Weiss Medien AG I Obere Bahnhofstrasse 5 I 8910 Affoltern am Albis I Telefon 058 200 5700 I Telefax 058 200 5701 I www.weissmedien.ch I Auflage 23 475 I AZ 8910 Affoltern a. A.
aus dem bezirk affoltern I Nr. 88 I 165. Jahrgang I Freitag, 4. November 2011
Exil in Ottenbach
Spannend
Gemeinde Affoltern verweigert Bewilligung für Säuliguggerball im Kasinosaal. > Seite 5
Erziehungs-Ansätze: Über 100 am Elternbildungsmorgen in Bonstetten. > Seite 7
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«Go for gold» Die Sekundarschule Hausen mit einem Videoclip erfolgreich. > Seite 9
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Musikantenleben Der bekannte Obfelder Volksmusiker Leo Kälin schaut zurück. > Seite 11
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«Verdacht – ruf an» Jetzt wieder Zeit der Dämmerungseinbrüche: Kampagne der Polizeien. > Seite 15
Im Kantonsrat zeichnet sich eine Mehrheit für die Umfahrung Ottenbach ab Die kantonsrätliche Kommission befürwortet das Projekt mit 9:6 Stimmen – Ja der bürgerlichen Fraktionen Die kantonsrätliche Kommission für Planung und Bau (KPB) befürwortet die Umfahrung Ottenbach mit 9:6 Stimmen. Die Vertreter der bürgerlichen Parteien setzten sich dabei gegen SP, Grüne und Grünliberale durch, die mit einem Rückweisungsantrag scheiterten. Im Kantonsrat zeichnet sich eine Mehrheit ab. ................................................... von werner schneiter Der Entscheid liess lange auf sich warten: Im März dieses Jahres genehmigte der Regierungsrat den Bau einer Umfahrung Ottenbach und den Ausbau der Ortsdurchfahrt im Obfelder Dorfteil Bickwil – inklusiv flankierende
Massnahmen. Das gesamte Projekt kostet 65,4 Mio. Franken. Das Bundesamt für Strassen (Astra) beteiligt sich mit 25,8 Mio. Franken. Die KPB hat nun über die Vorlage befunden. Dabei setzte sich die aus SVP, FDP, CVP und BDP bestehende bürgerliche Mehrheit durch. Sie befürwortet das vom Regierungsrat genehmigte Projekt. Die Situation in Obfelden erfordere schon heute dringend eine Lösung. In Ottenbach werde rechtzeitig dafür gesorgt, dass der prognostizierte Verkehrszuwachs siedlungsverträgllich bewältigt werden könne, heisst es auch mit Blick auf das Potenzial an Bauzonen im Säuliamt und im oberen Freiamt. Ein landschaftspflegerisches Begleitkonzept garantiere eine möglichst standortgerechte Gestaltung und eine naturnahe Einbettung.
Die Kommissionsminderheit verfasste einen Rückweisungs- und einen Eventualantrag. Der Hauptantrag, die Rückweisung, sieht den Verzicht auf eine Umfahrung Ottenbach vor. Gefordert werden darin unter anderem Verhandlungen mit dem Kanton Aargau über eine Kanalisierung des Verkehrs – und die Prüfung einer Umfahrung Merenschwand mit einem allfälligen finanziellen Beitrag an die Baukosten aus Zürich. Sodann sei der Verkehr aus Richtung Merenschwand über Unterlunnern-Obfelden nach Rickenbach und von dort Richtung Bickwil-Obfelden zu leiten. Gefordert wird ausserdem die Optimierung der unterirdischen Linienführung im Dorfteil Bickwil, eine Verbesserung des öffentlichen Verkehrs, Netzwiderstände und flankierende Massnahmen, um den Transit-
verkehr aus den Dörfern zu halten. Die Minderheit der Kommission ist der Ansicht, dass die Umfahrung Merenschwand preisgünstiger und umweltverträglicher erstellt werden könnte als die Umfahrung Ottenbach. Dieser Rückweisungsantrag wurde in der Kommission mit 6:9 abgelehnt. Mit dem gleichen Stimmenverhältnis votierten die Mitglieder auch gegen den Eventualantrag der Kommissionsminderheit. Dieser sieht ebenfalls den Verzicht auf die Umfahrung Ottenbach und eine Reduktion des Objektkredits auf 28,5 Mio. Franken vor – ausschliesslich für Massnahmen in Obfelden. Zu geringes Verkehrsaufkommen und damit beschränkte Wirkung sowie natur- und umweltschützerische Gründe rechtfertigen laut Kommissionsminderheit keine Umfahrung Ottenbach. – «Die Fraktionen von
SVP, FDP, CVP, BDP und wahrscheinlich auch der EVP befürworten den Bau der Umfahrung Ottenbach gemäss regierungsrätlichem Antrag. Die SVP sogar einstimmig. Die EDU hat sich noch nicht entschieden», sagt SVPKantonsrat Jakob Schneebeli, einziger Ämtler Vertreter in der KPB. Mit dem Ja dieser Fraktionen zeichnet sich im Kantonsrat eine Mehrheit zugunsten der Umfahrung ab.
Volksabstimmung? Die Vorlage untersteht dem fakultativen Referendum: Hält die Mehrheit bei der Abstimmung im Kantonsrat, ist eine von links-grüner Seite lancierte Volksabstimmung nicht auszuschliessen. Die Abstimmung im Kantonsrat über die Umfahrung erfolgt wahrscheinlich Anfang 2012. anzeigen
Schwerverletzte bei Kollision
Kein Blut für Geld
Bei einer Kollision zwischen einem Fussgänger und einem Personenwagen sind am Mittwochabend in Affoltern drei Personen zum Teil schwer verletzt worden.
................................................... von markus sahli, theologischer leiter kloster kappel
Nach Angaben der Kantonspolizei fuhrt eine 34-jährige Frau gegen 20.30 Uhr mit ihrem Wagen auf der unbeleuchteten Jonentalstrasse Richtung Affoltern. Ausgangs einer Linkskurve kam es zu einer heftigen Kollision mit einem auf der Strasse befindlichen 49-jährigen Fussgänger. Dieser wurde frontal erfasst und weggeschleudert. Dabei zog er sich schwere Verletzungen zu. Die Lenkerin sowie ihre 41jährige Mitfahrerin verletzten sich mittelschwer. Alle drei Personen wurden mit Ambulanzen ins Spital gefahren. Für die Dauer der Unfallaufnahme musste die Jonentalstrasse gesperrt und der Verkehr durch die Feuerwehr Affoltern örtlich umgeleitet werden. Zeugenaufruf: Personen, welche Angaben zum Unfallhergang machen können, werden gebeten, sich mit der Kantonspolizei Zürich, Verkehrszug Urdorf, Telefon 044 247 64 64, in Verbindung zu setzen.
Das Unfallauto. (Bild Kapo)
Reformation und ihre Spätfolgen – Reformationsfest vom 6. 11. 11
I
m Mittelalter war die «Reisläuferei», das damalige Söldnerwesen, in der Schweiz weit verbreitet. Die Eidgenossen waren in fremden Kriegsdiensten hoch geschätzte Leute. Sie galten als kampffreudig, mutig und loyal. Gegnerische Truppen wurden nur schon durch das furchteinflössende Aussehen der Bergler und ihr lautes Kriegsgeschrei eingeschüchtert. Ihre Durchschlagskraft verdankten sie vor allem der Taktik des «Gewalthaufens», bewaffnet mit Hellebarden, Spiessen und Schweizerdegen. Wegen ihrer militärischen Erfolge wurden sie nach 1450 im grossen Stil angeworben. Die Reisläuferei war ein einträgliches Geschäft: kirchliche und staatliche Stellen kassierten für jeden angeworbenen Söldner ansehnliche «Pensionen». Der spätere Reformator Huldrych Zwingli war ein volksverbundener Mann. So diente auch er in den Jahren 1512 bis 1515 als Feldprediger in den Kriegsdiensten des Papstes und erlebte zusammen mit einem Haufen Glarner Söldner die Schlachten der päpstlichen Truppen gegen die Franzosen in der Lombardei. Diese Erfahrung scheint ihn nachhaltig geprägt zu haben. «Das Reislaufen ist die Schule aller Laster und die Mutter bekümmerter Gewissen», und es sei eine himmelschreiende Sünde «für Geld Leute totzuschlagen», predigte er nach der Schlacht bei Marignano im Jahr 1515. Auf beiden Seiten hatten sich Schweizer Söldner gegenseitig massakriert.
Allegorie auf das Reislaufen (Söldnerwesen) und seine gesellschaftlichen Folgen. Quelle: Hans Peter Treichler: Abenteuer Schweiz. Geschichte in Jahrhundertschritten. Lausanne 1991. Fortan kämpfte er mit aller Kraft gegen die Reisläuferei und das so genannte Pensionenwesen. Es könne nicht angehen, dass die Pensionenherren «daheym sässind hinder dem offen... und allen hinder ihre schätz kämind», während junge Männer wie Vieh nach Italien verkauft würden. Die Hauptleute «sind den metzgeren glych, die das väch gen Constantz trybend. Die tribend das väch hinuss, nämind das gällt und kummend one das väch wider heim.» Der Berner Chronist Anshelm bemerkte, eidgenössi-
sches Fleisch sei wohlfeiler zu haben als das von Kälbern. In der Folge verboten zuerst die reformierten Kantone die Reisläuferei und in den 1850er Jahren wurde im Rahmen des neu gegründeten liberalen Bundesstaates das Anwerben von Schweizern für fremde Kriegsdienste gänzlich verboten. Vielleicht waren Sie, liebe Leserinnen und Leser, kürzlich auch verwundert zu hören, dass in der Schweiz zurzeit mehr als 20 Söldnerfirmen ansässig sind. Das Personal dieser als Sicherheitsfirmen bezeichneten Organisationen ist in vielen Konfliktherden der Welt, wie z.B. in Afghanistan und Irak, im Einsatz. Bekannt wurde dies, nachdem eine britische Söldnerfirma ihren Holdingsitz in Basel eröffnet hatte. Offenbar ist das Problem der Reisläuferei und des Pensionenwesens 500 Jahre nach der Reformation unter modernen Vorzeichen wieder aktuell geworden. Nun hat der Bundesrat beschlossen, dass Söldnerfirmen auf Schweizer Gebiet in Zukunft verboten sein sollen. Ein entsprechender Gesetzesartikel ist in Vernehmlassung. Diesen Firmen, die verharmlosend «Sicherheitslösungen» anbieten, soll es verboten sein, unmittelbar an bewaffneten Konflikten teilzunehmen und Dienstleistungen zu erbringen, die mit schweren Menschenrechtsverletzungen und Offensivhandlungen verbunden sind. Die Bundesratssitzungen sind geheim. Ob unsere Magistratinnen und Magistraten bei ihrem Entscheid auch an den Reformator Huldrych Zwingli gedacht haben, darf offen gelassen werden. Aber in seinem Geist geschah der Beschluss allemal. Die Reformation ist erfreulich nachhaltig.
500 44 9 771661 391004