleisten Zudem sollten Instrumente der steuerlichen Forschungsförderung international wettbewerbsfähig gestaltet werden. Auch die Förderprogramme IGF und ZIM haben sich über viele Jahre hinweg als zuverlässige Transferinstrumente etabliert, da sie praxisnahe Innovationen branchenübergreifend unterstützen.
Die Finanzierung von Deep-Tech in bestehenden und wachsenden Unternehmen in Deutschland benötigt dringend neue Anreize, um in der Breite mehr privates Kapital zu aktivieren. Zudem müssen
die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen so angepasst werden, dass sich Investitionen und Risikokapital mehr lohnen. Dabei spielen die Exitmöglichkeiten eine entscheidende Rolle.
Ziel muss es sein, das Angebot im Risikokapitalmarkt zu verbreitern und zu vertiefen, denn nur so werden vielversprechende Technologien und Unternehmen am Standort gehalten. Um die Entwicklung zu beschleunigen, muss die Politik ihre Instrumente flexibilisieren und verbreitern.
Sowohl die Bundesregierung als auch die Europäische Kommission warten mit neuen Vorschlägen auf. Im Lichte der Vielzahl an bestehenden Programmen, Instrumenten und Fördereinrichtungen allein in Deutschland muss die Politik die Governance und die Koordinierung von Zukunfts-, Deutschlandfonds und WIN-Initiative so gestalten, dass sowohl Kapitalgeber als auch Kapitalnehmer die einschlägigen Angebote auch in Anspruch nehmen können. Nur auf dieser Basis eines Effizienzchecks werden die bestehenden und neuen Instrumente die Nutzung des Instrumentariums stärken. Die Bewertungsgrundlagen für Effizienzcheck müssen von den Stakeholdern gemeinsam kurzfristig ausgearbeitet werden.
Selbstredend ist auch die Verbesserung des Zusammenwirkens von Förderbanken und Bundes- bzw. Landesprogrammen ein wichtiger Faktor bei der Förderung und Bewertung von Unternehmen und Technologien. Zur Effizienzverbesserung gehört zwingend die systematische Verzahnung mit den europäischen Instrumenten, insbesondere des EIC, des EIF und der EIB, die in der Start- und Scale-upStrategie der Kommission angekündigt werden. Es besteht großes Potenzial darin, die Instrumente besser zu verzahnen Die Bundesregierung sollte industriepolitische Möglichkeiten nutzen, wie beispielsweise die Ergänzung des Innovation Funds mit nationalen Mitteln durch das neue Instrument „Grants-as-a-Service”.
Der entscheidende Test für die Ausgestaltung der Förderlandschaft ist nicht die Vielfalt der Programme, sondern die Fähigkeit des Wagniskapitalmarkts, Skalierungsfinanzierung zukünftig im Löwenanteil aus Europa heraus zu stemmen. Dazu bedarf es paradoxerweise voraussichtlich nochmals eines stärkeren öffentlichen, thematisch fokussierten und koordinierten Förderimpulses für die Wagnisfinanzierung, um diese auf ein zukünftig erforderliches und deutlich höheres Niveau zu heben. Mit kleinteiligen Maßnahmen wird die EU die Innovationslücke nicht schließen können, auch wenn in Einzelfällen eine Wachstumsfinanzierung mithilfe von US-Kapitalgebern für europäische Start-ups gelingen sollte. Das kann und sollte nicht der Anspruch Deutschlands und der EU an sich selbst sein.
2. Handlungsempfehlungen zu KI
Künstliche Intelligenz ist ein entscheidender Transformationsfaktor bei der Entwicklung der deutschen und europäischen Volkswirtschaft hin zu mehr Kompetenz, Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit. KI wird alle Gesellschafts- und Lebensbereiche prägen. In der Industrie ist die Anwendung von Künstlicher Intelligenz die Grundlage für die Erschließung signifikanter Produktions- und Entwicklungspotentiale sowie neuer Geschäftsmodelle Auch in Kernprozessen der Industrie – allen voran den Entwicklungsprozessen – kann die Effizienz durch den Einsatz von KI gesteigert werden. Vor allem im Bereich der industriellen KI, die in der Hightech Agenda zu kurz kommt, gibt es nicht nur ein enormes Wertschöpfungspotenzial, sondern auch bereits weltweit führende Lösungen von deutschen Unternehmen, etwa in der Automation oder KI-gestützter Robotik. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, auch Querschnittstechnologien wie Produktionstechnologien mit zu berücksichtigen.
Die Hightech Agenda verfolgt das Ziel, bis 2030 rund zehn Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung KI-basiert zu erwirtschaften Dieses Ziel ist ambitioniert, aber ohne Zwischenkennzahlen wie Investitionen, Patenten und Exportdaten schwer steuerbar. Groß angelegte Förderinitiativen für KI-Modelle der nächsten Generation und der Aufbau von mindestens einer europäischen KI-Gigafactory in Deutschland bis 2027 werden ebenfalls angestrebt. Aus Sicht der deutschen Industrie ist es entscheidend, dass die Hightech Agenda nicht nur auf exzellente Forschung und Leuchtturmprojekte setzt, sondern auch die Voraussetzungen für eine breite industrielle Anwendung von KI schafft Es sollten auch Lösungen und Anwendungen wie Edge-AI, Agentic AI im Industrial AI Bereich und weitere Spezialanwendungen und Schlüsselkomponenten mitgedacht werden.
KI- und Digitalanwendungen entfalten erst durch ihre Integration in physische Systeme wie Robotik, Sensorik und automatisierte Prozesse ihr volles Potenzial Die Hightech Agenda sollte auch die Rolle von Automatisierung in entscheidenden Sektoren wie dem Gesundheitswesen stärker betonen Maßnahmen zur Technologieintegration zuvor genannter Bereiche sowie die Einrichtung von Reallaboren, interoperablen Schnittstellen und gezielten Förderformaten sind essenziell für eine skalierbare und souveräne KI-Infrastruktur. Auch in der Biotechnologie und Medizintechnik ist die automatisierte Datenerfassung durch Maschinen – etwa durch Telemonitoring von Patientinnen und Patienten oder Laborrobotik – eine Grundvoraussetzung für nutzbare Gesundheitsdatenräume. Viele dieser Ansätze sind zudem auf andere Branchen übertragbar.
Durch leistungsfähige Infrastrukturen, souveräne Datenräume und gezielte Qualifizierungs- und Transfermaßnahmen sowie die Sicherstellung der zeitnahen Implementierung entwickelter Lösungen vor Ort kann Deutschland seine Stärken in Forschung, Mittelstand und industrieller Wertschöpfung in nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg und technologische Kompetenz und Souveränität überführen.
▪ KI-Ambitionen in der Hightech Agenda brauchen Budgetrealität
Die Ziele und Maßnahmen der Hightech Agenda sind in Teilen durchaus ambitioniert und grundsätzlich zu begrüßen. Allerdings steht die bisher vorgesehene finanzielle Ausstattung im Haushaltsentwurf 2026 mit rund 400 Millionen Euro für die Hightech Agenda KI in keinerlei Verhältnis zu diesem Ambitionsniveau. Während momentan im Silicon Valley einzelnen KI-Entwicklern Gehaltspakete von mehreren hundert Millionen Euro pro Jahr angeboten werden und damit das enorme erwartete Wertschöpfungspotenzial der Technologie deutlich wird, will die Bundesregierung im Jahr 2026 lediglich knapp hundert Millionen Euro zusätzlich in das Forschungsökosystem und weitere hundert Millionen Euro in KI-Recheninfrastrukturen investieren. Angesichts der in der Hightech Agenda formulierten Ansprüche wie „ein zentraler Player für die nächste KI-Generation“ zu werden, „mindestens eine europäische AI
Gigafactory nach Deutschland“ zu holen und „leistungsstarke Foundation Modelle“ zu fördern, erscheint dies völlig unzureichend und realitätsfern Die vorgesehenen Mittel sollten auf Basis verlässlicher Berechnungen auch über aktuelle Haushaltsverhandlungen hinaus deutlich erhöht werden, sodass die erforderlichen Investitionen für die genannten techno-ökonomischen Entwicklungs- und Souveränitätsziele bereitgestellt werden können Es muss ein langfristiges prioritäres Ziel Deutschlands werden, bei einer der wichtigsten Zukunftstechnologie nicht weiter zurückzufallen.
▪ Souveräne KI-Rechenzentreninfrastruktur
Die Hightech Agenda adressiert die zentrale Herausforderung, Deutschland und Europa als wettbewerbsfähigen und souveränen KI-Standort zu etablieren. Dafür ist der Ausbau skalierbarer, souveräner KI-Infrastrukturen – insbesondere Rechenzentren, Cloud- und Edge-Lösungen sowie europäische Datenräume (z. B. Manufacturing-X, Catena-X, Sphin-X, Aerospace-X) als industriepolitische Priorität zu behandeln. Aktuelle Hemmnisse wie die Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietern, hohen Energiekosten, Flächenmangel, langsamen Genehmigungsprozessen und fehlenden Rechenkapazitäten beeinträchtigen die Wettbewerbsfähigkeit und technologische Souveränität erheblich.
Investitionen, Partnerschaften und Rolle der Industrie
Die Bundesregierung muss deutlich stärker in den Ausbau von KI-Rechenzentren, Cloud- und EdgeInfrastrukturen sowie in die Entwicklung interoperabler Datenökosysteme investieren. Die Industrie bleibt dabei aber zentraler Investor, weswegen privatwirtschaftliche Investitionen gezielt gehoben werden müssen, damit die Lösungen auch nachhaltig im Markt greifen. Öffentlich-private Partnerschaften, wie sie etwa bei AI-Gigafactories angestrebt werden, sind zu begrüßen, benötigen jedoch eine klare Priorisierung und Operationalisierung für industrielle Anwendungsfelder. Die Industrie sollte als aktiver Mitgestalter in die Entwicklung und Umsetzung eingebunden werden, um tragfähige Geschäftsmodelle zu ermöglichen. Insbesondere für KMU und Start-ups sind der Zugang zu diesen Infrastrukturen durch Förderprogramme, steuerliche Anreize und vereinfachte Zugangsmodelle sicherzustellen. Ergänzend sollten Transferzentren ausgebaut und die Wirtschaft stärker in die Roadmap-Prozesse für Technologiefelder eingebunden werden.
Wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen und technologische Souveränität
Um wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für KI-Infrastrukturen zu schaffen, sind neben einer Senkung der Strompreise auch innovative Standortmodelle wie KI-Wachstumszonen nach britischem Vorbild zu prüfen. Diese könnten durch vereinfachte Planungs- und Genehmigungsprozesse, Nutzung von Abwärme und Integration in lokale Energiesysteme ergänzt werden. Darüber hinaus ist technologische Souveränität auch bei KI-Chips und Prozessoren essenziell. Europa muss gezielt innovative Chip- und Prozessortechnologien sowie photonische Hardware-Lösungen und zugehörige SoftwareStacks fördern, um die Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietern zu verringern und die nächste Generation der KI-Technologien mitzugestalten.
Integration und Standardisierung
Für ein leistungsfähiges, vertrauenswürdiges Cloud-Edge-Kontinuum sollten bestehende Initiativen wie IPCEI-CIS, die Europäische Allianz für industrielle Daten, Edge und Cloud sowie SIMPL strategisch verstetigt, skaliert und mit neuen Vorhaben wie den EU AI Gigafactories verknüpft werden.
▪ Offene Datenräume für KI-Entwicklung:
Die Hightech Agenda sollte zudem die Rolle von Datenökosystemen und offenen Standards für Interoperabilität als zentralen Hebel für industrielle KI-Anwendungen explizit verankern. Weiterhin müssen Anreize für die Entsendung von Fachexpertinnen und Fachexperten zur Weiterentwicklung von Regulierungen und Standards in die einschlägigen nationalen, europäischen und internationalen Gremien gesetzt werden. Damit wird sichergestellt, dass die Interessen und Bedarfe der nationalen Akteure Gehör finden. Daneben sind auch Schnittstellen notwendig, die Zugang zu qualitativ hochwertigen, freiwillig bereitgestellten Daten aus Verwaltung, Wissenschaft und Industrie bieten. Deutschlands Verwaltung sitzt auf einem Datenschatz, der sich auf tausende Verwaltungseinrichtungen verteilt. Vielfach liegen diese Daten lokal mit unterschiedlicher Qualität verteilt und können so einer gesellschaftlich relevanten Nutzung nicht zugeführt werden. Diese Daten gilt es zu erschließen, für alle relevanten Stakeholder über Metadatenkataloge auffindbar zu machen und über Standard-Schnittstellen mit den industriellen Datenräumen zu verknüpfen, sodass Public-Private-Partnerschaften für die systematische, sektorübergreifende Entwicklung von KI-Systemen effizient umgesetzt werden können.
Ergänzend sind klare, einheitliche rechtliche Rahmenbedingungen notwendig, um die Nutzung und Verknüpfung dieser Daten rechtssicher und effizient zu ermöglichen. Das Ziel besteht darin, datengetriebene Innovationen zu beschleunigen und vertrauenswürdige KI-Systeme auf einer belastbaren Datenbasis zu ermöglichen. Zentral ist zuletzt der Ausbau von KI-Transferzentren, die Forschung, Wirtschaft und Verwaltung wirksam verbinden. Zudem sollten Unternehmen frühzeitig in Roadmap-Prozesse für Schlüsseltechnologien eingebunden werden, um praxisnahe Meilensteine gemeinsam zu definieren.
▪ Offensive für KI-Talente und Exzellenzlehre:
Die Agenda sollte gezielt Maßnahmen zum Ausbau des deutschen KI-Talentpools fördern. Dazu zählt insbesondere der Ausbau englischsprachiger KI-Master- und Promotionsprogramme und die Schaffung flexibel anrechenbarer KI-Module in allen Studiengängen.
Die gezielte Förderung von KI-Talenten ist ein zentraler Erfolgsfaktor. Die Hightech Agenda sollte attraktive Rahmenbedingungen schaffen, um internationale Fachkräfte zu gewinnen und zu halten –etwa durch beschleunigte Anerkennungsverfahren, gezielte Programme zur Talentbindung und die Förderung von Human-AI-Teaming. Die institutionalisierte Zusammenarbeit von Forschung, Industrie und Start-ups ist dabei ebenso zu stärken wie die Entwicklung und Weiterbildung von Fachkräften entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
▪ Bündelung, Entbürokratisierung und Skalierung von KI-Förderprogrammen:
Die Hightech Agenda sollte die systematische Bündelung und Entbürokratisierung bestehender KIFörderprogramme vorantreiben, um industriellen Partnern wie auch KMU und Start-ups den Zugang deutlich zu vereinfachen. Dafür sind digitale Fast-Track-Antragsverfahren mit einer maximalen Entscheidungsfrist von sechs Wochen erforderlich. Alle Programme sollten zentral über eine bundesweite Plattform beworben werden, um ihre Sichtbarkeit und Nutzung zu erhöhen. Gleichzeitig sollte die Auswahl und Weiterentwicklung von Förderprogrammen künftig evidenzbasiert nach ihrer Kosteneffektivität erfolgen.
Deutschland sollte schnellstmöglich einen nationalen KI-Rat sowie ein AI Security Institute aufbauen. Diese Beratungsgremien würden der Bundesregierung jederzeit Zugang zu wissenschaftlicher und industrieller Spitzenexpertise in Bezug auf zukünftige KI-Entwicklungen und deren Auswirkungen auf
die nationale Sicherheit sowie auf die geopolitische und ökonomische Souveränität ermöglichen. Vergleichbare High-Level-Beratungsgremien bestehen bereits in führenden KI-Nationen wie den USA, China, Kanada, dem Vereinigten Königreich und Japan – dort leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur strategischen Vorausschau und Handlungsfähigkeit des Staates. Ein solcher strategischer Vorteil fehlt Deutschland bislang. Deutschland und die EU haben sich beim AI Seoul Summit 2024 klar zur internationalen Zusammenarbeit bei KI-Sicherheit bekannt, inklusive der Beteiligung an einem globalen Netzwerk öffentlich finanzierter AI Safety Institutes. Bislang fehlen jedoch konkrete Umsetzungsschritte auf nationaler Ebene.
▪ KI-Robotik gezielt fördern und Anwendungsökosysteme ausbauen
Für die Stärkung der KI-basierten Robotik sind regionale Erprobungszentren als offene Test- und Transferplattformen für Unternehmen, insbesondere KMU und Mittelstand, aufzubauen. Diese Zentren sollten praxisnahe Reallabore, KI-Serviceeinheiten und Demonstrationsumgebungen bieten, in denen KI-Robotik-Anwendungen unter realen Bedingungen erprobt und weiterentwickelt werden können. Die Integration von Human-in-the-Loop-Ansätzen ist dabei essenziell, um die Interaktion zwischen Menschen und Maschine sicher und gesellschaftlich akzeptiert zu gestalten.
Zwar existieren bereits technologieoffene Förderprogramme, die grundsätzlich die Entwicklung neuer KI-Robotik-Lösungen erlauben. Allerdings wird deren Attraktivität durch enge Rahmenbedingungen –etwa im ZIM-Programm – häufig eingeschränkt. Daher sollte eine gezielte Stärkung und Weiterentwicklung dieser technologieoffenen Förderformate erfolgen, sodass auch umfangreichere und komplexere KI-Robotik-Vorhaben darin realisiert und in bestehende industrielle Prozesse skaliert werden können. Eine zusätzliche Ausdifferenzierung kann sinnvoll sein, sofern technologiespezifische Förderprogramme dabei technologieoffen ausgestaltet werden und bestehende Förderlücken gezielt schließen. Besonders sicherheitsrelevante KI-Robotik-Anwendungen – etwa für kritische Infrastrukturen, Zivil-schutz oder Verteidigung – sollten dabei explizit berücksichtigt und in geeigneten Formaten gefördert werden.
▪ Innovationsfreundliche und praxisnahe Regulierung und Standardentwicklung
Die Hightech Agenda setzt ambitionierte Ziele für die KI-Transformation, doch die Umsetzung droht an regulatorischer Komplexität und fehlender Rechtssicherheit zu scheitern. Anwendungen industrieller KI sollte aus dem Anwendungsbereich des AI Acts ausgenommen werden, wenn sie bereits durch existierende sektorale Regulierungen wie die Machinery Regulation oder die Medical Device Regulation abgedeckt ist. Insbesondere für industrielle KI-Anwendungen und KMU ist ein innovationsfreundlicher, klarer und harmonisierter Rechtsrahmen essenziell. Die Vielzahl an delegierten Rechtsakten, teils widersprüchlichen Überschneidungen mit anderen Regulierungen (z. B. DSGVO, Data Act, MDR, Machinery Regulation, Toys Directive) und unklare Definitionen führen zu Unsicherheit, Verzögerungen und Investitionszurückhaltung.
3. Handlungsempfehlungen zu Quantentechnologien
Quantentechnologien werden oft als eine der Schlüsseltechnologien angesehen, die zur Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft einzelner Länder beitragen können. Aus diesem Grund erarbeiten Länder weltweit Strategien zur Entwicklung dieses Bereichs, in dem in den nächsten zehn bis 15 Jahren eine rasche Steigerung des Marktpotenzials erwartet wird. Auch auf EU-Ebene wurde kürzlich die Quantum-Europa-Strategie veröffentlicht. Diese sieht die Entwicklung einer Reihe von Roadmaps zu einzelnen Technologien vor, um Europa zu einem Vorreiter in diesem Bereich zu machen.
Im Rahmen des im Jahr 2023 gestarteten „Handlungskonzepts Quantentechnologien“ wurden in Deutschland mehr als zwei Milliarden Euro für die Etablierung eines strategischen Rahmens für Quantentechnologien bereitgestellt. Dadurch konnten zahlreiche Projekte in der Grundlagenforschung (durch BMBF/BMFTR) sowie anwendungsorientierte Projekte (durch BMWK/BMWE) gefördert werden. Das „Handlungskonzept Quantentechnologien“ läuft im Jahr 2026 aus. Es ist wichtig, die Folgefinanzierung im Rahmen der Hightech Agenda Deutschland lückenlos zu gestalten – ein Ausbleiben der Folgefinanzierung würde nicht nur den Verlust bereits getätigter Investitionen bedeuten, sondern auch das Risiko eines Kompetenz- und Innovationsverlusts durch die Abwanderung hochqualifizierter Fachkräfte und den Rückbau bestehender Forschungs- und Entwicklungsstrukturen erhöhen. Dabei ist es auch wichtig, die kritischen Punkte aus der Zeit des Handlungskonzepts (z. B. fehlende Koordinierung zwischen den Ressorts, Dopplungen in den Förderprogrammen, mangelnde Exit-Kanäle für die Projekte) zu berücksichtigen und zu verbessern. Die strategische Steuerung und Abstimmung der Programme zur Förderung von Quantentechnologien sollte durch eine stärkere Einbindung von Industrie und Wirtschaftsverbänden ergänzt werden
Die nächsten Jahre sind für die Erforschung / Entwicklung der Technologien entscheidend. Länder und Regionen, die strategische Fähigkeiten im Bereich der Quantentechnologie aufbauen, werden eine große Chance haben, eine Vorreiterrolle einzunehmen. Besonderes Augenmerk muss deshalb auf die systematische Überführung von Forschungsergebnissen in reale (industrielle) Anwendungen gelegt werden. Die Hightech Agenda muss sicherstellen, dass diese Transferprozesse priorisiert und durch geeignete Förderinstrumente und Koordinationsstrukturen gewährleistet werden. Die Entwicklung der Quantentechnologien soll die Stärken Deutschlands in den vorhandenen Enabler-Technologien, beispielsweise in der Lasertechnologie, Photonik (und spezifisch in photonischen Datenverarbeitungsplattformen) und in der Kryotechnologie nutzen.
Da es noch an Märkten und Use Cases mangelt, ist es besonders wichtig, dass die Hightech Agenda mutige und messbare Ziele im Bereich der Quantentechnologien verfolgt (z. B. der vorgesehene Forschungssatellit zur Quantenkommunikation, der bereits im Jahr 2025 in Betrieb genommen werden soll) und diese weiterentwickelt Zudem sollte Technologieoffenheit mit einem konstanten Monitoring der Potenziale spezifischer Lösungen einhergehen.
Außerdem sollen konkrete Indikatoren und Benchmarks für die industrielle Umsetzung entwickelt werden, beispielsweise die Anzahl industrieller Pilotprojekte mit Quantenbezug, die Transferquote von Forschung in industrielle Anwendungen, Skalierungsziele für Quantenhardware und -software sowie die Beteiligung von KMU und Mittelstand an Quantenprojekten. Diese Kennzahlen würden die Fortschritte transparenter machen und eine bessere Evaluierung der Maßnahmen ermöglichen.
Quantentechnologien gelten als disruptive Schlüsseltechnologien mit potenziell tiefgreifenden Auswirkungen auf industrielle Wertschöpfung, Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Ohne konsequente strategische Investitionen und Koordination auf nationaler und europäischer Ebene in diesem Bereich, wird Deutschland international abgehängt. Dies würde nicht nur technologische Souveränität gefährden, sondern auch langfristig zu einem Verlust von Wohlstand und industrieller Führungsrolle führen
▪ Den Technologieaufbau entlang der Hardware- und Software-Stacks gewährleisten
Die Entwicklung von Hardware, Software und Algorithmen ist wichtig, um eine Vorreiterrolle im weltweiten Wettbewerb zu erreichen. Die frühe Etablierung europäischer Standards ist notwendig, um sich im internationalen Umfeld behaupten zu können. Ein Governance-Modell würde unterstützend auf Kooperationen wirken und dabei helfen, Redundanzen zu vermeiden. Dabei sind technologische Diversität sowie Ansätze, die auf wirtschaftliche Anwendbarkeit und Machbarkeit fokussieren, zentral für Resilienz und Zukunftsfähigkeit. Hier sind Partnerschaften mit Wertepartnern von entscheidender Bedeutung, da kein Land in Europa die Quantentechnologie allein vorantreiben kann. Die Entwicklung sicherer, EU-basierter Quanten-Stacks sollte priorisiert werden.
Dazu ist es wichtig, die Koordination zwischen den für die verschiedenen Programme verantwortlichen Ressorts sicherzustellen. Das Ziel besteht darin, die Ausbaufähigkeit der Programme zu erhöhen und Dopplungen zu vermeiden. Auch die bestehenden Initiativen auf europäischer Ebene müssen berücksichtigt werden. Weiterhin sollte neben der Förderung von Hardware auch insbesondere die Softwareund Anwendungsförderung in den Fokus genommen werden.
▪ Die Rolle des Staates als Ankerkunde und Anwender von Quantentechnologien stärken
Die Märkte für die kommerzielle Nutzung von Quantentechnologien, insbesondere Quantencomputing, entwickeln sich noch. Deshalb ist die Etablierung von Use Cases, in denen die Quantum Advantage sichtbar wird, besonders relevant. Hier soll der Staat die Rolle des Ankerkunden, Anwenders und Testers der Lösungen übernehmen und aktiv in die Pilotprojekte eingebunden sein.
Bei der Erarbeitung der Use Cases muss die gezielte Einbindung industrieller Anwender – insbesondere aus dem produzierenden Gewerbe – stärker berücksichtigt werden. Dafür sind konkrete Programme zur Integration von Quantenlösungen in industrielle Prozesse notwendig. Eine enge und strategische Industriekooperation ist erforderlich, um Quanten-Ökosysteme und Infrastruktur zu stärken. Um die Skalierung und den Transfer in die industrielle Fertigung zu beschleunigen, sollten Industrieunternehmen aktiv eingebunden werden, um Kompetenzen zu bündeln und Synergien zu nutzen.
Um Synergien zwischen Quanten- und klassischen Fertigungstechnologien zu nutzen, müssen konkret technologieübergreifende Plattformen etabliert werden. Ergänzend sollte eine nationale QuantenMissionslinie industriegeführte Leuchtturmprojekte in Schlüsselbranchen (z. B. Chemie, Gesundheit, Logistik, Finanzen, industrielle Fertigung) ermöglichen, um den niedrigschwelligen Zugang zu führender Infrastruktur zu fördern und dadurch die Anwendung von Quantencomputing, -kommunikation und -sensorik gezielt voranzubringen. Auch die Projekte im Bereich der quantensicheren Kryptographie müssen vorangetrieben werden.
Weiterhin sollten die bereits bestehenden Quanten-Ökosysteme in Deutschland stärker gefördert und ein Fokus auf den Ausbau der Nutzerbasis gelegt werden. Der Staat sollte einen niedrigschwelligen Zugang zu Quantensystemen schaffen. Dazu gehört, industrienahe Projekte, die bereits auf konkrete Anwendungen und Marktpotenziale ausgerichtet sind, konsequent fortzuführen. Hier wurde bereits finanziell und strukturell investiert. Eine lückenlose Anschlussfinanzierung ist essenziell, um den begonnenen Technologietransfer nicht zu gefährden und die Skalierung industrieller Quantenlösungen zu ermöglichen.
▪ Zukünftige Quantenexperten und -expertinnen ausbilden
Die Quantentechnologie der Zukunft benötigt Experten und Expertinnen mit interdisziplinären Perspektiven aus Bereichen wie Physik, Mathematik, Informatik und Materialwissenschaften. Daher ist es wichtig, dass quantenspezifische Bachelor- und Masterprogramme flächendeckend angeboten werden. Erste Programme dieser Art werden beispielsweise an der TU München, der LMU oder der Universität Jena angeboten. Außerdem soll die Weiterbildung bestehender Arbeitskräfte sichergestellt werden. Im
Rahmen der Hightech Agenda und der Fachkräfteagenda „Quantum Future Professionals“ sollten weitere Angebote geschaffen werden. Die Industrie muss von Beginn an in diese Programme eingebunden werden. Ergänzend braucht es praxisnahe Weiterbildungsangebote für Ingenieurinnen und Ingenieure sowie Technikerinnen und Techniker, um bestehende Fachkräfte für die Anwendung von Quantentechnologien zu qualifizieren.
Zudem ist es wichtig, den Austausch von Expertise auf europäischer Ebene zu fördern. Regionale sowie nationale Initiativen sollen mit Initiativen auf europäischer Ebene (z. B. der geplanten „Quantum Skills Academy“) koordiniert werden. Die Zusammenarbeit zwischen Spitzenforschungszentren und Unternehmen in ganz Europa sollte intensiviert werden. Das Ziel besteht darin, Quantentalente in Europa zu halten und durch attraktive Stipendien und Studienprogramme sowie Stellenangebote Talente von außerhalb des Kontinents anzuziehen.
▪ Leitfäden zu Exportkontrollen & Forschungssicherheit etablieren
Aufgrund der Dual-Use-Relevanz von Quantentechnologien empfehlen wir frühzeitige Leitfäden zu Exportkontrollen und Musterverfahren für internationale Pilotprojekte, um die Planungssicherheit zu erhöhen und Forschung nicht unnötig zu bremsen. Zudem braucht es klare, verhältnismäßige und EUweit einheitliche Exportkontrollen.
4. Handlungsempfehlungen zu Mikroelektronik
Mikroelektronik hat sich von einem industriellen Teilsektor zu einem strategischen Schlüsselbereich entwickelt: Sie fungiert als geopolitischer Hebel, sicherheitsrelevanter Faktor und als zentraler Innovationstreiber für die digitale und grüne Transformation. Mikroelektronik ist die technologische Grundlage nahezu aller Schlüsselinnovationen von KI und Robotik über Quantencomputing bis hin zu klimaneutraler Mobilität und sicherer Kommunikation. Gleichzeitig ist sie ein geopolitisch hochsensibles Feld, das zunehmend zum Schauplatz internationaler Machtkonflikte wird. Die durch schwankende Nachfrage induzierte Chip-Knappheit der Jahre 2021 bis 2023 hat die Verwundbarkeit globaler Lieferketten offengelegt und gezeigt, wie stark Europas industrielle Kernbereiche – etwa Automobilindustrie und Maschinenbau – von einer stabilen Versorgung mit Mikrochips abhängen. Die Hightech Agenda setzt daher zu Recht einen strategischen Fokus auf den Ausbau der Mikroelektronik. Das Ziel der Hightech Agenda und der Mikroelektronik-Strategie der Bundesregierung muss sein, Deutschland und Europa als unverzichtbare Akteure in der globalen Wertschöpfungskette zu positionieren. Dies wird nicht durch Autarkie erreicht, sondern durch technologische Unverzichtbarkeit, Innovationsführerschaft und resilientere Ökosysteme.
Wer den Aufbau widerstandsfähiger Wertschöpfungsketten ernst nimmt, muss den Mut aufbringen, in neue Ökosysteme für innovative Chiptechnologien und deren Produktion zu investieren – gerade dort, wo deutsche Unternehmen ihre internationale Vorreiterschaft bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben. So können Deutschland und Europa gezielt technologische Kerne stärken, Wachstumspotenziale ausschöpfen und Zukunftsmärkte von Beginn an prägen. Mit konsequenten Investitionen in diese Bereiche kann Deutschland seine Rolle als Taktgeber technologischer Innovation weltweit festigen. Gerade in der Mikroelektronik entstehen Innovationen in enger Verzahnung von industrieller Anwendung und Forschung. Die gezielte Unterstützung von industrieller FuE ist entscheidend, um den Transfer in die Produktion zu beschleunigen und die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu sichern.
Die geplanten Fördermittel für Mikroelektronik im Haushaltsjahr 2025 belaufen sich auf rund 2,9 Milliarden Euro, davon über 2,3 Milliarden Euro im Rahmen des European Chips Act und mehr als 500 Millionen Euro für das IPCEI Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien. Verpflichtungsermächtigungen bis 2032 sichern die langfristige Finanzierung. Diese Mittel müssen strategisch eingesetzt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die technologische Souveränität Europas zu sichern – insbesondere vor dem Hintergrund weiterer geplanter IPCEIs und eines zweiten European Chips Act. Dabei gilt es, klare Prioritäten zu setzen und die spezifischen Bedingungen der Halbleiterindustrie sowie die europäische Marktsituation angemessen zu berücksichtigen Die deutsche Industrie begrüßt die Priorisierung der Mikroelektronik ausdrücklich und empfiehlt folgende Maßnahmen zur erfolgreichen Umsetzung.
▪ Das Mikroelektronik-Ökosystem ganzheitlich stärken
Die Förderung der Mikroelektronik muss entlang der gesamten Wertschöpfungskette erfolgen, von der Rohstoffversorgung über das Design bis hin zur Anwendung. Die Hightech Agenda sollte gezielt auf die Bedarfe der Anwenderindustrien wie Automobilbau, Maschinenbau, Medizintechnik, Robotik, Digitalwirtschaft und auch Verteidigungsindustrie eingehen, die teilweise unterschiedliche technologische Anforderungen stellen. Eine adäquate Ko-Finanzierung europäischer Initiativen wie der Vehicle of the Future Initiative, muss dabei sichergestellt sein. Gleichzeitig müssen die Rohstoffabhängigkeiten der deutschen und europäischen Halbleiterindustrie strategisch adressiert werden. Eine diversifizierte Importstrategie, der Aufbau eigener Kapazitäten und die Entwicklung nachhaltiger Ersatzstoffe, wo möglich und wirtschaftlich vertretbar, etwa für PFAS, sind essenziell, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die europäische Chemikalienregulierung muss dabei risikobasiert ausgestaltet werden, um Innovationen nicht zu behindern. Nur durch eine holistische Betrachtung des Ökosystems kann die Mikroelektronik als Rückgrat der industriellen Transformation nachhaltig gestärkt werden. Die
Förderlinie „Elektroniksysteme“ mit über 110 Millionen Euro zeigt, wie ein ganzheitlicher Ansatz in der Praxis aussehen kann: Sie integriert mehrere wichtige Teilbereiche wie Leistungselektronik, Spezialprozessoren und Robotik Diese und ähnliche Förderlinien müssen weiter ausgebaut und besser mit den Anwenderbedarfen verzahnt werden.
Darüber hinaus sollte die Mikroelektronikförderung gezielt offene Prozessorarchitekturen wie RISC-V adressieren, um europäische Unabhängigkeit im Chipdesign zu stärken, sowie die Überführung von Edge-AI-Mikroelektronik in industrielle Anwendungen beschleunigen, um Innovationszyklen zu verkürzen. Auch photonische Datenverarbeitungs-technologien sollten explizit einbezogen werden, um die europäischen Innovationscluster gezielt bei der Entwicklung und Markteinführung neuartiger Lösungen für KI der nächsten Generation und HPC zu unterstützen. Ein resilientes und technologisch souveränes Ökosystem muss zudem die gesamte Wertschöpfungskette mit grundlegenden Zulieferern berücksichtigten; herauszuheben sind das Kompetenzzentrum Chip-Design und der „Lab-to-Fab-Accelerator“.
▪ Zukunftstechnologien gezielt fördern
Deutschland verfügt über international führende Unternehmen in der Mikroelektronik, darunter in Bereichen wie Lithografie, Lasertechnologie, photonischer Datenverarbeitung und Spezialchemie sowie bei Design und Fertigung von Mikrocontrollern, Sensoren und Leistungshalbleitern Diese Technologieführer und „Hidden Champions“ sind essenziell für die globale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts und müssen gezielt gestärkt werden. Darüber hinaus sollte die Förderung nicht auf einzelne Segmente beschränkt bleiben: Auch der innovative mittelständische Anlagenbau sowie angrenzende technologiegetriebene Industrien sollten bei Investitionen und Fördermaßnahmen systematisch berücksichtigt werden, um das gesamte industrielle Ökosystem zu stärken und Wertschöpfung in Deutschland zu sichern. Der globale Wettbewerb im Halbleiterbereich erfordert attraktive Rahmenbedingungen, damit private Investitionen in Europa erfolgen. Die Basis attraktiver Rahmenbedingungen bilden u. a. der EU-Binnenmarkt, schlanke Regulatorik, funktionierende Kapitalmärkte, moderne Infrastrukturen, niedrige Energiepreise sowie die ausreichende Verfügbarkeit hochqualifizierter Fachkräfte. Gleichzeitig muss die Forschung und Entwicklung in Schlüsseltechnologien wie Advanced Packaging, Fabless Design Systemintegration und (Edge) AI gestärkt werden. Bestehende Fördermechanismen (zum Beispiel im Rahmen des Chips Joint Undertaking) sollten besser zugänglich gemacht werden, insbesondere für KMU sowie Start-ups und Scale-ups. Die geplanten Investitionen in Mikroelektronik und Supercomputing (137 Millionen Euro) sowie in die Hightech-Infrastruktur (72 Millionen Euro) müssen gezielt auf industrielle Skalierung und Technologietransfer ausgerichtet werden. Die Rolle von Regionen wie Sachsen mit dem Silicon Saxony zeigt, wie wichtig regionale Ökosysteme für die Innovationsdynamik sind. Diese Cluster könnten als Blaupause für weitere Standorte dienen.
▪ Kooperation, Transfer und internationale Vernetzung ausbauen
Die Mikroelektronik lebt von der engen Zusammenarbeit zwischen Forschung, Industrie und Politik. Die Hightech Agenda sollte gezielt auf die institutionalisierte Vernetzung dieser Akteure setzen und etwa nationale Kompetenzzentren und europäische Technologiecluster fördern. Der Erhalt regionaler Ökosysteme wie in Sachsen, Bayern, Baden-Württemberg und Norddeutschland muss durch gezielte Standortpolitik und Verwaltungsmodernisierung unterstützt werden.
Prototyping, Pilotfertigung und Kleinserien sind zentrale Schritte auf dem Weg von der Idee zum anwendungsreifen Produkt. Insbesondere für Start-ups und KMU wird dieser Übergang besonders herausfordernd, da ihnen teilweise Ausrüstung und spezifisches Know-how fehlen und passende Marktangebote nicht immer vorhanden sind. Um diese Lücke zu schließen, sollte die Politik Regelungen schaffen, die in Kooperation mit bestehenden Forschungsinfrastrukturen einen rechtssicheren und
flexiblen Zugang vom Prototyping über die Pilotfertigung bis zur Kleinserie und einen grundsätzlich niederschwelligen Zugang zu den Pilotlinien ermöglichen.
Kollaborative und vorwettbewerbliche “System Design Zentren” sollten als sektorübergreifende Innovationsräume gefördert werden, in denen Unternehmen gemeinsam mit Startups, Industrie und Forschung bestehende Technologien schnell in neue Anwendungen überführen können – von Medizintechnik bis Verteidigung. Gemeinsame Infrastruktur, kurze Wege und interdisziplinäre Teams beschleunigen die Entwicklung und schaffen wirtschaftliche Spill-over-Effekte in angrenzende Branchen.
Gleichzeitig ist eine stärkere europäische Koordination notwendig, um Synergien zu heben und strategische Partnerschaften zu fördern. Da die Mikroelektronik besonders forschungs- und investitionsintensiv ist, muss eine nahtlose und unbürokratische Förderung von der Grundlagenforschung bis hin zur ersten industriellen Nutzung möglich sein – das europäische IPCEI-Förderinstrument sowie die First-of-a-Kind-Klausel des European Chips Acts sollten in diesem Sinne genutzt und weiterentwickelt werden. Die Mikroelektronik muss als strategisches Element der europäischen Wirtschaftssicherheit sowie Resilienz verstanden und entsprechend in der European Economic Security Strategy verankert werden. Gegen staatlich induzierte Überkapazitäten und mögliche Marktverzerrungen sollten EU-Instrumente konsequent genutzt werden. Ziel ist kein “De-coupling” von China, aber ein belastbares Level-Playing-Field. Internationale Kooperationen mit Schlüsselpartnern wie Taiwan, Südkorea, Japan und den USA sollten intensiviert und in belastbare Abkommen überführt werden. Ziel dieser Abkommen muss es sein, den gegenseitigen Zugang zu Technologien, Lieferketten und Forschung zu sichern, gemeinsame Standards und Sicherheitsanforderungen zu definieren sowie Investitionen und den Austausch von Fachkräften in der Praxis zu erleichtern.
Rohstoffsicherheit
Für kritische Inputmaterialien (u. a. Gallium, Germanium, Seltene Erden) sollten Diversifizierungsziele, strategische Partnerschaften (APAC, Indien), ein EU-weiter Frühwarn- und Lizenzmonitoring-Mechanismus sowie – wo sinnvoll – Pufferlager definiert werden.
5. Handlungsempfehlungen zu Biotechnologie
Die Biotechnologie ebenso wie auch die anderen Technologien der industriellen Gesundheitswirtschaft (Medizintechnik, Pharma und Health-IT) sind die zentralen Zukunfts- und Schlüsseltechnologien mit hoher strategischer Bedeutung für nachhaltige industrielle Prozesse, medizinische Innovationen und die Ernährungssicherheit Sie kann einen wichtigen Beitrag für eine umweltschonende und CO2-arme Wirtschaft sowie die Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln, Impfstoffen und Arzneimitteln, aber auch mit innovativer Medizintechnik leisten. Die Hightech Agenda setzt dabei nicht nur auf Grundlagenforschung, sondern rückt auch konkrete industrielle Anwendungen und Public-Private-Partnerships in den Fokus. Damit entsteht ein industriepolitischer Rahmen, der gezielt zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland beitragen kann Biotechnologie, Chemie und Pharma müssen dabei zusammengedacht und integriert vorangebracht werden. Deshalb sollte die transversale Innovationskraft der Biotechnologie über Sektorgrenzen hinweg gezielter als bisher adressiert und ihre Rolle als systemische Schlüsseltechnologie an den Schnittstellen von Gesundheit, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und industrieller Transformation deutlich in den Maßnahmen der Hightech Agenda und darüber hinaus berücksichtigt werden.
Trotz vieler positiver Ansätze finden sich in der Hightech Agenda noch deutliche Lücken. So bleiben zentrale Hemmnisse wie überbordende und sich teilweise widersprechende Regulierungen, der Mangel an Risikokapital und die eingeschränkte Verfügbarkeit von Gesundheits- und Forschungsdaten weitgehend ungelöst. Auch Maßnahmen zur internationalen Standortattraktivität, etwa zur Vermeidung von „Braindrain“ oder zur Bindung geistigen Eigentums, sind bislang nicht ausreichend konkretisiert. Zudem darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Entwicklung und Produktion von BiotechProdukten hochkomplexe Prozesse sind („the product is the process“), die ebenfalls die Herstellung von Vorstufen oder Hilfsstoffen durch Service-Anbietern inkludiert. Die deutsche Industrie fordert hier weitgehende und verbindlichere Schritte, um die ambitionierten Ziele der Agenda tatsächlich umzusetzen.
▪ Schließung der Transferlücke und Förderung von Risikokapital
Die stärkere Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft findet in der Hightech Agenda Berücksichtigung. Programme wie „GO-Bio next“ sowie die verpflichtende Einbindung von Unternehmen in Förderprojekte verdeutlichen, dass der Transfergedanke zunehmend ernst genommen wird. Auch die gezielte Unterstützung von Start-ups und kleinen und mittleren Unternehmen trägt dazu bei, Innovationspotenziale schneller in marktfähige Produkte zu überführen. Darüber hinaus müssen Doppelungen bei Anträgen und Dokumentation durch Überschneidungen bei nationalen und europäischen Durchführungsverordnungen konsequent abgeschafft werden. Dies gilt insbesondere bei klinischen Studien. Hier riskiert Deutschland im internationalen Vergleich durch überkomplexe und lange Prozesse an Attraktivität zu verlieren.
Trotz der positiven Ansätze der Hightech Agenda bleiben zentrale Herausforderungen bestehen – insbesondere für KMU, die mit hohen Kapitalanforderungen und strukturellen Hürden konfrontiert sind. Sie sind in besonderem Maße auf projektspezifische Förderprogramme und programmatische Unterstützung – etwa durch Gründerfonds – angewiesen, um Innovationspotenziale in marktfähige Produkte zu überführen. Strukturelle Schwächen wie die begrenzte Verfügbarkeit von Wagniskapital und die geringe internationale Sichtbarkeit deutscher Bio-Hubs hemmen weiterhin das Wachstum innovativer Unternehmen. Zwar adressiert die Hightech Agenda diese Punkte, bleibt jedoch bei konkreten Maßnahmen zur Kapitalmobilisierung bislang vage. Um privates Kapital stärker für die Wachstumsphase von Unternehmen zu mobilisieren, sollten deutsche Kapitalsammelstellen die Möglichkeit erhalten, in
Venture Capital zu investieren. Ergänzend sind verbesserte steuerliche Anreize für Privatinvestoren notwendig, um Investitionen in die Anlageklasse Venture Capital attraktiver zu gestalten.
▪ Verfügbarkeit von Gesundheits- und Forschungsdaten erhöhen
Ein wesentliches Hindernis für datengetriebene Innovationen in der Biotechnologie, beispielsweise in der personalisierten Medizin, aber auch in der Medizintechnik, ist die weiterhin eingeschränkte Verfügbarkeit und Nutzbarkeit von Gesundheits- und Forschungsdaten. Trotz bestehender Initiativen wie dem Forschungsdatenzentrum Gesundheit und der NAKO-Gesundheitsstudie fehlt es bislang an einer systematischen, rechtssicheren und technisch praktikablen Einbindung dieser Datenquellen in die Forschungs- und Versorgungspraxis. Das Ziel eine Nationale Biobank zu etablieren kann diesen Mangel ein Stück weit beheben. Dafür braucht es aber den politischen Willen und eine nachhaltige Finanzierung, damit in einer Biobank die Gesundheits- und Forschungsdaten hinterlegt werden können. Sie kann nicht nur bestehende Datenquellen besser vernetzen und strukturieren, sondern auch verlässliche Rahmenbedingungen für die Sammlung, Nutzung und Weitergabe von Gesundheits- und Forschungsdaten schaffen. Dabei sollte immer eine durchgängige Interoperabilität der Daten im Gesundheitswesen Ziel sein und gesichert werden, etwa durch bundesweit einheitliche Datenschutzregelungen und eine Rückführung auf den Kern der DSGVO Eine solche Infrastruktur bietet enormes Potenzial, um den medizinischen Fortschritt zu beschleunigen, digitale Gesundheitsanwendungen und Geräte in das Ökosystem integrieren, klinische Studien zu erleichtern und innovative Therapien schneller in die Versorgung zu bringen.
Um das volle Potenzial der Biotechnologie zu erschließen, muss der Studienstandort Deutschland gestärkt werden. Dies kann unter anderem dadurch erreicht werden, dass die Zusammenarbeit von Universitätskliniken und Sponsoren vereinfacht und beschleunigt wird. Hierbei sollten Musterverträge ausgebaut werden und Studienzentren untereinander vernetzt werden. Darüber hinaus sollten die Chancen der Digitalisierung auch im Bereich klinischer Prüfungen genutzt werden. Gerade die Nutzung von Daten aus der ePA bieten ein immenses Potenzial. Wichtig ist, dass Industrie und Politik bei all diesen Vorhaben in enger Abstimmung zusammenarbeiten
▪ Verzahnung mit EU-Programmen
Die Hightech Agenda enthält bislang keine expliziten Bezüge zur EU-Rechtsvereinheitlichung im Bereich Biotechnologie. Biotechnologie leidet unter zersplitterter Gesetzgebung (u. a. Regelungen zu Chemikalien, Gentechnik, neue genomische Techniken, Produktionsanlagen, Land- und Forstwirtschaft, Pharma/ Diagnostika/ Tiergesundheit). Start-, Scale-ups und KMU werden oft aufgrund von Regulierungen, die für nicht-biologische Produktionsmethoden entwickelt wurden, ausgebremst. Doch Biotechnologie bzw. Biosolutions benötigen ein Regelwerk, das ihren Besonderheiten gerecht wird, andernfalls bleibt ihr Potenzial ungenutzt.
Eine enge Verzahnung mit europäischen Programmen und Maßnahmen lohnt sich doppelt: Denn für 2026 ist die Verabschiedung des EU Biotech Acts geplant. Damit können viele Hürden direkt länderübergreifend geregelt und abgebaut werden, ohne dass es zu einem Flickenteppich an Regelungen kommt. Diese Chance sollte auf keinen Fall ausgelassen werden. Die Forderungen der Unternehmen für einen EU Biotech Act decken sich ebenfalls mit den Forderungen für die nationale Ebene und sollen den europäischen Markt stärken und wettbewerbsfähiger aufstellen. Da die Biotechnologie sich mit hoher Dynamik entwickelt, muss sichergestellt werden, dass relevante Regelungen zügig an neue wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Entwicklungen angepasst werden können
Auf europäischer Ebene sollte die deutsche Politik zudem regulatorische Vereinfachungen und Harmonisierungen aktiv vorantreiben, um Innovationsstandards europaweit zu sichern und Deutschlands Position im globalen Wettbewerb nachhaltig zu stärken. Zu erwähnen ist hier z. B. die Regulierung zu „Unternehmen in Schwierigkeiten“. Ein Unternehmen gilt im beihilferechtlichen Sinn als in Schwierigkeiten, wenn die Hälfte des gezeichneten Stammkapitals in Folge aufgelaufener Verluste verlorengegangen ist. Dies trifft auf viele der Biotech-Start-ups zu, die Therapien entwickeln. Gilt ein Unternehmen als in Schwierigkeiten, ist es z. B. von wichtigen Förderinstrumenten wie der Forschungszulage und dem ZIM-Programm ausgeschlossen.
Beim Umgang mit Gesundheits- und Forschungsdaten lohnt sich eine konsequente Orientierung an der EU-Datenstrategie sowie an Vorhaben wie dem European Health Data Space (EHDS). Eine frühzeitige und kohärente Umsetzung dieser Rahmenbedingungen in nationales Recht kann nicht nur rechtliche Unsicherheiten vermeiden, sondern auch gezielt Investitionen in datenbasierte Forschung und Entwicklung anstoßen.
Auch im sensiblen Bereich der Gentechnologie und Genomeditierung – insbesondere mit Blick auf neue molekularbiologische Verfahren wie CRISPR-Cas – ist eine enge Abstimmung mit der EU-Rechtsprechung und eine evidenzbasierte Auslegung sowie eine offen faktenbasierte Kommunikation mit der Bevölkerung zentral. Weitere relevante Felder für eine deutsch-europäische Harmonisierung sind Zulassungsverfahren für innovative Arzneimittel (in Zusammenarbeit mit EMA), Standardisierung von Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen bei biologischen Produkten sowie die staatliche Innovationsförderung, etwa durch ein besser aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel von deutschen Förderprogrammen (z. B. BMBFTR, BMWE) mit europäischen Initiativen wie Horizon Europe oder dem EUInnovationsfonds.
Deutschland muss seine Rolle im EU IPCEI Biotechnologie finden und institutionalisieren. Dieses Projekt sorgt dafür, dass wichtige Bereiche der Biotechnologie eine Förderung erhalten und damit Lebensund Futtermittel sowie weitere biobasierte Materialien erforscht werden können. Sie stellen einen Beitrag zur Ernährungssicherheit in Europa dar und können den CO2-Abdruck verkleinern. Eine optimale Pflanzenzucht hilft, im Falle von Naturereignissen resilienter aufgestellt zu sein. Biotechnologisch hergestellte Produkte und Alternativen zu tierischen Proteinen helfen der Weltbevölkerung, einen höheren Grad des Umwelt- und Klimaschutzes zu erreichen. Mithilfe von diesem IPCEI wird die Wettbewerbsfähigkeit und auch ein hoher technologischer Stand abgesichert.
▪ Die biologische Transformation der Wirtschaft ermöglichen
Grundsätzlich müssen alle Anwendungen der Biotechnologie technologieoffen als ein Innovationspaket gefördert werden, weil biotechnologische Verfahren heute universell einsetzbar sind – von der industriellen Produktion und Medizin über die Energiegewinnung bis zur Kreislaufwirtschaft. So sollte neben der medizinischen Biotechnologie die Hightech Agenda auch das Ziel verfolgen, die Potenziale der industriellen Biotechnologie zu heben. Um Deutschland unabhängiger von Rohstoffimporten wie Öl und Gas zu machen und die Transformation hin zu einem treibhausgasneutralen Deutschland zu verwirklichen, ist eine ressourcen- und energieeffizientere Rohstoffnutzung durch Biotechnologien erforderlich. Mithilfe der industriellen Biotechnologie wird die Versorgung mit Industriegütern, Energie und die Ernährungssicherheit verbessert und der ökologische Fußabdruck gleichzeitig verringert. Zur Beschleunigung biotechnologischer Ansätze bedarf es einer langfristigen Förderung von Pilotanlagen und Prototyp-Entwicklungen und die Unterstützung bei der Entwicklung neuer Herstellverfahren von biotechnologischen Produkten und Vorprodukten sowie beim Aufbau der dafür erforderlichen Wertschöpfungsketten. Auch Reallabore sollten für biotechnologische Anwendungen sektorübergreifend
eingerichtet werden. Innovationsfreundliche Räume können evidenzbasierte Anpassungen u. a. im Gentechnik-, Anlagen- oder Chemikalienrecht erproben.
▪ Produktionskapazitäten als Schlüssel zur technologischen Souveränität
Damit die Biotechnologie in Deutschland dauerhaft zu einem wichtigen und nachhaltigen Wirtschaftsfaktor werden kann, muss neben der Förderung von Forschung und Entwicklung auch der Ausbau industrieller Produktionskapazitäten stärker in den Blick genommen werden. Dies schließt ausdrücklich die Herstellung von Hilfsstoffen und Vorprodukten ein, die für Wertschöpfungsketten in der Biotechnologie unverzichtbar sind. Nur durch eine solche Stärkung der industriellen Basis kann Deutschland seine technologische Souveränität sichern und international wettbewerbsfähig bleiben.
6. Handlungsempfehlungen zu Fusion und klimaneutraler Energieerzeugung
Klimaneutrale Energie- und insbesondere Stromerzeugung hat in Deutschland über die letzten Jahrzehnte fundamentale Fortschritte gemacht. Der Anteil von gut 55 Prozent erneuerbarer Energien an der gesamten Stromerzeugung in Deutschland im Jahr 2024 ist ein Erfolg auf dem Weg zur Klimaneutralität Zugleich zeichnet sich ab, dass der klimaneutrale Umbau des gesamten Energiesektors deutlich komplexer ist So ist der Zubau von erneuerbarer Energie noch immer stark von staatlicher Förderung abhängig. Hier fehlt ein neues Marktdesign, das die Finanzierung von erneuerbaren Energien aus eigener Kraft sicherstellt. Außerdem fehlen nach wie vor „Jahreszeiten-Stromspeicher“, die beispielsweise längere Dunkelflauten abpuffern können. Der aktuelle Versorgungssicherheitsbericht des Bundesnetzagentur weist hierzu einen Zubaubedarf steuerbarer Kapazitäten in Höhe von – je nach Szenario – bis zu 22 Gigawatt oder bis zu 35 GW bis 2035 aus. Zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit geht die Bundesregierung dies zu Recht mit der beschleunigten Ausschreibung von (wasserstofffähigen) Gaskraftwerken an Schließlich wird der Erfolg im Stromsektor aber auch dadurch relativiert, dass im Jahr 2024 nur gut 21 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs in Deutschland von Strom gedeckt wurden. Das heißt, der weit überwiegende Teil der Energie wird noch immer aus fossilen Quellen bereitgestellt, insbesondere bei Gebäuden, im Verkehr oder bei Industrieprozessen. Auch in diesen Bereichen laufen aber große Planungen und Anstrengungen zu einer Defossilierung, die insbesondere durch Elektrifizierung sowie durch Wasserstoff erfolgen soll.
Dieser Trend zur Elektrifizierung von bisher fossil versorgten Sektoren (Wärmepumpen, Laden von Elektroautos etc.) sowie neue, sehr stromintensive Anwendungen wie KI kann mittel- bis langfristig zu einem großen Anstieg des Strombedarfs in Deutschland führen. Vor diesem Hintergrund ist auch die international seit einigen Jahren zu beobachtende neue Dynamik bei der Fusionsforschung von großem Interesse. Hier könnte sich eine Lösung für die noch fehlenden Bausteine zu einer vollständig klimaneutralen Volkswirtschaft abzeichnen.
Die neue Dynamik zeigt sich insbesondere an erheblichen Mengen privaten Kapitals, die für die Fusionsforschung bereitgestellt werden sowie an der Gründung von Start-ups. Dies ist insbesondere in den USA, aber auch in Japan, Großbritannien, Frankreich, Südkorea und Deutschland zu beobachten Zwischen diesen Ländern zeichnet sich ein Wettlauf ab, wo ein erster, marktfähiger Fusionsreaktor gebaut werden könnte Sie arbeiten gemeinsam an dem internationalen Fusions-Forschungsprojekt ITER in Südfrankreich, doch sie betreiben alle auch eigene Experimentieranlagen wie etwa Deutschland den Stellarator Wendelstein 7-X in Greifswald. Bei der Magnetfusion hat Deutschland bis heute international einen Spitzenplatz, daneben ist der Auf- und Ausbau der international ebenso bedeutsamen Laserfusion hoch wünschenswert.
Die in der Hightech Agenda genannten Ziele zur Fusion und klimaneutralen Erzeugung sind aus Sicht des BDI zu begrüßen. Folgende Handlungsempfehlungen sind aus Industriesicht noch zu ergänzen:
▪ Sehr rasch regulativen Rahmen für die Fusion schaffen
Auf Expertenebene ist man sich weitgehend einig, dass der Aufbau der Kernfusion nicht im Rahmen des Atomgesetzes (das für Kernspaltung geschaffen wurde) erfolgen sollte. Zum einen passt dieses inhaltlich nicht, da die Technologie und die Gefährdungslage ganz anders gelagert sind. Zum anderen wäre es auch politisch das falsche Signal. Unter der Ampelregierung wurde diese Frage am 3. Juli 2024 in diesem Sinne bereits im Deutschen Bundestag diskutiert. Nun muss es darum gehen, die entsprechende Gesetzgebung sehr schnell auf den Weg zu bringen. Dies wäre ein entscheidendes Signal an potenzielle Investoren, dass es Deutschland mit der Kernfusion ernst meint und in
Deutschland investiert werden kann. Im Kontext des internationalen Fusionswettlaufs hat Großbritannien bereits einen neuen Rechtsrahmen geschaffen, der sich am Immissionsschutzgesetz orientiert. Auch in den USA sind entsprechende Regelungen weit fortgeschritten. Deutschland sollte nun ebenfalls ein deutliches Signal senden, dass es die Entwicklung der Kernfusion auch regulativ unterstützt.
▪ Kommunikation zum Thema Kernfusion intensivieren
Die neue, globale Dynamik bei der Fusion ist in der deutschen Öffentlichkeit noch nicht so recht angekommen. Häufig ist zu hören, dass die Fusion zu kompliziert und zu teuer sei, sowieso nicht funktionieren werde und dass sie für die Energiewende zu spät komme. Selbst die Unterschiede zur Kernspaltung sind häufig nicht bekannt. Auch in den verschiedenen politischen Interessengruppen wird die Fusion in diesem Sinne unterschiedlich rezipiert. Vor diesem Hintergrund ist es zentral, über das Thema, die Fortschritte und Erfolge der letzten Jahre sowie die Chancen für den Industriestandort breiter und intensiver zu kommunizieren und für die Akzeptanz in allen politischen Lagern zu werben.
▪ Einsatz und Ausbau erneuerbarer Energien sowie Wasserstoff weiter stärken
Verlässliche Rahmenbedingungen müssen geschaffen und erhalten werden. Hierzu sind flankierende industriepolitische Maßnahmen unerlässlich. Zudem sollten weiterhin Förderanreize gesetzt und die Etablierung der Industriezweige gestärkt werden, damit bestehendes Know-how nicht abwandert (Negativbeispiel Photovoltaik). Parallel muss auch hier in Innovation investiert werden, um den Nachschub im niedrigeren TR-Bereich aufrechtzuerhalten. Infrastruktur (Beispiel Wasserstoff) sollte auf- und ausgebaut und so die Transformation vor Ort vorangetrieben werden An bestehenden Technologien wie Wärmepumpen, Wasserstoff, Batteriespeicher, Photovoltaik, Wind und Effizienztechnologien muss weiter geforscht werden
▪ Den Fokus auf die gesamte Lieferkette der Technologien zur Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien ausweiten
Aktuell liegt der Fokus bei Technologien zur Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien sehr stark auf der Systemebene. Für eine rasche und nachhaltige Umsetzung der Energiewende ist jedoch die gesamte Lieferkette wichtig. Dazu muss sichergestellt werden, dass zentrale Komponenten verfügbar sind und stetig weiterentwickelt werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die schnelle Integration neuer oder weiterentwickelter Komponenten, die ebenfalls unterstützt und vorangebracht werden sollte. Ziel sollte sein, das Innovationspotenzial voll auszuschöpfen.
Zudem geht es um die Kreislauffähigkeit von Komponenten, die technologiefeldübergreifend gedacht werden muss und die Markteinführung möglicher Produkte miteinbeziehen sollte, was durch die gezielte Förderung höherer Technology Readiness Level (TRL) erreicht werden kann. Hier muss die Nutzung bestehender Förderinstrumente gestärkt werden, indem beispielsweise der EU Innovation Fund zugänglicher gemacht und IPCEIs gezielt aufgegriffen werden. Mit konsequenter Kreislauffähigkeit von Komponenten und Systemen, die bereits im Design mitgedacht wird, lässt sich die angespannte Situation im Rohstoffbereich perspektivisch adressieren und die wirtschaftliche Resilienz vor Ort stärken.
Auch die Förderung der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, wie beispielsweise der Laufzeitgarantie auf Basis von Restlebensdauerberechnung, ist ein wichtiger Aspekt, um die Energiewende voranzubringen. Innovationen auf Komponenten- und Systemebene können so optimal in eine Weiterentwicklung auf Anwendungsebene eingebettet werden.
▪ Neues Strommarktdesign schaffen
Die Unterstützung von Innovationen und neuen Technologien für die Energiewende durch die Hightech Agenda sind sehr zu begrüßen, gerade auch der Start neuer Reallabore ist ein wichtiges Signal. Es ist jedoch erforderlich, schneller als bisher innovative Technologien und Prozesse sowie die Erfahrungen aus einer zielgerichtet angepassten Regulierung aus den Reallaboren in die Breite zu tragen, nutzbar zu machen und ihre Umsetzung zu skalieren.
Jenseits dieser eher technischen Aspekte ist aber zentral für den nachhaltigen Erfolg klimaneutraler Energieerzeugung, dass sie sich künftig in großem Stil am Markt finanzieren und auch ohne staatliche Förderung funktionieren. Dies würde auch einen Schub für Innovationen und neue Technologien bei der klimaneutralen Energieerzeugung bedeuten. Daher sollte mit hoher Dringlichkeit das schon länger angekündigte neue Strommarktdesign vorangetrieben werden, um hier absehbar zu neuen Lösungen zu kommen. Dabei gilt es, die Verfügbarkeit gesicherter Kapazitäten über den Zubau neuer, wasserstofffähiger Gaskraftwerke langfristig abzusichern und gleichzeitig neue Flexibilitätsoptionen systematisch einzubinden. Dazu zählen Speichertechnologien ebenso wie Demand-Side-Management und insbesondere das bidirektionale Laden von Elektrofahrzeugen, das sowohl die erneuerbaren Energien, Netzstabilität als auch Versorgungssicherheit stärken sowie den Bedarf an Netzausbau senken kann. Ein zukunftsfähiges Marktdesign muss hierfür gezielt Investitionsanreize schaffen und den wirtschaftlichen Betrieb solcher Lösungen ermöglichen.
▪ Innovationen bei Netzen, Batterien und Speichertechnologien vorantreiben
Die Hightech Agenda setzt darüber hinaus Impulse für die künftige Energieversorgung. Neben den in der Agenda genannten Impulsen ist mit den Stromnetztechnologien ein weiterer zentraler Aspekt des Energiesystems in den Blick zu nehmen. Die gleichzeitige Weiterentwicklung der Netze, ihre Modernisierung und Digitalisierung sowie der Rollout intelligenter Messsysteme bleiben energiepolitische Herausforderungen. Leistungsfähige und digitalisierte Stromnetze sind das Rückgrat des künftigen Stromund Energiesystems. Sie schaffen Transparenz über den Netzzustand und ermöglichen so eine effizientere oder stärkere Netzauslastung. Zudem ermöglichen sie erst die Einbindung fluktuierend einspeisender erneuerbarer Energie und nachfrageflexibler Verbraucher. Forschung und Entwicklung für innovative, nachhaltige und qualitativ hochwertige Netzkomponenten finden nach wie vor in Deutschland und Europa statt. Im aktuellen geopolitischen Umfeld muss Europa hier Mut beweisen und neben der Verteidigung des Freihandels die eigene industrielle Basis stärken. Dazu ist es unabdingbar, die Technologieführerschaft unserer Hersteller zu erhalten und die Exzellenz in der Technologieentwicklung zu sichern.
Das Ziel, Deutschland zu einem zentralen Akteur bei Batterien und Speichertechnologien zu machen, wird unterstützt und ist absolut notwendig. Batterien und Energiespeicher spielen sowohl für die Energiewende wie auch die Mobilitätswende eine zentrale Rolle. Ähnlich wie bei Halbleitern muss Deutschland bei der Fertigung von Batteriezellen und Batterien resilienter und unabhängiger von globalen Lieferketten werden. Eine große Importabhängigkeit bei lithiumbasierten Batteriezellen im Bereich der Batteriespeicher ist für die kritische Netzinfrastruktur und Wehrtechnik sicherheitspolitisch riskant –gerade vor dem Hintergrund der geopolitischen Spannungen. Speziell dieses Sicherheitsrisiko findet in den Handlungsansätzen zu wenig Beachtung. Im Technologiefeld Batteriespeicher sollten zudem auch neue Fertigungs- und Recyclingprozesse sowie (potenzielle) Batterien der nächsten Generation, wie Feststoffbatterien und allgemein das Batteriemanagement gezielt betrachtet werden. Deutschland braucht eine umfassende Strategie zum konsequenten Aufbau eines Batterieökosystems über alle
Wertschöpfungsstufen hinweg. Die Bundesregierung sollte einen Prozess initiieren, gemeinsam mit den beteiligten Akteuren ein Zukunftsbild und eine Strategie für das Batterieökosystem zu entwickeln.
▪ Digitale Schlüsseltechnologien für die Energiewende aufnehmen
Digitale Technologien müssen in der Energieforschung prioritär berücksichtigt werden, da sie entscheidend sind, um die zunehmende Komplexität des Energiesystems effizient zu bewältigen. Die Transformation erfordert ein Zusammenspiel aus innovativen Produkten, digital integrierten Komponenten und intelligenten Systemlösungen. Mit gezielter Förderung digitaler Schlüsseltechnologien kann Deutschland eine führende Rolle in der globalen Energiewende einnehmen. Beispiele sind KI für Netzbetrieb und -planung, Cloud-Technologien, Datenräume sowie eine innovationsfreundliche Regulierung.
▪ Wärmewende unterstützen
Die „Wärmewende“, d. h. die Transformation des Wärmesystems und ihre bezahlbare kosteneffiziente Umsetzung müssen stärker als bisher in den forschungs- und energiepolitischen Fokus rücken.
7. Handlungsempfehlungen zu Technologien für die klimaneutrale Mobilität
Die zentralen Hebel für eine klimaneutrale Mobilität sind der Hochlauf alternativer Antriebe, insbesondere der Elektromobilität und der Einsatz CO2-neutraler Kraftstoffe3 Weitere Klimaschutzpotenziale bieten ein Verkehrsmittelwechsel auf Bus, Bahn und Binnenschiff sowie Effizienzsteigerungen in etablierten Antriebstechnologien, durch die Nutzung von Digitalisierungspotenzialen oder durch automatisiertes und vernetztes Fahren Die Hightech Agenda setzt daher zu Recht einen Fokus auf Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit bei der Entwicklung und Herstellung von alternativen Antrieben, Batterien, klimafreundlichen Kraftstoffen und Technologien für das autonome Fahren Deutsche Mobilitätsindustrien und -dienstleister stehen unter enormen Wettbewerbs- und Veränderungsdruck. Gleichzeitig schaffen die digitale und grüne Transformation von Mobilität sowie Logistik neue Wachstumschancen. Deutschland muss die Technologieführerschaft und Wertschöpfung im Automobilbau, der Luftfahrt, auf der Schiene und in der maritimen Industrie durch heimische Nachfrage sowie innovations- und standortfördernde politische Weichenstellungen entlang der gesamten Wertschöpfungsketten sichern. Der Unterstützung von Forschung und Entwicklung bei Schlüsseltechnologien und -komponenten für die klimaneutrale Mobilität kommt deshalb eine entscheidende Rolle zu. Bei der Ausgestaltung der Hightech Agenda sollte die Bundesregierung folgende Prioritäten setzen
▪ Technologieführerschaft durch Unterstützung von Forschung und Entwicklung sichern
Die Technologieführerschaft im bodengebundenen Verkehr sowie der Luft- und Schifffahrt stärkt Deutschlands Souveränität und die Wettbewerbsposition deutscher Unternehmen in Wachstumsmärkten. Mit der Hightech Agenda setzt die Bundesregierung Impulse zur Stärkung der technologischen Resilienz des Standorts und führt erfolgreiche Programme im Bereich Forschung und Entwicklung fort. Um im internationalen Innovations- und Investitionswettbewerb zu bestehen, gilt es, staatlich unterstützte Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten am Standort, einschließlich Produktionsforschung und Pilotprojekten auszuweiten sowie durch technologieoffene, pragmatische und belastbare regulatorische Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa in ein starkes Fundament zu betten.
Mit den Zielen, eine wettbewerbsfähige Produktion und Kreislaufführung von Batterien zu stärken sowie Deutschland zum weltweit führenden Innovations- und Produktionsstandort für autonomes und vernetztes Fahren zu formen, setzt die Hightech Agenda richtige Schwerpunkte. Die Integration autonomer Fahrzeuge in das Gesamtsystem des ÖPNV stellt dafür einen wichtigen Baustein dar, sollte aber nicht allein darauf beschränkt bleiben, da autonome Fahrzeuge in weiteren Bereichen zur Mobilität von Menschen und Gütern beitragen können. Im Güterverkehr können sie etwa einen Beitrag zur Lösung des Fahrermangels leisten. Grundsätzlich kommt es darauf an, den Pfad für automatisiertes und vernetztes Fahren auf Straße und Schiene weiter zu flankieren und ein mindestens europäisch harmonisiertes Vorgehen sicherzustellen (vgl. auch EU Flagship Actions) Aktuell behindern mangelnde Klarheit in den EU-Vorschriften sowie Grenzen für den großflächigen Einsatz und den realen Betrieb autonomer Fahrzeuge deren Hochlauf. Eine stärkere Unterstützung auf der Regulierungs- und Zertifizierungsseite ist von entscheidender Bedeutung, um bahnbrechende Fortschritte zu
3 Erneuerbare Kraftstoffe bezeichnet alle Kraftstoffe, die mit biogenen Rohstoffen und / oder auf Basis von mit erneuerbarem Strom produzierten grünen Wasserstoff hergestellt werden. Strombasierte Kraftstoffe bzw. erneuerbare Kraftstoffe nicht-biogenen Ursprungs (RFNBO) wie E-Methanol, PtL-Kerosin oder E-Diesel benötigen neben grünem Wasserstoff zusätzlich CO2, das aus Industriequellen, biogenen Quellen oder direkt aus der Atmosphäre (Direct Air Capture) entnommen werden kann. Erneuerbare Kraftstoffe haben eine THG-Minderungspflicht von bis zu 65 Prozent gegenüber dem fossilen Komparator, RFNBOkonforme und CO2-arme Kraftstoffe haben eine THG-Minderungspflicht von 70 Prozent. Wenn erneuerbare Kraftstoffe über den Lebenszyklus hinweg eine Treibhausgasminderung von nahezu 100 Prozent im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen erzielen, werden sie auch als CO2-neutrale Kraftstoffe bezeichnet. Erneuerbare Kraftstoffe, die diese Treibhausgasminderung von nahezu 100 Prozent über den Lebenszyklus hinweg nicht erreichen, werden auch als CO2-arme Kraftstoffe bezeichnet.
ermöglichen. Wichtig ist zugleich, die Geschwindigkeit der Umsetzung zu erhöhen – insbesondere durch vereinfachte Genehmigungsprozesse, Reallabore mit Industrieeinbindung und eine leistungsfähige digitale Infrastruktur (beispielsweise 5G/6G). Nur durch eine enge Kooperation zwischen Industrie, Infrastrukturbetreibern und öffentlicher Hand kann Deutschland seine Rolle als Leitmarkt und Leitanbieter im internationalen Wettbewerb ausbauen.
Darüber hinaus besteht Bedarf an umfangreichen Testgebieten, die unterschiedliche Umgebungen (z. B. im Straßenverkehr, auf Autobahnen und in der Stadt) abdecken und eine signifikante Konzentration von Fahrzeugen aufweisen, um eine robuste Datenerfassung sowie -validierung zu ermöglichen. Für einen erfolgreichen Markthochlauf gilt es, physische und digitale Merkmale der Verkehrsinfrastrukturen EU-weit zu harmonisieren und zu standardisieren sowie Zugang zu diesen Daten für Dritte zu verbessern. Außerdem muss der Weg zu einem Rechtsrahmen für die Zulassung digitaler Fahrzeuge mit hochautomatisierten Funktionen konsequent fortgeführt und Fragen zu Datenschutz und Datensicherheit geklärt werden. Dazu gehört auch die Bereitstellung befristeter oder bedingter Lizenzen für öffentliche Straßentests mit automatisierten Fahrzeugen. Viele aktuelle Projekte sind auf temporäre Testphasen (Erprobungsgenehmigungen) beschränkt und unterstützen keinen Real-Betrieb über einen längeren Zeitraum.
Die Forschungsförderung in diesem Bereich muss außerdem weiterhin stark anwendungsbezogen sein (siehe IPCEI Kandidat "Clean Connected and Autonomous Vehicles" (IPCEI CCAV)) Zusätzlich sollten auch autonome mobile Maschinen Berücksichtigung finden. Ein weiterer Förderschwerpunkt sollte die Einführung softwaredefinierter Mobilität in Kombination mit der Zentralisierung der Fahrzeugarchitekturen und einer weiteren Abstrahierung der Software von der Hardware adressieren, wodurch zusätzliche positive Effekte für Effizienz, Sicherheit und Innovationsgeschwindigkeit erzielt werden Neben klaren Regularien und Kriterien für die virtuelle Homologation von Softwarefunktionen, auch wenn diese auf unterschiedlichen Hardwareplattformen laufen, sind auch die Schaffung einer dazugehörigen Infrastruktur für Software- und Daten-Kommunikation sowie eine Standardisierung von Technologie-Schnittstellen wichtig.
Batterien sind eine Schlüsseltechnologie für die Elektromobilität, die Energiewende und die Elektrifizierung der Wirtschaft insgesamt. Sie sind unverzichtbar für den ganzheitlichen Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger sowie für kritische Infrastruktur und militärische Applikationen. Ein wettbewerbsfähiges Batterieökosystem mit einer starken Batterieindustrie ist essenziell, um die Zukunftsund Wettbewerbsfähigkeit des Hightech-Standorts Deutschland zu sichern und strategisch die Unabhängigkeit und Resilienz zu stärken. Dafür ist es nötig, die entsprechenden industriepolitischen und regulatorischen Rahmenbedingungen zu schaffen. Maßnahmen wie der Abbau von Bürokratie, steuerliche Regelungen, effiziente Fördermaßnahmen u. a. Skalierung im industriellen Maßstab und Batterieforschung sollten die Standortbedingungen verbessern, um Investitionen in das Batterieökosystem zu stärken. Die Batteriezell- und Halbleiterproduktion ist energieintensiv. Für beide Sektoren sind deshalb Maßnahmen zur Herstellung eines international wettbewerbsfähigen Strompreisniveaus erforderlich. Ergänzend könnte entlang der Abschlusserklärung der deutsch-französischen Regierungskonsultationen eine Ausweitung der Strompreiskompensation auf die Batteriewertschöpfungskette die Tragfähigkeit entsprechender Geschäftsmodelle sicherstellen. Weitere Handlungsempfehlungen zu Batterien und Speichertechnologien sind in Kapitel 6 enthalten
Im Bereich Luftfahrt, den die Hightech Agenda als strategisches Forschungsfeld definiert, muss die Markteinführung innovativer Luftfahrzeuge über das Luftfahrtforschungsprogramm, eine Technologieund Demonstrationsplattform im Rahmen der europäischen Luftfahrtforschungspolitik sowie Lade- und Betankungsinfrastrukturen für alternative Antriebe, insbesondere auf Basis von Wasserstoff,
unterstützt werden. Nationale und europäische Forschungsprogramme wie das Luftfahrtforschungsprogramm (LuFo), Horizon Europe und Clean Aviation müssen auf hohem international wettbewerbsfähigem Niveau mit Planungssicherheit für die nächsten Jahre fortgeführt werden sowie die langen Entwicklungszyklen der Luftfahrt abbilden, um neue Produktentwicklungen, hochratenfähige Fertigungsverfahren sowie europäisch und international attraktive Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten. Dabei sind folgende Technologieprioritäten zu setzen: nachhaltige Antriebssysteme und Flugzeugarchitekturen, innovativ weiterentwickelte Komponenten und Systeme, kritische und nachhaltige Materialien sowie Leichtbau, KI-basierte Automatisierung, Robotik und Konnektivitätsfunktionen, Luftverkehrsmanagement, Digitalisierung, Cybersicherheit sowie Produktions- und Instandhaltungstechnologien (MRO) Die Erfolgschancen von Innovationen sollten durch die gezielte Förderung höherer Technologiereifegrade in der kritischen Phase der Test- und Zertifizierungsrunden gestärkt werden. Innovations- und standortfördernde Weichenstellungen müssen entlang der gesamten Wertschöpfungskette vorgenommen werden, um Wettbewerbsfähigkeit und Wertschöpfung in Deutschland zu sichern sowie die Lieferkette zu stabilisieren.
▪ Investitionen in CO2-neutrale Kraftstoffe durch De-Risiking ermöglichen
Die Hightech Agenda definiert klimafreundliche Kraftstoffe als Schlüsseltechnologie für die klimaneutrale Mobilität. Zurecht, denn erneuerbare und CO2-neutrale Kraftstoffe leisten einen unverzichtbaren Klimaschutzbeitrag in der Pkw- und Lkw-Bestandsflotte, im Luft- und Seeverkehr, im nicht elektrifizierten Schienenverkehr und der Binnenschifffahrt Im Luft- und Seeverkehr sind erneuerbare und CO2neutrale Kraftstoffe auch auf lange Sicht die einzig verfügbare Option, um eine weitgehende Defossilierung zu erreichen, auch wenn batterieelektrische oder wasserstoffbetriebene Antriebe verfügbar sind. Darüber hinaus sind CO2-neutrale Kraftstoffe für neu zugelassene Fahrzeuge erforderlich, die nachweislich und ausschließlich mit CO2-neutralen Kraftstoffen betrieben werden und hierdurch in der CO2-Flottenregulierung für Pkw und leichte Nfz zukünftig als klimaneutral gelten sollen. In diesem Zusammenhang muss die Europäische Kommission eine klare und realistische Definition von „CO2-neutralen Kraftstoffen“ vorlegen 4 Die Stärkung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zu strombasierten Kraftstoffen über den Innovationsbooster E-Fuels und das Forschungshub Wasserstoff ist daher ein zentrales Vorhaben der Hightech Agenda Neben der Skalierung strombasierter Kraftstoffe gilt es auch eine Realisierung bislang ungenutzter Potenziale fortschrittlicher Biokraftstoffe aus innovativen Verarbeitungsverfahren und bislang ungenutzten Biomassepotenzialen zu ermöglichen. Dafür sollte die Hightech Agenda passende Instrumente vorsehen.
Die Produktion strombasierter Kraftstoffe benötigt neben Strom und Wasserstoff auch Kohlenstoff. Dieser kann in einer postfossilen Ökonomie aus Biomasse, durch mechanisches und chemisches Recycling in einer Circular Economy und aus Kohlendioxid, z. B. aus Kraftwerken, Industrieanlagen oder aus der Luft (Direct Air Capture) gewonnen werden. Die Direktabscheidung aus der Luft ist sehr energieintensiv. Das chemische Recycling und die Abtrennung und Nutzung von Kohlendioxid (CCUS) sind Schlüsseltechnologien für die industrielle Transformation in Richtung Klimaneutralität.
Das BMFTR sollte in Zusammenarbeit mit dem BMUKN, BMV, BMF und BMWE sowie der Europäischen Kommission eine Strategie entwickeln, die Investitionen in Produktionsanlagen für CO2-neutrale Kraftstoffe in und für Deutschland und Europa anstößt Aufgrund des begrenzten Regulierungshorizonts, mangelnder Investitionsanreize und fehlender Finanzierungsinstrumente sowie komplexer rechtlicher Rahmenbedingungen entsteht derzeit ein Risiko, das für Investoren nicht tragbar ist. Ein
4 Vgl. Erwägungsgrund 11 der Verordnung (EU) 2023/851).
De-Risiking von Investitionen durch wirksame Anreize und eine pragmatische Regulierung im Rahmen der nationalen Umsetzung der RED III, eine Reform der Energiesteuern auf Kraftstoffe im Straßen-, Bahn- und Binnenschiffsverkehr (auch nationale Spielräume sollten genutzt werden, solange auch EUEbene keine Einigung gefunden wurde) sowie ein effektiver Emissionshandel im Straßenverkehr im Verbund mit Förderansätzen und Bestandsschutzgarantien für frühe Produktionsanlagen können Investitionen auslösen. Für internationale Verkehrsträger bedarf es zusätzlich an Maßnahmen zur Vermeidung von Wettbewerbsverzerrungen und Carbon Leakage PtX-Doppelauktionen über den Ansatz des Instruments von H2Global sowie die European Hydrogen Bank müssen realisiert, ausgeweitet und langfristig sicher finanziert werden. Die vor dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Klima- und Transformationsfonds (KTF) vorgesehenen Förderprogramme für die Entwicklung regenerativer Kraftstoffe sowie Erzeugungsanlagen für strombasierte Kraftstoffe, fortschrittliche Biokraftstoffe und Antriebstechnologien für die Luftfahrt müssen neu aufgesetzt, langfristig fortgeschrieben und finanziell bedarfsgerecht ausgestattet werden. An Flughäfen verfügbarer, günstiger und grüner Wasserstoff ist entscheidend für die Inbetriebnahme von Wasserstoff-Flugzeugen, an denen die Industrie weiterhin intensiv arbeitet.
▪ Wettbewerbsfähigkeit der Automobilindustrie durch beschleunigte Antriebswende stärken
Ein starker Heimatmarkt für Pkw und Nfz mit alternativen Antrieben stärkt die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie und sichert Wertschöpfung entlang der gesamten automobilen Wertschöpfungskette am Standort Die Bundesregierung sollte daher ergänzend zu den in der Hightech Agenda geplanten Maßnahmen ressortübergreifende Anstrengungen zur Unterstützung des Hochlaufs alternativer Antriebe unternehmen Die höheren Anschaffungskosten für alternativ angetriebene Pkw und Nutzfahrzeuge erfordern weiterhin Nachfrageanreize, insbesondere steuerliche Anreize und hinsichtlich schwerer Nutzfahrzeuge eine verlängerte komplette Lkw-Mautbefreiung für Nullemissionsfahrzeuge über 2026 hinaus
Leitinstrumente für den Hochlauf alternativer Antriebe und insbesondere der Elektromobilität sind der vorauslaufende, flächendeckende und bedarfsgerechte Aufbau von Lade- und H2-Tankinfrastrukturen sowie klare CO2-Preissignale im Straßenverkehr. Die Bundesregierung bleibt aufgefordert, den „Masterplan Ladeinfrastruktur II“ und ergänzende Maßnahmen beschleunigt umsetzen und Prüfaufträge in konkrete Instrumente überführen. Diese Schwerpunkte müssen sich im geplanten „Masterplan Ladeinfrastruktur 2030“ widerspiegeln. Ein ressortübergreifender Schulterschluss ist bei der Umsetzung unerlässlich. Dabei gilt es auch, Maßnahmen für eine höhere Flächenverfügbarkeit und den Abbau bürokratischer Hürden umzusetzen. Der Ausbau des Stromnetzes und der Netzanbindung bleiben eine wichtige Voraussetzung für den Aufbau der Ladeinfrastruktur. Finanzielle Förderungen für öffentlich zugängliches Laden für Pkw und Nfz sollten verstetigt und für Netzanschlüsse neu eingeführt werden, um angesichts des angestrebten steilen Hochlaufs der Elektromobilität Ladeinfrastruktur möglichst vorzubauen Für betriebliches Laden bei Nfz (vor allem sogenanntes Depotladen) muss die Bundesregierung die beendeten Förderprogramme wieder aufnehmen. Ergänzend sollte die Politik auch für privates Pkw-Laden an bisherige Förderprogramme anknüpfen. Beim anstehenden Review der AFIRVerordnung sollte sich die Bundesregierung für eine Anpassung der Ausbauziele für öffentliche Ladeinfrastruktur für Pkw und leichte Nfz an die EU-CO2-Flottengrenzwerte einsetzen.
Neben dem nötigen Ausbau der Ladeinfrastruktur sind Maßnahmen zur Senkung der Ladepreise wichtig. Dabei kann die Förderung des bidirektionalen Ladens eine entscheidende Rolle spielen. Zudem ist die im Koalitionsvertrag vorgesehene allgemeine Absenkung der Stromsteuer auf den EU-Mindeststeuersatz ein dringend notwendiger Schritt, um die Ladestrompreise spürbar zu senken. Auch mehr Wettbewerb und Preistransparenz sind notwendig. Analog gilt es, den Aufbau einer AFIR-konformen
Wasserstoff-Tankinfrastruktur für gasförmigen (350 bar und 700 bar) und flüssigen Wasserstoff sowie bereits jetzt Möglichkeiten zur Skalierung dieser Tankstellen entlang des Transeuropäischen Netzes (TEN-T) sicherzustellen.
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