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Am schönen Ende der Welt

AM SCHÖNEN ENDE DER WELT

GREAT BARRIER REEF zeigt das weltweit bekannte Korallenriff als verdichtete Landschaft, die es so nur im Panorama zu sehen gibt. Wie uns das Werk Yadegar Asisis einen gänzlich neuen Blick auf das größte lebende Struktur der Erde ermöglicht.

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Wer einmal das Glück hatte im Panometer Leipzig oder Gasometer Pforzheim das Panorama GREAT BARRIER REEF live zu erleben, kennt das ganz eigentümliche Gefühl von Ehrfurcht, das einen befällt, wenn man vor der größten lebenden Struktur dieser Erde steht. Unvorstellbar, dass am Anfang dieses gigantischen Wunderwerks ein winziger Polyp steht, ein Nesseltier im Wasser. Dieser Polyp geht mit einer bestimmten Alge eine Symbiose ein, die fortan in seiner Haut lebt und ihn mit lebenswichtigen Nährstoffen versorgt. Die nur wenige Zentimeter großen, sesshaften Polypen bilden Kolonien und scheiden Kalk aus. Daraus entstehen über die Zeit Riffe und nach Jahrtausenden werden aus den Kalkskeletten schließlich riesige Riffstrukturen. So ist die Größe des über 10.000 Jahre alten Great Barrier Reefs vor der Küste Australiens in etwa mit der von ganz Deutschland vergleichbar. Damit ist es das größte Korallenriff der Erde. Und zugleich auch eine der größten Naturräume, die je von Yadegar Asisi in einem Panorama festgehalten wurden.

Das Panorama des Riffs wirkt für viele Besucher auch gar nicht wie ein Bild, sondern durch die geschickt inszenierte Tiefe eher wie ein wirklich gewaltiger Raum, wie ein wirklicher Ozean mit unendlicher Ausdehnung. Das Besondere daran: Der Rundumblick im Kunstwerk ist eine künstlerische, hyperrealistische Verdichtung, die nur im Panorama möglich ist. Selbst beim Tauchen vor Ort sieht man durch die beschränkte Sicht im Wasser und die weite Ausdehnung der Riffstrukturen niemals eine derart verdichtete „Landschaft“.

Dieses Phänomen wurde Yadegar Asisi zum ersten Mal wirklich bewusst, als er 2015 die Tauchlegende Ben Cropp in Australien besuchte und sich mit ihm zu einem ersten Tauchgang aufmachte. Cropp, der 1962 vom Speerfischer zum begeisterten Dokumentarfilmer wurde und seitdem filmisch „Jagd“ auf die Bewohner der Unterwasserwelt in seiner Heimat Australien macht, führte Asisi mehrmals an bislang unentdeckte Winkel der Unterwasser-Region und zu den schönsten Stellen im Riff. Fasziniert von der bizarren Schönheit der Korallen und ihrer wissenschaftlichen Bedeutung machte sich der Künstler daran, seine Tauchgänge in einem Panorama zu verarbeiten.

Zwar ist das Erlebnis am Riff zu tauchen eine unvergessliche Erfahrung, eine emotionale Gesamtwahrnehmung des ganzen Riffes mit seinen zahlreichen Vegetationsformen und geologischen Formationen in verschiedenen Wassertiefen ist aber in der Realität schier unmöglich. Nur das Panorama schafft es, diesen Naturraum so umfänglich darzustellen, dass wir ihn sogleich begreifen. Bis zuletzt war der Künstler sich während der Entstehungsphase des Projekts unsicher, ob die künstlerische Verdichtung im Panorama wirklich funktioniert: „Ich bin ganz glücklich“, sagte er dann bei der Weltpremiere, “da ich mir wirklich nicht sicher war, ob die Unterwasserwelt wirklich räumlich wirkt. Aber es funktioniert eindeutig.“ Überzeugen Sie sich selbst.