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Wer ein Einzelunternehmen gründet, geht auch Risiken ein – ein Businessplan hilft

Ökosystem Einzelunternehmen

Jedes Jahr entscheiden sich in der Region Schaffhausen viele Menschen für die berufliche Selbstständigkeit. Einzelunternehmen sind rasch gegründet und registriert, je nach Branche lauern dabei aber erhebliche Gefahren.

TEXT DANIELA PALUMBO BILDER MELANIE DUCHENE

Holzkohle aus hiesigem Holz

Stefan Schopper aus Schaffhausen hat sich mit seiner Selbstständigkeit einen alten Traum verwirklicht. Das finanzielle Risiko hält sich in Grenzen, denn er arbeitet in seinem angestammten Beruf weiter. TEXT Vincent Fluck

Ursprünglich studierte Stefan Schopper Forstingenieur. Doch kurz nach seiner Ausbildung wechselte er die Richtung und wurde Informatiker. Als solcher arbeitet er heute noch und zwar bei der Schaffhauser Staatsanwaltschaft zu 80 Prozent. Die restlichen 20 Prozent gehören seinem Einzelunternehmen, das er im Januar vor einem Jahr gegründet hat. «Ich bin zu meinen Wurzeln zurückgekehrt», sagt er. Denn seine Geschäftsidee hat indirekt wieder mit Wald zu tun. Sein Ziel: Hochwertige Holzkohle herstellen, die rauchlos und funkenfrei ist und über einen hohen Brennwert verfügt. Als Rohstoff dient einheimisches Holz. «99 Prozent der in der Schweiz verbrauchten Holzkohle stammen aus dem Ausland», sagt der Stadtschaffhauser, «vor allem aus Osteuropa, Afrika und Amerika.» So gesehen sieht er für sein Produkt Potenzial. «Es besteht aus einem regionalen Rohstoff, und die Transportwege sind kurz.» Der Regionale Naturpark hat für das Erzeugnis denn auch sein Label in Aussicht gestellt.

Die Idee der Holzkohle aus heimischem Holz trägt Stefan Schopper schon lange mit sich herum. Der leidenschaftliche Freizeitgrilleur hat für sein Unternehmen bis jetzt ein paar Zehntausend Franken seines Ersparten ausgegeben. Der grösste Teil floss in eine sogenannte Biokohlenretorte, eine etwa mannshohe, silbrige Metalltonne, in der Holz in einem mehrstündigen, 800 Grad heissen Pyrolyseprozess zu Kohle umgewandelt wird. Dieses Gerät hat der Teilzeitunternehmer von einer unlängst gegründeten Firma gekauft und damit bereits mehrmals Kohle hergestellt. Noch ist er in der Phase, wo er Erfahrungen sammelt, den Produktionsprozess optimiert und auch Verbesserungen an der Biokohlenretorte vornimmt. Bis zum Beginn der Grillsaison will er startklar sein.

An zwei Nachmittagen pro Woche arbeitet der 52-Jährige für seine Firma. Seine Retorte steht unter freiem Himmel auf dem Areal des Holzmagazins Enge von Grün Schaffhausen. Von hier bezieht er auch sein Holz. Zum Konzept gehört, dass die einmal hergestellte Kohle mit einem elektrischen Transportvelo ausgeliefert wird – zumindest in die Stadt und in die angrenzenden Ortschaften. Ein solches Fahrrad ist bereits angeschafft.

Stefan Schopper ist froh, hat er den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Die Arbeit an der frischen Luft ist für ihn ein guter Ausgleich zu seinem anderen Job. Er geht davon aus, dass es mit seiner Kohlenproduktion eines Tages auch möglich sein wird, sich einen Lohn auszuzahlen. Sollten sich seine Pläne, die er in einem schriftli-

Schweizweit grösster Zuwachs», «Boom», titelten Ende 2021 die «Schaffhauser Nachrichten» zur hohen Zahl an neu registrierten Einzelunternehmen im Kanton. Angesichts dieser bemerkenswerten Eintragungsrate ins Handelsregister lohnt es sich, das Ökosystem Einzelunternehmen näher zu betrachten. Zunächst die Fakten: Im Kanton Schaffhausen verzeichnete das Handelsregisteramt für das Jahr 2021 insgesamt 135 neue Einträge. Ein Drittel mehr als im Jahr 2020 (102). Unternehmerische Aufbruchstimmung herrschte in allen Branchen: Nicht nur Coiffeure und Kosmetikerinnen wagten offiziell den Schritt in die Selbstständigkeit, sondern auch Händler zum Beispiel von Waschmaschinen und Handwerker wie Dachdecker, Fassadenbauer, Polsterer, ebenso Architektinnen, Zahnärzte, IT-Leute, Kreative und Konzepterinnen, Berater und Betreiberinnen von Kleiderläden, Glacé- oder Crêpeständen.

Gar manche setzten einen lang gehegten Traum in die Realität um, andere ergriffen eine Gelegenheit und übernahmen ein bereits bestehendes Geschäft, wieder andere ermöglichten sich so ein zweites Standbein oder wagten diesen Schritt mangels Alternativen. Anschauliche Beispiele finden sich in diesem Heft.

DIE SPITZE DES EISBERGS

chen Konzept festgehalten hat, wider Erwarten zerschlagen, kann er das finanzielle Risiko verkraften. Auch sonst setzt er sich nicht unnötig unter Druck. Er ist offen für alle neuen Entwicklungen, die sein Projekt mit sich bringt. «Es kann sich in alle Richtungen bewegen», sagt er. Eine solch unerwartete Richtung könnte das Angebot sein, das ihm die Herstellerfirma der Retorte gemacht hat. Sie hat gefragt, ob er technischen Support für die Kunden auf dem Schweizer Markt leisten möchte. Denn wie Stefan Schopper sagt, besteht eine steigende Nachfrage für Geräte dieser Art. So seien etwa Bauern interessiert, Kohle selber herzustellen, um sie als Futterzusatz fürs Vieh oder zur Verbesserung der Ackerböden einzusetzen.

Seine Grillkohle fährt Stefan Schopper mit einem Transportrad aus – zumindest in der Stadt und den angrenzenden Orten.

dem Handelsregister gelöscht. Einige gaben das Geschäft auf, andere gingen Konkurs oder die Inhaber verstarben.

Vergleicht man also die Einzelunternehmen, die eingetragen und gelöscht wurden, zeichnet sich ein weniger aufregendes Bild ab. Der Kanton Schaffhausen verzeichnet einen Nettozuwachs von nur sieben eingetragenen Einzelunternehmen.

Doch die im Handelsregister eingetragenen Einzelunternehmen sind nur die Spitze des Eisbergs. Alle Menschen, die von sich aus geschäftlich tätig werden, sind Inhaber einer Firma. Ein Eintrag ins Handelsregister ist erst zwingend, wenn die gewerbliche Tätigkeit einen Umsatz von 100 000 Franken übersteigt. Dabei kann der Unternehmer oder die Unternehmerin hauptsächlich zwischen drei Rechtsformen wählen: AG, GmbH und Einzelunternehmen (siehe Kasten S. 13). Im Kanton Schaffhausen liegen Einzelunternehmen lediglich an dritter Stelle. Die Mehrheit entscheidet sich für eine GmbH, gefolgt von der AG.

VORZÜGE UND RISIKEN

Ein Einzelunternehmen ist einfach zu gründen. Die Gründung ist unbürokratisch, rasch umsetzbar und verursacht kaum Kosten. Trotzdem sollten bei der Registrierung einige Bedingungen eingehalten werden, sonst muss der Eintrag erneut erfolgen, was zusätzliche Kosten verursacht. Beim Firmennamen zum Beispiel brauchen Gründer oder Gründerinnen

In ihrem Neuhauser Atelier stellt Jasmin Schüpbach neue Kleider her oder passt bestehende an.

zunächst mal Fantasie. Der Familienname muss im Firmennamen enthalten sein. So entstehen hie und da lustige und skurrile Wortkombinationen wie etwa «thom ist trust4you – Ledermann», weil der Inhaber mit Vorname Thomas heisst und ein Unternehmen im Bereich Work-Life-Balance betreibt.

In der Region bleibt der gewählte Firmenname geschützt. Ausserhalb der Region ist dieser Schutz aufgehoben. Allerweltsnamen wie Müller und Meier haben den grossen Vorteil, dass die Inhaber nicht eindeutig identifizierbar sind, wenn etwas schief läuft. Mit einem Eintrag ins Handelsregister verlässt man nämlich die Anonymität. Die Besitzverhältnisse werden bekannt. Ein allfälliges Scheitern ebenfalls. Günstig kann sich auswirken, dass der Gewinn nur privat versteuert wird und eine einfache Buchführung genügt.

SCHEITERN ALS EINZELUNTERNEHMEN

Zu den Schattenseiten einer Registrierung im Handelsregister gehört die persönliche Haftung bei Zahlungsunfähigkeit. Wer also den vorgeschriebenen Umsatz von 100 000 Franken nicht erreicht, sollte einen Eintrag möglichst vermeiden.

Je nach Branche geraten Unternehmer und Unternehmerinnen allerdings in Zugzwang. Lieferanten verlangen beispielsweise einen Eintrag ins Handelsregister ebenso Banken, weil sie erst dann Kredit gewähren. Dabei gehen Inhaber von Einzelunternehmen ein folgenschweres Risiko ein. Sie haften

Kleider auf Kundenwunsch

In gewissen Berufen kann man sich nicht anstellen lassen. Da bleibt einem nichts anderes übrig, als sich selber eine Stelle zu schaffen. Das war auch bei Jasmin Schüpbach so, die mit 20 Jahren eine eigene Firma hat. TEXT Vincent Fluck

Seit dem 1. Juli des vergangenen Jahres ist Jasmin Schüpbach ihre eigene Chefin. Sie hat längere Zeit überlegt, ob sie das Wagnis eingehen soll. Zur Beruhigung sagte sie zu sich: «Wenn es nicht funktioniert, habe ich ja nichts verloren. Ich kann dann etwas anderes machen.»

Aufgewachsen ist die 20-Jährige in Neuhausen. Die dreijährige Lehre zur Schneiderin beziehungsweise zur Bekleidungsgestalterin, wie es offiziell heisst, machte sie in Zürich. Dann hängte sie ein einjähriges Praktikum in einer Schaffhauser Modeboutique an. Und nun, seit bald einem Jahr, hat sie ihr eigenes

Unternehmen. «In unserer Branche eine Stelle zu finden, ist schwierig», begründet sie den Schritt. Dazu komme, dass die Löhne nicht sehr berauschend seien. «Sich selbstständig machen ist das Beste, was man machen kann.»

Den Schritt hat Jasmin Schüpbach keine Sekunde bereut. «Ich müsste es bereuen, wenn ich es nicht gewagt hätte», sagt sie. Als grossen Pluspunkt bezeichnet sie, dass sie keine Vorgesetzte über sich hat. «Ich habe alles in der Hand, ich kann alles selber steuern», sagt sie. Die Arbeitstage seien zwar länger als im Angestelltenverhältnis. «Aber ich mache die Arbeit ja gerne.» Ihre Dienstleistung besteht im Ändern, aber auch im Neuanfertigen aller Arten von Kleidungsstücken. Hose, Jupe, T-Shirt, Mantel: Alles ist möglich. Mit Stolz erwähnt sie ein Kleid, das sie einer Kundin für ein Hochzeitsfest machte. Nebst Schneiderarbeiten bietet sie in ihrem Laden Mercerieartikel zum Verkauf an, unter anderem Wolle, Garne, Stickfaden, Nähnadeln und Reissverschlüsse.

Der Schritt zur Einzelunternehmerin zwang Jasmin Schüpbach dazu, sich mit Buchhaltung zu befassen. «Es war aufwendig, dies zu lernen», sagt sie. Eine Bekannte gab ihr eine Einführung in die Software, mit der sie die Einnahmen und Ausgaben festhalten kann. Diese Arbeit macht sie selber und sieht so jederzeit, wo sie finanziell steht. Mit dem Geschäftsverlauf ist sie zufrieden. «Es läuft sehr gut», sagt sie. Zu erwähnen ist, dass die Jungunternehmerin ihr Geschäft übernehmen konnte. Mehr als 30 Jahre lang war es vorher von Trudy Bührer geführt worden, welche es aus Altersgründen abgegeben hat. Jasmin Schüpbach hat von ihrer Vorgängerin das Inventar übernommen und auch den Geschäftsnamen «i-Tüpfli». Für die Räumlichkeiten an der Neuhauser Poststrasse, die bei der Übergabe renoviert wurden, zahlt sie Miete.

Ob der Bauboom, den Neuhausen seit ein paar Jahren erlebt, für zusätzliche Kundschaft sorgen wird, kann die junge Frau nicht sagen. Als Vorteil empfindet sie, dass ihr Geschäft über ein paar Parkplätze verfügt und gut erreichbar ist. Vor allem die ältere Kundschaft schätze dies. Wie es die heutige Zeit will, spricht die Neuhauserin die jüngeren Generationen mit elektronischen Medien an. In ihrem Fall bedeutete Selbstständigkeit auch, eine Homepage zu gestalten und auf Facebook und Instagram Präsenz zu zeigen. Die aufgeschalteten Bilder geben einen Eindruck von den Arbeiten, die im Schneideratelier entstehen.

sozusagen mit Haut und Haar. Die persönliche Haftung ist unbeschränkt.

Im Kanton Schaffhausen wurden im Jahr 2019 gemäss Zahlen des Konkursamts insgesamt 21 Konkursverfahren gegen Inhaber von Einzelunternehmen eröffnet, im Jahr 2020 waren es 13, ein Jahr später 17. «Jeder Konkurs ist einer zu viel», sagt dazu Benno Krüsi, Leiter des Konkursamts. Wer ein Einzelunternehmen eingetragen hat und Rechnungen nicht bezahlen kann, unterliegt einer strengeren Betreibungsart: der Betreibung auf Konkurs und nicht der Betreibung auf Pfändung. Gläubiger wie Krankenkassen oder Sozialversicherungen dürfen Konkurs beantragen. In diesem Fall können Inhaber von einem Tag auf den anderen vor ihrem vom Konkursbeamten verriegelten Geschäft oder Restaurant stehen, weil das Kantonsgericht Schaffhausen den Konkurs eröffnet hat.

BUSINESSPLAN IST EIN MUSS

In die Konkursfalle läuft oft, wer sein Einzelunternehmen ohne Geschäftskonzept gegründet hat. Es braucht einen Businessplan. Selbstständige sollten durchrechnen, ob ihr Geschäft funktioniert. Versicherungen oder die Altersvorsorge müssen einberechnet werden. Kostentransparenz ist entscheidend. Insbesondere, wer Personal beschäftigt, muss etwa AHV und Mehrwertsteuer bei den Kosten einkalkulieren. Manche gründen ihr Unternehmen blauäugig oder kennen wie etwa Ausländer, die in ihrer Heimat bereits ein Business hatten, die hiesigen Gesetze

Gute Kommunikation auf dem Bau

Zufriedene Kunden waren schon immer ein grosses Anliegen von Baufachmann Werner Meier. Seit er selbstständig ist, geht dies viel besser. Er kann sich mehr Zeit nehmen, um ihre Wünsche richtig zu erfassen. TEXT Vincent Fluck

Den Anstoss für die Selbstständigkeit gab ein guter Kollege. Als Kunde hatte er Werner Meier bei der Arbeit erlebt und seine zwischenmenschlichen Fähigkeiten schätzen gelernt. Er riet ihm, sich selbstständig zu machen, denn nur so kämen seine Qualitäten richtig zur Geltung. Andere rieten zwar zur Vorsicht, denn seit ein paar Monaten lähmte das Coronavirus das öffentliche Leben. Doch Meier liess sich nicht beirren und wagte den Schritt im Dezember 2020. «Wenn nicht jetzt: Wann dann?», sagte der heute 56-Jährige. Ein gutes Jahr später möchte er nicht mehr zurück in sein früheres Leben. «Es war das einzig Richtige», sagt er. Die Auftragslage sei gut. «Bis Ende September bin ich ausgelastet.» Er deckt die ganze Region Schaffhausen ab und geht auch mal bis nach Zürich.

Werner Meier macht das, was er schon fast sein ganzes Berufsleben lang und zum Teil am eigenen Haus macht: Bauen und renovieren, hauptsächlich im Wohnbereich. Dabei deckt er fast alle Handwerksrichtungen ab. Zum Beispiel Mauern abbrechen oder neu aufbauen, isolieren, Dächer neu decken, Bodenheizungen und Bodenbeläge verlegen, Küchen einbauen, Wände malen. Einzig von Elektriker- und Sanitärarbeiten lässt er die Finger. «Dafür ziehe ich Fachpersonal bei.» Externe Hilfe holt er ausserdem, wenn der Terminplan es erfordert.

Als seine grosse Kompetenz erachtet der Guntmadinger den Umgang mit den Kundinnen und Kunden. «Normalerweise wird viel geredet, aber nicht zugehört», sagt er. Letzteres sei bei ihm gross geschrieben. Die Bedürfnisse richtig erfassen und zur vollen Zufriedenheit erfüllen, das sei sein Ziel. «Wenn ich die Person später wieder einmal treffe, will ich nicht die Strassenseite wechseln müssen, sondern ihr ins Gesicht lachen können.» Ein glücklicher Kunde sei Teil seines Lohnes. Damit das gelinge, müsse man während der ganzen Bauphase konstant im Gespräch bleiben.

Der erfolgreichen Kommunikation ist auch das Firmenlogo untergeordnet. Es enthält die Farben Braun und Beige, die das gegenseitige Vertrauen fördern sollen. In Kleidern dieser Farben geht der Firmeninhaber auch auf die Baustelle.

Für sein Geschäft, das den Namen «Meier Bauen & Renovieren» trägt, wählte Werner Meier die Rechtsform der Einzelunternehmung. Er ist sich bewusst, dass er mit seinem ganzen Vermögen für seine Arbeit haftet. Eine GmbH gründen wäre für ihn aber nicht richtig gewesen. Es hätte sich angefühlt, als möchte er sich vor der Verantwortung drücken. Die Anschaffungen für das Unter-

Checkliste für die Gründung eines Einzelunternehmens

Gründungskosten budgetieren Steuerberatung und -berechnung im Zusammenhang mit der Gründung Firmennamen festlegen (Abklärung beim kantonalen Handelsregisteramt) Anmeldung beim Handelsregisteramt (sofern vorgeschrieben) Anmeldung bei der AHV-Ausgleichskasse Falls Sie Personal beschäftigen: Anmeldung bei der AHV-Ausgleichskasse und Abschluss der obligatorischen Versicherungen BVG und UVG Mehrwertsteuerpflicht abklären: Falls ja, Anmeldung bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung

nicht genug. Dabei bietet der Bund auf dem KMUPortal für kleine und mittlere Unternehmen alle wichtigen Informationen und eine Checkliste an, die man vor der Gründung eines Einzelunternehmens konsultieren sollte (siehe Kasten) oder man holt sich professionelle Beratung zur Starthilfe. Die Wirtschaftsförderung etwa unterstützt Menschen, die in die Selbstständigkeit gehen wollen mit kostenlosen Erstberatungen oder Informationsveranstaltungen.

BEGLEITUNG IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT

Am Anfang ist ein Coaching sicher hilfreich, um Fehler zu vermeiden. Einige Treuhandunternehmen wie zum Beispiel Startups.ch im Raum Schaffhausen werben mit Rabatten für die Unterstützung bei der Gründung einer «Einzelfirma», wie sie um-

nehmen, etwa den Occasions-Lieferwagen oder die Werkzeuge, hat Werner Meier mit eigenen Mitteln getätigt.

Die Buchhaltung macht Ehefrau Marlies und ist somit ebenfalls in das Geschäft eingebunden. Auch Sohn Cedric ist eingestiegen. Der gelernte Metallbauer arbeitet seit letztem September als Angestellter mit. «Sollte er das Unternehmen eines Tages übernehmen wollen, wäre das für mich das Schönste», sagt der Vater. Einen Beitrag an die Firma geleistet hat auch der Schwiegersohn: Er hat die Homepage gestaltet, die sehr professionell daherkommt.

Beim Bau oder der Renovation eines Hauses macht Werner Meier aus Guntmadingen fast alles selber.

gangssprachlich bezeichnet wird. Bei den Rabatten handelt es sich primär um ein Marketing-Instrument, um neue Kunden zu kontaktieren. Denn mehrheitlich rät Jonas Keller, der für Startups.ch im Raum Schaffhausen tätig ist, von der Rechtsform eines Einzelunternehmens ab. «Inhaber eines Einzelunternehmens haften mit dem gesamten Vermögen, was nachteilig ist. Wer 20 000 Franken für eine GmbH nicht aufbringen kann, sollte nicht in eine Vollzeitselbstständigkeit starten», sagt Keller, Partner bei Mäder und Baumgartner Treuhand AG in Neuhausen. Mit der Rechtsform der GmbH sei das Einzelunternehmen in den Hintergrund geraten. Die Gründung eines Einzelunternehmens bleibe allerdings barrierefrei und einfacher, ebenso wie deren Löschung. «Die GmbH ist eher wie eine Ehe. Man kann innerhalb weniger Wochen heiraten, aber die Scheidung dauert mehr als ein Jahr.»

Nur etwa 5 Prozent von Kellers Kundschaft wählen schliesslich die Rechtsform Einzelunternehmen, die meisten aus dem Dienstleistungsbereich und in Branchen, in denen das Haftungsrisiko tief sei wie zum Beispiel Grafiker oder Coiffeusen oder FitnessCoaches. «Bei einem Handwerker hingegen ist das Haftungsrisiko hoch», sagt Keller. Insbesondere, wenn dieser komplexe Verträge eingehe etwa mit einem Generalunternehmen. Für Händler sei ein Einzelunternehmen ebenso weniger geeignet. «Beim Handel ist die Haftung zwar nicht hoch», sagt Keller, «aber dafür gibt es Nachteile bei den Steuern.» Einzelunternehmen bezahlen die AHV auf den komplet-

Beliebteste Rechtsformen

Einzelunternehmen

Anzahl

Rechtsnatur 1624*

Alleineigentum des Firmeninhabers

Grundkapital Keine Auflagen

Eignung

Haftung

Vorteile

Nachteile Kleinunternehmen mit personenbezogenen Tätigkeiten

Unbeschränkte Haftung des Inhabers mit dem persönlichen Vermögen

• Einfachheit • Unabhängigkeit • Flexibilität • Geringe Gründungskosten • Kapitalbeschaffung • Beschränkte Haftung • Anonymität • Einfache Anteilsübertragung • Kapitalbeschaffung • Beschränkte Haftung • Geringes Mindestkapital

• Unbeschränkte Haftung • Fehlende Anonymität

*Zahlen für den Kanton Schaffhausen gemäss Statistik EHRA auf Zefix.ch

AG

(Aktiengesellschaft)

GmbH

(Gesellschaft mit beschränkter Haftung)

1720*

Juristische Person; Körperschaft

Fr. 100 000.– (davon mindestens Fr. 50 000.– einbezahlt)

Gewinnorientierte Unternehmen 1927*

Juristische Person; Körperschaft

Fr. 20 000.–

Geschäfte jeder Art und Grösse

Ausschliessliche Haftung des Gesellschaftsvermögens Ausschliessliche Haftung des Gesellschaftsvermögens

• Kosten • Doppelbesteuerung • Fehlende Anonymität • Erschwerte Anteilsübertragung • Geringe Flexibilität der Struktur

Quelle: Aymo Brunetti. Grundkenntnisse Wirtschaft und Recht. hep Verlag.

ten Gewinn, da dieser identisch mit dem Lohn ist. Weil Handel ein stark skalierbares Geschäft sei, mit teilweise hohen Gewinnen, fahre man mit einem Einzelunternehmen aus steuerlichen Gründen nicht so gut. «Ich empfehle Einzelunternehmen grossmehrheitlich Personen, die unter 500 000 Franken Umsatz machen, da in dieser Rechtsform eine einfache Ausgaben-Einnahmen-Rechnung genügt und nur, wenn das Haftungsrisiko überschaubar ist.»

FÖRDERUNG AUF DEM ARBEITSAMT

Begleitung bei der Gründung eines Unternehmens erhalten Stellensuchende auch beim Kantonalen Arbeitsamt. Im Rahmen der Arbeitsmarktlichen Massnahmen fördert es die Selbstständigkeit. Dabei unterstützt die Arbeitslosenversicherung (ALV) beim RAV angemeldete Personen in der Planungsphase. Sie bekommen weiterhin Taggelder, sind jedoch von der Stellensuche befreit. Zudem kann die ALV einen Teil des Verlustrisikos übernehmen und dabei behilflich sein, Mikrokredite zu beantragen. «Generell braucht es auch für ein Einzelunternehmen ein gut ausgearbeitetes Konzept als Grundlage», so Gülsah Cyril, Ressortleiterin Arbeitsmarktliche Massnahmen. «Versicherte Personen müssen eine detaillierte Finanzplanung einreichen, und die finanziellen Risiken werden in den Beratungen thematisiert.» Inhaber eines Einzelunternehmens haben im Konkursfall grundsätzlich keinen Anspruch auf ALV-Taggelder, da er oder sie keine Arbeitslosenbeiträge zahlt. «Selbstständig Erwerbende sind nicht gegen Arbeitslosigkeit und nicht obligatorisch gegen Unfall versichert.» Ausser sie haben innerhalb der Rahmenfrist Beiträge aus einer unselbstständigen Tätigkeit geleistet. Wer selbstständig wird, bevor alle Taggelder bezogen sind, erhält bei einer Wiederanmeldung beim RAV eine verlängerte Rahmenfrist von vier Jahren.

Ganz fallengelassen werden Selbstständige, wenn sie ihr Geschäft aufgeben, indes nicht. Sie können sich beim RAV bei der Stellensuche beraten lassen. Ausserdem, so Ressortleiterin Cyril: «In begründeten Fällen können auch einzelne Bildungs- oder Beschäftigungsmassnahmen finanziert werden.»

SCHUTZ FÜR SELBSTSTÄNDIGE

Dieses löchrige Auffangnetz für die zunehmende Anzahl Selbstständiger, die ein unternehmerisches Risiko eingehen und es dann allein tragen, stösst auf Unbehagen, denn Scheiternde finden bei schlechter Wirtschaftslage nicht so schnell eine Anstellung auf dem Arbeitsmarkt. Die Fachhochschule Nordwestschweiz entwickelt derzeit im Auftrag der Gewerkschaft Syndicom das Modell einer obligatorischen Auftragslosenversicherung für Selbstständige. Damit diejenigen, die vorübergehend in Schwierigkeiten geraten, in Zukunft vielleicht nicht mehr Konkurs gehen und mühevoll etwas Neues aufbauen müssen. 

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