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Prolog Der Morgen dämmerte in einem purpurroten Licht. „Steht auf und fürchtet euch nicht mehr“, sagte der Fleischgewordene, der vor aller Zeit mit seinem Wort die Sonne, den Himmel und die Erde erschaffen hatte. Jeschua war wieder der, den sie alle kannten – Marias Sohn –, nachdem er seinen Jüngern in seiner Göttlichkeit erschienen war. Die drei Jünger hatten zitternd in der Nähe gestanden, waren Zeugen seiner Verwandlung gewesen von einem Menschen zu etwas, was sie nicht deuten konnten. Die Stimme des Allmächtigen war ihnen in die Glieder gefahren und hatte sie augenblicklich zum Schweigen gebracht – jene Männer, die eben noch ahnungslos dummes Zeug geplappert hatten. „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe! Auf ihn sollt ihr hören!“1 So ertönte es von irgendwoher. Petrus, Jakov und Jochanan hatten Jeschua sehen dürfen, wie er vor aller Zeit gewesen war und jenseits aller Zeiten wieder sein würde. Jeschua, der Messias, hatte von Angesicht zu Angesicht mit Mose und Elia geredet – mit Mose, von dem das Gesetzt stammt, und mit Elia, dem Propheten, dem der Tod erspart geblieben ist. Jeschua war verwandelt gewesen, war nicht mehr Fleisch und Blut. Ein Licht war von ihm ausgegangen, noch heller als die Sonne, wenn sie sich gleißend im Wasser spiegelt. Und da hatte Jeschua gesagt: „Fürchtet euch nicht.“ Fürchtet euch nicht? Was für ein Trostwort nach diesem Erlebnis! Mit noch immer weichen Knien folgten sie ihm nun zurück ins Tal, das in dichtem Nebel lag. Keiner von ihnen wagte es ein Wort zu reden. Ein Falke zog über ihren Köpfen seine Kreise und stieß spitze Schreie aus, während gleichzeitig, aufgeschreckt durch die Schritte, eine Schar Wachteln aus dem Buschwerk am Wegesrand flüchtete. 7


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