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Geistreich

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Mein erstes Mal als VIP-Chauffeur Sie halten einem die Tür auf, tragen weiße Handschuhe und eine schicke Mütze. So kennt man Chauffeure aus diversen Filmen. Wenn man jedoch echte VIPs durch die Gegend kutschiert, muss man mehr drauf haben, als den Knigge. Unsere Reporterin Christina hat sich für Euch mal hinters Steuer getraut.

Autorin Name: Christina Metzner Username: Feeline Alter: 20 Jahre

Wer die Fahrschule überstanden hat, denkt, er kann so einiges auf dem Asphalt. Kurzerhand wird die Musikanlage des eigenen oder des elterlichen Autos ausrangiert, um intensiveren Bässen Platz zu machen. Und wer hat sich selbst noch nie dabei erwischt, das Lenkrad lässig wie ein „Tellerwäscher“ nur mit dem Handgelenk gekurbelt zu haben? Bei meiner ersten Chauffeur-Fahrstunde mit dem niederländischen Unternehmen „Bruseco“, mit Zweitsitz in Osnabrück, haperte es bei mir schon am kleinen Auto-Einmaleins: dem Bremsen und dem Lenken.

ren sollte, lautete: „Wir bremsen nicht, und wir lenken nicht!“ Also fahren wir gar nicht erst los? Doch, natürlich. Aber wie wir losgefahren sind, das hat dem Herrn Gottwald eher weniger gefallen. Noch bevor wir die erste Kreuzung erreichten, hatte ich gelenkt, gebremst und meinen linken Fuß auf die nicht vorhandene Kupplung gelegt. Um die Regelverstöße abzurunden, habe ich beim Abbiegen einen Schulterblick riskiert und − das ist im Chauffeur-Business verpönt − den Rückspiegel benutzt. Der VIP könnte sich durch Augenkontakt schließlich belästigt fühlen. Mehrfaches Blinken gilt ebenfalls als Störfaktor für den Promi auf der Rückbank. Die Frage „An welcher Straße sind wir gerade vorbeigefahren?“ brachte mich aus dem Konzept. „Ich weiß es nicht?“ Die Röte schoss mir zunehmend ins Gesicht, denn diese Frage wiederholte sich noch einige Male, ohne dass meine Antwort sich änderte. „Was für ein Auto fährt gerade hinter uns?“, ist die nächste Frage, bei der Herr Gottwald den Rückspiegel zuhält. „An welcher Gaststätte sind wir gerade vorbeigefahren?“ oder „Was war das letzte Verkehrszeichen?“ begleiteten mich seitdem auf Schritt und Tritt. Es hatte mich schon genug Mühe gekostet, mich nur auf den neuen LenkStil beziehungsweise auf das Nicht-Lenken zu konzentrieren, bei dem ich meine Arme nicht bewegen durfte. Nebenbei sollte ich alles aufzählen, was ich bis zur nächsten Ampel sehen konnte. Als wir dann auf eine Rot werdende Ampel zurollten und ich nicht anhalten durf-

„Wir bremsen und wir lenken nicht“

Die erste männliche Manöverkritik von Chauffeur-Ausbilder Ralf Gottwald ließ nicht lange auf sich warten. Ein tadelnder Blick auf meine Stiefeletten machte klar: entweder sie oder der silberne Audi A6 neben mir. Also schlüpfte ich kurzerhand in meine bequemen Leinenschuhe, und dann wurde ich zur Fahrzeugvisite gebeten. Und dann ging es los. Gleich zum Anfang bestätigte sich meine schlimmste Befürchtung: ein Automatikgetriebe. „Kann man einen Automatik-Wagen abwürgen?“ Eine Frage, die mir in Anbetracht einer so winzigen Parklücke lebensnotwendig erschien. Man kann ihn nicht abwürgen, weiter im Programm. Der Leitsatz, nach dem ich heute fah-

Ausbildung zum VIP-Chauffeur 5 Tage Grundausbildung kosten 4.500 Euro Als Auszeichnung erhält man ein Dekra-Zertifikat und eine Bruseco-Anstecknadel Auf 160 Männer kommt eine Frau Mehr Infos auf: www.bruseco.de

te, sendete ich ein kleines Stoßgebet gen Himmel. Dann bin ich doch noch zum Stehen gekommen, nur hatte ich zu wenig Abstand zu meinem Vordermann. Denn dessen Hinterreifen sollte ich sehen können. Und nicht nur das: Ich stand ungünstig, weil der Fahrer des Autos neben mir die Rückbank einsehen konnte, auf der ein Prominenter hätte sitzen können. „Wenn wir anhalten, dann nur so, dass unsere Rückbank sich zwischen den Autos neben uns befindet, ansonsten kann der Prominente durch Blicke belästigt werden. Genauso auch beim Wenden: Immer an den VIP denken. Niemals so wenden, dass die Tür des Promis sich Richtung Straße befindet.“ Mein Fazit dieser Fahrstunde der wenigen Höhen und vielen Tiefen: Die Fahrt als Chauffeurin hat mir zwar Spaß gemacht, aber auf der Rückbank bin ich dann doch besser aufgehoben!

Na ja, mit diesen Schuhen wird Christina auch eher keine VIP-Chauffeurin.

OScommunity.de Das Video zum Selbstversuch findest Du auf: www.oscommunity.de/magazin


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