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Bezirk Affoltern

Dienstag, 13. November 2012

Mettmenstetten: «Bi eus», WWW, Zuzüger und ein Kantonsrat Die zweitgrösste Säuliämtler Gemeinde zu Gast im «LaMarotte» in Affoltern Die Fortsetzung der Gastspiele im Rahmen von «Das Säuliamt als Lebensraum» sah am vergangenen Mittwochabend Mettmenstetten zu Gast im Kulturkeller La Marotte, Affoltern. Gesprächsgäste aus Kultur, Gewerbe, Politik und Institutionen gaben einen Einblick ins attraktive Dorfleben. ................................................... von urs e. kneubühl Drei Buchstaben reichen – WWW – und man weiss, zumindest hierzulande, was gemeint ist: das Werk- und Wohnhaus zur Weid Rossau in Mettmenstetten (www.stadt-zuerich.ch/ zur-weid). Klar, dass diese Institution im Rahmen des «Lebensraum Säuliamt»-Gastspiels von Mettmenstetten im Affoltemer Kulturkeller La Marotte nicht fehlen durfte. Im Gespräch mit Moderator Salomon Schneider, Ottenbach, gab denn auch WWW-Betriebsleiter Hansruedi Sommer einen kurzen geschichtlichen Abriss der Einrichtung: Entstanden ist das Werkund Wohnhaus zur Weid, das heuer sein 100-Jahre-Jubiläum feiern kann, damals, weil die Stadt Zürich mit der Handhabung der «administrativen Versorgung» durch den Kanton unzufrieden war. So beschloss man, für Zwangseinweisungen von Männern, die in den Augen der damaligen Gesellschaft ein «liederliches» Leben führten, ein eigenes Männerheim zu errichten. 1912 wurde dieses in der Rossau im damaligen Bauerndorf Mettmenstetten errichtet. Heute bietet das WWW Frauen und Männern mit sozialen, psychischen und Suchtproblemen einen geschützten Lebensraum. Die Bewohnerinnen und Bewohner leben in der Hausgemeinschaft und arbeiten in den eigenen Betrieben, wie Gärtnerei, Landwirtschaft, Schreinerei und Weid-Laden oder im Unterhalt, in der Reinigung und in der Küche. Und Letztere gab mit dem offerierten Suppenznacht beredtes Zeugnis über Potenzial und Qualität des WWW ab.

WWW als privatrechtliche Stiftung Nun, das Werk- und Wohnhaus zur Weid ist (noch) eine Einrichtung der Stadt Zürich, wohl eingebettet in Rossau der Gemeinde Mettmenstetten. Nun steht, wie Hansruedi Sommer im Gespräch weiter ausführte, ein nächster grosser Schritt an: Die Stadt Zürich will das WWW in die Selbstständigkeit entlassen, es soll zukünftig als privatrechtliche Stiftung auftreten. Der Antrag des Stadtrats ist gemacht, die privatrechtliche Zukunft des WWW kann voraussichtlich am 1. Januar 2014 beginnen. Da zeigt sich Hansruedi Sommer auch glücklich darüber, dass die Institution seit vielen Jahren vom Verein Freundeskreis des Werk- und Wohnhauses zur Weid (www.verein-

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Moderator Salomon Schneider (rechts) bei «Mettmenstetten zu Gast im La Marotte» im Gespräch mit Landwirt und Kantonsrat Martin Haab. (Bild Urs E. Kneubühl) freundeskreis.ch) nah begleitet und unterstützt wird. «Der Verein, der sich mit Mitgliederbeiträgen und durch Spenden finanziert, ist bestrebt, die Bedeutung des Auftrages des WWW – Menschen mit schwieriger Vergangenheit den gesellschaftlichen Wiedereinstieg zu ermöglichen – ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu tragen», erläuterte Vorstandsmitglied Michael Rütti, Mettmenstetten, im Gespräch. «Er trägt alles dazu bei, dass das WWW in der Gesellschaft als Ort der Begegnung, des Austausches und des Neubeginns wahrgenommen wird.»

Mettmenstetter und Mättmistetter In weiteren Gesprächen mit verschiedensten Gästen wurde unter anderem auch erläutert, dass es Mettmenstetter und Mättmistetter gibt. Ein traditionell begründeter Unterschied, der allerdings selten mehr eine Rolle spielt. So steht der Kulturverein «Bi eus... z’ Mättmistette» (www.maettmi.ch/bieus/ aktuell_programm.php) grundsätzlich allen offen, die ein lebendiges Dorfleben unterstützen wollen. Präsidentin Margrit Maag weist diesbezüglich auch auf die nächsten Veranstaltungen hin: Knuth und Tucek mit der Satire «Freiheit!» am 12. Januar 2013, oder die modernen Jodelinterpretationen von Stimmreise.ch am 9. Februar 2012. – Von seinen Erfahrungen als Zuzüger berichtete Raffaele Cavallaro. Und dass diese vor allem positiv aus-

fallen, erstaunt niemanden, wenn man weiss, dass Cavallaro 2005, von Affoltern her kommend, nach Mettmenstetten gezogen ist und dann lediglich ein Jahr später bei den Gemeinderatswahlen bereits zu reüssieren vermochte. Man fühle sich rasch heimisch, sagen denn auch andere Zuzüger. Dazu gehört auch Hugo Kradolfer, Geschäftsleiter der Huber Eisenwaren und Schliesstechnik AG (www.hubereisenwaren.ch), der in Obfelden wohnhaft ist. Allerdings ist Kradolfer mit dem Traditionsgeschäft an der Bahnhofstrasse in Mettmenstetten seit seiner KV-Lehre beruflich eng verbunden und sieht sich somit auch ein bisschen als Mettmenstetter. «Wir fühlen uns sehr wohl hier. Das Geschäft ist sehr gut integriert in der Gemeinde und darüber hinaus, weshalb wir auch für die Zukunft unsere Chancen als gut einschätzen», hält der Geschäftsleiter des von Johannes Huber, als erstem Eisenhändler im Bezirk, 1832 gegründeten Geschäfts, fest.

Landwirtschaft und 50plus Eine Brücke zwischen Tradition und Zukunft schlug dann der Mettmenstetter Landwirt und Kantonsrat Martin Haab. Er, einer alt eingesessenen Bauernfamilie entstammend und seit vergangenem Jahr im Kantonsrat, weiss sehr wohl, wie hart der Broterwerb in der Landwirtschaft ist. «Die wechsel-

hafte Agrarpolitik in der Schweiz bringt uns Bauern leider nicht gerade die dringend notwendige Planungssicherheit. So wünsche ich mir in möglichst absehbarer Zeit eine Landwirtschaftspolitik, die es einer Bauernfamilie mit einem Hof von vernünftiger Grösse wieder erlaubt, ihren Lebensunterhalt damit bestreiten zu können. Es muss diesen Weg geben, der Familienbetrieben wieder Zukunft bietet.» Den Abschluss der lockeren Gesprächsrunde im «LaMarotte» machte Manfred Lorch, Vorstandsmitglied der Wohnbaugenossenschaft maettmi50plus (www.maettmi50plus.ch). Er erläutert die Umsetzung der ursprünglichen Idee des Mettmenstetters Ruedi Werder, mit einer Wohnbaugenossenschaft Menschen in der 3. und 4. Lebensphase Wohnraum für ein autonomes Wohnen bis ins hohe Alter in guter Nachbarschaft anbieten zu können. Die Idee ist auf stattliche Resonanz gestossen und hat Formen angenommen, die in absehbarer Zukunft in die Realität umgesetzt werden können. Und Idee und Konzept der Wohnbaugenossenschaft maettmi-50plus ist zwischenzeitlich auch als Sieger eines entsprechenden nationalen Wettbewerbs über zukünftige Wohnformen hervorgegangen. «Das Preisgeld von 30 000 Franken ist natürlich ein prächtiger Zustupf in unserer Genossenschaftskasse», resümiert Manfred Lorch.

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Sozialräumliche Jugendarbeit im Unteramt startet Die Offene Jugendarbeit Unteramtplus alias jugendplus macht ihre ersten Schritte, den neuen Leistungsauftrag umzusetzen. Dieser beinhaltet, die Jugendlichen zur Teilnahme am Gemeindeleben zu aktivieren – direkt vor Ort in Bonstetten, Wettswil, Stallikon und Islisberg. Vier Gemeinden zu bedienen, verlangt von jugendplus das sozialräumliche Arbeiten mit Jugendlichen. Deshalb entschied die Jugendkommission, einen Wechsel von der «Komm-» zur «Gehstrategie» vorzunehmen. Möglichst viele Jugendliche zu erreichen ist das Ziel von jugendplus und so werden entsprechend vielfältige Arbeitsweisen genutzt. Aktuell sind dies eine mobile Anlaufstelle, ein Jugendmobil (Bauwagen) sowie die aufsuchende Jugendarbeit, das Facebook für den spontanen Austausch und zur Information. Dazu gehören auch die klassischen Informationen in den Schulen vor Ort. Auch sind weitere Aktivitäten im öffentlichen Raum vorgesehen, sowie ein Programm mit Angeboten für Jugendliche, die sie in verschiedenen Räumlichkeiten der Gemeinden geniessen können. Weitere Aktivitäten sollen in Zusammenarbeit mit den Jugendlichen vor Ort geplant und umgesetzt werden. In den vergangenen Monaten verschaffte sich jugendplus einen Überblick über die Plätze, an denen Jugendliche einander treffen und dokumentierte diese. Das Jugendmobil als Anlaufstelle wurde renoviert, ebenso wurden Interviews mit Jugendlichen zum Thema «Leben in der Gemeinde» durchgeführt. Auch haben verschiedene Bürgergespräche zur Thematik «Jugend» stattgefunden. Bei der Arbeit in öffentlichen Räumen strebt jugendplus die Zusammenarbeit mit Betroffenen an. Auf Anfrage der Bonstetter Primar- und Sekundarschule zur Problematik Vandalismus und Littering auf den Schularealen wurde seitens jugendplus für fünf Wochen das PilotProjekt «Jugendcoaches» erprobt. Hier war es an den jugendlichen Platzbenützern (Spiel- und Begegnungsplatz und Schulareale), für Sauberkeit und Ordnung zu sorgen. An Wochenenden hatten drei Jugendliche den Auftrag, übermässigen Abfall zu entsorgen und ihren Freundeskreis auf das Wegwerfen von Abfall anzusprechen bzw. diesen ordentlich zu entsorgen. Die Jugendlichen konnten sich dann auch über ein wohlverdientes Taschengeld freuen. Das Pilotprojekt wird gemeinsam ausgewertet und als Erfahrungswert für weitere Projekte im öffentlichen Raum – gegebenenfalls für eine Fortsetzung im Jahr 2013 – genutzt. Das Thema «Jugendträume – Lebensräume» (Jugendliche im öffentlichen Raum) wird am kommenden «Runder Tisch Unteramtplus» aktuell sein. Der Runde Tisch setzt sich aus Vertretern der Schulen, Behörden, Fachstellen und Vereine zusammen. jugendplus wird diese Veranstaltung leiten. Infos zu den Angeboten und Aktivitäten der Offenen Jugendarbeit Unteramtplus jugendplus unter www.jugendplus.ch.


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