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ES KNIRSCHT NOCH IM GETRIEBE

5G, Edge, Security und Automatisierung sind Themen, bei denen OT auf IT trifft. Hier liegt in den kommenden Jahren viel Geschäftspotenzial. Doch um das zu heben, muss noch viel passieren.

Lediglich 50 Prozent der Produktionsprozesse sind automatisiert. Mehr als die Hälfte der Unternehmen setzt sich nicht mit den Potenzialen und Möglichkeiten der Industrie 4.0 auseinander. Für zwei Drittel der Unternehmen ist die Unsicherheit beim Return on Investment (ROI) das ausschlaggebende Argument für ein mangelndes Engagement bei der Digitalisierung und Automatisierung. Diese drei Ergebnisse einer Studie der ITBeratung MHP lassen aufhorchen und verdeutlichen, wo in Deutschland beim Thema OT & IT noch Luft nach oben ist. Blickt man auf den Fachkräftemangel, die zunehmende Digitalisierung und die wach- sende Zahl von Cyberangriffen, wird es künftig aber nur mit mehr Automatisierung, Optimierung und Security-Maßnahmen gehen, will man Wirtschaftswachstum generieren und Risiken minimieren. Warum passiert das dann aber noch zu wenig? Ein Grund: Unternehmen stehen angesichts der Vielzahl an verfügbaren Systemen und Plattformen vor großer Unsicherheit, welche sie einsetzen sollten. Deshalb vertagen sie Entscheidungen lieber. Das Vertrauen in einen Partner könnte helfen, sofern dieser über branchenspezifisches Knowhow sowie die notwendige Erfahrung verfügt, die zur Planung und Implementierung einer zweckmä-

Hier werden Investitionen in den kommenden 12 Monaten geplant:

Cloud/Applikationen/Infrastruktur

Automatisierung

Security-Management

Business- und Fertigungs-Software

Connected Tools & Ausrüstung

Maintenance Management

RPA

Sales 6 Operations Planning

Inventar-Management

Lean Manufacturing ßigen Lösung erforderlich ist. Aber auch für den Channel gilt: es ist eine neue Welt in die er da eintauchen muss und eine, die unglaublich vielfältig ist: von smarten Haushaltsgeräten über intelligente Gebäudesysteme und Stromnetzen bis hin zu sich selbst überwachenden Industrieanlagen.

„Im Prinzip ist die Energiewende auch ein großes IT-Projekt, denn ohne Smart Grids, die auf IT basieren, kann die weitgehende Umstellung auf erneuerbare Energien nicht gelingen“, betont Uwe Wiest, General Manager OEM Solutions DACH bei Dell. Hier zeigt sich, wie IT und die Industrie zusammenwachsen können – denn Dell entwickelt schon länger OEM-Lösungen für Anbieter von OT-Systemen im Energiesektor. Woran es ebenfalls oft wohl hakt, ist die Kommunikation zwischen der OT- und der IT-Abteilung. In Zeiten von Ressourcenmangel und Business Needs sei es aber dringend nötig, diese beiden Welten zusammenzubringen. „Der Bedarf wäre absolut da,“ sagt Werner Schwarz, Vice President Corporate Strategy & Innovation bei Cancom. Und: „Im klassischen Maschinenbau ist trotz erster Anwendungsszenarien noch Überzeugungsarbeit nötig, welchen Vorteil diese neuen Technologien bringen“, bestätigt Bernd Kremer, COO Industrial Solutions bei der German Edge Cloud. Dazu gehören aber auch die Hersteller, im Fall von Cancom bezieht sich Schwarz auf IBM: „Wir schätzen es, wenn Hersteller komplexe Technologie-Anforderungen einfach machen. Etwa indem es schlüsselfertige Hyperconverged-Lösungen gebe, die es Kunden ermöglichen, agil und schnell zu sein, ohne zwingend in die Pu- blic Cloud zu müssen.“ Denn Technologie zu kaufen und zu installieren sei das eine. „Sie effizient, sicher und nachhaltig zu betreiben, das andere“, so Schwarz. Mit XaaS hat Cancom hier ein heißes Eisen im Feuer, denn Unternehmen hätten oft gar nicht mehr das Personal dafür.

In eine ähnliche Kerbe schlägt NTT mit einer As-a-Service-Lösung für Edge Computing, das in vielen OT-Umgebungen nötig ist, um Daten ohne große Latenzzeiten zu verarbeiten und Datenströme zu reduzieren. Eine Infrastruktur am Netzwerkrand ist allerdings nicht so einfach zu implementieren und zu verwalten. Ein Edge-as-a-Service-Modell kann helfen „Edge as a Service ist für alle Industriezweige interessant. Gerade Branchen, deren Geschäftsmodell ein ganz anderes ist, können sich völlig neue Möglichkeiten erschließen“, erklärt Marcus Giehrl, Practice Director Innovations and Smart Technologies bei NTT. 2023 wird sich ein Trend etablieren, für den in den letzten drei Jahren die Weichen gestellt wurden: Offenheit. Steffen Winkler, Vertriebsleitung Business Unit Automation & Electrification Solutions bei Bosch Rexroth: „Die Zukunft liegt nicht in monolithischen Strukturen, sondern in digitalen Ökosystemen, die neue Formen der Vernetzung und Kollaboration sowie einen höheren Automatisierungsgrad und einfachere Arbeitsabläufe ermöglichen.“ Das merkt man auch an neuen Kooperationen, die gerade entstehen. So sind unlängst der Tech-Konzern Schneider Electric und das amerikanische Unternehmen für Cybersecurity-Lösungen BitSight eine strategische Partnerschaft eingegangen. Ziel ist die Entwicklung eines Instrumentariums zur Identifizierung und Abwehr von IT-gestützten Angriffen auf die Betriebstechnologie (OT). In industriellen Produktionsumgebungen soll damit die Sicherheitsüberwachung von OT- und Steuerungssystemen möglich werden. Und auch Trend Micro geht eine neue Partnerschaft ein – mit Pro-face by Schneider Electric. Teil der OT-Security von Trend Micro ist die EdgeIPS-Lösung, welche von der auf OT spezialisierten Tochtergesellschaft TXOne Networks entwickelt wurde. Das speziell für industrielle Umgebungen entwickelte Intrusion-Prevention-System bietet virtuelles Patching zum Schutz kritischer Anlagen vor bekannten und unbekannten Bedrohungen, ohne dabei die Netzwerktopologie zu verändern. Angesichts der zunehmenden Risiken sollten Unternehmen ihre Sicherheitsbemühungen mit der betrieblichen Resilienz verknüpfen, und ein Managementmodell einführen, das IT- und cyber-physische Systeme (OT, IoT und IIoT) umfasst. „IoTGeräte bieten ein großes Potenzial für die Beschleunigung der Digitalen Transformation. Aber ohne ein konsistentes Konzept

Die Zukunft liegt nicht in monolithischen Strukturen, sondern in digitalen Ökosystemen, die neue Formen der Vernetzung und Kollaboration sowie einen höheren Automatisierungsgrad und einfachere Arbeitsabläufe ermöglichen.

Wo liegt das größte Verbesserungspotenzial in den kommenden fünf Jahren?

Verbesserung von Datananalysen

Mehr Automatisierung

Einsatz von Fertigungs-Software

Einsatz von Cloud-Technologien

ESG/Nachhaltigkeits-Programme

Automatische Prozess-Durchführung

Mehr Trainings- und Mitarbeiter-Programme

Mehr AI/ML

Einsatz von Lieferketten-Planungs-Software

Marktchancen nutzen für das Management der Geräte birgt das IoT erhebliche Cybersicherheitsrisiken“, betont Michael Kleist, Area Vice President DACH bei CyberArk.

Eine Schlüsselrolle spielen hier Dienstleister und eben die Distribution. So hat Exclusive Networks unlängst einen Vertrag mit Tenable geschlossen, auch um mehr im OT- und IoT-Security-Umfeld Fuß zu fassen. „Diese Geschäftssegmente haben ein hohes Wachstumspotenzial“, urteilt And- matisierung, Smart Cities und kritischer Infrastruktur. Die Anwendungsszenarien gehen über Cybersicherheit hinaus und umfassen Fehlerbehebung, Anlagenmanagement und vorausschauende Wartung. reas Litric, Director Vendor Management bei Exclusive Networks.

40 % der Industriebetriebe haben nicht das Wissen, Daten für Entscheidungsgrundlagen zu nutzen.

Davon ist auch Computacenter überzeugt. Der Dienstleister arbeitet mit Nozomi Networks, einem Anbieter für OT- und IoTSicherheit in Deutschland zusammen. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz lässt sich mit den Nozomi-Lösungen der manuelle Aufwand bei Inventarisierung, Visualisierung und Überwachung von industriellen Kontrollnetzwerken reduzieren. Die Produkte werden bereits in zahlreichen Branchen eingesetzt, beispielsweise bei Energie, Produktion, Bergbau, Transport, Versorgung, Gebäudeauto -

Und dann ist da ja auch noch 5G. Die Industrie habe zwar die Vorteile von 5G erkannt, so der Bitkom in einem Statement, den neuen Kommunikationsstandard aber noch nicht im eigenen Unternehmen etabliert. So finden 85 Prozent der produzierenden Firmen die Verfügbarkeit von 5G wichtig, jedoch nutzen bislang erst 29 Prozent die Technologie zumindest teilweise in der Produktion und nur 5 Prozent setzen ausschließlich auf 5G als Funkstandard. Besonders bei kleineren Unternehmen, denen nicht dieselben finanziellen und personellen Möglichkeiten offenstehen wie den Großen der Industrie, hapert es noch an der Umsetzung. Und das obwohl Unternehmen sich in Deutschland so einfach wie in kaum einem anderen Land lokale Funkspektren für firmeneigene Campusnetzwerke zuteilen lassen können. Was also hält Unternehmen, gerade Mittelständler, davon ab, auf den 5G-Zug zu springen? Ein Grund liegt sicherlich in den hohen Investitionen, die mit der Einführung eines eigenen Netzes einhergehen. So ist die Auswahl an entsprechenden Endgeräten in vielen Branchen noch überschaubar – in der Öl-, Gas- und Chemieindustrie beispielsweise braucht man explosionsgeschützte und feuerresistente Devices. Diese „Nischenprodukte“ kommen aber erst nach und nach und mit entsprechenden Preisen auf den Markt. Deshalb kann es ge- rade für kleine Unternehmen sinnvoll sein, Partner für ihren geplanten Anwendungsfall zu finden und das Projekt im Rahmen eines As-a-Service-Angebots zu realisieren. Denn in der smarten Fabrik von morgen werden Funktechnologien einen entscheidenden Anteil haben, Abläufe zu flexibilisieren und zu digitalisieren. Davon ist Tilman Taubert, EMEAR IoT Manurfacturing Lead bei Cisco, überzeugt. „Über mobile Systeme ändern Industrieunternehmen schnell ihre Produktionsprozesse, bauen Fertigungsketten agil auf und wieder ab oder verkürzen die Umschlagszeiten. Mit der Mischung aus verschiedenen funkbasierten Netzwerktechnologien erhöhen sie parallel den Automatisierungsgrad und damit ihre Zukunftsfähigkeit.“

Mit einem Edge-as-a-Service-Angebot erhalten Unternehmen ein Rundumsorglos-Paket, um die entsprechenden Anwendungen schnell zu implementieren, zu verwalten und zu überwachen. Solche Angebote enthalten Edge-Provisioning, Workload-Orchestrierung, Skalierung und Traffic-Routing sowie den Betrieb der Umgebung, aber auch die Integration ins Firmennetzwerk und Private 5G. Edge as a Service ist für alle Industriezweige interessant. Gerade Branchen, deren Geschäftsmodell ein ganz anderes ist, können sich völlig neue Möglichkeiten erschließen.

Mehr unter: www.it-business.de/ OT-meets-IT

Autor: Sylvia Lösel

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