FOTO MARION BLOMEYER
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Kaffee, Coffee, CafĂŠ
AUSGABE MĂœNCHEN SEPTEMBER/2020
Die schĂśnste Nebensache der Welt LEBEN Seite 3
Zugang zu sauberem Trinkwasser ILLUSTRATION MARION BLOMEYER
Wichtiger denn je
Urlaub ist Kopfsache
Urlaub in Deutschland
TEXT JULIANA TALG
TEXT SOFIE CALHEIROS
aden, wandern oder schĂśne SehenswĂźrdigkeiten besichtigen – das geht auch in Deutschland sehr gut! Wir stellen 9 Reiseziele in Deutschland vor! 1. Mississippi-Dampfer fahren auf der Elbe Wer das Meer mag und Hafen-Atmosphäre, fĂźhlt sich in Hamburg sowieso wohl. Dort kann man auf einem Mississippi-Dampfer eine Rundfahrt machen. Wie in den SĂźdstaaten der USA! www. abicht.de 2. Durch die Lavendelfelder der LĂźneburger Heide spazieren Die Lavendelfelder der Provence in SĂźdfrankreich sind weltberĂźhmt. Doch auch um das kleine Dorf „Wilsede“ blĂźht die YLROHWWH GXIWHQGH 3Ä‚DQ]H YRQ 0DL ELV September. Und man kann es in nur einer Stunde von Hamburg erreichen. www.lueneburger-heide.de 3. Mit der Wuppertaler Schwebebahn ÞĂLHJHQĂœ Mit dem 120 Jahre alten Wahrzeichen der Stadt Wuppertal schwebt man Ăźber den Fluss „Wupper“. Auf der 14 Kilometer langen Strecke kann man die schĂśne Stadt und die ungewĂśhnliche Konstruktion der Bahn bewundern. www.schwebebahn.de 4. Der hinduistische Sri-Kamadchi-Ampal Tempel in Hamm Unter einer AutobahnbrĂźcke in Hamm Ä QGHW PDQ HLQ *RWWHVKDXV GDV PDQ dort sicher nicht erwartet hätte: einen hinduistischen Tempel. Tamilen aus SĂźdindien haben ihn an diesem ungewĂśhnlichen Ort gebaut. Gäste sind herzlich willkommen! www.hinduistischegemeinde-deutschland.de 5. Kein Wunder der Natur: der Geysir von Andernach Was man von Island kennt, gibt es auch am Rhein: Wasser, das alle 2 Stunden 60 Meter in die HĂśhe schieĂ&#x;t. Der hĂśchste Kaltwassergeysir der Welt! Aber er ist kein Naturphänomen, sondern menschengemacht: Er entstand auf der Suche nach Kohlendioxyd Anfang des 20. Jahrhunderts, das als Koh-
lensäure fĂźr Getränke genutzt wurde. www.geysir-andernach.de 6. VerrĂźckte Architektur in Darmstadt: die Waldspirale von Hundertwasser Der Wiener KĂźnstler Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser hat auch in Deutschland viele Bauwerke gestaltet. Seine Werke sind bunt, schräg und einzigartig. Die „Waldspirale“ ist eines davon. Darin sind Ăźber 100 Wohnungen. Nichts wie hin und fragen, ob man auch einziehen darf! www.hundertwasser.de 7. Mit der Gondel durch „Klein-VeneGLJĂœ %DPEHUJ Venedig ist eine der schĂśnsten Städte der Welt. Aber auch eine der vollsten. Dabei kann man auch in Bamberg mit der Gondel Ăźber den Fluss Regnitz gleiten und die Altstadt bestaunen. Statt der Rialto-BrĂźcke kann man dort malerische Fachwerkhäuser bewundern. www.gondel.info 8. Zhangjiajie National Forest Park? NĂś. 'LH VÂĽFKVLVFKH 6FKZHL] SteintĂźrme, die aus dem Boden ragen, mit Wald bewachsen. Hier kann man auf dem 112 Kilometer langen „Malerweg“ auf den Spuren von Romantikern wie Caspar David Friedrich wandern. www.malerweg.de 9. Das KĂśnigshaus am Schachen: ein tĂźrkischer Palast in den bayerischen %HUJHQ Ein 4-stĂźndiger Aufstieg fĂźhrt auf den 1870 Meter hohen Berg „Schachen“ zu einem kleinen Schloss. Wem hat es gehĂśrt? NatĂźrlich KĂśnig Ludwig II. Darin ist ein tĂźrkischer Saal, wo der Märchen-KĂśnig gerne seinen Geburtstag feierte. Inspiriert von Bildern osmanischer Paläste. www.schloesser.bayern.de
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ieses Jahr ist vieles anders. Auch die Urlaubszeit: Stornierungen, Reisewarnungen, Quarantäne. All das hat viele gezwungen, ihre Reisepläne fĂźr dieses Jahr aufzugeben. Stattdessen verbringen nun viele ihren Urlaub zu Hause. Man kĂśnnte sich fragen: Warum erst jetzt? Tatsächlich gibt es gute GrĂźnde, im Urlaub nicht zu verreisen. Zum Beispiel der Massentourismus: volle Strände, zerstĂśrte Natur, MĂźll, Lärm, die lokale Kultur geht verloren. AuĂ&#x;erdem verursacht der Tourismus 8 % der weltweiten Treibhausgasemissionen. Besonders Flugreisen haben einen sehr hohen CO2-AusstoĂ&#x;. Der Tourismus ist deshalb mitverantwortlich fĂźr den Klimawandel. Und der fĂźhrt schon jetzt in vielen Urlaubsregionen zu Naturkatastrophen. Das ist nicht schĂśn fĂźr Tourist*innen: Sie kĂśnnen dort keinen Urlaub mehr machen. Vor allem aber ist es schlimm fĂźr die Einheimischen: Sie verlieren ihre Heimat. Tourismus in dieser Form ist also nicht nur umweltschädlich, sondern auch sozial ungerecht. Das sind die Nachteile. Aber welche Vorteile hat das Reisen? Man kann neue Menschen und Kulturen kennenlernen, neue Orte entdecken und dem Alltag entkommen. Aber muss man dafĂźr wirklich in ferne Länder reisen? Neue Menschen - auch anderer Kulturen - kann man auch in der Heimatstadt kennenlernen. Bei vielen reicht hier schon der Weg zu den Nachbarn. Ăœber ein fremdes Land und seine Kultur kann man auch in BĂźchern viel lernen. Wahrscheinlich sogar mehr, als wenn man alle SehenswĂźrdigkeiten dieses Landes besichtigt. Man muss auch nicht tausende Kilometer reisen, um neue Orte zu entdecken. In der Heimat gibt es mehr zu sehen, als man denkt. Um dem Alltag zu entkommen, reicht es oft aus, sein Handy fĂźr einige Tage abzuschalten. Das hat auch noch einen Vorteil: Man erfährt nicht,
wohin andere verreist sind. Vielleicht ist das der eigentliche Grund, weshalb so viele Menschen weit wegfahren: Weil es die anderen auch tun. Man bekommt das GefĂźhl, dass man reisen muss, um dazuzugehĂśren. Dazu kommt die Werbung der Reiseanbieter. Sie sagt: Wenn du diese Reise machst, wirst du glĂźcklich! Reisen wird so zu einem gesellschaftlichen Zwang. Die Folgen: Wenn man nicht reisen kann, ist man unzufrieden. Wenn man reisen kann, sind die Erwartungen sehr hoch und man kann leicht enttäuscht werden. Letztlich ist Urlaub Kopfsache: Ohne die Angst, etwas zu verpassen, kann man zuhause am Badesee genauso entspannen wie in der Karibik. Wer trotzdem eine Reise machen will, sollte sich Ăźberlegen: Muss es wirklich das andere Ende der Welt sein? Dieses Jahr hat uns die Corona-Pandemie gezwungen, zu Hause zu bleiben. Der*Die eine oder andere hat gemerkt: Urlaub ist auch schĂśn ohne groĂ&#x;e Reise. Vielleicht bleibt uns diese Erkenntnis erhalten. die Stornierung, -en eine Buchung rĂźckgängig machen die Reisewarnung, -en
Empfehlung einer staatlichen BehÜrde, in ein bestimmtes Land/bestimmte Länder nicht einzureisen
der Massentourismus
Phänomen, das die sehr groĂ&#x;e Anzahl an Tourist*innen an bestimmten Orten beschreibt
die Treibhausgasemissionen
AusstoĂ&#x; von klimaschädlichen Gasen
dem Alltag entkom- etwas anderes tun, als man men gewĂśhnlich tut; sich entspannen der Reiseanbieter, Reiseanbieter
Tourismusunternehmen
der gesellschaftliche Druck, der von der GesellZwang schaft ausgeht; fĂźhrt dazu, dass man sich gezwungen fĂźhlt, etwas zu tun (hier: zu reisen) die Kopfsache
eine Frage der Einstellung; Denkweise
verpassen
sich entgehen lassen
B
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Schon Goethe wusste: „Sieht, das Gute liegt so nah!“. Und der Dalai Lama sagt: „Einmal im Jahr solltest du einen Ort besuchen, an dem du noch nie warst.“ Beides stimmt fĂźr Urlaub in Deutschland. Und viele entdecken das erst jetzt, wo sie nicht ins Ausland fahren kĂśnnen. VerrĂźckt!
DOSSIER Seite 4
Unterwegs auf 2 Rädern Fahrradfahren im Alltag WIR ZUSAMMEN Seite 8
die Atmosphäre, -n
Stimmung, Aura, Ausstrahlung
der Dampfer, Dampfer mit Dampf- oder anderer Maschinenkraft angetriebenes Schiff schweben
fliegen
das Wahrzeichen, Wahrzeichen
Erkennungszeichen/Sinnbild einer Stadt/Landschaft/eines Landes
die Konstruktion, -en
Bauweise, Gestaltung, Modell
hinduistisch
der Religion des Hinduismus zugehĂśrig
die Tamilen, Tamilinnen
sĂźdinidisches Volk
der Geysir, -e
Quelle, die regelmäĂ&#x;ig Wasser ausstĂśĂ&#x;t
das Phänomen, -e
Besonderheit, Erscheinung
das Kohlendioxyd, -e
CO2, Gas
die Kohlensäure, n
schwache Säure aus Kohlendioxid in Wasser
die Gondel, -n
langes, schmales, venezianisches Boot
die Rialto-BrĂźcke
bekanntes Bauwerk in Venedig
das Fachwerkhaus, Fachwerkhäuser
Bauweise mit Holz und Lehm
Caspar David Friedrich deutscher Maler der FrĂźhromantik, 1774 - 1840 osmanisch
frßhere Bezeichnung fßr das heutige Gebiet der Tßrkei; Osmanisches Reich: 1299–1922
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