Ausgabe 02/2022 überregional

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Über Frauen in arabischen Ländern

einfach besser verstehen WWW.ARRIVALNEWS.DE

AUSGABE 02/2022

Ein Interview DOSSIER Seite 4 + 5

Anerkennung ausländischer Zeugnisse und Abschlüsse ARBEIT Seite 6 + 7

Krisen & Stress Praktische Tipps vom Psychologen

Eine Krise nach der anderen TEXT David J. Offenwanger Menschen, die an die Vergangenheit denken, haben oft ein Gefühl: Früher war alles besser. Schaut man auf die letzten Jahre in Europa, kann man den Eindruck bekommen: früher muss das Leben schon fast langweilig gewesen sein. Es gab in den europäischen Ländern keine Kriege. Es gab keine Pandemien, keine „Eilmeldungen“ auf dem Handy über die nächste Katastrophe.

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I L L U S T R A T I O N M ARI O N B L O M E Y ER

immer. Jede*r kennt sie aus dem eigenen Leben. Wie Menschen mit Krisen umgehen ist sehr unterschiedlich. Schaut man auf die Corona-Krise, wird das besonders deutlich. Viele Menschen hatten in den letzten 2 Jahren ein starkes Gefühl von Angst und Verunsicherung. Das Gefühl von einer Krise im eigenen Leben. Ein Gefühl, dass nichts mehr so wird wie früher. Viele bekamen psychische Probleme und wurden krank vor Sorge und manchmal auch vor Einsamkeit.

zusammen zu ertragen. Man kann das erlebte zusammen besprechen, aufarbeiten. Mit manchen Krisen und schweren Zeiten ist man allein, für viele Menschen ist das schwerer zu ertragen.

Das kann viele verschiedene Gründe haben. Ein Grund kann das eigene Umfeld sein, das in Krisen stark sein lässt: eine unterstützende Familie, gute Freunde, nette Kolleg*innen auf der Arbeit. Für andere Menschen spielt der eigene Glaube eine große Rolle. Oft kommt es darauf an, ob man schon viel Negatives erlebt hat oder nicht. Und manchmal

In Krisenzeiten sind wir oft machtlos Wir sind vielen Krisen unserer Zeit ausgeliefert – gemeinsam oder allein. Das heißt: wir können sie kaum oder gar nicht beeinflussen. Ob ein Krieg anfängt oder ein Virus die Welt still stehen lässt: Wir müssen einen Weg finden, damit umzugehen. Auch persönliche Krisen passieren oft, ohne dass wir es ändern können. Das Ende einer Beziehung, Verlust des Arbeitsplatzes oder körperliche Probleme – manchmal passieren Dinge, die uns aus der Bahn werfen. Auch wenn wir vieles nicht ändern können, können wir zumindest auf uns aufpassen. Uns nicht überfordern, uns Zeit für Ruhe nehmen.

Foto PIXABAY/pixel2013

Eine Krise nach der anderen – oder alle zusammen! Kriege in vielen Ländern. Menschen sind auf der Flucht, Umweltkrise, Klimakrise. Und dann kam auch noch eine weltweite Pandemie dazu, die Corona-Krise, gefolgt von einer Wirtschafts-Krise. Als wäre das nicht schon genug: der erste Angriffskrieg in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Russland greift die Ukraine an. Und wir sind alle live dabei. Wir bekommen die neusten Nachrichten, Katastrophen oder Angriffe sofort in unseren Alltag geliefert.

Wahrscheinlich war früher auch nicht alles gut. Vielleicht haben wir es einfach nicht sofort und unmittelbar mitbekommen. Krisen spielen sich für Menschen oft auch im Persönlichen ab, nicht nur auf der großen Weltbühne. Eine Krankheit, Beziehungsprobleme oder vieles andere kann eine Krise auslösen – auch ohne, dass die Welt verrücktspielt. Und die persönlichen Krisen gab es schon

 

Woran liegt es, dass Menschen Probleme, Krisen und Schicksalsschläge sehr unterschiedlich erleben? Warum werden die einen krank und die anderen bleiben relativ stabil?

nd jetzt? Viele Menschen kennen es: Man wacht am Morgen auf, man schaut auf das Handy: Eilmeldung, „Newsflash“ oder andere Hinweise. Sie zeigen an: Es ist schon wieder etwas passiert, während man geschlafen hat.

Nachrichten über Krieg und Krisen beeinflussen uns

WIR ZUSAMMEN Seite 8

Andere Menschen haben die Corona-Pandemie eher als nervig erlebt. Vor allem, weil die eigene Freiheit eingeschränkt war, alles umständlich und schwieriger war. So schlimm die Pandemie ist, an manchen Menschen geht sie fast spurlos vorbei. Von persönlicher Krise keine Spur – nach der Pandemie geht das Leben weiter wie zuvor. Wir gehen ganz unterschiedlich mit Krisen um

sind es einfach auch die eigenen Charaktereigenschaften, die einen Menschen ruhig bleiben lassen. Die über eine schwere Zeit helfen. Ob man allgemein ein Mensch ist, den nicht viel aufregen kann. Oder ein Mensch, der für sich gelernt hat, mit negativem umzugehen. Und natürlich kommt es auch darauf an, was für eine Art Krise passiert. Etwas Schlimmes, das viele Menschen gleichzeitig erleben, ist manchmal leichter

Vielleicht hilft regelmäßiger Sport, um auf andere Gedanken zu kommen. Routinen können helfen, weil sie uns Sicherheit und Halt geben (dazu auch: WIR ZUSAMMEN auf Seite 8). Das sind oft nur Kleinigkeiten. Aber sie können unsere Sicht auf ein Problem oder eine Krise verändern. Oder auch unseren Umgang damit besser machen. Viele kleine Dinge, die uns im Alltag Spaß machen und Halt geben, können uns bei Krisen zumindest ein wenig schützen. Oder sie helfen uns, wieder schneller auf die Beine zu kommen. Man nennt diese Fähigkeit „Resilienz“ – die Fähigkeit, schwierige Situationen ohne bleibende Probleme zu überstehen. Ein gutes Bild dafür ist ein Grashalm, der sich im Sturm biegen kann, aber nicht bricht. Er gibt nach, passt sich an. Und dann, wenn der Sturm vorbei ist, richtet er sich auf und steht wieder stabil.

die Vergangenheit

frühere Zeit; Gegenteil: Zukunft

die Krise, -n

schwierige Zeit; gefährliche Situation; Wendepunkt

der Angriffskrieg, -e

ein Land greift ein anderes Land an und startet einen Krieg; Aggressionskrieg

unmittelbar

sofort, direkt, ohne Umwege

die Weltbühne

die ganze Welt sieht zu; etwas, dass die Aufmerksamkeit der ganzen Welt erregt

das Beziehungsproblem, -e

Streit und Probleme mit dem Partner oder der Partnerin

nervig

etwas ist anstrengend, macht keine Freude; "Es geht mir auf die Nerven!"

der Schicksalsschlag, etwas passiert, dass das Schicksalsschläge Leben plötzlich negativ verändert; z. B. ein geliebter Mensch stirbt stabil

nicht gefährdet; etwas bleibt, wie es ist

die Charaktereigenschaft, -en

die eigenen psychischen Voraussetzungen; wer man ist; welchen Charakter man hat

jemanden aus der Bahn werfen

in eine tiefe Krise geraten, in eine Krise rutschen, Kraft und Halt verlieren

aufrichten

aufstehen

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