Heinze Marktbericht Dezember 2023 (DEMO)

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Marktbericht Aktuelle Baumarktentwicklungen, Genehmigungs- und Fertigstellungsprognose Dezember 2023


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Inhalt Allgemeine Wirtschaftsentwicklung .......................................................................................................... 4 Internationale Konjunktur ........................................................................................................................ 4 Deutsche Konjunktur ................................................................................................................................. 9 Entwicklung der Baukonjunktur ................................................................................................................ 17 Bauvolumensrechnung, Übersicht ....................................................................................................... 17 Rahmenbedingungen, allgemein ......................................................................................................... 19 Entwicklung des Baugewerbes: HOCHBAU ....................................................................................... 20 Wohnbau ......................................................................................................................................................... 22 Zusammenfassung Wohnbau ................................................................................................................ 22 Rahmenbedingungen .............................................................................................................................. 23 Wohnungsbau ........................................................................................................................................... 23 Entwicklung des Baugewerbes im Wohnbau .................................................................................... 25 Neubau - Eigenheime .............................................................................................................................. 27 Neubau - Mehrfamilienhäuser .............................................................................................................. 33 Sonstige Wohnungen im Wohnungsbestand und im Nichtwohnbau ....................................... 39 Wohnungsbau insgesamt ....................................................................................................................... 41 Bauvolumen – Wohnbau ........................................................................................................................ 44 Nichtwohnbau ............................................................................................................................................... 46 Zusammenfassung Nichtwohnbau ...................................................................................................... 46 Rahmenbedingungen, Nichtwohnbau ................................................................................................ 47 Auftragseingänge des Baugewerbes im Nichtwohnbau ................................................................ 48 Neubau – Industrielle Betriebsgebäude ............................................................................................. 52 Neubau – Wohnähnliche Betriebsgebäude ....................................................................................... 59 Neubau – Landwirtschaftliche Betriebsgebäude.............................................................................. 67 Neubau Nichtwohnbau insgesamt ...................................................................................................... 71 Bauvolumen – Nichtwohnbau ............................................................................................................... 73 Tiefbau ............................................................................................................................................................. 76 Baugewerbe................................................................................................................................................ 76 Bauvolumen – Tiefbau ............................................................................................................................. 79 Gesamtüberblick ........................................................................................................................................... 81 Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................................................ 85

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Internationale Konjunktur

Allgemeine Wirtschaftsentwicklung Internationale Konjunktur Ausblick und aktuelles Wachstum Im Economic Outlook des IWF vom Oktober 2023 werden die Erwartungen der Herbstprognose des IfW weitgehend bestätigt. Das globale Wachstum wird von schätzungsweise +3,5 % im Jahr 2022 auf +3,0 % in 2023 und +2,9 % im Jahr 2024 leicht absinken. Für 2025 wird die Weltwirtschaft wieder etwas stärker wachsen (+3,2 %). Weltwirtschaft im Überblick BIP) Veränderungsraten des realen BIP zum Vj. in %

2023

2024

2025

1,5

Fortgeschr. Volksw.

1,4

1,8

4,0

Sonstige Länder

4,0

4,1

0,7

Euroraum

1,2

1,8

5,2

Schwellenl. Asien

4,8

4,9

2,4

Schwellenl. Europa

2,2

2,5

2,3

Lateinamerika

2,3

2,4

2,0

Mittlerer Osten

3,4

3,9

3,0

Welt

2,9

3,2

IWF, World Economic Outlook Oktober 2023

Für die fortgeschrittenen Volkswirtschaften fällt die Abschwächung im Euroraum schwächer aus als erwartet, während sich die wirtschaftliche Dynamik in den USA kräftiger entwickelt. Für die Schwellen- und Entwicklungsländer wurde eine leichte Abwärtskorrektur (-0,1 %) vorgenommen, die die Krise im Immobiliensektor in China widerspiegelt. Die mittelfristigen Prognosen für das globale Wachstum sind mit +3,1 % so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr, und die Aussichten für ärmere Länder, zu einem höheren Lebensstandard aufzuschließen, sind gering.

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Die globale Inflation wird voraussichtlich von +8,7 % im Jahr 2022 auf +6,9 % im Jahr 2023 und in der Folge nur noch um etwa einen Prozentpunkt sinken. Weltwirtschaft im Überblick (Inflation) Verbraucherpreise zum Vorjahr in Prozent

2023

2024

2025

4,6

Fortgeschr. Volksw.

3,0

2,2

8,5

Sonstige Länder

7,8

6,2

5,6

Euroraum

3,3

2,2

2,6

Schwellenl. Asien

2,7

2,9

18,9

Schwellenl. Europa

19,9

16,1

13,8

Lateinamerika

10,7

7,3

18,0

Mittlerer Osten

15,2

10,5

15,8

Sub-Sahara

13,1

9,4

6,9

Welt

5,8

4,6

IWF, World Economic Outlook Oktober 2023

Die Inflation sinkt etwas schwächer als ursprünglich angenommen, weil sie sich vor allem in den Schwellenländern stärker festgesetzt hat. In den meisten Fällen dürften die Inflationsziele erst wieder im Jahr 2025 erreicht werden. Preissturz am Ölmarkt Das Ölkartell OPEC sagte Ende November überraschend ein geplantes Meeting ab. Saudi-Arabien war mit dem Förderverhalten anderer Mitglieder unzufrieden. Während sie selber die Förderung drosselten, um den Ölpreis zu stabilisieren, erhöhten andere Mitglieder des Kartells ihre Förderung. In der Summe führte das dazu, dass trotz der freiwilligen Förderkürzungen Saudi-Arabiens im Oktober mehr produziert wurde. Zudem machen sich neue Konjunktursorgen bereit. Die chinesische Wirtschaft erholt sich langsamer als erhofft. 4


Internationale Konjunktur Auch die US-Wirtschaft dürfte etwas weniger stark wachsen. Die Preise sanken unter 80 $/b der Marke Brent. Das lag noch unter dem Preisniveau vor dem Hamas-Anschlag auf Israel. Pessimistische Szenarien gingen infolge des neuen Nahostkonfliktes sogar von möglichen Ölpreisen weit über der Hundert-Dollar-Marke aus. Zur Konjunkturampel Das farbliche Bild der Konjunkturampel 2023/24 verharrt weitgehend in der gelben Warnstufe. Der staatliche Verbrauch wird sich aufgrund der Probleme mit den Sonderhaushalten bestenfalls noch halten können, so dass die erwarteten positiven Impulse insgesamt weniger werden, zumal auch private Investitionen davon betroffen sind. Näheres dazu im deutschen Konjunkturteil. Im Baubereich ist man noch weit von einem Aufschwung entfernt, aber jüngste Daten zeigen, dass die pessimistischen Prognosen eher dem Gefühl des Augenblicks entsprachen als der Analyse. Das Farbbild zeichnet somit weiterhin die Erwartung einer leicht rezessiven Entwicklung im laufenden und einer moderat prosperierenden Entwicklung im Jahr 2024. Aufgrund der Prognosen für das Jahr 2025 schließen wir den Vergleich 2024/25 an. Die konjunkturelle Erwartung ist moderat aufwärtsgerichtet. Mit sinkenden Preisen und einer weitgehend stabilen bis leicht rückläufigen Zinsentwicklung bauen sich die Hemmfaktoren im Baubereich ab und lassen wieder mehr Raum für den weiterhin hohen Bedarf.

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Ampel der Baukonjunktur im ökonomischen Umfeld 2024/2025 Heinze Marktforschung - Dezember 2023 Einfluss auf den BINNENMARKT: Einfluss auf den BINNENMARKT: Weltwirtschaft, nominal 2025 Weltwirtschaft, real 2024 2025 Rohstoffpreise o o Welthandel o o Wechselkurse o o Export o + Zinsen o + Import o o

o

Einfluss auf den BAUMARKT: Binnenkonjunktur, nominal Erzeugerpreise o + Verbraucherpreise o + Kapitalzinsen + ++ | | o o

o

o

Einfluss auf den BAUMARKT: Binnnekonjunktur, real Investitionen o + Staatsverbrauch o o Privater Verbrauch + + | | + +

BAUKONJUNKTUR NACH SEKTOREN BAUVOLUMEN

o

o

WOHNUNGSBAU

-

o

WIRTSCHAFTSBAU

o

o

OEFFENTL. BAU

o

o

+

++

o

+

Baupreise o + Hypothekenzinsen + ++ Förderung o o Mieten ++ ++ Nominal, Finanzierung Einfluss auf den BAUMARKT:

Wohnungsbau o + Wirtschaftsbau o + Öffentlicher Bau o + Kapazität / Baustoffe o + Real, Bedarf und Kapazität Einfluss auf den BAUMARKT:

Einfluss: ++ = stark positiv; + = positiv; o = neutral; - = negativ; -- = stark negativ.

Zeitenwende in der Weltwirtschaft Was für Sterbliche das Herz-KreislaufSystem ist, ist für die Weltfinanzbranche die Rendite der US-Staatsanleihen. Die Anleiheform ist 26 Billionen Dollar schwer und damit etwa um das Siebenfache größer als das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands. Die Renditen sind drastisch gestiegen und lagen Ende Oktober bei ca. fünf Prozent. Dies ist ein untrügliches Zeichen für eine neue weltwirtschaftliche Ära. Geld hat wieder einen Preis. Mit einer Anleiherendite von fünf Prozent bewegen sich die Märkte auf einen kritischen Bereich zu. Experten gehen davon aus, dass der Zerstörungsprozess bei sechs Prozent beginnt. Dann würden zunächst Hedgefonds und Kreditfonds ins Wanken geraten, die sich zu viele Risiken aufgeladen haben. Zudem schleichen sich die Kapitalmarktzinsen wie Gift in verschiedene wirtschaftliche Bereiche. Staaten können nicht mehr so leicht Rettungspakete auflegen und hoch verschuldete Staaten wie Italien bekommen Probleme, ihre Anleihen zu refinanzieren. Das gilt in ähnlichem Umfang auch für Immobilieninvestoren und gewerbliche 5


Internationale Konjunktur Investoren. Darauf dürften auch Zentralbanker ein Auge haben, und mit sinkenden Inflationsraten und drohender Wachstumsschwäche ist vorerst nicht mit weiteren Leitzinssteigerungen zu rechnen. USA – hält starkes Wachstum an? Im III. Quartal 2023 war das US-Wachstum aufs Jahr hochgerechnet um +4,9 % gestiegen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erhöhte seine Wachstumsprognose für die USA für das Jahr 2023 auf +2,1 %. Auch im Jahr 2024 soll die US-Wirtschaft noch um +1,5 % wachsen. Pessimistische Experten verweisen darauf, dass die hohen Zinsen die Immobilienmärkte bereits stark beschädigt haben und in den kommenden Monaten auch auf die Investitionsfreude der Unternehmen drücken könnten. Eine Rezession sei noch immer nicht endgültig abgewendet. Gefahr drohe vor allem dann, wenn die Notenbanken die Zinsen weiter anheben müssten. China – schwächer als erwartet Das Exportgeschäft Chinas leidet unter der schwachen weltwirtschaftlichen Konjunktur. Die Exporte sanken im Oktober um -6,4 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Importe stiegen hingegen um +3,0 %. Hierbei handelt es sich weniger um Konsumgüter als um Rohstoffe, was auf eine Erholung der inländischen Industrie hindeuten könnte. Die Daten weisen nicht nur widersprüchliche Entwicklungen auf, es ist auch schwer einzuschätzen, wie zuverlässig sie sind. In jedem Fall wächst Chinas Wirtschaft nach dem Ende der NullCovid-Politik deutlich langsamer als erwartet. Japan – starker Einbruch

(-0,6 %), nicht aber mit einem Rückgang von -2,1 %. Die weltwirtschaftliche Nachfrageschwäche und die hartnäckige Inflation belasteten die Exporte und den inländischen Konsum. Ein Absinken von Japans Wirtschaft in die Rezession wird nicht mehr ausgeschlossen. Lateinamerikanische Schwellenländer In der Verzweiflung haben Verzweiflungstaten Konjunktur. Argentinien wäre nicht der erste Staat, der einsieht, die eigene Währung nicht kontrollieren zu können und deshalb den Dollar einführt. Ecuador und El Salvador schafften ihre Währungen bereits vor 20 Jahren ab und führten den Dollar ein. Argentinien fehlen für einen solchen Schritt die Währungsreserven. Noch ist nicht erkennbar, wie der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei zu solider Wirtschaftspolitik und wachstumsorientierten Strukturreformen finden wird. Klarer sind die Verhältnisse in Mexiko. Das Land profitiert vor allem von der Verlagerung von Produktionsstätten in die Nähe der USA. Auch Ratingagenturen und Investmentbanken feiern Mexiko als neuen Champion Lateinamerikas. Verbraucher haben Zuversicht gewonnen und Gewinne werden im eigenen Land reinvestiert. Lateinamerikanische Schwellenländer Reales BIP zum Vorjahr in Prozent

2023

2024

2025

3,0

Brasilien

1,4

1,8

3,2

Mexiko

2,0

2,1

-2,6

Argentinien

-2,8

1,9

1,2

Kolumbien

1,6

2,6

-0,1

Chile

1,5

2,2

0,1

Peru

2,2

2,8

1,9

Lateinamerika

1,1

2,0

IfW, Institut für Weltwirtschaft, 13.12.2023

Japans Wirtschaft war im II. Quartal 2023 um +4,5 % gewachsen. Für das III. Quartal hatte man mit einer Abkühlung gerechnet © by Heinze GmbH, Dezember 2023

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Internationale Konjunktur Europa Nachdem die EU-Wirtschaft gut aus der Pandemie 2021/22 herauskam, hat sie 2023 an Schwung verloren. Das reale BIP schrumpfte im IV. Quartal 2022 leicht und wuchs im laufenden Jahr kaum noch. Wie in anderen Weltregionen dämpfte die Inflation den Konsum und der Außenhandel erhielt vom Welthandel wenig Unterstützung. Auch die Geldpolitik hinterlässt zunehmend Bremsspuren und die fiskalische Unterstützung läuft teilweise aus. Osteuropäische - EU Mitgliedsländer Reales BIP zum Vorjahr in Prozent

2023

2024

2025

0,5

Polen

3,1

3,6

-0,5

Tschechien

0,8

2,8

-0,7

Ungarn

1,9

3,0

2,2

Rumänien

3,0

3,6

-0,2

Litauen

2,0

2,5

1,9

Bulgarien

2,1

3,4

-0,4

Lettland

1,2

2,6

-3,5

Estland

-0,3

2,7

0,7

Beitrittsländer

2,3

3,2

IfW, Institut für Weltwirtschaft, 13.12.2023

Die EU-Kommission liegt mit ihrer Herbstprognose für 2023 (+0,6 %) für die EU in dem Bereich der IfW-Prognose vom September. Ein Wachstum von +0,6 % erwartet die Kommission sowohl für die EU insgesamt als auch für den Euroraum. Dies ist ein Rückgang um -0,2 % gegenüber der Sommerprognose. Für die Zukunft wird mit einer leichten Erholung des Wachstums gerechnet, da sich der Verbrauch mit steigenden Reallöhnen erholt, die Investitionen weiterhin stützend wirken und die Auslandsnachfrage anzieht. Das BIP-Wachstum in der EU wird sich den Prognosen zufolge auf +1,3 % im Jahr 2024 verbessern, was immer noch unter dem Potenzial liegt und gegenüber der Sommerprognose um -0,1 % nach unten © by Heinze GmbH, Dezember 2023

korrigiert wurde. Für 2025 wird eine weitere Beschleunigung auf +1,7 % prognostiziert. Euro-Länder Nach einer eher mäßigen Expansion der Wirtschaftsleistung in der ersten Jahreshälfte deuten viele Konjunkturindikatoren des Euroraumes darauf hin, dass sich die Konjunkturaussichten wieder verdunkeln. Die Erwartung für das Jahr 2023 liegt bei +0,5 %. Die Wachstumsraten von +0,8 % in 2024 und +1,5 % in 2025 reichen nicht aus, um die Rückschläge der vorangegangenen Krisen aufzuholen. EURO - Länder Reales BIP zum Vorjahr in Prozent

2023

2024

2025

-0,1

Deutschland

0,9

1,4

0,8

Frankreich

1,0

1,6

0,7

Italien

0,2

0,8

2,4

Spanien

1,4

1,7

0,1

Niederlande

0,3

1,6

1,4

Belgien

1,2

1,4

-0,8

Österreich

-0,2

1,3

-2,1

Irland

-0,4

2,7

-0,4

Finnland

0,1

1,4

2,1

Portugal

0,6

1,7

2,2

Griechenland

2,3

2,8

-0,8

Luxemburg

1,4

2,0

1,4

Slowenien

1,6

2,8

0,5

EUROLAND

0,8

1,5

IfW, Institut für Weltwirtschaft, 13.12.2023

Preisentwicklung Die HVPI-Inflation hat im Oktober im Euroraum schätzungsweise einen Zweijahrestiefststand erreicht und wird den Prognosen zufolge über den Prognosehorizont hinweg weiter zurückgehen. In der EU wird die Gesamtinflation laut IWF voraussichtlich von +6,5 % im Jahr 2023 auf +3,7 % im Jahr 2024 und +2,4 % im Jahr 2025 sinken. Im Euroraum wird sie voraussichtlich von 7


Internationale Konjunktur +5,6 % im Jahr 2023 auf +3,3 % im Jahr 2024 und +2,2 % im Jahr 2025 sinken. Zinsentwicklung Die Europäische Zentralbank hat ihre Leitzinsen zuletzt im September um 25 Basispunkte angehoben. Laut Kommissionsbericht deutet der Euribor-Drei-MonatsFuture darauf hin, dass die kurzfristigen Nominalzinsen im Euroraum nach einem Höchststand von +4,0 % im Oktober bis Ende 2025 allmählich auf +3,0 % sinken werden. Europäische Zentralbanken außerhalb des Euroraums haben ihre Zinssätze seit September ebenfalls unverändert gelassen, während die Zentralbanken in einigen mittel- und osteuropäischen Ländern ihren geldpolitischen Kurs in letzter Zeit gelockert haben. Die kurzfristigen Realzinsen im Eurogebiet dürften gegen Jahresende positiv werden und bis Ende 2025 allmählich auf +1,0 % ansteigen. Die nominalen Langfristzinsen im Euroraum (10 Jahre) sind in den letzten Monaten gestiegen, da die Anleger höhere und längerfristige Leitzinsen eingepreist haben. Es wird erwartet, dass sie über den Prognosehorizont hinweg bei etwa +3,4 % bleiben werden.

© by Heinze GmbH, Dezember 2023

Kursentwicklung Die stärker fallenden Inflationsdaten aus den USA belasteten Anfang November den US-Dollar. Aufgrund der rückläufigen Teuerung rechnen viele Analysten mit einer weniger starken Zinsanhebung als zuletzt. Das gab dem Euro Rückenwind. Von einem Kurs in Höhe von 1,05 Euro/Dollar zu Beginn des Monats kletterte der Euro bis Ende November auf 1,10 Euro/Dollar. (HB) Hinzu kommt eine in der Tendenz weiter freundliche Stimmung an den Finanzmärkten. Vor dem Hintergrund der allgemein freundlichen Marktstimmung sind vergleichsweise sichere Anlagen wie der Dollar weniger gefragt, was dem Euro im Gegenzug weiteren Auftrieb verleiht. (FAZ)

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Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland

Deutsche Konjunktur Wenn der Hammer fällt Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zwingt die Bundesregierung eine ganze Reihe von Projekten zunächst auf Eis zu legen. Direkt betroffen ist der Klima- und Transformationsfonds (KTF) mit 60 Mrd. €, aber auch der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) ist wahrscheinlich betroffen und wurde vorsichtshalber gleich aufgelöst. Die Bauwirtschaft könnte in mehrfacher Hinsicht betroffen sein. Sofern Betriebe die Einführung klimaneutraler Verfahren geplant hatten, könnte nun die Erstattung für die Differenz zwischen den Betriebskosten für konventionelle klimaneutrale Produktionsverfahren ausfallen. Im Raum standen immerhin zweistellige Milliardenbeträge für die kommenden 15 Jahre. Auch Fördergelder für Wasserstoffprojekte in Höhe von 6 Mrd. €, die insbesondere für die Stahlbranche vorgesehen waren, betreffen den Sektor bei den Baukosten. Die Batteriezellenförderung hätte zumindest Nebeneffekte auch für private Speicheraggregate haben können. Die Strompreiskompensation (SPK) sollte die emissionshandelsbedingten Mehrkosten der Stromerzeuger dämpfen. Das trifft private wie gewerbliche Stromverbraucher. Zusagen für Investitionen für die Ansiedlung von Produktionsstätten von Mikroelektronik dürften halten, aber grenzen den Spielraum für andere Maßnahmen ein. Wenn die EEG-Umlage doch nicht fällt, belastet das ebenfalls die Stromverbraucher. Falls die Energiepreisbremse fällt, dürfte das das geringste Problem sein, da sie ohnehin nur bis zum 31. März 2024 beschlossen war und die aktuellen Energieverbraucherpreise so stark gesunken sind, © by Heinze GmbH, Dezember 2023

dass sie kaum noch zum Einsatz gekommen wäre. Die Zusagen für die Förderung klimafreundlicher Heizungen und erneuerbare Energien sollen nicht gekürzt werden. Sofern alle Maßnahmen komplett entfallen (Extremszenario), könnte das BIP im Jahr 2024 statt um +1,3 % nur noch um +1,0 % wachsen. Die Investitionen würde es mit -4,4 % am stärksten treffen, den privaten Konsum mit -0,4 %. Der Anstieg der Erwerbstätigen läge nicht bei 130.000, sondern nur noch bei der Hälfte. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Die Einnahmen aus dem CO 2Preis fließen mit 21,4 Mrd. € in den KTF. Da die Regierung bereits angekündigt hat, die Mittel für Energieeffizienz und erneuerbare Energien im Gebäudebereich vollumfänglich beizubehalten, sind 18,8 Mrd. € bereits gebunden. Auch flossen in der Vergangenheit die Mittel aus dem KTF häufig nur zur Hälfte ab. Projekte können auch zeitlich gestreckt werden und sich damit kurzfristigen Sparmaßnahmen entziehen. Not erzwingt aber stets auch Veränderung. „Weniger staatlicher Dirigismus, mehr Vertrauen in marktwirtschaftliche Prozesse wie den Emissionsrechtehandel und Anpassungshilfen nur für Menschen und Unternehmen, die sonst wirklich in ihrer Existenz bedroht wären: Das sind die Bausteine, die Deutschland aus seiner derzeitigen Sackgasse heraushelfen könnten.“ (HB 25.11.23) Wenn es so käme, hätte das Bundesverfassungsgericht dem Land sogar noch einen Dienst erwiesen.

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Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland Außenhandel – Schwung im Oktober

seitwärts (-0,2 %). Jüngste Zahlen der offiziellen Handelsstatistik hatten noch für September eine Abnahme der deutschen Exporte dokumentiert.

Der weltweite Handel zeigte sich im Oktober, nach schwachen Vormonaten, deutlich aufwärtsgerichtet. Einen ähnlich starken Zuwachs gab es zuletzt im März. Getragen wird der Aufschwung insbesondere auch von den Mitgliedsländern der Europäischen Union, wo die Wirtschaftsleistung zuletzt leicht schrumpfte. Die starken Handelszahlen sind daher ein positives Zeichen für das IV. Quartal. Chinas Handelsaktivität spiegelt dagegen die global gedämpfte Konjunktur wider.

Exporterwartungen „Die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hat sich verbessert. Die ifo Exporterwartungen stiegen im November auf minus 3,8 Punkte von minus 6,3 Punkten im Oktober. Die Exportwirtschaft kann aber immer noch keine Dynamik entwickeln. Eine größere Teilhabe an dem wirtschaftlichen Aufschwung in vielen Ländern steht noch aus.“ (K. Wohlrabe, ifo).

Für Deutschland lagen die Oktoberwerte für die Exporte (+1,8 %) ebenfalls im grünen Bereich. Die Importe entwickeln sich Exporte und Exporterwartungen

Export- und Importklima

Exporte real in Prozent (linke Skala); Saldo der Erwartungen

Export- und Importklima, (Veränderung der Indexpunkte) real in Prozent;

60

Exporte

Exporterwartungen

2

40

1

20

0

0

-1

-20 -40 -60

-2

Exportklima -3

Importklima

-4

1/19 7/19 1/20 7/20 1/21 7/21 1/22 7/22 1/23 7/23 Saldo der Erwartung über die Exporte aus „zunehmend“ und „abnehmend“ ist auf der Nulllinie ausgewogen. Ex- und Importklima: der deutschen Wettbewerbssituation im Verhältnis zu der in Liefer- bzw. Abnehmerländern Quelle: ifo-Institut

© by Heinze GmbH, Dezember 2023

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Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland Geschäftsklima Ifo-Institut „Die Stimmung unter den Unternehmen hat sich leicht verbessert. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im November auf 87,3 Punkte gestiegen, nach 86,9 Punkten im Oktober. Das ist der dritte Anstieg in Folge. Ifo-Geschäftsentwicklung der gewerblichen Wirtschaft

Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage etwas besser. Auch der Pessimismus bei den Erwartungen für die kommenden Monate nahm ab. Die deutsche Wirtschaft stabilisiert sich auf niedrigem Niveau.“ (C. Fuest, ifo) Ifo-Geschäftsentwicklung der Branchen der gewerblichen Wirtschaft

40

30

20

10

0

-10

-20

-30

Klima

-40

Lage

-60 01/21

07/21

01/22

Insgesamt Verarbeit. Gew. Einzelhandel

-50

Erwartung

07/22

01/23

07/23

-70 2101

2107

2201

Bauhauptgewerbe Großhandel 2207

2301

2307

Quelle: ifo-Institut, Konjunkturtest

Geschäftsklima Ifo-Institut: Branchen „Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Geschäftsklimaindex deutlich gestiegen. Die Unternehmen waren zufriedener mit den laufenden Geschäften. Auch die Skepsis für die kommenden Monate nahm merklich ab. Dies gilt vor allem für viele energieintensive Branchen. Die Unternehmen klagen jedoch weiterhin über fehlende Neuaufträge. Im Dienstleistungssektor hat sich das Geschäftsklima etwas verschlechtert. Die Dienstleister beurteilten ihre aktuelle Lage etwas weniger gut. Zudem korrigierten sie ihre Erwartungen leicht nach unten. Die Unternehmen im Tourismus sind aber weiterhin sehr zufrieden. In der Gastronomie hat sich die Stimmung verbessert. Im Handel ist der Index deutlich gestiegen. Die Indikatoren zur aktuellen Geschäftslage und den Erwartungen legten beide merklich zu. Dies zeigte sich insbesondere im Großhandel. Die Einzelhändler hingegen © by Heinze GmbH, Dezember 2023

erwarten vom Weihnachtsgeschäft eher wenig. Im Bauhauptgewerbe hat der Geschäftsklimaindikator zugelegt. Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage etwas besser. Gleiches gilt für die Erwartungen. Dennoch bleibt die Stimmung in der Bauwirtschaft insgesamt außerordentlich schlecht.“ (C. Fuest, ifo) Ifo-Geschäftsentwicklung der Bauwirtschaft 50

30 10

-10 -30

Lage Klima

-50

Erwartung

-70 01/21

07/21

01/22

07/22

01/23

07/23

Quelle: ifo-Institut, Konjunkturtest

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Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ZEW-Konjunkturerwartungen „Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland steigen in der aktuellen Umfrage vom November 2023 erneut an. Sie liegen mit plus 9,8 Punkten um 10,9 Punkte über dem Wert vom Oktober und Erwartung

erstmals seit April wieder im positiven Bereich. Die Einschätzung der gegenwärtigen konjunkturellen Lage hat sich hingegen kaum verändert. Sie steigt um 0,1 Punkte und liegt aktuell bei minus 79,8 Punkten.“ (ZEW-Präsident Wambach). Aktuelle Lage

100

50

80

25

60

0

40 20

-25

0

-50

-20 -40

-75

-60

-100

-80 Jan 20Jul 20Jan 21Jul 21Jan 22Jul 22Jan 23Jul 23 Quelle: ZEW

Jan 20Jul 20Jan 21Jul 21Jan 22Jul 22Jan 23Jul 23

Volumenindex des Auftragseingangs im Verarbeitenden Gewerbe

Großaufträgen. Es gibt erste zaghafte Anzeichen für eine zögerliche Besserung nach dem Jahreswechsel. So deutet die Grundtendenz in den Auftragseingängen darauf hin, dass die Auslandsnachfrage die Talsohle erreicht haben könnte.“ (DBB).

„Der Auftragseingang im III. Quartal 2023 sank stark gegenüber dem Vorquartal. Dies lag allerdings hauptsächlich am Mangel an

Volumenindex des Auftragseingangs im Verarbeitenden Gewerbe (2015=100) 2005 – 2023

2021 – 2023

130

140

120

130 120

110

110

100

100

90

90

80

80

70

60 2005

70 60 2010

2015

2020

Kalender- und saisonbereinigt

2021

2022

2023

Kalender- und saisonbereinigt

Monatswert

Quelle: Statistisches Bundesamt

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Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland Prognose zur Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Die folgende Darstellung der Verwendung des Inlandsproduktes in realen Werten zeigt zunächst die Prognose des IfW für die Jahre 2023 bis 2025. Dem folgt eine Darstellung der Bedeutung der volkswirtschaftlichen Sektoren für das BIP in nominalen Werten des Jahres 2024. Nach einer Rezession im laufenden Jahr (-0,3 %) wird der Zuwachs im Jahr 2024

(+0,9 %) geringer als zunächst angenommen. 2025 setzt sich die Belebung mit ähnlich schwacher Dynamik fort (+1,2 %). Bei den Staatsausgaben macht sich der Rückbau der coronabedingten Ausgaben in 2023 bemerkbar. Die privaten Ausgaben und die Ausrüstungsinvestitionen stützen ab 2024 die Konjunktur. Die Bauinvestitionen werden voraussichtlich erst ab 2025 wieder einen positiven Beitrag zur Konjunktur leisten.

Prognose des IfW vom 13.12.2023 für Deutschland

Quelle: IfW vom 13.12.2023

Bedeutung der volkswirtschaftlichen Sektoren für das BIP (nominal 2024)

Quelle: IfW vom 13.12.2023

Produktion Die Industrie litt auch im III. Quartal unter der schwachen Nachfrage aus dem Ausland und den Folgen des vorangegangenen Energiepreisschocks. Gestiegene Finanzierungskosten dämpften weiterhin die privaten Investitionen und damit auch die inländische Nachfrage nach Industriegütern und insbesondere nach Bauleistungen. Zudem nahmen die Auftragspolster weiter ab und fingen den Nachfragerückgang in beiden © by Heinze GmbH, Dezember 2023

Sektoren zunehmend weniger auf. Dadurch ging die Produktion in diesen Bereichen zurück. Die Industrieproduktion dürfte die gesamtwirtschaftliche Entwicklung im IV. Quartal 2023 erneut dämpfen. (DBB) Ausrüstungsinvestitionen Die gewerblichen Ausrüstungsinvestitionen dürften im III. Quartal etwas gesunken sein. Die schwache Industriekonjunktur und die

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Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland gestiegenen Finanzierungskosten dämpften die Investitionsneigung der Unternehmen. Darauf deuten sowohl die preisbereinigten Importe von Investitionsgütern als auch die im Inland erzielten preisbereinigten Umsätze der Hersteller von Investitionsgütern hin. Beide gingen zurück. Stützend wirkten hier noch die Investitionen in Kfz und Maschinen. (DBB) Bauinvestitionen Auch die Bauinvestitionen dürften im III. Quartal rückläufig gewesen sein. Jedenfalls ging die Bauproduktion saisonbereinigt etwas zurück. Im Ausbaugewerbe blieb die Produktion zwar fast unverändert, aber im Bauhauptgewerbe sank sie stark, vor allem im Hochbau. Ein noch stärkerer Rückgang der Bauproduktion wurde durch die noch verbliebenen Auftragspolster verhindert. Laut Umfragen des ifo Instituts ist die Reichweite der Auftragsbestände zwar insgesamt noch hoch, dennoch beklagten sich immer mehr Bauunternehmen über Auftragsmangel. (DBB) Bezüglich der Nachfrage nach Bauleistungen sind die Bauinvestitionen nur eingeschränkt nutzbar (siehe auch Abschnitt Bauvolumen). Sie enthalten keine Baumaßnahmen, die nicht zivil nutzbar sind (Militär). Andererseits enthalten sie Hoch- und Tiefbauausgaben. Im Wohnungsbau enthalten sie nur investive Maßnahmen und keine konsumtiven Ausgaben für Verschönerung.

Staatlicher Verbrauch

2023 fiel die Schuldenquote bereits merklich auf 64,6 %, ausgehend von rund 66,0 % zum Jahresende 2022. (DBB) Die Entwicklung des staatlichen Verbrauchs im Jahr 2024 ist aufgrund des Verfassungsgerichtsurteils unklar. Aktuell wird erwartet, dass die Staatsausgaben um ca. +0,7 % wachsen werden. Die Verteilung und die mittelfristige Perspektive sind mit größerer Unsicherheit belastet. Privater Verbrauch Der private Konsum blieb weiter schwunglos. Trotz kräftiger Lohnsteigerungen, rückläufiger Inflationsraten und einer stabilen Beschäftigung hielten sich die Verbraucherinnen und Verbraucher mit zusätzlichen Ausgaben noch zurück. (DBB) In den bisherigen Prognosen wurde die Entwicklung auch so eingeschätzt (2023: -1,1 %). Erst für das Jahr 2024 wurde ein Zuwachs in Höhe von +1,7 % erwartet. Arbeitsmarkt Für die Jahre 2023 und 2024 wird vom IfW eine jährliche Quote von 5,7 % bzw. 5,8 % erwartet. Im Jahr 2025 wird die Arbeitslosenquote leicht sinken (5,6 %). Die Erwerbstätigkeit wird im Prognosezeitraum altersbedingt ihren Zenit überschreiten. Aktuell liegt sie bei 45,94 Mio. Personen.

Die Staatsfinanzen erholen sich 2023 weiter. Dies mag angesichts fortbestehender Lasten im Zuge der Energiekrise und schwacher Konjunkturentwicklung überraschen. Gewichtiger ist aber, dass Budgetlasten durch coronabedingte Maßnahmen wegfallen und dass das nominale Bruttoinlandsprodukt (BIP) weiterhin sehr dynamisch wächst. Insgesamt könnte die Defizitquote bei rund 2,0 % liegen, nach 2,5 % im letzten Jahr. Bis zur Jahresmitte

© by Heinze GmbH, Dezember 2023

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Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland Arbeitslosenquote in %

Arbeitslose und Erwerbstätige in 1.000

9,0

3.500

8,0

3.000

46.500 46.000 45.500

7,0

2.500

6,0

2.000

5,0

1.500

4,0

2018

2019

2020

2021

2022

2023

45.000 44.500 Arbeitslosigkeit

44.000

Erwerbstätigkeit

43.500

1.000

43.000

2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023

Neue BL, DE, Frühere BL Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Ifo-Beschäftigungsbarometer im Oktober leicht gestiegen „Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen in Deutschland hat wieder zugenommen. Das ifo Beschäftigungsbarometer stieg im Oktober auf 96,2 Punkte, nach 95,8 Punkten im September.“ „Die Unternehmen sind aber weiterhin zurückhaltend bei Neueinstellungen“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. „Fehlende Neuaufträge wirken sich weiterhin negativ aus.“ (ifo) Ifo-Beschäftigungsbarometer nach Sektoren 30

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Der Rückgang der Inflation setzte sich weiter fort. Im Oktober verringerte sich die Inflationsrate erneut erheblich auf +3,0 %. Bereits im September war sie stark auf +4,3 % gefallen, vor allem, weil ein Jahr zuvor der Tankrabatt und das Neun-Euro Ticket ausgelaufen waren und Energie deutlich teurer geworden war. Auch im Oktober wirkte der Basiseffekt bei den Energiepreisen dämpfend. Die Kerninflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel sank daher weniger stark von +4,8 % auf +4,2 %. In den kommenden Monaten dürfte die Inflationsrate um ihren gegenwärtigen Wert schwanken. (DBB) Die Kerninflationsrate schließt die Preise für Energie und Lebensmittel aus der Berechnung aus, da diese in stärkerem Maße Schwankungen unterworfen sind, deren Ursachen nicht unbedingt innerhalb der betrachteten Volkswirtschaft zu finden sind.

10 0 -10 -20 -30 -40 2018

2019

2020

Verarbeitung Handel

2021

2022

2023

Bau Dienstleistung

Quelle: ifo-Institut, Beschäftigungsbarometer

Inflation Nachdem die Inflationsrate im I. Quartal 2023 noch bei +8,2 % lag, sank sie im II. Quartal auf +6,5 %. © by Heinze GmbH, Dezember 2023

Im laufenden Jahr wird die Inflation noch relativ hoch bei +6,0 % liegen. Das IfW erwartet für 2024 und 2025, dass sich die Inflationsrate mehr als halbiert. Mit 2,3 % in 2024 und 1,8 % in 2025 wird sie wieder beim Inflationsziel der Europäischen Zentralbank liegen.

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Wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland BIP – vorbeigeschrammt? Das Bruttoinlandsprodukt ist im III. Quartal 2023 um -0,1 % zurückgegangen. Auf der Grundlage vorläufiger Daten ging man in der Gemeinschaftsprognose noch von -0,4 % aus. Das Statistische Bundesamt hat rückwirkend einige Revisionen vorgenommen. Danach verharrte das BIP im I. Quartal auf Vorjahresniveau und stieg im II. Quartal um +0,1 % gegenüber dem Vorjahr an. Mit den bereits erwähnten Anzeichen einer leichten Belebung in verschiedenen Bereichen (Auftragseingänge, Export) und der etwas optimistischeren Haltung der Unternehmen, wie sie der ifo Konjunkturtest im Oktober und November zeigte, könnte das Jahr 2023, statt mit einer leichten Rezession, mit Stagnation enden. In vielen Bereichen läuft es weiterhin schlecht, aber nicht so schlecht wie befürchtet. Die bisherige Wachstumsprognose für das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr lautete -0,5 %. Das tatsächliche Jahresergebnis 2023 dürfte nach der Revision des Statistischen Bundesamtes nah an die Vorjahreswerte herankommen (-0,3 %). Das wäre die Folge der Revision der Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes im 1. Halbjahr, dem besseren Abschneiden des III. Quartals sowie der besseren Perspektive für das IV. Quartal. Im Jahr 2024 dürfte das Bruttoinlandsprodukt um +0,9 % wachsen und 2025 um +1,2 %. Einerseits würde es aufgrund der höheren Vorjahreswerte tendenziell geringer ausfallen, andererseits konnte das durch stärkere positive Impulse kompensiert werden.

© by Heinze GmbH, Dezember 2023

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