NACHRUF
Im Gedenken an Primar Dr. Ernst Niederwieser Am 29. September ist der ehemalige chirurgische Primar Dr. Ernst Niederwieser im 90. Lebensjahr verstorben. Er wurde am 23. November 1926 in Waidbruck geboren, wo er mit seinen sechs Geschwistern aufwuchs. Zusammen mit zwei seiner Brüder absolvierte er in Innsbruck sein Medizinstudium, sein Bruder Josef wurde Internist, sein Bruder Hubert ist kurz vor der Promotion zum Doktor der gesamten Heilkunde vom Santner tödlich abgestürzt. Nach dem Studium – er promovierte 1952 in Innsbruck und 1954 an der Universität Mailand – hat Niederwieser in Ehrwald bei Reutte in Tirol als Assistenzarzt bei Primar Dr. Paul Angerer, der Erfahrungen aus der Arbeit im Lazarett einbrachte, sehr viel gesehen und gelernt. Anschließend wirkte er in Brixen als
Chirurg und Frauenarzt, bis er 1961 nach dem Rücktritt von Primar Dr. Arthur Langer ins „alte Spital“ nach Sterzing gerufen wurde. Sein großes Talent als Chirurg – wie von der Fachwelt aus dem In- und Ausland anerkannt – und seine große Leidenschaft für die Medizin sprachen sich bald herum und von überall her strömten viele Patienten, so dass das alte Spital im Deutschordenshaus bald aus allen Nähten platzte. Dr. Niederwieser hat also 1966 nach Modellen für ein mo-
du kannst ihn vergessen du kannst ihn neu entdecken
RESTAURIERUNG
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dernes Krankenhaus gesucht und in der Schweiz gefunden. Die Gemeindeväter und vor allem der spätere Landtagsabgeordnete Karl Oberhauser haben den Neubau, unser jetziges Krankenhauses, vorangetrieben und zum Teil selbst finanziert. Dr. Niederwieser war nicht nur ein leidenschaftlicher Chirurg, der große Freude daran hatte, Menschen zu helfen; er hat auch Operationstechniken entwickelt und vor allem ein Netzwerk zwischen Sterzing und den Professoren der Uniklinik Innsbruck geschaffen. Er selbst durfte an der Klinik operieren und namhafte Professoren wie Prof. Bodner, Prof. Marberger und Prof. Twerdy operierten im Sterzinger Krankenhaus. Prof. Glatzl wurde von ihm in die Pädiatrie nach Sterzing geholt. Diese Tradition der engen Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck hat sich unter Primar Dr. Franz Ploner bis heute erhalten und das Krankenhaus wurde für die österreichische Facharztausbildung anerkannt. Diese innovative Arbeitsweise hat junge Ärzte stets begeistert und beseelt. Leider hat ein schwerer Autounfall im September 1969 für Dr. Niederwieser die glänzende Karriere
als Chirurg beendet. 1972 legte er sein Amt als Primar nieder. Seiner Berufung als Arzt und Menschenfreund ist er aber treu geblieben. Mehrere Schicksalsschläge überschatteten weiterhin sein Leben: Der Autounfall, bei dem seine Sekretärin ums Leben gekommen ist, die Einsicht, seiner geliebten Arbeit nicht mehr in der gewünschten Form nachgehen zu können, der frühe Tod seiner Frau Annelies, die mit 56 Jahren von einer bösartigen Krankheit dahingerafft wurde, und die körperlichen Folgen seiner schweren Verletzungen, die er im Alter von nur 43 Jahren erlitt. Großen Halt fand er weiterhin bei seinen vier Kindern und in der Arbeit mit seinen geliebten Patienten. Im April 2000 wurde Dr. Niederwieser die Ehrenbürgerschaft der Stadt Sterzing verliehen. 2002 wurde er anlässlich seines 50-jährigen Arztjubiläums an der Universität Innsbruck ebenso wie in Bozen ausgezeichnet. Ernst Niederwieser war auch ein wunderbarer Klavier- und Orgelspieler. Bis vor wenigen Jahren begleitete er auf der Orgel wöchentlich die sonntägliche Messe in der Krankenhauskapelle. Vor fünfundzwanzig Jahren hat er seine zweite große Liebe Veronika gefunden und geheiratet. Zusammen haben sie viele Reisen unternommen, letzthin sogar mit dem Rollstuhl. Mit großer Hingabe hat Veronika ihren Mann begleitet und bis zum Schluss mit viel aufopfernder Liebe gepflegt. Für viele bleibt Dr. Ernst Niederwieser unvergessen – als Arzt und als Mensch. Dr. Esther Niederwieser