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Narrentreffen 2023
Narrentreffen 2023 Sigmaringen
Die Althistorische Narrenzunft Offenburg e.V. wird am Landschaftstreffen der Landschaft Donau in Sigmaringen am 04. und 05.02.2023 teilnehmen. Als Brauchtumsbeauftragter stelle ich deshalb die Narrenzunft Vetter Guser Sigmaringen in diesem Beitrag kurz vor. Die Narrenzunft Sigmaringen feiert an diesem Wochenende ihren 300 Jahre alten Brauch das „Bräuteln“ sowie 111 Jahre Narrenzunft Vetter Guser, wie sich die Narrenzunft nennt.
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Das Bräuteln
Herzstück der “Semmerenger Fasnet” ist das Historische Bräuteln am Fasnetsdienstagmorgen: Nach alter Überlieferung ist es nach dem 30-jährigen Krieg entstanden. Die Bevölkerung habe, von Not geplagt, die Lust selbst am Heiraten verloren. Als sich schließlich doch einer der jungen Burschen traute zu heiraten, hätten ihm seine Kameraden versprochen, ihn an der Fasnet auf einer Stange und unter den Klängen von Trommeln und Pfeifen um den Marktbrunnen zu tragen. Tatsächlich geht der Brauch aber wohl auf ältere Vorbilder zurück, die in Sigmaringen schon Ende des 16. Jahrhunderts erwähnt werden. In seiner jetzigen Form lässt sich das Bräuteln mit Sicherheit seit dem Jahr 1723 belegen. Grüne, silberne und goldene Hochzeiter sowie Zugezogene, die sich dem Ehejoch bereits auswärts gebeugt haben, sind alljährlich eingeladen, den Ritt auf der Stange zu wagen. Vorspiel zum Historischen Bräuteln ist die Übergabe der Bräutlingsstange an die Bräutlingsgesellen am Fasnetssonntagmorgen auf dem Marktplatz. Damit übernehmen die Narren die Macht in der Stadt und der Bürgermeister wird abgesetzt.
Fotos und Logo wurden von der Narrenzunft Vetter Guser Sigmaringen zur Verfügung gestellt.



Wird im schwäbisch-alemannischen Raum die beginnende Fasnet allgemein mit dem ‘Ruf ‘s goht dagega!” begrüßt, so ergänzt man in Sigmaringen mit ‘Jetzt ischt Fasnet wieder komma’. Der Satz entstammt der Weisung an die Bräutlingsgesellen, die Jahr für Jahr ergeht: Nach einem Rundtanz mit der Stange durch den obersten Gesellen beginnt das Laden der Bräutlinge im ganzen Stadtgebiet durch die Bräutlingsgesellen.
Semmerenger Fasnet
Semmerenger Fasnet, das ist aber nicht nur das Bräuteln. Dazu gehört ein bunter Reigen von Veranstaltungen zwischen Auseliga und Fasnetsdienstag. Auseliga heißt in Sigmaringen der Schmutzige Donnerstag, was so viel bedeutet, wie unselig oder unsinnig, närrisch eben. Die Fasnet lebt vom Engagement vieler, von Sigmaringer “Originalen” genauso, wie von den verschiedenen Vereinen und Gruppen. Der Pflege dieser traditionellen heimischen Fasnet hat sich die 1912 gegründete Narrenzunft Vetter Guser verschrieben. Ihr Name ist Programm. Er entstammt dem Reich der Fabel, wonach ein Fuchs als Vetter der Gänse diese belehrt, mit ihnen Vetterles spielt, sie zum Narren hält’, was ihnen natürlich zuletzt den Kragen kostet.

Narrenzunft Frohsinn 1853 e. V. © Roland Sigwart Photographie




© Narrenzunft Bad Dürrheim e. V.
Die schönste Jahreszeit ...

Gemeinsam Tradition leben und Spaß haben.
Gruppen und Figuren
Der Spielmanns- und Fanfarenzug der Narrenzunft Vetter Guser ist inzwischen über 25 Jahre alt und zu einer festen Institution der Semmerenger Fasnet geworden. Darüber hinaus vertritt er Zunft und Stadt bei musikalischen Auftritten auch während des Jahres. Die älteste Sigmaringer Fasnetsmaske ist die Traditionsfledermaus. Sie stammt aus dem vergangenen Jahrhundert. Damals war die Fasnet in Sigmaringen reine Männersache. Doch die braven Bürgersfrauen, so wird erzählt, hätten es sattgehabt, alleine zu Hause zu bleiben, während die Herren der Schöpfung sich vergnügten. Um zu beobachten, was diese so trieben hätten sie beschlossen, sich zu maskieren. Die Mittel hierzu waren rar. So zog man über das damals übliche, schwarze Kleid ein großes Schultertuch und eine Spitzengardine. Beides wurde über dem Kopf zu zwei Fledermausohren gebunden und mit bunten Bändern geschmückt. Die Flügel bildete der über die Schultern und Arme reichende Schal. An die Traditionsfledermaus angelehnt ist die Tiermaske der braunen Fledermaus. Sie trägt eine Holzlarve und am Häs breite Fledermausflügel. Die Kleine Fledermaus wurde erstmals an der Fasnet 1965 vorgestellt. In dieser Gruppe versammelt sich der Narresoma, angeführt von der Fledermausmutter. Vor wenigen Jahren wurde die Figur des Schlossnarro nach historischen Vorbildern wiederbelebt. Farbe und Aussehen seines Gewandes gehen auf die italienische Commedia dell’arte des 16. Jahrhunderts zurück. Gute Gründe lassen deren Einfluss über den hohenzollerischen Fürstenhof auf die Semmerenger-Fasnet annehmen. Besonderheit der Maske des Schlossnarro ist die offene Mundpartie. Schwäbisch-alemannisch ist der große Schellengürtel. Als Utensilien führt der Schlossnarro die Streckschere, Pritsche, Brezelstange oder den Narrenspiegel mit sich. Thommy Waldhecker


