Heinze Marktbericht September 2023 (DEMO)

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Marktbericht Aktuelle Baumarktentwicklungen, Genehmigungs- und Fertigstellungsprognose September 2023


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© by Heinze GmbH, September 2023


Inhalt Allgemeine Wirtschaftsentwicklung .......................................................................................................... 4 Internationale Konjunktur ........................................................................................................................ 4 Deutsche Konjunktur ............................................................................................................................... 11 Entwicklung der Baukonjunktur ................................................................................................................ 18 Bauvolumensrechnung, Übersicht ....................................................................................................... 18 Rahmenbedingungen, allgemein ......................................................................................................... 20 Entwicklung des Baugewerbes: HOCHBAU ....................................................................................... 21 Wohnbau ......................................................................................................................................................... 23 Zusammenfassung Wohnbau ................................................................................................................ 23 Rahmenbedingungen .............................................................................................................................. 24 Wohnungsbau ........................................................................................................................................... 24 Entwicklung des Baugewerbes im Wohnbau .................................................................................... 31 Neubau - Eigenheime .............................................................................................................................. 33 Neubau - Mehrfamilienhäuser .............................................................................................................. 40 Sonstige Wohnungen im Wohnungsbestand und im Nichtwohnbau ....................................... 47 Wohnungsbau insgesamt ....................................................................................................................... 49 Bauvolumen – Wohnbau ........................................................................................................................ 52 Nichtwohnbau ............................................................................................................................................... 54 Zusammenfassung Nichtwohnbau ...................................................................................................... 54 Rahmenbedingungen, Nichtwohnbau ................................................................................................ 55 Auftragseingänge des Baugewerbes im Nichtwohnbau ................................................................ 57 Neubau – Industrielle Betriebsgebäude ............................................................................................. 61 Neubau – Wohnähnliche Betriebsgebäude ....................................................................................... 68 Neubau – Landwirtschaftliche Betriebsgebäude.............................................................................. 76 Neubau Nichtwohnbau insgesamt ...................................................................................................... 80 Bauvolumen – Nichtwohnbau ............................................................................................................... 82 Tiefbau ............................................................................................................................................................. 85 Baugewerbe................................................................................................................................................ 85 Bauvolumen – Tiefbau ............................................................................................................................. 88 Gesamtüberblick ........................................................................................................................................... 90 Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................................................ 94

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Internationale Konjunktur

Allgemeine Wirtschaftsentwicklung Internationale Konjunktur Ausblick und aktuelles Wachstum Im Sommer 2023 gab die Weltbank einen pessimistischen Ausblick auf das kommende Jahrzehnt der globalen Wirtschaft. Verglichen mit den Jahren 2000-2010 müsste man bis 2030 von einer gedrosselten Wachstumsrate von gut zwei Prozent ausgehen. Nach der Prognose des IWF wird das globale Wachstum aktuell in den Jahren 2023/24 real noch um +3,0 % zulegen. Das IfW geht davon aus, dass die Weltwirtschaft 2023 um +3,0 %, 2024 um +2,8 % und 2025 um +3,2 % wachsen wird. Da die Institute inzwischen eine Prognose für das Jahr 2025 abgeben, stellen wir diese anstelle der sonst üblichen Grafik dar. Weltwirtschaft im Überblick Veränderungsraten des realen BIP zum Vorjahr in Prozent

2023

2024

2025

1,5

Fortgeschr. Volksw.

1,4

1,6

4,5

Schwellenländer

4,0

4,4

2,0

Nordamerika

1,3

1,3

1,9

Lateinamerika

1,3

2,0

5,4

Asien

5,0

5,4

4,2

Afrika

3,6

3,8

0,5

EU

1,4

1,8

3,0

WELT

2,8

3,2

IfW, Institut für Weltwirtschaft, 05.09.2023

Die Inflation verbreitet sich durch den Handel über den ganzen Globus. Somit sind die internationalen Inflationsraten auch ein Indikator für die Inflation im Binnenland. Weltweit bleibt die Inflation hartnäckig und bildet sich von 2023 (+7,8 %) jeweils nur © by Heinze GmbH, September 2023

um einen guten Prozentpunkt bis 2025 auf +5,1 % zurück. Allerdings erkennt man einen deutlichen Unterschied zwischen Schwellenländern und Fortgeschrittenen Ländern. Erstere haben weiterhin mit zweistelligen Inflationsraten zu kämpfen. Letztere bewegen sich bis 2025 weitgehend auf die Zielwerte der Notenbanken zurück. Inflation im Überblick Verbraucherpreise zum Vorjahr in Prozent

2023 4,8

2024

2025

2,6

2,1

Fortgeschr. Volksw.

4,0

Nordamerika

2,5

1,9

21,4

Lateinamerika

19,9

14,2

2,7

Asien

3,2

3,3

14,5

Afrika

14,6

13,6

6,5

EU

2,9

2,4

7,8

WELT

6,4

5,1

IfW, Institut für Weltwirtschaft, 05.09.2023

Rohstoffpreise nähern sich Vorkrisenniveau „Der HWWI-Rohstoffpreisindex stieg im Juli wieder an (+6,3 %), nachdem seit Jahresbeginn ein fallender Trend zu verzeichnen war. Der Index lag allerdings auch im Juli deutlich (-41,6 %) unter dem Wert von Juli 2022. Maßgeblich getrieben wurde der Anstieg des Gesamtindex durch den Teilindex für Energierohstoffe, der um 7,9 % anstieg. Die beiden anderen Teilindizes hingegen veränderten sich kaum. Der Teilindex für Industrierohstoffe stieg im Juli um 0,4 %, und der Teilindex für Nahrungsund Genussmittel fiel um 0,2 %.“ (HWWI) Nachdem die chinesische Zentralbank überraschend den Zins gesenkt hatte und damit Wirtschaftsschwäche signalisierte, 4


Internationale Konjunktur fiel der Preis für ein Barrel Brent bis auf 84 $/b. Inzwischen hat er sich wieder erholt und Experten sehen bis zum Jahresende durchaus einen Preis von 95 $/b. Das liege zum einen an den niedrigen US-Lagerbeständen, zum anderen an der zu erwartenden Ölnachfrage in den Wintermonaten. Dann könnte die Nachfrage das gedrosselte Angebot der OPEC übersteigen. Preisschwankungen nehmen zu, je weiter man die Wertschöpfungskette zurückgeht. Größte Volatilität weisen Rohstoffe aus. Das durchschnittliche Preisniveau dürfte aber auch in Zukunft höher sein als in den letzten Jahren. Je höher der Kostenanteil der Rohstoffe, desto bedeutender deren Planbarkeit. Die Möglichkeit, sich über eine Diversifikation der Lieferketten abzusichern, können Großunternehmen leichter wahrnehmen als kleine und mittlere Unternehmen. Auch die Kosten der Absicherung verteuern die Rohstoffnutzung. Zur Konjunkturampel Das farbliche Bild der Konjunkturampel 2023/24 geht vom rosaroten Bremslicht in 2023 bis 2025 zunehmend in die gelbe Warnstufe über. Das Farbbild entspricht weitgehend der Erwartung einer leicht rezessiven Entwicklung im laufenden und einer moderat prosperierenden Entwicklung im Jahr 2024. Aufgrund der Prognosen für das Jahr 2025 schließen wir einen ersten Vergleich 2024/25 an. Nicht nur das welt- und binnenwirtschaftliche Umfeld wird sich in 2025 aufhellen, sondern auch das bauwirtschaftliche durch eine Normalisierung der Preise und sinkende Zinsen.

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Ampel der Baukonjunktur im ökonomischen Umfeld 2023/2024 Heinze Marktforschung - September 2023 Einfluss auf den BINNENMARKT: Einfluss auf den BINNENMARKT: Weltwirtschaft, nominal 2024 Weltwirtschaft, real 2023 2024 Rohstoffpreise o o Welthandel o Wechselkurse o o Export + Zinsen o Import o o

o

Einfluss auf den BAUMARKT: Binnenkonjunktur, nominal Erzeugerpreise o Verbraucherpreise o Kapitalzinsen + | | o

-

o

Einfluss auf den BAUMARKT: Binnnekonjunktur, real Investitionen o o Staatsverbrauch + Privater Verbrauch -+ | | +

BAUKONJUNKTUR NACH SEKTOREN BAUVOLUMEN

-

o

WOHNUNGSBAU

-

o

WIRTSCHAFTSBAU

-

o

OEFFENTL. BAU

-

o

o

+

-

o

Baupreise o Hypothekenzinsen + Förderung o o Mieten + ++ Nominal, Finanzierung Einfluss auf den BAUMARKT:

Wohnungsbau o Wirtschaftsbau o Öffentlicher Bau o Kapazität / Baustoffe o Real, Bedarf und Kapazität Einfluss auf den BAUMARKT:

Einfluss: ++ = stark positiv; + = positiv; o = neutral; - = negativ; -- = stark negativ.

Ampel der Baukonjunktur im ökonomischen Umfeld 2024/2025 Heinze Marktforschung - September 2023 Einfluss auf den BINNENMARKT: Einfluss auf den BINNENMARKT: Weltwirtschaft, nominal 2025 Weltwirtschaft, real 2024 2025 Rohstoffpreise o o Welthandel o o Wechselkurse o o Export + + Zinsen o + Import o o

o

Einfluss auf den BAUMARKT: Binnenkonjunktur, nominal Erzeugerpreise o + Verbraucherpreise o + Kapitalzinsen + ++ | | o o

o

o

Einfluss auf den BAUMARKT: Binnnekonjunktur, real Investitionen o + Staatsverbrauch + + Privater Verbrauch + + | | + +

BAUKONJUNKTUR NACH SEKTOREN BAUVOLUMEN

o

o

WOHNUNGSBAU

o

o

WIRTSCHAFTSBAU

o

o

OEFFENTL. BAU

o

o

+

++

o

o

Baupreise o + Hypothekenzinsen + ++ Förderung o o Mieten ++ ++ Nominal, Finanzierung Einfluss auf den BAUMARKT:

Wohnungsbau o + Wirtschaftsbau o + Öffentlicher Bau o + Kapazität / Baustoffe o + Real, Bedarf und Kapazität Einfluss auf den BAUMARKT:

Einfluss: ++ = stark positiv; + = positiv; o = neutral; - = negativ; -- = stark negativ.

Skeptische Anleger Großanleger treibt die Befürchtung um, dass die Weltwirtschaft im Jahr 2024 in eine Rezession rutschen könnte. Dabei geht man nicht von einem abrupten Einbruch, sondern von einer allmählichen Abkühlung der Konjunktur aus. Nach Meinung der Anleger würde die Weltwirtschaft spätestens im I. Quartal 2024 schrumpfen. Die Skepsis wird von der Entwicklung in China 5


Internationale Konjunktur genährt. Anleger sind auch bezüglich der Konjunktur in den USA skeptischer als Konjunkturexperten. Sorge bereitet auch eine Kreditklemme der Banken, die durch Probleme im Sektor der Gewerbeimmobilien in den USA und Europa ausgelöst werden könnte. Zudem hält ein ganzes Bündel an vorhandenen Krisen (Ukraine, USAChina-Konflikt, Inflation) weiter an. USA – Inflation eingehegt Die Verbraucherpreise sind in den USA überraschend stark gesunken. Im Juli stiegen sie nur noch um +3,2 % über die Vorjahreswerte. Das gibt jenen Auftrieb, die davon ausgehen, dass die Leitzinsen in den USA ihren Höhepunkt erreicht haben. Die Kerninflation sank auf +4,7 %. Die befürchtete Rezession in den USA dürfte ausbleiben. Die Wirtschaft zeigt sich zum Beginn des 2. Halbjahres robust. Der Anstieg des privaten Konsums ist ungebrochen. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor ging zwar etwas zurück, liegt aber immer noch im expansiven Bereich. Die Wohnungsbauinvestitionen sinken weiter, während die Unternehmensinvestitionen robust aufwärtsgerichtet sind. Die Zinspolitik zeigt am Arbeitsmarkt Wirkung, aber mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote von +3,5 % auf +3,8 % liegt die Quote im historischen Vergleich sehr niedrig. Der Inflationsdruck geht weiter zurück und so könnte trotz kräftiger Zinsbremse eine sanfte Landung gelingen. China Die schwache globale Nachfrage ließ die Exporte in China im Juni um -12,0 % gegenüber dem Vorjahresmonat einbrechen. Besonders stark brach der Handel mit den USA ein. Lediglich der Handel zwischen China und Russland legte deutlich zu. Das Wachstum des BIP lag im I. Quartal 2023 © by Heinze GmbH, September 2023

bei +4,5 %. Die Regierung gab den Forderungen nach Konjunkturprogrammen nach, aber nach Einschätzung von Experten sind die Maßnahmen im Umfang zu gering, um dauerhaft etwas zu bewirken. Die Ursachen der aktuellen Wachstumsschwäche liegen zum einen an mangelnden Strukturreformen und massiven Finanzproblemen auf lokaler Ebene. Auch die Produktivitätsschübe durch Absaugen von Technologie sind deutlich geringer. Viele Länder sind beim Technologietransfer deutlich skeptischer geworden. Ausgewählte Länder Asiens Reales BIP zum Vorjahr in Prozent

2023

2024

2025

4,9

Indonesien

4,8

5,0

3,8

Thailand

3,4

3,5

5,9

Philippinen

5,8

5,9

4,3

Malaysia

4,0

4,2

4,9

China

4,5

4,9

7,3

Indien

6,7

6,9

5,4

Asien

5,0

5,4

IfW, Institut für Weltwirtschaft, 05.09.2023

Starkes Wachstum Indiens Mit +7,3 % in 2023 behauptet sich Indien als wachstumsstärkste Volkswirtschaft der Welt. Das zunehmende Interesse der Länder, sich aus ihrer Abhängigkeit von China zu lösen, trägt ganz erheblich zum Wachstum bei. Das macht sich auch in der deutschen Außenhandelsstatistik bemerkbar. Während der Dollar-Wert der Einfuhren aus China im 1. Halbjahr um mehr als -17 % zurückging, stiegen die Importe aus Indien um knapp +4 % an. Die Exporte lagen im gleichen Zeitraum bei +18,0 %. In den beiden folgenden Jahren wird das Bruttoinlandsprodukt Indiens fast in gleicher Größenordnung zulegen. Experten warnen jedoch davor, den Wirtschaftsboom Indiens allein an den Wachstumszahlen abzulesen, da die hohen aktuellen 6


Internationale Konjunktur Wachstumsraten noch immer stark den Nachholeffekten der Coronakrise zuzuschreiben sind.

Lateinamerikanische Schwellenländer Reales BIP zum Vorjahr in Prozent

2023

Lateinamerikanische Schwellenländer In Lateinamerika ist in den kommenden beiden Jahren mit geringen Produktionszuwächsen zu rechnen. 2023 werden die lateinamerikanischen Schwellenländer um +1,7 % wachsen. Für das Jahr 2024 geht die Erwartung von +1,1 % aus und bleibt auch 2025 mit +1,9 % auf einem Niveau, bei dem die Probleme von Schwellenländern eher größer als kleiner werden.

© by Heinze GmbH, September 2023

2025

3,2

Brasilien

1,4

1,6

2,3

Mexiko

1,4

2,0

-2,6

Argentinien

-1,8

1,6

1,2

Kolumbien

1,6

2,4

-0,2

Chile

1,7

2,0

0,9

Peru

2,2

2,8

1,7

Lateinamerika

1,1

1,9

Japan Die gesamtwirtschaftliche Produktion in Japan legte im 1. Halbjahr 2023 deutlich zu, sodass das Bruttoinlandsprodukt im II. Quartal überraschend heftig um +1,5 % wuchs. Das war vor allem eine Folge stark steigender Exporte und schrumpfender Importe. Die positive Entwicklung der Exporte ist auch eine Folge der niedrigen Zinsen. Der Kapitalabzug führte zu einer Entwertung des Yen und machte japanische Waren damit wettbewerbsfähiger. Nach einem Zuwachs von +2,3 % im laufenden Jahr wird sich das Wachstum 2024 (+1,1 %) und 2025 auf +1,3 % wieder etwas abschwächen. Die Kerninflation ist mit +4,3 % im internationalen Vergleich relativ gering, aber für ein Land, das die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen nahe Null halten möchte, eine große Herausforderung.

2024

IfW, Institut für Weltwirtschaft, 05.09.2023

Afrika Die Wachstumsprognose für den afrikanischen Kontinent fällt für 2023 mit +4,3 % hoch aus. Mit einer prognostizierten Wachstumsrate von gut drei Prozent bleibt die Subsahara-Afrika-Region im internationalen Vergleich auch 2024/25 eine Wachstumsregion. Ausgewählte Länder Afrikas Reales BIP zum Vorjahr in Prozent

2023

2024

2025

6,6

Ägypten

4,2

4,5

2,5

Algerien

2,5

2,5

3,0

Nigeria

3,2

3,5

6,0

Äthiopien

5,8

5,5

2,3

Südafrika

1,4

1,5

4,3

Afrika

3,3

3,5

IfW, Institut für Weltwirtschaft, 05.09.2023

Russland Das IfW schätzt die Aussichten für Russland als naturgemäß unsicher ein. Die Belastung durch den Krieg wird mehr und mehr im Staatshaushalt und in der Leistungsbilanz sichtbar. Eine nachhaltige wirtschaftliche Expansion erscheint unter diesen Bedingungen kaum vorstellbar. Nach +2,0 % Zuwachs in diesem Jahr liegt die Erwartung für die kommenden beiden Jahre bei einem halben Prozent oberhalb der Nulllinie.

7


Internationale Konjunktur Osteuropa

EURO - Länder

Nach einem schwachen Wachstum der osteuropäischen Beitrittsländer von +0,5 % im laufenden Jahr scheinen die meisten Länder Osteuropas den ökonomischen Schock des Angriffskrieges auf die Ukraine größtenteils verdaut zu haben. Die Wirtschaftsleistung wird im Jahr 2024 um +2,3 % erneut zulegen und im Jahr 2025 sogar wieder Wachstumsraten erreichen, die dem des Vorkrisenniveaus entsprechen und bei drei Prozent und mehr liegen.

Reales BIP zum Vorjahr in Prozent

2023

2024

2025

-0,3

Deutschland

1,4

1,6

1,0

Frankreich

1,4

1,6

0,7

Italien

0,5

0,9

2,3

Spanien

1,7

1,8

0,5

Niederlande

1,2

1,6

1,1

Belgien

1,3

1,4

0,1

Österreich

0,7

1,3

-0,9

Irland

3,1

4,1

0,5

Finnland

1,4

1,4

Osteuropäische - EU Mitgliedsländer

2,4

Portugal

1,8

2,0

Reales BIP zum Vorjahr in Prozent

2023

1,6

Griechenland

2,4

2,8

2024

2025

0,3

Luxemburg

1,8

2,4

2,3

Slowenien

2,9

3,2

0,6

EUROLAND

1,4

1,7

-0,5

Polen

1,9

3,7

-0,1

Tschechien

2,0

3,2

-0,9

Ungarn

1,6

3,1

2,8

Rumänien

3,2

4,0

0,3

Litauen

3,2

2,8

1,9

Bulgarien

2,9

3,9

0,8

Lettland

2,1

2,8

-2,3

Estland

1,5

3,4

0,5

Beitrittsländer

2,3

3,5

IfW, Institut für Weltwirtschaft, 05.09.2023 und IWF

Euro-Länder Nach einer eher mäßigen Expansion der Wirtschaftsleistung in der ersten Jahreshälfte deuten viele Konjunkturindikatoren des Euroraumes darauf hin, dass sich die Konjunkturaussichten wieder verdunkeln. Die Erwartung für das Jahr 2023 liegt bei +0,6 %. Die Wachstumsraten von +1,4 % in 2024 und +1,7 % in 2025 reichen nicht aus, um die Rückschläge der vorangegangenen Krisen aufzuholen.

IfW, Institut für Weltwirtschaft, 05.09.2023

Frankreich Frankreichs Wirtschaft steht aktuell mit einem Wachstum von +0,5 % im II. Quartal sehr gut da. Etwas sorgenvoll sieht man allerdings zum wichtigen Handelspartner Deutschland. Grundsätzlich besteht ein hohes Vertrauen in die deutsche Wirtschaft, doch wird sich die aktuelle Wachstumsschwäche in Deutschland irgendwann auch in Frankreich niederschlagen. Insgesamt beschäftigen rund 30.000 deutsche Unternehmen in Frankreich 352.000 Mitarbeiter. In der Bundesrepublik sind etwa 57.000 französische Firmen mit mehr als 400.000 Mitarbeitern vertreten. Darüber hinaus beeinflussen sich die Länder gegenseitig durch ihre Handelsbeziehungen. Großbritannien Im August erhöhte die Bank of England ihren Leitzins auf 5,25 % und damit auf das höchste Niveau seit 15 Jahren. Die Verbraucherpreise stiegen im Juli noch um +7,9 %. Laut IWF soll das Wachstum auf der Insel in diesen Jahren bei +4,9 % liegen. Die Preise

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Internationale Konjunktur von Wohnimmobilien fielen im Juni um -3,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Zinsbindung ist in der Regel mit fünf Jahren sehr kurz. Viele Immobilienbesitzer müssen im kommenden Jahr ihre Kreditschulden refinanzieren und in der Regel deutlicher höhere Lasten tragen. Spanien Die spanische Wirtschaft wuchs im Jahr 2022 um +2,5 %. Nach Auslaufen der Corona-Nachholeffekte liegt die Erwartung nur noch bei knapp zwei Prozent. Neben starken Umsatzzuwächsen im Tourismus hat auch der Export von Gütern und Dienstleistungen zugenommen. Eine schnell eingedämmte Inflation und niedrige Lohnkosten haben die Wettbewerbsfähigkeit verbessert. Die hohe Arbeitslosigkeit ist mit 13,3 % immer noch die höchste in der EU. Probleme des Landes liegen in den niedrigen Ausgaben für Forschung und Entwicklung und dem vergleichsweise niedrigen Ausbildungsniveau. Das Pro-Kopf-Einkommen Spaniens liegt um -17,0 % unter dem Durchschnitt der Eurozone. Griechenland Griechenland entwickelt sich zunehmend vom Pleitestaat zum Wachstumsstar der EU. Das Wachstum (2024: +2,4 %) ist doppelt so kräftig wie im Durchschnitt der EU. Die Staatsverschuldung ist von gut 200 % auf nahezu 150 % gesunken. Bis 2026 will die Regierung die Verschuldung auf 135 % zurückführen. Die Kreditwürdigkeit des Landes wurde auf „BB+“ angehoben und die Aktienkurse gehen durch die Decke. Dem Tourismusboom trübt der Klimawandel mit vielen Waldbränden und den Überschwemmungen die Stimmung ein.

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Internationale Zinsen Die Notenbankzinsen werden wohl nur noch wenig erhöht. Die Notenbanken in den großen fortgeschrittenen Volkswirtschaften (FED, EZB) haben auf den starken Anstieg der Inflation recht spät, dann aber mit einer historisch sehr steilen Anhebung der Leitzinsen reagiert. Nach Ansicht des IfW kommt es möglicherweise noch zu kleineren Zinsschritten, aber der Höhepunkt der Leitzinsanhebung ist weitgehend erreicht. Für den Verlauf des kommenden Jahres sind dann bei nachlassender Inflation und mäßiger konjunktureller Expansion allmähliche Zinssenkungen wahrscheinlich. Euro-Kurs Der Euro stieg im Juli auf 1,118 $/€. Auslöser für die Stärke des Euros waren gedämpfte Zinserwartungen in den USA. Von der EZB erwartet man noch ein bis zwei Zinsschritte und dann eine Ruhepause, während von der FED bald Zinssenkungen erwartet werden. Die Eurostärke ist damit der Dollarschwäche zu danken. Preisentwicklung Die Preisentwicklung im Euroraum war im Juli sehr unterschiedlich. Die Daten in Italien und Frankreich meldeten einen Rückgang der Inflation. In Deutschland stieg die Rate. Das wird auf Basiseffekte zurückgeführt (Neun-Euro-Ticket, Tankrabatt), die die Inflation im Vorjahr absenkten. Die Verbraucherpreise steigen im laufenden Jahr im Durchschnitt um +5,6 %. 2024 dürfte sich die Teuerungsrate jedoch mehr als halbieren (+2,6 %). Das IfW erwartet für 2025, dass die Inflationsrate mit 2,2 % wieder beim Inflationsziel der Europäischen Zentralbank liegen wird.

9


Internationale Konjunktur Zinsentwicklung im Euroraum Der Einlagenzins im Euroraum erreichte im August 4,25 %. Zwar sinkt die Inflationsrate nur langsam, aber sie fällt kontinuierlich. Somit gehen Experten auch davon aus, dass der Einlagenzins mit 4,25 % seinen Höhepunkt erreicht hat. Im EZB-Rat wird man zunehmend die schwache wirtschaftliche Dynamik in den Fokus nehmen. Die zeigt sich vermehrt in verschiedenen Frühindikatoren. Mit einer Zinssenkung wird erst gerechnet, wenn sich auch bei den Preisen für Dienstleistungen eine sinkende Tendenz abzeichnet. Damit wird erst zum Ende des Jahres 2024 gerechnet. Im Jahr 2025 werden aber Zinssenkungen erwartet. Das IfW unterstellt in seiner Prognose für das Jahr 2024 überwiegend einen Zinssatz von 4,25 %, der erst im IV. Quartal auf 4,00 % sinkt. Mit Beginn des Jahres 2025 fällt er jedoch auf +3,50 % und danach sukzessive bis zum Ende des Jahres auf +2,75 %. Die langfristigen Zinsen liegen 2024 bei +2,6 % und 2025 bei 2,5 %. Nach dem Schock des laufenden Jahres und der aktuellen Gewöhnungsphase an das neue Zinsniveau ist somit im Verlauf der Jahre 2024 und 2025 mit einer fortschreitenden Zurückbildung der Bremseffekte durch Zinserhöhungen zu rechnen.

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Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland

Deutsche Konjunktur deutschen Industrie auf. Chinesische Anteilsgewinne und deutsche Anteilsverluste gehen oft Hand in Hand. Kamen im Jahr 2000 noch 2,5 % der EU-Importe an hochwertigen Industriewaren aus China, so stieg deren Anteil bis 2022 auf 13,0 %. Demgegenüber sank der Anteil Deutschlands an entsprechenden Exporten in die EU von 17,7 % auf 15,5 %.

Außenhandel – auf Hoch folgt Tief Die Exporte von Waren und Dienstleistungen gingen im II. Quartal 2023 im Vergleich zum Vorquartal um -1,1 % zurück. Der Export von Konsumgütern fiel infolge der weltweit verhaltenen Konsumnachfrage. Bei energieintensiven Produkten setzte sich der negative Trend fort. Im Jahr 2023 sinken die Exporte in ähnlicher Größenordnung, übertreffen im Jahr 2024 mit +0,5 % nur knapp die Vorjahreswerte und setzen erst 2025 zu einer moderaten Belebung an (+3,6 %) an. Die Importe blieben hingegen im II. Quartal konstant. Für das III. Quartal erwartet man auch bei den Importen einen Rückgang, der sich im gesamten Jahr auf -1,9 % belaufen wird. 2024 entwickeln sich die Importe (+0,9 %) ähnlich schwach wie die Exporte (+0,5 %) und legen erst im Jahr 2025 kräftiger zu (+4,3 %).

Exporterwartungen „Die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hat sich leicht verschlechtert. Die ifo Exporterwartungen fielen im August auf -6,3 Punkte von -6,0 Punkten im Juli. Die deutschen Exporteure kämpfen weiterhin mit einer schwachen Weltnachfrage“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. „Zudem beklagen immer mehr Unternehmen, dass ihre weltweite Wettbewerbsfähigkeit leide.“ (K. Wohlrabe, ifo).

Die Produzenten in China treten inzwischen verstärkt auf den Heimatmärkten der Exporte und Exporterwartungen

Export- und Importklima

Exporte real in Prozent (linke Skala); Saldo der Erwartungen

Export- und Importklima, (Veränderung der Indexpunkte) real in Prozent;

60

Exporte

Exporterwartungen

2

40

1

20

0

0

-1

-20

-2

Exportklima -40

-3

-60

Importklima

-4 1/19 7/19 1/20 7/20 1/21 7/21 1/22 7/22 1/23 7/23

1/19 7/19 1/20 7/20 1/21 7/21 1/22 7/22 1/23 7/23 Saldo der Erwartung über die Exporte aus „zunehmend“ und „abnehmend“ ist auf der Nulllinie ausgewogen. Ex- und Importklima: der deutschen Wettbewerbssituation im Verhältnis zu der in Liefer- bzw. Abnehmerländern Quelle: ifo-Institut

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Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland Geschäftsklima Ifo-Institut „Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat sich weiter eingetrübt. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im August auf 85,7 Punkte gefallen, nach 87,4 Punkten im Juli. Das ist der vierte Rückgang in Folge. Ifo-Geschäftsentwicklung der gewerblichen Wirtschaft

Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fiel auf den niedrigsten Stand seit August 2020. Zudem blicken die Unternehmen pessimistischer auf die kommenden Monate. Die Durststrecke der deutschen Wirtschaft verlängert sich.“ (C. Fuest, ifo) Ifo-Geschäftsentwicklung der Branchen der gewerblichen Wirtschaft

105

30

100

10

95

-10

90 85

-30

Lage

80

Erwartung

-70

70 01/21

07/21

01/22

Insgesamt Verarbeit. Gew. Einzelhandel

-50

Klima

75

07/22

01/23

07/23

2101

2107

2201

Bauhauptgewerbe Großhandel 2207

2301

2307

Quelle: ifo-Institut, Konjunkturtest

Geschäftsklima Ifo-Institut: Branchen „Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Geschäftsklimaindex gefallen. Die Unternehmen waren insbesondere mit den laufenden Geschäften weniger zufrieden. Der entsprechende Indikator rutschte erstmals seit Oktober 2020 in den negativen Bereich. Die Erwartungen blieben merklich pessimistisch. Die Unternehmen klagten über immer weniger Neuaufträge. Im Dienstleistungssektor hat sich das Geschäftsklima merklich abgekühlt. Die Dienstleister waren deutlich weniger zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage. Sie erwarten zudem eine weitere Eintrübung. Im Handel ist der Index ebenfalls gesunken. Die Händler beurteilten ihre aktuelle Lage deutlich negativer. Auch der Ausblick verdüsterte sich weiter.

Unternehmen waren merklich unzufriedener mit den laufenden Geschäften. Zudem greift der Pessimismus für die kommenden Monate immer mehr um sich.“ (C. Fuest, ifo) Ifo-Geschäftsentwicklung der Bauwirtschaft 50

30 10

-10 -30

Lage Klima

-50

Erwartung

-70 01/21

07/21

01/22

07/22

01/23

07/23

Quelle: ifo-Institut, Konjunkturtest

Im Bauhauptgewerbe setzte der Geschäftsklimaindikator seine Talfahrt fort. Die

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Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ZEW-Konjunkturerwartungen „Die ZEW-Konjunkturerwartungen steigen für Deutschland in der aktuellen Umfrage vom August 2023 leicht an. Sie liegen mit minus 12,3 Punkten um 2,4 Punkte über dem Wert des Vormonats.

Erwartung

Die Einschätzung der gegenwärtigen konjunkturellen Lage verschlechtert sich hingegen stark. Sie sinkt um 11,8 Punkte und liegt aktuell bei minus 71,3 Punkten. Vergleichbar schlecht war die Einschätzung der konjunkturellen Lage für Deutschland zuletzt im Oktober 2022.“ (ZEW-Präsident Wambach). Aktuelle Lage

100

50

80

25

60 40

0

20

-25

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-75

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-100

Jan 20Jul 20Jan 21Jul 21Jan 22Jul 22Jan 23Jul 23 Quelle: ZEW

Jan 20Jul 20Jan 21Jul 21Jan 22Jul 22Jan 23Jul 23

Volumenindex des Auftragseingangs im Verarbeitenden Gewerbe

Nachfrage sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland kräftig zurück. Gemäß Angaben des Statistischen Bundesamtes sind der Auftragsbestand und die Auftragsreichweite zwar seit einigen Monaten tendenziell rückläufig, aber nach wie vor auf hohem Niveau (DBB).

Der industrielle Auftragseingang erhöhte sich im II. Quartal zwar leicht gegenüber dem Vorquartal. Das lag jedoch ausschließlich an Großaufträgen. Ohne diese ging die

Volumenindex des Auftragseingangs im Verarbeitenden Gewerbe (2015=100) 2005 – 2023

2021 – 2023

130

140

120

130 120

110

110

100

100

90

90

80

80

70

60 2005

70 60 2010

2015

2020

Kalender- und saisonbereinigt

2021

2022

2023

Kalender- und saisonbereinigt

Monatswert

Quelle: Statistisches Bundesamt

© by Heinze GmbH, September 2023

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Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland (+1,3 %) geringer als zunächst angenommen (+2,7 %). 2025 setzt sich die Belebung mit ähnlich schwacher Dynamik fort.

Prognose zur Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Die folgende Darstellung der Verwendung des Inlandsproduktes in realen Werten zeigt zunächst die Prognose des IfW für die Jahre 2023 bis 2025. Dem folgt eine Darstellung der Bedeutung der volkswirtschaftlichen Sektoren für das BIP in nominalen Werten des Jahres 2024.

Bei den Staatsausgaben macht sich der Rückbau der coronabedingten Ausgaben in 2023 bemerkbar. Die privaten Ausgaben und die Ausrüstungsinvestitionen stützen ab 2024 die Konjunktur. Die Bauinvestitionen werden voraussichtlich erst ab 2025 wieder einen positiven Beitrag zur Konjunktur leisten.

Nach einer Rezession im laufenden Jahr (-0,5 %) wird der Zuwachs im Jahr 2024

Prognose des IfW vom 05.09.2023 für Deutschland Private

6,0

4,0

3,9 2,1

2,0

Staat

2022

2023

2024

2025

1,4

1,6

Investitionen

Ausrüstungen

Bauten

Importe

4,6 4,3

4,0 2,8

0,1

4,3

3,6

3,3

2,9 2,0

1,8 0,9

0,5

0,3

-0,3

-0,6 -2,0

BIP

6,6

1,5 1,7

0,0

Exporte

-1,8 -2,0

-2,4

-1,3 -2,4

1,3 1,5

-0,5 -1,9

-4,0

Quelle: IfW vom 05.09.2023

Bedeutung der volkswirtschaftlichen Sektoren für das BIP (nominal 2024) 2.500

2.184

2024

2.000 1.500

928

1.000

1.969

1.779

901 292

500

461

189

0 Private

Staat

Investitionen

Ausrüstungen

Bauten

Exporte

Importe

Außenbeitrag

Quelle: IfW vom 05.09.2023

Produktion – Licht und Schatten Derzeit wirken hemmende und stützende Faktoren auf die Produktion ein. Auch wenn die Energiepreise erheblich gefallen sind, so bleiben die vergleichsweise hohen Energiepreise ein Wettbewerbsnachteil, der tendenziell zu Produktionsverlagerungen führt. Das industrielle Exportgeschäft leidet unter der globalen Investitionsschwäche. Der Baubereich hat sich von den gestiegenen Finanzierungskosten noch nicht erholt. © by Heinze GmbH, September 2023

Der hohe Auftragsbestand stützt die Konjunktur, zumal Materialengpässe deutlich weniger geworden sind. Infolge der Belebung der internationalen Konjunktur und der Kaufkraftzuwächse im Inland wird die Produktion in den Jahren 2024 und 2025 wieder zulegen. Hemmende Faktoren verlieren weiter an Einfluss, während die konjunkturfördernden Faktoren an Bedeutung gewinnen.

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Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland Ausrüstungsinvestitionen Die Ausrüstungsinvestitionen legten trotz schwacher Konjunktur im II. Quartal 2023 (+0,6 %) zu. Während die privaten Investitionen um -0,4 % geringer ausfielen, legten die öffentlichen Investitionen um +4,2 % zu. Der Auftragsbestand der Investitionsgüterhersteller liegt weiterhin ein Drittel über seinem langjährigen Durchschnitt. Die Produktion von Investitionsgütern ist zuletzt dennoch zurückgegangen. Insgesamt wird für das Jahr 2023 ein Zuwachs der Ausrüstungsinvestitionen +2,9 % erwartet. Im weiteren Prognosezeitraum dürften die Ausrüstungsinvestitionen um +4,6 % in 2024 und um +4,3 % in 2025 steigen (IfW). Bauinvestitionen Trotz schlechter Rahmenbedingungen legten die Bauinvestitionen im 1. Halbjahr 2023 deutlich zu. Im I. Quartal handelte es sich zum Teil um Nachholeffekte der witterungsbedingten Einbrüche im Dezember, während im weiteren Verlauf die hohen Auftragsbestände die Entwicklung der Investitionen gestützt haben dürften. Beides dürfte sich ebenfalls auf die Entwicklung der Fertigstellungen und des Bauvolumens auswirken. Die Perspektive für die 2. Jahreshälfte ist stärker von den aktuellen Einbrüchen geprägt. Das Neugeschäft für Wohnungsbaukredite ist in den letzten Monaten zwar wieder etwas angestiegen, doch ist es weit vom Niveau der Vorjahre entfernt. Man rechnet mit rückläufigen Bauinvestitionen bis in das Jahr 2024 hinein. Der Auftragsbestand im Bauhauptgewerbe liegt immer noch um 35 % über seinem langjährigen Mittelwert, doch nimmt er durch sinkende Auftragseingänge und steigende Stornierungsraten deutlich ab. Das IfW erwartet, dass die hohen Margen der vergangenen Jahre zunehmend unter Druck geraten. Nach © by Heinze GmbH, September 2023

einem Preisanstieg von +7,2 % im Jahr 2023 erwartet man 2024 für die Bauinvestitionen einen Preisrückgang um rund -3,0 % und für das Jahr 2025 einen moderaten Preisanstieg von +0,6 %. Bezüglich der Nachfrage nach Bauleistungen sind die Bauinvestitionen nur eingeschränkt nutzbar (siehe auch Abschnitt Bauvolumen). Sie enthalten keine Baumaßnahmen, die nicht zivil nutzbar sind (Militär). Andererseits enthalten sie Hoch- und Tiefbauausgaben. Im Wohnungsbau enthalten sie nur investive Maßnahmen und keine konsumtiven Ausgaben für Verschönerung.

Staatlicher Verbrauch Die Konjunkturschwäche macht sich in allen Teilen der Steuereinnahmen bemerkbar. Trotz steigender Löhne steigt die Lohnsteuer nicht im gleichen Umfang, da einige Abschlüsse erst im Laufe des Jahres wirksam werden und der Staat für Sonderzahlungen Abgabenfreiheit (Inflationsausgleichprämie) gewährt hat. Auch die stärkeren Zuwächse im Niedriglohnsektor führen wegen geringerer Steuersätze nicht in gleichem Umfang zu höheren Steuereinnahmen. Die Konsumschwäche und sinkende Bauinvestitionen treffen vor allem die Umsatzsteuer. Insgesamt dürften die Einnahmen des Staates 2023 um -3,7 % schwächer ausfallen als im Vorjahr. In einem ähnlichen Tempo entwickeln sich die Ausgaben, sodass der staatliche Verbrauch 2023 belastend auf die wirtschaftliche Entwicklung wirkt. Mit der Verbesserung der Einnahmensituation werden auch die Staatsausgaben im Jahr 2024 um +4,4 % zulegen. Privater Verbrauch Aktuelle Löhne und Gehälter stiegen im Jahr 2023 mit +9,6 % so kräftig wie nie zuvor im wiedervereinigten Deutschland. Unter Berücksichtigung von Zuwendungen und Abgaben wird das reale verfügbare Einkommen im laufenden Jahr noch um -0,6 % sinken. Erst im Jahr 2024 ist ein 15


Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland Zuwachs von +2,7 % zu erwarten. Auch wenn die Reallöhne das Vorkrisenniveau damit noch nicht erreicht haben, fasst der private Konsum wieder Tritt. Nach zwei Rückgängen in Folge stagnierte er im II. Quartal 2023. Man geht davon aus, dass damit die Talsohle durchschritten ist und die privaten Konsumausgaben im Jahr 2024 um +2,1 % und im Jahr 2025 um +1,4 % steigen werden nach einem Rückgang von -0,6 % im laufenden Jahr.

Arbeitslosenquote in %

Arbeitsmarkt Die Konjunkturschwäche ist auch am Arbeitsmarkt spürbar. Die Zahl der Arbeitslosen stieg seit Beginn des Jahres um 114.000 Personen auf 2,63 Mio. gemeldete Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag damit aktuell bei 5,7 %. Für die Jahre 2023 und 2024 wird eine jährliche Quote von 5,6 % erwartet. Im Jahr 2025 wird die Arbeitslosenquote erneut sinken (5,3 %). Die Erwerbstätigkeit wird im Prognosezeitraum altersbedingt ihren Zenit überschreiten. Aktuell liegt sie bei 45,94 Mio. Personen. Arbeitslose und Erwerbstätige in 1.000

9,0

3.500

8,0

3.000

46.500 46.000 45.500

7,0

2.500

6,0

2.000

5,0

45.000 44.500

1.500

4,0

2018

2019

2020

2021

2022

2023

Arbeitslosigkeit

44.000

Erwerbstätigkeit

43.500

1.000

43.000

2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023

Neue BL, DE, Frühere BL Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Ifo-Beschäftigungsbarometer im August leicht gesunken „Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen in Deutschland hat geringfügig nachgegeben. Das ifo Beschäftigungsbarometer sank im August auf 97,0 Punkte, nach 97,1 Punkten im Juli. „Einstellungs- und Entlassungspläne gleichen sich im Moment gerade aus“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. „Aufgrund der wirtschaftlichen Schwächephase halten sich viele Unternehmen mit Neueinstellungen zurück.“

© by Heinze GmbH, September 2023

Ifo-Beschäftigungsbarometer nach Sektoren 30

20 10 0 -10 -20 -30 -40 2018

2019

2020

Verarbeitung Handel

2021

2022

2023

Bau Dienstleistung

Quelle: ifo-Institut, Beschäftigungsbarometer

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Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland Inflation Nachdem die Inflationsrate im I. Quartal 2023 noch bei +8,2 % lag, sank sie im II. Quartal auf +6,5 %. Damit zeichnet sich eine deutliche Wende bei der Inflationsentwicklung ab. Die Verbraucherpreise lagen im II. Quartal nur noch um +3,3 % über dem Vorquartal. Für das III. Quartal wird erwartet, dass sie nur noch um 2,6 % steigen werden. Die Kerninflation lag im August mit +5,5 % weitgehend unverändert auf dem Niveau der Sommermonate. Die Kerninflationsrate schließt die Preise für Energie und Lebensmittel aus der Berechnung aus, da diese in stärkerem Maße Schwankungen unterworfen sind, deren Ursachen nicht unbedingt innerhalb der betrachteten Volkswirtschaft zu finden sind.

Aufgrund der sinkenden Energiepreise sind die Importpreise rückläufig (Juli: -13,2 %). Auch die Preise für Vorleistungsgüter lagen im Juli um ca. 10,0 % unter dem Vorjahresniveau. Diese Entwicklungen zeigen sich noch nicht bei den Investitions- und Konsumgütern. Es wird sich aber zeitversetzt auswirken. Der Preisauftrieb bei Dienstleistungen und Waren ist mit 5,0 % weiterhin stark ausgeprägt. Die Inflation wird auch von preistreibenden und preissenkenden Sondereffekten wie 49€-Ticket, Tankrabatt, Mehrwertsteuersenkung auf Gastronomiedienstleistungen, die Erhöhung der CO2-Preise und anderen Maßnahmen beeinflusst.

Strukturelle Probleme werden damit nicht überwunden. So galt der hohe Industrieanteil der deutschen Wirtschaft als Wettbewerbsvorteil. Obwohl die Energiepreise gefallen sind, liegen sie für den Erfolg im internationalen Wettbewerb immer noch hoch. Die schwache internationale Konjunktur belastet den Export und wachsender Protektionismus bremst die Exportmöglichkeiten des ehemaligen Exportweltmeisters. Die Zinswende belastet die Investitionstätigkeit und verstärkt die Investitionsschwäche. Es wurde erwartet, dass mit dem Rückgang des Krankenstandes und der Entspannung bei den Lieferengpässen im Vergleich zum Vorjahr die deutsche Wirtschaft kräftiger aus der Krise herauswächst. Indikatoren sprechen aber dafür, dass die wirtschaftliche Dynamik auch in der 2. Jahreshälfte 2023 schwach bleiben wird. Somit wurde auch die Wachstumsprognose für das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr auf -0,5 % abgesenkt (Sommerprognose: -0,3 %). Im Jahr 2024 dürfte das Bruttoinlandsprodukt um +1,3 % wachsen und 2025 um +1,5 %. Mittelfristig werden für die deutsche Wirtschaft niedrige Wachstumsraten um etwa ein Prozent erwartet.

Im laufenden Jahr wird die Inflation noch relativ hoch bei +6,0 % liegen. Das IfW erwartet für 2024 und 2025, dass sich die Inflationsrate mehr als halbiert. Mit 2,1 % wird sie wieder beim Inflationsziel der Europäischen Zentralbank liegen. BIP Insgesamt wird das Entlastungspaket von der deutschen Wirtschaft von Experten begrüßt. Sie sind mit der Richtung zufrieden, aber nicht mit dem Umfang. © by Heinze GmbH, September 2023

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