A SERIOUS MAN PRESSEHEFT

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D e r n e u e F i l m vo n J o e l U n d E t h a n C o e n


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KINOSTART ÖSTERREICH: 22. JANUAR 2010 Im Verleih von TOBIS FILM ÖSTERREICH. Im Vertrieb von CONSTANTIN FILM WIEN.

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FOCUS FEATURES präsentiert in Zusammenarbeit mit STUDIOCANAL und RELATIVITY MEDIA eine WORKING TITLE Produktion

Ein Film von JOEL COEN & ETHAN COEN mit MICHAEL STUHLBARG, RICHARD KIND, FRED MELAMED, SARI LENNICK, ADAM ARKIN u.v.a. USA 2009  *  105 Minuten  *  1:1,85  *  Dolby SRD

KINOSTART: 21. JANUAR 2010 Im Verleih von


Kurzinhalt chauliches Leben in einer Eigentlich lebt Larry Gopnik ein bes tleren Westen der USA. Er ist kleinen jüdischen Gemeinde im Mit er Vater und erfolgreicher ein liebender Ehemann, fürsorglich zlich nichts mehr so wie Professor. Aber irgendwie läuft plöt Scheidung, um mit gewohnt. Larrys Gattin verlangt die er zusammenleben ihrem selbstgefälligen neuen Liebhab in der Schule, zu können. Sein Sohn hat Probleme Nasenkordie Tochter bestiehlt ihn, um sich eine chisch rektur finanzieren zu können. Sein psy Couch labiler Bruder hockt nur noch auf der schon herum. Und als ob die Familie nicht de, wür iten bere e genügend Problem ins e rier Kar rys gerät auch noch Lar sich er, eßt Trudeln. So beschli Hilfe bei einem Rabbi zu holen. Doch auch das ist leichter gesagt als bekommen…

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BESETZUNG Michael Stuhlbarg Larry Gopnik Richard Kind Onkel Arthur Fred Melamed Sy Ableman Sari Lennick Judith Gopnik Aaron Wolff Danny Gopnik Jessica McManus nik Sarah Gop Adam Arkin Anwalt Peter Breitmayer Mr. Brandt Brent Braunschweig Mitch Brandt David Kang Clive Park Alan Mandell Rabbi Marshak Amy Landecker Mrs. Samsky George Wyner Rabbi Nachtner Michael Tezla Dr. Sussman Allen Lewis Rickman n Schtetl Eheman Yelena Shmulenson Schtetl Ehefrau Fyvush Finkel Dibbuk u.v.a.

Stab Joel Coen & Ethan Coen Regie, Drehbuch, Produktion f Tim Bevan, Eric Fellner, Robert Gra Ausf端hrende Produktion BSC , Roger Deakins, ASC Kamera Roderick Jaynes Schnitt Jess Gonchor Ausstattung Mary Zophres Kost端me Carter Burwell Musik Ellen Chenoweth, Rachel Tenner Casting a. u.v.

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PresseStimmen Liebevolles, Warmes Die Coen-Brüder Joel und Ethan werden persönlich … Aber wenn Sie nun etwas t … Dieser ernsthaft schlech und Kuscheliges erwarten, das circa 1967 spielt, dann kennen Sie die Coens Natur her spirituell, im komische Film, kunstvoll fotografiert vom großen Roger Deakins, ist von seiner Tonfall boshaft und stachelig und ja, der Film sticht ganz hübsch zu.

Peter Travers, Rolling Stone

en Film gedreht, eine Die Coen-Brüder haben hier ihren persönlichsten und bisher intensivsten jüdisch rscheinlichkeiten Unwah aller trotz perfekt auf den Punkt gebrachte Komödie über Verzweiflung, die gleichzeitig zu einer ihrer universellsten Komödien geworden ist.

Kenneth Turan, Los Angeles Times

A SERIOUS MAN ist, wie sein biblischer Ursprung, eine destillierte, übertrie bene Erzählung der menschlichen Lage. Die Pointe ist ein wenig anders, aber man kennt den Witz bereits. Und der geht selbstverständlich auf Kosten des Zuschauers. A.O. Scott, New York Times

Verquerer Heimatfilm und ätzend komische jüdische Tragikomödie mit brillantem No-NameEnsemble – den Coen-Brüdern ist erneut ein kleiner Geniestreich geglückt. Blickpunkt: Film

Pressenotiz

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Willkommen bei den Gopniks! Sohn Danny steht kurz vor der Bar Mitzwa, will aber eigentlich lieber kiffen. Tochter Sarah klaut ihrem Vater Geld, weil sie auf eine Nasen-OP spart. Onkel Arthur schläft seit Wochen auf der Couch, und Ehefrau Judith will sich scheiden lassen. Kein Wunder, dass dem armen Larry Gopnik das alles zu viel wird. Als dann auch noch sein Job in Gefahr ist, weil ein unzufriedener Student ihn zu bestechen versucht, kann dem vom Schicksal so arg gebeutelten Professor nur noch ein Rabbi helfen. Glaubt er zumindest…

Wenn die Coen-Brüder die Geschichte eines ernsthaften Mannes erzählen, dann wird es nicht lange ernsthaft zugehen. Nach ihrem Oscar-prämierten NO COUNTRY FOR OLD MEN und der Spionagesatire BURN AFTER READING folgt nun der nächste Geniestreich der Brüder Joel und Ethan Coen. In ihrer bislang wohl schwärzesten Komödie schildern sie mit beißendem Spott und genüsslicher Schadenfreude, wie das Leben eines ganz normalen Mannes total den Bach hinuntergeht.


Wie schon bei FARGO, besetzten die unkonventionellen Regisseure die Rollen größtenteils mit unbekannten Darstellern, die sie bei lokalen Castings am Drehort in Minneapolis fanden. Selbst Hauptdarsteller Michael Stuhlbarg (DER MANN, DER NIEMALS LEBTE) dürfte lediglich dem New Yorker Theaterpublikum ein Begriff sein. Der sympathische Mime sorgte jedoch schon bei der Uraufführung des Films in Toronto für Furore und konnte mit seinem talentierten

Auftritt als vom Pech verfolgter Loser Larry die US-Presse ebenso für sich begeistern. Unterstützt wird Stuhlbarg dabei u.a. von so charismatischen Schauspielern wie Richard Kind (THE PRODUCERS, VERLIEBT IN EINE HEXE), Fred Melamed (HANNAH UND IHRE SCHWESTERN), Adam Arkin (HITCH – DER DATE DOKTOR) und Sari Lennick in weiteren Rollen.

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Inhalt Eine Kleinstadt im Mittleren Westen der USA im Jahr 1967. Der 13-jährige Danny Gopnik (Aaron Wolff) langweilt sich im Unterricht. Der alte orthodoxe Lehrer und sein Hebräisch nerven. Wie gut, dass Danny Jefferson Airplanes „Somebody to Love“ hören kann. Denn geschickt hinter einem

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Buch versteckt, hört er den Song aus einem Taschenradio mit Kopfhörern. Danny hat in der Radiotasche zudem 20 Dollar deponiert, mit denen er später seine Schulden bei einem Mitschüler begleichen will, der ihm Gras besorgt hat. Doch seine Tagträume platzen schnell. Der Alte hat ihn erwischt und nun muss er deswegen zum Rabbi. Auch das Radio mit den 20 Dollar ist nun futsch…


Larry Gopnik (Michael Stuhlbarg) ist grade beim Arzt. Der Doktor versichert dem geborenen Hypochonder jedoch, er sei bei bester Gesundheit. Also geht der etwas dröge aber hochanständige Physikprofessor zurück zum Unterricht. Aber seine gelangweilten Studenten passen mal wieder kaum auf, wenn er die gesamte Tafel mit Zahlen voll kritzelt und dabei der einzige ist, der sich daran begeistern kann. Auch die von Larry so geschätzten Metaphern und Fabeln aus der Tierwelt finden die Studenten eher uncool. Nach der Stunde wartet

einer von ihnen, der nur mäßig englisch sprechende Clive, in Larrys Büro. Der koreanische Stipendiant verlangt eine bessere Note damit er nicht durchfällt. Aber der exakte Akademiker weist seinen impertinenten Schüler in die Schranken. Dumm nur, dass der Besucher einen kleinen weißen Umschlag voller 100 Dollar Noten zurücklässt. Soll Larry den offensichtlichen Bestechungsversuch anzeigen oder diese unangenehme Sache besser für sich behalten? 9


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Den für diesen Tag eigentlich schon genug leidgeplagten Larry erwartet zu Hause der übliche Kleinkrieg. Seine Frau Judith (Sari Lennick) ist wie immer schlecht gelaunt und die pubertierende Tochter Sarah (Jessica McManus) will sich schon wieder die Haare waschen. Allerdings kommt sie mal wieder nicht ins Bad, weil ihr leicht unappetitlicher Onkel Arthur (Richard Kind) dort immer stundenlang seine ekelhafte Talgzyste entleeren muss.

Schon seit Wochen schläft Onkel Arthur auf der Couch und macht gar keine Anstalten, schnell wieder zu gehen. Aber Arthur ist schließlich Larrys Bruder, ein verkanntes Genie, der völlig zu Unrecht arbeitslos ist. Darum bemüht sich das langsam verzweifelnde Familienoberhaupt wieder mal um Schadensbegrenzung, auch wenn Larrys versucht autoritäres Auftreten von allen nur belächelt wird.


Kurz darauf platzt die nächste Bombe. Judith erklärt ihrem Mann in einem Ton, der keinen Widerspruch mehr zulässt, sie wünsche die Scheidung. Einen neuen Mann an ihrer Seite hat sie auch schon parat: Es ist der angesehene Witwer Sy Ableman (Fred Melamed). Larry protestiert vergeblich, schließlich sei die verblichene Frau Ableman ja noch keine drei Jahre tot. Aber die beiden Liebenden haben längst alles geplant. Sys lästige Anrufe in dieser Angelegenheit konnte Larry zwar bisher erfolgreich abwimmeln, aber als der eitle und wichtigtuerische Ableman schließlich mit einer Flasche Wein und seinem überheblichen Dauerlächeln vor der Tür steht, kann Larry nur noch kapitulieren. Sorgenkind Danny versucht derweil mit Freunden einen kleinen Einbruch beim strengen Rabbi. Das Radio muss wieder her, vor allem die 20 Dollar, die Danny dem bulligen Klassenkameraden schuldet, der ihm schon seit Tagen nach der Schule auflauert. Leider findet Danny dort nicht was er sucht. Zu Hause soll sein linkischer Vater derweil die Antenne reparieren, damit der Herr Sohn endlich wieder seine Lieblingsserie „F-Troop“ störungsfrei empfangen kann. Oben auf dem Dach macht der wieder einmal überforderte Larry eine verwirrende Entdeckung. Die Nachbarin sonnt sich nackt im Garten. Ein Lichtblick für den vom Pech verfolgten Larry, der seine Nächte ansonsten zusammen mit dem schnarchenden Arthur verbringen muss. Mehr als lüsterne und dabei leicht verschämte Blicke sind für Larry jedoch momentan nicht drin. 11


Die Realität schlägt unbarmherzig in Form eines anderen Nachbarn zurück. Der prollige Hobbyjäger wirft seinen frisch erlegten Hirsch so genüsslich vor Larrys Füße, als würde er am liebsten die Jagd auf Juden eröffnen. Zu allem Überfluss taucht dann auch noch der Vater des koreanischen Schülers vor dem Hause der Gopniks auf und droht mit einer Klage. Der rassistische Nachbar bietet sogleich schlagkräftige Hilfe an, aber Pazifist Larry schließt eine solche Verbrüderung aus. Eine weitere Demütigung ist ein Treffen zu Dritt zwischen Ableman, Larry und seiner Noch-Ehefrau. Das frisch verliebte Paar turtelt Hand in Hand direkt vor Larrys Augen und möchte praktische Fragen zur Scheidung diskutieren. Ihr Vorschlag lautet: Larry soll ins örtliche Motel „Jolly Roger“ umziehen und den lästigen Arthur gleich mitnehmen. Dem Gehörnten bleibt nun nichts anderes übrig als seinen Anwalt einzuschalten, auch wenn ihn das am Ende noch mehr Geld kosten sollte, als er ohnehin schon nicht mehr hat. Als dann auch noch anonyme Briefe bei seinem Arbeitgeber eingehen, die Larrys Verbeamtung zu gefährden drohen, wachsen dem Pechvogel die Probleme derartig über den Kopf, dass jetzt nur noch spirituelle Unterstützung helfen kann: Ein Rabbi muss her!

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Larry begibt sich umgehend in die Synagoge, aber der örtliche Rabbiner wird durch einen Junior-Rabbi vertreten, der lediglich über einen Parkplatz doziert. Damit ist Larry auch nicht geholfen. Kurz danach knallt es. Larry verursacht einen Auffahrunfall und hat nun auch noch die Kosten für die Reparatur am Hals. Gleichzeitig ereignet sich ein anderer Autounfall, der Larry ebenfalls teuer zu stehen kommt. Der überraschend verstorbene Sy Ableman hat ihm eine hilflos heulende Noch-Ehefrau hinterlassen, die dem gutmütigen Trottel nun auch noch die enormen Beerdigungskosten für seinen Ex-Widersacher aufzwingen will. Das ist natürlich zu viel des Bösen. Ein weiterer Rabbi soll es richten. Aber auch dieser Besuch verschafft keine Linderung. Der weise Satz


aber der große Meister sitzt allein in einem abgedunkelten Raum und ist „beschäftigt“. „Wir können nicht alles wissen“ führt zu keiner Lösung für keines von Larrys Problemen. Immerhin lädt die sexy Nachbarin den verlassenen Ehemann zu sich ein und bittet ihn aufreizend um Nachbarschaftshilfe. Aber Larrys nettes Schäferstündchen wird unsanft von der Polizei beendet. Onkel Arthur, der erst kürzlich wegen unerlaubtem Glücksspiel mit den Ordnungshütern in Konflikt kam, wurde nun auch noch wegen Unzucht verhaftet. Nachts hat Larry dann endlich heftigen Sex mit der Nachbarin – zumindest im Traum. Immer öfter plagen den bebrillten Professor real wirkende Alpträume. Völlig verzweifelt und deprimiert, bittet Larry beim bedeutendsten Rabbiner der Stadt, dem altehrwürdigen Marshak, vorsprechen zu dürfen,

Schließlich kommt der große Tag, der die Familie wieder vereint: Die Bar Mitzwa von Danny. Die vor Glückseligkeit erstarrte jüdische Gemeinde bemerkt kaum, dass sich der völlig bekiffte Danny kaum auf den Füßen halten kann. Und auch sonst scheint sich alles in einem Glücksrausch aufzulösen: Larry erfährt, dass er trotz der bösen, anonymen Briefe weiter lehren darf, und wenn er das Bestechungsgeld nun doch noch annimmt, wäre zumindest eine Teil seiner Geldprobleme gelöst. Doch dann klingelt das Telefon. Am Apparat ist Larrys Doktor. Er solle sich unverzüglich zum Arzt bewegen, dieser habe ihm etwas Wichtiges mitzuteilen. Gleichzeitig rollt ein Tornado bedrohlich auf die kleine, beschauliche Stadt zu…

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Produktionsnotizen Receive with simplicity everything that happens to you. Rashi

When the truth is found to be lies And all the joy within you dies… Jefferson Airplane

Worüber schreiben wir?

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Glaubt man dem ausführenden Produzenten Robert Graf, dann ist A SERIOUS MAN „eine Geschichte, die aus der Perspektive eines Ortes erzählt wird, den Joel und Ethan Coen aus ihrer eigenen Vergangenheit kannten.“ Ethan Coen sagt dazu: „Die Handlung des Films spielt 1967 in einer jüdischen Gemeinde in einem Vorort einer Stadt ohne Namen im Mittleren Westen der USA und erinnert uns an unsere Kindheit. Das Milieu, die ganzen Details und die Ausstattung sind uns sehr wichtig und machten einen Großteil von dem aus, was uns zu dieser Geschichte trieb. Wo du aufwächst, ist ein Teil deiner Identität. Das verschwindet nicht, auch wenn du für lange Zeit fort warst.“ Joel Coen fügt hinzu: „Die Landschaft eines Ortes trägt viel zu einer Geschichte bei, auch wenn der Ursprung dieses Projekts viele Jahre zurück liegt. Wir hatten einmal erwogen, einen Kurzfilm über einen Jungen zu drehen, der seine Bar Mitzwa vor sich hat und einen alten


Rabbi sehen muss. Die Figur dieses Rabbis basierte locker auf einem Rabbiner, den wir kannten, als wir noch Kinder waren.“ Auch Ethan erinnert sich: „Der Rabbi, den wir kannten, war ein Weiser, ein Meister Yoda. Er sagte nichts, verfügte aber über

sehr viel Charisma.“ Als das Drehbuch immer mehr Form annahm „blieb dieses Element im Skript zwar enthalten, aber der jetzige Film ist doch ganz anders geworden und behandelt auch ganz andere Themen“, meint Joel Coen.

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„Obwohl Larry Gopnik eine erfundene Figur ist, basiert er auf einigen Menschen, die wir kannten als wir aufwuchsen, weil er ein Akademiker ist, denn unsere Eltern waren beide Akademiker. Durch sie trafen wir auf viele Universitätsprofessoren. Außerdem ist Larry ein jüdischer Vater mittleren Alters, der in einer Gemeinde lebt, die der nicht ganz unähnlich ist, in der wir groß wurden und wo es viele dieser Professoren gab.“ „Jeder in der Gopnik Familie hat seine eigene Agenda“, sagt Ethan. „Der Sohn Danny möchte kiffen und Langspielplat-

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ten haben. Seine Schwester Sarah wünscht sich eine Nasen-OP. Die Ehefrau und Mutter Judith will mit Sy Ableman, einem anderen Mann davonlaufen, den sie, ganz im Gegensatz zu ihrem Ehepartner, für einen ‘ernsthaften Mann’ hält.“ Joel meint: „Larry ist das Familienoberhaupt, er möchte, dass alles so weitergeht. Zu Beginn der Geschichte ist er zufrieden mit dem Status Quo, damit, wie die Dinge sind. Aber dann beginnt ein Unglück nach dem anderen und er kann einfach nicht fassen, wie alles aus dem Ruder läuft.“


Im Drehbuch waren zunächst die beiden Figuren von Larry und Danny gleichermaßen wichtig, aber dann verschob sich der Akzent, wie Ethan zugibt: „Das witzige für uns an der Geschichte war, immer wieder neue Wege zu finden, wie wir Larry quälen konnten. Sein Leben wird einfach immer schlimmer.“ Zwei Schlüsselerlebnisse für Danny bleiben ein Höhepunkt im Film, aber Larrys Schicksal wurde immer mehr zu dem, was die Geschichte ausmacht. Vielleicht auch deshalb, „weil es mehr Möglichkeiten gibt, einen Erwachsenen heimzusuchen.“ Obwohl der Großteil von A SERIOUS MAN im Jahr 1967 in einem Vorort irgendwo im Mittleren Westen der USA spielt, beginnt der Film ein Jahrhundert davor mit einem Prolog. Die CoenBrüder siedeln in einem polnischen Schtetl (einem kleinen jüdischen Dorf ) eine märchenhafte Geschichte an, die komplett auf Jiddisch erzählt wird. Ethan Coen erklärt: „Wir glaubten, eine kleine, in sich abgeschlossene Geschichte würde gut als Einführung zu diesem Film passen. Und da wir keine passende jiddische Fabel kannten, dachten wir uns eben eine aus.“ Joel fügt hinzu: „Es hat mit dem was folgt im Grunde nichts zu tun, aber es half uns einfach, mit dem Nachdenken über den Film anzufangen.“

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Casting-Aufruf Für das Casting von A SERIOUS MAN „wollten wir einen Hauptdarsteller, der beim Großteil des Publikums noch unbekannt ist“, betont Joel Coen. „Zwar ist Michael Stuhlbarg kein Unbekannter, wenn man in New York regelmäßig ins Theater geht, aber Kinozuschauer kennen ihn in der Regel nicht. Allerdings wussten wir aufgrund seiner Theaterarbeit, wie gut er ist.“ Der bereits für einen Tony Award nominierte Schauspieler wurde ursprünglich für die Rolle im Prolog gecastet, in dem ausschließlich jiddisch gesprochen wird. Um sich darauf vorzubereiten, lernte Stuhlbarg zusammen mit einem Tutor jiddisch und empfand diese Arbeit als etwas Wunderbares: „Beim Vorspielen lachten Joel und Ethan Coen viel, und ich war sehr zufrieden. Aber sie nahmen letztendlich doch einen Schauspieler, der fließend jiddisch sprach.“ Die Coens waren aber beeindruckt genug, um Stuhlbarg erneut für die Rollen von Larry und Onkel Arthur vorsprechen zu lassen. „Ich war sehr aufgeregt, weil es da so viel Stoff gab, mit dem ich arbeiten konnte“, erinnert sich Stuhlbarg. „Dann verging einige Zeit und ich bekam einen Anruf, dass sie mich für den Film wollten, sich aber noch nicht sicher waren, für welche Rolle. Endlich rief Joel dann an als ich gerade in Vermont Theater spielte und sagte: ‘Ich werde dich von deiner Qual erlösen: Du spielst Larry.’“

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Stuhlbarg meint begeistert: „Ich verliebte mich schon beim ersten Lesen in dieses Drehbuch, nahm die ganze Geschichte in mir auf, bewunderte die vielen Wendungen und genoss dabei, mit wieviel Geschick das alles konstruiert war. Fast jeden Tag am Drehort sein zu dürfen, war ein Segen, und es war mir eine hervorragende Lehre zu sehen, wie die Coen-Brüder arbeiten und wie und warum alles so schön fließt. So war es mir möglich, diese Figur über einen längeren Zeitraum hinaus zu formen.“ Zu seiner Rolle sagt der Schauspieler: „Larry lebt sein

tägliches Leben auf eine normale und routinierte Art und Weise. Er ist relativ zufrieden damit, wie es verläuft und will so weitermachen. Er mag seine Mathematik und seine Physik, liebt seine Familie und nimmt sicherlich vieles in seinem Umfeld als selbstverständlich hin. Dieser Tatsache ist er sich aber solange nicht bewusst, bis sein Leben beginnt, ihm aus den Händen zu gleiten. Dann entdeckt er, dass sein Leben nicht mehr so ist, wie er es erwartet hat. Das stürzt ihn in eine Sinn- und Glaubenskrise und wirft ihn aus seiner Seifenblase heraus. Er hofft, dass er mit Hilfe der Weisheit seiner spirituellen Lehrer in seiner Gemeinde herausfinden wird, warum ihm das alles widerfährt. Dann treffen ihn auch andere Schicksalsschläge. Sein Bruder Arthur durchlebt seine eigene Krise, was zusätzlich auf Larrys Schultern lastet, obwohl er dies noch ganz gut verkraftet, weil sich die Brüder sehr nahe stehen.“ In ihrem Anspruch mit Schauspielern zu arbeiten, die einem Kinopublikum neu sind, besetzten die Coens die Rollen von Larrys Frau und Kindern mit ortsansässigen Schauspielern aus Minneapolis, wo der Film gedreht


wurde. Joel macht deutlich: „Viele der Rollen in A SERIOUS MAN werden von lokalen Schauspielern verkörpert. Das haben wir schon bei FARGO so gemacht.“ Für die vielen Sprechrollen, die Nebendarsteller, aber auch Statisten engagierten die CoenBrüder neben ihrer bewährten Casterin Ellen Chenoweth noch Rachel Tenner als Casting Director. Sie verbrachte viel Zeit damit, sich in Minneapolis und St. Paul in jüdischen Jugendzentren, Altersheimen und Synagogen umzuschauen. Robert Graf sagt über sie: „Rachel versuchte, ein wenig tiefer zu graben, nach anderen Gesichtern und Schauspielern zu suchen, als üblicherweise von Agenten repräsentiert werden. Wir spürten, dass wir ein wenig abseits der üblichen Trampelpfade zu suchen hatten – vor allem für die spezielleren Rollen, für die wir offene Castings durchführten.“ Nur indem es gelang, neue, unbekannte Gesichter zu finden, die bei den Coens und auf der Leinwand nachhaltig wirken, konnte es der Produktion gelingen, „die gesamte Bandbreite innerhalb der jüdischen Bevölkerung im Mittleren Westen

auszudrücken“, betont Ethan Coen. „Wir wollten authentische Juden besetzen, im Gegensatz zum ethnischen Hollywood Typus. Es gibt auch Juden auf dem flachen Land. Das wollten wir zeigen. Das ist eine eigene Subkultur und ein Lebensgefühl, das sich von den jüdischen Gemeinden in New York oder Los Angeles unterscheidet.“ Joel meint: „Wir wollten die wirkliche Gemeinde so stark wie möglich mit in den Film einbringen. Die örtlichen religiösen Oberhäupter, die wir ansprachen, verfügten alle über einen gesunden Sinn für Humor und verstanden die Geschichte und ihre Aussage.“ Ethan fügt hinzu: „Normalerweise fragten uns Leute: ‘Ihr macht euch jetzt aber nicht über Juden lustig, oder?’. Das tun wir nicht, aber für einige ist alles, das nicht vorteilhaft ist, gleich ein Indiz dafür, dass wir denken würden, die gesamte Gemeinde oder Ethnie sei voller Fehler.“ Joel gibt zu: „Es gibt Menschen, die etwas verklemmt darauf reagieren, wenn du bei einem Thema sehr spezifisch wirst. Wir glauben, dass A SERIOUS MAN ein sehr liebevoller Blick auf die Gemeinde ist und ein Film, der Aspekte jüdischen Lebens zeigt, die man normalerweise nicht zu sehen bekommt.“

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Aufnahmeleiter Tyson Bidner ergänzt: „Die jüdische Bevölkerung in Minneapolis stand wirklich hinter diesem Projekt. Sie kamen begeistert zu den Castings, wollten mit dabei sein. So fanden wir wunderbare Gesichter und tolle Schauspieler.“ Bidner selbst stand auch vor der Kamera und hielt die Tora in der Bar Mitzwa Szene. Ethan erläutert: „Wir haben uns für Tyson entschieden, weil er wirklich in diese Shul (Synagoge und ihre Ordensgemeinschaft) hinein passt.“ Bidner gibt zu: „Es machte mir Spaß, ihnen diesen Gefallen zu tun und es funktionierte auch, weil ich schon vorher als ‘Tora-Heber’ tätig war. Das ist ein sehr nervenaufreibender Job, weil es in der jüdischen Religion so ist: Wenn eine Tora während einer Zeremonie fallen gelassen wird und du dabei bist, musst du 30 Tage fasten. Es gab also einen richtigen Druck, nicht bloß gut zu spielen – wir hatten einen echten Kantor, eine echte Synagoge und Offizielle der Gemeinde – und ich musste die Tora hochheben und sichergehen, dass ihr nichts passiert. Und die Tora, die wir benutzten, war eine der schwersten, die mir bisher begegnet sind!“

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Die Schauspielerin Sari Lennick war vor einigen Jahren von der Ostküste zurück nach Minneapolis gezogen. Eines Tages begegnete sie ihrem Agenten von dem sie sagt „er hatte mich irgendwie vergessen.“ Aber eine Woche später sprach Lennick bei Tenner vor, obwohl die Schauspielerin die Rolle der Judith Gopnik als ziemlichen Weitschuss ansah. Aber immerhin war sie gut genug, um ein Casting mit den Coen-Brüdern zu ergattern. Nicht lange danach boten ihr die Coens die Rolle an. Lennick merkt an: „Joel und Ethan schrieben ein außergewöhnliches Drehbuch. Während der Dreharbeiten las ich es mir immer wieder durch, nicht nur meine Szenen. Judith ist eine Mutter, die jeden Abend pünktlich das Essen auf den Tisch stellt. Aber ihre Beziehung mit Sy bietet ihr etwas, dass sie von ihrem Ehemann Larry nicht bekommt. Sy ist ‘ein ernsthafter Mann’, sehr zuverlässig und sehr einnehmend. Dagegen fühlt sie, dass Larry in Bezug auf die richtigen Dinge nicht ernsthaft genug ist, sich hauptsächlich für seine Physik interessiert.“ Lennick hatte das Gefühl, dass


es ihr möglich war, sich diese Figur sehr zu Herzen zu nehmen. Sie meint: „Ich hatte noch nie Regisseure, die mir so sehr als Schauspielerin vertrauten, nicht einmal in der kleinsten Theaterproduktion. Joel und Ethan fragten mich bei allem nach meiner Meinung, sogar dabei, wie ich mein Haar tragen sollte. Obwohl sie sich diese Geschichte ausdachten, sie aufschrieben und Regie führten, übergaben sie mir Judith von dem Moment an, wo wir anfingen zu arbeiten. Ich glaube, sie dachten, ich kannte Judith besser als sie.“ Ebenfalls unter den vielen lokalen Talenten entdeckt wurden die Teenager Aaron Wolff und Jessica McManus, die Danny und Sarah spielen. Die Großmutter von Jessica las einen Bericht in der Minneapolis [- St. Paul, Minnesota] Star Tribune mit einem Casting-Aufruf für die Gopnik Kinder im Mai 2008. Sie ermutigte ihre Enkelin, es zu versuchen: „Ich hatte noch nicht einmal einen Lebenslauf, so dass ich gar nicht damit rechnete, nach dem ersten Vorsprechen noch einmal angerufen zu werden“, sagt McManus. „Als ich dann die Rolle bekam, habe ich vor Freude geweint. Am Set zu sein, war ganz anders als ich erwartet hatte, aber

alle machten es mir so leicht, mich einzugewöhnen. Über ihre Rolle sagt sie: „Sarah will alles, was sie will, auf ihre Art und sofort. Das ist bewundernswert – bis zu einem gewissen Punkt. Als ich sie spielte, machte es Spaß alle anzumeckern, ohne dass es zu Gegenreaktionen kam. Allerdings musste ich mich in meiner Sprechweise – also mit meinem normalen Slang – etwas zurückhalten, weil der Film ja 1967 spielt.“ Aaron Wolff beschloss, sich um die Rolle zu bemühen, obwohl seine Familie dabei war, in einen anderen US Bundesstaat zu ziehen: „Wir wussten, dass wir die Konsequenzen zu tragen hatten, aber es hat sich gelohnt“, gibt der junge Schauspieler zu: „Ich las das Drehbuch und stellte mir einige Dinge bildlich vor, aber als ich dann an den Drehort kam, war es noch zehnmal besser. Es war eine großartige Erfahrung.“ Da er gerade seine eigene Bar Mitzwa erlebt hatte, war für Wolff die Szene der Feier ein Déja vu Erlebnis: „Das waren für mich die Szenen, die am meisten Spaß machten“, erinnert er sich. „Die schwerste Szene hatte ich gleich am ersten Drehtag als ich rauchen musste. Das törnte mich richtig ab.“

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Ein bekannteres Gesicht für das Publikum ist Richard Kind, der diesmal eine viel dramatischere Rolle spielt als gewöhnlich. Die Coens hatten sich an ihn erinnert, weil er schon bei ihrem vorherigen Film BURN AFTER READING zu einem Casting kam. Richard Kind wurde diesmal zum Vorsprechen für die Rolle eines Rabbi gebeten. Als er später in Fort Worth in einem Theaterstück mitwirkte, bekam Kind schließlich einen Anruf von den Coens. Sie wollten ihn für die Rolle von Onkel Arthur erneut zum Vorsprechen einladen. Richard Kind erinnert sich: „Ich musste es von Fort Worth aus auf Band aufnehmen. Noch nie habe ich eine Rolle bekommen, wenn ich nur ein Band einreiche, aber diesmal hat es geklappt.“ Der Schauspieler führt aus: „Arthur ist nicht oft auf der Leinwand zu sehen. Erst als wir probten und alle mir sagten: ‚Oh, Onkel Arthur ist eine wunderbare Rolle’, wurde mir klar, wie Recht sie hatten. Dennoch kann man vieles, was mit Arthur geschieht, nur mit der eigenen Fantasie füllen, und so versuchte ich es auch darzustellen – ich überließ vieles dem Publikum, genauso wie es Joel und Ethan tun.“

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Stuhlbarg gibt zu: „Richard und ich sprachen darüber, wie wir uns ihre Geschichte vorstellten, was zwischen beiden passiert sein könnte; dass Arthur, der älter ist als Larry, immer der intelligentere war, aber sozial viel weniger angepasst ist. Und mit der Zeit wurde Larry immer selbstbeherrschter und durchsetzungsfähiger, während Arthur begann, zu verkümmern.“ Onkel Arthur ist arbeitslos, möglicherweise brillant und obdachlos. Zudem ist er durch eine talghaltige Zyste im Nacken körperlich beeinträchtigt. Richard Kind sieht dies als Sinnbild eines „kleinen Monsters, als ob sich die Hässlichkeit der Welt in seinem Nacken festgesetzt hätte. Ständig versucht er, die Zyste mit einer Art Pumpe zu entleeren, aber sie wächst immer wieder nach.“ Um Sy Ableman zu spielen, den Rivalen Larry Gopniks, sprachen die Coens den Schauspieler Fred Melamed an. „Sy ist der Sex Typ unseres Films, jeder Film braucht einen“, stellt Joel fest. „Und doch ist er nicht der typische Ehezerstörer“, meint Ethan. Fred Melamed war bereit für die Aufgabe und witzelt, dass er sehr happy war „einen aufgeblasenen, übergewichtigen, penetranten Kerl, der wie ein Rabbiner spricht, zurück in das Zentrum der amerikanischen Sexualität zu holen. Dort gehöre er auch hin!“ Vor fast zwei Jahrzehnten hatte Melamed für die Coens für eine wichtige Rolle in BARTON FINK vorgesprochen. Die Rolle ging dann an Michael Lerner, der für seine Darstellung eine Oscar Nominierung erhielt, „und das verdient“, sagt Fred Melamed. „Aber sie erinnerten sich an mich und kontaktierten mich zuerst. Das Drehbuch erinnerte mich an ihre besten Filme, wo sich das Bewusste und Unbewusste vermischen, die einen durchwirbeln und berühren.“ Melamed führt fort: „In A SERIOUS MAN verliebt sich Judith in einen Mann, der bedeutend älter und nicht gerade eine Filmstar-Schönheit ist. Für sie stellt Sy im Vergleich zu Larry den besseren Deal dar, weil sie in Larry einfach nicht genug den ‘Macher’ sieht, wie man im Jiddischen sagt – eine wichtige Person, die etwas erreicht. Larry hat dort, wo er unterrichtet keine Fangemeinde, Sy dagegen schon. Ethan sagte zu mir, dass Sy in seiner sehr glatten Art völlig frei von Selbstzweifeln sei und dass die Coens als sie aufwuchsen jemanden kannten, der genauso


war. Sy gehört zu diesen Leuten, die in der Menschheitsgeschichte die übelsten Dinge tun und dann noch ernsthaft glauben, es sei für alle das beste. Sie verfügen nicht über einen vernünftigen Zweifel, wie normale Menschen. Sie zerstören andere. Aber Sy ist dabei auch noch liebenswürdig.“ Am Set traf Fred Melamed auf seine frühere Klassenkameradin Katherine Borowitz, mit der er auf die Yale School of Drama ging. Sie spielt ebenso im Film mit wie sein langjähriger Freund Adam Arkin, der als Scheidungsanwalt auftritt und wie Melamed zum ersten Mal in einem Film der Coen-Brüder mitwirkte. Melamed erinnert sich: „Adam und ich sprachen eines Tages miteinander, und er beschrieb

es genau richtig: ‚Wenn man Teil dieses Films ist, fühlt man sich als Schauspieler einfach wohl, weil es sich so sehr davon unterscheidet, wie die meisten Leute arbeiten‘.“ Melamed erklärt: „Viele Regisseure mögen die eigentlichen Dreharbeiten eines Filmes nicht, weil sie dann die Kontrolle aufgeben müssen. Das ist bei Joel und Ethan überhaupt nicht so. Sie lieben jeden Aspekt des Filmemachens: das Schreiben, das Drehen, die Postproduktion, das Ganze also. Vielleicht fühlen sie sich deshalb nicht durch die Ansichten und Ideen anderer bedroht, auch nicht durch einen jobbenden Schauspieler wie mich, weil sie diese Geschichte von Anfang an entwickelt haben. Man spürt, dass man mit ihnen im Herzen des Erzählens einer Geschichte ist.“

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Bessere Häuser und mehr „1967 im Mittleren Westen der USA war eine großartige Zeit“, bemerkt Produktionsdesigner Jess Gonchor. „Neue Designs und Stilrichtungen wurden entwickelt. Wir haben viel recherchiert und suchten nach praktischen Drehorten, die wir verändern konnten, um dann dort zu drehen. Einfach an einen Drehort zu kommen und loszulegen? Das ist mir noch bei keinem Film passiert, an dem ich mitgewirkt habe.“ Eine große Herausforderung bestand darin, einen Vorort im Stil der 60er Jahre zu finden, der sich in den letzten 40 Jahren kaum

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verändert hatte. Robert Graf führt dazu aus: „Es gibt jede Menge Stadtviertel in der Gegend der Twin Cities, die vom architektonischen Standpunkt aus betrachtet noch gut erhalten sind. Die meisten davon sind jedoch mittler weile 50 Jahre alt und völlig mit großen Bäumen zugewachsen. Was wir wirklich wollten, war ein Wohnviertel, das sich noch neu anfühlt. Wenn man sich alte Fotos anschaut, wurden die meisten dieser Vororte auf Kornfeldern oder Weideflächen errichtet.“


Tyson Bidner und Gonchors Mitarbeiter suchten in der Gegend von Minneapolis/St.Paul nach Gebieten, in denen das natürliche Wachstum nach starken Sturmschäden zerstört worden war. Graf erzählt, dass „wir endlich ein Viertel fanden, das acht Jahre zuvor starke Sturmschäden zu beklagen hatte, so dass es erstaunlich offen wirkte, vor allem in den Vorgärten.“ Bidner fügt hinzu: „Sie mussten junge Bäume pflanzen, damit es so aussah wie in einem Neubau-Vorort der 60er Jahre. Wir hatten dabei die volle Unterstützung durch zwölf Familien mit ihren unterschiedlichen Häusern allein in diesem einen Viertel – vier in einer Straße, dann die vier gegenüber liegenden und vier, die sich gemeinsam mit einigen anderen die Gärten teilten.“ Gonchor gibt zu: „Es ist auch so schon ein wunderbares Viertel, aber bei einigen Häusern mussten wir die Vegetation roden, um neue Einfahrten zu errichten bzw. um sie schmaler zu machen. Heutzutage sind ja zwei Autos pro Haushalt üblich, damals gab es aber nur eins. Auch Rasen mussten wir neu verlegen.“ „Es gab auch eine Hebräisch-Schule am Ort, die wir für drei bis vier verschiedene Einstellungen nutzen konnten. Das ist bei einem Low-Budget-Film immer praktisch. So wurde die Schulkantine unser Klassenzimmer“, sagt Bidner. „Wir hätten sonst niemals ein so großes Klas-

senzimmer bekommen, es sei denn wir hätten es selbst gebaut“, fügt Gonchor hinzu. „Das Drehbuch verlangte viele Weitwinkel-Aufnahmen mit 20-24 Schülern, die an ihren Tischen sitzen, so hatten wir einfach Glück.“ Was die anderen Drehorte betraf, so brauchten die Filmemacher eine örtliche Synagoge, die so aussehen sollte, als sei sie gerade erst errichtet worden. Die meisten Synagogen in und um Minneapolis verfügen aber über einen klassischen Architekturstil, so dass die Coens genau die Synagoge vorschlugen, die sie früher selbst besucht hatten. Allerdings hatte man das Gebäude in der Zwischenzeit zu einer Kirche umgebaut. Es hätte zuviel Zeit und Arbeit gekostet, die Synagoge wieder so herzurichten, wie sie einst war. Bidner fand die richtige Shul B’nai Emet, die frühere B’nai Abraham, schließlich nicht weit von dem Ort entfernt, wo die Coens aufwuchsen. Er meint: „Wir erstellten den Drehplan so, dass wir die hohen Feiertage im September und Oktober nicht tangierten, und es war perfekt.“ B’Nai Emet ist Drehort für eine der außergewöhnlicheren Szenen in A SERIOUS MAN. In enger Zusammenarbeit mit ihrem langjährigen Kameramann, dem achtfach Oscar nominierten Roger Deakins, machte es den Coens besonders Spaß, sich den Look der Bar Mitzwa Szene auszudenken. Einige Einzelheiten in dieser Einstellung mussten von den Ältesten der Glaubensgemeinschaft abgesegnet werden, die aber ihre Erlaubnis nach dem Lesen des Drehbuchs gaben. Ethan Coen erzählt: „Es ließ sich großartig drehen, weil Roger diese schwingenden, kippenden Objektive verwendete, die die Brennebene verzerren. Dadurch entsteht dieser seltsame, weiche Effekt innerhalb des Bildausschnitts mit Ausnahme einer nahezu willkürlichen Ebene. Er benutzte diese Objektive viel im Film DIE ERMORDUNG VON JESSE JAMES DURCH DEN FEIGLING ROBERT FORD. In unserem Film setzte Roger Deakins diese Bildeffekte zweimal ein: in der Bar Mitzwa Szene und wenn Larry seine sexy Nachbarin, die geheimnisvolle Mrs. Samsky (Amy Landecker) besucht.“

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Zu den anderen Drehorten der Twin Cities gehörten der Interstate Park am St. Croix River, wo die Coens als Kinder Kanu fuhren, und der Rebecca See in Independence, Minnesota. Das ist ein sehr malerischer kleiner See mit einem kleinen Strand, den man auch im Film sieht. Bidner betont, dass es der Produktion gelang, „alles und jeden Drehort den wir brauchten, in den Twin Cities zu finden.“ Während der Dreharbeiten achtete die Produktion auch auf die Umwelt. Das Team und die Schauspieler bekamen Metallbehälter, die mit Wasser nachgefüllt wurden, so dass man auf Plastikflaschen gänzlich verzichten konnte. Außerdem bestanden viele Utensilien aus Maisstärke, damit sie später kompostiert werden konnten. „Wir haben die Sets und das Essen recycelt“, gibt Bidner zu. „Jeder war sich der Wichtigkeit bewusst,

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Wege zu finden, alles ein wenig besser zu machen.“ Die sorgfältige Vorbereitung und die Arbeitsmethoden der langjährigen Mitarbeiter trugen ebenfalls dazu bei, alles soweit es ging zu verbessern. Joel Coen stellt dazu fest: „Wir haben den riesigen Vorteil, mit den besten Leuten der Filmindustrie zusammenarbeiten zu können. Das macht unsere Filme zu dem, was sie sind. Das hilft vor allem dann, wenn du an einem Film mit einem niedrigen Budget arbeitest und nur über winzige Ressourcen verfügst.“ Etan bestätigt: „Wenn du einen Film über eine jüdische Gemeinschaft im Mittleren Westen drehst, der 1967 spielt und Fred Melamed der Sex Typ ist, dann geben sie dir nicht viel Geld.“ Aber ungeachtet dessen bewundert Joel, „wie unsere Set Dekorateurin Nancy Haigh


uns immer wieder schockierte, und zwar in dem Sinne, dass sie all diese unmöglichen Dinge auftreiben konnte, ganz egal welches Universum auch immer wir uns ausgedacht hatten. Sie liefert all diese kleinen Details, die einen Drehort erst authentisch aussehen lassen.“ „Sie ist ja eine Nichtjüdin“, fügt Ethan hinzu, „und sie trug all diese jüdischen

Bücher und Bibeln auf Hebräisch zusammen, die wir noch aus unserer Kindheit kannten. Nancy übertraf sich selbst und brachte viel mehr ein, als der Zuschauer jetzt im Film zu sehen bekommt.“ Ähnlich gelang es dem Special Effect Koordinator Larz Anderson und seinem Team ein menschliches Gehirn zu gestalten, das nur aus Lehm und Silikon bestand – als eine Requisite aus dem 50er Jahre Schwarzweißfilm, den Danny sich im Fernsehen anschaut. Gonchor meint: „Joel und Ethan schreiben alles sehr spezifisch auf und fertigen Storyboards an. Das macht meinen Job umso leichter. So weiß ich, auf was ich mich zu konzentrieren habe. Aber sie lassen mich machen und kreativ sein, bis es vielleicht sogar zu weit geht, und dann fügen sie es einfach ein.“ „Für A SERIOUS MAN musste ich einiges an Set-Bauten konstruieren: da ist der Prolog mit dem Ehepaar, gleich danach Dannys Klassenzimmer, Larrys Büro und das Motel Jolly Roger. Das sind konkrete Welten, aus denen die Figuren immer wieder auszubrechen versuchen. Einer der Gründe, warum das Drehbuch so gut war ist, dass es auf Dingen und Orten beruht die real sind. Und dann wird die Realität ein wenig überhöht.“

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Auto Focus „Jeder Spielfilm, der in der Vergangenheit spielt, versucht eine Art visuelles Stenogramm zu finden, also gewisse Details, mit denen sich eine Epoche unmittelbar transportiert“, stellt Joel Coen fest. Altmodische Autos signalisieren das sofort, und A SERIOUS MAN ist da keine Ausnahme – insbesondere weil eine Schlüsselszene das Hin- und Herschneiden zwischen zwei fahrenden Autos mit sich bringt. Und dennoch erklärt Joel: „Es war wichtig, dass im Film nicht nur Autos vorkommen, die wie neu aussehen, also solchen die Sammlern gehören, die dafür sorgen, dass ihre Autos immer schön nagelneu glänzen. Sie sehen dann einfach nicht so aus, wie sie damals ausgesehen hätten. Es war ein ständiger Kampf, Autos zu bekommen, die aus dieser Zeit stammten, aber nicht ganz so perfekt erhalten waren oder zumindest Besitzer zu finden, die es einem erlauben, sie ein bisschen zu beschädigen.“ Wochen vor dem Drehstart fing der Auto-Koordinator des Films Mike Arnold (der auch schon bei FARGO mit dabei war) damit an, sich Oldtimer Treffen anzuschauen. Er wollte die richtigen Fahrzeuge finden, die dann später von den Hauptfiguren gefahren werden sollten und außerdem dazu dienen sollten, die Bildhintergründe für die Außenaufnahmen aufzupeppen. Arnold kommentiert: „Sie meinten, alle Autos, die man im Hintergrund sieht, könne ich frei auswählen, aber die wichtigsten Autos wollten sie selber aussuchen. Alles was sie vorgaben war: kein Rot, kein Weiß und keine großen Heckflossen. Sie wollten auch keine Wagen aus der Zeit vor 1960, weil sie fanden, das sähe dann etwas zu zeitgemäß aus.“ Das Auto, das die Filmemacher für Larry Gopnik auswählten, war ein Dodge Coronet, ein Mittelklas-

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sewagen, den Chrysler in den 50er und dann wieder Mitte der 60er Jahre einführte. Arnold meint: „Das Auto passt gut zu Larrys Persönlichkeit. Es war 1966 ein einfach aussehendes Alltagsfahrzeug. Es ist nicht schick und er ist auch kein ausgefallener Typ.“ Sy Ableman dagegen sitzt in einem Coupet de Ville. Für Mrs. Samskys Auto gelang es Arnold, eine Ausnahme bei den Coens zu erwirken. Er erklärt: „Ich hatte das Gefühl, sie braucht unbedingt einen Mustang. Zuerst wählte ich einen goldfarbenen aus, aber dann schickte ich Joel und Ethan dennoch ein Foto von einem roten Mustang mit – und sie liebten den Wagen, ebenso wie Jess Gonchor. Sie ist eine scharfe Frau, also brauchte sie auch einen scharfen Wagen. So bekamen wir letztendlich doch noch etwas Rot in unsere Auto-Farbpalette mit hinein.“ Gonchors Lieblingswagen im Film war der gelbe Schulbus: „Ich wollte


schon immer einen Film mit einem Schulbus machen, den ich auf Hebräisch beschriften durfte, weil er ja für Dannys Schule ist. Das war eine doppelte Mitzwa für mich.“ Die größte Umstellung für die Schauspieler, die diese alten Wagen fuhren, bestand darin, dass viele der heutigen Standardausstattungen damals noch fehlten, wie beispielsweise die Servolenkung. Arnold meint lachend: „Als sie sich in eines dieser Autos setzten, versuchten sie die Zündung zu drehen, zu drehen und zu drehen. Aber nichts geschah,

weil es noch kein elektronisches Getriebe gab. Du musst erst aufs Gaspedal drücken.“ Die unzähligen Autos, die in der Bar Mitzwa Szene vor der Synagoge geparkt werden sollten, konnte man Dank der Hilfe von örtlichen TV- und Radiosendern zusammenbringen. Allerdings musste man für die Besitzer noch einen Anreiz schaffen. Joel gibt zu: „Die Eigentümer solcher Fahrzeuge neigen dazu, in Bezug auf ihre Autos sehr besitzergreifend zu sein. Also dachten wir uns, es wäre das beste, ihnen gleich eine Statistenrolle im Film anzubieten, so dass sie ihre Wagen selbst fahren durften.“

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Kostüme Für Sari Lennick waren es der Hüfthalter und andere Miederwaren, für Aaron Wolff funktionierten die hochgeschnittenen Hosen am besten. Wenn man einen Film dreht, der in der Vergangenheit spielt, verlassen sich die Schauspieler auf gewisse Teile ihres Kostüms, um die Darstellung noch zu vertiefen oder zu akzentuieren. So können sie sich wirklich in ihre Rolle hineinfühlen. Das war Aufgabe der langjährigen Kostümdesignerin der CoenBrüder Mary Zophres und ihres Teams. Sie meint: „Jede Szene und jedes Bild in A SERIOUS MAN hat etwas Persönliches.“

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„Die Jüdische Kulturförderung im Mittleren Westen verfügt über ein Fotoarchiv. Sie waren so freundlich, es uns, ebenso wie dem Art Department, zur Verfügung zu stellen. Wir leiteten die Fotos dann an die Kollegen vom Make-Up und den Hair-Stylisten weiter. Die Fotos der Kulturstiftung inspirierten mich dabei ebenso wie das Drehbuch.“ Zophres entdeckte, dass die Zeit in der Gegend um Minneapolis 1967 im Vergleich zu den etwas modebewussteren Landesteilen etwas stehen geblieben war. „Hätte dieser Film 1969 gespielt, wäre der Look völlig anders gewesen, aber 1967 in diesem Vorort einer Kleinstadt, ging es etwas konservativer zu; das waren noch lange nicht die ‚Swinging Sixties’. Auch wenn sich Danny Gopnik Jefferson Airplane anhört, so kleidet er sich nicht wie die Musiker von Jefferson Airplane. Sein Vater hätte ihm die Ohren langgezogen und auch seine Mutter, die ihm immer noch seine Klamotten kauft.“ Viele der Filmcharaktere sind gezwungen, sich einem eher spezifischen Kleidungsstil zu unterwerfen, von den Studenten bis hin zu den jüngeren Hebräisch Schülern. Vor diesem Hintergrund diskutierte Zophres schon früh mit den Coens, Jess Gonchor und Roger Deakins über die Farbpalette der Kleidung im Film. Die Story der Gopniks spielt im Mai, das würde eigentlich nach Pastellfarben verlangen, aber Zophres war anderer Meinung: „Ich zeigte Joel und Ethan Coen eine Seite aus dem Sears Roebuck Katalog ‚Deep Autumnal’ und dort findet sich mehr oder weniger die Farbpalette wieder, für die wir uns schließlich entschieden. Im Film sieht man ziemlich viel Blau und einige andere Farbkombinationen wie Türkis mit Olivgrün, ein typischer 60er Jahre Mix. Ich benutzte nur wenige Farben, diese aber sehr intensiv. Die Frauen trugen alle Kleidung der dunkleren Farbpalette wie schwarz, schokobraun oder ein sehr kräftiges Grün.“

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Die Hauptdarsteller ebenso wie die Statisten brauchten immer wieder Anweisungen, wie sie diese sonderbaren, ungewöhnlichen Sachen anzuziehen hatten. Zum Beispiel notiert Zophres: „In den 60er Jahren waren die Hosen der Männer im Schritt sehr eng geschnitten. So musste ich zu vielen Schauspielern, die unsere heutigen Hosen gewöhnt sind, ständig sagen: ‚Zieht die Hosen hoch!’. Dieser Satz wurde zu meinem Mantra für die Statisten. Meine Assistentin Jenny Eagan und ich liefen auch immer herum und sagten: ‚Steck das Hemd in die Hose’, weil die Leute damals einfach mehr auf ihre Kleidung achteten. Ging man zum Einkaufen, zog man sich ordentlich an und lief nicht mit Sportschuhen und Trainingshosen herum. Das waren damals noch keine Sachen, die man täglich trug. Es war noch eine Zeit, in der man sich Mühe gab, sich zurechtzumachen und sich den Nachbarn präsentierte.“ Zophres stellt klar: „Jeder Statist wurde entweder von mir oder Jenny angekleidet. Wir mussten zufrieden damit sein, wie alle aussahen, damit man jeden von ihnen jederzeit zum Dreh einer Szene aufrufen konnte. Die Leute kamen direkt über das Casting und es inspirierte mich, einfach nur ihre Gesichter zu sehen. Wir hatten einige großartige Gesichter in A SERIOUS MAN.“

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Die Kleidung für die Frauen wurde genau angepasst und maßgeschneidert. Zophres gibt zu: „Alle Frauen im Film trugen auch die passende Unterwäsche. Blusen hatten damals Abnäher. Wenn man also nicht den richtigen BH trug, passte das Hemd nicht mehr richtig.“ Der Look von Judith Gopnik wurde genau nach den Fotos der Jüdischen Kulturstiftung kreiert. Das hieß man musste Sari Lennick von Kopf bis Fuß verändern. Zophres erinnert sich: „Wir brachten es ihr schonend bei. Sie konnte ihre Haarlänge behalten, aber wir färbten ihre Haare braun, damit es zu den anderen Gopniks passte. Ihr Haarstil entsprach einem ganz speziellen Foto von 1967. Dann zogen wir die Kleidungsstücke an: flache Schuhe, Röcke mit einer sehr


unvorteilhaften Länge, die bis zur Wade gingen, und Blusen aus festem Wollstoff. Das war eine ziemlich starke ‚Vorher und Nachher’ Veränderung, aber Sari ist total darauf abgefahren.“

auch etwas zu kurz, und er konnte die idealen Schuhe aus dieser Zeit tragen, einige davon waren noch nicht mal getragen. Michael zog sich seine Sachen an und wurde einfach zu Larry Gopnik.“

Fotos aus dem Fachbereich Physik aus Minnesotas College-Jahrbüchern der 60er Jahre dienten als Vorlage für die Kleidung von Professor Gopnik. Kurzärmelige Hemden waren der Schlüssel, nicht nur aufgrund des Monats Mai, sondern auch „weil sie so eine Fachidioten-Ausstrahlung hatten“, erklärt Zophres. Die kurzärmeligen Hemden wurden mit sehr konservativen Anzügen und Krawatten, Sportjacken und Hosen kombiniert, alle mit einem Taschenfutteral ausgestattet. Zophres meint: „Das mag wie ein Klischee wirken, aber an Michael Stuhlbarg sah das alles so realistisch aus. Seine Hosen waren

In einer Zeit, in der Kontaktlinsen noch nicht so weit verbreitet waren, waren Brillen überaus üblich, und „eine solche war insbesondere für eine Figur wie Larry sehr wichtig. Schon beim ersten Lesen des Drehbuchs war ich mir sicher, dass er eine Brille tragen sollte. Aber weil auch andere Charaktere Brillen tragen, bedeutete dies eine zusätzliche Herausforderung für den Kameramann Roger Deakins“, gibt Zophres zu. „So mussten von allen Brillen zwei unterschiedliche Sätze angefertigt werden: einmal mit klaren und einmal mit anti-reflektierenden Gläsern, die man dann je nach den Anforderungen des Lichtes austauschen konnte.“

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Der unglückliche Onkel Arthur bleibt die meiste Zeit über in seinem Pyjama, und Richard Kind schlug außerdem vor, er solle immer etwas zu große Sachen tragen. Zophres stimmte dem zu, so dass „ihm nichts wirklich passt. Die Ärmel sind beispielsweise zu lang, und auch das trägt zu seiner Depression bei. Man gibt jemandem einfach Kleidungsstücke mit hängenden Schultern und schon wird sich derjenige, der sie trägt, etwas hängen lassen.“ Bei Sy Ableman konnte Zophres dafür ganz aus dem Vollen schöpfen. Sie meint: „Sy ist der Cosmopolit in der Gemeinde. Im Drehbuch heißt es, dass er seine Hemden über der Hose trägt und sie sich über seinen Bauch wölben. Letztendlich nähten wir alle seine Kleidungsstücke selbst. Das erste Hemd, in dem er im Film auftritt, war aus einem Stoff im Tahiti-Stil, den ich ursprünglich für Leonardo DiCaprio für CATCH ME IF YOU CAN gekauft hatte; den hatte ich damals nicht benutzt, hatte ihn aber immer noch in meiner Garage. Sy ist so ein Typ, der in seinem Urlaub bestimmt viel unterwegs war, vielleicht auch an Kreuzfahrten teilnahm und so an Orte reiste, für die Familien wie die Gopniks nicht genug Geld hatten. Wir hatten diesmal nicht das Budget, das man üblicherweise bei einem Kostümfilm zur Verfügung hat, deshalb kreierten wir einfach alles, was wir brauchten. Mir macht es Spaß, alles selber zu machen.“

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Das ist ernst Richard Kind behauptet: „A SERIOUS MAN ist meiner Meinung nach wie Joel und Ethan Coel die Welt und den Zustand der Menschheit sehen. Es ist auch gutes Seemannsgarn über einen besonders traurigen Hurensohn.“ Fred Melamed meint: „In A SERIOUS MAN geschehen gute und schlechte Dinge und vieles bleibt unerklärt. Larry möchte wissen, was er falsch gemacht hat. Er möchte es so sehen, dass er moralisch gesehen einen Fehler begangen hat, um es dann wieder auszubügeln, damit all diese schrecklichen Dinge ihm nicht weiter

zustoßen. Aber eigentlich hat er gar nicht so viel falsch gemacht. Er ist einfach nur durchs Leben gegangen.“ Michael Stuhlbarg zitiert den Spruch zu Beginn des Films: „Empfange mit Schlichtheit alles, was dir passiert. Das ist ein großartiges Mantra, um sich immer zu vergegenwärtigen, wie man sein Leben lebt.“ Mary Zophres sieht den Film als eine „Komödie der Angst. Es gibt Dramen und Leid, und das alles erzählt mit einem großartigen Sinn für Humor. Also ist es für mich so wie das Leben, es ist einfach wahnsinnig komisch.“

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Die Darsteller MICHAEL STUHLBARG (Larry Gopnik) Der 41-jährige Michael Stuhlbarg gilt als einer der renommiertesten amerikanischen Theaterschauspieler. Er studierte an der Juilliard School sowie an der UCL und beschäftigte sich am Konservatorium in Vilnius (in Litauen) vor allem mit den Stücken von Anton Tschechow. Weiterhin studierte er an der British-American Drama Academy in Oxford und war Stipendiant beim berühmten Pantomimen Marcel Marceau in Paris. 2005 wurde Stuhlbarg für seine Darstellung in Martin McDonagh’s „The Pillowman“ für einen Tony Award nominiert. Zu seinen unzähligen Erfolgsstücken am Broadway gehören u.a. Ronald Harwoods „Taking Sides“, die Wiederaufnahme von „Cabaret“ durch Sam Mendes und Jack O’Brians Inszenierung von Tom Stoppards „The Invention of Love“. Im Kino sah man Stuhlbarg bereits in Ridley Scott’s DER MANN, DER NIEMALS LEBTE (Body of Lies, 2008);

Boaz Yakins TEURER ALS RUBINE (1998) und in Antonio Campos AFTERSCHOOL, der 2008 bei den Festivals in New York und Cannes gezeigt wurde. Zudem hatte er Gast-Auftritte in den erfolgreichen TV Serien „Damages“, „Ugly Betty“, „Law & Order“ und „Criminal Intent – Verbrechen im Visier“. Zuletzt stand Stuhlbarg für Martin Scorsese im Pilotfilm zur neuen HBO Serie „Boardwalk Empire“ vor der Kamera.

RICHARD KIND (Onkel Arthur) Der 1956 in New Jersey geborene, beachtliche 1,85 m große Richard Kind begann ursprünglich ein Jurastudium, bevor er sich für die Schauspielerei entschied. Seine Karriere am Theater fing in Chicago bei der Practical Theatre Company an. Danach spielte Richard Kind zehn Jahre an mehreren Bühnen Amerikas, bevor erste Fernsehrollen hinzu kamen. Heute ist er ein gefeierter Bühnen, TV- und Filmschauspieler.

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Zu seinen bekanntesten Fernseharbeiten gehören regelmäßige Auftritte in der Erfolgsserie „Verrückt nach Dir“ mit Paul Reiser und Helen Hunt in den


FRED MELAMED (Sy Ableman)

Hauptrollen sowie die Darstellung des Paul Lassiter an der Seite von Michael J. Fox in „Chaos City“. Auf der großen Leinwand sah man Richard Kind u.a. in den mehrfach ausgezeichneten Filmen von Thomas McCarthy THE VISITOR (2007) und STATION AGENT (2003). Für seinen Freund George Clooney, der im übrigen auch sein Trauzeuge war, stand er in CONFESSIONS OF A DANGEROUS MIND (2002) vor der Kamera. Zu Kinds weiteren Filmcredits zählen u.a. auch Rollen in STARGATE (1994) von Roland Emmerich und in MR. SATURDAY NIGHT (1992) von Billy Crystal.

Der 1956 in New York City geborene Fred Melamed ist ein Absolvent der Yale School of Drama, die er zusammen mit anderen von den Coens gern besetzten Schauspielkollegen wie Frances McDormand, John Turturro und Katherine Borowitz besuchte. Heutzutage ist er ein ebenso erfolgreicher Theater- und Filmschauspieler, wie beliebter und viel gefragter Sprecher für TV Dokumentationen und Hörbücher. Melamed spielte in einem halben Dutzend Woody Allen Filme mit, darunter in HOLLYWOOD ENDING (2002), SCHATTEN UND NEBEL (1991), VERBRECHEN UND ANDERE KLEINIGKEITEN (1989) und HANNAH UND IHRE SCHWESTERN (1986). Zu seinen weiteren bekannten Filmen gehören u.a. SUSPECT (1987) von Peter Yates und ISHTAR (1987) von Elaine May.

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SARI LENNICK (Judith Gopnik) Sari Lennick wuchs in Miami auf, lebt aber derzeit in Minneapolis. Sie erwarb einen BA Abschluss in Theater und Philosophie an der University of Southern California. Am Theater spielte sie u.a. in Los Angeles, beim Edinburgh Fringe Festival und in New York City. In A SERIOUS MAN hat Sari Lennick ihren ersten großen Filmauftritt.

ADAM ARKIN (Scheidungsanwalt) Der 1956 in Brooklyn, New York geborene Adam Arkin ist der Sohn des bekannten Schauspielers Alan Arkin. Das Multitalent arbeit et ebenso vor wie hinter der Kamera und hat sich vor allem als TV-Re gisseur einen Namen gemacht. Er inszenierte einzelne Folgen von so popul ären Serien wie „Grey’s Anatomy“, „Boston Legal“, „Ally McBeal“, „Mon k“ „Chicago Hope“ und „Ausgerechnet Alaska“ und erhielt einen Dayti me Emmy Award für den Kinderfilm „My Louisiana Sky“. Als Schauspieler wirkte Arkin u.a. in den Filmen DER DOKT OR (1991) mit William Hurt in der Titelrolle oder WITH FRIENDS LIKE THESE… von Philip Messina (1998) mit, aber auch in so kommerziellen Produktionen wie HALLOWEEN H20 (1998) von Steve Miner, AUFGELEG T! (2000) von Diane Keaton oder Andy Tennant’s HITCH – DER DATE DOKT OR (2005). Als Gast-Star sah man ihn in so erfolgreichen TV-Serien wie „Frasier“, wofür er einen Emmy Award gewann, und „The West Wing “. Aktuell ist er in der Rolle des Ted Earley in „Life“ neben Damian Lewis zu sehen. Adam Arkin ist aber auch als Theaterschauspieler bekannt. Er erhielt einen Tony Award für seine Darstellung in Paul Rudnicks Theaterstück „I hate Hamlet“ und wirkte in vielen Broadway und Off-Broadw ay Produktionen mit. Dabei spielte er z.B. an der Seite von Meryl Streep und Julianne Moore in Wendy Wassersteins „An American Daughter“ .

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AARON WOLFF (Danny Gopnik) Aaron Wolff wurde 1994 in Minneapolis geboren. A SERIOUS MAN ist sein erster Film. In seiner Jugend spielte Wolff in diversen Schulproduktionen Theater und trat u.a. als Puck in Shakespeares „Ein Mitsommernachtstraum“ und als Michael Darling in „Peter Pan“ auf. Zwischen 2000 und 2005 lebte Aaron Wolff in London, wo er die University College School und die Royal Academy of Music besuchte. Erst kürzlich schaffte es der begabte Cellist in eine landesweite amerikanische Radioshow, die junge Musiktalente vorstellt. Momentan studiert Aaron Wolff Cello und Klavier am New England Conservatory. Er spielt zudem Gitarre und hat zusammen mit seinem Bruder die Rockband Bedrin gegründet.

JESSICA McMANUS (Sarah Gopnik) Jessica McManus wurde 1991 in Poughkeepsie im Bundesstaat New York geboren und wuchs in Minnesota auf. Seit ihrem achten Lebensjahr wirkte sie in einigen lokalen Theater- und Tanzproduktionen mit. Nach ihrem Debüt in A SERIOUS MAN will Jessica McManus ihre Schauspielkarriere fortsetzen, plant aber weiterhin auch das College zu besuchen.

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Die Filmemacher JOEL COEN (Regie, Drehbuch, Produktion) Joel Coen, geboren 1951 in Minneapolis, arbeitet als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent eng mit seinem Bruder Ethan zusammen. Seit ihrem gemeinsamen Debütfilm BLOOD SIMPLE von 1984 entstanden mittlerweile 14 Spielfilme, mit denen die „CoenBrüder“ zu Kultregisseuren aufstiegen. In dieser Zeit arbeiteten sie mit einigen der renommiertesten Hollywoodstars zusammen, darunter George Clooney, Brad Pitt, Tommy Lee Jones, Tom Hanks, Billy

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Bob Thornton, Jeff Bridges, John Goodman, Nicholas Cage, Tim Robbins, Steve Buscemi, John Turturro und nicht zuletzt Frances McDormand, mit der der Filmemacher seit 1984 verheiratet ist. Das Werk der Coen-Brüder schwankt zwischen zwei scheinbar gegensätzlichen Genres: düsteren, manchmal auch blutigen und gewalttätigen Thrillern wie ihrem Debütfilm BLOOD SIMPLE, MILLERS


CROSSING oder FARGO und durchgeknallten Komödien wie ARIZONA JUNIOR, EIN (UN)MÖGLICHER HÄRTEFALL oder BURN AFTER READING. Und ebenso wie sich die Brüder als Drehbuchautoren, Regisseure und Produzenten ergänzen und ihre Rollen nicht mehr klar definiert unterscheiden, lassen sich auch ihre einzelnen, durchaus sehr unterschiedlichen Filme nicht immer eindeutig in Genres einteilen. Daraus haben die Coen-Brüder die Konsequenz gezogen und zeichnen seit THE LADYKILLERS (2004) auch offiziell als Co-Regisseure verantwortlich. Zuvor war Joel Coen hauptamtlich für die Regie und Ethan für die Produktion verantwortlich. Den internationalen Durchbruch erlebte Joel Coen 1991 in Cannes als BARTON FINK die Goldene Palme gewann. Seitdem gab es zahllose Nominierungen und Preise, darunter allein vier Oscars und vier weitere Oscar-Nominierungen. Erstmals gewann Joel Coen den begehrten Academy Award 1997 für sein Drehbuch zu FARGO. Für NO COUNTRY FOR OLD MEN folgen dann gleich drei Auszeichnungen: in den Kategorien Beste Regie, Bestes Drehbuch und Bester Film. Bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes wurde Joel Coen nach BARTON FINK noch zwei weitere Male als bester Regisseur ausgezeichnet: 1996 für FARGO und 2001 für THE MAN WHO WASN’T THERE. Darüber hinaus sammelten die Coen-Brüder für ihre Filme weltweit zahlreiche weitere Preise, u.a. bei den Golden Globes, den BAFTA Awards, den Independent Spirit Awards oder den italienischen David di Donatello Awards. Für das Drehbuch ihres letzten Werkes BURN AFTER READING erhielten sie eine Nominierung für den BAFTA und den WGA Award.

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ETHAN COEN (Regie, Drehbuch, Produktion) Ethan Coen, der jüngere der Brüder, wurde 1954 in Minneapolis geboren. Er war bei allen Coen-Brüder-Filmen Produzent und Co-Autor des Drehbuchs und verantwortet seit 2004 zusammen mit seinem Bruder Joel auch die Regie bei ihren gemeinsamen Projekten. Zu Ethan Coens zahlreichen Auszeichnungen gehören u.a. ein Drehbuch-Oscar (1997 für FARGO) und drei weitere für NO COUNTRY FOR OLD MEN (Regie, Dreh-

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buch und Bester Film) sowie ein BAFTA Award und einen Golden Globe, ebenfalls für NO COUNTRY FOR OLD MEN. Neben dem Kino ist Ethan Coen auch als Theaterautor aktiv. Seine Suite aus drei Einaktern mit dem Titel „Almost An Evening“ wurde 2008 unter der Regie von Neil Pepe Off-Broadway von der New Yorker Atlantic Theater Company uraufgeführt. Im Frühjahr 2009 feierte dort „Offices“, Ethan Coens neue, dreiteilige EinakterSuite, erneut mit Neil Pepe als Regisseur Premiere.


Filmografie (Auswahl) 2009 A SERIOUS MAN (A Serious Man) Darsteller: Michael Stuhlbarg, Richard Kind, Adam Arkin u.a. 2008 BURN AFTER READING (Burn after reading – Wer verbrennt sich hier die Finger?) Darsteller: George Clooney, Frances McDormand, Brad Pitt u.a.

2007 NO COUNTRY FOR OLD MEN (No Country For Old Men) Darsteller: Tommy Lee Jones, Javier Bardem, Josh Brolin u.a. 2006 PARIS, JE T’AIME (Paris, je t’aime; Episode „Tuileries“) Darsteller: Steve Buscemi, Julie Bataille, Axel Kiener u.a.

2004 THE LADYKILLERS (The Ladykillers) Darsteller: Tom Hanks, J.K. Simmons, Irma P. Hall u.a. 2003 2001

INTOLERABLE CRUELTY (Ein (un)möglicher Härtefall) Darsteller: George Clooney, Catherine Zeta-Jones, Geoffrey Rush u.a.

THE MAN WHO WASN’T THERE (The Man Who Wasn’t There) Darsteller: Billy Bob Thornton, Frances McDormand, James Gandolfini u.a.

2000 O BROTHER, WHERE ART THOU? (O Brother, Where Art Thou – eine Mississippi Odyssee) Darsteller: George Clooney, John Turturro, John Goodman u.a. 1998 THE BIG LEBOWSKI (The Big Lebowski) Darsteller: Jeff Bridges, John Goodman, Steve Buscemi u.a. 1996 FARGO (Fargo – Blutiger Schnee) Darsteller: William H. Macy, Steve Buscemi, Frances McDormand u.a.

1994 THE HUDSUCKER PROXY (Hudsucker – Der große Sprung) Darsteller: Tim Robbins, Jennifer Jason Lee, Paul Newman u.a. 1991

BARTON FINK (Barton Fink) Darsteller: John Turturro, John Goodman, Judy Davis u.a.

1990 MILLER’S CROSSING (Miller’s Crossing) Darsteller: Gabriel Byrne, Marcia Gay Harden, John Turturro u.a.

1987

RAISING ARIZONA (Arizona Junior) Darsteller: Nicholas Cage, Holly Hunter, John Goodman u.a.

1984 BLOOD SIMPLE (Blood Simple – Eine mörderische Nacht) Darsteller: John Getz, Frances McDormand, Dan Hedaya u.a.

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TIM BEVAN und ERIC FELLNER (Ausführende Produktion) Tim Bevan, geboren 1958 im neuseeländischen Queenstown, und Eric Fellner, geboren 1960, leiten seit 1992 die in London ansässige Filmproduktionsfirma Working Title Films. Working Title hat mit den Coens außer A SERIOUS MAN auch die Titel BURN AFTER READING, FARGO, HUDSUCKER – DER GROSSE SPRUNG, THE BIG LEBOWSKI, O BROTHER, WHERE ART THOU? und THE MAN WHO WASN’T THERE produziert.

Seit der Gründung der Firma im Jahre 1983 sind bei Working Title fast 100 Filme entstanden, die zusammengenommen etwa sieben Milliarden Euro eingespielt haben. Fünf Working-Title-Produktionen erhielten Oscars: Neben FARGO, Tim Robbins’ DEAD MAN WALKING (1995), ELIZABETH (1998) und ELIZABETH – DAS GOLDENE KÖNIGREICH (2007) von Shekhar Kapur sowie ABBITTE (2007) von Joe Wright. Hinzu kommen 26 BAFTA Awards und verschiedene Auszeichnungen bei den Festivals von Berlin und Cannes. Neben den schon genannten Filmen war Working Title für zahlreiche Kino-Welterfolge verantwortlich, darunter VIER HOCHZEITEN UND EIN TODESFALL (1994) von Mike Newell, TATSÄCHLICH ... LIEBE (2003) von Richard Curtis, Stephen Daldrys BILLY ELLIOT (2000), BEAN – DER ULTIMATIVE KATASTROHPENFILM (1997) von Mel Smith sowie für BRIDGET JONES – SCHOKOLADE ZUM FRÜHSTÜCK (2001) von Sharon Maguire und BRIDGET JONES – AM RANDE DES WAHNSINNS (2004) von Beeban Kidron. Bevan und Fellner erhielten zwei wichtige Preise für britische Filmschaffende: den Michael Balcon Award for Outstanding British Contribution to Cinema, der bei den BAFTAs verliehen wird, sowie den Alexander Walker Film Award, dem Ehrenpreis der British Film Awards. Zudem bekamen die beiden Produzenten 2005 von Königin Elisabeth II. den Ehrentitel Commander of the Order of the British Empire (CBE) verliehen.

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Bevan und Fellner haben sich mit Working Title auch erfolgreich im Segment der Musicalproduktion betätigt. Nach dem großen Kinoerfolg von BILLY ELLIOT taten sich Regisseur Stephen Daldry und Drehbuchautor Lee Hall mit Sir Elton John als Komponist und Songschreiber zusammen, um eine Bühnenversion der Story zu erstellen.


Working Titles erste Bühnenproduktion im Victoria Palace Theatre wurde ein sensationeller Erfolg, die seit der Premiere 2005 vor ausverkauftem Haus spielt. 2005 war „Billy Elliot“ für nicht weniger als neun Olivier Awards nominiert und gewann vier, darunter auch den für das beste Musical. „Billy Elliot“ ist seit November 2008 auch am Broadway zu sehen. Das führte 2009 zu 15 Tony Award Nominierungen, wovon die Produktion zehn gewann u.a. als bestes Musical.

Zu den letzten erfolgreichen Working-Title-Filmen, die aktuell im Kino zu sehen sind, gehören u.a. Kevin Macdonalds State of Play – STAND DER DINGE mit Russell Crowe und Ben Affleck, Richard Curtis‘ RADIO ROCK REVOLUTION mit Philip Seymour Hoffman, Bill Nighy und Rhys Ifans, Joe Wrights DER Solist mit Jamie Foxx, Robert Downey, Jr., und Catherine Keener, sowie GREEN ZONE, Paul Greengrass’ neuer Thriller mit Matt Damon in der Hauptrolle.

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ROBERT GRAF (Ausführender Produzent) Der 1964 geborene Robert Graf war bereits ausführender Produzent bei NO COUNTRY FOR OLD MEN und BURN AFTER READING. Graf begann seine langjährige Zusammenarbeit mit den Coen-Brüdern als Aufnahmeleiter bei FARGO und THE BIG LEBOWSKI und fungierte später als Associate Producer bei O BROTHER, WHERE ART

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THOU?, THE MAN WHO WASN’T THERE, EIN (UN)MÖGLICHER HÄRTEFALL und THE LADYKILLERS. Er war zudem ausführender Produzent bei Joe Carnahans SMOKIN’ ACES und co-produzierte Peter Bergs FRIDAY NIGHT LIGHTS. Zur Zeit arbeitet Robert Graf als ausführender Produzent an der Working Title Produktion PAUL mit Simon Pegg und Nick Frost.


ROGER DEAKINS, ASC, BSC (Kamera) Schon achtmal wurde Roger Deakins für seine Kameraarbeit bei den Academy Awards nominiert, ohne je einen Oscar zu gewinnen. Neben den vier Filmen der Coen-Brüder FARGO, O BROTHER, WHERE ART THOU?, THE MAN WHO WASN’T THERE und NO COUNTRY FOR OLD MEN erhielt er weitere Nominierungen für Frank Darabonts DIE VERURTEILTEN (1994), Martin Scorseses KUNDUN (1997), Andrew Dominiks DIE ERMORDUNG VON JESSE JAMES DURCH DEN FEIGLING ROBERT FORD (2007) und erneut in diesem Jahr für DER VORLESER (zusammen mit Chris Menges). Der 1949 geborene Brite Roger Deakins studierte zunächst Grafikdesign an der Bath School of Art and Design, bevor er die National Film and Television School in London absolvierte und seine Leidenschaft für die Fotografie entdeckte. Er begann seine Karriere mit Dokumentationen, viele davon in Afrika, bei denen er sowohl als Regisseur als auch als Kameramann fungierte. Seit Beginn der 80er Jahre dreht Roger Deakins vermehrt Spielfilme, vor allem für den Regisseur Michael Radford, mit dem er ZU EINER ANDEREN ZEIT (1983), 1984 (1984) und WHITE MISCHIEF (1987) drehte. Ab 1990 drehte Deakins dann auch in den USA, wo er mit BARTON FINK (1991) seine lange, fruchtbare Zusammenarbeit mit den Coen-Brüdern startete. Zu ihren weiteren gemeinsamen Projekten zählen: HUDSUCKER – DER GROSSE SPRUNG, FARGO, THE BIG LEBOWSKI, O BROTHER, WHERE ART THOU?, THE MAN WHO WASN’T THERE, EIN (UN)MÖGLICHER HÄRTEFALL, THE LADYKILLERS und zuletzt NO COUNTRY FOR OLD MEN. Zweimal konnte Roger Deakins für seine Arbeit den für Kameramänner begehrten Preis der American Society of Cinematographers (ASC) gewinnen: einmal für seine bestechende Schwarzweißfotografie in THE MAN WHO WASN’T THERE (2001) der Coen-Brüder sowie für den modernen Kultklassiker DIE VERURTEILTEN (1994) von Frank Darabont. In seiner britischen Heimat erhielt Deakins zudem für vier Filme der Coen-Brüder eine BAFTA Nominierung. Gewonnen hat

er die Auszeichnung schließlich in den Jahren 2002 und 2008 für die Filme THE MAN WHO WASN’T THERE und NO COUNTRY FOR OLD MEN. Bis heute gilt Roger Deakins als ein hervorragender Fotograf, was man z.B. auf seiner Homepage www.rogerdeakins.com bewundern kann.

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RODERICK JAYNES (Schnitt) Roderick Jaynes begann seine Filmkarriere in den 30er Jahren in den Londoner Shepperton Studios als Laufbursche mit Zuständigkeit für den Teewagen. Der gebürtige Brite wechselte schließlich zum Filmschnitt, wo er als Cutter für einige kaum beachtete Produktionen der britischen Filmindustrie der 50er und 60er Jahren verantwortlich war. Nachdem die IST JA IRRE-Filmserie („Carry On …“) ausgelaufen war, ging Jaynes in den Ruhestand, um schließlich für Joel und Ethan Coens ersten Kinofilm BLOOD SIMPLE an den Schnittplatz zurückzukehren. Seitdem hat er an fast allen ihrer Filme mitgewirkt. Jaynes lebt zusammen mit seinem Chow-Chow Otto in Howe in der englischen Grafschaft Sussex. Jaynes’ tadelloses Äußeres genießt in der Filmbranche nach wie vor allerhöchstes Ansehen. Außerdem besitzt er eine der weltgrößten Aktbild-Sammlungen von Margaret Thatcher, wofür sie bei einem Großteil davon persönlich Modell stand.

JESS GONCHOR (Ausstattung) Jess Gonchor, geboren 1962 in New York, erlebte seinen Durchbruch in der Filmbranche mit dem Produktionsdesign für Bennett Millers CAPOTE (2005) mit Philip Seymour Hoffman in der Titelrolle. Es folgten das Design des Erfolgsfilm DER TEUFEL TRÄGT PRADA (2006) und im Jahr darauf NO COUNTRY FOR OLD MEN. Gonchor lernte sein Handwerk in Off-Off-BroadwayTheaterproduktionen und arbeitete im Art Department mehrerer Kinoproduktionen, darunter Nicholas Hytners HEXENJAGD (The Crucible, 1996), Clint

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Eastwoods PERFECT WORLD (1993) und Brad Silberlings STADT DER ENGEL (1998). Als Art Director bzw. stellvertretender Art Director war er u.a. an Edward Zwicks Filmen AUSNAHMEZUSTAND (The Siege, 1998) und LAST SAMURAI (2003), an Rob Reiners AN DEINER SEITE (The Story of Us, 1999), Joan Chens ES BEGANN IM SEPTEMBER (2000) sowie an James Mangolds Kate & Leopold (2001) und IDENTITÄT (2003) beteiligt. Zuletzt arbeitete Gonchor an Sam Mendes’ Komödie AWAY WE GO – AUF NACH IRGENDWO und Doug Limans FAIR GAME mit Sean Penn und Naomi Watts in den Hauptrollen.


MARY ZOPHRES (Kostüme) Mary Zophres’, geboren 1964 in Fort Lauderdale, Florida, arbeitet bei A SERIOUS MAN nun bereits zum neunten Mal in Folge mit den Coen-Brüdern zusammen: bei FARGO, THE BIG LEBOWSKI, O BROTHER, WHERE ART THOU?, THE MAN WHO WASN’T THERE, EIN (UN)MÖGLICHER HÄRTEFALL, THE LADYKILLERS und NO COUNTRY FOR OLD MEN war sie ebenfalls für die Kostüme zuständig. Bei HUDSUCKER – DER GROSSE SPRUNG wirkte sie als stellvertretende Kostümdesignerin mit. Mary Zophres studierte am Vassar College im Bundesstaat New York Kunstgeschichte und arbeitete zunächst für die Modefirmen Norma Kamali und Esprit. Ihr erster Job im Filmgeschäft war Oliver Stones GEBOREN AM 4. JULI (1989), bei dem sie für die Kostüme der Statisten zuständig war. Auch bei einigen von Steven Spielbergs Filmen war Zophres für das Kostümdesign verantwortlich: bei Catch Me If You Can (2002; wo sie für einen BAFTA

Award nominiert war), bei TERMINAL (2004) und bei INDIANA JONES UND DAS KÖNIGREICH DES KRISTALLSCHÄDELS (2008). Zu Mary Zophres’ weiteren Arbeiten gehören die Kostüme für die ersten drei Filme der Farrelly-Brüder: DUMM UND DÜMMER (1994) Kingpin (1996) und VERRÜCKT NACH MARY (1998). Außerdem wirkte sie mit bei Timothy Huttons TRÄUME BIS ANS ENDE DER WELT (Digging to China, 1998), Oliver Stones AN JEDEM VERDAMMTEN SONNTAG (1999), Terry Zwigoffs Ghost World (2001), Brad Silberlings Moonlight Mile (2002), Bruno Barretos FLIGHT GIRLS (View from the Top, 2003), Nora Ephrons VERLIEBT IN EINE HEXE (Bewitched, 2005), Joe Carnahans Smokin’ Aces (2006) und Robert Redfords VON LÖWEN UND LÄMMERN (2007). Zuletzt arbeitete sie an den Kostümen zu Jon Favreaus IRON MAN 2, der sich momentan in der Postproduktion befindet.

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CARTER BURWELL (Musik) Der 1955 in New York geborene Carter Burwell hat die Musik zu zahlreichen Filmen von Joel und Ethan Coen geschrieben: zu Blood Simple, Arizona Junior, Miller’s Crossing, Barton Fink, HUDSUCKER – DER GROSSE SPRUNG, FARGO, THE BIG LEBOWSKI, THE MAN WHO WASN’T THERE, EIN (UN)MÖGLICHER HÄRTEFALL, THE LADYKILLERS, NO COUNTRY FOR OLD MEN und zuletzt zu BURN AFTER READING, was ihm einen International Film Music Critics Award einbrachte. Für seine Kompositionen zu O BROTHER, WHERE ART THOU? war Burwell darüber hinaus für einen BAFTA Award nominiert. Carter Burwell hat mittlerweile zu über 70 Kinofilmen die Musik geschrieben. Zu seinen weiteren Filmmusiken gehören u.a. die zu Julian Schnabels Bevor es Nacht wird (2000), wofür er beim Filmfestival von Venedig den Rota Soundtrack Award erhielt, sowie die zu Spike Jonzes Being John Malkovich (1999) und ADAPTION (2002). Darüber hinaus arbeitete er auch an David Mamets Die unsichtbare Falle (The Spanish Prisoner, 1997), Todd Haynes’ Velvet Goldmine (1998), Gods and Monsters (1998) und Kinsey (2004) von Bill Condon, John Lee Hancocks Filme The Rookie (2002) und The Alamo (2004), David O. Russells Three Kings (1999), Sidney Lumets TÖDLICHE

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ENTSCHEIDUNG (Before the Devil Knows You’re Dead, 2007), Martin McDonaghs BRÜGGE SEHEN … UND STERBEN? (2008) und erst kürzlich an Spike Jones WO DIE WILDEN KERLE WOHNEN. Neben zahlreichen Arbeiten fürs Theater ist Carter Burwell auch als Komponist für Hörbücher tätig. So schrieb er die Begleitmusik zur Audio-Fassung von William S. Burroughs’ Roman „Junkie“, die Burroughs selber las. Burwell ist auch schon als Musiker in Erscheinung getreten. Als Sänger, am Akkordeon und am Synthesizer ist er zusammen mit verschiedenen Ensembles und Begleitmusikern in Amerika, Europa und Australien aufgetreten.


Glossar Aguna

eine geschiedene Person, der es aus religiösen Gründen verboten ist, wieder

Bar Mitzwa

sehr wichtige jüdische Feier, die in einer Synagoge stattfindet (von der Bedeutu ng her ähnlich der Konfirmation oder Kommunion); ein jüdischer Junge im Alter von 13 Jahren übernimmt damit die Verantw ortung, die jüdischen Werte, Moralvorstellungen und Traditionen auszuüben und zu achten; für Mädchen im Alter von 12 oder 13 ist es die Bas Mitzwa

Dibbuk

die Seele eines Toten; ein Dibbuk versucht sich der Seele von Lebenden zu bemächtigen und wird deshalb besonders gefürchtet (er ähnelt dem Dämon im katholis chen Glauben) siehe aguna (oben); eine Scheidung, die im religiösen Sinne nicht erlaubt wurde, bestraft mit einem Verbot, wieder

Gett

zu heiraten

zu heiraten

Goi Nichtjude Haftora

Auszüge auf Hebräisch aus der Tora, die laut vorgelesen werden, auch von

Hashem

bedeutet „der Name“ und ist ein hebräischer Begriff für Gott

Macher

ähnlich wie im Deutschen, ein „Macher”; jemand der etwas erreicht, der

Masel tov!

Viel Glück! (masel = Glück; tov = gut)

einem Jungen während seiner Bar Mitzwa

Einfluss hat

Mensch

gleiche Schreibweise im Jiddischen wie im Deutschen, bedeutet aber im jüdischen Kontext eher ein „Mensch mit Charakter“; eine beeindruckende Persönlichkeit

Mitzwa

wird umgangssprachlich unter amerikanischen Juden außerhalb eines religiösen Kontextes verwendet und bedeutet „eine gute Tat”

Nu

Was ist los? (wie „Nun?“ im Deutschen)

Rabbi/Rabbiner

jüdischer, religiöser Gelehrter; eigentlich wörtlich übersetzt „mein Lehrer“; er vermittelt die religiöse Lehre und ist ein Kenner der Tora

Reb

ehrendes Wort auf jüdischen Grabsteinen; auch Abkürzung für Rabbi oder förmliche Verwendung für Herr

Sabbat

end nach Eintritt feiern den Sabbat ab Freitagabend bis Samstagab der arbeitsfreie siebte Wochentag; gläubige Juden tleuchter als Sabba ein , liegen Tisch dem auf üblicherweise zugedeckt der Dunkelheit; dazu gehören Sabbatbrote, die nicht gearbeitet, auch nicht gekocht werden einzige Lichtquelle dieses Tages; am Sabbat darf

Schtetl

kleines jüdisches Dorf aus früheren Zeiten, vor

Schiv’a

die siebentägige jüdische Trauerwoche

allem in Osteuropa

Shul

eine Synagoge und ihre

Synagoge

jüdisches Gotteshaus

Tora

Gemeinde

el

ollen der hebräischen Bib die wichtigsten fünf Buchr

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TOBIS Film GmbH & Co. KG Pacelliallee 47 Tel.: 030/83 90 07-0 14195 Berlin Fax: 030/83 90 07-28


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