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franziskus

Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten in Deutschland

Einweihung der neuen Waldkapelle beim Kloster Maria Eck Weitere Themen: Ein Besuch bei unseren Brüdern in Wien / Gemeinschaft mit Gesicht: Br. Joachim Sachse / Die „Märtyrer von Peru“: zwei neue Selige für unseren Orden / Interview zur Enzyklika „Laudato Si“ / Nachrichten franziskus 4|2015

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Selig der Knecht, der seinen Bruder, wenn er weit von ihm entfernt ist, genauso liebt und achtet, wie wenn er mit ihm zusammen wäre, und der nicht über ihn hinter seinem Rücken redet, was er nicht in Liebe in seiner Gegenwart sagen könnte.

imp ress um

Franz von Assisi, Ermahnungen, Kapitel 25, „Nochmals über die wahre Liebe“

franziskus Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten in Deutschland

Herausgeber: Franziskaner-Minoriten in Deutschland, Provinz St. Elisabeth, Franziskanergasse 7, 97070 Würzburg Anschrift: Zeitschrift franziskus, Klosterdorf 1, 91443 Scheinfeld Bestellung: Sekretariat: Br. Andreas Murk, Elisabeth Bechmann Telefon: 09162 92889-0, Fax: 09162 448, E-Mail: zeitschrift@franziskaner-minoriten.de Bankverbindung: Zeitschrift franziskus, LIGA Würzburg, IBAN: DE35750903000103016404, BIC: GENODEF1M05 Statt eines festen Abonnementpreises bitten wir alle Bezieher zur Deckung der Unkosten um eine Spende von mindestens € 10,00 pro Jahr.

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Titelfoto:

Franz Krammer

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Liebe Leserin, lieber Leser, das Kalenderjahr 2015 neigt sich bereits wieder dem Ende entgegen. Wir merken es nicht nur daran, dass es nach dem rekordverdächtig heißen Sommer ziemlich plötzlich kalt geworden ist, sondern auch daran, dass Sie gerade schon die letzte Ausgabe des franziskus für dieses Jahr in Ihren Händen halten. Auf die Titelseite hat es dieses Mal ein Foto aus unserem Kloster in Maria Eck geschafft. Dort wurde vor kurzem eine neue Waldkapelle eingeweiht. So hat es für das Gruppenfoto der deutschen Teilnehmer/innen bei Giovani verso Assisi, der Internationalen Jugendwallfahrt in die Stadt unseres Ordensgründers im August, nur für Seite 2 gereicht. International bleibt das Heft auch im Inneren. Unsere Reportage berichtet über unseren Konvent in Wien. Mit vielen Eindrücken ist unser Provinzialminister Br. Bernhardin M. Seither von seiner Reise auf den afrikanischen Kontinent zurückgekehrt. Exklusiv berichtet er uns von seiner Fahrt nach Sambia und den dort gemachten Erfahrungen. Seine Bitte darf ich hier noch einmal unterstreichen: Unsere Brüder in Sambia sind nach wie vor auf finanzielle Hilfe von außen angewiesen. Die dortige Präsenz unseres Ordens, in der einige Brüder unserer Provinz gewirkt haben, liegt uns immer noch am Herzen. Gerne reichen wir Ihre Weihnachtsspende an die Brüder mit ihren Projekten weiter und sagen schon jetzt ein herzliches Vergelt‘s Gott für alle Unterstützung! Für alle Spenden ab € 20,00 erhalten Sie automatisch eine Spendenquittung. Br. Konrad Schlattmann stellt in dieser Ausgabe einen musikalischen Bruder vor, Br. Josef Fischer meditiert über zwei neue Selige unseres Ordens. Br. Steffen Behr beantwortet die Frage, was eigentliche eine Ordensprovinz ist, und Br. Martin Koch hat eine Politikerin interviewt und ihr Fragen rund um die neue Enzyklika unseres Papstes gestellt. Br. Thomas Freidel nimmt uns schließlich mit auf eine weitere Etappe durch die Basilika des heiligen Franziskus in Assisi. Einige Nachrichten und Veranstaltungshinweise aus unserem Bildungshaus runden diese Ausgabe des franziskus ab. Hinweisen möchte ich noch auf den ersten Teil unseres Provinzkapitels, das vom 11.-16. Oktober im Bildungshaus Kloster Schwarzenberg tagt. Seine Aufgabe ist nicht nur die Wahl einer neuen Provinzleitung, sondern auch der kritisch-reflektierende Blick auf die vergangenen vier Jahre. Gerne dürfen Sie uns mit Ihrem Gebet begleiten. Herzlich grüßt mit einem frohen pace e bene

Br. Andreas Murk Redaktionsmitglied

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r epor tage Ein Blick auf die österreichische Bundeshauptstadt mit ihren 1,8 Millionen Einwohnern. Die Minoritenkirche ist im Vordergrund etwa in der Bildmitte zu erkennen.

Ein Besuch bei unseren Brüdern in Wien Seit mehreren Jahrhunderten leben Franziskaner-Minoriten in Wien. Vom ursprünglichen Ort, wo heute noch die Minoritenkirche steht, mussten die Brüder im 18. Jahrhundert in ein Kloster an der Alserstraße umziehen. Br. Andreas hat die österreichische Bundeshauptstadt besucht.

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Wo sich früher das Minoritenkloster befand, ist heute das Hof- und Staatsarchiv untergebracht.

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Blickfang in der Minoritenkirche: ein mehrere Quadratmeter großes Mosaik des Letzten Abendmahls.

orbei am österreichischen Bundespräsidialamt, ein kurzer Gruß in Richtung Bundeskanzler und wenn er schließlich unweit des Außenministeriums steht, dann weiß Br. Thomas Manalil, dass er an seinem Arbeitsplatz angekommen ist, der Wiener Minoritenkirche. Seit dem Jahr 2012 ist er als Rektor verantwortlich für die Seelsorge an der italienischen Nationalkirche im Wiener „Schmelztiegel der Nationen“.

Der Kirchturm wurde ab dem 16. Jahrhundert immer wieder in Mitleidenschaft gezogen. Bei den zwei Belagerungen durch die Türken wurde er jeweils 1529 und 1683 teilweise zerstört. Der Hauptgrund dafür wird gewesen sein: Der Turm der Minoritenkirche diente damals den Stadtbewohnern als militärischer Posten zur Beobachtung des Feindes.

Wiener Anfänge

Ein großer seelsorglicher Einschnitt kam 1782/83 durch die Religionspolitik Josephs II. Er veranlasste, dass die Minoriten das bisherige Trinitarierkloster, einer von ihm als „unnützem Orden“ verbannten Gemeinschaft, in der Alserstraße übernahmen und ihr angestammtes Kloster bei der Minoritenkirche aufgeben mussten. Seither haben die Wiener Minoriten im Bezirk Alservorstadt ihren Hauptsitz und übernahmen dort die Pfarrseelsorge an der von 1694 bis 1704 errichteten frühbarocken „Alserkirche“.

Irgendwann vor 1230, wahrscheinlich im Jahr 1224, wurden die Minderbrüder von Herzog Leopold VI. in Wien freundlich aufgenommen. Man schenkte ihnen ein Grundstück zwischen dem Schottenkloster und der herzoglichen Residenz, damals außerhalb der Stadtmauern gelegen. Eine rechtlich eigenständige Ordensprovinz hat wohl schon wenig später im Jahr 1235 existiert. In Wien selbst wirkten, so berichten alte Quellen, schon bald mehr als 100 Patres und man veranlasste deshalb einen Neubau von Kirche und Kloster. König Ottokar II. Přemysl von Böhmen legte 1276, ein Jahr nach dem Stadtbrand, den Grundstein der Wiener Minoritenkirche. Die ersten Habsburger ließen an der Nordseite des Langhauses eine Kapelle anbauen, die dem heiligen Ludwig von Frankreich geweiht wurde. Später wurden, den Vorgaben französischer Kathedralarchitektur folgend, etliche bauliche Veränderungen vorgenommen. So wurden beispielsweise im Langhaus neue Bündelpfeiler eingezogen und auf der Westseite ein neues Portal errichtet. Immer wieder wurden Wünsche des Hofes umgesetzt – und damit die typische Bettelordensarchitektur, die ja keinen Kirchturm kennt, außer Kraft gesetzt.

Umzug an die Alserstraße

Die Minoritenkirche und die Italiener An der Minoritenkirche wurde in der Folge, mit der Aufforderung, das Gotteshaus zu restaurieren, die Congregazione Italiana, die italienische Gemeinde Wiens mit ihren damals etwa 7.000 Katholiken, angesiedelt. Das nunmehr ehemalige Minoritenkloster selbst kam in Staatsbesitz und musste zwischen 1892 und 1905 dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv weichen. Mit hohen finanziellen Aufwendungen wurde die Kirche von der italienischen Gemeinde umgestaltet, unter anderem durch die Anschaffung eines neuen Hochaltars mit einer Darstellung Madonna della Neve – Maria im Schnee – des Trienter Malers Ignazio Unterberger. Seit der feifranziskus 4|2015

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Die Bibliothek wird von den Brüder im Wiener Minoritenkonvent wie ein Schatz behütet. Zahlreiche Bücher und Stiftungsurkunden werden hier aufbewahrt. - Rechts: Die Leitung der Provinzkustodie Österreich-Schweiz.

erlichen Einweihung am Ostersonntag, 16. April 1786, trägt die Minoritenkirche dieses Patrozinium. In den Jahren der napoleonischen Kriege wurde die Kirche teilweise zweckentfremdet, zeitweise als Lagerhalle für Stroh und Heu. Im April 1810 erhielten die Italiener die Schlüssel „ihrer“ Kirche zurück – und 1845 ein großzügiges Geschenk von Kaiser Ferdinand dem Gütigen: ein 20 Tonnen schweres Mosaik des Letzten Abendmahls, geschaffen vom Römer Giacomo Raffaelli, das bis heute in der Minoritenkirche bestaunt werden kann.

Internationales Flair Auf Wunsch der Wiener italienischen Gemeinde kehrten dann schließlich auch die Minoriten als Seelsorger an ihre ehemalige Kirche zurück, vor nunmehr etwa 60 Jahren. Br. Thomas Manalil ist als Rektor der Minoritenkirche für die Eucharistiefeiern zuständig, für die Sakramentenspendung und auch für die Vertretung der italienischen Katholiken bei offiziellen Anlässen. Auch wenn es bei der Minoritenkirche eine kleine Dienstwohnung gäbe, zieht er es vor, einige Hundert Meter weiter im Wiener Minoritenkonvent zu wohnen. Die Gemeinschaft gibt Rückhalt für die alltäglichen Dienste. Täglich trifft er also auch Nicholas Thenammakkil, der als Pfarrmoderator für die Seelsorge in der Alserkirche zuständig ist. Außerdem ist er als Guardian für die Belange der Brüder im Wiener Konvent verantwortlich und als Ökonom für die finanziellen Angelegenheiten der Provinzkustodie ÖsterreichSchweiz. Unterstützt wird er in der Pfarrei von Aushilfskaplan Br. Valentin Solomon. Die Brüder stemmen gemeinsam ein umfangreiches pasto6

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rales Angebot – von Gottesdiensten, besonderen Andachten, Krankenkommunionen und Beichtgelegenheiten. Der internationalen Zusammensetzung des Konvents ist es zu verdanken, dass jeden 2. Freitag im Monat eine Eucharistische Anbetung und eine Antoniusandacht mit Predigt auf Malayalam, der Landessprache in Kerala, Indien, angeboten werden kann. Aber nicht nur für seelsorgliche Dienste sind die Brüder verantwortlich: seit Jahren wird im Wiener Konvent renoviert. Als aktuelles Anliegen steht nun die Sanierung des Kreuzgangs, dem von außen eindringende Feuchtigkeit zu schaffen macht, auf dem Programm. Seinen Wohnsitz im Wiener Konvent hat auch der Provinzkustos, also der erste Verantwortliche für die Brüder in Österreich und der Schweiz, Br. Christian Fichtinger. Er betreut außerdem die Pfarren Ameis und Grafensulz (in der Nähe des Konventes Asparn/Zaya).

Musikalische Verbindungen Besondere Beziehungen gibt es übrigens zwischen der Alserkirche und zwei Komponisten: Am 29.03.1827 wurde hier der Leichnam von Ludwig van Beethoven eingesegnet. Eine kurze Nachricht zu seinem Tod ist in den Matrikelbüchern der Pfarrei zu finden. Der zweite Komponist, zu dem eine besondere Beziehung besteht, ist Franz Schubert: Dieser schrieb wenige Wochen vor seinem Tod zur Glockenweihe in der Alserkirche den Hymnus „Glaube, Hoffnung und Liebe“. Br. Andreas Murk


gemeinschaft mit gesicht Br. Joachim Sachse

Unser „Bettelmusikant“

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ruder Joachim Sachse meint: „Musik machen zu müssen ist etwas anderes als Musik machen zu dürfen.“ Daher ist es ihm heute recht, damals bei der Aufnahmeprüfung zum Musikstudium durchgefallen zu sein. „So habe ich alle Freiheiten. Ich mache das ja nur, wenn ich Zeit habe.“ Und damit meint er Vertonen, Komponieren, Texten, Spielen, Singen und Aufnehmen. Musik gehörte schon immer zu seinem Leben. Br. Joachim findet den richtigen Ausgleich für die Seele darin zwischen seinen Hauptaufgaben als Wallfahrtsund Schwesternseelsorger im Kloster Maria Eck. Als Schüler des musischen Matthias-Grünewald-Gymnasiums in Würzburg lernte er damals im Hauptfach Klavier, das Gitarrenspiel hat er sich vor langer Zeit selbst beigebracht. Inzwischen hat er sich in einem leerstehenden Raum im Kloster sein kleines Musikzimmer eingerichtet mit Keyboard, zwei Mikrofonen, einem Laptop und anderen technischen Dingen. Freude macht es Br. Joachim, Texte und Gebete, auf die er stößt, mit einer Melodie zu

versehen, spirituelle Lieder, denen er zufällig begegnet, nachzusingen oder selbst eigene Lieder zu komponieren. Jüngst hat er irisch-keltische Klänge für sich entdeckt, die ihm Inspiration sind. „Ich schnappe verschiedene Klangfarben auf und versuche, sie zu spielen und in meinen Liedern weiterzuentwickeln. Bei Musik, die ich neu lerne, läuft bei mir das meiste über das Gehör und nicht über Noten.“ Drei CDs hat Br. Joachim inzwischen in Eigenregie aufgenommen. Seine Lieder, die er singt und schreibt, versteht er als sein persönliches Credo und Teil seiner Verkündigung. Den Gottesdiensten, die er feiert, gibt er manchmal einen besonderen Akzent, indem er das Thema der Predigt durch ein passendes Lied verdeutlicht. Gelegentlich nimmt er zudem Einladungen zu Konzerten an. So trug er mit einem Konzert zum Gelingen des diesjährigen Klosterfestes bei. Und welche Musik hört Br. Joachim dann mal zur Entspannung? „Ich höre kaum Musik. Das, was ich höre, mache ich selber.“ Br. Konrad Schlattmann franziskus 4|2015

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Foto: Laurence Chaperon

in ter view

Br. Martin Koch hat Marie-Luise Dött, MdB, interviewt. Sie ist umwelt- und baupolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Eine Enzylika zum Umwelt- und Klimaschutz franziskus: Wie war Ihre Reaktion als Sie von der Enzylika „Laudato si“ erfahren haben? Dött: Es ist wichtig, dass der Papst auf die drängenden Fragen der Zeit reagiert und sich klar positioniert. Genau das tut er mit der Enzyklika. Darüber habe ich mich gerade als Umweltpolitikerin gefreut. Welche Impulse kann der Papst für die Politik unseres Landes geben? Er hat in der Enzyklika unsere Lebens- und Wirtschaftsweise insgesamt kritisch beleuchtet. Er kritisiert den zu hohen Ressourcenverbrauch, das zu oft eindimensional auf Gewinn orientierte Wirtschaften und die Ungleichverteilung des Wohlstandes. Kritikpunkte, die ich als Um-

weltpolitikerin nachdrücklich unterstütze. Und er richtet sich übrigens ausdrücklich nicht nur an Katholiken, sondern an „jeden Menschen, der auf diesem Planeten wohnt“. Der Papst hat zu Recht auf den Klimawandel und die daraus resultierenden Gefahren hingewiesen. Mir sind in der Diskussion noch folgende Gedanken wichtig: Die Kritik an der Ungerechtigkeit unseres aktuellen globalen Wirtschaftens kann ich nachvollziehen. Ich bin allerdings der festen Überzeugung, dass nur durch wissenschaftlichen und technischen Fortschritt, gekoppelt mit einem ethischen Fortschrittsgedanken, die globalen Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen sind. Egal, ob Armutsbekämpfung oder Umwelt- und Klimaschutz. Übrigens: Gera-

Maria Ecker Gebetsstätte mitten im Wald Am 26. Juni 2015 war es so weit: Unsere Brüder in Maria Eck konnten die neu errichtete Waldkapelle durch den Münchner Weihbischof Wolfgang Bischof einweihen lassen. Mehrere Hundert Gläubige waren der Einladung gefolgt und schlossen sich der Prozession vom Mittereggstadl bis zur Waldkapelle mit der daneben liegenden Mariengrotte an. Für Br. Christian Schmidberger, den Initiator des Kapellenbaus, ging mit der Segnung der Holzkapelle ein Herzenswunsch in Erfüllung. Schon kurz nach seiner Versetzung ins Kloster Maria Eck vor sieben Jahren hatte er eine alte 8

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Ist die Enzyklika alltagstauglich und wie gehen Sie privat mit dem Thema Umweltschutz um? Ich kann Ihnen jetzt die typischen Beispiele einer umweltbewussten Lebensweise aufzählen: Ich fahre am Wochenende Fahrrad, trinke, wenn möglich „fairen“ Kaffee oder Tee, schränke meinen Fleischkonsum ein und versuche, möglichst wenig Lebensmittel wegzuwerfen. Mein Alltag ist aber gerade auch meine Arbeit als umweltpolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag. Hier kann und will ich politisch wirken. Wenn Klimaschutz weltweit funktionieren soll, dann brauchen wir dafür ein Konzept, das ökologisch wirksam und gleichzeitig sozial gerecht und wirtschaftlich verträglich ist. Ein Klimaschutzkonzept, das dieses Gleichgewicht nicht berücksichtigt, wird nicht als globales Modell akzeptiert werden. Die Kritik des Papstes an der westlichen Industriegesellschaft sehe ich in erster Linie als Aufruf

zu mehr Engagement beim Schutz der Ressourcen und zur Übernahme von mehr Verantwortung und als Hinweis auf die Notwendigkeit der Entwicklung eines solchen Gesamtkonzepts. Und genau das bewegt mich bei meiner täglichen Arbeit. Deutschland hat hier schon viel erreicht. Wir haben im Bereich der Ressourceneffizienz in den vergangenen Jahrzehnten eine deutliche Abkopplung der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts vom Rohstoff und Energieverbrauch erreicht. Wir sind in Europa ein Motor für mehr Klimaschutz und wir werden es auch auf der Weltklimakonferenz in Paris sein. Und Deutschland unterstützt die Anstrengungen für mehr Klimaschutz auch international. Wir sind einer der größten Geberländer für internationale Klimafinanzierung in Entwicklungs- und Schwellenländern. Wir haben unsere öffentliche Klimafinanzierung von 500 Millionen Euro im Jahr 2005 auf gut 2 Milliarden Euro im Jahr 2014 gesteigert. Auf das Erreichte können wir stolz sein, aber es gibt keinen Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen.

Waldarbeiter-Hütte an der Stelle entdeckt, wo jetzt die neue Kapelle steht. Aus dem daneben liegenden eingefallenen Kalkofen, der früher von den Waldarbeitern benutzt worden war, ist nun eine Mariengrotte entstanden. Beim Bau von Grotte und Kapelle halfen viele Hände zusammen: Der Rohbau aus Holzstämmen wurde

von der Holzbaufirma Perr gestiftet, die restlichen Dinge wurden von den Brüdern und ehrenamtlichen Helfern organisiert. Allen Beteiligten galt ein herzliches „Vergelt‘s Gott“ aus dem Mund von Br. Christian. Weihbischof Wolfgang Bischof nannte den Ort der Kapelle in seiner Ansprache einen guten Platz, „an dem die Menschen Zwiesprache mit Gott halten können“. Nach der Eucharistiefeier und der Segnung der Kapelle waren alle Gäste zum „Klosterfest“ eingeladen. Am Mittereggstadl wurde bei Musik und guter Verpflegung bis weit in die Nacht hinein gefeiert. Unweit der Waldkapelle ist übrigens die Einsiedelei unserer Maria Ecker Brüder zu finden. Diese wird auch an Gäste vermietet, die zur Ruhe kommen möchten (Telefon: 08662 4985-0).

de auch ein freier und fairer Welthandel stellt sicher, dass alle Regionen der Welt am Wohlstand teilhaben können.

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meditation

Zwei neue Selige für unseren Orden Im Februar 2015 wurde von Papst Franziskus die Seligsprechung unserer polnischen Mitbrüder Michał Tomaszek und Zbigniew Strzałkowski für den 5. Dezember dieses Jahres verkündet. Beide waren vor 24 Jahren zu Opfern der Evangelisierung in den peruanischen Anden geworden. Wie kam es dazu? Die Krakauer Minoritenprovinz eröffnete 1989 in Pariacoto/Diözese Chimbote eine Mission. Die Niederlassung liegt 60 Kilometer vom Pazifik und ca. 500 km von der 10-Millionen-Stadt Lima entfernt. Am 28. November 1988 hatten zwei junge Brüder Krakau verlassen, um in Lima spanisch zu lernen und dann in die nordperuanischen Anden zu ziehen: Jarosław Wysoczański und der oben genannte Michał. Mit Br. Zbigniew folgte bald ein dritter Minorit nach. Zum Missionsgebiet gehörten fünf Pfarrgemeinden mit 72 kleinen Dörfern, bis 4.000 m hoch gelegen. Beim Überfall auf Kirche und Pfarrhaus am 9. August 1991 fielen zwei der jungen Ordensmänner der maoistischen Terrorgruppe „Sendero Luminoso“ („Leuchtender Pfad“) zum Opfer, die ab Mitte der 80er Jahre die abgelegenen Regionen Perus in Angst und Schrecken versetzte. Die kleine Brüdergemeinschaft wurde zur Zielscheibe der Aggression, weil sie durch ihre praktische und geistliche Sorge um die Armen und das geschwisterliche Miteinander die Kluft zwischen arm und reich als Nährboden der Revolution verringerten, statt sie zu vergrößern. Die Guerilleros hielten Religion für „Opium des Volkes“. Weil Br. Jarosław an jenem 9. August im Heimaturlaub war und nicht in Pariacoto, überlebte er das Attentat. Heute ist er als Generaldelegat für die Missionen unseres Ordens weltweit unterwegs. Sein Engagement ist gewiss auch eine Frucht der 10

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persönlichen Auseinandersetzung mit der offenen Frage, warum es die anderen und nicht ihn getroffen hat. Persönlich bewegte mich damals die Nachricht von der Ermordung, weil es fast gleichaltrige Mitbrüder meines Professjahrgangs sind! Aus welchem Holz sind zeitgenössische Märtyrer der Evangelisierung geschnitzt, was ist ihre Botschaft für uns hierzulande? Zbigniew ist am 3. Juli 1958 in Tarnów geboren und wird in der Nähe dieser Stadt mit zwei älteren Brüdern groß, der Vater betreibt eine Glaserei. Nach einer Ausbildung auf einer Technikerschule und praktischen Erfahrungen als Mechaniker tritt er 1979 ins Noviziat der Franziskaner-Minoriten in Smardzewice ein. Er beschäftigt sich in seiner Diplomarbeit mit der Freimaurerei in den Schriften von P. Maximilian M. Kolbe. Bei seiner Ewigen Profess am Hochfest der Immaculata 1986 liegt er mit seinem späteren Kompagnon Michał zusammen auf dem Boden bei der Allerheiligenlitanei als Zeichen der Lebensübergabe an Gott. Nach seiner Priesterweihe am 7. Juni 1986 in Wrocław arbeitet der junge Minorit vor der Abreise nach Peru im Kleinen Seminar Legnica. Seine besondere Sorge gilt zudem den Kranken, außerdem zeichnet er sich durch Organisationstalent und Heiterkeit aus. In den Anden liebt er die Begegnungen mit den Campesinos bei seinen langen Fußmärschen und in den Dörfern.


Br. Michał und Br. Zbigniew, die Märtyrer von Peru: zwei neue Selige unseres Ordens.

Am 23. September 1960 erblickt Michał das Licht der Welt in der Ortschaft Łękawica. Überschattet ist die Kindheit durch den Tod des Vaters, der Junge ist neun Jahre alt und hat drei Geschwister. Die Familienwallfahrten zum nahen Marienheiligtum der Minoriten gehören zu den tröstlichen Zufluchtspunkten für Mutter und Kinder. Während seiner Studien an der ordenseigenen Hochschule in Krakau legt er wie sein Mitstudent Zbigniew am 8. Dezember 1984 die Gelübde auf Lebenszeit ab. Dort wird er am 23. Mai 1987 zum Priester geweiht. Nach ersten Erfahrungen in der Pfarrseelsorge in Pieńsk verabschiedet er sich für den Dienst in Peru im Bewusstsein des Risikos, auf ein nicht ungefährliches Terrain gesendet

zu werden. Er bekommt in Pariacoto bald den Spitznamen: „doctorcito“, der kleine Gelehrte. In den Wochen vor dem Attentat 1989 hatte der „Leuchtende Pfad“ bereits die Polizeistation in Pariacoto zerstört, es blieben eine peruanische Schwesterngemeinschaft und die drei polnischen Mitbrüder ohne staatlichen Schutz. Beim Überfall am 9. August während der Abendmesse sorgten die beiden Mitbrüder dafür, dass die Gottesdienstbesucher und die drei Postulanten unbehelligt blieben. Eine peruanische Ordensfrau wurde während der kurzen Entführung im Auto wieder frei gelassen. Unweit von Pariacoto fand man die Leichen von Zbigniew und Michał, sowie den ebenfalls erschossenen Bürgermeister. Am 25. August wurde Don Sandro Dordi aus Bergamo, der seit elf Jahren in der Region arbeitete, ebenfalls ums Leben gebracht. Es ist ein weiterer Märtyrer der Evangelisierung und wird bei den Feierlichkeiten am 5. Dezember in Chimbote mitgeehrt. Unser leidenschaftlicher Peru-Missionar, Br. Vicente Imhof, deutet das Geschehen so: „Dass es ausgerechnet so junge Leute traf - unerfahrene, aber großzügige Brüder mit brennenden Herzen -, das ist auch ein großes Zeichen, dass Gott eine andere Pädagogik hat als wir Menschen: ihr Tod war ein Ausrufezeichen für ein unauffälliges Leben und Ausharren an einem Ort, den alle staatlichen Stellen aufgegeben hatten.“ Der Tod der Mitbrüder trägt meines Erachtens auch anderweitig wunderbare Frucht: die Caritas Antoniana unterstützt eine sogenannte „Schule des Ausgleichs“ in Pariacoto und ermöglicht so armen und bedürftigen Kindern eine zusätzliche Bildung, die der staatliche Betrieb nicht leisten kann. Br. Josef Fischer franziskus 4|2015

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fragen zum ordensleben Br. Steffen Behr gibt Antwort

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ls Papst Innozenz III. im Jahr 1209 die Ordensregel des Franz von Assisi bestätigte, hatte der Ordensgründer selbst die Leitung der zwölf Brüder inne. Die Gemeinschaft der Minderen Brüder wuchs jedoch rasch. Aus diesem Grund sandte Franziskus die Brüder zur Bußpredigt nicht nur in die verschiedenen Regionen Italiens, sondern auch in andere Länder. So ließen sich beispielsweise 1221 die ersten Franziskanerbrüder noch zu Lebzeiten von Franziskus in Würzburg nieder. Die schnell wachsende Brudergemeinschaft und die Niederlassungen im Ausland konnten von Franziskus nicht mehr selbst in direkter Weise geleitet werden. Deshalb wurden für die Verwaltung und Leitung der Brüder bereits einzelne Provinzen gegründet, die mindes-tens aus 40 Brüdern bestehen sollten und denen jeweils ein Provinzialminister vorstand. Diese Minister trafen sich regelmäßig zum Pfingstfest in Assisi, um Fragen und Probleme in den einzelnen Provinzen gemeinsam zu besprechen. Franziskus war es bei diesem Leitungsamt, das es bis heute gibt, immer wichtig, dass der Provinzialminister sein Amt nicht zur Machtausübung nutzt, sondern den anderen Brüdern dient. Dies wird durch die Bezeichnung Minister (lat: ministrare = dienen) deutlich unterstrichen. Zu seiner Unterstützung bei der Leitung und Verwaltung der Provinz und zur Beratung bei Entscheidungen gehören vier weitere Brüder im Definitorium zum Leitungsgremium einer jeden Provinz, die sich einmal im Monat zu einer Sitzung treffen. Eine Provinz besteht aus einzelnen Konventen, zu denen jeweils mindestens vier Brüder gehören. Der Guardian leitet den Konvent. In

regelmäßigen Abständen findet das Konventskapitel statt, bei dem wichtige Entscheidungen gemeinsam getroffen werden. In Deutschland bilden derzeit fünf Konvente mit insgesamt 45 Brüdern die Deutsche Provinz. Jede Provinz unseres Ordens ist einem bestimmten Heiligen anvertraut. Unsere Provinzpatronin ist die heilige Elisabeth von Thüringen. Zur Deutschen Provinz gehören die Provinzkustodie Österreich-Schweiz und die Provinzdelegation Niederlanden, die sich in der Verwaltung gegenüber einer Provinz etwas unterscheiden. In den einzelnen Ländern gibt es je nach Brüderzahl bzw. geschichtlicher Entwicklung eine verschiedene Anzahl von Provinzen (z. B. eine Provinz in Deutschland, drei Provinzen in Polen, zehn Provinzen in Italien). Weltweit umfasst der Orden insgesamt 34 Provinzen mit ca. 4.200 Franziskaner-Minoriten sowie 19 Kustodien. Die oberste Leitung unseres Gesamtordens liegt in den Händen des Generalministers mit seinem Generaldefinitorium mit Sitz in Rom. Die Leitungsämter in unserem Orden werden nicht auf Lebenszeit gewählt. Die Wahl des Generalministers findet alle sechs Jahre statt, die des Provinzialministers und der Guardiäne alle vier. In der unserer Provinz treffen sich im Oktober dieses Jahres von allen Brüdern etwa 20 Delegierte zum ersten Teil des Ordentlichen Provinzkapitels, um unter anderem den neuen Provinzialminister und sein Definitorium zu wählen. Die neugewählten Brüder werden dann für die kommenden vier Jahre die Provinz leiten bzw. ihr nach franziskanischem Verständnis dienen.

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Die Botschaft der Bilder Einblicke in die Basilika San Francesco

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In dieser Reihe erschließt Br. Thomas Freidel die Fresken aus der Basilika San Franceso in Assisi. Er versucht die Botschaft der Bilder lebendig werden zu lassen. Dabei schreibt er für unsere Leserinnen und Leser gewissermaßen mit Informationen aus erster Hand: als Seelsorger für deutschsprachige Pilger und Touristen ist Br. Thomas seit einigen Jahren in Assisi und steht Gästen gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Foto: Gerhard Ruf OFM Conv., www.assisi.de

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ie Unterkirche der Basilika San Francesco ist der eigentliche, ursprüngliche Grabesort des Heiligen. Ein einschiffiges, spätromanisches Langhaus mit einem relativ niedrigen Gewölbe war hierfür charakteristisch. Doch schon wenige Jahre nach der Erbauung der Kirche, kurz nach 1300, wird der Innenraum der Unterkirche vollständig umgestaltet und verändert, so dass er heute ein anderes Erscheinungsbild hat und von den Besuchern nicht mehr als Krypta erkannt wird. Der Fußboden wird damals um etwa 40 cm tiefer gelegt, die lettnerartige Trennwand zwischen Altarraum und Langhaus wird abgebrochen und es kommt zum Anbau der Seitenkapellen. Diese liegen etwas höher als das Langhaus, wie auf der Abbildung gut zu erkennen ist. Das Bild zeigt den Eingang zur Martinskapelle, die wir in einem späteren Beitrag besprechen werden. Es mag unterschiedliche Gründe für diese einschneidenden Veränderungen gegeben haben, wie der gestiegene Raumbedarf durch die zunehmende Zahl der Pilger oder andere praktische Erwägungen. Von besonderer Bedeutung aber ist der Wandel in der Denkweise der Menschen, der sich ja besonders im Übergang vom romanischen zum gotischen Baustil ausdrückt. Wo zuvor noch die Gottesvorstellung der Romanik mit Christus als dem im Himmel thronenden Weltenherrscher bestimmend ist, tritt nun an dieser Stelle der menschgewordene, leidende und somit den Gläubigen nahe kommende Gottessohn gegenüber. Die persönliche Gotteserfahrung des heiligen Franziskus ist hier programmatisch. Er begegnet Gott in der Gestalt des demütigen, armen Christus, der sich in allem den Menschen gleich gemacht hat, außer in der Sünde, d. h. in der bewussten Abwendung von Gott. Zudem erfährt sich der einzelne

Mensch immer mehr als Individuum, als eigenständig Denkender, als Suchender und Fragender, der seinen eigenen, persönlichen Weg zu Gott hin finden muss. Die Frage des Franziskus im Traum von Spoleto „Was willst du Herr, dass ich tun soll?“ ist beispielhaft für diese Zeitepoche. Man braucht nun also auch in den Kirchen Orte für das persönliche Gebet, die - abgesondert vom Hauptraum der Kirche - dem einzelnen Beter als stille Plätze für die persönliche Sammlung dienen. In diesem Zusammenhang gewinnt auch die Einzelseelsorge an Bedeutung, man könnte in der ursprünglichen Bedeutung wohl auch von Beichtkapellen sprechen. Ein weiterer Grund für diese baulichen Veränderungen wird in der gestiegenen Aufmerksamkeit für die Messfeier und das Priestertum zu suchen sein. Franziskus selber greift bereitwillig die Impulse des vierten Laterankonzils von 1215 auf und sorgt sich eifrig um die würdige Feier und Aufbewahrung der Eucharistie. Damit einher geht eine Profilierung des Priesterbildes, das sich definiert von seiner Vollmacht her, die Messe zu feiern. Die Entwicklung der Transsubstantiationslehre schärft das Bewusstsein dafür. Denn endlich, nach bereits über tausend Jahren Christentumsgeschichte, hat man eine auch wissenschaftlich fundierte Annäherung an dieses heiligste Geheimnis. Dafür braucht es genügend und würdig gestaltete Orte. Zudem bekommt die Basilika in diesen Jahren auch das päpstliche Privileg für die Einrichtung von Grabkapellen, wodurch nun wohlhabende Personen wie Kardinäle und Adlige die Möglichkeit erhalten, sich eine Grablege ganz in der Nähe des Heiligen zu erwerben; ihre Spendenbereitschaft sorgt dann auch für die künstlerische Ausgestaltung der neuerrichteten Räume. Br. Thomas Freidel franziskus 4|2015

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w eltw eit Statt mittels des in Europa üblichen Gepäcklaufbands läuft die Gepäckabholung in Sambia per Durchreiche.

Br. Bernhardin und Br. Werner besuchen Stätten unseres Ordens, unter anderem die eigene Druckerei in Ndola.

Unterwegs mit Br. Bernhardin im Sambia Zur Visition von Br. Werner Iten (Provinzkustodie Österreich-Schweiz) und zur Feier des 50-jährigen Jubiläums der Missionsstation „St. Kalemba“ verbrachte Provinzialminister Br. Bernhardin M. Seither eine Woche auf dem afrikanischen Kontinent, genauer gesagt in Sambia. Hier fasst er einige Eindrücke zusammen und bittet um Spenden für die Aufgaben unserer Brüder. Nach meiner Ankunft in Ndola holte mich Br. Werner Iten am Flughafen haben. Die Zollkontrolle ging relativ zügig und ich hatte recht schnell mein Gepäck, das mittels Traktor und Anhänger vom Flugzeug zum Terminal gebracht wurde und durch eine Art Durchreiche den Passagieren hingestellt wurde. Vom Flughafen ging es ins Provinzialat und es kam zu einer ersten Begegnung mit dem Provinzialminister, Br. Ferena Lambe. Danach ging es los und ich erlebte zum ersten Mal, was mir die nächsten Tage immer wieder begegnen würde: die Fahrt durch den Busch.

Beginn der „Sambia-Tour“ Wenn ich zu Beginn über das große Auto überrascht war, so wurde mir sofort die Notwendigkeit dieses „Pick-Up“ in der Mission deutlich. Die Straßen waren mehr als schlecht und wiesen riesige Schlaglöcher auf. Mit einem einfachen PKW kommt man hier nicht weit. Aufgrund der schlechten Straßen dauern die Fahrten durch den Busch auch bedeutend länger und müssen mit Zwischenübernachtungen unterbrochen werden. So verbrachte ich meine erste Nacht in Garneton, bei Kitwe. Br. Tony, ein amerikanischer Mitbruder, hat in der Nähe des Konventes eine Schule aufgebaut; ein Erweiterungsbau ist gerade in Planung. Mit seinen 78 Lebensjahren ist er noch immer ein sehr engagierter Missionar und 16

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Baumeister. Demnächst soll auch das Noviziat der Provinz hier untergebracht werden. Besorgt sind die Brüder darüber, dass schon jetzt – im afrikanischen Winter – das Wasser im Staudamm knapp ist und dadurch zeitweise kein Strom geliefert werden kann. Was wird wohl erst in den anstehenden heißen Zeiten sein? Der Klimawandel macht sich auch hier bemerkbar!

In der Missionsstation von Br. Werner Die nächste Station war Ikelenge, wo ich von Br. Werner durch „seine“ Missionsstation geführt wurde. Unter anderem besichtigten wir ein Heim, in dem 24 taubstumme Kinder betreut werden. Zur Mission von Br. Werner gehören außerdem 21 Außenstationen. Ohne größere Autos wäre seine Arbeit gar nicht möglich. Er nimmt oft auch Material zu den Stationen mit, vor allem, wenn das Haus einer Familie abgebrannt ist oder in der Regenzeit von den Wassermaßen weggeschwemmt wurde. Eigentlich habe ich gedacht, dass es die Lehmhütten nur noch auf Postkarten gibt. Hier werde ich eines besseren belehrt. Viele Familien leben noch in solch primitiven Unterkünften und müssen oft weite Wege zum Wasserholen zurücklegen. Immer wieder bin ich erstaunt und beeindruckt, wie und was die Frauen für Lasten tragen. Auf dem Kopf ein Kanister mit manchmal mehr als 20 Litern Wasser, in der Hand ein Tasche und auf dem Rücken ein Kind.


Br. Bernhardin mit einigen Studenten unser Ordensprovinz Sambia.

Ein afrikanisch-festlicher Gottesdienst wird zum Jubiläum der Missionsstation gefeiert.

In den Hütten gibt es keinen Strom, so dass sie ihren Alltag nach der Natur richten. Wenn es dunkel wird versammeln sie sich an Feuerstellen im Dorf, eigens für die verschiedenen Gruppen (Männer und Frauen getrennt) „zum Palavern“ eingerichtet.

in dem ein Mädchen saß und die Bibel in den Händen hielt. Afrikanisch ging es mit der Gabenbereitung weiter. Ziegen, Hühner und Hähne, Getreide und Kartoffeln wurden in einer schier endlosen Prozession zum Altar gebracht. Beeindruckend was die Menschen herbeischleppen. Später wurden die Gaben verteilt, unter anderem auch an arme Menschen und an Heime.

Afrikanischer Festgottesdienst Am nächsten Tag fuhren wir dann recht früh zur St. Kalemba-Mission. Auf der stundenlangen Fahrt durch den Busch sah ich neben einigen Vögeln auch drei Affen, die gleich wieder in den Bäumen verschwunden sind. Wilde Tiere sind nur noch im Nationalpark anzutreffen. Der Busch wurde in den letzten Jahren völlig ausgewildert. Der Pfarrer von St. Kalemba, Br. Richard Mwaba, hat uns herzlich begrüßt und ich durfte nach der Ankunft einen ersten Einblick in die frühere Arbeit unserer Brüder Kamil und Gerhard Wenzel gewinnen. Im Laufe des Abends reisen noch weitere Mitbrüder an und bereiten sich auf das Fest am kommenden Tag vor. Der Festgottesdienst sollte um 9.00 Uhr beginnen, aber da standen Br. Werner und ich noch alleine in der Kirche. 30 Minuten später ging es dann los. Ein Gottesdienst, der bis ca. 13.00 Uhr dauern wird, denn sie hatten sich viel vorgenommen: 50 Jahre St. Kalemba-Mission, Firmung und die Feierliche Profess von fünf Brüdern. Es war mein erster „afrikanischer“ Gottesdienst und ich habe von dessen Länge nichts gespürt. Beim Gloria wurde die Festfreude regelrecht herausgeschrien. Viele Frauen stießen den traditionellen Jubelschrei aus. Es wurde getanzt und gesungen. Ein weiterer Höhepunkt für mich war der Beginn des Wortgottesdienstes. Mit Trommeln und Gesängen wurde die Heilige Schrift zum Altar gebracht. Eine Frau trug einen Korb auf dem Kopf

Finanzielle Sorgen In Ndola, meiner letzten Station, zeigte mir Br. Ferena die Druckerei, das Noviziat, die Ausbildungsstätten für Jugendliche. Mit diesen Ausbildungsstätten wollen sie den jungen Menschen eine Zukunft ermöglichen. Junge Frauen lernen das Zuschneiden und Nähen von Kleidern und junge Männer können sich zum Schreiner ausbilden lassen. Im Gespräch mit Br. Ferena werde ich auf verschiedene Nöte und Sorgen aufmerksam gemacht. So ist er sehr froh und dankbar, dass die Provinz derzeit 46 Theologiestudenten hat. Sie sind zum Studium in Nairobi, was die Provinz pro Student täglich umgerechnet ca. 12 Euro kostet. Für die Provinz enorme Kosten. Man ist auf die Hilfe von außen angewiesen und hofft auch auf deutsche Unterstützung. Br. Bernhardin M. Seither

Helfen Sie mit: Wir sind dankbar für alle Spenden zur Unterstützung der Missionsprojekte unseres Ordens: Vergelt‘s Gott! Bankverbindung: Provinz d. Franziskaner-Minoriten, Ordensapostolat, IBAN DE88 7509 0300 0003 0163 07 bei Liga Regensburg, BIC GENODEF1M05. Auf Wunsch stellen wir gerne eine Spendenquittung aus (bitte Adresse angeben).

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n ac h r ic h ten SCHWARZENBERGTAG: Für viele Schwarzenberger ist der letzte Samstag im Juni seit etlichen Jahren fest reserviert - immer dann wird der „Schwarzenbergtag“ gefeiert, ein Fest der Begegnung auf dem Klostergelände. Nach der Begrüßung durch Guardian Br. Steffen Behr und einem gemeinsamen Morgengebet hatten die Gäste die Möglichkeit, sich in verschiedenen Räumen über die Umbauten des Bildungshauses während der letzten Jahre und die aktuellen Aufgaben des Konvents zu informieren. Am Nachmittag, gestärkt durch das Mittagessen im Zelt, wurden verschiedene Arbeitskreise und Vorträge angeboten, die sich auf verschiedene Weise mit dem derzeitigen „Jahr der Orden“ beschäftigten. Den Abschluss des Schwarzenbergtags bildete der Festgottesdienst im Zelt, bei dem Br. Josef Fischer die Predigt hielt.

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ABSCHIED AUS DEUTSCHLAND: Zum 30. September 2015 wurde Br. Flavio Frau, Mitglied unserer Ordensprovinz von Sardinien, von seinen Aufgaben als Pfarrer für die Gläubigen italienischer Sprache im westfälischen Teil des Bistums Münster entpflichtet. Weihbischof Dieter Geerlings dankte Br. Flavio während eines Festgottesdienstes für seinen langjährigen Dienst in Deutschland. Von 1979 bis 1991 wirkte er unter anderem in Villingen-Schwenningen, seit 2001 dann am Niederrhein mit Sitz in Moers. Nun kehrt der 75-Jährige in seine italienische Heimat zurück. Wir wünschen ihm alles Gute!

KLOSTERFEST IN WÜRZBURG. Bereits zum 12. Mal luden unsere Brüder in Würzburg zum Klosterfest ein (18./19. Juli). Bei strahlend blauem Himmel und sommerlicher Hitze füllten sich Kreuzgarten, Kreuzgang und Refektorium schnell mit frohen und dankbaren Gästen. Beim Festgottesdienst am Sonntag, musikalisch begleitet von Peter Ries an der Orgel, war die Franziskanerkirche fast ganz gefüllt. Groß war der Andrang dann auch bei der mittäglichen Klosterpfanne und dem Bierausschank, wo Br. Tobias, der Organisator des Festes, zusammen mit vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern Mallersdorfer Klosterbier zapfte. Der Reinerlös des Klosterfestes fließt in die Sanierung des Daches der Franziskanerkirche.


ter min e

Wir gratulieren Br. Liborius Lengler im Kloster Würzburg zu 85 Lebensjahren am 01. Oktober 2015 Br. Ludwig Moschel im Kloster Schönau zu 25 Ordensjahren am 04. Oktober 2015 Br. Berard Schlör im Kloster Maria Eck zu 85 Lebensjahren am 13. November 2015 Br. Dr. Anselm Kraus im Kloster Würzburg zu 50 Priesterjahren am 18. Dezember 2015

Wir trauern um Br. Ulrich Bauer, der in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli 2015 im Schwesternaltenheim St. Hildegard in Alzing im Alter von 89 Jahren verstorben ist. Jahrzehntelang war er verantwortlich für die klostereigene Landwirtschaft in Maria Eck. Vor allem seine große Einsatzbereitschaft, seine ausgeglichene Fröhlichkeit und seine Treue im Gebet werden uns Vorbild und Erinnerung sein.

Ordensapostolat OFM Conv. Sorgen und Dank, Nöte und Freuden der Mitglieder des Franziskanischen Gebetsbundes tragen unsere Junioren im Stundengebet und in der Eucharistiefeier vor Gott. Werden auch Sie Mitglied, verbunden und getragen im Gebet. Mitgliedschaft und Aufnahmebestätigung sind kostenfrei. Franziskanischer Gebetsbund Franziskanergasse 7 97070 Würzburg E-Mail: gebetsbund@franziskanerminoriten.de www.franziskanischer-gebetsbund.de

Spenden für die Mission Heilige Messen Stipendium jeweils Euro 10,00 Wunderbare Medaille in Cellophanhülle mit zwei Gebeten, jeweils Euro 0,50 zzgl. Briefporto Sendbote des heiligen Antonius Monatszeitschrift im Jahres-Abo Euro 29,00

Ordensapostolat Franziskanergasse 7 97070 Würzburg E-Mail: ordensapostolat@ofmconv.de

Kurse im Bildungshaus Kloster Schwarzenberg 30.10.-03.11.2015 Bibelseminar mit Dr. Yuval Lapide & Br. Josef Fischer 20.11.-22.11.2015 Tanzwochenende mit Dr. Gabriele Koch 13.12.-18.12.2015 Hildegardfastenkurs mit Christine Schilhabel & Br. Andreas Murk 08.01.-10.01.2016 Tanzwochenende mit Edith Schulz-Wüst 05.02.-07.02.2016 Kalligrafie-Wochenende mit Gosbert Stark 26.02.-04.03.2016 Fasten und Entspannen mit der Bibel in der Hand (Buchinger) mit Br. Andreas Murk 18.03.-23.03.2016 Exerzitienkurs: Eintauchen in Gottes Barmherzigkeit mit Br. Andreas Murk Info und Anmeldung: Klosterdorf 1 91443 Scheinfeld Telefon: 09162 92889-0 E-Mail: info@kloster-schwarzenberg.de

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Barmherzigkeit ist der Weg, der Gott und Mensch vereinigt, denn sie 旦ffnet das Herz f端r die Hoffnung, dass wir, trotz unserer Begrenztheit aufgrund unserer Schuld, f端r immer geliebt sind.

k on tak t

Papst Franziskus

Franziskaner-Minoriten Provinz St. Elisabeth

Franziskanergasse 7, 97070 W端rzburg Telefon: 0931 30901-0 www.franziskaner-minoriten.de

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