Arabic Music Days 2019

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Arabic Music Days Mai Farouk & Ensemble Waed Bouhassoun & Ensemble Farida & The Iraqi Maqam Ensemble Programm kuratiert von / Program Curated by Naseer Shamma EinfĂźhrungstext von / Program Note by Cornelia Wegerhoff


MAI FAROUK & ENSEMBLE Donnerstag

26. September 2019 19.30 Uhr

Mai Farouk Gesang Mahmoud Abdelfattah Oud Mohamed Mostafa Riq Salaheldin Ragab Kontrabass Mustafa Abdel Khalek Kanun Ahmed Mounib Violine Nabil Bergas Ney

Helm (Traum) Text: Bayram al-Tunisi (1893–1961) Musik: Zakariyya Ahmad (1896–1961)

Madam Teheb (Wenn du mich liebst) Text: Ahmed Rami (1892–1981) Musik: Mohamed el-Asabgi (1892–1966)

Amal Hayati (Hoffnung meines Lebens) Text: Ahmed Shafik Kamel (1929–2008) Musik: Mohammed Abdel Wahab (1901–1991)

Pause


Al-Atlal (Die Ruinen) Text: Ibrahim Nagi (1898–1953) Musik: Riad Al Sunbati (1906–1981)

Alf Leila wa Leila (Tausendundeine Nacht) Text: Morsi Jamil Aziz (1921–1980) Musik: Baligh Hamdi (1931–1993)

Ifra ya Albi (Sei freudig, mein Herz) Text: Ahmed Rami Musik: Riad Al Sunbati

17.00 Uhr Mozart Auditorium

Nadira Mahmoud & Zaria Zardasht Eröffnung der Ausstellung mit Werken der beiden Künstlerinnen Die Ausstellung ist am Donnerstag von 18.30 Uhr bis 22 Uhr und am Freitag und Samstag jeweils von 16 Uhr bis 22 Uhr geöffnet.

The Arabic Music Days are supported by the Abu Dhabi Festival



WAED BOUHASSOUN & ENSEMBLE Freitag

27. September 2019 19.30 Uhr

Waed Bouhassoun Gesang, Oud Ahmed Taha Violoncello Ibrahim Fathy Ney Neşet Kutas Percussion Hakan Güngör Kanun

Das detaillierte Programm, einschließlich einer Pause, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

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FARIDA & THE IRAQI MAQAM ENSEMBLE Samstag

28. September 2019 19.00 Uhr

Farida Mohammed Ali Gesang Abdullatif Saad Al-Obaidi Percussion Adnan Shannan Ney Jamil Al-Asadi Kanun Nori Kadhem Violine Mukryan Molod Violoncello Badar Amir Percussion

Das detaillierte Programm, einschlieĂ&#x;lich einer Pause, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.



‫حلم‬ ‫حبيب قلبي وافاين يف ميعاده ون ّول بعد ما طول بعاده‬ ‫حبيب قلبي قابلني وهو متبسم وطمني عىل وصله‬ ‫وقال يل بعد ما سلّم كالم القلب يرقص له‬ ‫بقى يقول يل وأنا أقول له وخلصنا الكالم كله‬ ‫يقول يل قلبي بودك أقول له قلبي أنا أكرث‬ ‫يقول يل قد إيه حبّك أقول له فوق ما تتصور‬ ‫وأقول له خايف لتنساين يقول يل مستحيل اقدر‬ ‫بقى يقول يل وأنا أقول له وخلّصنا الكالم كله‬ ‫قريب وبعيد وبقينا نقول ونعيد بعينينا‬ ‫عيون لعيون تتكلم برس القلب وترتجم‬ ‫وروح مع روح تتجانس‬ ‫وأيد عىل أيد بتسلم‬ ‫بتسلم سالم مشتاق‬ ‫نسينا الدنيا ولهينا يف هوانا وطرنا وعلينا‬ ‫ال عواذل واقفة حوالينا وال ذنب يتعدى علينا‬ ‫سكوت وسكون وإيه حيكون‬ ‫مفيش غري النجوم تضوي وال غري القمر ناظر‬ ‫وال غري الغصون تهمس وال غري النسيم عابر‬ ‫وأنا يف دي النعيم هايم‬ ‫لقيت منام وحلم وراح مع األحالم‬ ‫ياريته دام ودام نومي كده أعوام‬ ‫وأنا وهو يف دي النشوة‬ ‫نعيش يف سالم ولو يف منام‬ ‫بريم التونيس‬


Traum Mein Liebster blieb mir treu, er war so lange weg Er empfing mich, er lächelte und es ging mir wieder gut Er grüßte mich und sagte, was mein Herz tanzen ließ Ein Wort gab das andere und wir sprachen, bis alles gesagt war Sein Herz sei mir in Liebe zugetan, sagt er, ich sagte: Meines noch viel mehr! Wie sehr ich ihn liebe, fragte er, ich sagte: Viel mehr noch als du glaubst! Ich sagte, ich fürchte, er könne mich vergessen, doch er sagte, das könne niemals sein Ein Wort gab das andere und wir sprachen, bis alles gesagt war Wir sprachen über dies und das und unsere Augen wiederholten es Mit Blicken sprachen wir und übersetzten es mit unseren Herzen Wir waren ein Herz und eine Seele Wir legten unsere Hände ineinander und gestanden uns unsere Sehnsucht Wir vergaßen die Welt, waren verspielt und verliebt und flogen hoch Nichts trennte uns und nichts trat zwischen uns Ein großer Frieden ließ uns ruhen Die Sterne leuchteten und nur der Mond sah uns zu Die Zweige wisperten und ein laues Lüftchen wehte Ich schwebte in diesem Segen dahin Als ich schlief, ergab ich mich meinen Träumen Gern hätte ich Jahre geträumt und geschlafen In diesem Rausch, in dem wir waren Lass uns in Frieden vereint sein, und sei es nur im Traum Bayram al-Tunisi Aus dem Arabischen von Günther Orth

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A Dream My sweetheart came to me in time, kept his promise after a long separation. Smiling, my sweetheart met me, and assured me of his feelings And started, after greeting me, a talk that set the heart start dancing. So he tells me much, and I tell him things, and we eat up the whole notion of talking. He says: “My heart is fond of you,” and I say: “mine much more.” He asks how much love I have for him, and my answer: “more than you can imagine.” And I tell him my fear: “you’ll forget me in time,” and he tells me: “that’s impossible.” So he tells me much, and I tell him things, and we eat up the whole notion of talking. We are close, and far away, and alike, so we repeat what we’ve said with our eyes. Eyes meeting eyes speak the secrets of the heart, and translate the talk preceding. And one soul harmonizes with another, and one hand greets the other with the greeting of the eager. We forgot the world, and played in love, and flew high, where carpers could not get at us, nor guilt intrude upon us. Together in a hush, a quietude, and what these things might become, where the stars are the only shiners, and the moon is the sole onlooker, and the boughs are the only whispering folk, and the single passer-by is the breeze. And I saunter in this delight found in a trance or a dream, and which is transient, like dreams. I wish it had lasted for years, and that my sleep had likewise lasted. Him and me living in seventh heaven and in peace: if only in the dream. Bayram al-Tunisi Translated from the Arabic by Hazem Shekho and Henry Holland

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Umm Kulthum und ihre Erbinnen Die Arabic Music Days im Pierre Boulez Saal

C o r n e l i a We g e r h o f f

Ihr Gesang ist omnipräsent in den Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens: in den Taxis, in den Teehäusern und millionenfach angeklickt auf YouTube. Auch in den arabischen Radiosendern gehören ihre Lieder noch immer zu den meistgespielten. Die ­Gesichter der Menschen verändern sich, wenn sie dem markanten dunklen Timbre lauschen. Sie beginnen zu lächeln, wirken entrückt, preisen gar den Allmächtigen; in Algier und in Amman, in Bagdad und Beirut, in Kharthum und Kairo. Umm Kulthum – das ist eine der lebendigsten Stimmen der arabischsprachigen Welt. Auch 44 Jahre nach ihrem Tod. Die Arabic Music Days – zum dritten Mal findet das Festival im Pierre Boulez Saal statt – verstehen sich in diesem Jahr als Hommage an die legendäre ägyptische Sängerin, an ihr Leben und (Nach-) Wirken. „Umm Kulthum hat in der arabischen Musikwelt für ­Jahrzehnte Maßstäbe gesetzt“, erklärt Naseer Shamma, der auch diesmal wieder als Kurator für das Programm verantwortlich ist. „Ihre Stimmgewalt, ihre emotionale Kraft, ihr künstlerisches Werk, unterstützt von den bekanntesten arabischen Komponisten und Dichtern ihrer Zeit, sind einzigartig. ‚Das Herz begehrt alles Schöne‘“, zitiert er einen berühmten Liedtitel Umm Kulthums, der längst zu einer festen Redewendung geworden ist. Das Herz der arabischen Welt, sagt Shamma, begehrt diese unvergleichliche Stimme.

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Tief und volltönend schallte sie ab 1934 jeden Donnerstagabend über den Äther. In jenem Jahr hatte Umm Kulthum Ägyptens ersten Rundfunksender Radio Cairo eingeweiht, und seitdem trat sie dort wöchentlich ans Mikrophon, nahezu durchgehend bis 1973. Im ­gesamten Nahen Osten waren die Straßen dann oft wie leergefegt, verzichteten Könige und Präsidenten auf öffentliche Ansprachen und Auftritte – sie wussten genau, sie hätten kein Gehör gefunden, wenn Umm Kulthum sang. Sie sang fast immer von der Liebe. Enta omri, „Du bist mein ­Leben“, heißt eines ihrer berühmtesten Lieder voller Zärtlichkeit und Sehnsucht. Doch auch der Schmerz des möglichen Verlustes des Geliebten klang immer mit. Minutenlang konnte die Sängerin allein den ersten Buchstaben eines Wortes in verschiedensten Tönen variieren, die Silben modulieren, ihnen so eine tiefere Bedeutung geben. Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere nahm sich Umm Kulthum für ein einziges Lied bis zu zwei Stunden Zeit, immer wieder unterbrochen vom Raunen, vom Juchzen und Jubeln des Publikums. Mit einem Spitzentuch in der Hand, ihrem Marken­ zeichen (das Ende der 90er Jahre bei einer Auktion zusammen mit einer ihren dunklen Brillen für etwa fünf Millionen Dollar versteigert wurde), gab sie den Musikern Zeichen. Und gleichzeitig ­„dirigierte“ sie ihr Publikum, ließ es durch seinen Zwischenapplaus regelrecht mitwirken. Als Umm Kulthum am 3. Februar 1975 starb, versammelten sich mehr als vier Millionen Ägypter ihr zu Ehren auf den Straßen. Musikalisches Vorbild für Generationen Bei den Arabic Music Days sind Umm Kulthums moderne Erbinnen zu Gast im Pierre Boulez Saal. Die drei Musikerinnen fühlen sich allesamt durch die Ikone vom Nil inspiriert. „Das erste Lied, das ich auf meiner Oud gelernt habe, war von Umm Kulthum“, erinnert sich die syrische Musikerin Waed Bouhassoun, Sängerin und Virtuosin auf der arabischen Laute. Auch Farida Mohamed Ali aus dem Irak begeistert sich seit ihrer Kindheit für Umm Kulthum und ist inzwischen selbst zu einer „Umm“ geworden, zur hoch­ geachteten „Mutter“ des traditionellen Maqam-Gesangs. Und die Ägypterin Mai Farouk bringt die Lieder ihrer großen Vorgängerin neu auf die Bühne, auch bei ihrem Konzert in Berlin. „Sie ist die derzeit beste Umm Kulthum-Interpretin“, sagt Kurator Naseer

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Shamma. Die legendäre Sängerin zu hören und zu sehen, sei „wie eine Schule“, erklärt Mai Farouk – nicht nur die Sangeskunst könne man von ihr lernen, sondern auch die Kunst des Auftritts, Umm Kulthums Respekt für das Publikum und für sich selbst, ihre Würde. In die Wiege gelegt wurde der Künstlerin das alles nicht. Als Fatima Ibrahim El-Sayyid El-Beltagi kam sie in einfachen Verhältnissen zur Welt, in einem Dorf im Nildelta, wahrscheinlich am 4. Mai 1904, mutmaßen ihre Biographen. Auf dem Land wurden Geburten zu jener Zeit oft nicht gemeldet, vor allem bei Mädchen. Bekannt ist, dass der Vater Imam, Vorbeter, in der örtlichen Moschee war. Doch um die Familie zu ernähren, musste er Geld dazu verdienen und zog deshalb mit Sohn und Neffen über die Dörfer, um auf Hochzeiten zu singen und den Koran zu rezitieren. Bereits mit fünf Jahren soll Fatima, die schon zuhause Umm Kulthum gerufen wurde, die Suren auswendig nachgesungen haben. Der Vater erkannte bald ihr Talent und nahm sie mit, wenn er mit seinem kleinen ­Ensemble unterwegs war. Gekleidet wurde die Tochter allerdings als Junge – der öffentliche Auftritt eines Mädchens verstieß zu dieser Zeit gegen den Anstand. „Ein Mädchen vom Lande“ Ihrem Drängen, gleich ihren männlichen Altersgenossen die Koranschule besuchen zu dürfen, gab der Vater jedoch nach. Auch die Mutter stärkte ihr den Rücken, erzählte Umm Kulthum einmal selbst. Als ihr Vater den Unterricht aus finanziellen Gründen beenden wollte, setzte die Mutter sich durch. Das konzentrierte Auswendiglernen, die präzise Aussprache der Korantexte, die Kunst der ­gesanglichen Improvisation, bei der sich mit jeder Wiederholung die emotionale Intensität steigert – dies alles schuf die Grundlage für Umm Kulthums künstlerische Karriere. Sie selbst betonte später gern ihre einfache Herkunft und damit ihre Nähe zum Volk. Sie sei ein „bent al-balad“, ein „Mädchen vom Lande“, sagte sie in ­Interviews. Schon im Teenager-Alter zog die außergewöhnliche Stimme die Aufmerksamkeit bekannter Künstler auf sich, unter ihnen Scheich Mohamed Abu Al-Ela, damals der angesehenste religiöse Sänger in Ägypten. Er wurde zu einem von Umm Kulthums Mentoren. Von ihnen lernte sie das klassische arabische Liedrepertoire, wurde ermutigt, nicht mehr nur auf dem Land, sondern vor ausgewähltem

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Publikum auch in Ägyptens Hauptstadt aufzutreten. Nach langen familiären Diskussionen zog Umm Kulthum schließlich 1923 mit Vater und Bruder nach Kairo. Dort nahm sie Gesangsunterricht, lernte Oud spielen, erneuerte ihr Repertoire und passte sich dem eleganten Stil der Damen aus den gehobenen Schichten an. Erste Tonaufnahmen entstanden, Schallplattenverträge wurden geschlossen. Mit Mitte 20 war die Ägypterin in ihrer Heimat bereits ein gefeierter Star. Auf der Bühne entwickelte sie dabei ihren ganz eigenen elegant-­ femininen Stil und distanzierte sich damit optisch vom ägyptischen Unterhaltungsmilieu, das damals einen anrüchigen Ruf hatte. ­Obgleich sie viele Liebeslieder sang, blieb sie damit die Frau, die den Koran rezitieren konnte, wurde respektiert und geehrt. „Planet des Ostens“ Um das Phänomen Umm Kulthum in Worte zu fassen, suchen die westlichen Medien von jeher nach Vergleichen. Geht es um ­Berühmtheit und Einfluss der Ägypterin, wird sie in einem Atemzug mit Nofretete und Kleopatra genannt. In musikalischer Hinsicht hat man sie als „arabische Maria Callas“ bezeichnet, aber auch mit Joan Sutherland und Ella Fitzgerald verglichen. Und bei ihrem ­Publikum, bemerkte eine amerikanische Feuilletonistin, löse sie eine ekstatische Begeisterung aus wie Elvis Presley. In Berichten über Umm Kulthum ist oft vom „Stern des Orients“ zu lesen. Arabischsprachige Bewunderinnen haben darüber hinaus andere Metaphern gefunden. Farida Mohamed Ali nennt Umm Kulthum lieber „kaukab el shark“, den „Planeten des Ostens“. Sterne können verglühen, Planeten bleiben ... Bereits mit ihrer ersten internationalen Tournee 1932 eroberte Umm Kulthum den Nahen Osten. Zu diesem Zeitpunkt war sie 28 Jahre alt und sang unter anderem in Tripolis, Damaskus, Bagdad und Beirut. Wenig später begann sie ihre zweite Karriere als ­Schauspielerin und wirkte in den damals beliebten Musikfilmen mit. Bei öffentlichen Auftritten musste die Polizei Sondereinheiten einsetzen, um die Massen unter Kontrolle zu halten. Nicht zuletzt aufgrund der glanzvollen Auftritte Umm Kulthums werden die 1940er und 1950er Jahre in der arabischen Kulturwelt als ein „Goldenes Zeitalter“ bezeichnet.

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Die Erinnerung an diese Ära lässt die Menschen in der Region über alle Ländergrenzen und Konflikte hinweg nostalgisch werden. „Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die vor allem die Lieder dieses goldenen Zeitalters liebte“, erinnert sich Waed Bouhassoun. Die Familie habe sie auch dabei unterstützt, Musikerin zu werden, und sie ermutigt, zum Studium nach Paris zu gehen. Mit Hilfe der Musik lasse sich immer etwas Schönes schaffen, sagt Bouhassoun – auch zusammen mit Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlicher Kulturen. Mai Farouk spricht ebenso über den starken Rückhalt, den sie durch ihre Familie erfuhr. Bereits als Mädchen hat sie im Kinder­ chor der Kairoer Oper gesungen, damals auch schon Lieder von Umm Kulthum. Farida Mohamed Ali ging unterdessen neue Wege. Die irakischen Maqams, die sogenannten „maqam al-baghdadi“, die ihren Ursprung im alten Mesopotamien haben, wurden früher nur von Männern interpretiert, wie sie erklärt. Dennoch gelang es ihr, in diesem Genre als Frau akzeptiert und überaus erfolgreich zu ­werden. Später unterrichtete Farida Mohamed Ali die traditionelle Musikkunst als Hochschuldozentin in Bagdad. Inzwischen lebt sie in den Niederlanden, vertritt den Irak jedoch seit vielen Jahren auch bei internationalen Konzerten. Alle drei Musikerinnen ­verkörpern das Selbstbewusstsein starker, eigenständiger und unverwechselbarer Künstlerinnen. Doch es war Umm Kulthum, die als Erste ihrer Zeit einen neuen weiblichen Künstlertypus in der arabischen Musikwelt prägte. Schon bald nach den frühen Erfolgen kontrollierte sie ihre Karriere selbst, überließ nichts dem Zufall, handelte persönlich ihre Verträge aus. Ihr musikalisches Talent sei ein Geschenk Gottes gewesen, sagt Naseer Shamma, aber Umm Kulthum habe auch konsequent an ­ihrem Erfolg gearbeitet und sich nur mit den Besten ihres Fachs ­zusammengetan. Der berühmte ägyptische Dichter Ahmed Rami, der sich auch als Shakespeare-Übersetzer einen Namen gemacht hat, schrieb allein 137 Lieder für sie. Die beiden sollen auch privat eng verbunden gewesen sein. Was die Sängerin nicht davon abhielt, seine und andere Lieder, Texte und Noten so lange umzuarbeiten, bis sie ihr persönlich zu hundert Prozent zusagten und ideal auf ihre Ausdrucksfähigkeiten abgestimmt waren.

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Die arabischen Staatsoberhäupter als Bewunderer Ihr Ruhm brachte Umm Kulthum immer wieder auch in die Nähe der Mächtigen. Sie sang vor dem ägyptischen König Faruk, der sie offenbar sehr verehrt hat, und gratulierte der Schwester des Königs mit einem Lied zu ihrer Hochzeit mit dem späteren Schah von Persien. Doch nach der ägyptischen Revolution 1952 trat Umm Kulthum ebenso vor Staatspräsident Gamal Abdel Nasser auf. Auch er bewunderte sie zutiefst. Ihre Popularität nutzte dem ehemaligen General – und als starke Frau genoss sie ganz sicher ihren Einfluss. Vor allem aber machte ihr Patriotismus die Sängerin zu einem unumstrittenen ­nationalen Symbol. „Umm Kulthum und die Pyramiden sind ewige Werte“, schwärmt man in Ägypten bis heute – und lässt so gut wie keine Kritik an ihr gelten. Mit ihren Liedern, die in der mehr als ­tausendjährigen arabischen Musiktradition wurzeln, stärkte sie auch die Verbundenheit zwischen den arabischen Staaten. Die Londoner Times schrieb über Umm Kulthum: „Abgesehen vielleicht von Nasser ist sie die stärkste Verkörperung panarabischen Fühlens.“ Nach der Niederlage Ägyptens im Sechstagekrieg von 1967 ­unternahm die Sängerin eine Tournee durch zahlreiche arabische Länder. Danach trat sie zweimal im Olympia in Paris auf – die ­einzigen Konzerte in Europa, die sie je gegeben hat. Mit den Gagen unterstützte sie den Wiederaufbau der ägyptischen Armee. Auch für den (auf israelischer Seite als Jom-Kippur-Krieg bezeichneten) Oktoberkrieg 1973 habe sie Millionen gesammelt, heißt es. Das Geld stammte zum Teil wohl auch von den Scheichs aus den Staaten am Persischen Golf, die es sich große Summen kosten ließen, Umm Kulthum bei ihren Auftritten in Kairo live zu erleben. Von Libyens Muammar al-Gaddafi wird berichtet, er habe den Staatsstreich ­gegen König Idris eigens verschoben, weil Umm Kulthum am ursprünglich geplanten Tag in Tripolis ein Konzert gab. Trotz allem – was erstaunen mag – ist die Sängerin bis heute auch in Israel populär. „Es stand in Israel niemals zur Diskussion, sie wegen ihres Hintergrundes abzulehnen“, erklärte der bekannte ­Kanun-Spieler Elad Gabbay vom jüdischen Musikforschungszentrum in Jerusalem über Umm Kulthum in einem Interview. „Musik ist Kunst und Kunst ist Freude. Wir lieben sie, denn ihre Musik ist wunderbar.“ Über das Privatleben der viel bewunderten Künstlerin ist im Übrigen wenig bekannt. Sie war mit einem renommierten Arzt verheiratet, hatte aber keine Kinder. Stattdessen wurde sie zur Mutter

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des ägyptischen Volkes. Als sie 1975, zwei Wochen vor ihrem Tod, in ein Kairoer Krankenhaus eingeliefert wurde, boten sich Tausende als Spender für Nieren und Blut an. Während des Trauerzugs ­nahmen die Bewohner der Hauptstadt den offiziellen Trägern den Sarg aus den Händen und trugen ihn selbst stundenlang durch die Straßen und Gassen. Umm Kulthums Musik ist lebendig geblieben – nicht zuletzt dank ihrer Erbinnen, die ihr in diesen Tagen im Pierre Boulez Saal ein klingendes Denkmal setzen.

Cornelia Wegerhoff ist freie Nahostkorrespondentin für den ARD-Hörfunk und lebt in Köln und Kairo.

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‫يا حبيبي كل شيئٍ بقضاء ‪ ..‬ما بأيدينا خلقنا تعساء‬ ‫رمبا تجمعنا أقدارنا ‪ ..‬ذات يوم بعد ما عز اللقاء‬ ‫فإذا أنكر خل خله ‪ ..‬وتالقينا لقاء الغرباء‬ ‫ومىض كل إىل غايته ‪ ..‬ال تقل شئنا فإن الح َّظ شاء‬ ‫ابراهيم ناجي‬


‫االطالل‬ ‫يا فؤادي ال تسل اين الهوى ‪ ..‬كان رصحاً من خيا ٍل فهوى‬ ‫اسقني وارشب عىل أطالله ‪ ..‬وار ِو عني طاملا الدمع روى‬ ‫كيف ذاك الحب أمىس خربا ً ‪ ..‬وحديثاً من أحاديث الجوى‬ ‫رقيق‬ ‫لست أنساك وقد أغريتني ‪ ..‬بفمٍ عذب املناداة ْ‬ ‫ويد متتد نحوي ٍ‬ ‫ٍ‬ ‫كيد ‪ ..‬من خالل املوج مدت لغريق ْ‬ ‫وبريقاً يظأم الساري له ‪ ..‬أين يف عينيك ذياك الربيق ْ‬ ‫يا حبيباً زرت يوماً أيكه ‪ ..‬طائر الشوق أغني أملي‬ ‫لك إبطاء املدل املنعم ‪ ..‬وتجني القادر املحتكمٍ‬ ‫وحنيني لك يكوي أضلعي ‪ ..‬والثواين جمرات يف دمي‬ ‫يش‬ ‫أعطني حريتي أطلق َّ‬ ‫يدي ‪ ..‬إنني أعطيت ما استبقيت َّ‬ ‫يل‬ ‫آه من قيدك أدمى معصمي ‪ ..‬مل أبقيه وما أبقى ع َّ‬ ‫لدي‬ ‫ما احتفاظي بعهو ٍد مل تصنها ‪ ..‬وإالم األرس والدنيا َّ‬ ‫حبيب ساح ٌر ‪ ..‬يف نبل وجالل وحياء‬ ‫أين من عيني‬ ‫ُ‬ ‫واثق الخطوة مييش ملكاً ‪ ..‬ظامل الحسن شهي الكربياء‬ ‫عبق السحر كأنفاس الرىب ‪ ..‬ساهم الطرف كأحالم املساء‬ ‫اين مني مجلس أنت به ‪ ..‬فتن ٌة متت سناء وسنى‬ ‫ٌ‬ ‫وخيال حائ ٌر منك دنا‬ ‫وقلب هائ ُم ‪..‬‬ ‫حب ٌ‬ ‫وأنا ٌ‬ ‫ومن الشوق ٌ‬ ‫رسول بيننا ‪ ..‬وندي ُم قدم الكأس لنا‬ ‫هل رأى الحب سكارى مثلنا ‪ ..‬كم بنينا من خيا ٍل حولنا‬ ‫ومشينا ىف طريق مقم ٍر ‪ ..‬تثب الفرحة فيه قبلنا‬ ‫وضحكنا ضحك طفلني معاً ‪ ..‬وعد ّونا فسبقنا ظلنا‬ ‫وانتبهنا بعد ما زال الرحيق ‪ ..‬وأفقنا ليت أنّا ال نفيق‬ ‫يقظة طاحت بأحالم الكرى ‪ ..‬وتوىل الليل والليل صديق‬ ‫مطل كالحريق‬ ‫وإذا النور نذي ٌر طال ٌع ‪ ..‬وإذا الفجر ٌ‬ ‫كل يف طريق‬ ‫وإذا الدنيا كام نعرفها ‪ ..‬وإذا األحباب ٌّ‬ ‫أيها الساهر تغفو ‪ ..‬تذكر العهد وتصحو‬ ‫جرح‬ ‫وإذا ما التأم جرح ‪ ..‬ج ّد بالتذكار ُ‬ ‫فتعلّم كيف تنىس ‪ ..‬وتعلّم كيف متحو‬


Die Ruinen Mein Herz, frag nicht, wohin die Liebe ging Sie war ein Luftschloss, und es schwand dahin Schenk mir ein und trink auf seinen Trümmern mit mir Solang die Tränen fließen, berichte von mir Wie konnte diese Liebe nur vergehen und ein Klagelied an ihrer Stelle stehen? Nie werde ich vergessen, wie du mich verführtest, mit süßem Mund und feinem Wort mich locktest, wie deine Hand sich zu mir streckte wie man Ertrinkende aus Wellen rettet Ein Lichtglanz warst du, nach dem ein Wanderer sich des Nachts verzehrt Warum ist dieser Glanz in deine Augen nicht zurückgekehrt? Einst habe deinen Garten ich besucht als Sehnsuchtsvogel, der seinen Schmerz besingt Deine Beherrschtheit ist so kränkend wie tröstend, deine Eifersucht ist ungeheuer Mein Sehnen nach dir versengt mein Inneres, jede Sekunde siedet mein Blut wie glühendes Feuer Gib mir meine Freiheit, lass los meine Hand! Ich habe alles gegeben, mir ist nichts geblieben Meine Arme schmerzen von deinen Fesseln Wozu soll ich sie behalten, wenn sie mich nicht erhalten? Warum mich an Versprechen halten, die du selbst nicht gehalten? Bis wann soll ich gefangen sein, wo doch die Welt mir offensteht? Wo ist er hin, mein zauberhafter Liebster, mit seiner Anmut, Grazie und Bescheidenheit? Der so selbstsicher schritt wie ein König in beneidenswertem Stolz, von quälender Schönheit, mit magischer Aura wie Bergeswind, schläfriger Blick wie von einem Tagtraum am Abend Wo finde ich deine Gesellschaft, wo eine Verführung von solchem Glanz?


Ich bin ganz Liebe, ein schwärmendes Herz, als Schmetterling flattere ich zu dir Die Sehnsucht ist uns ein Botschafter, sie schenkt uns unsere Gläser voll War jemals irgendwer trunkener von Liebe als wir? Welche Liebenden haben je mehr geträumt als wir? Auf mondbeschienenem Wege wandelten wir, die Freude, sie sprang überall vor uns her Gelacht wie Kinder haben wir, unserem Schatten voraus hasteten wir Erst als der Nektar versiegte, erwachten wir, o wären wir doch nie erwacht! Unsere Träume verflogen wie nach einer entrückten Nacht Die Nacht ist vorbei, sie war unser Freund, das Licht des Morgens war uns ein Omen, der Tagesanbruch kam wie ein Brand Die Welt war wieder so, wie wir sie gekannt und jeder von uns beiden ging seiner Wege Schlafloser, schlummre ein, auch wenn das Versprechen dich wachhält Wann immer eine Wunde verheilt, reißt die Erinnerung sie wieder auf Lerne zu vergessen, lerne die Erinnerung zu löschen! Mein Geliebter, es kam, wie es kommen musste Es war nicht unsere Wahl, unglücklich zu sein Möge das Schicksal uns einst wieder vereinen, nachdem wir uns so lieb begegnet sind Doch wenn es anders kommt, wir uns verleugnen und uns als Fremde gegenüberstehen und jeder wird seiner Wege gehen, so wird es nicht unsere Entscheidung sein Die Fügung wird sagen: Es hat nicht sollen sein

Ibrahim Nagi Aus dem Arabischen von Günther Orth

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The Ruins My heart: don’t ask where love is at. Built of fancy, the memorial collapsed, so pour me a drink, then you’ll drink on its ruins. Tell, for as long as tears have flowed, my story, and of how love became yesterday’s news, one speech amongst speeches of grieving. I will not forget seeing you seducing me, with lips delicate, mouthing sweet words. And a hand reaching out to me as if through waves to the drowning, as a walker reaching out to the lightening. But where is that light that shone from your eyes? Oh lover, I visited you once in your tangled tree, a lustful bird, singing its hurts, You have the languor of a glamorous patron, and are an adept and controlling tyrant. While me wanting you is cauterizing, and the seconds coursing through me were fire. Give me my freedom, set my hands loose; I have kept nothing and have given my all. Damn your chains that have made my wrists bleed: why should I wear what has crushed me? Why keep promises that you have not, why stay in prison when the world is waiting? Far from my gaze, a lover weaves magic, coy and grand and big-hearted, and steps assured as royalty; tyrannical in beauty, delicious in pride, the charm is winds blowing from the hills, and eyes straying, like the dreams of evening. How gone from me, a gathering with you at its center, your seductiveness winningly polished; and I the itinerant heart and aimless shadow

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that fluttered towards you. And desire the broker with whom we went drinking. Had love ever seen a couple as drunk as we were? What hope we erected around us, how far we walked down a moonlit road, where joy skipped ahead of us, and we laughed like children, and raced to outrun our shadows. But the drink wore off and we woke, sober and conscious: if only we hadn’t awoken! Eyes peeking out, crushing what sleep had created. The night left—and night was a friend. Then light came, auspicious, and the fiery dawn squared up to us, and each beloved walked their own path, and the world ticked over as ever. Oh you, staying up at night, then finally sleeping, you remember the promise and you wake up. You count the healing wounds, but your memory opens new ones; learn about forgetting, and how to wipe a slate clean. My lover: fate gets into everything. Our affliction is not our own doing. So when, one day perhaps, our need to meet outdoes us, and our fates cross paths, and one lover feigns ignorance of the other, say that this meeting of strangers— each with their own things to see to—was not our own will, but rather what fate had intended. Ibrahim Nagi Translated from the Arabic by Hazem Shekho and Henry Holland

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Umm Kulthum’s Heiresses Arabic Music Days at the Pierre Boulez Saal

C o r n e l i a We g e r h o f f

Her voice is omnipresent throughout North Africa and the Middle East: in taxis, tea houses, and through a million YouTube clicks. On Arabic radio stations, her songs are still among those most frequently played. People’s faces change when they listen to that distinctive dark timbre. They start to smile, they seem far away, even begin to praise the Almighty; in Algiers and Amman, in Baghdad and Beirut, in Khartoum and Cairo. Umm Kulthum remains one of the liveliest voices of the Arab-speaking world—even 44 years after her death. The Arabic Music Days—the festival’s third edition at the Pierre Boulez Saal—this year present an homage to the legendary Egyptian singer, her life and her afterlife. “Umm Kulthum set standards in the Arab music world for decades,” says Naseer Shamma, who once again serves as curator for the program. “Her impressive voice, her emotional power, her artistic work, supported by some of the bestknown Arabic composers and poets of her time, are all unique. ‘The Heart Desires All That Is Beautiful,’” he quotes a famous song title by Umm Kulthum that has long become a set phrase. The heart of the Arab world, says Shamma, desires this incomparable voice.

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Deep and mellifluous, it was heard every Thursday evening on the airwaves, beginning in 1934. That year, Umm Kulthum inaugurated Egypt’s first radio station, Radio Cairo, and ever since had a weekly show there, almost uninterrupted until 1973. Throughout the Middle East, the streets were often empty at these times, with kings and presidents foregoing public speeches and appearances—knowing full well that no one would have paid attention while Umm Kulthum was singing. She almost invariably sang of love. Enta omri, “You are my life,” is one of her most famous songs, full of tenderness and longing. But the pain of possibly losing the beloved was always present in her music as well. For minutes, the singer was able to vary the first letter of a word alone, in different tones, modulating the syllables to give them deeper meaning. At the height of her career, Umm Kulthum would take up to two hours to sing just one song, frequently interrupted by the murmuring, cheering, and jubilation of the crowd. Holding a lace handkerchief, her trademark (which was sold at ­auction together with a pair of her dark glasses for roughly five million dollars in the late 1990s), she would signal the musicians. At the same time, she “conducted” her audience, allowing it to participate through intermittent applause. When Umm Kulthum died on ­February 3, 1975, more than four million Egyptians congregated on the streets in her honor. A Musical Role Model for Generations For the Arabic Music Days, Umm Kulthum’s modern heirs come to the Pierre Boulez Saal. The three musicians from the Middle East all feel inspired by the iconic artist from the shores of the Nile. “The first song I learned to play on my oud was one by Umm ­Kulthum,” says the Syrian musician Waed Bouhassoun, a singer and virtuoso on the Arabic lute. Farida Mohamed Ali from Iraq has also been an admirer of Umm Kulthum since her earliest childhood and has become an “umm” herself, a highly revered “mother” of traditional maqam singing. Egyptian Mai Farouk brings the songs of her great predecessor to the stage in a new way, including at her Berlin performance. “Right now she is the best Umm Kulthum interpreter,” says curator Naseer Shamma. Hearing and seeing the legendary ­vocalist is “like going to school,” Mai Farouk says—there is not only the art of singing to be learned from her, but also that of perfor-

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mance, Umm Kulthum’s respect for the audience and for herself, her own dignity. None of this was predestined. The artist was born Fatima Ibrahim El-Sayyid El-Beltagi into modest circumstances, in a village in the Nile Delta, presumably on May 4, 1904, or so her biographers ­assume. In the country, births were often not registered at the time, especially if the newborn was a girl. What is known is that her father was an imam, a prayer leader at the local mosque. But to feed his family he had to earn extra money, so he travelled the countryside with his son and nephews to sing at weddings and recite from the Qur’an. At the early age of five, Fatima, who was already called Umm Kulthum by her family, is said to have sung the surahs by heart. Her father soon recognized her talent and took her along when he travelled with his small ensemble—although he dressed his daughter in boys’ clothes. For a girl to perform in public would have gone against the moral standards of the time. “A Country Girl“ But her father did give in to her plea to let her attend Qur’an School together with the boys of her age. Her mother also supported her, as Umm Kulthum once recounted herself. When the father decided to stop her lessons for financial reasons, her mother won the day. The concentrated learning by heart, the precise enunciation of the Qur’an texts, the art of vocal improvisation in which the emotional intensity increases with each repetition—all this laid the foundation for Umm Kulthum’s artistic career. She herself liked to emphasize her simple birth and her strong connection with common folk. In interviews, she would call herself a “bent al-balad,” a “country girl.” Even as a teenager, her extraordinary voice drew the attention of well-known artists, including Sheikh Mohamed Abu Al-Ela, then the most renowned religious singer in Egypt. He became one of Umm Kulthum’s mentors. From them, she learned the classic Arabic song repertoire and was encouraged to sing not only in the countryside, but also for select audiences in the Egyptian capital. After much discussion within her family, Umm Kulthum finally moved to Cairo in 1923 with her father and brother. There she took vocal lessons, learned to play the oud, revised her repertoire, and adapted her style to that of the elegant upper-class ladies. Her

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first recordings were made and record contracts signed. By her mid-20s, the Egyptian was already celebrated as a star in her homeland. On stage, by developing her very own elegant, feminine style, she visually distanced herself from the Egyptian entertainment ­industry, which had a dubious reputation at the time. Despite the many love songs she sang, she thus remained the woman who could recite the Qur’an and was respected and honored. “Planet of the East“ In their attempts to describe the phenomenon Umm Kulthum, Western media have always been searching for comparisons. ­Regarding the Egyptian’s fame and influence, she is named alongside Nefertiti and Cleopatra. In musical terms, she has been called “the Arabic Maria Callas,” but has also been compared to Joan Sutherland and Ella Fitzgerald. And in her audience, an American journalist noted, she caused ecstatic reactions similar to Elvis Presley. In articles on Umm Kulthum, she is often called the “star of the Orient.” ­Arabic-speaking admirers have also found other metaphors for her. Farida Mohamed Ali prefers to call Umm Kulthum “kaukab el shark,” “planet of the East.” Stars may burn out, but planets remain… Even with her first international tour in 1932, Umm Kulthum conquered the Middle East. Then 28, she sang in Tripoli, Damascus, Baghdad, and Beirut. Soon thereafter, she launched her second ­career as an actress, performing in musical films popular at the time. During her public concerts, police had to deploy special units to control the crowds. Not least because of the glamorous performances of Umm Kulthum, the 1940s and 1950s are often referred to as a “Golden Age” in the Arab cultural world. Memories of this era cause nostalgia in people of the region, ­beyond national borders and conflicts. “I grew up in a family that loved the songs of this golden age,” Waed Bouhassoun recalls. Her family also supported her wish to become a musician and encouraged her to study in Paris. “Music always allows you to create something beautiful,” says Bouhassoun—including with artists of different cultural backgrounds. Mai Farouk also emphasizes the strong support from her family. Already as a girl, she sang in the children’s chorus of the Cairo­ ­Opera, and at that time also sang Umm Kulthum’s songs. Farida

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Mohamed Ali, on the other hand, embarked upon a different path. The Iraqi maqams, the so-called “maqam al-baghdadi” that originate in ancient Mesopotamia, were formerly only interpreted by men, she explains. Still, she has managed to become accepted and highly successful in this genre. Later, Farida Mohamed Ali taught traditional music as a professor in Baghdad. Today she lives in the ­Netherlands, but has been representing Iraq at international concerts for many years. All three musicians embody the self-confidence of strong, independent, unique female artists. It was Umm Kulthum, however, who first established a new type of female artist in the Middle East during her time. Soon after her early success, she took control of her career, leaving nothing to ­coincidence, personally negotiating her contracts. Her musical talent was a gift of God, says Naseer Shamma, but Umm Kulthum worked tirelessly for her success, collaborating only with the best in her field. The famous Egyptian poet Ahmed Rami, who also came to fame as a Shakespeare translator, among other things, wrote no fewer than 137 songs for her. The two of them were said to have a close personal relationship as well, but this did not prevent the singer from rearranging his and other collaborators’ songs, texts, and ­ music until they appealed to her one hundred percent and offered an ideal vehicle for her powers of expression. Arabic Heads of State as Admirers Her fame kept bringing Umm Kulthum into contact with those in power. She sang for Egypt’s King Farouk, who greatly ­admired her, and congratulated the king’s sister with a song on the occasion of her marriage to the later Shah of Persia. But after the Egyptian Revolution of 1952, Umm Kulthum also performed for President Gamal Abdel Nasser. He also revered her profoundly. Her popularity benefitted the former general—and as a strong woman, she certainly enjoyed being influential. First and foremost, though, her patriotism made the singer an unquestioned national symbol. “Umm Kulthum and the pyramids are eternal values,” Egyptians say to this day—and brook almost no criticism of her whatsoever. With her songs, rooted as they are in more than a thousand years of Arabic music tradition, she also strengthened the sense of brotherhood ­between the Arab states. The Times of London wrote about

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Umm Kulthum: “With the possible exception of Nasser, she ­represents the strongest personification of pan-Arab sentiments.” After Egypt’s defeat in the Six-Day War of 1967, the singer ­undertook a tour of numerous Arabic countries. Afterwards, she appeared at the Olympia in Paris twice—the only concerts in ­Europe she ever gave. She donated part of the fees to support the rebuilding of the Egyptian army. Supposedly she also raised millions for the October War in 1973 (known in Israel as the Yom Kippur War). Part of that money most likely came from the sheikhs of the Persian Gulf states, who paid large sums to attend Umm Kulthum’s concerts in Cairo. There is a story that Libya’s Muammar al-Gaddafi rescheduled a putsch against King Idris because Umm Kulthum was performing in Tripoli on the day originally chosen. Despite all this—surprising as it may be—the singer remains popular in Israel to this day as well. “In Israel there was never a ­debate about whether to reject her because of her background,” the well-known qanun player Elad Gabbay of the Jewish Music ­Research Center in Jerusalem said about Umm Kulthum in an interview. “Music is art, and art is joy. We love her because her music is wonderful.” Little is known about the private life of this much-admired artist. She was married to a respected doctor but had no children. Instead, she became the mother of the Egyptian people. When she was ­admitted to a Cairo hospital in 1975, two weeks before her death, thousands volunteered to donate kidneys or blood. During the ­funeral procession, the capital’s citizens took the coffin from the official pallbearers and carried it through the streets and alleys for hours. Umm Kulthum’s music lives on—not least because of her heiresses, who will commemorate her in music during these days at the Pierre Boulez Saal.

Translation: Alexa Nieschlag

Cornelia Wegerhoff is a freelance Middle Eastern correspondent for the ARD radio stations and is based in Cologne and Cairo.

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‫ونقول للشمس تعايل بعد سنة‬ ‫مش قبل سنة دي ليلة حب حلوه بألف ليلة وليلة‬ ‫بكل العمر ‪ ..‬هو العمر إيه غري ليلة زي الليلة‬ ‫يا قمر لييل ‪ ..‬يا ظل نهاري ‪ ..‬يا حبي ‪ ..‬يا أيامي‬ ‫الهنية عندي لك أجمل هدية‬ ‫كلمة الحب اليل بيها‬ ‫متلك الدنيا وما فيها و اليل تفتح لك كنوز الدنيا ديه‬ ‫قولها ليه قولها للطري ‪ ..‬للشجر ‪ ..‬للناس ‪ ..‬لكل الدنيا ‪ ..‬قول الحب نعمة‬ ‫مش خطية الله محبة ‪ ..‬الخري محبة‬ ‫النور محبة يا رب تفضل حالوة سالم أول لقا يف ايدينا‬ ‫وفرح أول ميعاد منقاد شموع حو الينا‬ ‫ويفوت علينا الزمان يفرش أمانه علينا‬ ‫يا رب‬ ‫ال عمر كاس الفراق املر يسقينا‬ ‫وال يعرف الحب مطرحنا وال يجينا‬ ‫وغري شموع الفرح ما تشوف ليالينا‬ ‫يا حبيبي ‪ ..‬يال نعيش يف عيون الليل‬ ‫ونقول للشمس تعايل بعد سنة‬ ‫مش قبل سنة دي ليلة حب حلوه بألف ليلة وليلة‬ ‫مريس جميل عزيز‬


‫الف ليلة و ليلة‬ ‫يا حبيبي ‪ ..‬الليل وسامه ‪ ..‬ونجومه وقمره وسهره وإنت وأنا‬ ‫يا حبيبي أنا ‪ ..‬يا حيايت أنا كلنا يف الحب سوا‬ ‫والهوى ‪ ..‬اه منه الهوى سهران الهوى‬ ‫يسقينا الهنا ويقول بالهنا يا حبيبي‬ ‫يالله نعيش يف عيون الليل ونقول للشمس تعايل بعد سنة‬ ‫مش قبل سنة دي ليلة حب حلوه بألف ليلة وليلة‬ ‫بكل العمر ‪ ..‬هو العمر إيه غري ليلة زي الليلة‬ ‫إزاي أوصف لك يا حبيبي إزاي‬ ‫قبل ما أحبك كنت إزاي كنت وال امبارح فاكراه‬ ‫وال عندي بكره أستناه وال حتى يومي عايشاه‬ ‫خدتني بالحب يف غمضة عني‬ ‫وريتني حالوة األيام فينا لليل بعد ما كان غربة مليته أمان‬ ‫والعمر اليل كان صحرا اصبح بستان‬ ‫يا حبيبي ‪ ..‬يال نعيش يف عيون الليل‬ ‫ونقول للشمس تعايل بعد سنة‬ ‫مش قبل سنة ‪..‬دي ليلة حب حلوه بألف ليلة وليلة‬ ‫بكل العمر ‪ ..‬هو العمر إيه غري ليلة زي الليلة‬ ‫يا حبيبي إيه اجمل م الليل واتنني زينا عاشقني تايهني‬ ‫ما احناش حاسني العمر ثواين واال سنني‬ ‫حاسني اننا بنحب وبس‬ ‫عايشني لليل والحب وبس‬ ‫يا حبيبي الحب حياتنا وبيتنا وقوتنا‬ ‫للناس دنيتهم واحنا لنا دنيتنا‬ ‫وإن قالوا عن عشاقه بيدوبوا يف نار أشواقه‬ ‫أهي ناره دي جنتنا‬ ‫الحب عمره ما جرح ‪ ..‬وال عمر بستانه طرح غري الهنا وغري الفرح‬ ‫يا حبيبي ‪ ..‬يال نعيش يف عيون الليل‬


Tausendundeine Nacht Mein Liebster! Der Himmel in der Nacht, die Sterne und der Mond halten über uns Wacht Du bist mein Liebster und mein Leben! In der Liebe sind wir alle gleich Sie lässt uns die Nacht durchwachen Sie gießt uns ein von Glückseligkeit und verheißt uns größte Heiterkeit Mein Liebster, lass uns leben im Angesicht der Nacht! Die Sonne soll erst in einem Jahr wieder aufgehen, und keine Stunde früher! Dies ist eine Nacht der Liebe, süß wie tausendundeine Nacht Was war unser ganzes Leben ohne eine solche Nacht, ohne heute Nacht? Mein Liebster, wie soll ich es beschreiben? Was war ich, bevor ich dich geliebt? An gestern kann ich mich nicht erinnern, ich warte auf kein Morgen, und den heutigen Tag lebe ich nur für dich Du hast mich im Sturm erobert und mir süßeste Tage beschert; des Nachts war ich einsam, doch gabst du mir in ihr Geborgenheit Mein Leben war eine Wüste, doch nun ist es ein Garten Mein Liebster, lass uns leben im Angesicht der Nacht! Die Sonne soll erst in einem Jahr wieder aufgehen, und keine Stunde früher! Dies ist eine Nacht der Liebe, süß wie tausendundeine Nacht Was war unser ganzes Leben ohne eine solche Nacht, ohne heute Nacht? Mein Liebster, was ist schöner als eine Nacht, durch die Verliebte irren? Wir fühlen nicht Sekunden noch Jahre, wir lieben uns und das genügt uns Die Liebe ist unser Leben, unser Haus, unsre Kraft Die Leute leben in ihrer Welt und wir in unserer

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Und wenn sie sagen, dass Liebende verbrennen im Feuer ihrer Leidenschaft, dann ist dies Feuer unser Paradies! Die Liebe hat noch niemanden verletzt, ihr Garten hat nie anderes hervorgebracht als Wohlergehen und Freude Mein Liebster, lass uns leben im Angesicht der Nacht! Die Sonne soll erst in einem Jahr wieder aufgehen, und keine Stunde früher! Dies ist eine Nacht der Liebe, süß wie tausendundeine Nacht Was war unser ganzes Leben ohne eine solche Nacht, ohne heute Nacht? Du Mond in meiner Nacht, du spendest mir Schatten am Tag, du Liebster! Lass mich dir das schönstes Geschenk machen: Das Wort heißt Liebe; es umfasst die Welt mit allem, was darin ist, und den, der dir ihre Schätze entdeckt Sag es mir, sag es den Vögeln und den Bäumen, den Menschen, der ganzen Welt, sag: Liebe ist ein Segen, keine Sünde. Gott ist Liebe, Güte ist Liebe, Licht ist Liebe Gott, erhalte uns die Süße unserer ersten Begegnung, die Freude des ersten Treffens bei Kerzenlicht Geborgenheit soll uns durch die Zeiten geleiten, der bittere Trunk der Trennung soll uns fernbleiben, die Trauer soll nie den Weg finden zu uns! Nur Kerzen der Freude sollen unsere Nächte erleuchten Mein Liebster, lass uns leben im Angesicht der Nacht! Die Sonne soll erst in einem Jahr wieder aufgehen, und keine Stunde früher! Dies ist eine Nacht der Liebe, süß wie tausendundeine Nacht

Morsi Jamil Aziz Aus dem Arabischen von Günther Orth

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A Thousand Nights My dear, the night and its sky, its stars and its moon, its staying-up, its you and its me. My own love, my own life, we are all in love together. And love be cursed, love is staying awake, watering us with bliss, and raising glasses to us. Let us live in night’s eyes, and instruct the sun to only return when a year is done, and not before that year. One single lovely night of love is worth a thousand nights in one whole life. What is life but a night like tonight? How can I put my love into words? How? What was I like before I loved you? I did not think over yesterday, nor did I look forward to tomorrow, nor could I live my days to the full. You took me with love like lightening showed me that days were sweet, filled estranged nights with peace, and life’s desert blossomed to a garden. My dear, let us live in night’s eyes, and instruct the sun to only return when a year is done, and not before that year. One single lovely night of love is worth a thousand nights in one whole life. What is life but a night like tonight? My dear, is there anything more comely, than the night and two lost lovers, not conscious that life is constructed from time, feeling only that we are in love, living only for the night and for that love. My dear, love is our life, house and strength, let others have their worlds and let us have ours, and if they say that their lovers melt in the fire of their passions, then we say passion’s fire is paradise. Love never injured, nor did its garden release anything but joy and extasy.

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My dear, let us live in night’s eyes, and instruct the sun, to only return when a year is done, and not before that year. One single lovely night of love is worth a thousand nights in one whole life. What is life but a night like tonight? Moon of my night, shade of my day, my love, my blissful days, I present to you the most beautiful gift, the word love, which through owning it, you own the world and all that belongs to it: opening to you the treasures of this world. Say it to me, say it to the bird, to the tree, to the people, to the whole world, announce that love is godsend and not a sin. God is love, goodness is love and light is love. I hope to God that the sweetness of the greeting of the first encounter remains in our hands, and the joy of the first date lights candles around us, and that time will pass and unfold its calmness upon us. I hope to God never to drink from the bitter cup of separating, and that sadness never finds out where we live, and visits us. And that no one will witness our nights but the candles of joy. My dear, let us live in night’s eyes, and instruct the sun to only return when a year is done, and not before that year. One single lovely night of love is worth a thousand and one nights.

Morsi Jamil Aziz Translated from the Arabic by Hazem Shekho and Henry Holland

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