Bayerns Bestes - Ausgabe 06 - Vorschau

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BAYERNS BESTES Eine Bettprämie? Der Blaue Wittelsbacher

Weniger Bauch Der neue Bocksbeutel

FeschE Hoheit Weißbierkönigin Patricia Lutz

3,80 €

Edeka

AUSGABE 6

BAYERN LAND & LEUTE


Editorial

Bayern Land & Leute Essen und trinken spielen in dieser Ausgabe unseres Magazins eine entscheidende Rolle. Natürlich geht es ums Bier und was da nach dem Bayerischen Reinheitsgebot enthalten sein darf. Schließlich feiert das „älteste Lebensmittelgesetz“ Deutschlands seinen 500. Geburtstag.

Impressum:

espresso multimedia GmbH Wagnerwirtsgasse 8, 85049 Ingolstadt UStId: DE 1529225661 Verantwortlich i.S.d. § 6 Abs. 2 MDStV: Hermann Käbisch

Doch wir schildern auch die Vorzüge zweier nichtalkoholischer Getränke: Milch und Kaffee. In Bayern gibt es - Dank vieler Weideflächen in den Bergen - gute Milch. Und auch auf einem Berg, nämlich dem Irschenberg, steht eine der besten Kaffeeröstereien Bayerns: Das Kaffee-Erlebniszentrum der Firma Dinzler. Wegen der Agnes Bernauer Torte sollen manche gar nach Niederbayern fahren. Andere machen Umwege, um bei bayerischen Sterneköchen zu speisen. Wir stellen die bodenständigen Gerichte von Ulrich Heimann (Berchtesgaden), Joachim Kaiser (Nördlingen) und Alexander Huber (Pleiskirchen) vor. Deren Menüs in ihren Sterne-Restaurants sind übrigens durchaus erschwinglich, wie die Preisbeispiele zeigen.

Telefon: 0841 / 9 51 54-0 Telefax: 0841 / 9 51 54-120 kaebisch@espresso-mediengruppe.de info@bayernsbestes.de Geschäftsführung: Hermann Käbisch, Maria Käbisch Projektleitung: Stefanie Kreß Marketingleitung: Inge Piehler (01 76/23 33 53 03) Marketing Natali Motter (08 41/95 15 4-112) Evelin Raffalt (01 72/85 33 599) Redaktion Melanie Arzenheimer, Hermann Käbisch, Silke Federsel, Edgar Mayer, Andreas Thamm, Melanie Bäumel-Schachtner, Anja Keilbach, Anita Haas, Steffi Hugendubel-Doll, Sabine Kaczynski Layout: Stefanie Kreß, Kristin Leichtl designerie-Werbeagentur Sonja Wiedemann Druck: Hofmann Nürnberg

In Bayern ist nicht nur gut essen sondern auch wohnen. In unserer neuen Serie „Wohnen in Bayern“ besuchen wir die Besitzer eines Jurahauses, eines fränkischen Fachwerkhauses und eines Schlosses in Kühbach. Freunde der bayerischen Geschichte werden sich über das Schicksal des „Blauen Wittelsbachers“ grämen, aber mit Freude erfahren, wie der „Lehrer von Stein“ vor und während des 1. Weltkrieges Land und Leute im Priental -damals ein entlegenes, kaum erschlossenes Stück Erde - im Bild festhielt. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Hermann Käbisch

Wo Sie BAYERNS BESTES finden Wenn Sie beim Arzt, Anwalt, Friseur oder in einem Lokal sind, wo Zeitschriften zum Lesen angeboten werden, sollten Sie nach BAYERNS BESTES fragen. Verschiedene Lesezirkel bieten in 8 000 gewerblichen Betrieben mit starkem Publikumsverkehr unser Magazin an. Patricia Lutz, die HerrnbräuWeißbierkönigin Foto: © Milla Curtis - www.millacurtis.com Dirndl: Alpenmädel

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Natürlich können Sie unsere Zeitschrift auch abonnieren. Dazu mehr auf Seite 3. Als Einzelheft gibt es BAYERNS BESTES in gut sortierten Zeitschriftenläden und im Bereich der EDEKA Südbayern in mehr als 700 Märkten.


Bayerns Bestes

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Für 3,80 € bei mehr als 700 EDEKA-Märkt en in Südbaye rn und ausgewählten Zeitschriften läden in ganz Bayern

Dass viele Gäste das Bundesland Bayern mit Alpenromantik, Bierseeligkeit und Märchenschlössern verbinden, ist legitim. Schließlich hat Bayern traumhafte Landschaften, reichlich Tradition und den berühmten „Kini“ auch wirklich zu bieten. Aber eben nicht nur das. Die Menschen, die in Bayern leben, verbinden mit ihrer Heimat höchst unterschiedliche Aspekte. Allein, wenn man einen Blick auf die kulinarische Vielfalt wirft, wird deutlich, dass Bayern eben nicht gleich Bayern ist. Und dass es unendlich viel Spannendes, Traditionelles, aber auch erfrischend Neues zu entdecken gibt.

Genießen Sie BAYERNS BESTES

BAYERNS BESTES ist Ihr Wegweiser auf dieser Entdeckungsreise durch Bayern. Vom Alpengipfel bis zum fränkischen Weinberg. Und wer sich auf solch eine Reise begibt, der begegnet Menschen, die Außergewöhnliches leisten. Von diesen Begegnungen berichten wir in BAYERNS BESTES. Weil Bayern eben mehr ist, als weiß-blaue Postkartenidylle.

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Sie erhalten unser Magazin in über 700 EDEKA-Märkten in Südbayern und in ausgewählten Zeitschriftenläden in Bayern. Wer sich BAYERNS BESTES digital auf seinen Rechner oder das Tablet herunterladen will, bekommt das Magazin auch im Google Playstore und im Apple Play Store.

Geben Sie bitte Ihre vollständige Adresse für die Zustellung der Zeitschrift an. Sie erhalten die erste Ausgabe nach Bezahlung der Ihnen zugegangenen Rechnung. Das Abonnement endet automatisch nach der sechsten Ausgabe.

6 Ausgaben im Jahresabo für nur 22 € kostenlose Lieferung nach Hause Prämie: Buch „Weilst nur grad da bist, Maxl“ Episoden bayerischer Geschichte von Gerd Treffer

Schreiben Sie eine Mail an: info@bayernsbestes.de

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BAYERN LAND & LEUTE

RNXYLAND & LEUTE BAYE RUBRIK


Inhalt

18

Rund ums Bier

Weißbierkönigin Patricia Lutz (18), 500 Jahre Reinheitsgebot (24) und Braumeister Peter Kraus zur Bedeutung dieses Gesetzes (32)

78

Wohnen in Bayern

Jurahaus (78), fränkisches Fachwerkhaus (82) und wohnen im Schloss Kühbach (86)

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Zeigt Mehr Kante

Der Bocksbeutel hat ein neues Design

102

Ein Stein aus der Krone gebrochen Wie der Blaue Wittelsbacher abhanden kam

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Inhalt

38

Sterneköche kochen bayerisch

08 Bayern 1,2,3 Überraschende Ansichten der Zugspitze, „Der blaue Reiter“ zurück im Lenbachhaus und der „Berg der Franken“

14 Bayern des Monats

Inhalt

Ulrich Heimann in Berchtesgaden (38), Joachim Kaiser in Nördlingen (40) und Alexander Huber in Pleiskirchen (42) wurden vom Guide Michelin ausgezeichnet.

Nora Gomringer hat den Bachmannpreis gewonnen, Marcus H. Rosenmüller (16) lässt die Politprominenz zittern

44 Whisky als Altersvorsorge Andreas Thümmler legt sein Geld nicht in Goldbarren sondern in Whiskyfässern an

48 Bestes vom Bäcker

78 Wohnen in Bayern 1 - Das Jurahaus Ein Taglöhnerhaus in Riedenburg wurde von Roland Überall und seiner Familie liebevoll saniert

82 Wohnen in Bayern 2 - Verliebt in ein Fachwerkhaus Hans Wittner wollte eigentlich nur eine Schubkarre ausleihen und fand ein Haus

86 Wohnen in Bayern 3 - Schlossherr und Brauer Die Familie Beck-Peccoz in Kühbach braut Bier nach dem Reinheitsgebot und spart mit erneuerbaren Energien Heizöl

Die Agnes Bernauer Torte (48) und Bayerns beste Bäcker (50)

90 Kein Blatt vorm Mund

52 Serie: Bayerns beste Kaffeeröster

Die Couplet AG präsentiert seit zwei Jahrzehnten politisch-satirisches Kabarett

Dinzler am Irschenberg gehört zu den besten Kaffeeröstern in ganz Deutschland

54 Gesund: Kaffee und Milch Kaffee kann das Leben verlängern und Milch ist nicht gleich Milch

56 Kreativ in Bayern Bayerisches Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft

56 Filz in Eichstätt Bei „Zwirn und Zwille“ in Eichstätt gibt es Filzkunst zu kaufen

60 Ein Wochenende in Deggendorf Eine lebendige Kneipenszene, ein Kulturviertel und eine Hochschule machen das „Tor zum Bayerischen Wald“ anziehend

68 mehr als bmw Ein preisgekröntes Stadtmuseum, ein Freizeitpark und BMW - ein Wochenende in Dingolfing

74 Luftschloss in Furth Das Paradies in der Wildnis - geschaffen von Uli Stöckerl

94 Lyrik als Publikumsmagnet In Hochstadt bei Weßling wurde der Lyrik-Stier vergeben und ein Sonderpreis, gestiftet von Bayerns Bestes

98 Einer rot der andere gelb Der Künstler Thitz, der immer einen gelben und roten Schuh trägt, stellt in der Galerie „Kunststücke“ in MÜnchen aus

106 Lesenswert Der „Lehrer von Stein“ fotografierte Land und Leute im Priental Anfang des 20. Jahrhunderts und „Pinakotheken in Bayern“ (110) zeigen Schätze und Orte der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen

112 römerschiff und keltischer Kult Das „kelten römer museum“ in Manching ist ein Museum am Fundort

116 Veranstaltungstipps Kabarett, Musik, die schönsten Ostermärkte und mehr

124 Sport Ein Österrreicher in Ingolstadt und Eishockey-Helden

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Titelgeschichte Fotos: © Milla Curtis - www.millacurtis.com

Patricia Lutz ist die Herrnbräu-Weißbierkönigin 18


Titel

Der Bayerische Brauerbund hat seine Bierkönigin, Herrnbräu in Ingolstadt die Weißbierkönigin Patricia Lutz. Und die Ingolstädter Regentin, sie wohnt in BaarEbenhausen, also in unmittelbarer Nachbarschaft von Oberstimm, wo alljährlich der legendäre Barthelmarkt stattfindet, hat in diesem Jahr einiges vor. Schließlich wurde vor 500 Jahren in Ingolstadt das bayerische Reinheitsgebot verkündet und das wird an der Donau ganz groß gefeiert. Da ist die Weißbierkönigin als „lokale Hoheit“ praktisch im Dauereinsatz. Überhaupt: Mehr als 75 Termine führen sie durch ganz Deutschland, auch nach Berlin in den Reichstag.

Von Hermann Käbisch Ihre Majestät ist 25 Jahre alt, trägt gern Lederhose und Dirndl und kann ein Weißbier mit verbundenen Augen einschenken – Patricia Lutz, die Herrnbräu-Weißbierkönigin.

Dieses Mammutprogramm wird der charmanten jungen Frau einiges abverlangen. Doch mit ihrer natürlichen und sympathischen Ausstrahlung wird Patricia Lutz, von Berufs wegen übrigens gelernte Bürokauffrau, allen Anforderungen gerecht. Und die erforderliche Nähe zum Weißbier bringt sie mit: „Nach vier Weißbier kann ich noch grad stehen. Das funktioniert, hab‘ ich bei Geburtstagen und auf dem Volksfest ausprobiert“, erzählt sie lächelnd. Gegen den Durst trinkt sie normalerweise aber Radler, Weißbier eher zum Genuss. „Bier ist sexy und macht keinen ‚bledn Schädl‘. Da bin ich am nächsten Tag wieder fit“, verrät sie im Interview. Sie liebt Volksfeste, wo sie entweder ihre „Kurze“, also eine Lederhose, oder ein Dirndl trägt. „Mit einem Dirndl ist eine Frau immer gut angezogen“ sagt sie und beweist es gleich, indem sie in mehrere AlpenmädelDirndl schlüpft und immer umwerfend aussieht. Als Weißbierkönigin steht sie im Rampenlicht und zieht die Blicke der Männer auf sich. Doch: Patricia Lutz ist nach eigenen Angaben „gebunden“.

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Claudia Nowka Klenzestraße 43 | 80469 München Telefon 089 - 23 24 15 90 Mobil 0177 - 436 88 60 www.alpenmaedel.de Mittwoch bis Freitag 11-18 Uhr Samstag 11-16 Uhr und nach Vereinbarung

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Kunst & Kultur

Seele des bayerischen Bieres Vor 500 Jahren wurde in Ingolstadt das Reinheitsgebot beschlossen

Von Michael Klarner Es ist altes Kulturgut und fester Bestandteil der bayerischen Lebensart, für manch einen ist das Bier gar das „fünfte Element“. Die nach dem Reinheitsgebot gebrauten bayerischen Biere dürfen sich zwar immer nur der gleichen Zutaten bedienen, dennoch erfreuen sie mit einer großen Vielfalt in Sorten und Geschmack. In diesem Jahr wird der historische Rechtsakt aus Ingolstadt landesweit gefeiert.

Ja, dieser Wolfgang Hoderlein hat Recht! Gewohnt selbstbewusst stellt der Vorsitzende des Fränkischen Bundes im Januar fest, dass es in Bamberg bereits 1489 ein Reinheitsgebot gegeben habe. Und dieses sei somit fast 30 Jahre älter als das Bayerische Reinheitsgebot von 1516 aus Ingolstadt. Damit, so sein Schluss, würden die Bayern in diesem Jahr das 500. Jubiläum der Verordnung vollkommen zu Unrecht feiern! Dumm nur, dass die ins Feld geführte „Umgeldordnung“ aus Bamberg in ihrer Gültigkeit auf Stadtgebiet und näheres Umland begrenzt blieb und somit der fränkische Einwurf nichts daran ändert, dass 1516 in Bayern tatsächlich die erste - landesweit - gültige Verordnung verfasst worden ist, auf deren Formulierungen aufbauend sich die bayerische Brautradition entwickelt hat. Folglich darf das Jubiläum also auch weiterhin groß gefeiert werden. Freilich, lokal gültige Verordnungen, die sich mit der Qualität des Bieres auseinandersetzten, gab es schon lange davor - in Bayern und auch anderswo. In den Reichsstädten Augsburg (1156), Nürnberg (1303) und Regensburg (1469) etwa, in München (1447) und Eichstätt (1500), Weimar (1348) oder eben auch in Bamberg (1489), das damals aber noch nicht bayerisch war, sondern erst ab 1802 zum Kurfürstentum Bayern gehörte. Zu Beginn des 16. Jahrhundert regierten in Bayern die Wittelsbacher Herzöge Wilhelm IV. und sein Bruder Ludwig X. Deren Herzogtum umfasste die Gebiete des heutigen Ober- und Niederbayern. Entstanden war es nach den Landshuter Erbfolgekriegen, als die Herzogtümer Bayern-Landshut und BayernMünchen wiedervereinigt wurden. Das ist übrigens auch der Grund, warum gleich zwei Herzöge das Land gemeinsam regierten. Da in beiden vormaligen Gebieten unterschiedliche Rechtsordnungen galten, sollten diese nach dem Zusammenschluss vereinheitlicht werden. Unter anderem war dies die Aufgabe der Landständetage, die ab 1506 jedes Jahr an wechselnden Orten berieten. 1516 war Ingolstadt an der Reihe. Ende März kamen die knapp 60 Vertreter der Landstände hier zusammen - Adelige, Abgesandte von Städten und Märkten, sowie die Prälaten der großen Klöster. Täglich berieten der Landtag und seine Ausschüsse in den folgenden drei Wochen im Rathaus der Stadt. Die Herzöge nahmen selbst nicht unmittelbar teil, immer wieder zogen aber Abordnungen an den herzoglichen Hof ins Neue Schloss oder von dort Gesandte in die Ratsstube, um die jeweiligen Positionen darzustellen. Bereits im elften Jahr wird so über die neue Landesordnung verhandelt. Dass nun ausgerechnet in Ingolstadt der Durchbruch gelang, wird den Juristen der hier ansässigen Landesuniversität zugeschrieben, die beratend beteiligt waren. Nach fast vierwöchiger Verhandlung wird am Georgitag 1516

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Links: Portrait von Herzog Wilhelm IV.


Kunst & Kultur

die Landesordnung verabschiedet - eine umfangreiche Sammlung von Gesetzen aus vielen Bereichen des Alltagslebens, des Gewerbes und der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Ein Abschnitt davon befasst sich mit dem Bier, seinem Preis und seinen Zutaten - spätere Generationen bezeichnen ihn als „Reinheitsgebot“. Darin wird 1516 erstmals für das gesamte Herzogtum Bayern festgelegt, dass „zu kainem Pier merer stückh dann allain Gersten, hopfen unn wasser“ verwendet werden dürfen. Der Grundstein für eine jahrhundertelange Brautradition war damit gelegt - auch, wenn der Text später Veränderungen erfahren hat. Aus „Gersten“ wurde bald das „Gerstenmalz“, das sich zum Brauen viel besser eignet als das Rohgetreide, später ist neben der Gerste auch das Malz anderer Getreidesorten zugelassen worden. Gänzlich „vergessen“ hat man zunächst die vierte, ganz wesentliche Zutat - die Hefe. Ohne sie kommt die Gärung nicht in Gang und kein Alkohol ins Bier, das weiß heute jedes Schulkind. Im 16. Jahrhundert aber war die Hefe noch völlig unbekannt.

Der Herzog (verkörpert von Oswin Dotzauer) mit der Urkunde, die das Reinheitsgebot enthält

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Kunst & Kultur

Die Verordnung des Reinheitsgebots im originalen Wortlaut

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Rubrik XY

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Kulinarisches

Weniger Bauch Der neue Bocksbeutel PS

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Kulinarisches

Von Hermann Käbisch Eine Legende verändert ihre Gestalt: der Bocksbeutel, gläserner Garant hochwertiger Frankenweine. Die bauchige Flasche ist seit dem 18. Jahrhundert ein Markenzeichen des fränkischen Weines und hat seitdem nur geringfügige Änderungen ihres Aussehens erlebt - zuletzt in den 1970er Jahren. Jetzt kommt der neue „Bocksbeutel PS“.

Zeigt Kante: Der neue Bocksbeutel PS Foto: FWV/Christoph Weiß

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Rubrik XY

Bayerische Sterneköche Folge 2

Le Ciel

(hk) Auf dem Obersalzberg, auf 1000 Metern Höhe, hat sich Ulrich Heimann mit seinem Restaurant LE CIEL einen Michelinstern erkocht. „Der elegante runde Raum mit herrlichem Bergblick ist schon eine Augenweide, ganz zu schweigen von den Menüs „Welt“, „Bayerische Alpen“, „Kraut & Rüben“ - niveauvoll, finessenreich und aus tollen Produkten. Überaus versiert und reibungslos der Service.“ Die Michelin-Tester haben Heimanns Liebe für die regionale Küche erkannt und mit einem Stern dekoriert.. „Saisonale Gerichte, zubereitet aus den ganz besonderen Produkten unserer Region – das ist meine Philosophie für vollendet veredelte Haute Cuisine“, formuliert Heimann. Unverfälschte Aromen der Natur sind seine Leidenschaft.

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Kulinarisches

Preisbeispiel: Menü „Bayerische Alpen“ Saibling: Rote Bete I Meerrettich I Schnittlauchöl Kaninchenessenz: Rücken | Salbei Kotelett vom Jungschwein: Rosenkohl I Walnuss I Hagebutte Käse vom Tölzer Kasladen: Affineur Hoffmann Alpenmüsli: Bergbauern Joghurt 3-Gang-Menü 69€ 4-Gang-Menü 89€ 5-Gang-Menü 115€ Auf dem Obersalzberg: Restaurant LE CIEL im Hotel Kempinski Foto:s: Kempinski

Bio Ei | Frühlingsmorcheln | Rahmspinat Zutaten: 4 Bio-Eier 30 St. Morcheln 3 Schalotten Weißweinessig 150g Spinat gewaschen und gezupft 250 ml Sahne Schnittlauch Butter Buttercroutons Salz, Pfeffer, Muskat Eier pochieren In einem mittleren Topf 500 ml Wasser ( halb voll ) mit einem gutem Schuss Essig und einer großen Prise Salz zum Kochen bringen, mit einem Schneebesen durchrühren und dabei einen Strudel erzeugen. In die Mitte des Strudels vorsichtig aber zügig die Eier schlagen. Den Topf von der Platte nehmen und 8-10 Minuten ziehen lassen. Das Eiweiß sollte außen gestockt sein, der Kern noch flüssig. Rahmspinat 150 g Spinat gut waschen und abtropfen lassen. Zwei Schalotten in feine Würfel schneiden, eine halbe Knoblauchzehe

mit Salz auf dem Schneidebrett zerreiben. Beides mit wenig Öl anschwitzen, den Spinat dazugeben und mit anschwitzen bis er auf 1/3 zusammengefallen ist. Mit der Sahne aufgießen und stark einreduzieren lassen. Mit dem Mixstab grob durchmixen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken.

Restaurant LE CIEL Kempinski Hotel Berchtesgaden Hintereck 1 83471 Berchtesgaden T +49 8652 9755 0 info.berchtesgaden@ kempinski.com Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag von 18.30 bis 22.00 Uhr

Morcheln Bei allen Morcheln den Strunk abschneiden und innen auf Sauberkeit überprüfen. Ordentlich durchwaschen (aber sehr, sehr vorsichtig) und trocken legen. In einer heißen Pfanne die Morcheln 2-3 Min anbraten, die Hitze reduzieren und ein wenig Butter und feine Würfel von einer Schalotte zugeben. 1 Min. nachbraten, danach mit Schnittlauch verfeinern und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Anrichten: Spinat in die Mitte des Tellers geben, das Ei in die Mitte setzen und die Morcheln verteilen. Mit Schnittlauch und Croutons ausgarnieren. Meine persönliche Empfehlung: Zur Spargelzeit passt hervorragend noch Spargel dazu.

Ulrich Heimann liebt unverfälschte Aromen der Natur Foto: Helge O. Sommer

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Kulinarisches

Zur Person Andreas Thümmler: „Dass aus meiner Whisky-Leidenschaft mal so etwas Großes wie die Destillerie entsteht, hätte selbst ich nicht gedacht. Ich habe ja schon viele Flaschen aus der ganzen Welt, aber ich freue mich schon auf meine erste Flasche aus meiner eigenen St. Kilians Destillerie“. Fotos: Anja Keilbach

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Thümmler ist einer der bekanntesten InvestmentBanker in Deutschland für Internet und Technologiefirmen. Mit Acxit Capital Partners und Venturecapital.de in Frankfurt am Main berät und finanziert er seit 1998 prominente Internet-Firmen in Deutschland und Europa. Er engagiert sich auch unter anderem sehr intensiv für das von Dr. Michael Hoppe gegründete Charity-Projekt „stepsforchildren". Die Whisky-Destillerie betreibt er eher nebenbei, als Hobby.


Kulinarisches

Hochprozentiges fürs Alter Warum für Multiunternehmer Andreas Thümmler Whisky viel mehr ist, als nur ein guter Tropfen

Von Anja Keilbach Die einen sammeln Briefmarken, die anderen Kugelschreiber oder Bierdeckel. Andreas Thümmler (45) sammelt Whiskyflaschen. Seit über 20 Jahren. Aus aller Welt. Das alleine ist erst einmal nicht so spektakulär, aber jetzt ist diese Sammenleidenschaft in ein sehr teures Hobby ausgeartet: Der Multiunternehmer ist jetzt Inhaber einer ganz besonderen Destillerie – der „St. Kilian Distillers“ im unterfränkischen Rüdenau. In dieser bayerischen Minigemeinde mit knapp 750 Einwohnern entsteht gerade Deutschlands größte und exklusivste WhiskyBrennerei.

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Kulinarisches

Rösterreise zum Irschenberg Dinzler ist eine familiengeführte Spezialitätenrösterei Von Hermann Käbisch Mit einem Handröster in Bischofswiesen (Berchtesgadener Land) fing alles an. Otto Dinzler führte einen kleinen Lebensmittelladen und begann 1950 für seine Familie und Kunden, Kaffee zu rösten - 1.000 Kilogramm im Jahr. Sohn Klaus Dinzler kreierte 1986 „Il Gustoso“, einen der ersten in Deutschland gerösteten Espressi. Der wird 2006 von der Zeitschrift „Der Feinschmecker“ zum besten Espresso Deutschlands gekürt. Klaus Dinzler ist überzeugt, dass ein hervorragender Espresso auch eine entsprechende Maschine und gut geschulte Mitarbeiter bei der Zubereitung benötigt. Da lernt er im richtigen Zeitpunkt Franz Richter – zu diesem Zeitpunkt Mitarbeiter der Firma WMF im Bereich Kaffeemaschinen – kennen, der Beginn einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Im Jahre 1997 kaufen Franz und Isolde Richter sogar von Klaus Dinzler die Firma: Dessen erfolgreiches Unternehmen stieß an Kapazitätsgrenzen und ein Nachfolger in der Familie war nicht in Aussicht.

Dinzler kauft ausschließlich handgepflückte sortenreine Hochlandkaffeebohnen von kleinen, ausgewählten Plantagen (über 1600m Höhe)

Die neuen Inhaber rösten noch 2 Jahre in Bischofswiesen – 60.000 kg im Jahr. Dann zieht die Firma, die nicht nur guten Kaffee rösten will, sondern auch Wert auf ein gutes Ambiente legt, nach Rosenheim um. Das dort eingerichtete Café in der Kunstmühle wird bald als das schönste Café in Bayern ausgezeichnet (2005). Doch die Rösterreise geht weiter: 2009 wird der Neubau der Kaffeerösterei am Irschenberg mit „Kaffee-Erlebniswelt“ und Gastronomie in Angriff genommen. Und wieder ein Preis für die Architektur: Das neue Gebäude wird 2011 zu den 1.000 besten Architekturwerken Europas gezählt (European Architecture (ISBN 978-303768-087-2). Doch zurück zum Kaffee: 2014/15 wird die Rösterei von der Fachzeitschrift Coffee Business mit dem Coffeeshop Award („für herausragende unternehmerische Leistungen in der Branche“) ausgezeichnet. Das Erfolgsrezept: Röstung in kleinen Chargen von 60 kg Im Langzeitverfahren (Dauer 15 min bis 20 min) bei im Verhältnis sehr geringen Temperaturen (max. 200 °C) ohne anschließende Lagerhaltung: innerhalb von 5 Tagen verlässt der geröstete Kaffee das Haus.

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Geröstet wird im klassischen Trommelröster 15 bis 20 Minuten bei maximal 200 Grad Celsius.


Kulinarisches

„Il Gustoso“ von Dinzler wurde 2006 vom Magazin „Der Feinschmecker“ zum besten Espresso Deutschlands gekürt.

Vorstand und Familie (v.l.n.r.): Rolf Fischer (Vorstand bzw. Neffe von Franz Richter), Katrin Richter (Tochter), Franz Richter, Isolde Richter, Matthias Richter (Sohn), Heike Richter (Schwiegertochter) und Thomas Steinke (Vorstand). Fotos: Dinzler/ Benjamin Richter

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Tourismus

Kultur & Natur Ein Wochenende in Deggendorf - dem „Tor zum Bayerischen Wald“

Von Melanie Bäumel-Schachtner Deggendorf, die große Kreisstadt im gleichnamigen niederbayerischen Landkreis, malerisch an der Donau gelegen, bietet viel mehr, als gemeinhin bekannt ist: Eine lebendige Kneipenszene, ein eigenes Kulturviertel und eine Hochschule, deren Studenten das Leben in der Stadt gewaltig aufmischen. Nicht zu vergessen: einen wirtschaftsstarken Hafen. Am Stadtplatz, geteilt vom 1535 erbauten Alten Rathaus mit seinem gotischen Turm, reiht sich ein Geschäft an das andere. Neben Filialisten finden sich auch einhei-

Tag 1. Freitag In unserem Hotel kommen wir ganz entspannt an (siehe Kasten Hotel-Tipps). Nachdem wir uns ein wenig frisch gemacht haben, starten wir mit einem kleinen Rundgang. Besonders das Alte Rathaus erregt unsere Aufmerksamkeit. Die Tourist-Info gibt uns den Tipp, sich einer Stadtführung anzuschließen, um die Besonderheiten bewundern zu können - zum Beispiel die Sohlbänke der Fenster mit den Fabeltieren und Fratzenköpfen. Im Altstadtviertel fällt uns der Brunnen „Die Knödelwerferin“ auf. Der Sage nach wurde Deggendorf 1266 vor der Erstürmung durch die Truppen von Ottokar von Böhmen gerettet, weil die Frau des damaligen Bürgermeisters einen feindlichen Späher mit Hilfe ei-

mische Einzelhändler und eine Vielzahl von Lokalen. Auch mit Natur lockt die Stadt, die wegen ihrer Lage am Fuße des Bayerwaldes das „Tor zum Bayerischen Wald" genannt wird. 2014 fand die Landesgartenschau hier statt - geblieben ist ein wunderschön angelegtes Gelände für herrliche Spaziergänge. Und die Rusel, ein Höhenzug des Bayerischen Waldes, gleich hinter Deggendorf, lädt im Sommer zum Wandern und im Winter zum Langlaufen ein. 2016 gibt es ein ganz besonderes Kulturprogramm, da die Stadt ihren 700. Geburtstag feiert. Ein Wochenende in Deggendorf lohnt sich. Wir haben es für Sie geplant.

nes gerade zubereiteten Knödels in die Flucht schlug. Im Zuge der Altstadtsanierung wurde im Altstadtviertel der Knödelbrunnen errichtet. Einen Ausflug in die Geschichte bietet uns auch das rund 30 Meter lange Reststück der Stadtmauer, auf dem sich ein gut erhaltener, hölzerner Wehrgang befindet. Anschließend sehen wir uns einige der Kirchen von Deggendorf an: Die Pfarrkirche, die Grabkirche und, Richtung Geiersberg, die Wasserkapelle und die Geiersbergkirche. Aber nun knurrt der Magen. Da wir bereits von der Deggendorfer Knödelwerferin gehört haben, entscheiden wir uns für das Restaurant „Zur Knödelwerferin“. Wir haben hier die Wahl zwischen leichten, raffinierten Salaten und Ofenkartoffeln oder herzhaften Stammtischschmankerln, abgerundet von weiteren saisonalen Gerichten.

Der Brunnen, der die Deggendorfer Knödelwerferin darstellt, erinnert an eine Sage. Fotos: Stadt Deggendorf

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Tourismus

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Tourismus

Tag 2: Samstag Nach einem ausgiebigen Frühstück interessiert uns heute besonders das Kulturviertel. Deggendorf hat dort gleich mehrere Museen zu bieten. Unser erster Weg führt ins Stadtmuseum. Dort findet gerade eine Ausstellung über Schürzen statt, die „Angebandelt“ heißt. Wir haben dort ein Date mit einem Kleidungsstück, das nicht nur in der Vergangenheit wichtig war, sondern auch noch in der Gegenwart: Die Schürze ist noch lange kein Fossil. In der Ausstellung im Stadtmuseum Deggendorf geht es um die Vielfalt eines alltäglichen Kleidungsstücks, und wir werden zum „Schürzenjäger“. Wir erfahren, warum manche Frauen noch heute am liebsten Kittelschürzen tragen, welcher Schürzenhersteller führend ist und wie berühmte Sprichwörter rund um die Schürze heißen. Aber auch das nahe gelegene Handwerksmuseum besuchen wir. Hier können wir einen Streifzug durch die Geschichte des Handwerks unternehmen, erfahren mehr über Lehrling, Geselle und Meister und über Frauen im Handwerk. Zum Schluss machen wir noch eine Stippvisite zum Kulturstadel, wo es regelmäßig Ausstellungen und Veranstaltungen gibt.

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Eine Ausstellung über ein oft verkanntes Kleidungsstück, die Schürze, wird unter dem Motto „Angebandelt“ im Deggendorfer Stadtmuseum gezeigt. Dazu gibt es auch viele historische Aufnahmen. Foto: Stadtmuseum Deggendorf

Auf Gut Aiderbichl Deggendorf gibt es viele gerettete Tiere zu erleben. Es kann passieren, dass dabei auch mal eine Ziege auf den Tisch mit der Mittagsbrotzeit springt. Foto: Bäumel-Schachtner


Tourismus

Am Nachmittag fahren wir ins nahe gelegene Gut Aiderbichl nach Eichberg. Auf Initiative von Tierfreund Michael Aufhauser, der mit einem großen Gut in Henndorf bei Salzburg seine Tierrettungen startete und inzwischen mehrere Außenstellen eingerichtet hat, finden hier gequälte und bedrohte Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine, Pferde und viele weitere Tiere Schutz und Hilfe. Eine Besonderheit von Gut Aiderbichl Deggendorf ist das Katzenhaus, eine riesige Villa, die von lauter Samtpfoten bewohnt wird. Wir trinken dort einen Kaffee und sind amüsiert: Es kann passieren, dass eine Ziege mal einfach locker-flockig auf den Tisch springt und den Kuchen begutachtet. Nach so viel Streicheleinheiten sind wir hungrig und suchen uns für abends das Restaurant Laurin im Ruderhaus aus. Direkt an der Donau speisen wir auf der Terrasse und unternehmen abends einen ausgiebigen Spaziergang durch das nahe liegende ehemalige Gelände der Landesgartenschau.

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Wohnen in Bayern

Liebe Auf den ersten Blick Sanierung eines Taglöhnerhauses in Riedenburg

Von Edgar Mayer „Alle 14 Tage ist ein kleiner Festtag!“ Dann nämlich ruft Roland Überall seine Familie zum gemeinsamen Mittagsmahl zusammen. Und alle kommen gerne. Seine Eltern, ebenso seine Kinder aus erster Ehe. Alle freuen sich auf den Schweinsbraten, den er regelmäßig im schmucken Jurahäuschen in der Austraße in Riedenburg aus seinem Wamsler-Ofen, der bestimmt schon über 100 Jahre alt ist, auf den Tisch zaubert. Ebenfalls in der behaglichen Wohnstube thront ein Kachelofen, ein wahres Schmuckstück. Auch wenn das Haus fast ein wenig an den Hang gedrückt erscheint, ein Mauerblümchendasein fristet es nicht, dieses wunderbar urige, idyllisch gelegene Jurahaus, das seit 2011 nun auch wirklich jedem Passanten ins Auge sticht. Bis dahin war es jedoch ein weiter Weg für Roland Überall, denn gerade zu Beginn der Sanierungsarbeiten wurde er oft als Spinner abgetan. „Aber wenn du so ein Haus sanieren willst, dann musst du ein Freak sein“, erklärt der Bauherr. Er machte sich an die Arbeit, zuerst zurückhaltend, aber dann doch mit viel Schwung und Elan. Mit großem Engagement widmete sich Roland Überall seinem Denkmal und stimmte seine Wünsche sensibel und sehr behutsam auf den historischen Bestand ab. Beinahe wäre es aber gar nicht zu dieser umfangreichen Renovierung gekommen, hätte nicht Roland Überall das Häuschen im Internet entdeckt, als es zum Verkauf anstand. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt er im Nachklang. Durch eine umfassende Sanierung wurde aus einem alten, heruntergekommenen Jurahaus in Riedenburg ein Wohngebäude, das seinem Eigentümer nun komfortables und individuelles Wohnen in historischem Umfeld ermöglicht. Und dieser fühlt sich, seit er mit der umfangreichen Sanierung, die sich von 2006 – 2011 erstreckte, fertig geworden ist, darin pudelwohl, auch wenn er es nicht ständig bewohnt. Lediglich am Wochenende oder zu Urlaubszwecken residiert Überall in der Austraße. „Zuerst wollte ich nur eine einfache Sanierung, doch je mehr ich in die Thematik eingetaucht bin und ich mich kundig gemacht habe, war mir klar, dass ich hier viel Herzblut reinstecken würde“, sprudelt es aus dem Bauherrn heraus. Alles sollte so weit wie möglich in den ursprünglichen Zustand des im Jahre 1843 erbauten Hauses versetzt werden. Diese Besessenheit zeigte sich, in dem er auf der Suche nach Materialien alte Häuser plünderte. Die Informationen, wo etwas zu holen war, bekam er von einem Kelheimer Justiziar.

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Wohnstube und Küche im Erdgeschoss Fotos: Helga Partikel


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Wohnen in Bayern Gwendolyn und Umberto von Beck-Peccoz im 1888 erbauten Festsaal Fotos: Milla Curtis

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Wohnen in Bayern

Schlossherren, Brauer & Energieversorger Zu Besuch bei Familie von Beck-Peccoz auf Schloss Kühbach

Von Melanie Arzenheimer Jetzt wollen wir mal die Kirche im Dorf lassen. Das ist ein altbekanntes Sprichwort. Im Fall von Familie von Beck-Peccoz müsste es aber heißen: Wir wollen die Kirche im Garten lassen. Schließlich war das Schloss in Kühbach, das sie bewohnen, einst ein Kloster (gegründet 1011). Und die Klosterkirche St. Magnus, die sich mitten auf dem Grundstück befindet, ist bis heute als Pfarrkirche in Betrieb. Die „weltliche Laufbahn“ der Gebäude um die Kirche herum begann mit der Säkularisation, zuvor waren hier Benediktinerinnen zuhause. Im 19. Jahrhundert wechselte das Klostergut mehrmals die Besitzer, bis es 1862 Herzog Maximilian in Bayern (der Vater der berühmten Sisi) an Joseph Anton Freiherr von Beck-Peccoz verkaufte. Heute wohnen dort Umberto Freiherr von Beck-Peccoz und seine Frau Gwendolyn Freifrau von Beck-Peccoz mit ihren Kindern Cedric und Amédée. „Unsere Söhne sind die erste Generation, die von Geburt an hier in Kühbach wohnt“, erklärt Umberto Freiherr von BeckPeccoz, der mit seinen Kindern übrigens ausschließlich italienisch spricht. Der Jurist und Rechtsanwalt leitet zusammen mit seiner Frau, die Betriebswirt-

schaft studiert hat und viele Jahre für McKinsey weltweit im Einsatz war, das Familienunternehmen. Ein Dream-Team: „Wir sind ein Gutsbetrieb im traditionellen Sinn“, betont er. Die Brauerei ist dabei sicherlich der bekannteste Betriebsteil. Qualität und Regionalität sind dabei maßgebend, das Bier wird lediglich in einem Umkreis von 40 Kilometern um den Brauereischornstein herum ausgliefert. Und natürlich wird nach dem Bayerischen Reinheitsgebot gebraut. „In diesem Jahr bieten wir unser berühmtes Kühbacher Festbier in einer eigens für die 500 Jahre Reinheitsgebot überarbeiteten Version“, erklärt der Freiherr. Das untergärige Spezialbier mit 13,2 % Stammwürze und 5,8 Vol. % Alkohol ist in 0,33 Liter Fläschchen oder als 3 Liter Großflasche zu bekommen. Aber Bier ist wie erwähnt nur ein Standbein: Zum Schlossgut gehören außerdem eine Landwirtschaft und ein Forst. 2005 begann hier eine neue Zeitrechnung: „Unsere persönliche Energiewende hat zweieinhalb Jahre gedauert“, resümiert der Freiherr „Wir können nun 500 000 Liter Heizöl im Jahr ersetzen.“ Das gesamte Schlossgut wurde auf erneuerbare Energien umgestellt, außerdem wird ein Großteil des Ortes Kühbach mit der „hoheitlichen Energie“ versorgt. Einfach alles so lassen wie es ist, das kommt nicht in Frage. Und so wird auch am Schloss stetig gearbeitet.

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Rubrik XY

Hinterfotzige Politikerschelte Die Couplet AG pr채sentiert seit zwei Jahrzehnten politisch-satirisches Musikkabarett

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Rubrik XY Bernhard Gruber, Jürgen Kirner und Bianca Bachmann beim Auftritt in Ingolstadt Fotos: Edgar Mayer

Von Edgar Mayer Haben Sie schon mal etwas von „Söder rectal“ oder der Reinkarnation des Osterhasen Horsti Hasenbein gehört? Noch nicht? Dann wird es aber höchste Zeit. Die Couplet AG präsentiert seit über zwei Jahrzehnten politisch-satirisches Kabarett auf Spitzenniveau, wobei stets Interaktionen mit dem Publikum auf der Tagesordnung stehen und kein Besucher sich bei den Auftritten sicher sein kann, dass er nicht auch Opfer der Hinterfotzigkeiten und Frotzeleien von Jürgen Kirner, Bianca Bachmann, Bernhard Gruber und Bernhard Filser wird. Vor mehr als 20 Jahren, anno 1993 gründeten Jürgen Kirner und Bernhard Gruber zusammen mit Anna M. Spies die CoupletArter-

haltungsgesellschaft – kurz die Couplet AG. Inzwischen hat sie ihr zwölftes Programm aufgelegt, es nennt sich „Perlen für das Volk“, das Stadium der reinen „Arterhaltung“ hat die Truppe um den preisgekrönte Musikkabarettisten Kirner bereits deutlich überschritten. Ihre Nummern zeichnen nicht nur die unterhaltsamen und amüsanten Begebenheiten des Alltags wieder; sie sind, wie im Falle der Söder´schen Analpille bisweilen harter Politikerschmäh, stichelnd beißende Gesellschaftskritik, stets verpackt freilich in eingängige und gut hörbare Melodien. Spiritus rector der Couplet ist der 1960 im oberpfälzischen Hemau geborene und jetzt in München lebende Jürgen Kirner. Der mit dem Bayerischen Kabarettpreis und dem Bayerischen Poetentaler ausgezeichnete Protagonist ist Gründer und Autor der Couplet-AG, zudem Vorsitzender der Vorstadthochzeit, „Vater“ des Brunnenfestes

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Kunst & Kultur

Tüten-

Thitz Bag 2 the future

Von Stefanie Hugendubel-Doll „Mister, Mister, one red, one yellow…!” riefen die aufgeregten Inder am Flughafen in Varanasi hinter ihm her, als sie den Künstler Thitz erblickten. Der Maler, der seit seinem zwölften Lebensjahr stets einen roten und einen gelben Schuh in Kombination mit auffälligen Hüten und bunten, eigenhändig bemalten Hemden trägt und gar keine anderen, „normalen“ Schuhe sein eigen nennt, genießt es sichtlich, in der Küche seines Hauses im Schwäbischen jedes Detail dieser wunderbaren Anekdote auszukosten. „Diff´rent, diff´rent“, fährt er radebrechend auf Englisch fort, „why, why? Do you have a problem, Mister?“ Bei diesem Satz ist es gänzlich um die Fassung von Thitz und seiner Frau Katharina geschehen – sie halten sich noch immer die Bäuche vor Lachen, wenn sie daran denken, wie sie selbst im farbenprächtigen Indien wieder einmal als Paradiesvögel aufgefallen sind. Tatsächlich ist in ihrem Leben so manches anders: Das Dach ihres Hauses östlich von Stuttgart ist nicht einfach rot gedeckt, sondern quietschbunt. Der Geburtsteller ihrer fast erwachsenen Tochter Lucy ist ein alter Kochtopfdeckel, der über dem Küchenherd seinen Platz gefunden hat. Die zweite, 2006 geborene, Tochter hört auf den ungewöhnlichen Namen Serafina, das Nesthäkchen heißt Rubina. Konventionen sind dem 53-Jährigen ein Graus, weswegen er wohl auch seinen eigenen, bürgerlichen Namen kaum mehr erinnert, so lange nennen ihn seine Freunde schon „Thitz“.

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Ähnlich wie Hitchcock, der sich in den meisten seiner Filme kurz selbst in Szene setzte, verewigt sich auch Thitz auf so mancher Leinwand – erkennbar am gelben und roten Schuh


Kunst & Kultur

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Kunst Kultur Aufbewahrt in & der Schatzkammer der Münchner Residenz: die bayerische Königskrone. Oben, auf dem Globus befand sich der Blaue Wittelsbacher, heute ein Imitat. Foto: (c) Bayerische Schlösserverwaltung, Maria Scherf / Rainer Herrmann, München

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Kunst & Kultur

Bettprämie und Kronjuwel Wie der „Blaue Wittelsbacher“ vom Leitstein der bayerischen Königskrone zum Spekulationsobjekt wurde

Von Hermann Käbisch In Indien wurde er aus dem Inneren der Erde zutage gefördert und machte den Besitzer der Mine reich. Mit Erdöl wurde der Emir von Katar reich und soll ihn für 80 Millionen Dollar gekauft haben - den „Blauen Wittelsbacher“. Es ist ein seltener blauer Diamant, der einmal 35,56 Karat und einen feinen indischen Schliff mit 82 Facetten hatte. Er gilt als der älteste bekannte Brillant und war der Leitstein der bayerischen Königskrone. Jetzt soll er als Anlage- und Spekulationsobjekt in einem arabischen Tresor liegen. Diamanten sind kristallisierter Kohlenstoff in reinster Form. Sie entstanden vor 70 bis 150 Millionen Jahren in Tiefen unter 150 Kilometern im Erdinneren unter einem Druck von 67 000 Bar und bei Temperaturen von 2000 Grad Celsius.. Milimeterweise schoben sie sich nach oben, bis sie in Minen vom Menschen entdeckt und ans Tageslicht gebracht wurden. Kostbar sind Diamanten, besonders wertvoll die wenigen farbigen. Statistisch gesehen ist unter Tausenden nur einer richtig farbig. Von den bunten Edelsteinen sind die meisten gelb oder braun. - keine beliebten Farbtöne. Der Blaue Wittelsbacher strahlt in Azur , „glitzert wie im Himmel“, schrieb einst der Spiegel. Wie kein anderer Stein passte er zu Bayern. Er gilt als einer der wertvollsten blauen Diamanten der Welt. Im altindischen Königreich Golkonda gab es die sagenhaften Minen von Kollur. Dort soll der Blaue Wittelsbacher aus der Tiefe der Erde ans Tageslicht gekommen sein. Über Spanien gelangte er nach Wien, als der spanische König Philipp IV. ihn 1666 - also vor 350 Jahren - als Mitgift für seine Tochter Infantin Magarita Teresa bei deren Heirat mit Kaiser Leopold I. mit auf den Weg gab. Zum Wittelsbacher wurde der Stein 1722. Erzherzogin Maria Amalia von Österreich brachte ihn ihrerseits in die Ehe mit dem bayerischen Kronprinzen Karl Albrecht ein. Er wurde erstmals als „blauer Brillant“ inventarisiert. Nach der Kaiserkrönung ihres Gatten wurde der Stein als Diamant in die Krone der Kaiserin eingearbeitet.

Zum Leitstein der bayerischen Königskrone wurde der Blaue Wittelsbacher, als Bayern 1806 Königreich wurde und Max I. eine entsprechende Krone benötigte. Die gab es zum Zeitpunkt der Erhebung Bayerns zum Königreich noch nicht. Da es Napoleon war, der Bayern diesen Status verschaffte, verwundert es nicht, dass die bayerische Krone in Paris bei den renommiertesten Goldschmieden in Auftrag gegeben wurde. Nach einem Entwurf von Charles Percier wurde die Königskrone gefertigt. Der Blaue Wittelsbacher avancierte zum Leitstein.; er wurde auf der Vorderseite des „Globus“ der Krone eingesetzt. Freilich wurde der Stein nicht in Paris dort platziert. Der Weg an die Seine erschien dem König zu gefährlich. So wurde zunächst als Platzhalter ein blauer Saphir verwendet und erst in München der Diamant eingesetzt.. Diese Vorsichtsmaßnahme war verständlich: In einem Inventar von 1807 wurde der Wert des Steines mit 300 000 Gulden angegeben - so viel wie alle anderen königlichen Schmuckstücke zusammen. Leitstein der Königskrone blieb der Wittelsbacher bis in die Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Bei der Beerdigung von Ludwig III., dem letzten bayerischen Königs, im November 1921 wurde er letztmalig als Bestandteil der Krone in der Öffentlichkeit gesehen.

Aus der Kronjuwele wurde eine „Bettprämie“ Diese Trauerfeier fand statt, als Bayern nach der Revolution längst eine Demokratie war. Mit Rücksicht auf die Reichsregierung wollte die bayerische Staatsregierung kein Staatsbegräbnis durchführen. Doch sie fand eine elegante Lösung, um den immer noch populären abgesetzten König angemesssen zu bestatten: Man übertrug die Organisation des Begräbnisses Gustav Ritter von Kahr als Privatperson. Am 5. November 1921 bewegte sich der Leichenzug im traditionellen Zeremoniell der Monarchie mit den Särgen des Königspaares auf dem sechsspännigen Hoftrauerwagen von der Ludwigskirche zur Frauenkirche.

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Kunst & Kultur

Die Königskrone mit dem Blauen Wittelsbacher lag auf dem zugehörigen Kissen. Auf dem Haupt getragen wurde sie übrigens nie. Ihres kostbarsten Steines wurde sie alsbald in den zwanziger Jahren beraubt. Der Blaue Wittelsbacher wurde durch ein Imitat ersetzt. Möglicherweise ist es der blaue Saphir, der zunächst bei ihrer Schaffung in Paris als Platzhalter fungierte. Die Wittelsbacher bekamen während der Weltwirtschaftskrise Liquiditätsprobleme. Mit Zustimmung der bayerischen Staatsregierung wollten sie den kostbarsten Stein veräußern. In einem Päckchen der Reichspost sei er Anfang der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts zu Christie‘s nach London verschickt worden, behauptet der Spiegel in einem Artikel. Ein Abnehmer fand sich aber nicht. Erst 1951 konnten ihn die Wittelsbacher in Antwerpen losschlagen. Von da ab wechselte er mehrmals den Besitzer. Gekauft hat ihn auch der Düsseldorfer Kaufhauskönig Helmut Horten - ein waschechter Preuße im Besitz bayerischer Kronjuwelen! Der scheint überhaupt nicht begriffen zu haben, welchen Schatz er da erstanden hatte. Als er mit viel Pomp an der Cote d‘Azur seine Hochzeitsparty feierte, hat er den Stein aus der Hosentasche gezogen und seiner Braut, der 32 Jahre jüngeren Sekretärin Heidi Jelinek, überreicht. 240 Hochzeitsgäste unter „Kaskaden von Schampus“ (so der Spiegel) fanden das, vorher von Tanzgruppen aus Las Vegas und Tokio in Stimmung gebracht, „cool“. Ein

Redakteur der „Rheinischen Post“ bezeichnete das Geschenk als „Bettprämie“. Er wurde juristisch belangt. Gegen die Zeitung verhängte Horten eine „Werbesperre“. Doch das war noch nicht der Tiefpunkt in der Geschichte des Blauen Wittelbachers. Heidi Jelinek/Horten veräußerte den Stein und im Jahre 2008 kam er schließlich abermals zu Christie‘s nach London und diesmal wirklich unter den Hammer. Für 18 704 698 Euro erwarb ihn der „steinreiche“ Londoner Juwelier Laurence Graff. Die bayerische Staatsregierung unter dem frisch ins Amt gewählten Ministerpräsidenten Horst Seehofer steigerte nicht mit; sie hatte andere Sorgen: Die Milliardenverluste der Bayerischen Landesbank bedingten einen rigiden Sparkurs. Der Erwerber aber erwies sich des Brillanten unwürdig. Um dessen Marktwert zu erhöhen, ließ er ihn umschleifen. Der Blaue Wittelsbacher verlor 4,5 Karat, seine historische Gestalt und musste sich fortan „Wittelsbach-Graff“ nennen lassen. „Zum Lutschbonbon entwertet“ wetterte Hans Ottomeyer, der Direktor des Deutschen Historischen Museums in Berlin. „Barbarei“ und „Schande“ schimpften andere Fachleute. Doch für Graff hat es sich gelohnt. 2011 meldete die New York Times den Verkauf des Diamanten, die Süddeutsche Zeitung vermutet als Kaufpreis 80 Millionen Euro und als Käufer den Emir von Katar.

Beisetzung des abgesetzten Königs Ludwig III. mit Königskrone im November 1921 Foto: Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv.

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Kunst & Kultur

Max I., der erste bayerische König und seine Krone auf dem Präsentierkissen

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Foto: (c) Bayerische Schlösserverwaltung, Maria Scherf / Rainer Herrmann München


Kunst & Kultur

DER LEHRER VON STEIN Wolfgang Bude entdeckt einen Bilderschatz und macht ein Buch daraus

Der Lehrer Max Hickl (1883 bis 1969) an seinem Schreibtisch

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Foto Max Hickl; Archiv Heimat- und Geschichtsverein Aschau i.Chiemgau e.V.


Es war einmal: Schule Stein im Priental mit Postkutsche. Beides gibt es nicht mehr. Das Gebäude ist jetzt ein Wohnhaus.

Kunst & Kultur

Foto Max Hickl; Archiv Heimat- und Geschichtsverein Aschau i.Chiemgau e.V.

Von Hermann Käbisch Zwei Männern verdanken wir einen einzigartigen Bildband: Wolfgang Bude, der 30 Jahre lang Tourismus-Chef in Aschau war, und dem Lehrer Max Hickl, der ab 1908 in der Schule Stein im bayerischen Priental wirkte. Das Buch berichtet vom Leben der einfachen Menschen im oberbayerischen Priental, damals ein abgeschiedenes Tal mit weit verstreuten Weilern, ohne Strom und schlecht erreichbar. Im Jahre 1907 wurde in der Einöde Stein, direkt neben Straße und Prienfluss, ein Schulhaus errichtet. Es markierte einen neuen Zeitabschnitt in dem von Landund Forstwirtschaft geprägten Tal. Der 25-jährige Max Hickl wurde dort 1908 Lehrer der einklassigen Schule. Hickl wurde im Priental zu einer Institution. Die Menschen kannten und bewunderten ihn. Und er stand technischen Neuerungen der damaligen Zeit aufgeschlossen gegenüber. Als einer der Ersten hatte er, nachdem es Strom gab, ein Radio, ein Telefon und einen Fotoapparat. Das Fotografieren war eine Leidenschaft des jungen Lehrers. Er fotografierte nicht nur Familie und seine Schüler; vielmehr bannte er Trachtler beim Plattln, Kinder beim Eisstockschießen, Jäger mit ihrer Beute,

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Kunst & Kultur

Rรถmische Schiffswracks von Oberstimm Foto: Wolfgang David

Kelten rรถmer museum In Manching Heimatgeschichte hautnah erleben

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Kunst & Kultur

Von Silke Federsel Vor über 2000 Jahren befand sich im oberbayerischen Manching bei Ingolstadt eine der bedeutendsten keltischen Städte Europas. Seit mehr als hundert Jahren bringen archäologische Grabungen spektakuläre Erkenntnisse über das Leben der Menschen von einst ans Tageslicht – wie etwa im Sommer 1999, als ein Grabungsteam einen Schatz von 450 Goldmünzen im Erdreich fand – den größten keltischen Goldfund des 20. Jahrhunderts. Ein durchaus passender Standort also für ein Museum von internationalem Rang, das sich intensiv mit der Geschichte der Kelten und Römer beschäftigt.

Info und Öffnungszeiten: Montag: geschlossen Dienstag, Donnerstag, Freitag: 9.30 bis 14.00 Uhr Mittwoch: 9.30 bis 16 Uhr Samstag, Sonntag und Feiertag: 10.30 bis 17.30 Uhr Gruppenführungen, Workshops oder Kindergeburtstage sind nach Vereinbarung und Voranmeldung auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten möglich. Kontakt kelten römer museum manching Im Erlet 2, 85077 Manching Tel. 08459 32373-0


Unsere Veranstaltungstipps bis Mai Veranstaltungskalender

„Pelzig stellt sich“

Tourn e

„Pelz e-Termin ig e Das B stellt sic h“ ühne np und m it Fra rogramm nk-M arkus von Barw 08. / 0 asser 9 Veitsh .03.2016 öchhe - 20 U im, Ma infran hr kensä 01.04 le . Wuns 2016 - 20 ie U d h e Bestens bekannt ist der Journalist und Kabarettist Frankr l, Fich telgeb irgsha Markus Barwasser, Schöpfer und Darsteller der Figur des 03.04 lle . Erwin Pelzig, vor allem durch seine ZDF-FernsehsendunErlenb 2016 - 18 a U ch am hr gen „Neues aus der Anstalt“, gemeinsam mit Urban Priol Main, Franke (2010 - 2013) und „Pelzig hält sich“ (2011 - 2015). Letz27.05 nhalle . Cobur 20.00 Uh tere wurde 2011 in der Kategorie Beste Late-Nightr g, Kon gressh Show mit dem Deutschen Comedypreis und 2013 in aus R oseng 28. 0 der Kategorie Fernsehunterhaltung von der Deutarten 5. 20 . 0 Bamb schen Akademie für Fernsehen ausgezeichnet. Doch erg, Jo 0 Uhr sephnicht nur satirische Talksendungen, sondern auch Keilbe rth-Sa 2 9 .05. 1 al Bühnenauftritte gehören zu den Spezialitäten des 7.00 S c h U weinf h in München und Würzburg lebenden Kabarettisten. r ( !) urt, St adtth Mit seinem Programm „Pelzig stellt sich“ im Gepäck eater Näher e tourt er derzeit durch Bayern und setzt damit dort www Information .pelzi an, wo in „Pelzig hält sich“ oft keine Zeit mehr geg.de blieben ist. Eine nähere Betrachtung der Dinge, gespickt mit Zuversicht und Verzweiflung, erwartet die Pelzigfans.

Frank-Markus Barwasser auf Bayerntour

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Veranstaltungskalender

Markenzeichen der Kunstfigur Erwin Pelzig seit 1993: „CordHüdli“ (Cordhut), rot-weißkariertem Hemd und Herrenhandtasche. Frank-Markus Barwasser präsentiert als Erwin Pelzig auch im Jahr 2016 sein Bühnenprogramm. Foto: www.vollmond-konzertfotografie.de

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„Der FC Ingolstadt 04 ist mein Traumverein!“ Ramazon „Rambo“ Oczan über seinen Verein und die Österreichische Nationalmannschaft Von Sabine Kaczynski Ramazan Özcan steht seit 2011 im Tor des FC Ingolstadt, der 31-jährige Österreicher hat in der Winterpause seinen Vertrag vorzeitig bis 2019 verlängert.

Foto: Bösl

Was sind die größten Stärken und Schwächen des FC Ingolstadt? Ramazan Özcan: Unsere größte Stärke ist die mannschaftliche Geschlossenheit, wir haben viele hungrige, junge Spieler und können auch mal einen Ausfall kompensieren. Wenn es eine Schwäche gibt, dann, dass wir manchmal zu hungrig sind und zu viel wollen. Wo liegen rückblickend die gravierendsten Unterschiede zwischen 1. und 2. Bundesliga? Özcan: In der sportlichen Qualität der Gegner. Man trifft oft auf etablierte Nationalspieler. Technik, Schnelligkeit, Übersicht und Konzentration sind in der ersten Liga eine Nummer größer. Auch Medien und die Attraktivität der Mannschaften haben einen ganz anderen Stellenwert. Das i-Tüpfelchen sind die wunderbaren Stadien, in denen man oftmals vor ausverkauftem Haus spielt, auch weil wir mittlerweile zu einem interessanten Gegner geworden sind.

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Sind Sie als ältester Spieler der Mannschaft auch Leitfigur? Özcan: Ich sehe mich schon in der Verantwortung, die Jungs mit zu führen. Ich habe in der Vergangenheit viel erlebt – und nicht alles war schön. Ich musste Nackenschläge hinnehmen und kann den Jüngeren mit meiner Erfahrung helfen. Körperlich bin ich in einer Top-Verfassung und kann den Mitspielern daher mit meinem Einsatz und Willen auf dem Platz als Vorbild dienen. Ich sehe mich absolut als einen Führungsspieler. Kommen wir zu Ihrer Rolle in der Nationalmannschaft: Warum sind Sie nicht Österreichs Torwart Nummer 1? Özcan: Robert Almer ist derzeit verletzt, wird aber beim nächsten Lehrgang wohl wieder dabei sein und für mich zählt auch hier der Teamgeist. Ich bin stolz, Nationalspieler zu sein. Zu den besten drei Torhütern Österreichs zu gehören, ist manchmal immer noch unglaublich. Ich gebe im

Nationalteam immer Vollgas – und der Teamchef entscheidet, wer spielt. Wir vertreten alle eine ganze Nation, da muss man seine persönlichen Eitelkeiten zurückstecken. Wir sind bei der EM! Ich wünsche meinem verletzten Kollegen, dass er gesund wird, denn alle, die zur Qualifikation Österreichs beigetragen haben, hätten es verdient, bei der EM zu spielen. Gibt es einen „Traum-Verein“, für den Sie gerne spielen würden? Özcan: Das ist schwierig, weil ich realistisch bin. Wenn ich jetzt Barcelona sagen würde, müsste ich selber lachen. Ich habe mit Ingolstadt so viel erlebt, meine Familie fühlt sich hier wohl, ich habe prima Freunde und tolle Nachbarn – mein Traumverein ist der FC Ingolstadt 04! Ich hätte auch nicht verlängert, wenn ich mich hier nicht pudelwohl fühlen würde.


Rubrik XY

NUR DAS BESTE ZUM WIEGENFESTE Endlich 12 – und erst am Anfang der Entwicklung.

5. Februar 2016 – Wir feiern unseren zwölften Geburtstag und möchten uns hiermit ganz herzlich bei allen Fans, Partnern und Sponsoren für die jahrelange, erstklassige Unterstützung bedanken!

fci.de

#12jahreschanzer

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Tage für Helden Die Playoffs im Eishockey starten Die Bärte wachsen wieder: Die Endrunde in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) startet Anfang März. Die Playoffs sind die Tage, in denen Helden geboren werden. Keiner weiß das besser als der ERC Ingolstadt, der 2014 nach langen Jahren wiedermal den Titel nach Bayern holte – und das auf unheimlich spektakuläre Weise. Die Panther, wie der Club wegen des Ingolstädter Stadtwappens auch heißt, zogen als Neunter gerade so in die Endrunde ein. Jeder erwartete ein schnelles Aus gegen die Favoriten. Doch dann wuchsen und wuchsen die Bärte, wie sie das bei Eishockey-Spielern eben tun, solange sie im Rennen um den Titel sind. Ingolstadt warf sämtliche Spitzenteams hinaus und rang dann auch noch im Finale die Kölner Haie im dramatischen siebten Spiel nieder. Der Pokal war wieder im Eishockey-verliebten Bayern, estmals seit den München Barons im Jahr 2000. Der Bann war gebrochen. Der einzige, der beide Male in der Aufstellung stand, ist Thomas Greilinger. Der gebürtige Deggendorfer ist eine lebende EishockeyLegende und hat zahlreiche Auszeichnungen gesammelt. 2010 wurde er zum Beispiel als DEL-Spieler des Jahres geehrt. Der vielfache Nationalspieler gilt als Mann mit den magischen Händen, so geschickt geht er mit der schwarzen Scheibe um. Dazu hat er einen harten Schuss, der Ingolstadt gerade im Powerplay (Überzahlspiel) immer wieder Tore einbringt. Auch bei anderen Clubs der Liga spielen Bayern im Angriff eine Schlüsselrolle. Nur einige Beispiele: Nürnbergs Patrick Reimer hat sich zum besten Torschützen der Ligageschichte aufgeschwungen und seinen Allgäuer Landsmann Michael Wolf, in München aktiv,

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Thomas Greilinger (Mitte) feierte mit seinen bayerischen Kollegen Timo Pielmeier (links) und Christoph Gawlik 2014 den Meistertitel. Die wilden Bärte sind ein Eishockey-Ritual für die Playoffs. Foto: Stefan Bösl / kbumm.de

überholt. Für den amtierenden Meister Mannheim geht Christoph Ullmann aus Südostoberbayern auf Torejagd. In der Verteidigung gehören der Schongauer Bernhard Ebner (für Düsseldorf im Einsatz) und der Rosenheimer Sinan Akdag (Mannheim) zu den besten defensiven Punktesammlern der Liga. Hamburgs Kapitän, der wuchtige Christoph Schubert, stammt ebenso aus Bayern. Der Oberpfälzer Benedikt Schopper (Ingolstadt) machte sich als schmerzresistenter Verteidiger in den Playoffs 2014 unsterblich. Auch im Tor gehört Weiß-Blau zur deutschen Spitze: Dennis Endras (Allgäu, Mannheim) und Timo Pielmeier (Niederbayern, Ingolstadt) sind Nationaltorhüter. Sie standen sich im Endspiel 2015 der Deutschen Eishockey Liga gegenüber. Beide waren da schon Helden. Die Playoffs sind die Tage, in den die Bärte wachsen und Helden geboren werden. Sie sind aber auch die Zeit, in denen selbst Helden noch größer werden können, wenn sie weiter Ruhm anhäufen. Greilinger, der Mann mit den magischen Händen, hat es mit Ingolstadt vorgemacht.

Die Playoff-Termine in der Übersicht Erste Playoff-Runde: 09. – 13. März Viertelfinale: 15. – 28. März Halbfinale: 30. März – 13. April Finale: Ab 15. April (frühestes Ende 22. April, spätestes Ende 28. April)


Rubrik XY

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Vorschau

VorschaU Nächste Ausgabe: Mai/Juni erscheint Ende April 2016

Genuss & Erholung in Bayern Lebensmittel aus Bayern Der Verbraucher möchte wissen, woher das, was er isst, stammt. Die Herkunft der Nahrung ist vielen noch wichtiger als der ökologische Anbau. Wir sagen Ihnen, woran Sie regionale Produkte erkennen können.. Foto: Bayern.by

Radeln in Bayern An der Donau entlang, im Altmühltal, im Chiemgau, Berchtesgadener Land oder im Spessart-Mainland. Bayern ist ein Paradies für Radler. Wir zeigen Ihnen die schönsten Strecken und was es entlang der Routen zu genießen gibt. Foto: Bayern.by

Das werdenfelser Land Von Mittenwald im Süden bis hin nach Farchant erstreckt sich das Werdenfelser Land. Die mittelalterliche Burg Werdenfels nördlich von Garmisch-Partenkirchen war namensgebend. Foto: Bayerische Zugspitzbahn/SRT

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Rubrik XY

H C O K E N R E DER ST . D R E H M E AN IHR nrezept mit Alexander Herrmann. milie a F 1 n r e y a B s Da

auf Bayern 1. s g ta rs e n n o milienrezept d r fa e / e m d 1. im . rn 3 e 1. y 3 a b b f A rzeit online au e d je s o e id V e All 131


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