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Sport

Donnerstag, 30. April 2015

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Die sanfte Kampfmaschine Der Affoltemer Enver Sljivar ist Kickbox-Weltmeister und ausgeprägter Familienmensch

Enver Sljivar mit seiner Frau Dzenita und seinem Sohn Daris.

Während Enver Sljivar privat ein Ruhepol ist, schlägt er im Ring seine Gegner reihenweise k. o. (Bilder zvg.)

Einer der besten Kickboxer der Welt lebt im Säuliamt: Enver Sljivar hat 27 von 29 Kämpfen in seiner Karriere gewonnen. Der «Iron Bull» ist aber nicht primär Kampfsportler sondern Familienvater und Arbeiter.

ne Kraft und Schnelligkeit kann Enver Sljivar seinen Gegnern seinen Kampfstil aufzwingen. Er arbeitet deshalb primär an seinem Stil, anstatt sich vor dem Kampf auf die individuellen Stärken und Schwächen der Gegner einzustellen.

................................................... von salomon schneider Enver Sljivar ist ein Kraftpaket, das in der Schweiz seinesgleichen sucht. Trotzdem fallen an ihm nicht primär seine Muskeln auf, sondern seine wachen, freundlichen Augen und die Ruhe, die er ausstrahlt. Mit 30 Jahren hat Enver Sljivar bereits ein bewegtes Leben hinter sich. 1985 in Bosnien geboren, ist er in der Kindheit mit seiner Familie nach Slowenien gezogen, wo er die Schule besuchte. Bis zum 12. Lebensjahr betrieb er Karate, stieg dann aber auf Fussball um und strebte eine Karriere als ProfiFussballer an. Mit 20 Jahren spielte er in der zweithöchsten slowenischen Liga. Der ganz gorsse Durchbruch gelang ihm jedoch nicht. Als er 2004 in die Schweiz kam, um als Heizungsmonteur zu arbeiten, gelang es ihm nicht, bei einem Fussballklub in einer oberen Liga unterzu-

kommen und er gab den Traum vom Profi-Fussball auf.

Anspruchsvoller als Boxen Per Zufall stiess Enver Sljivar, kurz nachdem er sich in der Schweiz niedergelassen hatte, auf den legendären, im Jahr 2000 verstorbenen, Schweizer Kickboxer Andi Hug, der ihn schnell zu faszinieren begann: «Andi war wie ich, für einen Kickboxer eher klein, dafür sehr kräftig und schnell.» Enver begann deshalb, Kickboxen zu trainieren und konnte sehr schnell Erfolge feiern. «Kickboxen ist in der Offensive wie auch der Defensive viel anspruchsvoller als herkömmliches Boxen, da auch Beine und Knie eingesetzt werden dürfen. Trotz dem strengen Reglement ist man in der Ausübung des Sports jedoch sehr frei», erläutert Enver Sljivar seine Faszination für das Kickboxen.

Einen eigenen Stil entwickelt Enver Sljivar tritt in der Kategorie Superschwergewicht an, wo er mit 1.84 Metern zu den kleineren, mit 105 Kilogramm aber auch zu den schwereren Kickboxern zählt: «Meine Eltern haben mir sicher eine sehr starke Physis mit auf den Weg gegeben.» Durch sei-

Noch acht Jahre auf höchstem Niveau Kickboxen ist eine Randsportart. Deshalb arbeitet Enver Sljivar neben seinem sportlichen Engagement vollzeit als Heizungsmonteur: «Gerade vor den Kämpfen ist diese Doppelbelastung sehr anstrengend. Dann trainiere ich sechs Mal pro Woche – ansonsten sind es nur zwei bis drei Mal.» Sein grosses Ziel ist eine Karriere als Profi-Kickboxer zu verfolgen und anschliessend eine eigene Kickbox-Schule zu eröffnen: «Viele Kickboxer kämpfen bis 38 auf höchstem Niveau, ich habe also noch einige Jahre Zeit.» Enver Sljivar ist auf dem besten Weg, sein Ziel zu erreichen. 2012 wurde er Schweizer Meister, 2014 Europameister ISKA (International Sport Karate Association) und am 4. April dieses Jahres Weltmeister der World PanAmateur Kickboxing Association (W.P.K.A.). Der Kickbox-Sport ist ähnlich wie der Boxsport aufgebaut. Es gibt zahl-

reiche Vereinigungen, die in verschiedenen Gewichtsklassen Titel vergeben. Die besten Kickboxer haben deshalb meistens Weltmeistertitel von verschiedenen Organisationen gewonnen. Neben seinen Arenakämpfen nimmt Enver Sljivar regelmässig an den auf Eurosport live übertragenen Supercombat-Wettkämpfen teil. Die Siegesquote von Enver Sljivar ist beeindruckend: Er hat 27 seiner bisher 29 Kämpfe gewonnen – 17 davon durch k. o. «Mit jedem Kampf, den ich gewinne, werde ich für Kämpfe gegen bessere Gegner angefragt. Damit werde ich automatisch auch für grössere Sponsoren attraktiv», freut sich Enver Sljivar über seine Erfolge.

Frischgebackener Vater Enver Sljivar scheint seine gesamte Aggression im Boxring und im Training zurückzulassen. Privat ist er ruhig und besonnen. «Durch den Kampfsport ist meine Selbstbeherrschung noch stärker geworden», erzählt Enver Sljivar, der sich als ausgesprochenen Familienmenschen sieht. Der 18. April dieses Jahres war deshalb einer der schönsten Tage seines bisherigen Lebens. «Meine Frau Dzenita hat an diesem Tag unseren Sohn Daris zur Welt gebracht. Er ist 54 Zentimeter gross,

3760 Gramm schwer, stark und gesund», erzählt Enver Sljivar mit leuchtenden Augen und ergänzt: «Dzenita und ich sind seit wir uns kennen ein super Team. Sie unterstützt mich in allem, was ich mache und fiebert bei jedem Kampf am Ring mit.»

Am 13. Juni in der Umweltarena Spreitenbach Kickboxen ist ein gefährlicher Sport, bei dem sich Kämpfer immer wieder verletzen. «Ich bin zum Glück bisher von Verletzungen verschont geblieben. Das liegt sicher auch daran, das bei Profi-Kämpfen jeder darauf achtet, den anderen nicht zu verletzen», meint Enver Sljivar. Seinen nächsten Kampf trägt er am 13. Juni, in der Umweltarena in Spreitenbach aus. Zum Grand-PrixTurnier, das live auf Eurosport übertragen wird, sind die vier formstärksten Kämpfer Europas eingeladen. Nach je einem Qualifikationskampf treten die beiden Gewinner in einem Finalkampf am selben Abend gegeneinander an. «Ich hoffe, dass ich den ersten Kampf schnell gewinnen kann, damit ich noch Kraft für das Finale habe», meint Enver Sljivar, für den Verlieren gar nicht infrage zu kommen scheint.

Eschenberg-Schwinget: Marco Nägeli gewinnt vier Gänge Am vergangenen Sonntag fand ob Winterthur das Eschenberg-Schwinget statt. Auch die Ämtler Schwinger waren dabei. Da es im Schlussgang zwischen Samir Leuppi und Roger Rychen auch nach zehn Minuten keine Entscheidung gab, lagen vier Schwinger punktegleich vorne – und teilten sich somit den Sieg dieses Schwingfestes. Neben den beiden Schlussgangteilnehmern waren dies Andreas Gwerder und Fabian Kindlimann, mit je 57.50 Punkten. Marco Nägeli teilte sich mit dem Eidgenossen Stefan Burkhalter den 2. Rang mit 57.25 Punkten. Er gewann insgesamt vier Gänge, stellte einen und verlor einen Gang gegen Fabian Kindlimann.

Roman Nägeli drückt Patrick Burkhard auf den Boden. (Bilder Anja Bernhard)

Anja Bernhard

Auszug aus der Schlussrangliste: 2b Marco Nägeli (Maschwanden), 57.25 Punkte; 10 Beat Reichmuth (Mettmenstetten) und Matthias Furrer (Islisberg), je 55.25; 12 Damian Furrer (Islisberg), 54.75; 13a Roman Nägeli (Schönenberg ZH), 54.25;

14a

Michael

Kiser

(Wettswil),

54.00;

15d Raffael Duschen (Obfelden), 53.75; 17 Michi Odermatt (Hausen a.A.), 53.25.

Zürcher Kantonales in Wädenswil Am Sonntag, 10. Mai, steigt in Wädenswil das 105. Zürcher Kantonal-Schwingfest. Los geht es um 8.30 Uhr. Mit mehr als 15 Teilnehmern werden die Ämtler sich gegen die

Gegner aus der ganzen Nordostschweiz messen. Weitere Infos und Teilnehmerliste unter www.zksf2015.ch.

Mit Schwung wirft Beat Reichmuth seinen Gegner um.


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