AMS-Online Ausgabe 03/2013

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TECHNOLOGIETRANSFER „Die Walzarbeit ist sehr ermüdend. Irgendwann lässt die Konzentration nach. Deswegen sollen elektronische Systeme die Fahrer unterstützen“, meint Uli Schmelzeisen. Sensoren waren in den Bandagen und GPS-Empfänger auf der Kabine installiert, welche die Verdichtungswerte sowie die Position der Walze aufzeichneten und in die Kabine übertrugen. Um den Fahrern die Arbeit zu erleichtern, wurden die Fahrwege der Walze samt der bereits verdichteten Abschnitte sowie der noch nicht bearbeiteten Flächen farbig auf den Monitoren von Trimble und Völkel angezeigt. „Damit haben die Fahrer ein Hilfsmittel zur Hand und wissen, wie viel Übergänge sie bereits erreicht haben. Selbst Profi-Walzenfahrer, die ein gutes Gespür dafür haben, welche Bereiche sie verdichtet haben, können nun exakt erkennen, wo sie noch mit der Walze Verdichtungsarbeit zu leisten haben. Sie haben somit eine Kontrolle ihrer ausgeführten Arbeit. Die Anzeige ist einfach zu bedienen und übersichtlich. Letztlich soll das System den Maschineneinsatz optimieren und helfen, mit weniger Geräten und mit weniger Kraftstoff zu arbeiten“, beschreibt Norbert Mattivi von Trimble die Vorteile des Systems. Die ermittelten Daten werden dokumentiert, können am PC jederzeit abgerufen werden und stehen somit nicht nur den Fahrern, sondern auch den Auftraggebern als Nachweis sowie zur Auswertung jederzeit zur Verfügung. Gemessen wurde außerdem die Oberflächentemperatur, die ebenfalls grafisch auf den Monitoren dargestellt wurde. Der Fahrer kann seine Walzarbeit danach ausrichten. Er weiß somit, wo er im verdichtungsgünstigen Bereich ist und die für die Vibration zulässige Mindesttemperatur noch nicht unterschritten ist. Aufgrund des hier verwendeten Bindemittels ist die dynamische Verdichtung in einem Temperaturbereich zwischen 110 und 140 Grad Celsius möglich. Unterhalb dieser Temperaturen ist nur eine statische Verdichtung zulässig, um Bindemittelbrüche und Kornzertrümmerungen zu vermeiden. Bislang übernahmen die Walzenfahrer der Firma Juchem die Verdichtung ohne elektronische Verdichtungskontrolle. Sie führten die Walze rein nach Augenmaß. Einen Weg, den der Fahrer der ersten Cat Walze, Andreas Fellenzer, bislang gewählt hat: Er merkt sich einen Fixpunkt am Straßenrand, wie ein Schild oder eine besondere Pflanze, und orientiert sich daran. So war es auch auf den jeweils ersten Kilometern der Teststrecke. „Ein Fahrschüler tut sich anfangs auch noch etwas schwer, alle Anzeigen im Pkw im Überblick zu behalten. Mit der Zeit gewinnt er aber Routine und richtet seinen Blick in die Ferne. Genauso macht es der Walzenfahrer, wenn er den Monitor in der Kabine im Blick behalten muss“, so Ronald Utterodt von Caterpillar.

Ausgabe 03 | 2013

Eine Erfahrung, die Andreas Fellenzer bestätigen kann: „Man gewöhnt sich recht schnell an das elektronische System zur flächendeckenden Verdichtungskontrolle. Allerdings war es gut, dass wir jeden Tag eine Einweisung bekommen haben. Denn wir mussten uns jedes Mal aufs Neue auf eine andere Walze und ein anderes System einstellen. Da kommen selbst Geübte ins Schwitzen. Alles in allem lässt sich sagen: Die Cat Walze bietet eine gute Übersicht, viel Platz sowie eine präzise Steuerung und ist leise“, so Fellenzer über seinen ersten Eindruck zum Einsatz der Cat Walze CD 54B. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Bedieneinheit um 360 Grad drehen lässt und auch um bis zu zehn Zentimeter seitlich über die Kabinenkante herausfahren kann, um eine gute Sicht auf die Bandagenkante und das Kantenandrückgerät zu haben. „Die Frage ist auch immer, wie viele Informationen benötigt der Fahrer, um eine flächenmäßig gleichmäßige Verdichtung zu erzielen? Der Walzentest soll auch dazu eine Antwort liefern“, so Micha Tobias Buch, DiplomBauingenieur und wissenschaftlicher Mitarbeiter von der Uni Siegen. Allerdings hänge dies auch immer stark vom Walzenfahrer ab – der eine verlange nach mehr, der andere nach weniger Informationen. Genauere Erkenntnisse wird die endgültige Auswertung ergeben. Dazu wurden pro Streckenabschnitt an zwei verschiedenen Stellen je sechs Bohrkerne gezogen und Mischgutproben entnommen. Kontrolliert wurden die von den Cat Walzen erzielten Ergebnisse mithilfe der radiometrischen Verdichtungsmessung – dazu war eine sogenannte Troxler- Dünnschichtsonde im Einsatz. Die Werte wurden von Ria Schneider, Laborantin der Uni Siegen, und von Andreas Dietzen, Leiter des Asphaltlabors der Firma SBT, Laboratorium für Straßen- und Betonbau Trier, protokolliert und überwacht. Für die Dichtebestimmung des eingebauten Asphalts werden häufig Gammastrahler verwendet. Dabei wird die Sonde auf das zu untersuchende Material gesetzt. Die Strahlenquelle sendet Strahlung aus, die durch das Material abgeschwächt und gestreut wird. Mithilfe des integrierten Zählrohrs können diese Unterschiede bestimmt und daraus auf die Dichte des Materials geschlossen werden. Die Auswertung läuft vollautomatisch im Gerät ab. „Letztlich hängt die Effizienz der Walzarbeit – auch bei Nutzung moderner Informationssysteme – unmittelbar von der Arbeitsvorbereitung der gesamten Baustelle ab. Das beste System versagt, wenn der Einbau ungleichmäßig vonstatten geht. Und gerade hier hat das ausführende Unternehmen Juchem eindrucksvoll bewiesen, dass ein nahezu unterbrechungsfreier Einbau mit sehr

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