THIERSTEIN
Donnerstag, 2. Juli 2015 Nr. 27
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BREITENBACH
Alterszentrum Bodenacker vor Neustart Seine letzte Delegiertenversammlung leitete für einige Delegierte unerwartet Präsident Christoph Hänggi. Nach 28 Jahren im Vorstand. Richtig überraschend für die Delegierten kam dann aber am Schluss die Kündigung von Heimleiter Hannes Spirig. Roland Bürki
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BREITENBACH
«Die Leichtathletik nach Breitenbach holen» bü. Sportlich-leichtfüssig kamen an der Gemeindeversammlung nicht nur die glänzende Rechnung 2014 und elf öffentliche Parkplätze über die Hürden, sondern auch die Sanierung und Erweiterung der Leichtathletik-Anlagen Grien. Der starke Applaus der 66 Stimmberechtigten am Ende einer informativ gestalteten Rechnungsgemeindeversammlung bewies, dass diese Art direkter Demokratie überhaupt nicht trocken und langweilig sein muss. Besonders dann nicht, wenn ein Finanzchef wie Christian Thalmann so gute Zahlen, in geraffter Form und gemischt mit einer Prise Humor, servieren kann. Dass trotz Begleichung der Pensionskassenlücke beim Gemeindepersonal von 871 000 Franken am Schluss noch ein Ertragsüberschuss von 99 000 Franken resultierte, zeugt von der «soliden Finanzsituation», die Thalmann mit zahlreichen Eckdaten unterlegte. So den Cash-Flow oder Ertragsüberschuss plus Abschreibungen mit 1,6 Millionen, die Investitionen mit brutto 1,3 Millionen und die Pro KopfVerschuldung mit extrem tiefen 177 Franken. Lediglich bei der Spezialfinanzierung Wasser musste der Finanzchef einen Abstrich machen: «Sie weist ein Defizit von 43 000 Franken auf, was wir korrigieren müssen.» Die Versammlung zeigte sich jedenfalls zufrieden und segnete sowohl die Nachtragskredite und die gesamte Rechnung 2014 ohne ein Wortbegehren und einstimmig ab. Das schien Gemeindepräsident Dieter Künz-
li zu einem herzlichen Dank zu bewegen, dem er entschuldigend beifügte: «Wir ecken manchmal an, wenn wir den Batzen zweimal umdrehen.» Verständnis zeigten die Stimmberechtigten, dass die Gemeinde elf öffentliche Parkplätze auf dem Areal der Überbauung Wydengarten schaffen will. 62 der 66 Anwesenden stimmten dem Erwerb des Benutzungsrechts mit Kosten von 110 000 Franken zu. Mit der Anrede «Liebe Sportlerinnen und Sportler!» nahm Gemeinderat Marcel Humair die gesamte Versammlung mit ins Boot, sich mit ihm die im Laufe der Zeit entstandenen Schäden an den Leichtathletik-Anlagen Grien anzusehen. Schäden, die dringend einer ohnehin im Investitionsplan vorgesehenen Sanierung mit Kosten von 225 000 Franken bedürften. «Die wertvolle Anregung des Leichtathletikzenrums Thierstein (LZT), die Anlage mit der Erweiterung von Kunststoffplatz und der Verlängerung der Laufbahn, um weitere 100 Meter aufzuwerten, hat der Gemeinderat nun ebenfalls in diese Vorlage eingepackt», erklärte Humair die Aufstockung auf einen Bruttokredit von nun 425 000 Franken. Das Projekt käme aber nur zur Ausführung, wenn die vereinbarten Beiträge Dritter in der Höhe von 95 000 Franken auch fliessen würden. Mit der vorbehaltlosen Zustimmung standen die 66 Stimmberechtigten applaudierend hinter dem Vorsatz des LZT, «die Leichtathletik nach Breitenbach zu holen».
VERANSTALTUNG
Musikalischer Mittag WOS. Am 5. Juli, 15 Uhr, findet im Pflegeheim Stäglen ein musikalischer Mittag mit Peter Renz, Saxofon, und Seppi Grazioso, Keyboard, statt.
pektakulär sah die Traktandenliste des Zweckverbands Alterszentrum Bodenacker (AZB) vergangene Woche nicht aus. Zusätzliche zu Beginn der Versammlung von der Gemeinde Grindel geforderte Traktanden durfte Präsident Christoph Hänggi aus formellen Gründen nicht behandeln, so dass der Abend doch noch im üblichen Rahmen abzulaufen schien. Auch wenn Hänggi zur Verwunderung einiger uneingeweihter Delegierter schon in seiner Begrüssung erklärt hatte, per Ende Juni aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen vom Amt als Präsident zurückzutreten. Seit der Gründung des Zweckverbandes im Jahre 1987 hatte er ununterbrochen dem Vorstand angehört, seit 2009 als umsichtiger Präsident. «Nach dieser Delegiertenversammlung lege ich die Verantwortung in die Hände von Vizepräsidentin Wally Allemann», blickte Hänggi voraus auf eine Übergangszeit bis zur nächsten ausserordentlichen oder ordentlichen Delegiertenversammlung, welche dann die erforderlichen Wahlen zu vollziehen habe. Gerne hätte er an seiner letzten Versammlung eine positive Rechnung vorgelegt, bedauerte er, als er zur Rechnung 2014 mit einem Minus von 85 328 Franken überleitete. Gewissenhaft ging Heimleiter Hannes Spirig die auffälligsten Abweichungen auf der Aufwand- und Ertragsseite durch und nahm speziell zusätzliche
Abschied nach 28 Jahren im Vorstand: Vizepräsidentin und Nachfolgerin ad interim Wally Allemann sagt es Christoph Hänggi mit Blumen und den obligaten «Schmützli». FOTO: ROLAND BÜRKI
Ausgaben unter die Lupe. Etwa die Studie «Cura Time», Mehrkosten bei der diplomierten Pflege oder dann ganz besonders die letztes Jahr auffallend hohen 29 Todesfälle von Heimbewohnern mit sehr hoher Pflegestufe. «Das führte zu einem Minderertrag der Pflegetaxen gegenüber dem Budget, wir konnten aber mit 99-prozentiger Bettenbelegung immerhin Gegensteuer geben», begründete Spirig das unter dem Strich leider immer noch negative Ergebnis. Die Delegierten zeigten in der Fragerunde dafür Verständnis, sorgten sich aber offensichtlich um den pflegegerechten Bestand des Personals und dessen Zufriedenheit. «Wir bieten mit auf Belegungstag und Pflegestufe basierendem Bestand eine gute Behandlungsqualität an», versicherte Pflegedienstleiterin Sibylle Imhof-Müller. Und der Heimleiter zeigte mit einer Tabelle der Personalfluktuation 2012-2014 auf, dass diese mit 8,4 Prozent gar noch unter dem Mittel von 10 Prozent vergleichbarer Altersund Pflegeheime liegt. Eigentlich gab es viel mehr gute Nachrichten, als es dieser plakative Un-
tertitel vermuten lässt. Etwa die erfolgreiche AZB-Gastronomie, die ein glänzendes Umsatzresultat erzielte, die Aktivierung, die mit den Schulen Breitenbach und mit dem Zivilschutz zusammenspannte oder dann die anstehenden Umbauarbeiten in Küche und Haus, über die Baukommissionspräsident Gerold Borer kompetent-spannend berichtete und mehrfach festhielt: «Wir kämpfen um alle Unternehmer-Preise!» In seinem allerletzten Dankes- und Schlusswort musste Christoph Hänggi erst die sichtlich noch unverdaute Nachricht über die überraschende, aus persönlichen Gründen per Ende September eingereichte Kündigung von Heimleiter Hannes Spirig überbringen, bevor er mit entspannter Miene die frohe Kunde über eine Erbschaft von fast zwei Millionen Franken verkünden durfte. Das, der Dank sowie Blumen und Küsschen von Vizepräsidentin Wally Allemann versüssten ihm nach 28 Jahren (!) im Vorstand den Abgang aus dem Zweckverband AZB, der nun strategisch und operativ einen Neustart hinlegen muss.
BREITENBACH
Jobs aus erster Hand jjz. Ermando Imondi, Leiter der Regionalen Arbeitsvermittlung, bot den anwesenden Unternehmern anlässlich einer Gesprächsrunde an, ihre offenen Stellen bei ihm zu melden und dabei von Einarbeitungszuschüssen, Probeanstellungen, Temporärarbeit oder Berufspraktika zu profitieren. jjz. Seit die Nationalbank den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro aufgehoben hat, sind vor allem exportorientierte und vom Ausland stark konkurrenzierte Unternehmen verunsichert. «Die Unternehmen haben ein Margen-, aber auch ein Volumenproblem», erklärte der Wirtschaftsförderer Thomas Kübler vor Gästen aus Wirtschaft und Politik. Er habe deshalb einen Gedankenaustausch zwischen Unternehmern und der Regionalen Arbeitsvermittlung organisiert. Diesem Anliegen kam der Leiter der Regionalen Arbeitsvermittlung (RAV) Ermando Imondi gerne nach und informierte über die Dienstleistungen der RAV plus. «Melden Sie sich bei uns, wenn Sie offene Stellen zu besetzen haben oder wenn Sie Personal abbauen», erklärte Imondi. Mit dem RAV plus hat Imondi eine dezentrale Organisation aufgebaut, die im Baselbiet komplett vernetzt ist, Stellensuchende rasch vermittelt und für die Firmen kostenlos ist. RAV plus bewirtschaftet die offenen Stellen und sucht aus ihren Reihen geeignete Kandidatinnen und Kandidaten. Je mehr Unternehmer mit dem RAV plus zusammenarbeiten, umso grösser sei die Chance, Arbeitssuchenden eine
Arbeitsvermittlung: Bruno Holzer, Stv. Leiter, (l.) und Ermando Imondi, Leiter RAV plus. FOTO:JÜRG JEANLOZ
Stelle zu vermitteln. Gegenwärtig sind beim RAV Laufental und Schwarzbubenland 850 arbeitslose Personen gemeldet, wovon je 150 pro Monat dazukommen und wieder wegfallen. Mit Einarbeitungszuschüssen ist die RAV sogar bereit, Lohnanteile auf eine bestimmte Zeit zu übernehmen, um die Unternehmer zu motivieren und ihnen ein gewisses Risiko abzunehmen. Imondi bot den Firmenchefs auch an, seine Klienten temporär mit einem Zwischenverdienst zu vermitteln. Damit können die Arbeitssuchenden ihr Einkommen verbessern, berufliche Erfahrungen sammeln und bei Eignung eine neue
Stelle zu finden. Probeeinsätze sind sogar gratis. Für die Lehrabgänger sind Berufspraktika möglich. Die Frage eines Anwesenden, ob RAV plus nicht eine Konkurrenz zu den privaten Jobvermittler sei, relativierte Imondi , indem er mit ihnen sogar zusammenarbeite. RAV plus habe den Vorteil, das Potenzial des ganzen Baselbiets auszuschöpfen. Saison-, Gastgewerbe- und Hilfsarbeiter haben es schwerer, weil die Firmen vor allem Fachkräfte suchen. Imondi sieht auch die Bereitschaft, längere Arbeitswege in Kauf zu nehmen, wie das bei den Grenzgängern üblich ist.