Jörg Widmann, Cuarteto Quiroga & Paul Rhys

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Jenseits des Programmatischen Musik für Klarinette und Streicher von Peter Eötvös und Carl Maria von Weber

Thomas May

„Ich versuche die Welt mit Klängen zu beschreiben, genauso wie es Schriftsteller mit Worten, Maler mit dem Pinsel und ­Regisseure mit der Kamera tun“, sagt Peter Eötvös. „Wir beschreiben oft dasselbe, nur das Medium ist ein anderes.“ Eötvös’ Auffassung von der Aufgabe des Komponisten wird durch die Programmauswahl des heutigen Abends und die Querverbindungen zwischen den ­einzelnen Werken in eindrucksvoller Weise auf die Probe gestellt. Zwar sind alle Werke, die Jörg Widmann und das Cuarteto Quiroga für diese Aufführung ausgewählt haben, „rein“ instrumental. Doch die beiden Kompositionen von Eötvös – von denen eine heute ihre Uraufführung erlebt – gehen auf eine literarische Quelle eines der großen Meister der Weltliteratur im 20. Jahrhundert zurück: James Joyce’ Ulysses, aus dem der Schauspieler Paul Rhys Ausschnitte lesen wird. Musik ohne Text, die tief unter ihrer Oberfläche vergraben gleichwohl Spuren von Text in sich trägt: Welche Beziehung besteht zwischen diesen Stücken und dem Text, von dem sie inspiriert sind? Sicherlich keine „programmatische“ im traditionellen Sinn – vielmehr stehen diese neuen Kammermusik­werke von Eötvös für die rein „absolute“ Seite dieses konventionellen Gegensatzes, einem Relikt der Romantik.

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