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WIR SCHAUEN IMMER VORAUS–
Wir Wollen
NICHT STEHEN BLEIBEN.
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gegeben, was richtig ist, was falsch ist. Zu 95 Prozent habe ich auf ihn gehört. Die anderen fünf Prozent haben wir halt ausdiskutiert. Alles war gut.
Wann wurde dir klar, dass du Unterstützung brauchst?
Anton jun. 2018 hatten wir fast 200 LKWs und 300 Leute. Da habe ich für Großausschreibungen eben schon meinen Bruder kontaktiert, damit er mich bei den Präsentationen unterstützt. Und dann habe ich ihn gebeten: Mein lieber Bruder, du hilfst mir so oft. Du musst mir jetzt eines noch machen, du musst mir jetzt einen gescheiten Finanzler suchen. Wir brauchen eine anständige Stellenanzeige. Ich hab‘ was vor, ich möchte da draußen einen Standort aufbauen und ich schaff‘ das allein nicht mehr. Mich braucht die Operative. Und jetzt brauche ich einen, der mir einfach im Hintergrund die Zahlen jongliert. Und darauf hat er nicht gesagt, er macht mir eine Stellenanzeige, sondern er hat gefragt: Was hast du genau vor? – Ich habe ein bisschen meine Vision dargestellt, und dann hat er einen Satz gesagt, den werde ich nie vergessen. Er sagte: Was ist, wenn ICH es mache? – Ich konnte es gar nicht glauben, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Aber es war die beste Lösung überhaupt. Mit meinem Bruder habe ich jemanden an meiner Seite, dem ich hundert Prozent vertrauen kann und dem das Familienunternehmen genauso viel bedeutet wie mir. Und jetzt bin ich todesglücklich, dass er da ist.

Michael Süß.
Was war dein Traum, Michael? Dachtest du, du bist einmal Banker oder Berater in New York?
Michael Das bin ich neben - bei immer noch. Aber so großartige Träume hatte ich nicht, ich wollte mich einfach selbst verwirklichen. Und das hat der Bruder eben daheim geschafft mit seinem Unternehmen. Ich komme komplett aus der Zahlenwelt. Da ist die Selbstverwirklichung eine andere. Ich wollte etwas sehen von der Welt, mitreden können, ein bisschen über den Tellerrand hinausschauen. Es war mir immer wichtig, dass ich in meinem Leben viele Erfahrungen sammle und Einblick in viele Dinge bekomme. Und deshalb sind wir jetzt genau die perfekte Kombination, deswegen kriegen wir uns eigentlich nie in die Haare. Die zwei Herren neben mir sind ein bisschen impulsiver gestrickt. Ich bin der Meinung, dass man viel moderieren kann, dass man alles besprechen sollte, erklärt und auch Verbesserungsvorschläge einbringt. In diesem Sinne ergänzen wir uns gut.

Das heißt, bei euch gibt’s nie Zoff?

Michael Bei uns beiden tatsächlich nie. Und mit dem Vater auch nicht.
Anton senior, wie war das für dich, als du jetzt beschlossen hast, du ziehst dich ein bisschen zurück?
Anton sen. Zurückziehen kann ich gar nicht sagen. Aber ich habe die ganze Last an den Burli abgegeben. Die nervliche Last, die man hat, wenn man sich um alles kümmern muss.
Früher haben auch noch die Fahrer bei euch im Haus gelebt, richtig?
Anton sen. Das war ganz früher, in den 1950er-Jahren. Als wir fünf LKWs hatten, da haben vier oder fünf Mann im Haus geschlafen. Diese Fahrer mussten ja damals schon um fünf Uhr früh aufbrechen. Da hat meine Mutter den Kaffee gemacht und sie sind den ganzen Tag gefahren. Abends um sechs, sieben sind sie heimgekommen und dann haben sie ihr Abendessen bekommen und hatten bei uns ihre Schlafstätte. Da haben wir auch Fahrer halten können, die von auswärts kamen.
Wie ist das heute? Wie ist die Beziehung zu den Fahrern?
Anton jun. Wir haben das Glück, dass sehr viele langjährige Fahrer noch da sind. Der Dienstälteste ist jetzt 39 Jahre bei uns. Die kennen mich noch als kleiner Junge, bei denen war ich ja immer dabei. Da ist die Beziehung natürlich sehr gut. Viele sind ungefähr gleichaltrig mit mir, da gibt es schon ein paar private Beziehungen, ab und zu gehen wir auch zusammen weg. Durch das Wachstum die letzten sechs, sieben, acht Jahre hat sich das etwas verändert, aber ich kenne immer noch jeden Fahrer beim Vornamen und jeder Fahrer kennt mich.
Fürmetz hat jetzt 418 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie haltet ihr den Laden zusammen?
Michael Grundsätzlich versuchen wir immer eine gute Stimmung im Unternehmen zu haben und unseren Mitarbeitenden Freiräume zu lassen. Wir leben nach wie vor ganz eng mit der Familie zusammen und die Werte, die uns unsere Eltern mitgegeben haben, die bringen wir natürlich auch ins Unternehmen hinein. Die Mama ist ja auch noch ständig da, die Schwester, die Schwägerin … alle tragen die Werte, wie wir miteinander leben, mit in die Firma.

Familiensache
Von links: Barbara Fürmetz, Anton Fürmetz jun., Anton Fürmetz sen., Mathilde Fürmetz, Michael Fürmetz

Ohne die Oma hätte es das Unternehmen vielleicht nicht gegeben. Welche Rolle spielen die Frauen heute im Betrieb?
Anton sen. Meine Frau kommt ein paar Tage in der Woche nachmittags und macht die Post und die Zulassungen. Ansonsten ist sie aber rundum beschäftigt mit der Großfamilie. An den Tagen, wo die Töchter und die Schwiegertochter im Betrieb arbeiten, kocht sie für alle.
Anton jun. Früher war die Firma ja dort, wo wir alle wohnen, da war unsere Mama noch viel näher am Betrieb. Mit unserem Umzug 2021 hat sich das ein bisschen geändert, jetzt müssen wir alle drei Kilometer zur Arbeit fahren. Vormittags unterstützt uns jetzt meine Frau mit im Betrieb, seit die Kinder in der Schule und im Kindergarten sind.
Was ist das Schönste an einem Familienunternehmen?
Michael Dass man sich jeden Tag sieht.
Lieber Anton sen., du hattest das erste und sollst auch das letzte Wort haben. Deine Söhne haben viel von dir gelernt. Gibt es auch etwas, was du von deinen Söhnen gelernt hast?
Anton sen. Dass Sport gesund ist.
Was ist dein größter Stolz?
Anton sen. Meine Familie und die Entwicklung unseres Unternehmens.

Und worauf freust du dich jetzt am meisten?
Anton sen. Auf meine Großfamilie samt Kinder und Enkel.