Ausgabe 07/2019 Düsseldorf

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Religionsfreiheit in Deutschland Unser Schwerpunktthema in dieser ArrivalNews-Ausgabe

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ZEITUNG FÜR NEUBÜRGER*INNEN

AUSGABE KÖLN + DÜSSELDORF 07/2019

Wie sicher ist Deutschland?

D

iese Statistik sagt etwas über die Kriminalität in Deutschland aus. Zum Beispiel, ob es im Vergleich zu den vorigen Jahren mehr oder weniger Verbrechen gegeben hat. Wer diese Verbrechen begangen hat und wo es laut den Zahlen besonders gefährlich ist. Denn ob man sicher und ohne große Angst leben kann, ist für viele Menschen natürlich sehr wichtig. Zum Beispiel gab es in Deutschland im Jahr 2018 ca. 5,56 Millionen Straftaten, von denen die Polizei weiß. Ein Drittel davon sind Diebstahldelikte. Im Vergleich zum Jahr 2017 haben aber z. B. Ladendiebstähle, Autodiebstähle und Fahrraddiebstähle abgenommen. Zugenommen haben Drogendelikte oder Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten und Angriffe gegen Minderheiten. Aber weiß die Polizei von allen Verbrechen? Nein, denn manche Verbrechen werden nicht angezeigt oder die Polizei bekommt sie nicht mit. Man nennt das eine Dunkelziffer – also die Verbrechen, die unerkannt bleiben. Kann eine Statistik die Wirklichkeit perfekt abbilden? Natürlich nicht. Es kommt

 

zum Beispiel in der PKS stark darauf an, Fremde am Bahnhof, die Gruppe Juwo und wie oft die Polizei kontrolliert. gendlicher im Park. Das Unbekannte, das Und ob sich Gesetzte geändert haben Neue erscheint als Bedrohung. Manche oder es vielleicht neue Tatbestände gibt. Menschen fühlen sich auch stark verUm es anschaulicher zu machen: Wenn unsichert durch die vielen großen Proes plötzlich viel mehr Polizistinnen und bleme der Welt: Zum Beispiel dem KliPolizisten auf der Straße geben würde, mawandel, die vielen Kriege oder vom dann gibt es vielleicht auch plötzlich Terrorismus. mehr Verbrechen. Nicht weil mehr Menschen Schlimmes machen, sondern weil Vieles kann dazu führen, dass die gefühlte Bedrohung steigt. Verstärkt wird die Polizei mehr kontrollieren könnte. dieses Gefühl oft auch durch Berich Auch wenn eine Statistik nie die ganze te in den Medien: Über ein Verbrechen Wirklichkeit zeigen kann und man Zah- zu lesen oder im TV darüber zu hören len auch unterschiedlich lesen kann: Viele Wissenschaft8.400 ler*innen sind sich einig, dass 8.200 die PKS zumindest einen guten 8.000 7.800 Überblick geben kann. Häufigkeitszahl

Jedes Jahr veröffentlicht die Bundesregierung eine Statistik: Die polizeiliche Kriminalitätsstatistik, kurz PKS. In ihr sammelt das Bundeskriminalamt, also die oberste Polizeibehörde Deutschlands, viele Daten aus allen 16 Bundesländern.

I L LU S T R AT ION M A R I ON BLO M E Y E R

mus durch rechts, links oder Islamisten muss sehr genau beobachtet werden: Es gab in den letzten Jahren islamistische Anschläge in Europa und auch in Deutschland. Es gab in den letzten Jahren rechten Terrorismus, der viele Menschen das Leben gekostet hat. Es gab z. B. auch Ausschreitungen linker Gruppierungen in Hamburg vor zwei Jahren, die vielen Menschen Angst gemacht haben. Es gibt auch viel Wirtschaftskriminalität, Steuerkriminalität und vieles mehr. Deshalb ist es auch wichtig, eine gut ausgestattete und starke Polizei zu haben. Und es ist wichtig, dass es viele gute Richter*innen in den Gerichten gibt, die sich schnell um Straftaten kümmern. 7.600 Ist Deutschland nun ein si7.400 7.200 cheres Land? Im Vergleich mit 7.000 anderen Staaten muss man sa6.800 6.600 gen: Deutschland ist eines der 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 sichersten Länder der Welt. Aber natürlich gibt es auch Erfasste Fälle „Straftaten insgesamt“ in den Jahren 1987–2018 als hier Kriminalität, Opfer und Häufigkeitszahl (pro 100.000) Täter*innen. Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik. Bundeskriminalamt, abgerufen am 04. Juli 2019.

Man kann aber noch etwas ganz deutlich von den Zahlen ablesen. Vergleicht man die PKS mit anderen Umfragen, wird klar: Die Angst ein Opfer von Kriminalität zu werden, ist bei vielen Menschen in Deutschland in den letzten Jahren gestiegen. Gleichzeitig sinkt aber die Kriminalitätsrate seit Jahren immer weiter. Man nennt das: Gefühlte Bedrohung. Seit Jahrzehnten gab es noch nie so wenig Verbrechen, aber immer mehr Menschen haben Angst. Sie fühlen sich bedroht. Dafür gibt es viele Gründe, und sie sind oft nicht leicht zu erklären. Manche Menschen fühlen sich wirtschaftlich unsicher. Sie haben Angst, ihre Arbeit zu verlieren oder finden keinen Job. In solchen Situationen erscheint vieles als Gefahr, was vielleicht gar keine ist: Der

ist spannender als die Nachricht: „Auch heute ist wieder nichts Schlimmes in deiner Nachbarschaft passiert.“ Wir hören und lesen viel über Verbrechen, vor denen wir Angst haben müssen. Auch wenn die statistische Wahrscheinlichkeit immer mehr sinkt, tatsächlich ein Opfer zu werden. Aber was heißt das nun? Gibt es keine Verbrechen in Deutschland? Nein! Natürlich werden Menschen Opfer von Gewalt, von Diebstählen oder anderen Delikten. Auch das Thema Terroris-1-

veröffentlichen

publizieren, der Öffentlichkeit bekannt machen, besonders durch Presse, Funk, Fernsehen

die Statistik, -en

schriftliche Zusammenfassung der Ergebnisse von Untersuchungen, die in Tabellen dargestellt werden

das Verbrechen, Verbrechen

schwere Straftat, Kriminalität

die Minderheit, -en

kleinerer Teil einer bestimmten Anzahl von Personen

der Tatbestand, Tatbestände

gesetzlich festgelegte Merkmale für eine bestimmte Handlung

der Wissenschaftler, Wissenschaftler die Wissenschaftlerin, -nen

Person, die im Bereich der Wissenschaft tätig ist

das Opfer, Opfer

jemand, der durch jemanden oder etwas umkommt, Schaden erleidet

die Bedrohung, -en

Gefahr, Gefährdung

die Nachbarschaft, -en Personen, die nahe beieinander wohnen rechts

hier: rechte Politik

links

hier: linke Politik

die Wirtschaftskriminalität, -en

Kriminalität im Wirtschaftsleben

die Steuerkriminalität, -en

Steuern hinterziehen, keine Steuern zahlen

GRAFIK FLATICON

TEXT DAVID J. OFFENWANGER

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