Mobilit채t auf urbanen Gew채ssern
Andreas Kamolz
Mobilit채t auf urbanen Gew채ssern
Andreas Kamolz
Bachelorthesis:
Mobilit채t auf urbanen Gew채ssern
von
Andreas Kamolz Matr.Nr.: 100310 betreut durch:
Prof. Gerrit Babtist Dipl. Des. Helge Oder
Wintersemester 2014 / 15
Inhalt
LEBENSRAUM WASSER - Theoretischer Teil Seite:
6
1.
Einleitung
10
2.
Wasser und Mensch
12
3.
Zukunftsvisionen/Last Frontier
17
4.
Struktureller Wandel
20
5.
Neue Stadtplanerische Herangehensweisen zur Gestaltung von Wasser/Uferzonen
22
6.
Wohnen am/auf Wasser
25
7. Mobilität auf dem Wasser Einleitung ÖPNV auf dem Wasser Wassersport und individuelle Mobilität
26 28 30
8.
Exkurs: Interboot
34
9.
Schlussgedanke und Ausblick auf den Entwurf
36
Inhalt
Mobilität auf urbanen Gewässern - Entwurf Seite: 1.
Einleitung
40
2. Mobilitätskonzept Verortung: Berlin / urbane Räume Exkurs: Sharing Economy Nutzung / Sharing Szenario Stationen/Terminal - Online - Terminal - Boot - Application
42 46 48 50 55 56 57 58
3.
Entwurfsprozess Zeichnung Formfindung Modellbau
64 66 68 74
4.
Bootsentwurf Bauteilübersicht Modularer Aufbau Motorblock & Batteriemodule Modell
78 80 82 86 88
5.
Visualisierungen
95 7
Inhalt
Seite:
Schlussgedanke
102
ANHANG Bildnachweis Eidesstattliche Erkl채rung Danke!
106 108 109
Theoretischer Teil
9
Wie ich mir mein Leben träume? Am Wasser sitzend.
Die Frage nach der Faszination des Menschen über
Am See, am Fluss, am Meer – irgendwo. Und ich schaue
das Wasser beschäftigt die Menschen schon seit lan-
darauf. Und irgendwann wird die Sonne untergehen.
ger Zeit. Doch es gibt sie nicht, die eine, die allumfas-
Und dann geh ich ins Bett. Und freue mich auf morgen,
sende Antwort, und eine simple Antwort schon gar
weil ich dann wieder aufs Wasser schauen kann.
nicht. Aber es gibt viele unterschiedliche Antworten.
Und übermorgen auch. Viel mehr will ich nicht.
Unsere Verbundenheit zum Wasser ist so komplex,
Und wenn mich jemand fragt: „ Was hast du am
weil sie tief in unserem Unbewussten verankert ist,
Wochenende gemacht?“, möchte ich sagen können:
verankert und entstanden mit der Entwicklung des
„Ich habe aufs Wasser geschaut.“
Lebens auf der Erde.
Und auf die wiederkehrende Frage: „Was machst du,
Auch meine persönliche Motivation für das Thema
wenn dir dabei langweilig wird?“, habe ich geantwortet:
„Lebensraum Wasser“ stammt aus einer ähnlichen
„Die Frage ist falsch gestellt. Wenn mich alles andere
Faszination über das Wasser. So ist deren Ursprung
langweilt, schaue ich aufs Wasser.“1
nicht durch ein bestimmtes „Erlebnis“ zu begründen, vielmehr sind es unzählige Begegnungen mit dem Wasser, welche mein Interesse daran bekräftigen: unter anderem mein Zuhause in Irland für ein gutes Jahr, welches wortwörtlich nur die Breite eines Trampelpfades vom Meer entfernt gelegen war. Doch auch aus gestalterischer Sicht ist das Thema des Wassers äußerst spannend. Das direkte Interesse der Menschen am Wasser, der
10
1
Blaue Magie: „Wir könnten nichts anderes tun, als aufs
Übergang von Land zu Wasser, die vielen wassertech-
Wasser zu schauen. Warum zieht es uns so an?“,
Süddeutsche Zeitung Magazin (46/2014),
nischen Errungenschaften der Menschen bieten eine
Susanne Schneider
Vielzahl an Themen und Möglichkeiten für mich,
meine gestalterischen Kompetenzen in einem für die Menschheit so wichtigen Thema einzubringen. Die Schnittstelle zwischen Wasser und Mensch ist für mich als Gestalter besonders interessant. Wie erlebt der Mensch das Wasser? Wie sind die Handlungsabläufe zwischen Mensch und Wasser in unserer Zeit, wie werden sie morgen sein und wie kann ich als Gestalter darauf Einfluss nehmen? Diese Fragen waren für mich sowohl während des Schreibens des theoretischen Teiles, als auch während des parallel verlaufenden Entwurfsprozesses stetiger Begleiter meiner Gedanken und Überlegungen. In dem nun folgenden theoretischen Teil meiner Bachelorarbeit soll zuerst ein Überblick in die kulturgeschichtlichen Zusammenhänge des Menschen und des Wassers gegeben werden. Auch möchte ich einen kurzen Einblick in die aktuelle Entwicklung des Umgangs mit Wasser in städtischen Räumen geben, ehe ich mich mit dem eigentlichen Gegenstand des Entwurfes, der Mobilität auf dem Wasser widme.
11
Das Wasser ist für schon seit der Entstehung des Lebens auf der Erde und auch für die Entstehung der Menschheit ein entscheidendes Element. Im folgenden Abschnitt soll zunächst eine kurze Abhandlung über das Wasser und seine vielseitigen Beziehung zu dem Menschen, bzw. der Rolle des Wassers in dem Leben des Menschen verdeutlicht werden. Das Wasser begegnet uns Menschen an der Quelle, an dem Fluss, in einem See, am Meer, im Ozean, als Eis, Dampf, als Regen, Schnee, Hagel, und in Wolkenform. Es spritzt, rauscht, sprüht, gurgelt, gluckert, wirbelt, stürzt, brandet, rollt, rieselt, zischt, wogt, sickert, kräuselt, murmelt, spiegelt, quillt und tröpfelt... Es ist das einzige Element, das in allen drei Aggregatzuständen vorkommt: fest, flüssig und gasförmig. Es ist farblos und doch erscheint es uns manchmal in allen Farben. Im Durst weckt es in uns das ursprünglichste Verlangen: zu trinken. Es rinnt erquickend durch die Kehle, wird probiert, schlückchenweise getrunken, hinuntergestürzt... Wenn wir in das Wasser gehen, beim Schwimmen, überkommt uns das Gefühl von Schweben, wir fühlen uns als ob wir in Schwerelosigkeit gleiten. 12
Das Wasser hat eine reinigende Wirkung. Neben all-
Überschwemmungen, Sturmfluten, Gewitter, Hagel-
täglichen Dingen und unserem Körper reinigt es auch
schlag, Zyklone sorgen für Angst und Schrecken.
den Geist und die Seele. So stehen seit vielen Jahrhun-
Große Wasserkatastrophen brachten Unglück über
derten Wassertaufen oder rituellen Waschungen für
die Menschheit: die Sintflut, Atlantis, die Titanic,
die Reinigung von Geist und Seele und damit für die
Exxon Valdez, Catrina, Deep Water Horizon und
Befreiung von Schuld und Sünde. Darüber hinaus ist
Fukushima haben sich tief in das Gedächtnis der
Wasser in vielen Jenseitsvorstellungen, vor allem von
Menschheit eingegraben.
Völkern, die in wasserarmen Gebieten leben, ein
So enthält das Wasser den Tod, ist aber zugleich auch
Zeichen für Erlösung und Fülle.1
Ursprung allen Lebens: Bereits Thales von Milet hat
Im Anblick des Meeres scheint es von unendlicher
im 6. Jahrhundert v. Chr. das Wasser als „Urgrund aller
Weite zu sein und schafft doch auch Grenzen.
Dinge“, alles Lebens angesehen und darauf aufbau-
Wasser als Urgrund aller
Das Wasser löst auf und verbindet zur gleichen Zeit.
end seine Naturphilosophie entwickelt.2
Dinge, alles Lebens.
Die unendliche Formenvielfalt der Schneekristalle
„Wasser ist Leben“ : die heilende Wirkung von Wasser
(Thales von Milet)
bieten eine faszinierende, sich niemals wiederholende
ist uns Menschen dagegen schon seit langem bewusst
mikroskopische Welt.
wie Hydrokuren, Sauna, Brunnenkuren und Heilbäder
So ist es formlos auf der einen Seite und passt sich auf
zeigen.
der anderen Seite dagegen jeder anderen Form an.
Die ersten großen Zivilisationen der Menschheit wa-
Wasser ist weich und fließend und zugleich stärker als
ren die Flusskulturen in Mesopotamien, China, Indien
jeder Stein. Küsten, Täler, Canyons, Schluchten und
und Ägypten. In nahezu allen Kulturen wurde Wasser
Grotten werden von Wasser geformt und gestaltet.
mit Fruchtbarkeit und dem Entstehen von Leben in
Ja ganze Landschaften werden durch Wasser geprägt:
Verbindung gebracht. Daher wird fließendes Wasser
durch seine Abwesenheit (Wüste) oder durch Über-
und Regen in vielfältigen Fluss-, Quellen-, Brunnen-
fluss (Monsun/Regenzeit).
und Regenkulten verehrt.
Neben der Gestaltung von Lebensformen und
Das Leben am und mit dem Wasser forderte auch den
Räumen zerstört es diese aber auch wieder schnell.
menschlichen Erfindungsgeist. Die Flüsse mussten
Wasser ängstigt, bedroht, verletzt, zerstört und bringt
reguliert werden, Dämme gebaut, Bewässerungsanla-
Tod.
gen und Kanalisation entworfen werden. Zur Versorgung mit Trinkwasser wurden Brunnen gegraben.
1
Peter J.Opitz, Bayrische Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit, 2003
2 http://de.wikipedia.org/wiki/Thales
13
Die Konstruktion von Brücken, der Schiffsbau, die
„Jeweils ist die Macht die führende, die hinsichtlich
Navigation und auch die Fischereitechnik waren wich-
des Wassers die avanciertesten Strategien realisiert“.4
Gegenstand unzähliger
tige Beiträge zur Entwicklung dieser Kulturen.
Forscher, Entdecker und Abenteurer suchten seit jeher
Mythen, Legenden und
Wasser ist Gegenstand unzähliger Mythen, Legenden
durch das Meer zu Ruhm und Ehre zu gelangen; eini-
Heldengeschichten.
und Heldengeschichten. Seeungeheuer jagten schon
ge kostete es dabei das Leben. Besonders der Wett-
jedem Kind einen gehörigen Schrecken ein.
streit um das Erreichen der Pole ( Nansen, Amundsen
Die Argonauten auf ihrer Suche nach dem goldenen
oder Scott) ist ein Meilenstein in der Entdeckung der
Vlies besaßen das schnellste, jemals gesehene Schiff.
Erde.
Die Irrfahrt von Odysseus mit den süßen Verlo-
Auch unter Wasser, im Reich der Tiefe, bleiben die
ckungen durch die Sirenen ist seit langem Teil des
Entwicklungen nicht stehen. Ursprünglich ein Ge-
Geschichtsunterrichts an Schulen. Als Vasco Da Gama
heimnis der Natur, Teil der Unterwelt und Gegenstand
den Seeweg nach Indien entdeckte und Christoph
vieler Mythen. Die ersten Taucher kamen nur wenige
Kolumbus 1492 Amerika entdeckte begann eine
Meter unter die Oberfläche, doch durch die Erfindung
neue Epoche der großen Seefahrer und ozeanischen
der U-Boote konnte auch diese Welt erobert werden.
Entdeckungen: das Meer wurde zum bedeutenden
Heute lüften Tauchroboter in tausenden Metern Tiefe
Handelswege, aber auch Flüsse wurden für den Han-
die letzten Geheimnisse der Tiefsee.
Kontrolle über das Meer
del genutzt.
In der Wissenschaft trugen zahlreiche Entwicklungen
versprach Macht und
Die Kontrolle über das Meer versprach Macht und
zu besserem Verstehen des Wassers bei: Strömungs-
Reichtum.
Reichtum. Kriegsmarine, Flottenpolitik, Seekriege und
physik, Optimierung der Schiffe, Atom-U-Boote,
auch die Piraterie waren strategisch wichtige Elemen-
überwachtes Wasser, Luftaufklärung, Satelliten,
te um die Vorherrschaft über das Wasser zu sichern.
Erfassung sämtlicher Schiffsbewegungen, Echolot,
In der Kolonialistischen Epoche verstärkte sich die
Mikrowellensensoren, Hydrophone, Hydrotechniken
Wasserpolitik: Venedig, Spanien/Portugal, Holland,
(Hydrologie, Hydrochemie, Hydrobiologie, Hydroener-
England, USA ...
getik, Hydrogeologie, Hydrometeorologie ...) um nur
3
einige zu nennen.
4
Der Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung
Globale Umweltveränderungen (WBGU):
http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/
Welt im Wandel: Wege zu einem nachhaltigen Umgang
FUDISS_derivate_000000002657/00_dblim.pdf?hosts=
mit Süßwasser, 1997
3
14
Heine, Astrid: Dissertation Freie Universität Berlin 2007:
15
Das Wasser birgt viele Schätze und Ressourcen.
der Grundsatz: „Das Meer ist frei“, das heißt jeder
Zu aller erst sind die Süßwasserreservoire, seien es
soll Zugang dazu haben. Dieser Grundsatz des „mare
unterirdische Seen oder die gigantischen Eismassen
liberum“, des „freien Meeres“, wurde 1609 von Hugo
an den Polen, für uns Menschen von eminenter Be-
Grotius formuliert.7 Freibeuter, Piraten, Kaperfahrer
deutung. Auch bietet es große Nahrungsressourcen.
und Korsaren wussten diese „Freiheit der Meere“ für
Seit Urzeiten wird das Wasser befischt und auch in
sich zu nutzen. Doch erst seit der zweiten Hälfte des
Zukunft wird die Erzeugung von Nahrung aus Aqua-
20. Jhdt. entstanden neue internationale Gesetze, die
kulturen eine große Rolle spielen.5
das moderne Seerecht von heute begründen.8
Am Meeresboden lagern zudem große Rohstoffvor-
So ist am 28. Juli 2010 das Recht auf Zugang zu saube-
kommen, die bei den Industrienationen große Be-
rem Wasser von der Vollversammlung der Vereinten
gehrlichkeiten wecken: Rohstoffe wie Gas/Öl, Metalle,
Nationen als Menschenrecht anerkannt worden.9
Edelmetalle, Mangan, Minerale. Doch nicht immer ist
In Mythen, Literatur, Malerei, Lyrik und Musik ist
„Menschenrecht:
ihr Abbau unbedenklich, da dieser mit großen Risiken
das Wassermotiv oft zu finden: Das Wasser und das
Zugang zu sauberem
für das empfindliche Ökosystem der Meere verbun-
Göttliche: Wasser ist der Urstoff der Schöpfung, das
Wasser.“
den ist. Hier gilt es in der Zukunft klare internationale
Chaos, von Gott geordnet. Götter und Göttinnen
UN - Vollversammung
Regeln und Rechte zu schaffen, die ein Überleben des
werden Flüssen und Meeren zugeordnet (Poseidon,
Ökosystems der Meere garantieren.
Styx, der Fluss des Todes an der Grenze zum Hades).
Das Wasserrecht im allgemeinen ist eine der eine der
Aber auch andere „nicht menschliche“ Wesen, die
ältesten Formen der Rechtsprechung. Seit der Sess-
Quellnymphen, Nixen, Sirenen und Undinen (Loreley
haftwerdung der Menschheit und der damit verbun-
– Rhein ) sind aus dem Wasser entstanden. In der
denen Bewässerung der Felder gab es die Notwendig-
Romantik steht das Wasser für die hnsucht nach Un-
keit, den Zugang zum Wasser und dessen Verteilung
endlichkeit.10 Goethe dichtete: „Des Menschen Seele
zu regeln. Im Mittelalter war das Privileg, Fische
gleicht dem Wasser...“
6
„Das Meer ist frei“
fangen zu dürfen, dem Adel oder Klerus vorbehalten. Seit ungefähr 400 Jahren gilt auf den Weltmeeren 7 http://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Grotius
16
5
Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung
Globale Umweltveränderungen (WBGU):
Welt im Wandel: Menschheitserbe Meer, 2013
8
International Ocean Institute: Ein kleiner Abriss zur Geschichte
des Seerechts. http://ioi.zmt-bremen.de/
9
Resolution der UN-Generalversammlung A/64/L.63/Rev.
http://www.wbgu.de/hauptgutachten/hg-2013-meere/
1 und Add.1 http://www.un.org/
6 http://de.wikipedia.org/wiki/Wasserrecht
10
H. Böhme: Umriss einer Kulturgeschichte des Wassers
Nach der nahezu lückenlosen Entdeckung der Erde
the expected shortage of land including increasing
kennen wir zwar jede Gegend der Erdoberfläche sehr
agricultural production, urban densification and city
genau; die Tiefsee und die Ozeane dagegen bieten
expansion into floodplains: Floating developments can be
Floating developments
noch immer viele Rätsel. So werden sie auch heutzu-
a promising solution to global land scarcity, especially if a
can be a promising
tage als "last frontier"1, die letzte noch zu entdecken-
symbiosis is created between cities on land and floating
solution to global land
de und zu erobernde Grenze der Erde bezeichnet.
developments on water.
scarcity
In Erinnerung an die alten Seefahrtlegenden und dem
This symbiosis is achieved using waste nutrients and
Mythos der Ozeane gibt es auch heute viele Visionen,
CO2 for the production of food and biofuel in floating
die ein Leben der Menschen auf dem Ozean
cities, with the application of floating algae systems.
skizzieren.
This approach closes nutrient and waste cycles and can
Der folgende Abschnitt, ein Abstract einer Studie zur
provide ecological services to coastal cities. It was found
Situation der Landknappheit im Jahr 2050 beschreibt
that food and biofuel production on water can be >10
die Wichtigkeit des Lebensraums Wasser für die
times more efficient per surface area unit. Cities can
Menschheit:
be constructed on the water with the same density as cities on the land. Because of the higher efficiencies the
„Rapid urbanization, rising food demand, land
amount of space on the sea that is required to solve the
degradation, increasing biofuel demand and climate
global land shortage in 2050, is much lower than on the
change are expected to lead to a shortage of land
land: In the high scenario 1.5% of the total ocean surface
in 2050. There are existing options to deal with
is needed"2
1
2
Reducing global land scarcity with floating urban
http://oceanexplorer.noaa.gov/
NOAA Office of Ocean Exploration and Research :
development and food production.
Bart Roeffen, R.E. De Graaf (Delta Sync & Rotterdam
University of Applied Sciences)
http://www.discovery.com/tv-shows/curiosity/videos/
the-ocean-our-final-frontier.html
17
Manche dieser spektakulären Visionen sind vielleicht
Eine ganz andere Herangehensweise zeigend, stellt
in naher Zukunft bereits realisierbar, manche andere
das Projekt "Open Sailing" dar. Open Sailing ist eine
werden wohl für immer nur Träume und Ideen blei-
internationale Community aus Wissenschaftlern,
ben. Im folgenden soll anhand dreier Konzepte kurz
Ingenieuren, Programmierern, Amateuren und vielen
ein Einblick in diese Entwicklung gegeben werden:
anderen, die sich die Entwicklung einer Open-
In Form von gigantischen Kreuzfahrtschiffen existie-
Source-Oceanstation zum Ziel gesetzt hat:
ren "schwimmende Städte" bereits. alle paar Tage an einem
Das Konzept "The World" bietet auf einem umge-
"a new generation of semi-permanent affordable
neuen Ort in der Welt
bauten Kreuzfahrtschiff für gut betuchte Menschen,
and sustainable architecture to explore and study
aufwachen
die Möglichkeit eine dauerhafte Unterkunft auf dem
the oceans, understand biodiversity, monitor climate
Wasser zu erwerben und alle paar Tage an einem
change, address marine pollution, invent new
neuen Ort der Welt aufzuwachen.3
modes of sustainable aquaculture, create data mesh
Das Seasteading Institute verfolgt eine im Grundge-
networks, produce renewable energies, for navigation
danken sehr ähnliche Vision. Ein Zusammenschluss
safety purposes and much more." 6
von mehreren Investoren und Ingenieur- und Architekturbüros arbeitet bereits seit einigen Jahren an
Dieses vielversprechende Projekt ist allerdings vo-
einer schwimmenden Stadt, die in küstennahen Ge-
rübergehend pausiert, da nach der Ölkatastrophe
wässern entstehen soll. Der Gedanke an eine eigene
im Golf von Mexiko (2010) sich das Team, bzw. die
kleine Nation, also unabhängig oder nur sehr locker
Community darauf einigte eine ebenfalls open source
an die staatlichen Gesetzte angebundenes Rechtssys-
gestützte Meeresdrohne zu entwickeln, welche selbst-
tem fasziniert und interessiert viele Menschen.
ständig große Ölteppiche aufsaugen kann.7
Die Konzepte sehen zudem eine nachhaltige Strategie vor. Der Energiebedarf soll durch regenerative Energien (Wind, Sonne, Algen/Mikroorganismen) gestillt werden und Nahrung sowie Abfall in einem autarken System erzeugt und wiederverwendet werden. 4 5
3 http://aboardtheworld.com/
18
4 http://seasteading.org/
6 http://opensailing.net
5
7 http://protei.org/
Blue Revolution: http://blue21.org/
The Seasteading Institute International Ocean Station (Open Sailing)
19
Die Orte an Küsten oder Flüssen, die als Hafen ge-
ständig optimiert. Durch diesen Wandel der Technik
eignet sind, waren schon immer die Schnittstellen
und die stark steigenden Containerzahlen änderte
zwischen Mensch und dem Wasser. Hier kamen Men-
sich auch das klassische Bild der Verladekais in den
schen, Kulturen und Güter aus aller Welt zusammen
Häfen hin zu modernen Containerterminals, um
und machten diese Hafenstädte schnell zu Zentren
dem gestiegenen Platzbedarf gerecht zu werden und
der Entwicklung und des Fortschritts. Mit dem Fort-
eine bessere Erreichbarkeit für Containerschiffe mit
schreiten der Industrialisierung und dem immer grö-
großem Tiefgang zu ermöglichen (Bsp. Rotterdam,
Die 15 größten Schiffe
ßer werdenden Volumen des Güterverkehrs wuchsen
Jade-Weser-Port).
der Welt pusten pro
auch die Häfen und die umliegenden Wohngebiete.
Die ebenfalls sehr hohen Schadstoffemissionen
Jahr so viel Schwefel
So entstanden in den meisten Städten immer größere
großer Schiffe in innerstädtischen Häfen sorgen für
in die Luft wie alle 800
Hafenanlagen. 1967 begann dann das, was als „Indus-
grenzwertige Feinstaub und Schadstoffbelastungen:
Millionen Autos.
trialisierung des Seeverkehrs“ bezeichnet wird: das
Die 15 größten Schiffe der Welt pusten pro Jahr so
Container-Zeitalter im Hafen. Heute werden, Tendenz
viel Schwefel in die Luft wie alle 800 Millionen Autos
steigend, 70 Prozent der gesamten Güter im Hafen in
zusammen.2 Auch das sogenannte "Cold Ironing", das
den genormten Boxen umgeschlagen.
Abschalten der Schiffsmotoren während der Standzeit
Die schnelle Löschung von Frachten über Computer-
im Hafen und die damit einhergehende Energiever-
systeme hat die Transportkosten enorm gesenkt und
sorgung des Schiffes über das Land her, ist bisher nur
die Kapazitäten der Schiffe werden weiter ausgebaut.
in wenigen modernen Häfen möglich.3
1
Die Raumausnutzung bei Transport auf dem Schiff, die Lagerung und das Umschlagen der Güter wurde
1 http://www.logistikbranche.net/verkehrstraeger/seeschifffahrt/ containerverkehr.html
20
2
P.M. Magazin, Ausgabe 06.2011:
„Jetzt lernen Frachter surfen“
3
Christian Nowack : Landstromanbindung im Kieler Hafen (2014)
Im Zuge der Tertiärisierung, dem gesellschaftlichen
(Verbot von Schweröl auf Nord- und Ostsee 2015)5
Wandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft, der
und immer stärkerer Konkurrenz, entdeckt die Schiff-
Optimierung und Automatisierung des Hafenbetrie-
fahrt ihre grüne Seite. Sie arbeitet an Rußfiltern und
bes, waren immer weniger Menschen direkt in der
Entschwefelungsanlagen, an besseren Rumpf- und
Hafenindustrie beschäftigt und auch die Auslagerung
Ruderformen, an Solarschiffen und alternativen Treib-
der Hafenindustrie in moderne Tiefwasserhäfen hatte
stoffen (Flüssiggas)6 und gigantischen Kite-Drachen
zufolge, dass die alten innerstädtischen Hafengebiete
zur Antriebsunterstützung.7
an Bedeutung für die Industrie verloren haben. Stattdessen werden diese nun „frei" gewordenen wassernahen Lagen in stadtplanerisch neuartigen Konzepten und Strukturen wieder aufgewertet. Bereits 2030 könnten die großen Hochseefrachter ganz aus den Häfen verschwinden und nur noch an sogenannten „Offshore-Umschlage-Hubs“ ihre Ladung löschen, welche dann wiederum von wesentlich kleineren Feederschiffen energiesparend und emissionsfrei an ihre jeweilige Destination an Land gebracht werden.4 In der Schifffahrtsindustrie setzt ebenfalls ein Wandel ein: Lange Jahre hat sich die Branche gegen jede Form der Innovation gesträubt. Sie hat sich nicht um den extremen Treibstoffverbrauch gekümmert - und erst recht nicht um die Auswirkungen auf die Umwelt. Doch das ändert sich gerade grundlegend. Aufgeschreckt von steigenden Ölpreisen, von drohenden Umweltschutzauflagen
4
Armin Warnecke: Offshore Cargo Management
Concept, 2014, Kiel
(Gewinner Mia Seeger Preis 2014)
5
Der Spiegel: „Rauch verboten“ (Nr. 33. 12.08.2013)
6
Die Welt: Kampf mit Hochtechnologie um jeden
Tropfen Sprit (11.09.2014)
7 http://www.skysails.info/
21
Wasserstadt Leipzig
Durch strengere Umweltauflagen für die Industrie
Wasserfrontentwicklung völlig gewandelt werden
und der damit einhergehenden Regenerierung und
kann. Aus ehemaligen Industriestädten können durch
Arkitektgruppen Cubus:
steigenden Qualität der urbanen Gewässer eröffnen
gute Wasserlageentwicklungen und Wasserfrontpro-
Rana Waterfront
sich viele Möglichkeiten, das Wasser dem Menschen
jekte attraktive Dienstleistungs- und Tourismusorte
aus sicherheitstechnischen Gründen nicht mehr
werden.1 Das Element Wasser rückt dadurch wieder
vorzuenthalten und gleichzeitig einen neuen Zugang
stärker in den Lebensmittelpunkt der Bewohner und
zu dem Wasser zu finden. Weltweit entwickelten seit
Besucher und stärkt die Attraktivität dieser Städte.
den 90er Jahren Städte ihre Wasserfront- und Hafenanlagen. Man hat die Qualität der „Stadt am Wasser" wieder entdeckt und es ist deutlich und bekannt geworden, dass das Image einer Stadt durch eine gute 22
1
StadtWasser. Wasserkonzepte für die Stadtgestaltung,
Hrsg.: Heiner Haass
Heutige Raum- und Stadt-planerische Ansätze setzen
Hafen und Stadt neu zu definieren und eine neu
hierbei besonders auf eine ganzheitliche Betrachtung
strukturierte Hafennutzung zu entwickeln.
der Wasser- und Uferzonen. So werden neben der
Auch hierbei kommen neue Land und Wasserflächen
bloßen Neugestaltung der Wasserkanten auch der
heraus, die in der Stadtentwicklung bearbeitet wer-
Hochwasserschutz, die Renaturierung der Ökosysteme
den müssen. Nicht nur See- und Hafenstädten bieten
sowie die Nutzung des Flusses selbst berücksichtigt.
die Wasserfronten ein großes Aufgabenfeld; so besit-
Fließgewässer werden aus ihrem Betonkorsett befreit,
zen zahlreiche Städte und Gemeinden im Binnenland
und durch die Einrichtung neuer Überflutungs- und
eine Wasserfront an einem Fluss, Kanal, Bach oder
Pufferzonen wird es ihnen ermöglicht in ihrer natür-
See. Viele dieser Orte sind sich dieser besonderen
lichen Art und Weise zu fließen. Diese Pufferzonen
Lagegunst nicht bewusst. Eine Identifizierung und At-
können in normalen Zeiten durch Gastronomie,
traktivierung der Wasserfront könnte für viele Städte
Events oder auch einfach als Parkanlagen genutzt
ein entscheidender Schritt in die Zukunft sein. Dieses
werden und sind im Falle eines Hochwassers schnell
zum einen aus wassertechnischer Sicht, etwa dem
geräumt. Besonders in Innerstädtischen Räumen
Hochwasserschutz, zum anderen aus städtebaulicher
wird eine direkte Begegnung des Menschen mit
Sicht und zur Verbesserung der kommunal-wirtschaft-
Rebuild by Design
dem Wasser gefördert. Steile Wasserkanten werden
lichen Situation. Wasser-orientierte Städte und eine
Competition:
aufgebrochen und mit Treppen, Stegen oder kleinen
interessante Angebotsmischung an einer Wasserfront
Manhattan, NY
Grüninseln für jedermann zugänglich gemacht. Als
erhöhen das Image und die Attraktivität der Stadt am
BIG
weltweiter Trend ist festzustellen, dass städtische
Wasser.3
(Bjarke Ingels Group)
2
Hafenanlagen derzeit neu in Wert gesetzt werden. Städtebauliche Entwicklungskonzepte zur Attraktivierung von Hafenbrachen werden weltweit erfolgreich umgesetzt und bringen den meisten dieser Städte eine vorher ungeahnte Aufwertung. Durch das Wachstum dieser Städte liegen die Häfen heute oftmals in attraktiven und hochwertigen Innenstadtlagen. Nun wird versucht, diese Schnittstelle zwischen
2
Fluss.Raum.Entwerfe. Planungsstrategien für urbane Fließ-
3
StadtWasser. Wasserkonzepte für die Stadtgestaltung,
gewässer. Hrsg. u.a.: Martin Prominski
Hrsg.: Heiner Haass
23
Hoboken Waterfront, NY. Rebuild by Design Competition: rebuilding areas affected by Hurricane Sandy focusing on resilience, sustainability and livability. (Office for Metropolitan Architecture, OMA) 24
Urbane Wasserlagen finden sich nicht nur an Küstenstädten. In Städten, deren Ortsbilder durch große Seen oder Flüsse bestimmt sind, ist die Nutzung von Wasserflächen für schwimmende Gebäude möglich. Dort wo durch Strukturwandel Hafenanlagen, Kanäle Schleusen oder andere Wasserbauwerke brachliegen können „vergessene“ städtische Zonen an urbane Bereiche anschlossen werden und neue Kristallisationspunkte des städtischen Lebens bilden. So gibt es ständige Wasserflächen, auf denen bereits gewohnt und gearbeitet wird. Schwimmende Häuser, momentan als exklusiver Luxus vermarktet, werden zunehmend zu einer breiten siedlungstechnischen Variante. Das Leben auf dem Wasser wurde nicht zu einer wiederentdeckten, neuen Lebensform, es wurde zu einem Lifestyle entwickelt. Neben diesem marketing-orientierten Lifestyle kann das "amphibische" Wohnen gleichwohl zur Notwendigkeit für einzelne Städte und Regionen werden. Überflutungsgefährdete Städte, Stadtteile oder Regionen stehen vor der Wahl des Umsiedelns oder der des Schwimmens. Amphibische Häuser, oder auch soge-
water retention space
nannte "floating homes" bieten hierfür eine Lösung,
& floating house
die sinnvoll, preiswert, sicher und mit den Möglichkeiten
development, Utrecht
moderner Stadtgestaltung vereinbar sind.
Seattle, USA 25
Einleitung Die Integration des Wassers in das alltägliche Leben und die Verlagerung von Lebensraum an das Wasser bedeutet nicht nur, dass die direkt anliegenden Bewohner direkteren Zugang zu dem Wasser bekommen, sondern dass das Wasser im öffentlichen Bewusstsein einen neuen Stellenwert erlangt. Wasserfronten werden aufgebrochen und das Erleben des Wassers wird gestärkt. Zumeist hört jedoch genau an der Wasserkante das Erleben auf. Jeder wird das Gefühl kennen, an einer Reling zu stehen, auf das Wasser zu blicken und sich zu wünschen, jetzt doch auf einem Boote ein paar Meter weiter das Wasser direkt erleben zu können. Das Wasser bildet eine schwer zu überwindende Barriere für uns. Jeder wird das Gefühl kennen auf das andere Ufer zu schauen und zu denken, wie einfach es wäre, mit einem Boot direkt hinüber zu fahren, ohne den Umweg über eine der Brücken zu nehmen. Brücken sind somit zumeist die einzige Möglichkeit über das Wasser hinweg zu gelangen. Diese sind jedoch oft Engpässe und es kommt zu einer starken Verdichtung der Nutzer und des Verkehrs. So lässt sich entlang der Wasserkanten oft ein deutlich höheres Verkehrsaufkommen beobachten. Dort sind die Möglichkeiten der baulichen Erweiterungen oft sehr begrenzt. 26
Öffentlicher Personennahverkehr auf dem Wasser
„Kurzurlaub“
Viele Städte mit Wasserflächen bieten auf bestimm-
Räumen, wurde großes Potential zugesprochen. Be-
ten Strecken Fährverbindungen im öffentlichen
reits erfolgreich realisierte Projekte wie die ÖPNV-An-
Nahverkehr an. Der Personenverkehr auf dem Wasser
bindung per Schnellfähre (Ijmuiden – Amsterdam
leistet einen Beitrag zur Lösung der Verkehrspro-
Central Station) bieten attraktive Angebote nicht nur
bleme, wodurch Flüsse und Seen einen weiteren
für Touristen, sondern vorallem auch für Berufspend-
Bedeutungszuwachs erfahren. Allerdings hat dieser
ler. Die Einrichtung solcher Wassergebundenen Trans-
Verkehrsweg nur dann eine Chance, wenn er von der
portsysteme sind im Vergleich zu der Straße verhält-
Bevölkerung angenommen wird und in den vorhan-
nismäßig günstig. Lediglich die An- und Ablegestellen
denen Stadtverkehr integriert wird. Im Wettbewerb
müssen gebaut und das Gefährt angeschafft werden.
mit dem Auto bietet er einen „Kurzurlaub“ auf dem
Einmal installiert benötigen sie dann nur noch wenig
Wasser und somit ein anderes Reiseerlebnis. In den
Wartung. Das Wasser als Transportbasis steht zur
Niederlanden gibt es einige Bestrebungen, die über-
Nutzung immer zur Verfügung. Straßen hingegen
lasteten Innenstädte durch die Nutzung der vorhan-
sind in der Errichtung sehr viel kostenintensiver und
denen Wasserstrukturen zu entlasten: Die Studie „wa-
aufwendiger zu warten.
ter voor bereikbaarheid / water mobility“ untersucht
Die touristisch geprägte Fahrgastschifffahrt erfährt
dabei die Verwendung des historischen Wassernetzes
ebenfalls stetigen Zuwachs. Sie bietet eine angenehm
für die Verbesserung der Erreichbarkeit der nieder-
entschleunigte Fortbewegung und zudem einen „an-
„anderen Blick auf das
ländischen Binnenstädte. Besonders die Einrichtung
deren“ Blick auf das „Land“.
Land“.
von sogenannten "Park and Float"-Plätzen, eine der
1
Innenstadt vorgelagerte Parkmöglichkeit mit direkter Wasserbusverbindung zu den innerstädtischen
1
28
Delta Sync: water voor bereikbaarheid / water mobility (2010)
Urban Water Bus Concept, Stockholm
Schnellfähre Ijmuiden – Amsterdam East River Ferry , New York Public Transport
29
Wassersport und individuelle Mobilität.
Nach wie vor ist der Individualverkehr auf dem Was-
unkomplizierter als die der Segelboote; nicht zuletzt
ser das prägende Bild. Viele kleine oder auch größere
wegen des einfacheren Transports.
Boote sind auf den Wasserflächen zu beobachten und liegen zumeist in den Yachtclubs am Ufer.
Heutzutage verlieren jedoch immer mehr, besonders
Von den 60er- bis in die 90er-Jahre erlebte die Was-
jüngere Menschen das Interesse an einem eigenen
sersportwirtschaft in Deutschland goldene Zeiten.
Boot. Diese Entwicklung hat für die Branche erheb-
So galt ein eigenes Boot als Statussymbol für den
liche Auswirkungen. Es steigen aus Altersgründen
aufstrebenden Mittelstand. Die klassischen Wasser-
mehr Menschen aus dem Bootssport aus als neue
sportarten, das Segeln, Rudern und Paddeln, sowie
hinzukommen. Derzeit gehen dem Bootssport etwa
andere neue Wasser-Funsportarten wie das Surfen
5000 Bootseigner jährlich verloren. Prognosen für das
oder Wakeboarden erfreuen sich immer größerer
Jahr 2027 gehen sogar von einem Rückgang von über
Beliebtheit.1
50 % der Bootseigentümer aus.3
Der Trend im Bootssport geht jedoch deutlich hin
Robert Marx, Präsident des Bundesverbandes Wasser-
zu den Motorbooten. Von den etwa 500.000 Booten
sportwirtschaft, sprach in einem Interview im Ham-
in Deutschland sind mehr als 300.000 Motorboote.
burger Abendblatt (23.10.2014) über diese Entwick-
Die Nutzung eines Motorbootes ist dabei wesentlich
lung und ihre Ursachen:
2
30
1
Die Welt 03.05.14:
Rudern und Segeln besonders beliebt.
Hamburg startet in das „Jahr des Wassersports.“
Edgar S. Hasse
3
Prognose der Anzahl der männlichen Motorbootseigner
2
Forschungsbericht: Strukturen im Bootsmarkt;
in Deutschland von 2007 bis 2027:
Forschungsvereinigung für die Sport- und
Forschungsvereinigung für die Sport- und Freizeitschiff
Freizeitschifffahrt e.V. (FVSF) (2008)
fahrt e.V. (FVSF)
„Wir haben am Bootsmarkt eine ähnliche Entwicklung
Booten die Möglichkeit ihre Boote mit anderen Men-
wie im Automobilbereich. Jüngere Menschen wollen
schen zu teilen und gegen ein Entgelt segeln zu las-
Mobilität, aber nicht unbedingt ein eigenes Auto.
sen und zugleich die Möglichkeit die Unterhaltskos-
Die Scheu vor Kapitalbindung und auch Zeitmangel
ten zu reduzieren, denn Segeln ist zwar ein schönes,
Die Branche muss auf
führen dazu, dass Nutzer ihre Boote für den Urlaub
aber auch ein teures und zeitintensives Hobby. Zu den
diese Entwicklung
eher chartern, als sich ein eigenes zu kaufen und
Anschaffungskosten kommen Liegeplatz, Versiche-
reagieren und kreative
dann den gesamten Aufwand zu betreiben, der damit
rung und Instandhaltung, Pflege, Ein- und Auswin-
Lösungen anbieten.
zusammenhängt – von der Bootspflege bis zu den
tern, Arbeitsdienste im Segelverein binden Zeit. Dies
Liegeplätzen im Sommer und im Winter. Die Branche
ist ein beträchtlicher Aufwand, vor allem zu den im
muss auf diese Entwicklung reagieren und kreative
Verhältnis auf dem Wasser genossenen Stunden.6 Die
Lösungen anbieten.“
Nutzer können sich somit diesen Verwaltungs- oder
4
Wartungsaufwand sparen und dennoch mobil sein. Diese offensichtliche Diskrepanz zwischen dem
Jedoch blockieren viele Segelvereine dieses Konzept.
höchst attraktiven Medium Wasser (Rekreation),
Sie fürchten um ihre ohnehin schon rückläufigen
dem Wassersport und auf der anderen Seite und der
Mitglieder, Vereinsbeiträge und ihre alten Seglertra-
starke Rückgang der Bootsbesitzer mit dem damit ein-
ditionen.
hergehenden übersättigten Gebrauchtmarkt macht deutlich, dass es grundlegender Veränderungen und innovativer Ideen bedarf. Das Konzept „Bootschaft.net,“5 von zwei Hamburger Studenten ins Leben gerufen, bietet seit ein paar Jahren sehr erfolgreich ein Sharingprogramm für Segelyachten an. Viele gut gepflegte Segelyachten liegen den Großteil der Saison ungenutzt an ihrem Liegeplatz. „Bootschaft“ bietet nun Besitzern solcher
4
Robert Marx, Präsident des Bundesverbandes
Wassersportwirtschaft
„Der Trend geht zum Motorboot“,
Hamburger Abendblatt, 23.10.14
5 www.bootschaft.net
6
Süddeutsche Zeitung 21. Oktober 2012:
„Mein Boot ist dein Boot.“
31
Boote in Deutschland
305 300 195 200
100
in Tsd
0
Segelboote
Motorboote
Quelle: Dipl.-Ing. Dr. Wolf-Dieter Mell: Forschungsbericht Nr. 1, Forschungsvereinigung f端r die Sport- und Freizeitschifffahrt e.V.
32
Trend: Bootseigner
490
250 200
340
150 250 100 50 0
2007
30-44 Jahre
2017
45-59 Jahre
in Tsd
2027
60-74 Jahre
33
Interboot. Friedrichshafen. 20 - 28 Sept. 2014 „Die INTERBOOT will Menschen für den Wassersport begeistern. Ideenreichtum und innovative Konzepte machen sie jedes Jahr von Neuem zu einem mitreißenden Messeerlebnis." 1 Ende September besuchte ich im Rahmen der Recherche die „Interboot“ in Friedrichshafen. Sie ist eine Messe für sehr unterschiedliche Zielgruppen: Auf der einen Seite sind es sehr gut betuchte Menschen, die sich tatsächlich überlegen ein Boot oder eine Yacht für viel Geld zu kaufen, auf der anderen Seite Menschen, die auf der Suche nach günstigem Equipment für ihr Hobby (Funsport, Wakeboard, Snowboard, Angeln) sind. Entsprechend präsentierten sich auch die Aussteller in den Hallen: Die großen Hallen waren mit pompösen Aufbauten versehen, eingerahmt von den luxuriösesten Booten. Allen voran war die Werft "Bavaria" mit gleich mehreren sehr ausladenden Messeständen präsent. Die kleinen Hallen glichen dagegen einem Bazar.
1 http://www.interboot.de/ib-de/zahlen-fakten/ allgemeine-information.php
34
Hier wurde alles rund um den Funsport zu Outlet-
geringerem Einkommen wenig gute Alternativen
preisen verkauft. Generell ist die Interboot also eine
gibt das Wasser zu nutzen. Ergiebig hingegen war
Verkaufsmesse, die wenig echte Innovation bietet.
der Besuch insofern, einen Einblick in die Szene und
Auch scheint in der Bootsbranche noch kein Umden-
besonders Infomaterial zu der aktuellen Technik der
ken zu umweltfreundlichen Materialien, Techniken
Elektroantriebe und zu allgemeinen Themen der
oder Antrieben eingesetzt zu haben. In einigen
Schifffahrt zu bekommen.
Gesprächen mit sowohl Werftsvertretern als auch Vertretern von Motorenherstellern (Mercury und Honda) bestätigte sich mein Eindruck. Die Motorhersteller waren der Meinung, dass das Thema Umweltschutz in der Schifffahrtsbranche kein großes Thema, eine vergleichbare Entwicklung von Hybrid und Elektroantrieben in der Automobilindustrie ihnen nicht bekannt sei und somit im Wassersport nicht verfolgt werde: "...dem Kunden ist es egal ob der Motor 20 oder 30 Liter verbraucht." Die wenigen Hersteller von Elektromotoren, unter anderem der Marktführer Torqueedo, befanden sich mit kleinen Ständen am Rande der Halle. In Gesprächen meinten sie, dass es nun bereits Interessenten und einen wachsenden Markt gäbe, und sie es zudem geschafft hätten leistungsstarke und für den Wassersport zukünftige Antriebssysteme zu entwickeln. Des weiteren waren einige Schifffahrtsverbände, Wasserpolizei und Wasserämter vertreten, welche gute Auskunft über die rechtlichen und sicherheitstechnischen Belange auf dem Wasser geben konnten. Im Großen und Ganzen war es durchaus beeindruckend zu sehen, welcher Luxus auf den Gewässern vertreten ist, doch ähnlich ernüchternd war es auch festzustellen, dass es für Menschen mit 35
Auch wenn die Faszination des Wassers auf den Menschen nicht durch eine Antwort begründet werden kann, so lässt sich doch schnell die Bedeutung des Wassers in unserer Gesellschaft erkennen: Die rasante Entwicklung der Städte am Wasser, die Neugestaltung von Wasserfronten und das immer beliebtere Wohnen am und auf dem Wasser sind hierfür klare Beweise. Die zunehmende Landknappheit in urbanen Räumen und überfüllte Straßen erfordern somit ein Neudenken der bisherigen Strukturen; alternative Verkehrssysteme auf dem Wasser gehören ebenso dazu. Doch die Nähe zum Wasser schlägt sich durch ein immer steigendes Preisniveau nieder. Für viele Menschen ist es der Inbegriff von Luxus ein Boot zu haben, auf dem Wasser zu fahren. Ein Luxus, der neben Geld vor allem auch Zeit kostet und viel Engagement benötigt. Der starke Rückgang der Bootsbesitzer zeigt, dass viele Menschen sich das Wasser nicht mehr leisten können. Das Wasser dagegen hat an seiner Attraktivität nichts verloren; die Qualität des Wassers steigt vielerorts wieder und es zieht mehr und mehr Menschen an die Uferzonen. In urbanen Räumen, wo die sich rasant entwickelnde, moderne Stadt direkt auf das stetig fließende Wasser trifft, bildet sich ein 36
besonderes Spannungsfeld: Viele Menschen treten in direkten Kontakt mit dem Wasser, sitzen am Ufer, laufen an den Promenaden entlang, oder betrachten die Wasserfläche von den Stegen aus. Das Wasser zieht die Menschen förmlich an. Das Wasser wird vielfach gekreuzt und überquert, sei es durch Brücken oder manchmal auch mit Fähren. Auch bietet das Wasser in den hektischen städtischen Räumen mit und neben Parkanlagen einen Ruhepol. Dieses moderne Umdenken findet bereits in vielen mit dem Wasser assoziierten Bereichen statt. Doch die Mobilität auf dem Wasser ist davon zumeist noch nicht betroffen. Zwar gibt es vermehrt innovative Konzepte zum öffentlichen Personennahverkehr, jedoch werden diese nur zögerlich umgesetzt. Die Mobilität auf dem Wasser erfordert also neue Gedanken und Ideen um auch hier nicht den Anschluss an das moderne Leben der Menschen zu verlieren. Da für die Menschen die Mobilität auf dem Wasser sowohl zur Freizeitgestaltung als auch zum reinen Transport ein wichtiger Bestandteil des Lebens am Wasser ist, bietet sich hiermit ein spannendes Entwurfspotential für mich als Gestalter. Mein Entwurf sollte demnach im urbanen Raum verortet sein, die Lebensumstände junger und moderner Erwachsenen oder auch Familien mit einbeziehen, kurzum ein zukunftsfähiges Bootskonzept darstellen. Das Wassernetz in und um Berlin stellte für mich einen idealen beispielhaften Raum dar.
37
38
Entwurf: Mobilit채t auf urbanen Gew채ssern
39
40
1. Einleitung Mein Entwurfsthema „Mobilität auf urbanen Gewässern“
Entwurfsthema:
und das daraus hervorgegangene Szenario eines Sharing-
Mobilität auf urbanen
konzeptes auf Basis eines dafür entworfenen Bootes entwi-
Gewässern.
ckelte sich parallel zu meiner theoretischen Beschäftigung mit dem Thema des „Lebensraumes Wasser“. Kontinuierlich reflektierend, die Schnittstellen von Wasser zu Mensch betrachtend, habe ich mich früh dazu entschieden dieses Feld zu wählen. Im Verlauf des Entwurfs beschäftigte mich immer wieder die Frage, welche Bedeutung das Medium Wasser für uns Menschen in unserer modernen Welt inne hat und wie wir damit umgehen bzw. umgehen werden. Die urbane Mo-
Integration in bestehen-
bilität ist besonders spannend wenn sie mit dem Wasser in
des Mobilitätsgefüge
Verbindung gesetzt wird. Urbane Mobilität auf dem Wasser
der Stadt
gibt es soweit nur in Form von Ausflugsschiffahrt und den etwas kleineren Bootsverleihen. Es tangiert die Menschen und den alltäglichen Verkehrsfluss bis dahin recht selten. Dieses sozusagen noch „Brach liegende Gelände“ gilt es für mich in meinem Entwurfsthema zu bearbeiten; zu untersuchen inwiefern ein öffentliches Sharingsystem in das
Molecule Men, Berlin:
Mobilitätsgefüge integriert und auch durch die Gestaltung
„... Ganzheit und Ein-
des dazugehörigen Bootes den Menschen eine weitere,
heit innerhalb der Welt
etwas andere, Art der Fortbewegung und Erholung ange-
zu finden.“
boten werden kannn.
– Jonathan Borofsky 41
2. Mobilitätskonzept Verortung Berlin / urbane Räume
42
Die Verortung des Sharingkonzeptes in
die Menschen ein verstärktes Bedürfnis nach
meinem Entwurf ist grundsätzlich zuerst der
Erholung und Auszeit in der Natur entwickeln.
urbane Raum und die ihn durchfließenden Ge-
Das Wasser in der Stadt bietet diese Bedingungen in
wässer im allgemeinen. Urbane Räume haben
nahezu perfekter Weise: Stetig und ohne Unterlass
sich nicht erst zuletzt als Zentren der Entwick-
fließt es durch die Stadt und moderne stadt- und
lung hervorgetan: Ob man nun die Hochkultur
raumplanerischen Konzepte erleichtern zugleich den
mit Kunstmuseen und historischen Gebäuden
Zugang.
meint, oder die Alltagskultur der Straße,
Für meinen Entwurf habe ich zudem Berlin als
es sind immer Städte, in denen Kultur erzeugt,
beispielhafte Stadt gewählt. Das Wassernetz in und
ausgetauscht und wahrgenommen wird. Sie
um Berlin bietet eine abwechslungsreiche Vielfalt:
bieten somit
Die Spree durchfließt die gesamte Stadt und kleinere
einen idealen Nährboden für Entwicklungen
Kanäle ergänzen sich zu einem ausladenden Netz an
und neue Erscheinungen. Auch technologische
Wasserstraßen durch die verschiedenen Stadtteile.
Innovationen im Endnutzerbereich erfahren in
Zudem besteht sowohl im Osten als auch im Westen
Städten zumeist einen schnelleren Durchbruch,
Anschluss an eine größere Seenlandschaft (Spandau/
die Infrastruktur ist entweder schon gegeben
Wannsee und Köpenick/Müggelsee).
oder wird hier zügig ausgebaut. Doch diese
Die Wasserstraßen sind gut in das Stadtbild integriert
schnellen Entwicklungen, das rastlose Leben in
und bieten spannende Einblicke in die Stadt aus einer
den modernen Städten sorgen auch dafür, dass
ganz anderen Perspektive.
43
London
44
Rotterdam
Stockholm
Berlin
Hamburg
Leipzig
City
See
45
Exkurs: Sharing Economy
46
Der Begriff der Sharing Economy beschreibt den
Austausch von Dingen oder Dienstleistungen handelt.
Zugang zu, anstatt den Besitz von Dingen. Denn
Doch in der eigentlichen Funktion ist es durchaus
oftmals steht dieser persönliche Besitz, wie z.B. Autos,
üblich einen bestimmten Betrag für den Austausch
Ferienhäuser, Sportgeräte oder andere die meiste
oder das Nutzen der Plattform zu bezahlen. Doch
Zeit ungenutzt herum. Wenn diese Ressourcen nun
das „Sharing“ ist anders als die übliche Wirtschaft:
aber geteilt werden, können sie für eine Vielzahl von
Es reduziert den käuflichen Erwerb (Abverkauf) von
ermöglicht die Bedürf-
Nutzern verfügbar sein. Ähnlich verhält es sich mit
Dingen, es ermöglicht die Bedürfnisse der Nutzer
nisse der Nutzer mit
Fähigkeiten oder besonderem Wissen von Menschen,
mit geringeren Kosten zu befriedigen und ist somit
geringeren Kosten zu
von welchem andere Menschen profitieren könnten,
besonders attraktiv für diejenigen, welche des sich im-
befriedigen
wenn sie den Zugriff dazu hätten.
mer wiederholenden Kaufens von Dingen müde sind.
Die Sharing Economy setzt nun dort an, diese Dinge
In unserer Gesellschaft wird Wohlstand häufig mit
oder Fähigkeiten für andere verfügbar zu machen.
dem Besitz vieler Dinge gleichgesetzt; durch das
Heutzutage ist es durch die gute Vernetzung der
„Teilen“ von Dingen eröffnet sich jedoch eine mindes-
Menschen durch Internet und Smartphone kein Prob-
tens ebenso große Vielfalt an Möglichkeiten.
eine Möglichkeit
lem mehr diese Menschen zusammen zu bringen.
Das Teilen ist somit eine Möglichkeit Ressourcen
Ressourcen deutlich
Unternehmen in der Sharing Economy stellen Plattfor-
deutlich effektiver zu nutzen und sich nebenbei auch
effektiver zu nutzen
men bereit und verdienen somit durch das Zusam-
auf sozialer Ebene mit Menschen zu treffen, welche
menführen von Ressourcen und Bedürfnissen der
eine ähnliche Motivation und wirtschaftliche Ansicht
Nutzer. Sie schaffen Räume, sichere und transparente
haben. Die soziale Erfahrung, andere Menschen zu
Umgebungen, dass die Nutzer genug Vertrauen auf-
treffen, gemeinsam etwas zu schaffen und vor allem
bauen können um sich anschließend mit Fremden zu
das Wissen jemand anderem nützlich zu sein, ist ein
treffen, bzw. ihnen ihren Besitz anzutrauen.
wichtiger Faktor in der „Sharing Economy“.
Die „Sharing Econmy“ wird oft dahingehend falsch
Ein ebenso wesentlicher Bestandteil ist das Vertrau-
verstanden, als dass es sich um einen kostenlosen
en. Online Plattformen setzten viel Aufwand in eine
Vertrauen erweckende Gestaltung ihrer Dienste und
Citi Bike Station, Bike Sharing Programm, New York
eine transparente Beziehung ihrer Nutzer untereinander. Persönliche Profile, Empfehlungen und Bewertungen von vorherigen Kontakten werden sozusagen zu einer zweiten Währung. Unsere Reputation in der digitalen Welt erfährt einen hohen Stellenwert. Das Gegenüber entscheidet durch diese Informationen ob es uns vertrauen wird und somit über das Gelingen des Austausches.1 2
1 http://www.wave-innovation.com/en/sharing-economy.html 2
Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Sharing Economy
www.wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/688938792/
sharing-economy-v4.html
47
Nutzung / Sharing Szenario gesteigertes Bedürfnis
In unserer heutigen Zeit gibt es ein gesteigertes
unter anderem auf das Stadtbild ermöglichen und
nach Mobilität.
Bedürfnis nach Mobilität. Doch dieses Bedürfnis
eine möglichst qualitative Kurzerholung bieten.
geht nicht mehr in direkter Linie mit dem Besitz
Darüber hinaus ergibt sich jedoch die Möglichkeit
von Fahrzeugen einher. Für viele Menschen ist der
das Boot bei ausreichender Zeit auch als Transport-
eigene Besitz eines Fahrzeuges sowohl aus finanziel-
medium zu nutzen. Ein Netz aus Anlegestationen soll
len Gründen als auch aus der Relation von Zeit und
dafür die Grundlage bieten. Sehenswürdigkeiten,
Aufwand zu den Nutzen nicht mehr attraktiv genug.
bzw. die „points of interest“ oder Verkehrsknoten-
Diese Erscheinung spiegelt sich auch in der Mobilität
punkte sind ideale Orte für Anlegestationen: Erstere
auf dem Wasser wider. Auf den Straßen dagegen sind
gehäuft im Stadtzentrum zu finden und letztere an
viele Sharingprogramme (Automobil, Fahrrad) bereits
den äußeren Stadtteilen.
erfolgreich in den Städten vertreten.
Der fließende Übergang zu anderen öffentlichen
Durch die Bereitstellung des Fahrzeuges für viele
Transportmitteln ist somit gewährleistet.
unterschiedliche Menschen wird die Mobilität nun
Auch die mögliche Mitnahme zweier Fahrräder
erschwinglich und für viele Menschen zum ersten Mal
schafft eine nahtlose Integration in das Mobilitätsge-
auch erreichbar.
füge der Stadt.
So bedeutet dies für meine Arbeit, dass um ein zeitge-
Die Passagieranzahl richtet sich nach der bekannten
mäßes und zukunftsfähiges Mobilitätskonzept zu
Größe eines Kleinwagens: ein Fahrer und drei / maxi-
erarbeiten, eine Sharingumgebung die ergiebigste
mal vier weitere Mitfahrer.
Nutzungsvariante darstellt. Die Mobilität auf dem Wasser ist vornehmlich durch eine rekreative Ausrichtung geprägt. Das Boot in meinem Entwurf soll dazu einladen die vorhandene Freizeit, die freie Zeit, auf dem Wasser zu verbringen. Das Medium Wasser und die Fortbewegung darauf soll neue Perspektiven 48
Nähe zu Points of Interest: Sehenswürdigkeiten, Einkaufszentren ...
gute Anbindung an andere öffentliche Verkehrsmittel
dezentrales System hohe Flexibilität
neue Perspektiven Kurzurlaub / Erholung 49
Stationen/Terminal Der dezentraler Ansatz des Sharingkonzeptes soll eine große Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten bieten. Die bereits zuvor erwähnte Auswahl der Standorte für die Stationen ermöglicht eine größtmögliche Flexibilität in der Nutzung. Um den jeweiligen örtlichen Begebenheiten gerecht zu werden erfordert dies einen modularen Aufbau der Steganlage und des Terminals. Auf Gewässern mit geringer Breite und langgestrecktem Uferbereich können somit mehrere Anlegeplätze nebeneinander gereiht werden. Auf großen Wasserflächen mit schwer erreichbaren Uferbereichen hingegen kann eine sternförmige Anordnung angewendet werden. Die Plattformen selbst sind auf Schwimmkörpern befestigt und mit einem Steg mit dem Ufer verbunden. Sie können somit einen sich ändernden Wasserpegel ausgleichen. Das Terminal ist das zentrale Element der Station. Der Benutzer meldet sich hier mit seinem Log-In an und kann daraufhin die benötigten Batterieblöcke aus ihren Ladefächern entnehmen. Das Terminal kann sowohl auf der Plattform als auch auf dem Ufer angebracht sein.
50
51
52
53
Terminal
Boot
Log In
Check des Bootszustandes
Buchung des Energiepaketes
Click in der Batterie module
Check out der Batteriemodule
Drive & Enjoy
USER Online Informationsportal Registrierung Zahlungsdaten Einweisung / Lehrgang
54
Application verbindendes Element zwischen Benutzer, Boot und System Anzeige: Navigation Reichweite Warnungen ...
Online ?
Homepage
Registrierung
Zahlungsdaten
Informationsportal
Angabe der persönlichen Daten
Eingabe der gewünschten Zahlart /
Erklärung der Funktionsweise
Einverständnis der Teilnahme
Buchungsverfahren
Kostenübersicht
Application
Einweisung / Lehrgang
Installation und Konfiguration
Virtuellle interaktive Trainingsmission zum erlernen der wichtigsten Regeln auf dem Wasser. Üben des Ablaufes der Bootsnutzung.
55
Terminal Log-In
Fahrtverlauf
Energiepaket
Anmeldung mit persönlichen
Angabe zu der geplanten Wegstrecke /
Vorschlag & Buchung
Log In Daten.
Zielterminal
des benötigten Energiepaketes Bestätigung
Fahrt
Wahl des Bootes
Batteriemodule
Check-Out
Entnahme der geladenen Batterie-
Batteriemodul wird zum Laden eingeclickt
module aus dem Terminal
Frage nach Verlängerung (Tausch der Batterie) oder Ende der Fahrt Rating / Vorkommnisse / Fehlerreport Automatischer Check-Out.
56
Boot
Check des Bootszustandes
Aktivierung des Bootes
Verbindung mit App
Kurzer Kontrollgang über das Boot:
Click In der Batteriemodule
Freischaltung und Entriegelung
Prüfen des Sicherheitszubehörs
des Bootes
Eventuelle Meldung von Schäden
Drive & Enjoy
Andocken
Check Out
Station anfahren.
die leeren Batteriemodule
automatische Verriegelung des
werden entnommen und
„Schließdornes“
zum Terminal zum wieder
Öffnen der Einstiegsklappe
aufladen gebracht. Boot ist deaktiviert. 57
Application
69 %
3G
15:34 N
Funktionen: -
!
Verbindung mit Boot & System
- Informationsportal -
Erklärung der Funktionsweise
-
Kostenübersicht (gewähltes Energiepaket)
-
Reichweite in Min:
- max. high speed
- max. moderate speed
- max. slow speed
-
Ladestand in %
-
Geschwindigkeit in Kn oder Km/h
- Warnsignale -
Gebote/Verhaltensregeln: u.a. Liste der
Verkehrszeichen -
Navigation / Karte: Anzeige der nächsten
Docks -
Statistiken: Verbrauch/Fahrtzeit/Strecke ...
Option: Sharing auf Social Networks
-
Wetter / Unwetterwarnungen
- Notfallkontakt ...
58
23°C
2h 34 min
6
Kn
75%
3G
69 %
15:34
Herzlich Willkommen! Wir wünschen eine gute Fahrt!
δ
delta N°12
Verbindung erfolgreich!
4h 00 min
100% Verbindung mit dem Boot 59
69 %
3G
15:34 N
!
69 %
3G
23 °C
15:34
Berlin
15:00
16:00
17:00
18:00
19:00
Wetterzustand / Temperaturprognose:
24°
23°
23°
21°
20°
1mm 20%
1mm 30%
W 14 km/h
NW 21 km/h
Niederschl. -menge /-risiko:
23°C
2h 34 min
Home 60
6
0mm <10%
0mm <10%
0mm <10%
SW 10 km/h
W 12km/h
Wind:
Kn
75%
SW 11km/h
Wassertemperatur: Unwetterwarnung:
Wetter
17 °C
3G
12
69 %
15:34
3G
69 %
15:34
!
23째C
Km/h
WARNUNG! Fehler am Motormodul Fehlercode 275 Bitte kontaktieren Sie den Service !
max. range:
2 h 34 min
75%
Navigation
2h 34 min
75%
Warnung 61
69 %
3G
15:34
3G
Statistiken
69 %
Einstellungen
km/h
Sprache:
15
Deutsch
Benachrichtigungen: 10
Standortzugriff
5
1
2
3
Entfernungseinheiten:
Km
Geschwindigkeit in:
Km / h
h
Einstellungen Fahrtdauer:
2 h 32 min
Start:
13 : 02 h
Hรถchstgeschwindigkeit:
12 km/h
- Geschwindigkeit:
7 km/h
Energieverbrauch:
Statistiken 62
45 W /h
Einstellungen
Kontoeinstellungen Adressdaten bearbeiten Info, Datenschutz & Bedingungen
Einstellungen
15:34
63
3. Entwurfsprozess
64
65
66
Zeichnung
67
Formfindung Die Form des Bootes entwickelte sich aus verschie-
verknüpft, sodass zugleich immer ein zwei und drei-
denen Faktoren heraus. Zum einen bietet sich für ein
dimensionale Ansichten, Schnitte und Renderings zur
möglichst stabiles Boot eine Katamaranform an. Es
Überprüfung und Analyse vorhanden waren.
liegt stabiler im Wasser als die klassischen Verdrän-
Als die Form der Sitzflächen und Schwimmkörper fest-
gerrümpfe. Durch die beiden Schwimmkörper ergiebt
gelegt war ging es zur finalen Konstruktion im CAD
sich somit die symmetrische Formensprache.
über. Hier wurden die vielen kleinen Details und Ent-
Insgesamt soll durch die Plattform, bzw, durch die
wurfsparameter berücksichtigt und mit eingeplant.
Sitzflächen ein Kontrast zu bereits bestehenden
Letztendlich konnten am Computer auch die Farbvari-
Booten erzeugt werden, zugleich sollen diese in ihrer
anten durchgespielt und visualisiert werden.
Nutzungsweise optimal funktionieren. Nach vielen Skizzen auf Papier habe ich einige Rumpfformen aus Schaum herausgeschnitten und diese in einem Schwimmbecken grob auf ihre hydrodynamische Funktion hin überprüft. Schnell konnte ich hier bereits im Modell feststellen, dasss eine assymetrische Anordnung nur schwer mit der gewünschten Stabilikleines Schwimmbecken
tät zu vereinbaren ist.
zum testen einfacher
Auf die Basis der Schwimmkörper konnte ich nun
hydrodynamischer
verschieden Plattformaufbauten und Sitzflächen an-
Grundsätze
bringen und ihr Gesamterscheinungsbild betrachten. Die Sitzbänke sind nach ersten Versuchen aus Pappe dann auch im Vormodell aus Schaum entstanden. Die dreidimensionale Formfindung war zu jedem Zeitpunkt mit der freien digitalen Umsetzung am Rechner
68
69
70
71
72
73
Modellbau Im Modellbau kamen die unterschiedlichsten Techni-
Bevor die Bauteile jedoch final zusammengefügt
ken zum Einsatz. Aufgrund des exakten CAD Modells
werden konnten, mussten sie alle noch mehrfach
konnten schnell die Baupläne gemacht werden.
grundiert, gespachtelt und geschliffen werden.
Die Schwimmkörper und die Sitzflächen wurden
Danach erfolgte das Lackieren aller einzelner Teile in
von der CNC Fräse aus PU-Schaum gefräst. Bei den
dem Lackierraum. Auch hier mussten für ein saube-
Sitzschalen stellten sich aufgrund ihrer Dünnwandig-
res Lackierergebnis mehrere SChichten aufgetragen
keit einige Probleme ein: So musste zuerst aufwendig
werden.
eine Gegenform gebaut werden, auf welche dann
Als alle Teile gut getrocknet waren konnte das Boot
die einseitig gefräste Schale geklebt wurde. Nach
dann auch relativ schnell und ohne große Unter-
dem Fräsen musste die Schale dann vorsichtig und mit
brechungen zusammengesetzt werden. Ein großes
das letzt Teil wird
äußerster Geduld von der Gegenform gelöst werden.
Vergnügen nach monatelangen Planungen und
montiert.
Im zweiten Versuch war es dann auch von Erfolg
Renderings nun endlich das finale Modell betrachten
gekrönt. Die Trägerstruktur wurde wie auch im Ori-
zu können.
ginal per Laser aus einer Platte geschnitten und dann zusammengesteckt. Der Motorblock, die Batteriemodule, die Pinne und Schiffschraube sowie ander Bauteile wurden mit dem 3D Drucker ausgedruckt. Desweiteren war besonders für die vielen anderen Kleinteile viel Handarbeit und Schleifen angesagt. Nun konnten alle Teile bereits ein erstes Mal grob zusammengesteckt werden und überprüft werden ob alles passt. Dank der präzisen CAD Fertigung kein Problem. 74
der erste Versuch die Sitzschale von der Fräsplatte zu lösen.
zwei Tage später und viel Geduld: die oberen Sitzschalen sind entformt! 75
Fertigung der einzelnen Bauteile: 3D Druck, CNC-Fr채se, Lasercut, Hand ...
es passt! das erste mal alle Teile zusammengesteckt.
Finale Montage der lackierten Bauteile 76
Die Plattform und Motor sind montiert.
...jetzt die Sitzschalen...
Die letzte Sitzschale wird aufgeklebt. Fertig!!! 77
4. Bootsentwurf Entwurfsparameter
Kategorie D, Sheltered Waters: Designed for voyages on sheltered coastal waters,
Für die Gestaltung eines Bootes speziell für ein
small bays, small lakes, rivers and canals when
Sharingkonzept müssen einerseits viele Details und
conditions up to, and including, wind force 4 and
Vorgaben in Relation zum Wasser beachtet werden,
significant wave heights up to, and including, 0,3 m
andererseits bietet es auch viele Freiräume, ein Boot
may be experienced, with occasional waves of 0,5 m
zu entwerfen, das über die gängigen Vorstellun-
maximum height, for example from passing vessels.
gen hinausgeht und somit einen eigenen Charakter besitzt. Im folgenden werden die Entwurfsparameter dargestellt, auf deren Grundlage meine Entwurfsarbeit beruht.
27,94
27,94
27,81
27,94
57,55
45,19
7
83
78
82
39,42 85
Schwimmkörper:
Docking:
Symmetrie (nur eine Gussform)
Einfangen & Verriegeln des Bootes durch den Dorn
Länge: ca 4 m ( Sprinterfähig / Trailerbar)
in der Mitte des Bootes
Materialität:
Einstiegsklappe: arretierbare Gaszugfeder hält die Klappe
geschlossenporiger Schaum / Hartschaum (PU/PE)
oben. Manuelle Verrriegelung der Klappe
Ausblick: Biopolymere
Ablegen: Freischaltung des Bootes und Entriegelung des
Integration eines Befestigungssystemes.
Dornes: Hochziehen der Klappe und Freigeben des Bootes
hydrodynamische Grundform Austauschbarkeit/Reparatur/Haltbarkeit:
Motorblock:
Materialgerechtigkeit
Modulare Gestaltung des Motorblockes /
Demontage: Service/Reparatur, Wintersaison,
Antriebsystemes
Einlagerung
(Garantie der einfachen Austauschbarkeit)
Plattform:
Steuerung:
90 cm Freiraum für Rollstuhlfahrer
Steuerung: Intuitiv (Pinne), Gas (Drehgriff, Hebel)
Befestigungsmöglichkeiten/Szenario:
Fahrerposition (Überblick) Fahrtrichtung. „Kapitän“
Fahrrad /allgemeine Fracht.
Integration des „Smart device“ / Stromversorgung (USB)
Sitzbank: seitliche Sitzbank. flexible Nutzung:
Verbindung in der Pinne:
Drei Zonen:
Lagerung im Sichtfeld des „Piloten“
- Erhöhte Sitzfläche für Bootsführer, - Übergang/Anlehne Liegeposition - Niedrige Sitzfläche
Staumöglichkeiten:
Batterieblöcke: Li Ionen Akkus: Click-in-System: integrierter Tragegriff Halbzeug: Technik nach State of the Art.
Integration der Rettungswesten,
Verweis auf rapide Entwicklung
Paddel, Leinen, in greifbarer Nähe ( unter Sitz)
Vergleichs/Größenwerte: Gewicht: ca 15 Kg
Träger:
Kapazität: ca. 3000 Wh
Trägerrahmen: Befestigung der Schwimmkörper
Motor:
und Plattform
Vortriebsleistung: ca 2400 Watt
Tragestruktur aus cnc-gefertigtem Aluminium
Äquivalent: 8 PS 79
Bauteilübersicht
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1. Schwimmkörper
7. Batteriemodule
2.
8.
Sitzschale &
Motorblock & Pinne
Fahrradbefestigung
9. Stauraum
3. Fahrradschiene
10. Blende
4. Blende
11. Träger
5. Seitenträge
12. Bodenplanken
6. Trägerstruktur
13.
Einstiegsklappe & Verriegelung
9. 8. 6.
5.
10.
7.
11.
4. 3.
12.
2.
13. 1.
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Modularer Aufbau
Grundgerüst Die Basis des Bootes bildet eine Struktur aus CNC geschnittenen Aluminiumträgern, welche zu dem Grundgerüst zusammengesteckt und verschraubt werden. Die passgenaue und effiziente Anordnung auf dem Rohmaterial verhindert große Verschnittmengen.
Schwimmkörper Die Schwimmkörper werden auf das Aluminium Grundgerüst gesteckt und mit Stangenn und Platten fixiert. Die Schwimmkörper selbst sind aus einem geschlossenporigen Schaum. Aktuell werden für ähnliche Konstruktionen PU oder PE Kunststoffe verwendet, in naher Zukunft jedoch können diese Kunststoffe durch umweltfreundliche Biopolymere ersetzt werden. Die Schwimmkörper können somit zu Verschleißteilen werden und nach ihrem Einsatz recyclet oder kompostiert werden. Das einfache Stecksystem des Bootes fördert die schnelle Austauschbarkeit der Schwimmkörper. 82
Bodenplanken & Blenden & Einstieg Die Bodenplanken und Seitenblenden geben dem Grundgerüst zusätzliche Stabilität in Bezug auf die seitlichen Scherkräfte. Die Bodenplanken sind aus extrudiertem Woodcomposite Werkstoff und bieten eine lange Lebensdauer bei allen Witterungsbdingungen. Zudem sind sie mit einer Rutschfesten Oberflächenstruktur versehen. Die Einstiegsklappe wird von arretierbaren Gaszugfedern in der geschlossenen Position gehalten. Zum Ausstieg werden diese entriegelt und die Klappe kann nach unten gedrückt und geöffntet werden.
Motorblock und Storage Der Motorblock und die Pinne sind das zentrale Element des Bootes. Hier wird das Boot freigeschaltet, gesteuert und angetrieben. Die Storageboxen bieten zum einen Stauraum für das obligatorische Sicherheitsequipment (Rettungswesten, Signalleuchte, Paddel & Tau), zum anderen dient es als wasserdichter Stauraum für persönliche Dinge.
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Sitzflächen Die Sitzflächen sind in ihrer geschwungenen Freiform duchr die Bewegung des Wassers inspiriert. Sie bieten vielfältige Möglichkeiten sich auf dem Boot niederzulassen. Der Bootsführer sitzt im erhöhten Bereich am Ende des Bootes und hat somit einen guten Überblick auf das Boot. Die seitlichen Flächen und der Übergang ermöglichen entspannte Sitz und Liegepositionen. Zudem sind die Sitzflächen so positioniert, dass auch Rollstuhlfahrer problemlos auf das Boot fahren können und es auch steuern können. Insgesamt können somit bis zu 5 Personen bequem auf dem Boot Platz nehmen.
Fahrradmitnahme Jeweils rechts und links außerhalb der Stizflächen ist eine Fahrradschiene angebracht. Die Fahrräder werden vom Steg aus einfach auf die Schiene geschoben und durch ein felxibles Gummiband mit einem Haken an der Sitzfläche fixiert. Die Mitnahme zweier Fahrräder ermöglicht somit eine spannende Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten.
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Motorblock & Batteriemodule Der Motorblock ist das zentrale intelligente Element des Bootes, das Herz sozusagen. Hier werden die Batteriemodule eingeklickt und das Boot wir somit freigeschaltet und sobald es mit dem Smartphone des Benutzers verbunden ist auch aktiviert. Die Geschwindigkeitssteuerung erfolgt über den Drehgriff an der Pinne. Hier kann zwischen stufenloser Geschwindigkeitsregelung oder drei verschiedenen Geschwindigkeitstufen gewählt werden. die Geschwindigkeitsstufen sind mit der Reichweite und Ladestand der Akkus abgestimmt. In der Pinne integriert befindet sich eine Ablagemöglicheit für das Smartphone des Benutzers mit integrierter USB Ladefunktion. Der kleine aber kräftige Elektromotor befindet sich selbst direkt neben der Schraube. Die Bewegung der Pinne wird über eine kleine Getriebübersetzung verstärkt, sodass auch durch kleine Bewegungen das Boot feinfühlig gesteuert werden kann.
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Modell
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Visualisierungen
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Schlussgedanke Die Herausforderung welche ich mit der Wahl des Ba-
visualisieren welches bereits technisch als auch in-
chelorthemas, dem „Lebensraum Wasser“ eingegan-
halltlich gesehen in naher Zukunft umgesetzt werden
gen bin, ein Thema gänzlich ohne großes Vorwissen
könnte. Die finale Ausarbeitung eines Sharingsystems
zu bearbeiten, sich eine Ergebnis offene Aufgaben-
dagegen überschreitet die mir gegebenen Spielräume
stellung zu formulieren und zu bearbeiten bot mir
während der Bachelorarbeit. Hier soll zumindest ein
ein spannendes und reizvolles Szenario. So konnte ich
Denkanstoss über eine mögliche Umsetzung gegeben
nach einer umfangreichen und breit gefächerten, kur-
werden. Unsere heutige Zeit und auch die gesell-
zen und intensiven Recherche zu Beginn mein Thema
schaftliche Situation in den urbanen Zentren und
schnell eingrenzen und mich auf konkrete Aspekte
deren immanent voranschreitenden Entwicklungen
der Mobilität fokussieren.
würden ein solches oder ähnliches System und Kon-
Trotz der schnellen Entscheidung für dieses Themen-
zept schon bald möglich machen.
feld konnte ich über das formulieren der theore-
Die Bearbeitung des Themas „Lebensraum Wasser“
tischen Arbeit weiterhin großes und vielfältigstes
und der Mobilität auf dem selben war rückblickend
Wissen erarbeiten. Dieses Wissen konnte somit direkt
für mich eine sehr spannende und lehrreiche Beschäf-
auf die Entwurfsphase Einfluss nehmen und integriert
tigung. Das Wasser als unsere „Lebensgrundlage“
werden. Der Entwurf selbst war beispielhaft für die in
bietet darüber hinaus noch unglaublich viele weitere
meinem Studium erlernten entwerferischen Fähigkei-
essentielle und auch zukünftig relevante Inhalte, die
ten. So kamen neben Methoden zur Ideenfindung
es zu entdecken gilt. Die Faszination des Wassers ist
und Ideation auch alle anderen konstruktiven und
wie bereits in der Einleitung erwähnt tief und uner-
handwerklichen Fähigkeiten zum Einsatz.
gründlich in uns ( und auch in mir) verwurzelt und
Der Entwurf eines Bootskonzeptes selbst verlangte
wird mich mit auch in zukünftigen Arbeiten inspirie-
einiges an Wissen und zugleich auch Mut: es war stets
ren und beschäftigen.
eine Gratwanderung zwischen gestalterischer Freiheit und dem Wille nach Innovation auf der einen Seite 102
Andreas Kamolz
Weimar, 07.04. 2015
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Anhang
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Bildnachweis Seite:
Autor/Quelle:
1
Griffin Keller, https://unsplash.com
13
Jonas Nielsson Lee, https://unsplash.com
14
Brooklyn Morgan, https://unsplash.com
15
David Di, https://unsplash.com
15
Alexey Kljato, http://www.huffingtonpost.de/2013/12/04/schneeflocken-nahaufnahme_n_4384083.html
17
John Maravelakis, https://unsplash.com
17
Talia Cohen,https://unsplash.com
18
Olivia Henry, https://unsplash.com
21
The Seasteading Institute: http://seasteading.wpengine.netdna-cdn.com/wp-content/uploads/2013/09/DeltaSync-Seasteading-Promo.jpg
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Cesar Harada/Open_Sailing, opensailing.net
22
Eigel Wiese, Russentwicklung aus einem Schiffschornstein am 4. Oktober 2014
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http://www.skysails.info/presse/fotos-und-grafiken/
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Arkitektgruppen Cubus: Rana Waterfront
25
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The proposed Hoboken Waterfront, OMA: http://www.archdaily.com/512516/oma-wins-rebuild-by-design-competition-with-resist-delay-store-discharge/
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http://www.deltasync.nl/deltasync/fileadmin/template/main/projectimg/WG.jpg
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http://campoutkid.com/2014/07/20/east-river-ferry-with-tania/
Seite:
Autor/Quelle:
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33
Bootshafen Heiligenhafen, Andreas Bäuerle
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Fré Sonneveld, https://unsplash.com
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Andreas Stueckl; www.berlin.de
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http://www.mpg.de/mauerfall
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Thea Glassman, www.tribecatrib.com
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Diogo Tavares, https://unsplash.com
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Eidesstattliche Erklärung Hiermit versichere ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit ohne fremde Hilfe angefertigt und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Alle Teile, die wörtlich oder sinngemäß einer Veröffentlichung entstammen, sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde noch nicht veröffentlicht oder einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt. Weimar, den
Andreas Kamolz
Alle Quellen und Bildnachweise, die in Linkform angegeben sind, wurden von mir am 06.04.2015 auf ihr funktionieren hin überprüft.
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DANKE! Danken möchte ich besonder meinen beiden Betreuern Prof. Gerrit Babtist und Helge Oder für die guten und ergiebigen Konsultationen; den Werkstattmeistern und Mitarbeitern, Uwe Kirmse, Andreas Riese, Rainer Reisner, Matthias Henkelmann, Patrick Joppien-Stern für die unterstützung im Modellbau; allen meinen Komilitonen ob jung oder alt für die gute Zeit, Atmosphäre, Unterstützung, Freundschaft und alles was sonst noch so dazugehört; meinen Eltern für alle Unterstützung jeglicher Art; alle die ich vergessen habe ;) und besonders danken möchte ich Alya, für ihre Geduld, Motivation, Verständnis und Liebe. Danke!
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ANDREAS KAMOLZ
www. / mail @
andreas-kamolz .de
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