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Weiher. > Seite
from 059_2022
by AZ-Anzeiger
Energie fürs 731-jährige Geburtstagskind
Ein hochkarätiger Referent und ein brandaktuelles Thema an der Bundesfeier in Hedingen
Christoph Brand, CEO der Axpo Holding AG, sprach am Hedinger Weiher über die Energiekrise. Schnörkellos und engagiert beleuchtete er sowohl die Gründe der Notlage als auch mögliche Lösungen.
von martin mulliS
Am sommerlich warmen Abend bot die Kulisse, oberhalb von Hedingen am idyllischen Weiher, mit einem riesigen Auflauf an festfreudigen Besuchern einen prachtvollen Anblick. Ein Bilderbuchszenario für ein Fest zum Nationalfeiertag.
Gemeindepräsident Ruedi Fornaro begrüsste die rund 200 Gäste und richtete eindrückliche Worte an die Festgemeinde. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, indem er an das Bewusstsein aller Anwesenden appellierte, dass wir in einem Land leben, in welchem durch die Staatsform ein Machtgehabe gar nicht möglich sei. Mit dem Wunsch, dass wir zu unseren neutralen Werten, sowie unserer Unabhängigkeit Sorge tragen, schloss er seine kurze Ansprache.
Er durfte anschliessend mit dem CEO der Axpo AG, Christoph Brand, wohl nicht nur einen thematisch aktuellen, sondern auch einer der interessantesten Redner am Nationalfeiertag im Säuliamt vorstellen. Christoph Brand bezeichnet sich als Stadtberner, welcher in Hedingen, quasi freiwillig, im Exil lebt. Er stellte die Axpo als die grösste Schweizer Produzentin von erneuerbarer Energie vor, eine innovative Firma, welche sich die Begriffe «Nachhaltig», «Innovativ» und «Zuverlässig» auf die Fahne geschrieben hat. Die Tatsache, dass die Schweiz bis im Jahre 2050 die Stromproduktion derart ausbauen muss, um 17 Städte der Grösse von Zürich versorgen zu können, unterstreicht die richtig grosse Aufgabe, welche vor uns steht, hielt der StromExperte fest. Bevor er jedoch über die Lösungsansätze zu sprechen begann, stellte er eine ganze Reihe von zum Teil festgefahrenen Irrtümern richtig.
Pragmatismus und Gemeinschaftssinn sind gefordert
So erklärte er, dass eine energieautarke Schweiz nicht nur unbezahlbar, sondern auch für die Umwelt sehr belastend wäre. Weiter nannte er die Vor- und Nachteile der Fotovoltaik, der Windkraft und der Kernenergie. Leider sei jedoch bei den allermeisten Auseinandersetzungen diesbezüglich immer auch sehr viel Ideologie im Spiel. Christoph Brand forderte klar und unmissverständlich Pragmatismus anstelle von Ideologie sowie Gemeinschaftssinn statt Egoismus. Er hoffte zum Schluss seiner Ausführungen, dass er bei den Zuhörern wenigstens etwas Zuversicht in Sachen Energiefragen schaffen konnte und forderte die Festgemeinde mit einem Augenzwinkern auf, sich mit viel Energie Sie richteten beeindruckende Worte an die Festgemeinde: Gemeindepräsident Ruedi Fornaro (links) und Axpo-CEO
Christoph Brand. (Bild Martin Mullis)
der Festwirtschaft zuzuwenden. Der lang anhaltende und zustimmende Applaus bewies eindrücklich, dass die imponierenden Worte des Referenten Anklang sowie wohl auch ein gewisses Nachdenken bewirkt haben.
Die geschilderten und vor Augen geführten Unsicherheiten und Ängste waren trotz der gescheiten Lösungsansätze etwas schwere Kost. Trotzdem gelang es den Hedinger Einwohnerinnen und Besuchern bemerkenswert schnell, zu einem schönen und gemütlichen Fest zum Geburtstag der Schweiz zu wechseln. Selbstverständlich trugen der Turnverein und der Musikverein massgeblich zur fröhlichen Stimmung sowie zur Verpflegung bei. Die gewohnt hervorragende Stimmung oberhalb des Dorfes scheint selbstverständlich dazuzugehören, immerhin gelten die Weiherwiese, die Badi und natürlich nicht zuletzt die Badibeiz, als ein Juwel der Säuliämtler Festplätze.
Wenn in der Badi auch getanzt wird

Die Band «Naked» liess die Gäste an der Feier mittanzen. (Bilder Dominik Stierli)
An der 1.-August-Feier in Obfelden war musikalisch viel Lokalkolorit zu spüren. Am lauen Sommerabend fand aber auch das Thema Eishockey einen Platz.
von Dominik Stierli
Der Abend in der Badi Obfelden startete gemächlich mit Apéro, Grilladen und feinen Drinks. Mit der Obfelder Blaskapelle «Ohrenstüber Musikanten» und mit der aus Obfelden stammenden Sängerin Nadine Arnet und ihrer Band «Naked» war viel «Obfelden» in der Feier drin. Zudem wurden die Gäste unter anderem von Gemeindepräsident Stephan Hinners persönlich begrüsst.

Nervige Eigenheiten
Mit Festredner David Lei, welcher beim Eishockeyclub ZSC Lions moderiert, wagte sich aber auch ein Auswärtiger ins Rampenlicht. Im Vorfeld sagte er gegenüber dem «Anzeiger», dass ihm schon bewusst ist, dass es hier nicht nur Zürcher Fans gibt. Zu Beginn seiner Ansprache nahm Lei das Thema auf. Ob ZSC, EVZ, anderer Verein oder gar kein Interesse durfte das Publikum mit Summen kundtun.
In den folgenden knapp 20 Minuten kamen neben Schweizer Eigenheiten, auch persönliche Themen zu Wort. So nervt sich Lei in der Schweiz unter anderem über unterschiedliche Lehrmittel, dass Leute am Ende der Rolltreppe stehen bleiben und auch über den verlorenen Eishockey-Playoff-Final gegen den Zuger EVZ.
Aber auch positive Punkte fanden seine Erwähnung. So lobte er den fast immer pünktlichen ÖV, das wirklich gute Gesundheitssystem und mit seinem Dank an alle, welche das Einkaufswägeli in der kürzesten Reihe abstellen, sorgte er für ein breites Schmunzeln.
Party-Abend im Freibad
Mit dem Eindunkeln folgte der Auftritt der Band «Naked». Mit eingängigen Cover-Songs und eigenen Stücken boten diese ein musikalisches Feuerwerk. Mit der Aufforderung ans Publikum aufzustehen, startete das Schlussbouquet der Band. Und dies hatte es in sich. Es wurde getanzt und mitgesungen — man wähnte sich fast an einem Open-Air-Festival.
Organisiert wurde der Abend vom Badi-Beizli Team und dem Feuerwehrverein Obfelden. Luca Del Gaudio, welcher erstmals die Verantwortung für den Anlass trug, schätzte die Anzahl Gäste auf etwa 500 Personen. «Es ist ein Kommen und Gehen. Darum lässt sich das nicht so genau sagen», erklärt er gegenüber dieser Zeitung.
Das Rahmenprogramm blieb über die Jahre unverändert. So durften sich die Kinder auch 2022 über Rodeo-Reiten, einen Ballonkünstler und eine TattooMalerin freuen. Beim Dessert bestaunten die Gäste ein Schweizer-Kreuz aus Erdbeer-Törtchen und Creme-Schnitten und beim Wein konnte man sich auf die Auswahl vom Badi-Beizli verlassen.
Dreimal klare Worte
Zu Klima, Frauenstimmrecht und Ukraine
In der Stadt Affoltern hielt die Rednerin gleich drei Ansprachen zum Nationalfeiertag.
Gleich drei 1.-August-Reden hielt Lilian Hurschler am Montag unter dem Kasinovordach in Affoltern. Die Affoltemerin ist Schulleiterin der Primarschule Aemtler in der Stadt Zürich und politisiert für die Grünen. Warum drei Reden? Eigentlich war sie schon 2020 und 2021 eingeladen, am 1. August zu reden – zweimal wurde der Anlass aber wegen Corona verschoben. «2020 hätte ich zum Thema Klimajahr sprechen wollen, 2021 zum Thema Frauen in der Politik –50 Jahre Frauenstimmrecht. Und dieses Jahr nun zum Thema Krieg in der Ukraine», erklärte Hurschler. «Ich möchte mit meinen drei Reden meine Gedanken mit Ihnen teilen und Sie einladen, sich kurz mit Ihrer Sitznachbarin, Ihrem Sitznachbarn auszutauschen.»
In ihrer ersten Rede zum Klimaschutz betonte Hurschler: «Wenn wir für Luftverschmutzung und Ressourcenverbrauch bezahlen müssten, was ja eigentlich logisch wäre, dann sähe es ganz anders aus. Klimaschutz braucht finanzielle Anreize – sonst bleibt es dabei, dass sich viele sagen, warum sollte ich etwas tun, wenn die anderen nichts tun.» Und Lilian Hurschler doppelte nach: «Und noch ein Gedanke: Wem es am Wohnort gut gefällt, wer sich wohlfühlt, verreist weniger. Deshalb ist es wichtig, die Bevölkerung einzubeziehen, wie sie sich unsere Gemeinde wünschen.» Jede Altersgruppe habe andere Bedürfnisse, alle sollen einbezogen werden. «Deshalb gefällt mir der Slogan: Denke global, handle lokal. Werden Sie aktiv, engagieren Sie sich. Wegschauen und einfach so weiterleben als wäre nichts, ist keine Option.»
Waffen oder nicht?
rung nicht mitbestimmen lässt?» Sie freue sich riesig, dass Affoltern im Stadtrat vier Frauen habe, mehr Frauen als Männer. «Noch vor einem Jahr hätte ich das nicht zu träumen gewagt. Und Affoltern habe eine Stadtpräsidentin. «Dass ich heute nach dir reden darf, liebe Eveline, freut mich ganz besonders.» Es sei wichtig, dass alle Parteien Frauen auf ihre Wahllisten setzen, am besten mit einer Frau starten und dann abwechseln, Frau, Mann, Frau, Mann. Nonbinäre Menschen sollten auch berücksichtigt werden.
Die dritte Rede widmete sie dem Ukraine-Krieg. «Eigentlich bin ich klar gegen Krieg, gegen Waffen, sympathisiere mit der GSoA, der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee.» Gleichzeitig sage die ukrainische Frau ihres Vaters: Die Ukraine bräuchte Waffen. Würden sich die Ukrainerinnen und Ukrainer ergeben, dann hätten wir keine demokratischen Rechte mehr. Mit Blick auf die Schweiz forderte Hurschler: «Die Schweiz als internationaler Finanzplatz und Drehscheibe für den Rohstoffhandel – die Nord Stream AG und die Nord Stream 2 AG haben ihren Sitz in Zug –muss nun auch dafür sorgen, dass der Rohstoffhandel endlich stärker reguliert wird. Die Schweiz muss ihre humanitäre Unterstützung für die Zivilbevölkerung in der Ukraine verstärken und den Flüchtenden und Verletzten aus der Krisenregion Schutz gewähren. (red.)
