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2 Werbeagentur von „Wentworth und Heroes“. Vor fünf Jahren hatte sie sich hier beworben, weil sie nach ihrer zweiten Ausbildung zur Grafikerin auch in diesem Beruf arbeiten wollte. Sie hatte nach den enttäuschenden Absagen der großen und renommiertesten Agenturen, alle mittleren und kleinen abgeklappert. Mr. Wentworth suchte dringend nach einer Empfangsdame und versprach Madlyn, sofern sie sich vergrößern würden, würde er sie auf jeden Fall als Grafikerin einsetzen. Doch leider war sie in ihrem Job als Empfangsdame zu gut und sie entwickelte auch hervorragende Fähigkeiten als Assistentin Schrägstrich Mädchen für Alles. Mr. Wentworth bezahlte sie wie eine Fachangestellte, doch Anzeigen entwerfen durfte sie nicht. „Guten Morgen, mein Name ist Michael Sheffield, ich habe einen Termin mit Mr. Wentworth.“, erklärte er. Madlyn lächelte und starrte ihm in die Augen. Sie hörte seine Worte wie durch einen Trichter. „Miss? Alles in Ordnung?“. fragte Michael Sheffield sie. „Äh, ja. Alles ok. Entschuldigen Sie bitte. Ich, ähm, ich informiere Mr. Wentworth. Bitte nehmen Sie doch dort drüben Platz.“, stammelte Madlyn und zeigt auf eine kleine Sitzecke, die neben der Eingangstür eingerichtet worden war. „Danke, gern.“ Madlyn setzte sich, nahm den Hörer des Telefons an ihr Ohr und drückte die Ruftaste zu Mr. Wentworth Büro. Nimm ab, nimm ab, nimm ab...ging es Madlyn durch den Kopf. „Ja?“, antwortete ihr Chef. „Guten Morgen Mr. Wentworth, ein Mr. Sheffield wartet hier für Sie.“ „Guten Morgen Madlyn. Sagen Sie ihm, ich bin sofort da.“ „Ja, gern.“ Madlyn legte auf, erhob sich von ihrem Stuhl und sprach dann mit zittriger Stimme: „Mr. Wentworth wird gleich bei Ihnen sein.“ „Vielen Dank.“ Mr. Wentworth kam wenige Sekunden später aus seinem Büro. Er begrüßte Michael Sheffield und führte ihn in den Konferenzraum. „Madlyn könnten Sie uns bitte Kaffee und Wasser bringen? Danke.“, warf Mr. Wentworth Madlyn entgegen und schloss dann die Tür hinter sich. James Wentworth, ein intelligenter Mann mittleren Alters, mit graumeliertem Haar und für sein Alter war er noch sehr gut in Form. Er verstand es, die Menschen um sich herum für sich zu gewinnen. Respektvoller Umgang war ihm wichtig, ebenso wie ein gutes Geschäft für alle Beteiligen abzuwickeln. James Wentworth und sein Partner Kwan Heroes gründeten die Werbeagentur in den achtziger Jahren und James Wentworth musste schnell feststellen, dass Kwan Heroes geniale Ideen hatte, aber menschlich nicht vorzeigbar war. So trennten sie sich nach einpaar Jahren. Mr. Wentworth hatte aber den Namen der Agentur so belassen, wollte er sich die Umschreibung und den damit verbundenen Papier und den Behördenkrieg ersparen. Madlyn tippelte zum Kaffeeautomaten, der sich in einer kleinen Küche neben dem Eingangsbereich befand und schaltete ihn ein. Sie stellte Tassen und Gläser auf ein Tablett. Dann lief sie zu ihrem Rechner startete ihn und lief zurück in die Küche. Mit dem frisch duftenden Kaffee auf dem Tablett balancierte sie zum Konferenzraum und klopfte an die Tür. „Ja bitte.“, rief Mr. Wentworth von innen. Madlyn schob die Tür auf. Mr. Wentworth und Mr. Sheffield unterbrachen ihr Gespräch und Madlyn stellte das Tablett auf einen Beistelltisch. Mit zittrigen Händen, aber mit einem Lächeln stellte sie eine Kaffeetasse vor Mr. Sheffield und eine vor Mr. Wentworth. Michael Sheffield beobachtete Madlyn aufmerksam und sie merkte, wie die Elektroschocks wieder einsetzten. Nur einmal traute sie sich, Mr. Sheffield ins Gesicht zu sehen. Seine Augen waren sehr aktiv und weit offen. Sie strahlten etwas Forderndes und Geheimnisvolles aus. Sein Gesicht im Ganzen schien perfekt aber regungslos. Bei seinen Beobachtungen, die Madlyn extrem nervös machten, blieb sein Blick an ihrem Rock haften. Madlyn sah ebenfalls an sich herunter und bemerkte, dass ihre Stickjacke verrutscht und ihr Kaffeefleck in seiner ganzen Pracht zu sehen war. Der angetrocknete Fleck auf ihrem Rock hatte mittlerweile eine merkwürdige Farbe angenommen. Madlyn errötete und sagte kurz: „Das ist Kaffee.“


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