LAUFENTAL ZWINGEN
Einig Laufental gegen die Deponien hof. Was sich am 30. Oktober in Zwingen abspielen wird, hat das Laufental noch nie zuvor erlebt. Der Verein Depo-Nie im Quellgebiet organisiert im mittelalterlichen Wasserschloss eine Landsgemeinde. Die Idee für den Anlass stammt vom Laufner SP-Landrat Linard Candreia, der die Institution der Landsgemeinde aus seiner Heimat Graubünden kennt. «Eine Landsgemeinde, auch wenn es sie heute nur noch selten gibt, wird dann einberufen, wenn die Volksseele kocht. Und das ist momentan im Laufental wegen der Deponien ganz klar der Fall», sagt er. Die Menschen im Bezirk Laufen seien übergangen worden und würden sich zu Recht gegen das Mammutprojekt wehren. Gegen den Landratsentscheid vom April, die beiden Standorte in den kantonalen Richtplan aufzunehmen, entwickelte sich Widerstand. Knapp 4000 Personen – grösstenteils aus dem Laufental – unterschrieben ein Referendum, weshalb nun das Volk das letzte Wort hat. Ende November stimmt die Baselbieter Bevölkerung über das Begehren ab. Deshalb soll die Landsgemeinde auch nicht nur Laufentalern, sondern allen Interessierten offenstehen. Ziel dabei ist, möglichst viele Stimmberechtigte vom Anliegen der Deponiegegner zu überzeugen. Im Schloss hat es Platz für rund 700 Menschen, und die Verantwortlichen hoffen, dass alle Stühle besetzt sein werden. «Wir möchten dem Baselbiet zeigen, dass sich die Laufentaler gegen Deponien und für Quellen einsetzen», erklärt Remo Stebler, Präsident des Vereins Depo-Nie im Quellgebiet. Durch die Errichtung der beiden Deponien müssten die für die Wasserversorgung von Zwingen bedeutenden Quellen Bernhardsmätteli und Pfandel aufgegeben werden. Über diesen Umstand soll denn auch an der Landsgemeinde diskutiert werden. Es sei geplant, dass einige Landräte aus dem Laufental Reden halten, sagt Stebler. Bis auf Rolf Richterich (FDP) haben sich alle Laufentaler Parlamentarier an der Abstimmung im Landrat als Gegner der Deponien geoutet. Ausserdem habe man Vertreter von allen 13 Laufentaler Gemeinden eingeladen, erklärt der Präsident von Depo-Nie. Der Verein hat momentan rund 50 Mitglieder, wobei jeden Tag neue dazustossen würden. Wie bei einer Landsgemeinde üblich besteht für alle Anwesenden die Möglichkeit, sich zu äussern. «Es wird ein offenes Mikrofon geben, auch wenn dafür nicht allzu viel Zeit vorgesehen ist aufgrund der Dichte des Programms», so Remo Stebler. Neben Auftritten von einigen lokalen Musikvereinen und einem gemeinsamen Mittagessen werde eine Art Sponsorenlauf um das Wasserschloss Zwingen stattfinden. Dies mit dem Ziel, Geld für den Kampf zur Rettung der Quellen zu sammeln. Um die Chance für eine erfolgreiche rechtliche Auseinandersetzung zu erhöhen, hat Linard Candreia eine Idee: «Wir könnten an der Landsgemeinde eine Resolution verabschieden und diese an den Kanton und den Bund schicken.» Darin soll man sich auf die Selbstbestimmung als Region berufen. Als Vorlage nennt der Sekundarlehrer eine ausserordentliche Landsgemeinde im hinteren Rheintal aus dem Jahr 1941. Damals sei es durch eine Resolution gelungen, einen überdimensionalen Staudamm zu verhindern. BZ, 28. Oktober 2016
Donnerstag, 6. Oktober 2016 Nr. 40
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ZWINGEN
Kann die Eisenbahn die Quellen retten? Landrat Klaus Kirchmayr schlägt vor, das Baselbieter Aushubmaterial zukünftig per Bahn in Kiesdeponien im Kanton Zürich zu fahren, statt eigene wertvolle Flächen für Deponien zu opfern. Raphael Joray
D
as Laufental ist in Aufruhr. Der Plan der Regierung, an den Standorten Stutz in Blauen und Sunnerai in Zwingen Aushubdeponien zu errichten und dafür zwei Quellen mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser zu opfern, stösst auf erbitterten Widerstand. 3483 Unterschriften wurden für das Referendum gegen die Festlegung der Deponiestandorte im kantonalen Richtplan gesammelt — mehr als doppelt so viele wie nötig. Am 30. Oktober laden die Deponiegegner gar zu einer Laufentaler Landsgemeinde ins Schloss Zwingen, um die Einigkeit und Entschlossenheit der Region zu demonstrieren. Sollte das Baselbieter Stimmvolk die Richtplananpassung am 27. November dennoch annehmen, ist ein langwieriger Rechtsstreit vorprogrammiert.
Keine Lastwagenkolonnen «Angesichts der Emotionalisierung der Debatte besteht die Gefahr, dass der Kanton am Ende ohne eigene Deponie dasteht», befürchtet Klaus Kirchmayr, Landrat aus Aesch und Fraktionspräsident der Grünen. In der Abstimmung über die Richtplananpassung im Parlament enthielt er sich der Stimme. Es brauche aber eine Lösung, damit das Aushubmaterial zukünftig nicht mehr in
Lösungsvorschlag: Aushubmaterial künftig per Bahn in Kiesdeponien zu transportieren, statt eigene Flächen für Deponien zu opfern. FOTO: ZVG
«langen, schmutzigen Lastwagenkolonnen zu weit entfernten Deponien» transportiert werden müsse. Kirchmayr fordert den Regierungsrat deshalb in einem Postulat auf, einen Plan B zu prüfen. «Ideale Deponiestandorte sind alte Kiesgruben, welche im Rahmen ihrer Renaturierung aufgefüllt werden müssen», meint Kirchmayr. Leider gäbe es solche in der Region Nordwestschweiz aber nicht mehr in nennenswerter Grösse. Anders sehe es etwa im Rafzerfeld im Kanton Zürich aus, wo es riesige Kiesgruben mit direktem Bahnanschluss gäbe. Dort sei beispielsweise auch der Ausbruch der Zür-
cher Durchmesserlinie entsorgt worden. Kirchmayr schlägt vor, Industriebrachen mit Bahnanschluss im Kanton Baselland als kleine Zwischenlager für das Aushubmaterial zu nutzen. Die Lager könnten dann mehrmals jährlich geleert und der Aushub zur endgültigen Deponierung mit einem Güterzug ins Rafzerfeld gefahren werden — oder an einen vergleichbaren Standort. «Durch dieses dezentrale Konzept würden die Lastwagenfahrten auf kurze Strecken zu den Zwischenlagern reduziert und der Kanton müsste keine wertvollen Flächen für eine eigene Deponie nutzen», erläutert Kirchmayr. Er ist überzeugt, dass man
dabei auch lokale Unternehmer sinnvoll einbeziehen könnte. Die Regierung zeigt sich gegenüber Kirchmayrs Idee offen. Sie beantragt dem Landrat die Entgegennahme seines Postulats, möchte aber vor der Abstimmung vom 27. November inhaltlich noch keine Stellung dazu beziehen. Wie ernsthaft der Regierungsrat Kirchmayrs Vorschlag tatsächlich prüfen wird, dürfte entscheidend davon abhängen, ob das Baselbieter Stimmvolk den Deponiestandorten Stutz und Sunnerai an der Urne eine Abfuhr erteilt. In diesem Fall ist ohnehin ein Plan B gefragt. Warum eigentlich nicht B wie Bahn?
LAUFEN
Roboter als Tausendsassa Im Rahmen des deutschen TüröffnerTags lud das Gymnasium Laufen zu einem Programmierkurs für Roboter ein. Zwanzig Kinder im Alter von 8-12 Jahren schrieben sich für diese Herausforderung ein. jjz. Der Roboter ist heute ein Allerweltsmittel. Er mäht den Rasen, er saugt das Wohnzimmer, er hilft behinderten Menschen, er setzt ganze Autos zusammen, er soll sogar eines Tages den Briefträger spielen, kurz, er hilft und ersetzt leider auch den Menschen. Aber aufgepasst, alles was der Roboter tun soll, muss ihm peinlichst genau eingetrichtert werden. Das Gymnasium Laufental-Thierstein hat eine Anzahl Kleinroboter des Typs Thymio gekauft und anlässlich des deutschen Türöffner-Tags, bei uns Ferienpass genannt, Kinder im Alter von 8-12 Jahren eingeladen, die Welt der Robotik zu entdecken. Gespannt liessen sich im ersten Workshop zehn Kinder von Lehrer Stefan Hess über das Wesen des Lernroboters orientieren. «Dank seinen Sensoren kann Thymio Hindernisse erkennen, einer Linie auf dem Boden nachfahren und sogar Töne von sich geben», erklärte Hess. Er reagiere auf Klatschen oder
plett müde zu machen. Die Kinder waren Feuer und Flamme für dieses Gerät, programmierten was das Zeug hielt und testeten den kleinen Tausendsassa immer wieder auf dem Tisch oder dem Boden. Am Nachmittag wurde ein zweiter Workshop mit einer neuen Gruppe durchgeführt und ein dritter Workshop erlaubte Jugendlichen zwischen 12 und 14 Jahren, selbst ein kleines Computerspiel zu programmieren. Mit Liebe und Verständnis sorgten die beiden Gymnasiallehrer Stefan Hess und Martin Hänggi für einen tollen und abwechslungsreichen Ferientag.
Polonaise der Roboter: Lehrer Stefan Hess als Dompteur. Klopfen und könne seine Farbe nach Wunsch verändern. Jedes Kind erhielt einen Roboter und konnte sich mit dem Winzling vertraut machen. Um den Roboter nach Gutdünken zu programmieren, wurde jedem Kind ein PC zugewiesen. Der Roboter wurde an den Computer angeschlossen und schon erschien auf dem Bildschirm die genaue
FOTOS: JÜRG JEANLOZ
Anleitung. Einfach und problemlos konnten die Kinder ihrem Gerät vorgeben, welche Farbe es annehmen soll, welche Sensoren auf der Seite und unten in Betrieb sein müssen, welche Geschwindigkeiten die beiden Motoren vorgeben und ob er auf Klatschen oder Klopfen seine Aktion ändert. Sogar ein Timer ist installiert, um ihn nicht kom-
Macht den Kindern Spass: Roboter in Reih und Glied.