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Berlin Auf der Suche nach dem alten Berlin

AUF DER SUCHE NACH DEM ALTEN BERLIN

Wo findet man heute noch das Berlin der 80er-Jahre, wie es im Panorama DIE MAUER zu sehen ist? Eine Kreuzberger Spurensuche.

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Das wilde Berlin der 80er-Jahre ist Vergangenheit und im Stadtbild immer seltener zu entdecken. Wer sich jedoch zwischen geräumten Brachen, neuen Wohnblöcken und den belebten Ausgehstraßen im Kiez SO36 auf die Suche macht, der findet ab und zu auch noch Überbleibsel der alternativen Gegend rund um den Todesstreifen. Auch wenn die Zeit der Hausbesetzungen, Wagenburgen und alternativen Kulturräume spätestens mit der Räumung der Köpi im Herbst 2021 vorbei ist. Das Lebensgefühl direkt an der Grenze ist mit etwas Hilfe durch das Panorama an den richtigen Stellen noch erahnbar.

Da wäre zunächst der Kinderbauernhof am Mauerplatz. 1981 begrünten Nachbarn ein brachliegendes Trümmergrundstück an der Mauer, bauten Ställe und

Ausschnitt aus dem Panorama Ansicht heute

schafften Tiere an, um den Kindern im Kiez wenigstens ein bisschen Naturerfahrung zu verschaffen. Nach 40 Jahren gibt es das, von einem gemeinnützigen Verein ohne staatliche Unterstützung getragene, Projekt nach wie vor. Kaum noch vorstellbar ist der Gegensatz zum Todesstreifen ein paar Meter weiter. Kennt man die Bilder von früher und die Szene im Panorama wird der Kontrast erst wirklich spürbar.

Der Blick entlang der Sebastian- in Richtung HeinrichHeine-Straße erscheint heute ebenso beliebig und unterscheidet sich nicht wirklich von anderen Berlin Straßenansichten. Erst auf den zweiten Blick offenbart sich die historische Relevanz. Denn nach wie vor stehen sich die Altbauten auf ehemaliger West- sowie die Neubauten auf ehemaliger Ostseite genau wie im Panorama unmittelbar gegenüber. So nah, dass man den Wohnungen auf der anderen Straßenseite direkt ins Wohnzimmer schauen kann. Nur dass heutzutage keine mit Selbstschussanlagen und Minen gesicherte Staatsgrenze zwischen den Häusern verläuft. Lediglich eine Doppelreihe an Pflastersteinen erinnert heute an den Verlauf der Berliner Mauer durch Straße und Stadt.

Die im Panorama dargestellten Einzelheiten lassen sich historisch tatsächlich an diesem Stück Mauer in der Sebastianstraße verorten. Auch wenn das Gesamtbild fast dokumentarisch wirken mag, sind alle Elemente und Details – wie bei einem Gemälde – bewusst inszeniert und zum Teil überhöht. Wenig von dem, was sich selbstverständlich als großes Ganzes fügt, könnte man heute noch 1:1 an Ort und Stelle sehen. Der Betrachter befindet sich auf einem imaginären Baugerüst eines sich in der Sanierung befindlichen Hauses. Hier verläuft die Mauer direkt auf der Straße und somit unmittelbar vor den Hausfassaden. Das Leben fand hier also direkt an der Grenze statt, was heute ungewöhnlich klingen mag, zu jener Zeit aber ein typischer Westberliner Zustand war.

Weitere Spuren des Kalten Krieges gibt es fast ausschließlich außerhalb Kreuzbergs zu sehen. Nur einige Straßenzüge und Institutionen haben die turbulente Stadtteilentwicklung seit dem Fall der Mauer überlebt. So kann man auch heute noch im Altberliner Wirtshaus “Die Henne” sein Brathähnchen unter den Linden bei einem Pils genießen. Wo früher fünf Meter vom Eingang die Mauer verlief, ist heute der Blick frei auf die Beete und Spaziergänger am Engelbecken.

Berlin hat sich gewandelt und wird sich immer weiter verändern. Wer dem Leben an der Mauer und dem Berliner Alltag der 80er nachspüren möchte, dem bleibt für ein Blick auf die damalige Zeit nur das Panorama DIE MAUER als künstlerische Verdichtung dieser wilden Zeit in den 80er Jahren.

Ausschnitt aus dem Panorama

Ansicht heute