Ausgabe 11/2020 Stuttgart

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AUSGABE STUTTGART NOVEMBER/2020

Kein Ausbildungsplatz Was jetzt? LEBEN Seite 3

Demokratische Teilhabe Wir bestimmen mit! DOSSIER Seite 4 + 5

Interview: Die Datteltäter

ÜberALL liegt Müll TEXT ,1(6 Æ$Æ,Ĉ Nicht noch ein Artikel über Müll! Das denken sich wohl einige treue Leser*innen bei diesem Titel. Denn wir schreiben nicht das erste Mal über Müll. Wir haben schon über Plastikmüll geschrieben. Und darüber, dass es vielen Deutschen sehr wichtig ist, Müll zu trennen. Aber es ist nun mal ein wichtiges und aktuelles Thema. Denn überall, wo der Mensch ist, ist auch Müll. Sogar im Weltraum.

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ede gestartete Rakete hinterlässt Müll im Weltall. Den soWeltraumschrott. genannten Dazu zählen alte Satelliten, abgesprengte Raketenstufen, Schrauben und Werkzeuge. Mehr als 900.000 sehr große, aber auch sehr kleine Objekte, kreisen im Weltraum um die Erde. Davon sind etwa 20.000 Teile über 5 Zentimeter groß. Das sind umgerechnet etwa 6.500 Tonnen Schrott. Weltraumschrott gefährdet unsere Satelliten. Und dieser Weltraumschrott wird immer mehr zum Problem. So muss die Internationale Raumstation (die ISS) hin und wieder einem Stück Weltraumschrott ausweichen. Laut dem DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) gab es dieses Jahr bereits 3 Ausweichmanöver der ISS. Auch Satelliten sind durch Weltraumschrott gefährdet. Und damit unsere Navigations-, Rundfunk- und Kommunikationssysteme. Denn inzwischen hängen weite Teile der modernen Technik von Satelliten ab. Dazu gehören zum Beispiel Mobiltelefone, das Internet und Navigationsgeräte. Und auch die Übertragung von Fernseh- und Radioprogrammen und von Telefongesprächen. Zu Beginn der Raumfahrt machte sich noch niemand Gedanken über Müll im All. Allerdings nimmt die Menge an Schrott im Weltraum kontinuierlich zu.

I L LU S T R AT ION M A R I O N B LO M E Y E R

Und das immer schneller. Selbst kleine Teile Schrott sind bei einer Geschwindigkeit von mehreren 10.000 Kilometern pro Stunde gefährliche Geschosse. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Kettenreaktion kommen. Zum Beispiel wenn 2 Teile zusammenstoßen. Dann können noch mehr Trümmer entstehen. Und diese Trümmer stoßen mit anderen Satelliten zusammen. Und produzieren noch mehr Bruchstücke. Und so weiter. Der schlimmste Fall tritt also erst ein, wenn Schrottteile mit mehreren Satelliten zusammentreffen. Und dann wäre das vor allem ein Problem für die Meteorologie und Klimaforschung. Denn diese Felder sind wesentlich auf die Arbeit mit Satelliten angewiesen. Müllbeseitigung im All Eine direkte Gefahr für uns Menschen auf der Erde besteht allerdings nicht. In gewisser Weise reinigt sich der Weltraum nämlich selbst. Nach einer bestimmten Zeit verlieren die Schrottteile an Höhe und stürzen ab. Sobald sie in die Erdatmosphäre eindringen, verglühen sie größtenteils. Und können kaum größeren Schaden auf der Erde anrichten. Ein weiteres Problem ist viel mehr, dass der Schrott bis zu 100 Jahre um die Erde kreist, bevor er in der Atmosphäre verglüht. Wie kann man dieses Problem lösen? Eine Lösung ist, weniger Müll zu produzieren. Eine Regel hierfür sagt, dass ein Satellit spätestens 25 Jahre nach Betriebsende geräumt werden muss. Er muss deaktiviert werden können, sobald er nicht mehr arbeitet. Das bedeutet, dass er restlichen Treibstoff ablassen und Batterien entladen muss. Nicht deaktivierte Satelliten können nämlich von selbst explodieren. Und zwar durch Explosionen durch Resttreibstoff oder steigenden Druck in den Batterien. Und damit produzieren Satelliten neuen Müll. Nachhaltige Raumfahrt als Lösung Eine weitere Lösung ist die Beseitigung von Weltraumschrott. Also eine Art Müll-

abfuhr für den Weltraum. Dies ist bisher nur theoretisch möglich. Doch die europäische Weltraumorganisation (ESA) plant bereits die weltweit erste Mission. Natürlich zusammen mit einem großen Wirtschaftsunternehmen. Denn die Mission wird mit rund 120 Millionen Euro natürlich ganz schön teuer. Die Mission heißt „ClearSpace-1“. ClearSpace-1 ist ein Satellit, der von der ESA entwickelt wurde, um Weltraumschrott einzufangen. Dafür soll ClearSpace-1 defekte Satelliten und andere Trümmer mit seinen Greifarmen einsammeln. Und diese dann aus der Erdumlauf bahn entfernen. Das soll die Gefahr weiterer Kollisionen verhindern. 'LH HUVWH 0LVVLRQ VROO VWDWWāQGHQ Es gibt auch schon ein klares Ziel. Und zwar die 100 Kilogramm schwere Stufe der italienischen Trägerrakete Vega. Denn viele Raketen bestehen aus mehreren übereinander montierten RakeWHQVWXIHQ ,Q GLHVHQ 6WXIHQ EHāQGHQ VLFK Treibstofftanks und Triebwerke. Und diese Stufen werden nacheinander gezündet. Und dann nach der Zündung im Weltraum abgeworfen, damit sie nicht zusammen mit der Nutzlast weiter beVFKOHXQLJW ZHUGHQ P½VVHQ 'DQDFK ĂLHgen sie als Schrott im Weltraum um die Erde umher. Weltraumpolitik und Verantwortung Die beste Lösung wäre es, Regeln zu haben, an die sich alle halten müssen. Diese scheitert aber daran, dass es keine übergeordnete und internationale Weltraumbehörde gibt. Und deshalb gibt es auch kein internationales Gesetz zur Müllentsorgung oder -prävention im All. Es gibt keine Regeln, die alle befolgen müssen. Deshalb ist die Vermeidung und Entsorgung von Weltraummüll eine freiwillige Entscheidung der Akteure. Immerhin haben sich die 13 wichtigsten Raumfahrtnationen zusammengeschlossen. Und koordinieren gemeinsam staatliche Aktivitäten zum Thema Weltraumschrott. Zu den Mitgliedern gehören -1-

Das Satireformat auf YouTube WIR ZUSAMMEN Seite 8

Europa, die USA, Russland, Japan, China und Indien. Denn neben der Wissenschaft spielt die politische Zusammenarbeit der Nationen eine wichtige Rolle. Nur so kann es langfristig gelingen, das Problem mit dem Weltraumschrott zu lösen. Die Müllbeseitigung im Weltraum ist also sehr teuer und sehr zeitaufwändig. Aber es muss sich etwas ändern, damit es nicht mehr so viel Weltraumschrott gibt. Deshalb müssen zukünftige Weltraum-Missionen nachhaltig geplant werden. Und weil jedes Land für seine Gesetzgebung verantwortlich ist, sollte auch jedes Land seinen eigenen Weltraum-Müll entsorgen. Beziehungsweise durch allgemeine Regeln entsorgen müssen. Doch dafür müssen Aufräummissionen in der Zukunft wohl deutlich schneller und günstiger werden.

nachhaltig

dauerhaft; so, dass die natürliche Regenerationsfähigkeit eines Systems bewahrt wird

die Mission, -en

große Aufgabe; Auftrag

die Erdumlaufbahn, -en

kreisförmige Bahn (eines Satelliten) um die Erde

die Kollision, -en

hier: Zusammenstoß von Gegenständen, zum Beispiel von Fahrzeugen oder Satelliten

der Treibstofftank, -s

Behälter zur Lagerung von Treibstoff

das Triebwerk, -e

der Motor eines Fahrzeugs und weitere Elemente, wie zum Beispiel das Getriebe

die Zündung, -en

elektrische Anlage bei Motoren, die den Zündfunken hervorbringt, um den Motor zu starten

die Weltraumbehörde, -n für die Weltraumfahrt zuständige Behörde die Müllentsorgung

der Weltraum oder das Weltall

Bereich im Universum, der zwischen den Planeten, Sternen und Galaxien liegt. Der Bereich ist fast vollkommen leer.

der Weltraumschrott

unbrauchbarer Abfall aus Metall (im Weltraum)

der Satellit, -en

Flugkörper für wissenschaftliche oder technische Zwecke; umkreist die Erde

das Ausweichmanöver, Ausweichmanöver

einem anderen Fahrzeug ausweichen, um einen Unfall zu vermeiden

die Raumfahrt, -en

Begriff zur Beschreibung von Reisen oder Transporten in oder durch den Weltraum

die Kettenreaktion, -en

mehrere Ereignisse, die nacheinander durch ein Ereignis ausgelöst wurden

die Trümmer

Bruchstücke; Überreste

verglühen

hier: sich durch große Geschwindigkeit bis zur Glut erhitzen und dann zerfallen

die Atmosphäre, -n

hier: Lufthülle der Erde; Umgebung und Umwelt

das Betriebsende

Zeitpunkt, an dem eine Arbeit oder Aufgabe zu Ende ist

das Abschaffen oder Entfernen von Müll

langfristig

für eine lange Zeit

beziehungsweise

oder; oder viel mehr, genauer gesagt

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