Emmanuel Pahud

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Arbeit am Mythos Komponieren für Flöte

Mar tin Wilkening

Instrument und Erfindung: Jörg Widmann „Wir können keine neue, utopische musikalische Sprache e­ rfinden, und ebenso wenig ihre Instrumente. Aber wir tragen ­beständig zu ihrer Entwicklung bei. Früher ging die praktische ­Erfahrung am Musikinstrument jeder theoretischen Kenntnis von Kreativität voraus. Bis zu Wagner waren alle Komponisten, mit Ausnahme einiger Opernkomponisten, Virtuosen aus eigenem Recht. Erst später begann die musikalische Kreativität sich schrittweise von ihren spezifischen Werkzeugen zu trennen, mit einer wachsenden Loslösung von diesen wunderbaren akustischen ­Maschinen.“ Eine zunehmende Trennung der Musikschaffenden in Kom­ ponisten und Interpreten im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts, die Luciano Berio 2006 in Vorlesungen mit dem Titel Die Zukunft erinnern ­konstatierte, gilt für Jörg Widmann nicht. Als Klarinettist und Komponist ist er beides – um Berios Ausdruck noch einmal auf­zugreifen – aus eigenem Recht. Und so zeichnen sich seine Werke nicht nur durch ihre idiomatisch treffende Schreibweise aus, sondern auch durch den Erfindungsreichtum, mit dem diese Schreib­weise erweitert oder in ihrem Ausdrucksgehalt umgedeutet wird. Das ­Instrument erscheint bei Widmann gleichzeitig vertraut und doch neu. Davon zeugt selbst ein relativ klein dimensioniertes Stück wie die Petite Suite – tatsächlich keine eigenständige Komposition, sondern

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