Extra
Freitag, 26. September 2014
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menschen im säuliamt
Bernhard Jäggi: «Ich schreibe keinen Tag gleich wie am nächsten» Als Bernhard Jäggi seine Lehre als Schriftsetzer machte, gehörte Kalligraphie zur Grundausbildung. Jetzt verbringt er bis zu zwei Tage pro Woche im Kloster Kappel und schreibt die Bibel ab.
nicht.» Er schreibt an einem Tag jeweils zwei Seiten. «Bei der Kalligraphie kann ich nicht an einem Tag mitten in der Seite aufhören und später weitermachen. Das würde man sehen, denn ich schreibe keinen Tag gleich wie am nächsten.» Er geht zur grossen Schachtel und legt sorgfältig einige der fertigen Seiten aus. Obwohl die Schriftart und die Abstände genau vorgegeben sind, ist gut zu sehen, dass hier verschiedene Personen am Werk waren. In jedem Buchstaben steckt quasi die Persönlichkeit des Schreibenden. Er drückt es so aus: «Schrift macht Gedanken sichtbar, und das in jedem Buchstaben. Denn wir schreiben nicht Sätze oder Wörter, sondern Buchstaben.»
................................................... mit bernhard jäggi sprach marianne voss SMS, E-Mail, Computerdokumente – heute hat die Handschrift an Bedeutung verloren. Ein handgeschriebener, schön gestalteter Brief ist etwas Aussergewöhnliches. Das Treffen mit Bernhard Jäggi findet in der Schreibklause im Kloster Kappel statt – in einer anderen Welt, wo Schreiben eine Kultur ist, und jeder Buchstabe Zeit für seine Entstehung braucht. Hier wird seit drei Jahren gemeinsam von vielen Frauen und Männern die Bibel in Kalligraphie-Schrift abgeschrieben. Die Idee dieses Projektes entstand im Hinblick auf das 500-Jahre-Jubiläum der Reformation, das 2019 gefeiert wird. Bis jetzt sind im Kloster Kappel bereits 400 Seiten entstanden, das Neue Testament ist bald fertig. Alle Mitwirkenden müssen das Handwerk der Kalligraphie beherrschen und arbeiten unentgeltlich. Für die Jüngeren ist es ein erlerntes Hobby, die Älteren beherrschen diese Kunst von ihrem Beruf her. So eben auch Bernhard Jäggi, der pensionierte Schriftsetzer. Er wohnt mit seiner Frau in Wohlen und hat dort auch während 36 Jahren beim «Wohler Anzeiger» gearbeitet. Er weiss noch, was ein Bleisatz ist, hat dann aber die Umstellung zum Computer mitgemacht. Das war für ihn ein riesiger Sprung in die Moderne. «Da habe ich doch kürzlich für eine Dorfchronik 830 Seiten und unzählige Bilder, alles auf so einem winzigen Stick zur Druckerei gebracht!»
Harte Knochenarbeit
Schrift macht Gedanken sichtbar Und jetzt hat er seinen «Arbeitsplatz» in Kappel? Er lächelt und berichtet: «Ich erfuhr durch eine Kollegin von dem Bibelschreibprojekt und interessierte mich dafür. Einen Kurs musste ich nicht besuchen. Denn Kalligraphie konnte ich ja schon.» Auch nach dem Einzug des Computers habe er sich
Bernhard Jäggi beim Abschreiben der Bibel in der Schreibklause im Kloster Kappel. (Bild Marianne Voss) stets in dieser Schreibkunst weitergebildet und regelmässig Kurse bei renommierten Lehrpersönlichkeiten besucht. Was bedeutet es für ihn, sich wie früher die Mönche am Abschreiben der Bibel zu beteiligen? Ist das ein
wetter
erhebendes Gefühl? Bernhard Jäggi antwortet in seiner bescheidenen Art: «Es ist schon etwas sehr Besonderes, etwas Einmaliges. Die Arbeit hat viel mit Meditation zu tun und braucht sehr viel Konzentration. Man sollte ja
keine Fehler machen.» Wenn er nach Kappel komme, gehe er morgens ins Tagzeitengebet und beginne dann anschliessend mit der Schreibarbeit. «Manchmal berühren mich die Texte und begleiten mich, manchmal auch
volg-rezept
Blätterteig-Kissen mit Herbstpilz-Füllung
bauernregel «Wenn im September viel Spinnen kriechen, sie einen harten Winter riechen.»
Bernhard Jäggi gibt selber Kalligraphie-Kurse an der Volkshochschule und schreibt auch besondere Dokumente, wie zum Beispiel Gautschbriefe für die Schwarzkünstlertaufe (heute Polygraphen und Drucker). Früher habe er auch Musik gemacht im Dorfverein und sei mit seiner Frau viel gereist – in Israel, England, der Türkei oder Ägypten. Heute pflege er noch ein weiteres Hobby, nämlich den Kupferdruck. Und er besitze beim ehemaligen Elternhaus im Solothurnischen ein Gartenhäuschen mit etwas Umschwung, wo er sehr gerne ab und zu ein paar Tage verbringe. Nun beenden wir das Gespräch, und er beginnt sich für die Schreibarbeit einzurichten. Er rückt die Unterlage auf dem beleuchteten Pult in die richtige Position, nimmt seine Feder aus der Mappe, stellt die Tinte bereit, fixiert den Bogen mit dem speziell hergestellten Papier. Und bald entsteht aus seiner ruhigen Hand Buchstabe um Buchstabe. Spätestens jetzt ist klar: Diese Schreibarbeit ist nichts Abgehobenes, sondern harte Knochenarbeit. Vor dem Abschied zeigt Bernhard Jäggi noch seine persönliche Seite und erklärt dazu: «Wir können ab und zu eine Seite ganz individuell gestalten.» Ihn habe die Geschichte der Frauen am Grab sehr berührt. So sei dieser Text entstanden: «Es ist gut zu wissen, dass ihr da wart ihr Frauen im Gefolge Jesu, dass es euch gibt in seiner Nähe zu allen Zeiten – auch bis heute.»
Zutaten für 4 Personen
Zubereitung
1 Pack Blätterteig, rechteckig, ausgerollt 1 Ei 500g Champignons oder andere frische Pilze 1 Zwiebel, gehackt 1 EL Butter 1 EL Mehl 2 dl Weisswein 2 dl Rahm Salz, Pfeffer
1. Aus dem Blätterteig 8 gleich grosse Rechtecke schneiden. Je zwei davon übereinanderlegen und mit Ei bestreichen. Mit einer Gabel die Ränder gut andrücken. 2. Mit einem Messer ein kleineres Rechteck auf der Oberfläche einritzen. 3. Die Blätterteigkissen bei 180 Grad im vorgeheizten Ofen ca. 10 bis 15 Minuten backen. 4. Für die Füllung Champignons in Scheiben schneiden. In einer Pfanne Butter erhitzen; die Zwiebeln und die Pilze dazugeben und andünsten. Mit Mehl bestäuben. Mit Weisswein ablöschen und diesen ewas einreduzieren. Den Rahm dazugeben; mit Salz und Pfeffer würzen. 5. Das vorgeritzte Rechteck auf dem Blätterteig-Kissen einschneiden und den Deckel abheben, das Pilzragout auf den Kissen verteilen und den Deckel daraufsetzen.
Im Spital Affoltern geboren
Thiemo Max, 17. September. (Bild I.M.) anzeige