Jahrbuch der a.r.t.e.s. Graduate School for the Humanities Cologne 2017/18

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Wie hast du Dich auf das Thema vorbereitet? Ich habe Gespräche mit etwa 20 Menschen aus der Branche geführt, von Mitarbeitern von PRFirmen bis hin zu NGO-Vertreterinnen. Mich hat interessiert, wie ihre alltägliche Arbeit aussieht, wie sie sprechen, wie sie es mit der Moral halten. Ein paar ihrer Anekdoten, Geschichten, InsiderInfos habe ich dann mit dem Neusprech aus unsäglichen Green Marketing-Ratgebern zu einem Amalgam verschmolzen, das gewissermaßen die Basis für Sprache und Haltung des Ich-Erzählers ist. Dazu kamen noch unzählige Sachbücher, Filme, Nachhaltigkeitsberichte von Konzernen oder NGO-Memos, außerdem meine eigenen Reisen in die beschriebenen Länder. Plot und Figuren sind fiktiv, aber die Folie, vor der sie erzählt werden, halte ich für ziemlich realistisch. Hat sich durch die Beschäftigung mit der Thematik auch Dein eigenes Verhalten zur Umwelt verändert? Natürlich bin ich informierter und kritischer als vorher – und noch desillusionierter. Ich versuche einerseits schon, möglichst bio und fairtrade einzukaufen, andererseits folgt man damit ja genau der verführerisch-leichten, neoliberalen Nachhaltigkeitslogik, die aus einem hochpolitischen Thema wie Ernährung, das kollektives Engagement für globale Gerechtigkeit erfordert, nur eine Jahrbuch 03/2017 bis 02/2018


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