Gustostückerl 2008

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Gustost端ckerln gewachsen und veredelt in Tirol. www.AMTirol.at


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Barbara und Thomas Giner, Obstbauern in Thaur Birgit und Christian Stecher, Mutterkuh-Familienbetrieb in Schattwald Michael Rudigier, Senner und Almschwein-Hirte in St. Anton Christine und Klaus Widmoser, Milchviehbetrieb in Waidring Josef und Barbara Lechner, Gemüsebauern in Ampass

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Johann Stocker, Berglamm-Familienbetrieb in Assling/Osttirol Martha und Anton Fahringer, Bergsenner im Kaiserwinkl Martin Fankhauser, Schnapsbrenner im Zillertal Gerhard Fröch, Erdäpfelbauer in Silz Gelebte Partnerschaft Das Fazit einer dynamischen Zusammenarbeit

IMPRESSUM: „Gustostückerln 2008“, Nov. 2008 • Medieninhaber und Verleger: Agrarmarketing Tirol, Brixner Straße 1/5, 6020 Innsbruck, www.AMTirol.at • Tel. 0512/575701 Druck: Niederösterreichisches Pressehaus • Produktion: Zielgruppen Verlag GmbH, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck, E-Mail: redaktion@ zielgruppenverlag.at Redaktion: Julia Brugger, Michael Rathmayr, Daniel Naschberger • Fotos: Michael Rathmayr, Gerhard Berger • Grafik: Nina Köpfle


Namen und Gesichter

Regionalität und Saisonalität

„Gewachsen und veredelt in Tirol“ mag nicht nur für unsere heimischen Lebensmittel gelten. Auch die Bäuerinnen und Bauern, die voll und ganz hinter den von ihnen erzeugten Lebensmitteln stehen, sind in Tirol verwurzelt, sie sind Garant für die Tiroler Herkunft. Der Unterschied der bäuerlichen Lebensmittel zu den industriell gefertigten Nahrungsmitteln liegt auf der Hand. Ohne Wissen und handwerkliches Können kommen weder Industrie noch Bauersleute aus. Dennoch haben letztere klar die Nase vorn: In ihrem Tun und Wirken stecken Begeisterung und Engagement. Der Obstbauer, der jahrein, jahraus seine Bäume hegt und pflegt, vielleicht sogar mit dem einen oder anderen Baum Zwiesprache hält. Der Viehbauer, der all seine Tiere von Geburt an beim Namen nennt. Der Senner, der aus dem idealen Ausgangsprodukt mit professioneller und intensiver Pflege seinen Käse zur echten Gaumenfreude rundet. Der Gemüsebauer, der die ganze Saison über bestrebt ist, frisches, knackiges Gemüse mit kurzen Anfahrtswegen auf den Tisch der Konsumenten zu bringen. Sie alle verbindet die Liebe zu ihrer Arbeit und die Freude an ihren Produkten. Die Menschen zu kennen, die hinter den Lebensmitteln stehen, und zu wissen, woher sie kommen, das gibt Sicherheit und schafft Vertrauen! Diese „Gustostückerln“ macht die Motivation der Bäuerinnen und Bauern sowie ihre Arbeit im Jahresverlauf für Sie nachvollziehbar und erlebbar.

Der Griff zu regionalen Lebensmitteln macht absolut Sinn und hat gravierende Auswirkungen. Eine Studie der Universität Linz zeigt die Fakten deutlich auf. Werden zehn Prozent mehr regionale Lebensmittel gekauft sowie fünf Prozent mehr erneuerbare Energie genützt, so bringt das allein für Tirol jährlich 180 Millionen Euro an zusätzlicher Wertschöpfung und schafft sage und schreibe 1500 neue Arbeitsplätze. Mit dem Kauf von regionalen Lebensmitteln schützen Sie nicht nur die Umwelt durch kurze Transportwege, sondern bringen zusätzliche Wertschöpfung und Arbeitsplätze in unser Land. Ein Nutzen in mehrfacher Hinsicht. Der Herbst ist der absolute Höhepunkt im Jahresverlauf mit dem reichhaltigsten Angebot, einer erfreulichen Vielfalt an heimischen Lebensmitteln. Es ist eine der arbeitsintensivsten Zeiten im bäuerlichen Arbeitsjahr, aber gleichzeitig auch die Zeit des Dankes für die Ernte, für die Früchte der Arbeit. In Tirol gibt es über 12.000 land- und forstwirtschaftliche Betriebe, die nachhaltig qualitativ hochwertige Lebensmittel erzeugen. Die vielen bäuerlichen Betriebe sorgen einerseits mit ihrer Bewirtschaftung für den Erhalt der unverwechselbaren alpinen Kulturlandschaft, andererseits erzeugen sie mit viel Wissen und Tradition eine reichhaltige, saisonal unterschiedliche Palette an natürlichen und gesunden Lebensmitteln. Die Agrarmarketing Tirol ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Landwirtschaft, Verarbeitungsbetrieben und Handel. Gemeinsam arbeiten wir daran, der heimischen Bevölkerung das ganze Jahr über ein attraktives Angebot an frischen Tiroler Produkten zu bieten.

DI Wendelin Juen

LHStv ÖR Anton Steixner

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barbara & thomas giner, OBSTBAUERN IN THAUR

„Wir erleben den Rhythmus der Natur viel b

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el bewusster.“

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ala, Boskop, Jonagold, Elstar und Braeburn leuchten in der Herbstsonne von den Thaurer Obstbäumen. Die Palette reicht von süß bis säuerlich. Nach erfolgreicher Ernte wandern die frisch-knackigen Äpfel am Tiroler Giner-Hof ins Kühlhaus oder in die Obstpresse. Rund 40–50 Tonnen hoch-aromatischer Äpfel und 5000 Liter Saft verkauft der kleine Familienbetrieb über die Tiroler Gemüsekiste und ab Hof. In der Erntezeit hilft die ganze Familie zusammen. Die drei Töchter greifen Barbara und Thomas Giner ebenso unter die Arme wie die Eltern und Schwiegereltern. Wenn der Tau in der Obstplantage getrocknet ist und die Äpfel für den Verkauf sortiert sind, beginnt am Vormittag die Ernte. Während die Großfamilie pflückt, bringt Thomas gleich die Paletten ins Kühllager. Sind die letzten Äpfel im Jänner verkauft, erhalten die Bäume wieder einen gesunden Schnitt, damit die ganze Kraft in die Frucht geht. „Seit der Hofübernahme vor sieben Jahren erleben wir den Rhythmus der Natur viel bewusster – von der Blüte bis zur Frucht“, meint Thomas. Damit nimmt auch das Wetter einen besonderen Stellenwert im Leben der Obstbauernfamilie ein. Hagel und Frost können eine ganze Ernte zerstören. Richtiges Handeln zum

richtigen Zeitpunkt ist hierbei zentral. Neben der Ausbildung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter für Obstbau hat Thomas viel Lektüre gewälzt, sich mit Obstbauern ausgetauscht, sensibel die Entwicklung der Bäume beobachtet und eigene Ideen ausprobiert. Die Giners orientieren sich dabei an der integrierten Produktionsweise und achten auf einen sorgsamen Umgang mit der Umwelt. Ihre Arbeit ist geprägt vom Vertrauen in die Natur und verantwortlichem Handeln. Das Ergebnis: Der saftige Tiroler Apfel bedankt sich mit einem besonderen Aroma. Neben dem Beruf als DiplomKrankenpfleger betreibt Thomas gemeinsam mit seiner Frau den 1,5 Hektar großen Obstanger im Nebenerwerb. „Es war schon immer mein Traum, in der Landwirtschaft tätig zu sein“, meint Thomas. Der Traum ist seit sieben Jahren Realität. Wie erleben die Giners ihr Tun heute? „Die Arbeit als Obstbauer ist hart, aber erfüllend“, stimmen beide überein. <

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Birgit und Christian Stecher, Mutterkuh-Familienbetrieb in Schattwald

„Langsames Wachstum und Auslauf bringen sa

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n saftiges Fleisch.“

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in Laubwald in goldgelbem, kupfernem und feuerrotem Kleid säumt den Weg vom Mieminger Plateau über Reutte bis nach Schattwald am Ende des Tannheimer Tals. Der Raureif ist heuer früh dran und hinterlässt seine Spuren in der rötlichen Färbung der Wiesen. „Ende Oktober treiben wir die Mutterkühe und Jahrlinge wieder in den Stall. Dort bekommen sie dann Heu, Wasser und zur Ergänzung zeitweise etwas Biokraftfutter“, erklärt Christian, während er Olga, einer der Mutterkühe, über den Hals streicht. 1997 haben Christian und Birgit Stecher den Hof übernommen und mit Milchvieh bewirtschaftet. Sechs Jahre später wechselten sie zur Mutterkuh- und Jahrlingshaltung. Bei drei Kindern, dreißig Kühen und fünfzehn Hektar Land im Nebenerwerb war dies wirtschaftlicher und praktischer. Tiroler Grauvieh, Pinzgauer, Fleckvieh und Braunvieh werden von Christian und Birgit extensiv und biologisch gehalten. Die Kälber und Jungrinder bleiben das ganze Jahr über bei der Mutter, verbringen mit ihr den Frühling, Sommer und Herbst auf Weiden und Almen und den Winter im Laufstall. „Langsames Wachstum und viel Auslauf bringen saftiges Fleisch“, erklärt Christian die aufwendige Bewirtschaftungsweise. Nach ei-

nem Jahr wird es dann entweder in einer Mieminger Schlachtstätte weiterverarbeitet oder das Jungtier wird selber zu einer Mutterkuh gezogen. Geschlachtet wird entsprechend der Nachfrage. Das Meiste verkaufen die Stechers ab Hof. Ein weiterer Teil wird unter der Marke „Jahrling“ an MPREIS verkauft. Von der Mutterkuhhaltung alleine könnte die Jungbauernfamilie allerdings nicht leben. Deshalb gehen beide einen Zweitberuf nach. Die Arbeit geht ihnen dabei nie aus: Um 5.30 Uhr ist Tagwache. Anschließend geht´s gleich in den Stall zum Füttern, Misten und Tiere kontrollieren und beobachten. Während Birgit am Vormittag in der nahe gelegenen Volksschule unterrichtet, kümmert sich Christian um die Tiere und Tätigkeiten, die an Haus, Hof und Weide zu erledigen sind. Nach Mittag tauschen sie die Rollen: Birgit ist am Hof, während Christian zur Arbeit geht. Auch sind beide in Vereinen engagiert. Über die Musikkapelle, die Ortsbauern, Viehzuchtvereine, den Kirchenchor oder über die Weitergabe des Kräuterwissens tragen die Stechers zu einem Weiterbestehen der ländlichen Gemeinschaft bei. <

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miChael rUdigier, senner Und almsChwein-hirte in st. anton

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chweine auf einer Alm – was anderen seltsam vorkommen mag, ist für Michael Rudigier Alltag. Während der Kappler im Winter als Koch in Ischgl tätig ist, ist er im Sommer mit seiner Familie auf der „Alpe Rossfall“ bei St. Anton am Arlberg zu Hause. Seit 2007 ist Michael als Senner auf der Alm, wobei er eher durch Zufall zu diesem Zweitberuf kam: „Ich habe über das Almschweine-Projekt mit den verschiedenen Projektpartnern gelesen und war gleich fasziniert. Zudem kenne ich über unser Restaurant in Ischgl einen Senner, dessen Arbeit mir ebenso gefallen hat.“ Von Juni bis September sind Michael, seine Freundin Monika und ihr Sohn Loris nun jedes Jahr auf der Alm. Dazu werden sie noch vom 13-jährigen Schüler Christoph unterstützt, der sich damit in den Sommerferien sein Geld verdient. Auf der Alm beginnt der Tag schon um vier Uhr früh; um sechs geht es mit den Kühen auf die Weide. „Wir haben außerdem noch Kälber und Ziegen, die sich tagsüber im Freien aufhalten. Nachdem die Kühe morgens gemolken wurden, produzieren wir gleich bis Mittag unseren Käse und Butter in der Sennerei“, schildert Michael den Tagesablauf. Dann gibt es natürlich noch die Schweine. Diese werden neben frischem Quellwasser auch mit jener Gustostückerln Seite 8

„Im Sommer bin ic Molke gefüttert, die bei der Käseherstellung übrig bleibt. Nach den drei Monaten auf der Alm kommen sie schließlich zum Metzger. „Durch die besondere Fütterung haben Karree, Bauch- und Schopfspeck wie auch die Kaminwurzen einen ganz eigenen, intensiveren, viel weniger fettigen Geschmack“, erläutert Michael die Vorzüge. Die Qualität seines Käses ist bekannt. Immerhin eroberte er heuer mit seinem Schnittkäse zwei Bronzemedaillen bei der Almkäseolympiade. „Entscheidend für das Gelingen des Käses ist die hygienisch-einwandfreie Milch. Das setzt voraus, dass auch sauber gearbeitet wird. Ein Teil der Käse- und Butterproduktion, die Michael erzeugt, geht an die Bauern, die ihm die Kühe auf der Alm überlassen. Zudem können sich hungrige Wanderer und Mountainbiker auf der Alm an einer deftigen, selbst gemachten Brettljaus`n erfreuen. <


in ich Senner und Hirte auf der Alm.“

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Christine und Klaus Widmoser, Milchviehbetrieb in Waidring

„Die Pinzgauer sind eine alte, geländegängige R

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ge Rasse.“

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uf einer kleinen Anhöhe unter der Steinplatte fünfzehn Kilometer vor dem Bundesland Salzburg liegt der Milchviehbetrieb von Klaus und Christine Widmoser: 600 Jahre altes Gebälk, Blumenschmuck vor dem Haus und ein kleines Türmchen auf dem Giebel. Die Kühe grasen auf der Weide hinter dem Haus, ein Hahn sitzt im Grill, der neben der Holzbank vor dem Haus steht, eine Katze lauert im Gras einem Schmetterling auf. An den historischen Teil des Hauses schließt ein moderner Stall an, in dem die Pinzgauer nachts und den Winter über stehen. Der Stall ist sauber, der Mist fällt direkt durch einen Spaltenboden in ein Sammelbecken unter dem Stall und die Kühe erhalten neben Gras und Heu das Kraftfutter per Maus-Klick – exakt portioniert. Die Kühe tragen Chips um den Hals. „Einmal meldete der Computer Alarm: ‚Eine fremde Kuh steht im Futterbereich!’ Es war eine unserer Kühe, die auf einer anderen Weide graste und keinen Chip trug“, erklärt Klaus die Überwachungskünste des Computers. „Die Pinzgauer sind eine alte Rasse, die im Gegensatz zu den 10.000-Liter-Turbokühen nur zwischen 5000 und 7000 Liter Milch pro Jahr geben, dafür aber sehr robust und geländegängig sind.“ Klaus und Christine sind moderne, erfolgrei-

che Vollerwerbs-Landwirte, die sich auf Bio-Heumilchproduktion im Tiroler Unterland spezialisiert haben. Der Milchertrag ihrer 27 Stück Kühe mit einer Tagesspitze von 500 Litern Heumilch wird täglich vom Tankwagen der Tirol Milch abgeholt. Die Computertechnologie bringt eine gewisse Erleichterung der Arbeit, benötigt allerdings ein gutes Management. Zudem fällt immer noch viel Handarbeit an: Im Herbst nun erledigt Klaus die Holzarbeiten im Wald und besorgt Brennholz für den Winter. Zudem muss er im Zuge der Almarbeiten alle Weidezäune und Pflöcke niederlegen, da der Schnee den Zaun sonst niederdrücken würde. Weiters bringt er Mist und Gülle aus. Während die Eltern von Klaus den Sommer über auf der Alm das Vieh betreuen, kümmert sich Christine um Büroarbeiten und die Zimmervermietung. Die Kinder unterstützen ihren Vater inzwischen gerne bei Traktorfahrten. Warum ist Klaus heute eigentlich Milchbauer? „Weil‘s ihm im Blut liegt“, sprudelt`s aus Christine. „Ja, es ist die Verbundenheit mit der Natur und die Freude an der Arbeit mit den Tieren“, bestätigt Klaus. <

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Josef und Barbara Lechner,Gemüsebauern in Ampass

„Wir sind drei Generationen von Gemüsebauern am

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rn am Feld.“

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ereits 1962 holte Notburga Lechner die ersten Salatköpfe vom Feld in Ampass. Heute steht die Mutter von Josef Lechner in der Lagerhalle und füllt steigenweise frischen Stangensellerie in Säckchen. Josef erntet inzwischen mit seiner Frau und Helfern am Feld Kraut. „Wenn viel zu tun ist, helfe ich gerne mit“, meint Notburga, die gemeinsam mit ihrem Mann den Gemüsehof aufgebaut hat. Die drei Kühe im Stall brachten einfach zu wenig ein. Als Josef und Barbara schließlich strahlenden Gesichts zum Hof zurückkommen, bringt Josef den Ertrag auf den Punkt: „Das Kraut geht nie aus!“ 365 Tage im Jahr liefern sie die weißen und blauen Kugeln an die Firma MPREIS. Die Lechners haben sich auf Wintergemüse spezialisiert: Weißkraut, Blaukraut, Kohl, Sellerie, schwarzer Rettich und gekochte Rohnen gehören zu ihrem Repertoire. Dabei wenden die Lechners eine natürliche Fruchtfolge an, die den Schädlingsbefall reduziert. „Wenn immer wieder neues Gemüse oder Erdbeeren gesetzt werden, kann sich der Schädling nicht festsetzen“, erklärt der Gemüsebauer. Die Rohnen werden in einem Kessel zu 250 kg mit Holzfeuer gedämpft. Das ist ein Extraservice für den Konsumenten, denn roh wird die Rohne fast nicht mehr verkauft.

Wie garantiert Josef eine gute Qualität vom Gemüse? „Wir haben eine kleine Jungpflanzenproduktion, das heißt, wir testen über die Jahre hinweg verschiedenes Saatgut und wählen dann das Beste aus.“ Auf dem Testacker sind momentan acht verschiedene Weißkohl-Sorten mit je 5000 Pflanzen. Letztes Jahr war der Stangensellerie dran. Zusätzlich betreiben die Lechners seit fünf Jahren integrierte Produktion. Strenge Kontrollen von Produkten, Arbeitsabläufen, Wasserqualität, Hygiene und Lagerung sowie detaillierte Dokumentation sorgen für gute Qualität. Und was fasziniert Josef eigentlich an der Feldarbeit? „Ich hätte es nicht acht Stunden in einem Büro ausgehalten“, erwidert er wie aus der Pistole geschossen. „Ich genieße die große Einteilungsfreiheit, die mir die Arbeit als Gemüsebauer ermöglicht.“ Vor 23 Jahren hat Josef den Hof von seinem Vater übernommen und heute sitzt Sohn Daniel in der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt in Rotholz. Er wird den Hof als nächster übernehmen. „Wir sind drei Generationen von Gemüsebauern, die gemeinsam am Feld stehen.“ – Eine Seltenheit. <

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Johann stoCker, berglamm-Familienbetrieb in assling / osttirol

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ie kleine Osttiroler Gemeinde Assling liegt über mehrere Siedlungen verteilt an den steilen Hängen des Pustertals. Kühe sieht man hier kaum - Schafe und Ziegen sind es, die sich auf diesen, für Osttirol typischen, schwer zu bewirtschaftenden Flächen wohl fühlen. Im Asslinger Ortsteil Dörfl lebt Johann Stocker. Mit seiner Familie betreibt er seit 1978, als er den auf 1250 Metern gelegenen Hof vom Vater übernommen hat, eine Landwirtschaft. Ihre Spezialität: Berglämmer. Langsam und mit viel Bedacht haben die Stockers ihre Lammzucht aufgebaut. Johann kann sich noch erinnern, als er für 800 Schilling sein erstes Schaf gekauft hat. Der Betrieb wuchs heran und mit ihm die Erfahrung und das Wissen über Haltung, Fütterung, mögliche Gefahren, aber auch Wege der direkten Vermarktung. „Das schafft ein solides Fundament“, meint er. 110 Mutterschafe, alles Tiroler Bergschafe oder Steinschafe, 30 Milchziegen und ein paar Legehennen halten die tüchtige Familie das ganze Jahr über in Schuss. Bis zu zweimal jährlich lammen die genügsamen Schafe ab. Im Sommer weiden sie auf der Hochalm zwischen 2000 und 2500 Metern, den Rest des Jahres auf den saftiggrünen Hängen des Pustertals und Gustostückerln Seite 14

„Behutsamer A mit Bergheu-Fütterung am Hof. Die Schafe werden mit Suffolk-Widdern eingekreuzt, was neben der behutsamen Fütterung zur hohen Qualität und zur richtigen Zusammensetzung des zarten, feinmarmorierten Berglammfleischesbei trägt. Gut zwei Drittel der jährlich rund 300 Lämmer vermarktet Familie Stocker selbst. Viele Kunden – manche kennt man schon seit Jahrzehnten – werden in morgendlichen Lieferrunden direkt versorgt. Ein weiterer Teil der Lämmer ist als „Qualität Tirol“-Berglamm bei SPAR erhältlich. Eine zentrale Einnahmequelle ist zudem der Lienzer Bauernmarkt, den Johann 1984 mitbegründet hat. Neben dem Berglammfleisch gibt’s Würstl, Ziegenkäse, Marmeladen, Honig und Hollersaft vom Hof der Stockers. Zufrieden ist Johann Stocker, weil er mit Tieren zu tun hat und die steilen Osttiroler Hänge mit seiner Familie gemeinsam bewirtschaften kann. <


er Aufbau schafft ein solides Fundament.“

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Martha und Anton Fahringer, Bergsenner im Kaiserwinkel

„Die vielfältige Beschäftigung ist eine große B

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ße Bereicherung.“

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anft schmiegt sich der eine an den anderen. Von der Burgeralm aus ist man fast schon auf gleicher Höhe mit ihnen: dem Wilden und dem Zahmen Kaiser – aber auch nur fast. Im diesigen Licht der nachmittäglichen Herbstsonne scheinen sie am Horizont zu verschmelzen. Die Sonne wärmt die Terrasse und die gelblichen Almpölster vor der neuen Burgeralm. Die Kühe sind schon wieder im Tal und der Käse für dieses Jahr fertig gesennt. Jetzt muss er reifen ... Frische Heumilch, frische Kräuter und Sennerkunst sind die Zutaten für den prämierten Käse aus dem Tiroler Unterland. 2008 erhielt die Sennerei Fahringer Bronze und Silber bei der internationalen Almkäseolympiade in Galtür. Ihre Sorte „Tiroler Adlergold“ erhielt sogar die höchste zu vergebende Punktezahl. Der Käse ist aus Bio-Milch und weil die Milch roh bleibt und nicht pasteurisiert, also erhitzt wird, bleiben die Vitalstoffe erhalten. Die reichhaltige Almmilch sorgt zudem dafür, dass der Käse schön mild und cremig ist. Die kräftige Würze entsteht im Laufe der Zeit: „Den Bergkäse lagern wir bis zu einem Jahr.“ Von 1. Mai bis 1. November sind Anton und Martha Fahringer mit ihren 33 Kühen auf der Alm. Dazu kommen noch zwanzig Almschweine und am Wochenende die tat-

kräftige Unterstützung der drei Söhne: „Da ist einfach so viel los“, kann sich Anton über das gute Geschäft freuen. Den Almbetrieb mit Direktvermarktung von Käse, Butter und Milch führen sie schon seit etlichen Jahren. Da die Produkte so stark nachgefragt wurden, beschloss die unternehmungsfreudige Familie, einen Ausschank aufzubauen. Seitdem gibt’s den Käse auch im Knödel. Während die Eltern auf der Alm arbeiten, betreut der älteste Sohn, der bereits hauptberuflich Bauer ist, den Hof in Rettenschöss. „Wir erleben die vielfältige Beschäftigung als große Bereicherung und wollen das Bäuerliche positiv vermitteln“, erklärt Martha mit strahlenden Augen. Dynamik und Freude an der Arbeit spürt man bei beiden. Dass der Funke überspringt, zeigt die Terrasse, die selbst mitten unter der Woche voll ist. Dabei ist das nicht der einzige Kontakt, den die Fahringers zu Kunden haben: Neben der Alm sind sie auch jede Woche am Bauernmarkt in Innsbruck vertreten. Und damit der Käse weiterhin an Qualität gewinnt, besucht das Senner-Paar regelmäßig Fortbildungen an der Bundesanstalt für Alpenländische Milchwirtschaft in Rotholz. <

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Martin Fankhauser, Schnapsbrenner im Zillertal

„Die ganze Wurzel aktiviert das eingeschlafene Li

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ne Liebesleben.“

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ühe, Schafe, Hennen, Streuobstwiese, Schnapsbrennerei, Pension, früher Skilehrer, Marend und am End auch noch Schuhplatteln. Nein, die MultitalentFamilie Fankhauser ist nicht aus der Piefkesaga, sondern original und mit echtem Unternehmergeist. 2005 hat Martin Fankhauser gemeinsam mit seiner Frau Kathrin den traditionellen Stiegenhaushof von seinem Vater in Schwendau übernommen, einem Dorf im Zillertal, in dem die Kühe abends alleine von der Weide nach Hause wandern. Heute zählt Martin zu den ausgezeichneten Schnapsbrennern in Tirol. Neben dem Landessieger in der Schafzucht holte er 2007 als Landessieger in der Tiroler Schnapsprämierung gleich siebzehn Auszeichnungen, darunter für Williamsbirne, Zwetschke, Obstler und – seine Delikatesse – die Meisterwurz. Jährlich gräbt er auf der nahe gelegenen Ahornspitze einen Korb voll der kraftvollen Wurzeln aus und verarbeitet sie zu Edelbrand. „Der Meisterwurz wird eine heilende Wirkung auf die Verdauung und bei Bronchitis nachgesagt. Wer sich die ganze Wurzel unter das Kopfkissen legt, kann sein eingeschlafenes Liebesleben wieder aktivieren“, ist Martin von der Wirkung der Heilpflanze überzeugt. Genießt man in beschaulicher Runde ein Gläschen Schnaps, so ist die Quali-

tät wesentlich. Wie sorgt Martin für klaren Brand? Zunächst braucht es vollreifes, aromatisches Obst, das Martin auch von der eigenen Streuobstwiese holt. Als Nächstes ist die Gärung wichtig. „Mein Vater hatte die Fässer im Schweine- oder Kuhstall, weil dort die Temperatur fein warm war. Der Schnaps hat so aber einen Kuhstallgeruch angenommen.“ Heute gärt das Obst nicht mehr im Stall. Auch werden die edlen Brände kühl gelagert, damit sich die Aromen stärker entfalten können. Gebrannt wird im Erntezyklus; zuerst kommt die Marille, dann Zwetschke und Birne. Die Vermarktung von seinen Edelbränden organisiert Martin Fankhauser selber. Sein reines Produkt ohne Zucker- und Aromazusatz liefert er nur an erstklassige Hotels im Zillertal, in Tirol und Bayern. Auch in der Pension seiner Mutter in Schwendau kann man den Brand genießen. Das Brennrecht für 300 Liter Schnaps jährlich stammt noch von Kaiserin Maria Theresia. Es gestattet Martin, den Edelbrand ab Hof zu verkaufen oder über die Gastronomie zu vertreiben. Regelmäßig gibt’s bei Martin auch Schnaps-Verkostungen, zu denen eine zünftige Marend serviert wird. Natürlich erzählt Martin dabei viel über die Wirkung von Schnäpsen, nicht nur über das Aphrodisiakum Meisterwurz ... < Seite 19 Gustostückerln


gerhard FröCh, erdäpFelbaUer in silZ

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er Silzer Boden ist etwas ganz Besonderes. Gerhard Fröch weiß seine Qualität zu schätzen, denn die fruchtbare Erde ermöglichte ihm erst, mit dem Erdäpfelanbau zu beginnen. „Der lockere und sandige Boden ist optimal. Das ist auch der Grund, weshalb ich heute mit Erdäpfeln arbeite“, erklärt Gerhard seine Beweggründe. Ursprünglich hatte er eine Lehre zum Kfz-Mechaniker abgeschlossen, aber sein Ziel war stets die Selbstständigkeit. Neben den Tätigkeiten am elterlichen Bauernhof entstand vor zehn Jahren die Idee, mit Erdäpfeln im Nebenerwerb zu arbeiten. „Das war der volle Erfolg. Die Leute sind mit unserer Ware sehr zufrieden. Zu Beginn mussten wir natürlich erst das Vertrauen gewinnen, doch nun vermarkte ich die Erdäpfel schon seit zehn Jahren“, erinnert sich Gerhard Fröch. Sein Erfolgsrezept: Gerhards Erdäpfel werden nicht gewaschen und bleiben dadurch – im Gegensatz zu gewaschenen Erdäpfeln, die zum baldigen Verzehr bestimmt sind – länger lagerfähig. Während der Erntezeit hilft die gesamte Großfamilie mit, sowohl die Eltern und Schwiegereltern als auch die Geschwister. Nach der Ernte bleiben die Erdäpfel zwei bis drei Wochen im Lager liegen, werden gut belüftet Gustostückerln Seite 20

„Der Silzer Boden is und anschließend sortiert. Im März wird das Saatgut der Früherdäpfel ausgebracht. Je nach Witterung können die ersten Knollen nach ungefähr 100 Tagen geerntet werden. „Ende Juni liefere ich die Früherdäpfel aus, im September bin ich dann mit der Lagerware am Weg.“ Einen Teil seines Ertrages liefert Gerhard an den Erdäpfelkeller Silz, von wo aus sie unter der Marke „Qualität Tirol“ in den Lebensmittelhandel kommen. Im Vertrieb beschreitet der Landwirt zudem seinen eigenen Weg: Nach guter alter Tradition fährt er persönlich von Haus zu Haus und vertreibt so seine kostbare Knolle direkt. Zunächst reagierte man vielerorts noch vorsichtig, doch mit der Zeit entwickelte sich eine treue Stammkundschaft, die laufend erweitert wird. Seine Auslieferungsstrecke liegt hauptsächlich im Unterland zwischen Zillertal und Going, da dort eine besonders große Nachfrage besteht. Mitunter erlebt Gerhard Fröch bei der Auslieferung der Erdäpfel auch Kurioses: „Ich wurde einmal von der Polizei auf der Autobahn angehalten. Ich dachte schon, ich sei zu schnell gefahren. Im Endeffekt aber wollte der Polizist zwei Sackerln Erdäpfel kaufen, da ich sein Heimatdorf länger nicht mehr besucht hatte.“ <


en ist optimal für unsere Erdäpfel.“

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Gelebte Partnerschaft Das Fazit einer dynamischen Zusammenarbeit

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ehr als 12.000 landwirtschaftliche Betriebe auf der einen Seite – Tiroler Händler wie MPREIS, SPAR, NAH&FRISCH sowie HÖRTNAGL auf der anderen Seite. Die Brücke dazwischen bildet die Agrarmarketing Tirol. Diese bringt die Regionalitäts-Pioniere und treuen Partner an einen Tisch: Anton Steixner (Obmann Agrarmarketing Tirol): „Meine Herren, als Obmann der Agrarmarketing Tirol freut es mich besonders, dass sich in den letzten Jahren eine so gute Gesprächsbasis entwickelt hat. Regionale Lebensmittel sind das klare Thema der Agrarmarketing Tirol und bringen Partner aus dem Lebensmittelhandel, wie Sie es sind, zusammen. Im Tagesgeschäft sind sie ansonsten durchaus Konkurrenten.“

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Christoph Holzer (SPAR): „Wir sind über die Partnerschaft und die gelebte Regionalität sehr erfreut. Was Sie, Herr Steixner und Herr Juen, mit der Agrarmarketing Tirol in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben, ist phänomenal. Gemeinsam entwickeln wir Ideen und setzen diese innerhalb kurzer Zeit um. Das empfinde ich als starke Partnerschaft.“ Anton Mölk (MPREIS): „Als Tiroler Händler bieten wir den Landwirten seit unserem Bestehen die Möglichkeit, ihr Produkt in unseren Filialen tirolweit zu verkaufen. Die Agrarmarketing Tirol ist dabei ein wichtiger Partner, der die Qualität sicherstellt und kontrolliert, wie beispielsweise für unseren Tiroler Jahrling.“

Hans Plattner (HÖRTNAGL): „Der Ranzen ist für uns und unsere Kunden Garant, von der Kaminwurz bis zur Marende. Als Tiroler Händler sind wir auf Regionalität angewiesen. Unsere Kunden verlangen es und wir leben es seit unserer Gründung vor 145 Jahren.“ Walter Wallner (NAH&FRISCH): „Es ist eine Win-Win-Situation. Wir profitieren schließlich alle von der Partnerschaft. Die Wertschöpfung bleibt in der Region, der Kunde erhält ein frisches und qualitativ-hochwertiges Produkt und die kurzen Wege schonen die Umwelt.“ Hans Plattner (HÖRTNAGL): „Die weltweite Entwicklung bietet heute ja schon ganz andere Möglichkeiten. Ich erhalte beispielsweise wöchentlich Angebote von argentinischen, brasilia-


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Die Partner der Agrarmarketing Tirol beim Diskutieren. 1: Die Handelspartner mit Anton Steixner (Obmann Agrarmarketing Tirol, mitte) Wendelin Juen (Geschäftsführer Agrarmarketing Tirol, rechts) 2: Anton Mölk (MPREIS) 3: Walter Wallner (NAH & FRISCH) 4: Hans Plattner (HÖRTNAGL) 5: Christoph Holzer (SPAR).

nischen, neuseeländischen oder belgischen Fleischbetrieben. Ich lehne dankend ab – das wollen wir schlicht und einfach nicht.“ Christoph Holzer (SPAR): „Die Tiroler schätzen die Heimat und die Produkte aus dem Land – deshalb ist der Fokus auf heimische Produkte auch so wichtig. Als Partner der Tiroler Landwirtschaft können wir den Kunden so die heimischen Schmankerln weitergeben.“ Walter Wallner (NAH&FRISCH): „Der Preis spielt bei der Qualität allerdings

auch eine wichtige Rolle. Natürlich sind regionale Produkte etwas teurer als großindustriell hergestellte Produkte aus Monokulturen, die häufig geschmacklich versagen. Gemeinsam mit Ihnen arbeiten wir daran, dass das Verständnis und die Wertschätzung für das PreisLeistungs-Verhältnis in der Bevölkerung steigt. Das ist eine wichtige Team-Arbeit ...“ Anton Mölk (MPREIS): „... und diese ermöglicht es uns, dass wir die Produktvielfalt in der Region stärken. Tirol verfügt heute über 100 verschiedene

Obst- und Gemüsesorten – nehmen Sie beispielsweise den Rucola. Den gibt es noch nicht lange auf den Tiroler Feldern. Diese innovative Entwicklung verdanken wir der schlagkräftigen Zusammenarbeit von uns allen: Produzenten, Händlern und der Agrarmarketing Tirol.“ Wendelin Juen (Geschäftsführer Agrarmarketing Tirol): „Ich freue mich über diese Gesprächsrunde. Ja, wir ziehen in der Tat gemeinsam an einem Strang und es ist erfreulich, dass wir so den Konsumenten Produkte höchster Qualität aus Tirol anbieten können.“ <

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Agrarmarketing Tirol • Brixner Straße 1/5 • A-6020 Innsbruck • Telefon: 0512/575701 • Fax: 0512/575701-20 • Office@AMTirol.at • www.AMTirol.at


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