Albert Schweitzer Stiftung f端r unsere Mitwelt
Wirkungsbericht 2012 nach dem Social Reporting Standard
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Einleitung
Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt Wirkungsbericht 2012
Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (ASS) hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. In den ersten zehn Jahren seit ihrer Gründung im Jahr 2000 wurde sie nahezu vollständig durch ihren Gründer finanziert. Seitdem spielen Spenden von Privatpersonen eine immer wichtigere und inzwischen eine absolut tragende Rolle. Durch diese Entwicklung fühlt sich der Vorstand der ASS verpflichtet, neue Formen der Transparenz einzuführen, denn SpenderInnen haben aus unserer Sicht das Recht zu erfahren, wie ihre Mittel investiert werden und was damit bewirkt wird. Bei der Suche nach einem Transparenzstandard wurden wir schnell auf den Social Reporting Standard (SRS) der Social Reporting Initiative (SRI) aufmerksam. Wir teilen die Auffassung der SRI, dass es in Jahresberichten nicht nur darum gehen kann, Tätigkeiten und Zahlen zu präsentieren. Viel wichtiger ist die daran anschließende Frage, was tatsächlich bewirkt wurde. Meines Wissens sind wir die erste Organisation aus dem Tierschutz-/Tierrechtsbereich, die einen Bericht nach den Vorgaben des SRS veröffentlicht. Ich hoffe, dass noch viele weitere Organisationen folgen werden, denn die Arbeit an unserem ersten SRSBericht hat einige wertvolle Fragen aufgeworfen, die uns helfen, grundsätzliche Probleme besser zu verstehen, Hebel zur Problemlösung zu identifi-
zieren und unsere Annahmen zur Wirkung unserer Projekte besser zu untersuchen. All das trägt dazu bei, die Wirkung unserer Arbeit mittel- und langfristig weiter zu steigern. Für den Erfolg unserer Bewegungen wäre es großartig, wenn nicht nur die ASS in den Genuss solcher Lernkurven käme. In diesem Sinne verstehen wir die Arbeit am SRS als ein kontinuierliches Projekt, an dem wir laufend wachsen werden. Der Anfang ist getan! Vielmals bedanken möchte ich mich bei all den Menschen, die die Arbeit der ASS ermöglichen. Das sind vor allem die MitarbeiterInnen der ASS sowie die wachsende Zahl an FörderInnen und SpenderInnen.
Ihr
Mahi Klosterhalfen | Geschäftsführender Vorstand
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Inhaltsverzeichnis Einleitung 1. 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 2. 2.1 2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.3 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.3.4 2.4 2.4.1 2.4.2 2.4.3 3. 3.1 3.2 3.3 3.4 4. 4.1 4.2 4.3 5. 5.1 5.2 5.3 5.4 6. 6.1 6.2 6.2.1 6.2.2 6.2.3 6.3 6.3.1 6.3.2 6.4 7. 7.1 7.1.1 7.1.2 7.1.3 7.2 7.2.1 7.2.2 7.3 7.4
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Gegenstand des Berichts 06 Geltungsbereich 06 Berichtszeitraum und -zyklus 06 Grad der Anwendung des SRS 06 Berichtsform und -bestandteile 06 Ansprechpartner 06 Das Problem und der Lösungsansatz der ASS 07 Themenfeld 07 Das Problem 07 Ausgangslage 07 Ausmaß des Problems 08 Bisherige Lösungsansätze 09 Der Lösungsansatz der ASS 10 Vision 10 Strategie 10 Zielgruppen 10 Aktivitäten und erwartete Wirkungen 11 Verbreitung des Lösungsansatzes 12 Was wird verbreitet? 12 Wie werden die Lösungsansätze verbreitet? 12 Wie ist der Stand der Verbreitung? 12 Wirkung 14 Eingesetzte Ressourcen (Input) 14 Leistungen (Output) 14 Wirkungen (Outcome/Impact) 14 Evaluation und Qualitätssicherung 16 Weitere Planung und Ausblick 18 Planung und Ziele 18 Entwicklungspotentiale und Chancen 19 Risiken 19 Organisationsstruktur und Team 20 Organisationsstruktur 20 Stand der Organisationsentwicklung 20 Vorstellung der handelnden Personen - der Vorstand, 20 Wolfgang Schindler, Mahi Klosterhalfen, Rolf Hohensee Partnerschaften, Kooperationen und Netzwerke 20 Profil der Stiftung 22 Organisationsprofil 22 Governance 22 Leitungsorgan 22 Aufsichtsorgan 23 Interessenskonflikte 23 Beteiligungsverhältnisse 23 Eigentümerstruktur 23 Beteiligungen der Organisation 23 Umwelt- und Sozialprofil 24 Finanzen 24 Buchführung und Bilanzierung 24 Buchführung 24 Jahresabschluss 24 Controlling 24 Vermögensverhältnisse 24 Vermögensrechnung 24 Darlehen 25 Einnahmen und Ausgaben 25 Lagebericht 26
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1. Gegenstand des Berichts
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1.1 Geltungsbereich Dieser Bericht bezieht sich auf die gesamte Arbeit der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt (ASS). Die Wirkungsanalyse umfasst die beiden Säulen „Unternehmenskampagnen” und „Verbraucheraufklärung”. 1.2 Berichtszeitraum und -zyklus Berichtet wird über die Arbeit im Kalenderjahr 2012. An einigen Stellen fließen relevante Informationen aus dem Jahr 2013 ein. 1.3 Grad der Anwendung des SRS Dieser Bericht orientiert sich streng an den Vorgaben der aktuellen Version des Social Reporting Standards (SRS), Stand 2012, herausgegeben von der Social Reporting Initiative e. V. (SRI). Dieser Bericht weicht an zwei Stellen leicht von den Vorgaben des SRS ab: Zum einen wird nur sehr bedingt auf die Vorjahre eingegangen, da dies der erste öffentliche Jahresbericht der ASS ist. Zum anderen werden die Anforderungen an die Details der Verteilung der Ausgaben (Kapitel 7.3) übererfüllt, indem schon solche Angaben gemacht werden, die erst von Organisationen mit Jahreseinnahmen von über 500.000 Euro eingefordert werden. Da der Vorstand davon ausgeht, dass die ASS diese Grenze spätestens im Jahr 2014 überschreiten wird, können so in zukünftigen Berichten bessere Vergleiche zum Jahr 2012 gezogen werden. 1.4 Berichtsform und -bestandteile Dieser Bericht besteht aus Gründen der Lesbarkeit aus einem einzigen Dokument. 1.5 Ansprechpartner Hauptverantwortlich für die Inhalte des Berichts ist Mahi Klosterhalfen, geschäftsführender Vorstand. Anfragen können über die in Kapitel 6.1 genannten Kontaktmöglichkeiten gestellt werden und werden bei Bedarf weitergeleitet.
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2. Das Problem und der Lösungsansatz der ASS 2.1 Themenfeld Die ASS setzt sich für den Schutz und die Rechte der Tiere ein. Dabei konzentriert sie sich auf den Bereich, in dem mit Abstand am meisten Leid und Tod verursacht wird: die Nutzung von Tieren und Tierprodukten als Nahrungsmittel.1 Diese Fokussierung wird auch deshalb vorgenommen, weil Projekte und Organisationen, die sich für sogenannte Nutztiere einsetzen, innerhalb der Tierschutz- und Tierrechtsbewegungen deutlich unterrepräsentiert sind.2 In ihrem Wirken konzentriert sich die Stiftung auf den deutschen Markt. 2.2 Das Problem
zungsgemäßen Aufgaben der Stiftung zählt, die aber ebenfalls einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert haben. Diese Probleme liegen vor allem in der hohen Umwelt- und Klimabelastung durch die Gewinnung von Tierprodukten, der Lebensmittelverschwendung (es werden durchschnittlich 11 pflanzliche Kalorien benötigt, um eine tierische Kalorie zu produzieren) und in den negativen Auswirkung des hohen Fleischkonsums auf die menschliche Gesundheit.5
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Die vom Problem Betroffenen sind also die sogenannten Nutztiere (oder zumindest fast alle Nutztiere, siehe 2.2.2), die Umwelt sowie viele Menschen im In- und Ausland.6
2.2.1 Ausgangslage Die sogenannte Nutztierhaltung, insbesondere die Intensivtierhaltung, die sich an gesetzlichen Mindeststandards orientiert und diese sogar häufig unterschreitet3, verursacht viel Leid und Tod: die Zucht der Tiere hat das primäre Ziel, das Wachstum sowie die sogenannte Milch- und Legeleistung zu erhöhen, worunter das Tierwohl leidet; Körperteile wie Schnabelspitzen, Hörner und Ringelschwänze werden ohne Schmerzlinderung amputiert; die Haltungsbedingungen sind durch Platzmangel und fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten charakterisiert; bei Tiertransporten und Schlachtungen werden immer wieder Missstände dokumentiert. Diese gängigen Praktiken müssen aus Sicht der ASS als tierquälerisch bezeichnet werden. Für die ASS ist die Nutztierhaltung ein primär ethisches Problem, da es keinerlei Notwendigkeit gibt, Tiere (qualvoll) zu halten und sie zu töten.4 Die gängige Nutztierhaltung steht somit im eklatanten Widerspruch zu Albert Schweitzers Maxime „Ehrfurcht vor dem Leben”. Die Nutztierhaltung verursacht auch weitere Probleme, deren Lösung zwar nicht direkt zu den sat-
Historisch betrachtet hat sich die Intensivtierhaltung in der Nachkriegszeit entwickelt, als industrielle Produktionsmethoden zum ersten Mal auch auf Tiere angewendet wurden. Am damals aufgegriffenen Grundprinzip der Outputmaximierung unter Vernachlässigung der Bedürfnisse der Tiere hat sich bis heute kaum etwas geändert.7 Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist zudem die fortschreitende Überzüchtung der Tiere zu einem immer größeren Problem
Foto: © tierschutzbilder.de
1 Allein im Jahr 2011 wurden in Deutschland 770 Mio. Tiere geschlachtet (exkl. Fische), siehe http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/schlachtzahlen-2012-15-
mio-tiere. Ohne andere Tierschutzanliegen schmälern zu wollen, sei beispielhaft erwähnt, dass die zahlenmäßigen Unterschiede beeindruckend sind:
In Tierheimen leben etwa 6 Mio. Hunde (http://www.planet-wissen.de /natur_technik/tier_und_mensch/tiere_im_heim/index.jsp), Tierversuche wurden an
ca. 2,9 Mio. Tieren durchgeführt (http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/tierversuchszahlen-erneut-gestiegen).
2 Es gibt nur wenige Organisationen, die sich auf den Schutz und die Rechte der Nutztiere konzentrieren. Die größten Organisationen in diesem Bereich arbeiten
mit sechsstelligen Jahresbudgets. Zum Vergleich: allein das Tierheim in Berlin-Hohenschönhausen hat ein siebenstelliges Jahresbudget.
3 Siehe http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/gesetzesbruche-in-der-nutztierhaltung 4 Dass eine gut geplante vegetarische/vegane Ernährung für alle Lebenslagen geeignet ist, bestätigt z. B. die American Dietetic Association, die größte Vereinigung
von Ernährungsexperten in den USA (http://www.eatright.org/About/Content.aspx?id=8357) und das zur australischen Regierung gehörende National Health
and Medical Research Council (http://www.nhmrc.gov.au/_files_nhmrc/publications/ attachments/n55_australian_dietary_guidelines_130530.pdf)
5 Vertiefende Informationen auf http://www.selbst-wenn.de/hintergrund 6 Eine Quantifizierung erscheint kaum möglich, die nachfolgenden Ausführungen verdeutlichen aber zumindest das grobe Ausmaß. 7 Das Tierschutzrecht orientiert sich meistens an den Wünschen der Tierhalter, wie sich u. a. an den vielen Ausnahmeregelungen im Tierschutzgesetz erkennen
lässt. Gesetzliche Mindeststandards stören die Outputmaximierung meist nicht oder nur minimal. Ausnahmen wie das Verbot der Batteriehaltung von
Legehennen müssen hart erkämpft werden.
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geworden. Besonders anschaulich sieht man dies an Hühnern und Puten, die sich am Ende ihrer Mast vor lauter Brustmuskulatur kaum noch auf den Beinen halten können. Anzunehmen ist, dass sich diese Problematik ohne Interventionen sowohl qualitativ als auch quantitativ weiter verschärft. Die Ursachen der Probleme sind vielfältig: die deutschen und europäischen Gesetzgeber greifen kaum in die Entwicklungen ein, billiges Fleisch wird
2.2.2 Ausmaß des Problems Die Nachfrage nach billigem Fleisch, Fisch und anderen Tierprodukten in Deutschland ist hoch. Der Fleischverbrauch lag im Jahr 2011 bei 89,2 kg pro Person. Zusätzlich wurden pro Person 15,8 kg Fische und Fischerzeugnisse, 85,4 kg Frischmilcherzeugnisse, 23 kg Käse und 249 Eier verbraucht.8 Dafür wurden über 700 Mio. Landtiere gehalten und geschlachtet.9 Die Zahl der für den deutschen Markt getöteten Meerestiere (inkl. „Beifang“ und in der Aquakultur verfütterten Fischen) dürfte sogar noch um ein Vielfaches höher liegen.10 Mehr als 95 % der betroffenen Landtiere und mehr als ein Drittel der betroffenen Meerestiere stammen aus besonders problematischen Haltungsformen (bei Fischen Aquakultur11), die sich allein an meist unzureichenden gesetzlichen Mindeststandards orientieren (sofern überhaupt vorhanden).12 Aber auch die gängigen Alternativen erweisen sich bei genauerem Hinsehen als deutlich schlechter als ihr Ruf.13
Foto: © tierschutzbilder.de
vom Verbraucher stark nachgefragt, das vegetarische und vegane Angebot in Supermärkten, Restaurants etc. ist noch zu schwach ausgeprägt sowie geschmacklich manchmal nicht überzeugend und es mangelt am Verständnis oder an Konsequenzen aus der Erkenntnis, dass „Nutztiere” fühlende Lebewesen sind.
Zu den Umwelt- und Klimaschäden ist zu sagen, dass die Nutztierhaltung 18 % der globalen Treibhausgasemissionen verursacht,14 zur Rodung der Regenwälder beiträgt15 und Gewässer schädigt.16 Eine Reduktion des Fleischkonsums in Industrieländern um 20 % würde „zu einer spürbaren Verbesserung der Ernährungssituation in Entwicklungsländern führen”.17 Zudem lässt sich sagen, dass die weltweit produzierten pflanzlichen Lebensmittel theoretisch ausreichen, um schätzungsweise 3 Mrd. Menschen mehr, d. h. insgesamt 10 Mrd. Menschen zu ernähren.18
8 Siehe http://berichte.bmelv-statistik.de/SJT-4010500-0000.pdf 9 Siehe Fußnote 1. Da es einen Exportüberschuss im einstelligen Prozentbereich gibt, wird, um konservative Angaben zu machen, nur von „über 700 Mio.”
Tieren gesprochen.
10 Laut http://fishcount.org.uk/ werden pro Jahr mindestens eine Billion Meerestiere getötet. Der deutsche Fischkonsum hat laut FAO einen Anteil von 1,11 % am
globalen Fischkonsum. Geht man vereinfacht von einer global einheitlichen Verteilung der Fangmethoden und konsumierten Fischarten aus, dann werden für
den deutschen Bedarf pro Jahr etwa elf Mrd. Fische getötet.
11 Zum Anteil Wildfang/Aquakultur: http://www.fao.org/docrep/016/i2727e/i2727e.pdf S. 21 12 Die gängigen Systeme sind hier beschrieben: http://albert-schweitzer-stiftung.de/tierschutzinfos/massentierhaltung. Der Bio-Anteil liegt in den meisten Katego-
rien im kleinen einstelligen Prozentbereich: http://www.boelw.de/uploads/media/pdf/Dokumentation/Zahlen__Daten__Fakten/ZDF_2013_Endversion_01.pdf
(S. 11). Andere Produktionssysteme, die nennenswert über gesetzliche Mindeststandards hinaus gehen, haben Marktanteile im Promillebereich.
13 Siehe für Landtiere www.biowahrheit.de und für Wildfische http://albert-schweitzer-stiftung.de/tierschutzinfos/massentierhaltung/wildfisch 14 Siehe ftp://ftp.fao.org/docrep/fao/010/a0701e/a0701e07.pdf 15 Regenwald wird u. a. gerodet, um Soja anzubauen, das vor allem für die Tiermast eingesetzt wird, sowie um Weideflächen zu schaffen. Da es auch noch weitere
Gründe für die Rodung gibt (vor allem Holzgewinnung), lässt sich der sogenannten Nutztierhaltung ohne Weiteres kein konkreter Anteil an den Rodungen
zuschreiben. Laut FAO werden pro Jahr 13 Mio. ha Wald gerodet bzw. durch Naturereignisse zerstört: http://www.fao.org/docrep/013/i1757e/i1757e.pdf (S. 15).
2.2.3 Bisherige Lösungsansätze Das Problem der quälerischen Haltung und Tötung von Tieren für den menschlichen Konsum wird von mehreren Organisationen und Initiativen aus den Tierschutz- und Tierrechtsbewegungen bearbeitet. Dabei haben sich grundsätzlich zwei Herangehensweisen herauskristallisiert: a.
Es wird gefordert, dass Bedingungen geschaffen werden, unter denen die Tiere weniger leiden bzw. artgerechter gehalten werden. Die Nutzung und Tötung der Tiere durch den Menschen wird dabei nicht infrage gestellt (klassischer Tierschutz).
b. Es wird grundsätzlich gefordert, damit aufzuhören, Tiere zu halten und zu töten (Tierrechte). In der ersten Herangehensweise sieht die ASS die Schwäche, dass der Status quo des unnötigen Tötens nicht grundsätzlich hinterfragt wird. Dieser Ansatz greift deshalb aus Sicht der ASS zu kurz. Die zweite Herangehensweise hat aus Sicht der ASS die Schwäche, dass Forderungen aufgestellt werden, die die Adressaten oft nicht erfüllen können oder wollen. Dieser Ansatz greift deshalb häufig ins Leere. Als Zielgruppe wird von Vertretern beider Herangehensweisen häufig die Politik gewählt. Auch wenn politische Fortschritte eine hohe Breitenwirkung erzeugen, erscheint das Verhältnis von eingesetzten Ressourcen und erzielten Ergebnissen suboptimal. So konnten in den letzten Jahrzehnten über den politischen Weg in Deutschland fast keine nennenswerten Erfolge erzielt werden, während erste Wirtschaftskampagnen außerordentlich erfolgreich waren (siehe u. a. 3.3). Die erreichten politischen Erfolge haben meistens einen anderen Hintergrund. So ging dem politischen Verbot der Legebatteriehaltung
eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1999 voraus, die der Gründer der ASS als Prozessbevollmächtigter maßgeblich beeinflussen konnte. Auch das bereits grundsätzlich beschlossene, aber noch nicht durchgesetzte Verbot der größeren „Kleingruppen”-Käfige geht zum einen auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts und zum anderen auf die politische Erkenntnis zurück, dass die Käfige kaum noch eine wirtschaftliche Bedeutung haben.
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Wenn Verbraucher als Zielgruppe gewählt werden, steht der klassische Tierschutz vor dem Problem, dass er Produkte empfehlen muss, die schnell doppelt so teuer wie industriell erzeugte Tierprodukte sind. Nur wenige Verbraucher haben die Bereitschaft oder die Möglichkeit, solche Preise zu zahlen, und selbst diese Produkte kommen, wie oben beschrieben, dem Tierschutzgedanken oft nicht sehr nahe. Tierrechtliche Forderungen an den Verbraucher werden oft vehement und mit einem Absolutheitsanspruch vorgetragen. Wer nicht sofort zu einer veganen Lebensweise wechselt, wird häufig mit einem schlechten Gewissen zurückgelassen. Die Wirtschaft wird dagegen unabhängig von der Grundausrichtung relativ selten als Zielgruppe gewählt. Aus Sicht der ASS ist hier noch viel Potential zu bergen (siehe 2.3.2). Die anderen genannten Probleme (Umwelt, Welternährung, Gesundheit) werden von einer Vielzahl an Institutionen bearbeitet. Eine Analyse würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, doch grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Nutztierhaltung als Mitverursacher der Probleme meistens nicht oder nur am Rande erkannt wird. Dies hat sich in den letzten Jahren zwar etwas gebessert, aber die ASS sieht immer noch häufig Scheuklappen bei der Problemanalyse und der Entwicklung von Lösungsansätzen.19
16 Jährlich werden auf deutschen Äckern und Wiesen rund 200. Mio. Tonnen Gülle verteilt (http://www.rlv.de/rlv_.dll?pageID=4570). Dies trägt über die Abgabe
von Ammoniak zum Waldsterben und damit massiv zum Klimawandel bei (http://www.robinwood.de/german/wald/waldsterben/index.htm; http://www.bmelv.
de/SharedDocs/Downloads/Service/AnWis/Heft508.pdf?__blob=publicationFile). In vielen Teilen Deutschlands führt es zudem zu einer starken Belastung des
Grundwassers mit Nitrat: wie der aktuelle Nitratbericht der Bundesregierung zeigt, weisen bereits rund 50 % von insgesamt 162 ausgesuchten Grundwasser-
messstellen eine hohe Nitratbelastung auf (http://www.bmelv.de/SharedDocs/Downloads/Landwirtschaft/Klima-und-Umwelt/Nitratbericht-2012.pdf?__
blob=publicationFile). Vor allem gesundheitlich bedenklich wird Nitrat, wenn es u. a. zu krebserregendem Nitrit umgewandelt wird, das zudem insbesondere für
Säuglinge eine Todesgefahr birgt (http://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/warengruppen/wc_59_trinkwasser/et_trinkwasser_nitrat.htm).
17 Siehe http://www.epo.de/index.php?option=com_content&view=article&id=9417%3Aweniger-fleischkonsum-wuerde-armen-laendern-helfen&catid=99%3 Atopnews&Itemid=1 18 Siehe https://www.ciwf.org.uk/includes/documents/cm_docs/2012/f/foodsense.pdf 19 Die ASS vermutet, dass zum einen vielen Entscheidern die Konsequenz fehlt, den eigenen Konsum von Tierprodukten zu beenden oder ihn deutlich
einzuschränken, weshalb man sich mit dem Thema nicht unvoreingenommen beschäftigt. Zum anderen dürften viele Organisationen davor zurückschrecken,
ihren Spendern und Mitgliedern eine Ernährungsumstellung zu empfehlen.
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2.3 Der Lösungsansatz der ASS
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kann, nutzt sie wissenschaftliche Erkenntnisse u. a. aus der Psychologie, den Sozial-, Kultur- und Ernährungswissenschaften sowie aus der Medizin. Zudem werden ab 2013 auch eigene Projekte unter Zuhilfenahme wissenschaftlicher Methoden und Erkenntnisse kritisch evaluiert sowie Projekte anderer Organisationen bewertet, um zu eruieren, ob sie sich so oder so ähnlich für die ASS eignen. Die ASS versteht sich außerdem als Brückenbauerin zwischen klassischem Tierschutz und Tierrechten. Erfahrungen und Umfragen zeigen, dass Forderungen nach der Behebung der wichtigsten Tierschutzprobleme (siehe 2.2.1) von einer breiten gesellschaftlichen Mehrheit mitgetragen werden, sofern die Probleme bekannt sind. Da solche Kenntnisse häufig nicht oder nur in Ansätzen vorhanden sind, klärt die ASS über die Praktiken der industriellen Tierhaltung auf und nutzt den Grundkonsens als Basis, um auch zu Lösungen für das grundsätzliche Problem des unnötigen Tötens überzuleiten. Dabei erkennt die ASS an, dass sowohl Individuen als auch Unternehmen die Möglichkeit gelassen werden muss, Wege im eigenen Tempo zurückzulegen, damit die Veränderungen nachhaltig sind.20 Die ASS sieht ihre Rolle darin, solche Wege aufzuzeigen und als Katalysator zu wirken.
Foto: © Dt. AlbertSchweitzer-Zentrum
2.3.1 Vision Wie kaum ein anderer Philosoph hat Albert Schweitzer eine Ethik mit praktischem Anspruch entwickelt. Sein Leitbild der Ehrfurcht vor dem Leben verankert die ASS, insbesondere mit Bezug auf die Ernährung, in der Gesellschaft. Das bedeutet, dass für die Produktion von Lebensmitteln kein Tier unnötig leiden oder sterben muss. 2.3.2 Strategie Um auf einen ehrfurchtsvolleren Umgang mit den Tieren hinzuwirken, sucht die ASS nach besonders effektiven Hebeln. Aus Sicht der ASS sind diese vor allem in der Lebensmittelwirtschaft sowie in einer optimierten Verbraucheraufklärung zu finden. Damit die Arbeit der ASS ihre maximale Wirkung entfalten
2.3.3 Zielgruppen Die wichtigsten Zielgruppen der ASS sind auf der einen Seite EntscheiderInnen in Unternehmen aus der Lebensmittelproduktion, dem Lebensmittelhandel sowie der Gastronomie und auf der anderen Seite VerbraucherInnen zwischen 18 und 64 Jahren, die die grundsätzliche Bereitschaft dazu haben, ihren Fleischkonsum zu reduzieren.21 Jugendliche sind aus Sicht der ASS prinzipiell auch eine vielversprechende Zielgruppe. Um diese zu erreichen, müssten spezielle Kommunikationskonzepte entwickelt werden, wovon aus Kapazitätsgründen bislang abgesehen wird; bei älteren Menschen erkennt die ASS eine sinkende Bereitschaft, die Ernährungsgewohnheiten zu verändern.22
20 Viele psychologische Studien und daraus abgeleitete Erkenntnisse der Neuzeit zeigen, dass die meisten Menschen, je nach kultureller Herkunft, sozialer
Zugehörigkeit, Bildungsgrad, psychischer Konstitution etc., ein unterschiedliches Maß an Zeit benötigen, um ihre bisherigen Einstellungen und Verhaltensweisen
(dabei insbesondere auch Konsummuster) zu hinterfragen sowie neues Wissen und neue Werte zu akzeptieren und zu internalisieren. Anstatt ad hoc-Lösungen
zu fordern, die nicht selten zu handlungsfernen Lippenbekenntnissen führen, erscheint es daher erfolgversprechender, neben gut aufbereiteten Informationen
auch einfache, praktikable und sich sukzessive steigernde Schritte zur Einstellungs- und Verhaltensänderung anzubieten. Hinweise und Beispiele zu den hier
angedeuteten Sachverhalten liefern zusammenfassend beispielsweise N. Cooney, “Change of Heart” (2011) sowie K. McGonigal, “The Willpower Instinct”
(2011), beide jeweils mit zahlreichen Studienhinweisen.
21 Siehe https://www.uni-hohenheim.de/news/fleischkonsum-in-deutschland-zahl-der-vegetarier- verdoppelt-sich-genereller-trend-zu-weniger-fleisch
Größe der Zielgruppen • Lebensmittelproduktion: >41,0 Mrd. Euro Jahresumsatz23 • Lebensmitteleinzelhandel: 227,9 Mrd. Euro Jahresumsatz24 • Gastronomie: 68,2 Mrd. Euro Jahresumsatz25 • Menschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren: 50,6 Mio.26, davon Menschen mit grundsätzlicher Bereitschaft zur Reduktion des Fleischkonsums: ca. 30,3 Mio. Innerhalb der Lebensmittelwirtschaft sind, insbesondere zu Beginn einer Kampagne, besonders innovative und/oder nachhaltige Unternehmen eine wichtige Unterzielgruppe. Vorschläge der ASS passen oft zu den jeweiligen Unternehmenszielen und werden deshalb gut aufgegriffen und (z. T. gemeinsam) umgesetzt. Dies bringt eine Positivspirale in Gang: immer mehr Unternehmen schließen sich an, es entsteht ein gewisser Standard, dem sich zum Schluss auch die weniger nachhaltigen/innovativen Unternehmen nicht mehr verweigern. Die Ziele und Anliegen der Verbraucherinnen und Verbraucher sind sehr heterogen. Derzeit lassen sich drei Hauptantriebsfedern erkennen, den Fleischkonsum zu reduzieren: Gesundheit, Umweltschutz und Tierschutz.27 Innerhalb der sehr weit umrissenen Zielgruppe scheinen junge Menschen mit hohem Bildungsstand am offensten für die Botschaften der ASS zu sein.28 2.3.4 Aktivitäten und erwartete Wirkungen Um Wirkungen in der Lebensmittelwirtschaft zu erzeugen, sucht die ASS den direkten Kontakt zu Entscheidungsträgern. Einer Recherche nach geeigneten Ansprechpartnern in Unternehmen folgt die Kontaktaufnahme (meistens per Brief) und in den meisten Fällen ein weiterer Austausch per Telefon und E-Mail, manchmal auch persönlich. Dabei werden teils einfach umsetzbare Vorschläge gemacht
(z. B. keine Käfigeier mehr verwenden) und teilweise komplexe Prozesse angeregt, die einen Know-HowTransfer bzw. die Vermittlung von Produkten oder externen Schulungen erfordern.
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Die ASS hebt sich von vielen anderen Organisationen dadurch ab, dass sie stets versucht, konstruktiv mit den Entscheidungsträgern zusammenzuarbeiten und gemeinsame Vorteile zu erzeugen. Nur in Ausnahmefällen werden auch Negativkampagnen gefahren (vor allem Nennung der Unternehmen auf Negativlisten sowie Online-Proteste). Zu erwarten ist, dass Unternehmen durch den Austausch ihre Tierschutzstandards erhöhen sowie ihr vegetarisch-veganes Angebot ausbauen und verbessern. Für Privatpersonen stellt die ASS ein breites Informationsangebot zur Verfügung. Ziel ist es, Menschen Gründe und Wege aufzuzeigen, den Konsum von Tierprodukten zu reduzieren oder einzustellen. Die ASS hebt sich dabei von den meisten anderen Organisationen dadurch ab, dass sie wissenschaftliche Erkenntnisse nutzt, um ihre Botschaften sowohl in inhaltlicher als auch in kommunikativer Hinsicht zu verbessern und um die Wirkung ihrer Aufklärungsarbeit zu maximieren. Beispielhaft sei genannt, dass blutige Bilder vermieden werden, Aufrufe zum Handeln nie mit Spendenaufrufen kombiniert werden (Gefahr des „Erkaufens” eines reinen Gewissens als Ersatz für Taten) und die Empfänger der Botschaften nie unter Druck gesetzt werden, bestimmten Handlungsmustern zu folgen. Als Wirkung ihrer Aufklärungsarbeit erwartet die ASS, dass immer mehr Menschen ihren Konsum von Tierprodukten reduzieren und dass die Zahl der Menschen, die sich vegetarisch/vegan ernährt, kontinuierlich wächst.
22 Erfreuliche Gegenbeispiele sind der ASS bekannt, diese sind aber nach aktuellem Kenntnisstand nicht repräsentativ. 23 Hier wurden die Umsätze aus den Bereichen Backwaren, Süßwaren und Dauerbackwaren, Fertiggerichte und sonstige Nahrungsmittel sowie Würzen und
Saucen addiert. Auch Teile der anderer Produktionsbranchen sind für die ASS relevant: http://www.bve-online.de/download/deutsche-ernaehrungsind2013 (S. 4).
24 Siehe http://www.derhandel.de/news/unternehmen/pages/Branchenstatistik-Lebensmittelhandel-mit- Umsatzplus-8365.html 25 Siehe http://www.bve-online.de/download/deutsche-ernaehrungsind2013 (S. 15) 26 Siehe https://ergebnisse.zensus2011.de/#StaticContent:00,BEV_1_1_1,m,table 27 Siehe o. g. Studie aus Hohenheim. 28 Siehe http://www.vegetarierstudie.uni-jena.de
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2.4 Verbreitung des Lösungsansatzes 2.4.1 Was wird verbreitet? In der Lebensmittelindustrie werden Anregungen verbreitet, wie Tierschutzstandards angehoben und vegetarisch-vegane Angebote verbessert bzw. ausgebaut werden können. Konkret geht es dabei derzeit um folgende Aspekte: • Käfigeier auslisten bzw. nicht mehr verwenden (Käfigfrei-Kampagne) • Keine Stopfleber mehr anbieten (Stopfleberstopp-Kampagne) • Keine Hummer mehr anbieten • Pflanzliche Ei-Alternativen statt Eier/Eiprodukte verwenden • Vegane Produkte/Gerichte anbieten Privatpersonen erhalten Anregungen, ihre Konsummuster zu überdenken und den Konsum von Tierprodukten zu reduzieren. Erreicht werden sie mit:
Mit lichen eund tierfr epten Rez
Selbst wenn Sie Fleisch mögen … … können Sie Teil des Wandels werden, der Tierschutz mit Genuss vereint.
• der Selbst-Wenn-Broschüre, einem 16-seitigen Infoheft, das Gründe und Wege zur Ernährungsumstellung aufzeigt,29 • der dazugehörigen Internetseite www.selbst-wenn.de, die diese Informationen vertieft und die Möglichkeit bereitstellt, sich zu einem 14-tägig erscheinenden, kostenfreien Ernährungsnewsletter anzumelden, • der deutschlandweiten GrunzMobil-Tour, über die die ASS jährlich die meisten Groß- und mehrere Kleinstädte besucht. Das ASS-Team führt dabei Videos vor, sucht das Gespräch mit Passanten und verteilt Selbst-Wenn-Broschüren.30 • LKWs von Speditionen, deren Planen die ASS mit einem Motiv bestückt, das dazu anregt, den Fleischkonsum zu hinterfragen.31 2.4.2 Wie werden die Lösungsansätze verbreitet? Ihre Lösungsansätze verbreitet die ASS nach dem Konzept der kostenlosen, offenen Verbreitung. In der Lebensmittelwirtschaft wird Know-How verbreitet sowie Kontakte zu Lieferanten und Schulungsanbietern vermittelt. Grundsätzliche Informationen werden über eine Internetseite32 verbreitet, Details werden persönlich besprochen.
Privatpersonen werden in Fußgängerzonen, über das Internet und (im Fall der LKW-Planen) auf Landstraßen und Autobahnen erreicht. Es wurden einige Versuche unternommen, mit der Selbst-Wenn-Broschüre über Universitäten die vielversprechende Unterzielgruppe der jungen und gebildeten Menschen zu erreichen, ein nachhaltiges Konzept ist aber noch nicht entstanden. 2.4.3 Wie ist der Stand der Verbreitung? In der Lebensmittelwirtschaft variiert der Stand der Verbreitung je nach Themengebiet: • Zum Thema Käfigeier wurden bereits mit weiten Teilen der Lebensmittelindustrie Gespräche geführt, • zum Thema Stopfleber wurde erst ein Bruchteil der Verwender erreicht, • zum Thema Hummer wurde fast der gesamte Lebensmitteleinzelhandel erreicht,33 • zum Thema pflanzliche Ei-Alternativen wurde erst ein Bruchteil der potentiellen Verwender erreicht, • zum Thema vegane Produkte/Gerichte wurde erst ein Bruchteil der Zielgruppe erreicht. Einige der oben genannten Konzepte werden inzwischen auch von anderen Organisationen übernommen. So führen auch andere Organisationen (teils in Absprache mit der ASS) Gespräche mit Unternehmen zum Thema Käfigeier und führen öffentlich einsehbare Listen. Auch das Grundkonzept, mit Unternehmen an der Verbesserung und Ausweitung des veganen Angebots zu arbeiten, hat mindestens eine weitere Organisation übernommen. Auch hier finden Absprachen statt. Die ASS strebt eine nationale Verbreitung ihrer Lösungsansätze für die Lebensmittelwirtschaft an. Bei den in der Umsetzung grundsätzlich einfachen Kampagnen (Käfigeier, Stopfleber, Hummer) geht es darum, weitere Teile der Lebensmittelwirtschaft zu erreichen. Bei den komplexeren Themen (Ei-Alternativen, veganes Angebot) soll auch die Wirkung in der Tiefe intensiviert werden, indem sich die ASS ein noch größeres Know-How und Netzwerk aufbaut und die entsprechenden Informationen/Kontakte weitergibt. Die Verbreitung der Lösungsansätze für Privatpersonen schreitet schnell voran, aber bislang wurde nur ein Bruchteil der Zielgruppe erreicht (siehe 3.2).
29 Siehe http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/selbst-wenn-broschuren-bestellen 30 Siehe http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/grunzmobil-deutschlandtour 31 Siehe http://albert-schweitzer-stiftung.de/tierschutz-helfen/lkw-planen 32 Siehe http://albert-schweitzer-stiftung.de/tierschutzinfos/fur-unternehmen 33 Gemessen am Umsatz
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3. Wirkung 3.1 Eingesetzte Ressourcen (Input) Unternehmenskampagnen Personalkosten: Sachkosten, Sachmittel:
68.545 Euro ca. 24.000 Euro
Verbraucheraufklärung Personalkosten: 28.584 Euro Sachkosten, Sachmittel: ca. 112.000 Euro Ehrenamtlich geleistete Zeit: ca. 4.000 Stunden34 Die Sachkosten und Sachmittel wurden geschätzt, indem Werte der Einnahmen-Ausgaben-Überschussrechnung mit Anteilen je Bereich versehen wurden. Die Buchhaltung der ASS sieht ab 2013 eine klare Zuordnung von Kostenstellen vor, sodass in zukünftigen Berichten genaue Zahlen angegeben werden können. Unterstützende Aktivitäten der anderen Stiftungsbereiche (Wissenschaft und Stiftungskommunikation) wurden nicht eingerechnet.35 3.2 Leistungen (Output) Anzahl der Unternehmen, mit denen zu folgenden Themen verhandelt wurde: Käfigeier ca. 100 Stopfleber ca. 130 Hummer 16 Ei-Alternativen ca. 50 Vegane Produkte/Gerichte 15 Zum Thema Käfigeier wurde mit den Unternehmen deutlich häufiger und intensiver kommuniziert als mit den Unternehmen, die zum Thema Stopfleber kontaktiert wurden. Kosten pro Gespräch würden sich nur unter erheblichem Aufwand angeben lassen. Leistungen in der Verbraucheraufklärung: Gedruckte Selbst-Wenn-Broschüren 314.000 Neue Abos Ernährungs-Newsletter36 12.010 GrunzMobil-Einsätze 121 Geführte Gespräche am GrunzMobil ca. 50.000 Medienberichte GrunzMobil 86, davon 41 Print mit Bild und 9 TV Montierte LKW-Planen37 2
Kosten: • Die Kosten pro Selbst-Wenn-Broschüre liegen bei ca. 0,09 Euro pro Stück. • Kosten pro Newsletter-Abonnement lassen sich nicht errechnen. • Die Kosten pro GrunzMobil-Einsatz liegen bei ca. 300 Euro. Die reine Einsatzzeit beträgt 8 Stunden, inkl. Vor- und Nachbereitung 14 Stunden. • Die Kosten für die Gespräche am GrunzMobil und für die Medienberichte sind schon in den o. g. Kosten enthalten. Sie lassen sich nicht herausrechnen. • Die Kosten pro LKW-Plane liegen bei 4.105,50 Euro, wobei die „Fincke-Stiftung auch Tiere haben Rechte” sich zur Hälfte an den Kosten beteiligt hat.
3.3 Wirkungen (Outcome/Impact) Im Jahr 2012 konnte die ASS 50 Unternehmen überzeugen, auf Käfigeier zu verzichten. Als besonderen Erfolg wertet die ASS, dass dazu auch praktisch alle Großhandelsunternehmen (Metro Cash&Carry etc.) zählen. Hinzu kommen 13 Studentenwerke, die die Verwendung von Käfigeiern und -eiprodukten beendet haben. Anhand von Vergleichswerten anderer Unternehmen schätzt die ASS, dass so mindestens 500 Mio. Eier pro Jahr nicht mehr aus Käfighaltung bezogen werden. Bei so großen Zahlen ist ein direkter Einfluss auf die Produktionsbedingungen anzunehmen. Es ist daher davon auszugehen, dass aufgrund der Nachfrageverschiebungen der „Käfighaltungsbedarf” um mindestens 1,6 Mio. Legehennen pro Jahr gesunken ist. Im Bereich Stopfleber konnte noch kein Outcome generiert werden, da das entsprechende Projekt erst im Laufe des Jahres 2012 geschaffen wurde und es bei den meisten Unternehmen nur zu 1-2 Kontakten kam – Erfolge stellen sich meist erst später ein. Im Jahr 2013 wurden zudem Schwächen im Konzept erkannt und beseitigt (siehe 3.4). Die ASS konnte im Jahr 2012 acht Supermarktketten überzeugen, keine Hummer mehr zu verkaufen. Verlässliche Zahlen, wie viele Tiere dies betrifft, liegen der ASS nicht vor. Auch eine seriöse Schätzung ist beim derzeitigen Kenntnisstand nicht möglich.
34 Insbesondere durch Ehrenamtliche, die die GrunzMobil-Tour 2012 unterstützt haben 35 Zu diesem Punkt werden grundsätzliche Überlegungen angestellt, sodass eine Einbeziehung evtl. im Bericht 2013 erfolgen kann. 36 Gezählt werden nur EmpfängerInnen, die den ersten Newsletter öffnen 37 Druck und Montage der ersten Planen zogen sich länger hin als erwartet. In 2013 wurden/werden die meisten der geplanten restlichen 18 Planen
gedruckt und montiert.
38 Ausgangspunkt für diese Berechnung ist eine „Legeleistung” von etwas mehr als 300 Eiern pro Jahr und eine „Legedauer” von ca. einem Jahr.
Die ASS arbeitete im Jahr 2012 mit zehn Unternehmen im Bereich des veganen Angebots zusammen. Im Jahr 2013 wurde die Art der Zählung geändert, weil der Start einer Zusammenarbeit u. a. aufgrund
Da die Gespräche am GrunzMobil häufig auch mit dem Verteilen von SWB einhergehen, nimmt die ASS derzeit keine zusätzliche Impact-Berechnung vor. Man kann aber davon ausgehen, dass die Gespräche an sich eine gewisse Wirkung haben und die in diesem Kontext ausgehändigten SWB einen höheren Impact haben, weil u. a. die Lesequote höher ausfallen dürfte.
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Erkenntnisse darüber, wie sich der Impact der Medienberichte einschätzen lassen könnte, liegen der ASS nicht vor. Aus Kostengründen wurden auch keine Anzeigenäquivalente o. ä. berechnet. Grundsätzlich ist von einem beachtlichen positiven Impact auszugehen, da die Botschaften der ASS in fast allen Fällen unverfälscht weitergetragen wurden.
langer Vorlaufzeiten noch keinen Impact darstellt. Inzwischen werden Unternehmen erst dann gezählt, wenn tatsächlich vegane Angebote auf den Markt kommen. Nach dieser strengen Zählung wurden im Jahr 2012 zwei Projekte durchgeführt. Zur Menge der eingesparten Tierprodukte lässt sich keine seriöse Schätzung anstellen. Die Wirkung der Selbst-Wenn-Broschüre (SWB) lässt sich grob einschätzen, wobei beachtet werden muss, dass es sich um eine Rechnung mit vielen Unbekannten handelt. Die ASS geht jedoch davon aus, dass aufgrund der gedruckten Broschüren rechnerisch mindestens 240.000 Tiere nicht gemästet und geschlachtet werden.39 Der Ernährungs-Newsletter scheint bei zwei von fünf Abonnenten dazu beizutragen, dass der Konsum von Tierprodukten reduziert wird (siehe 3.4). Dies entspräche einem reduzierten Tierprodukt-Konsum bei ca. 6.000 Menschen und einem geschätzten Impact auf rechnerisch rund 20.000 Tiere, die nicht gemästet und geschlachtet werden.40
Das Motiv auf den LKW-Planen trägt dazu bei, dass Menschen einen Widerspruch darin sehen, dass einige Tierarten gegessen werden und andere nicht. Es trägt auch dazu bei, die Bereitschaft zu einem geringeren Fleischkonsum zu erhöhen (siehe 3.4). Eine Rechnung mit vielen Unbekannten ergibt einen theoretischen zukünftigen Impact der beiden Planen von 66.600 Tieren, die nicht gemästet und geschlachtet werden.41 Bei allen Impact-Berechnungen auf Verbraucherseite wurde konservativ nicht mit eingerechnet, dass Menschen, die weniger Tierprodukte essen, vermutlich eine gewisse Multiplikatorenwirkung haben (Gespräche mit Freunden, Auswirkung auf die Wahl von Restaurants bei gemeinsamen Essen, andere Gerichte bei gemeinsamen Kochabenden, Erhöhung des vegetarisch-veganen Angebots durch Erzeugung von Nachfrage etc.). Auf der anderen Seite ist es wichtig, zu bedenken, dass ein Rückgang der Nachfrage nicht 1:1 zu einem Produktionsrückgang führt. Während kleine Nachfragerückgänge weitestgehend verpuffen dürften, gibt es bei größeren Nachfragerückgängen komplexe Zusammenhänge zwischen der Preis- und Produktionsentwicklung, auf die hier nur rudimentär eingegangen werden kann: Grundsätzlich lässt sich sagen, dass eine geringere Nachfrage auch zu niedrigeren
39 Bei (konservativ geschätzt) jährlich 700 Mio. für den deutschen Markt geschlachteten Landtieren und 81,8 Mio. Einwohnern, werden pro Einwohner jährlich
8,6 Landtiere geschlachtet. Es wird konservativ angenommen, dass 9 von 10 gedruckten Broschüren verteilt werden, nur jede zweite verteilte Broschüre (von
nur einer Person) gelesen wird, bei 80 % der LeserInnen keinerlei Effekt eintritt und bei 20 % der LeserInnen der durchschnittliche Effekt eintritt, dass (nur) ein
Jahr lang keine Tiere gegessen werden. Dann haben 100 Broschüren den rechnerischen Impact, dass 77 Landtiere nicht gemästet und geschlachtet werden
(100 * 0,9 * 0,5 * 0,2 * 8,6 = 77,4). Tatsächliche Auswirkungen auf die Schlachtzahlen treten selbstverständlich bei so kleinen Zahlen nicht auf. Trotzdem eignet
sich der Wert zur Orientierung, denn ab einem gewissen Punkt treten solche Auswirkungen ein und die 77 Tiere pro 100 Broschüren können als Mittelwert dienen.
40 Vermutlich konservativ wird angenommen, dass sich der Verbrauch an Tierprodukten pro Kopf durchschnittlich von 8,6 auf 4,3 Tiere halbiert und die Wirkung
nur ein Jahr lang anhält (12.010 * 0,4 * 4,3 = 20.657).
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Preisen führt, was die Wirkung der sinkenden Nachfrage leicht abschwächt, da durch die gesunkenen Preise die Restnachfrage wieder ein bisschen wächst. Da zum einen viele geschätzte Werte in die Impact-Berechnungen eingeflossen sind (es wurde versucht, konservativ zu schätzen) und zum anderen sowohl multiplizierende als auch abschwächende Faktoren nicht eingeflossen sind, sollte beachtet werden, dass es sich um theoretische Zahlen handelt, die nur der groben Orientierung dienen können. Im Gesamtkontext lässt sich die erfreuliche Beobachtung machen, dass es in Deutschland im Jahr 2012 zum ersten Mal seit 1997 zu einem Rückgang der Schlachtzahlen kam (eine Entwicklung, die selbstredend auch von etlichen anderen Faktoren als nur der Arbeit der ASS abhängt).42 Der Vegetarierbund Deutschland geht zudem von einer wachsenden Zahl vegetarisch und vegan lebender Menschen aus.43
3.4 Evaluation und Qualitätssicherung Maßnahmen zur Evaluation und Qualitätssicherung wurden vor allem im Jahr 2013 eingeführt. Es werden solche Maßnahmen aus 2013 erwähnt, die für die in Kapitel 3.3 beschriebenen Wirkungen wesentlich sind. Bei regelmäßigen Auswertungen der Stopfleber-Kampagne wurde deutlich, dass die gewünschte Wirkung länger als erwartet ausblieb. Es stellte sich als Fehler heraus, zunächst Einzelrestaurants zu kontaktieren, da der zu erwartende Impact zum einen ohnehin relativ klein ist und hochpreisige Einzelrestaurants oft dazu stehen, Stopfleber anzubieten. Das bewährte Konzept der Käfigfrei-Kampagne ließ sich deshalb nicht wie geplant übertragen. Im Jahr 2013 werden neue Hebel gesucht.
Um die Wirkung des Ernährungs-Newsletters zu eruieren, hat die ASS im Jahr 2013 eine Online-Umfrage unter den AbonnentInnen durchgeführt. Dabei wurde u. a. danach gefragt, ob es seit Beginn des Newsletterabonnements zu einer Abnahme des Konsums bestimmter Produkte (Fleisch/Wurstwaren, Fisch, Milch/Milchprodukte/Eier) kam und ob der Newsletter bei der Änderung des Konsumverhaltens geholfen hat. Als Ergebnis zeigte sich, dass von insgesamt 397 Teilnehmern, die zu Beginn des Abonnements als Omnivore, Vegetarier oder Pescetarier gestartet waren, 199 die Angabe machten, dass ihnen der Newsletter bei einer Ernährungsumstellung geholfen oder sie dazu angeregt habe. Geschlossen werden kann daraus, dass der Newsletter auf jeden zweiten Empfänger einen erwünschten Handlungseffekt ausübt. Zur Wirkung des auf den LKW-Planen verwendeten Motivs hat die ASS im Jahr 2013 eine Studie durchgeführt, in der viel Wert darauf gelegt wurde, den Studienzweck nicht erkennbar zu machen, um sozial erwünschtes Antwortverhalten auszuschließen. Das wichtigste Ergebnis ist, dass in der Testgruppe (Motiv betrachtet) mehr TeilnehmerInnen einen Widerspruch darin sahen, dass manche Tierarten gegessen werden und andere nicht als in der Kontrollgruppe (Motiv nicht betrachtet): 31,2 % vs. 21,9 %. Zudem stieg die Bereitschaft, den Fleischkonsum zu reduzieren. Die Frage „Ziehen Sie es in Erwägung, noch in diesem Jahr weniger Fleisch zu essen”, beantworteten 9,5 % der Testgruppe mit „ganz sicher” und 42,7 % mit „vielleicht”, während in der Kontrollgruppe nur 5,8 % mit „ganz sicher” und 35,3 % mit „vielleicht” antworteten.
41 Konservativ angenommen wird, dass jede Plane 5 Jahre lang jeweils 300 Tage genutzt wird und jeden Tag von 1.000 Menschen gesehen wird. Das ergibt
5 * 300 * 1.000 = 1,5 Mio. Sichtungen. Der Einfachheit halber wird angenommen, dass es zu keinen Doppelsichtungen von einzelnen Menschen kommt.
Bei 3,7 % (9,5 % - 5,8 %, siehe Kapitel 3.4) dieser Menschen entsteht die definitive Bereitschaft, noch im selben Jahr weniger Fleisch zu essen (1.500.000 *
0,037 = 55.500). Es wird angenommen, dass nur jeder Fünfte dieser 55.500 Menschen, also 11.100 Menschen, diesen Entschluss umsetzt und 3 Tiere weniger isst.
Weiter wird konservativ angenommen, dass die Wirkung danach verpufft und dass keinerlei Wirkung bei den Menschen entsteht, die ihren Fleischkonsum
ohnehin reduzieren wollen, ohne dem bislang Taten folgen zu lassen. Außerdem wird konservativ angenommen, dass kein Impact durch die messbare
Einstellungsänderung zum Thema “Nutztiere” entsteht. So ergibt sich ein rechnerischer Impact von 11.100 * 3 = 33.300 Tieren pro Plane.
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Foto: © Daveness_98, flickr.com
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4. Weitere Planung und Ausblick
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4.1 Planung und Ziele Im Jahr 2013 soll der Impact fast aller Projekte wachsen – vor allem durch eine stärkere Verbreitung der Angebote. Die einzige Ausnahme ist die Käfigfrei-Kampagne, denn Gelegenheiten für Großerfolge wie in 2012 im Großhandel scheint es in 2013 nicht zu geben. Hier wird mit 25 Unternehmen geplant, die auf Käfigeier verzichten. Im Bereich Stopfleber werden mit Ketten statt mit Einzelrestaurants Gespräche geführt. Hier werden bessere Hebel vermutet (vor allem geht die ASS davon aus, dass Ketten das Angebot von Stopfleber mehr als potentielles Imageproblem sehen als Einzel-Luxusrestaurants). Es sollen drei Ketten dazu bewegt werden, keine Stopfleber mehr anzubieten. Die Hummer-Kampagne ist weitestgehend abgeschlossen. Hier wurde kein neues Jahresziel gesetzt. Zehn Unternehmen sollen dafür gewonnen werden, Umstellungen im Bereich vegane Produkte/Gerichte vorzunehmen. Insgesamt soll die Arbeit in diesem Bereich auf eine breitere Basis gestellt werden. Da in 2012 bei Unternehmen lange Vorlaufzeiten im vegetarisch-veganen Bereich beobachtet wurden, bleibt abzuwarten, ob sich das Ziel schon in 2013 realisieren lässt. Ein weiteres Ziel lautet, 500.000 Selbst-WennBroschüren zu drucken und diese Anzahl auch zu verteilen/versenden. Allein über die GrunzMobil-Tour sollen 13.500 aktive Abonnenten für den Ernährungsnewsletter gewonnen werden. Insgesamt soll diese Zahl bei mindestens 20.000 liegen (zusätzliche Anmeldungen über die Internetseite).
Foto: © Kathrin Köntopp
42 Siehe http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/schlachtzahlen-2012-15-mio-tiere 43 Siehe http://www.vebu.de/lifestyle/anzahl-der-vegetarierinnen 44 Siehe http://www.transparency.de/Initiative-Transparente-Zivilg.1612.0.html
Es wird zudem geplant, 150 GrunzMobil-Einsätze durchzuführen. Ob die Zahl der Medienberichte gesteigert werden kann, ist fraglich, weil in den Jahren 2011 und 2012 bereits alle Großstädte besucht wurden und der Neuigkeitswert fehlt. Ein Ausweichen auf kleinere Städte ist aufgrund der meist deutlich geringeren Passantenfrequenz ungeeignet.
Zudem ist für das Jahr 2013 und darüber hinaus geplant, weitere Umfragen und Studien durchzuführen, um den eigenen Impact besser einschätzen zu können und die Projekte qualitativ weiter zu verbessern.
das, wenn die Siegel nicht halten, was sie versprechen.46 Die genaue Entwicklung sowie die Verbreitung der Siegel bleibt abzuwarten. Die ASS schätzt das Risiko derzeit als gering ein.
Außerdem sollen Positionspapiere (Ernährungssicherung, Agrarpolitik) erarbeitet werden, um die Positionen der ASS in breitere gesellschaftspolitische Bereiche einzubringen.
Auch die fortschreitende Überzüchtung und gentechnische Veränderungen an Tieren sind Risiken. Zum einen kann sich das Leid der Tiere durch weiter steigende „Leistungen” verschlimmern. Zum anderen könnten langfristig Zuchtlinien entstehen, die vermeintlich leidfrei sind und zur Beruhigung der KonsumentInnen eingesetzt werden.47 Die ASS schätzt dieses Risiko als mittelhoch ein.
Nicht zuletzt wird die ASS der Initiative Transparente Zivilgesellschaft beitreten, um die durch die Veröffentlichung des SRS-Jahresberichts angestoßene Transparenzinitiative weiter zu untermauern.44 Zusätzlich wird sich die ASS ab dem Jahr 2013 jährlich von einem Wirtschaftsprüfer kontrollieren lassen. 4.2 Entwicklungspotentiale und Chancen Es ist abzusehen, dass das Thema „Massentierhaltung” in der Bundestagswahl 2013 eine bedeutende Rolle spielen wird. Die ASS wird eruieren, inwiefern sich hier Hebel ansetzen lassen. Auch die Weiterentwicklung pflanzlicher Alternativen zu Tierprodukten sieht die ASS als große Chance. Insbesondere qualitativ dürfte sich das Angebot für Groß- und Endverbraucher in den nächsten Jahren weiter verbessern, was die Akzeptanz von Alternativen weiter erhöhen würde. Nennenswerte Preisreduktionen sind dagegen laut Auskunft einiger Hersteller mittelfristig nicht zu erwarten. Evtl. können Innovationen (u. a. aus den USA45) dazu beitragen, dies zu ändern. Das wäre äußerst wünschenswert, weil die zumindest teilweise hohen Preise aus Sicht der ASS ein wichtiges Verbreitungshemmnis darstellen. 4.3 Risiken Ein potentielles Risiko ist die Entstehung und Verbreitung von Tierschutzsiegeln. Zumindest theoretisch könnten diese Siegel den Effekt haben, VerbraucherInnen zu beruhigen und eine Weiterentwicklung hin zu einer vegetarischen/veganen Ernährung zu behindern. Besonders problematisch ist
Die politischen Verhältnisse in Deutschland und Europa lassen nennenswerte Verbesserungen im Tierschutz derzeit nicht zu. Es besteht sogar die Gefahr der Zementierung des Status quo, indem neue EU-Regelungen nationale Verbesserungen fast unmöglich machen. Solche Entwicklungen spielen sich bereits ab. Die ASS schätzt die Gefahr des Fortschreitens als hoch ein. Zu beobachten ist auch, dass sich Unternehmen und Verbände aus der Agrarindustrie zusammenschließen und Werbebudgets schaffen, die zur Beruhigung der KonsumentInnen eingesetzt werden, indem behauptet wird, den „Nutztieren” gehe es gut. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Entwicklung fortsetzt, schätzt die ASS als hoch ein. Die Chance, dass die Agrarindustriellen damit Erfolg haben, schätzt die ASS als mittelhoch ein. Interne Risiken bestehen im schnellen Wachstum der Stiftung. Es muss darauf geachtet werden, genug Zeit und Ressourcen in die Evaluation von Projekten zu investieren, um ein „Vergaloppieren” zu vermeiden. Zudem besteht das Risiko, dass Geschäftsführung und BereichsleiterInnen durch das Wachstum stark belastet werden. Darüber hinaus muss darauf geachtet werden, die verhältnismäßig vielen neuen MitarbeiterInnen gut zu integrieren. Diese Risiken, deren Eintrittswahrscheinlichkeit als mittelhoch betrachtet werden, werden beobachtet. Geeignete Maßnahmen werden im Falle des Eintretens zeitnah entwickelt.
45 Siehe http://www.businessweek.com/articles/2013-02-21/silicon-valley-embraces-innovation-in-sustainable-foods 46 Mehr zu dieser Thematik: http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/tierschutzsiegel-mehr-schein-als-sein 47 Entsprechende Überlegungen der Agrarindustrie sind nicht neu.
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5. Organisationsstruktur und Team 5.1 Organisationsstruktur Siehe 6.1. 5.2 Stand der Organisationsentwicklung Die ASS befindet sich in der Wachstumsphase. In den Jahren 2011 und 2012 wurde ein Kernteam aufgestellt, das die einzelnen Stiftungsbereiche leitet. Diese Bereiche werden in den nächsten Jahren personell und finanziell gestärkt. 5.3 Vorstellung der handelnden Personen der Vorstand Wolfgang Schindler Wolfgang Schinder hat die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt gegründet. Er war Jurist und erfolgreicher Unternehmer. Vor der Jahrtausendwende entschloss er sich, sich aus dem unternehmerischen Geschäft zurückzuziehen und sich altruistischen Zielen, vor allem dem Tierschutz zu widmen. Sein unternehmerisches und juristisches Know-How waren herausragende Bereicherungen für die Tierschutz- und Tierrechtsbewegungen. Unvergessen sind u. a. seine Leistungen als Prozessbevollmächtigter vor dem Bundesverfassungsgericht im Jahre 1999 (Legebatterien wurden als verfassungswidrig eingestuft) sowie seine Überzeugungsarbeit gegenüber Aldi Nord, die dazu führte, dass Aldi Nord die erste deutsche Supermarktkette wurde, die Käfigeier aus dem Sortiment nahm. Wolfgang Schindler ist am 26.05.2013 verstorben.48 Mahi Klosterhalfen Mahi Klosterhalfen, Dipl.-Kfm., entschloss sich als Student, sich für den Schutz und die Rechte der Tiere einzusetzen. Er gründete die Initiative „Käfigfreie Mensa”49, lernte Wolfgang Schindler kennen und wurde im Jahr 2008 in den Vorstand der Stiftung berufen. Mit der Unterstützung des restlichen Vorstands führte er die ASS aus der Phase der ehrenamtlich aus Privaträumen geleiteten Organisation ohne externe Spendeneinnahmen hin zu einer Stiftung mit festen Angestellten und offiziellem Büro, die von einer Vielzahl von SpenderInnen und FörderInnen getragen wird. Rolf Hohensee Rolf Hohensee, Richter, ist seit Ende 2011 Mitglied des Vorstandes. Bis zum Jahre 2002 ignorierte oder verdrängte er das insbesondere den „Nutztieren”
48 Nachruf: http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/wolfgang-schindler-nachruf 49 Siehe http://kaefigfreie-mensa.de/
routinemäßig zugefügte Leid halbwegs erfolgreich. Der Verlust seiner Scheuklappen führte zu gravierenden Veränderungen im Konsumverhalten und zum Engagement im Tierschutz. Die Arbeit der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt begleitet und unterstützt Rolf Hohensee seit vielen Jahren. 5.4 Partnerschaften, Kooperationen und Netzwerke Zwei Bündnisse leitet die ASS selbst: • Käfigfrei-Kampagne (www.kaefigfrei.de) • Stopfleberstopp-Kampagne (www.stopfleberstopp.de) Die Kampagnen werden von jeweils mehr als einem Dutzend weiteren Organisationen unterstützt. Die eigentliche Arbeit übernimmt die ASS, während die anderen Organisationen mit ihren Namen hinter den Kampagnen stehen, einen Teil der Kosten tragen und im Bedarfsfall zu Protesten gegen einzelne Unternehmen aufrufen. In den folgenden Kooperationen und Netzwerken engagiert sich die ASS aktiv: • Bauernhöfe statt Agrarfabriken (www.bauernhoefe-statt-agrarfabriken.de) • Donnerstag ist Veggietag (www.donnerstag-veggietag.de) • Kritischer Agrarbericht (www.kritischer-agrarbericht.de/index.php?id=86) • Vegan-vegetarisches Sommerfest (www.vegan-vegetarisches-sommerfest.de) • Veggie Parade (www.veggie-parade.de) • Wegwerfküken (www.wegwerfküken.de) • „Wir haben es satt”-Demo (www.wir-haben-es-satt.de) Die ASS ist außerdem (weitestgehend passiv) Partnerin bei folgenden Projekten/Kampagnen: • Bärenzwinger Berlin (www.baerenzwinger-berlin.de) • Great Ape Project (www.greatapeproject.de) • Kaninchenmast, nein danke (www.kaninchenmast.info) • Patenteinsprüche von Testbiotech e. V. (www.testbiotech.org) • Schlachthof transparent (www.schlachthof-transparent.org) • Schonzeit für Füchse (www.schonzeit-fuer-fuechse.de)
Eine strategisch hohe Bedeutung haben vor allem die Kooperationen, in denen die ASS eine aktive Rolle einnimmt. Während auf die Käfigfrei- und Stopfleberstopp-Kampagnen bereits eingegangen wurde, seien nachfolgend auch die anderen Projekte kurz beschrieben: Das Netzwerk „Bauerhöfe statt Agrarfabriken” unterstützt Bürgerinitiativen mit Rat und Know-How dabei, den Bau neuer Tierfabriken zu verhindern. Die Kampagne „Donnerstag ist Veggietag” richtet sich an Politik und Unternehmen und regt an, in öffentlichen Einrichtungen und Unternehmenskantinen mindestens 1x pro Woche ein gutes vegetarisch-veganes Angebot zu schaffen. Der kritische Agrarbericht wird jährlich publiziert und beleuchtet agrarische Entwicklungen sowie Alternativen. Die ASS wird sich hier zukünftig auch inhaltlich einbringen. Das vegan-vegetarische Sommerfest wird 1x im Jahr in Berlin veranstaltet. Dabei wird der breiten Öffentlichkeit und den Medien die Vielfalt an
fleischfreien und veganen Alternativen aufgezeigt. An ca. 50 Ständen und auf einer Showbühne gibt es ein breites Angebot an Essen, Informationen, Kleidung und Unterhaltung. Die Veggie Parade wird ebenfalls 1x im Jahr in Berlin durchgeführt. Es handelt sich um ein internationales Konzept, über das die Idee der fleischfreien und veganen Ernährung positiv kommuniziert wird. Der Veggie Parade wird regelmäßig eine große Medienaufmerksamkeit zuteil. Beim Projekt „Wegwerfküken” handelt es sich vor allem um eine Webseite, die auf die Tatsache hinweist, dass die „Brüder der Legehennen” direkt nach dem Schlüpfen getötet werden, weil sie keine Eier legen. Es werden Hintergrundinformationen und eifreie Rezepte zur Verfügung gestellt. Die Botschaft wird zudem über kreative Postkarten verbreitet. Zur jährlichen „Wir haben es satt”-Demo erscheinen regelmäßig deutlich mehr als 20.000 Menschen, um gegen die Industrialisierung der Landwirtschaft zu demonstrieren. Die ASS gehört zu den Trägerorganisationen.
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6. Profil der Stiftung 6.1 Organisationsprofil • Name: Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt • Rechtsform: rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts • Sitz: Wessobrunner Straße 33, 81377 München • Hauptstadtbüro und Kontaktadresse: Dircksenstraße 47, 10178 Berlin • Tel.: 030 - 400 54 68 0 • Fax: 030 - 400 54 68 69 • E-Mail: kontakt@albert-schweitzer-stiftung.de • Website: http://albert-schweitzer-stiftung.de • Gründungsjahr: 2000 • Gründungsvater: Wolfgang Schindler, München • Nachfolger: Mahi Klosterhalfen, Berlin • Link zum Leitbild: http://albert-schweitzer-stiftung.de/ueber-uns • Link zur Satzung: http://albert-schweitzer-stiftung.de/ueber-uns/satzung Die Stiftung ist seit ihrer Gründung ohne Unterbrechung im Sinne der §§ 51 ff. AO vom Finanzamt München als gemeinnützig anerkannt. Die Stiftung fördert die folgenden gemeinnützigen Zwecke: Förderung der Erziehung, Förderung der Volks- und Berufsbildung sowie der Studentenhilfe, Förderung des Tierschutzes. Der letzte Freistellungsbescheid ist datiert auf den 09.01.2012. Anzahl der Mitarbeiter zum 31.12.2012: • Festangestellte (Vollzeit): 5 • Freie Mitarbeiter: 1 (entspricht ca. 0,4 Vollzeitstellen) • Bundesfreiwillige (Vollzeit): 4 • Ehrenamtliche: ca. 800 (vor allem jeweils einige Stunden am GrunzMobil) • geleistete Stunden: ca. 6.000 • entspricht Vollzeitstellen: 3,8 • Vollzeitstellen rechnerisch gesamt: 13,2
Strukturiert ist die ASS in vier Bereiche: • Lebensmittelwirtschaft • Straßenkampagnen • Wissenschaft • Stiftungskommunikation Während die Arbeit der ersten beiden Bereiche in den vorherigen Kapiteln ausführlich dargestellt wurde, seien die anderen Bereiche kurz beschrieben: Der Bereich Wissenschaft sichtet und bewertet für die Stiftungsarbeit relevante wissenschaftliche Studien und Erkenntnisse und führt zudem eigene Umfragen, Studien und Auswertungen durch, um die Wirkung von ASS-Projekten einschätzen zu können, Potentiale aufzudecken und neue wirkungsvolle Projekte zu identifizieren. Weiterhin bringt er Inhalte auf den Internetseiten der ASS auf den neusten wissenschaftlichen Stand, verfasst eigene Artikel, den Ernährungs-Newsletter und Positionspapiere, arbeitet mit dem Wissenschaftsbeirat der ASS zusammen und treibt die Vernetzung mit anderen Organisationen voran. Die Stiftungskommunikation ist verantwortlich für vielfältige Aufgaben rund um den Internetauftritt und Newsletterversand der Stiftung, für die Medienarbeit, die SpenderInnenbetreuung, die Büro-Organisation und die Beantwortung von Anfragen. 6.2 Governance 6.2.1 Leitungsorgan Das Leitungsorgan der ASS ist der Vorstand. Ihm gehörten im Jahr 2012 an: • Wolfgang Schindler (Gründer und Präsident) • Mahi Klosterhalfen (Vizepräsident) • Rolf Hohensee (Mitglied des Vorstands)
Die Mitglieder des Vorstands sind laut Satzung einzelvertretungsberechtigt. Die Vorstandstätigkeit erfolgt ehrenamtlich. Neben seiner ehrenamtlichen Vorstandstätigkeit war Mahi Klosterhalfen im Jahr 2012 zusätzlich als freier Mitarbeiter für die Stiftung tätig. Seit dem 01.01.2013 ist er als Geschäftsführer festangestellt. 6.2.2 Aufsichtsorgan Die ASS wird von der Stiftungsaufsicht der Regierung von Oberbayern beaufsichtigt. Ab 2013 wird zudem ein Wirtschaftsprüfer damit beauftragt, die Stiftung jährlich zu prüfen. 6.2.3 Interessenskonflikte Interessenskonflikte konnten theoretisch durch die Doppelfunktion von Mahi Klosterhalfen als Vorstandsmitglied und freier Mitarbeiter entstehen – etwa bezüglich des Umfangs der Inanspruchnahme seiner Leistungen. Da im Vorstand einstimmig entschieden wurde, die Dienste von Mahi Klosterhalfen in Vollzeit zu nutzen, wurde dieser potentielle Konflikt durch seine Festanstellung aufgelöst. 6.3 Beteiligungsverhältnisse 6.3.1 Eigentümerstruktur Weder private noch juristische Personen halten Anteile an der ASS. Dies ist auch nicht möglich. 6.3.2 Beteiligungen der Organisation Die ASS hält keine Beteiligungen an anderen Organisationen. Eine Ausnahme kann das zeitweise Halten von Aktien börsennotierter Unternehmen bilden, wobei die Beteiligungsquoten, wenn überhaupt, im Promillebereich liegen.
6.4 Umwelt- und Sozialprofil Zum Umweltschutz trägt die ASS durch folgende Punkte bei: • Die Büromöbel wurden gebraucht gekauft, • ein Großteil der IT-Ausstattung wurde gebraucht gekauft, • es wird ausschließlich Recyclingpapier verwendet (sowohl im Büroalltag als auch bei Druckaufträgen), • Bestellungen für Bürobedarf wurden auf einen „ökofairen” Anbieter umgestellt, • Reisen (außerhalb der PKW-gebundenen GrunzMobil-Tour) finden in aller Regel mit öffentlichen Verkehrsmitteln statt (2. Klasse), • es werden keine Inlandsflüge gebucht, Auslandsreisen sind absolute Ausnahmen, • es gibt keine Dienstwagen, • es wird Ökostrom bezogen, • alle Reinigungsmittel, Seifen etc. sind ökologisch und vegan (gilt auch für die vom Reinigungsdienst verwendeten Putzmittel).
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Zum Sozialprofil gehören die folgenden Punkte: • Weitestgehend flexible Arbeitszeiten, • weitestgehend freie Einteilung von Heimarbeitstagen, • Tiere am Arbeitsplatz sind erlaubt, • Weiterbildungsmaßnahmen innerhalb der Arbeitszeit werden unterstützt und finanziert, • die Arbeitsplätze sind ergonomisch (inkl. höhenverstellbarer Tische), • die betriebliche Altersvorsorge wird angeboten und finanziell unterstützt, • Mitarbeitergespräche finden wöchentlich statt, • das Erreichen von Meilensteinen wird mit dem gesamten Team gefeiert (finanziert vom Vorstand, nicht durch Spenden), • das gesamte Team wird wöchentlich über die wichtigsten Entwicklungen aus allen Stiftungsbereichen informiert, um stets einen Gesamtüberblick zu haben.
50 Ausnahme: Wenn die Deutsche Bahn Sparangebote macht, durch die Fahrten in der 1. Klasse nur unwesentlich teurer sind als in der 2. Klasse,
werden vereinzelt auch 1.-Klasse-Tickets gebucht.
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7. Finanzen 7.1 Buchführung und Bilanzierung 7.1.1 Buchführung Es erfolgt eine doppelte Buchführung mit der Software Eurofibu Plus. Für die Buchführung ist der Büro- und Verwaltungsservice Andrea Falcke, Berlin, zuständig (extern). 7.1.2 Jahresabschluss Es erfolgt eine jährliche Einnahmen-Überschussrechnung nach § 4 (3) EStG. Diese wird vorgenommen von Steuerberater Jens-Martin Müller, Berlin (extern). Der Jahresabschluss wird geprüft von der Stiftungsaufsicht Oberbayern. Ab 2013 werden die Jahresabschlüsse zusätzlich von einem Wirtschaftsprüfer geprüft. 7.1.3 Controlling Das Controlling erfolgt monatlich anhand betriebswirtschaftlicher Auswertungen (BWA). Dabei werden Höhe und Verteilung der Einnahmen und Ausgaben sowie die Liquidität betrachtet und Hochrechnungen durchgeführt, um Ausmaß, Geschwindigkeit und Schwerpunkte des weiteren Wachstums festzulegen. Neben Finanzdaten werden monatlich auch Indikatoren sowie die Erreichung von qualitativen und quantitativen Zielen betrachtet. Bei Negativabweichungen werden die Ursachen analysiert sowie entsprechende Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Durchgeführt wird das Controlling vom Vorstand (insb. Mahi Klosterhalfen) unter teilweiser Einbeziehung der BereichsleiterInnen.
7.2 Vermögensverhältnisse 7.2.1 Vermögensrechnung Aktiva
Euro
I. Immaterielles Vermögen (z. B. Software)
3.959
II. Sachanlagen
9.505
III. Finanzanlagen
260.176
IV. Kasse, Bank
118.596
Summe Aktiva
392.236
Passiva
Euro
I. Stiftungskapital
61.129
II. Ergebnisrücklagen
34.000
III. Ergebnisvorträge
275.690
IV. Mittelvortrag
21.417
Summe Passiva
392.236
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7.2.2 Darlehen Die ASS hat keinerlei Darlehen aufgenommen.
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7.3 Einnahmen und Ausgaben Einnahmen
Euro
Anteil
Spenden und Förderschaften
312.853
87,7 %
Zustiftungen
10.000
2,8 %
Zuschüsse Agentur für Arbeit
17.663
4,9 %
Sonstige Einnahmen
16.316
4,6 %
Summe Einnahmen
356.832
Ausgaben
Euro
Anteil
Projektkosten
288.443
88,6 %
Werbekosten
528
0,2 %
Verwaltungskosten
33.374
10,3 %
Finanzierungskosten
0
0,0 %
Steuern
0
0,0 %
Sonstige Ausgaben
3.182
1,0 %
Summe Ausgaben
325.527
Jahresergebnis
31.305
51 Auch wenn die ASS sehr niedrige Verwaltungskosten hat, möchte der Vorstand darauf hinweisen, dass es aus seiner Sicht falsch ist, NGOs maßgeblich anhand
ihrer Verwaltungskosten zu beurteilen. Dazu drei Punkte: 1) Es gibt keine festen Regeln, wie der Verwaltungsaufwand zu berechnen ist. Die entsprechenden
Angaben einzelner NGOs sind daher nur sehr bedingt vergleichbar. 2) Über die Verwaltungskosten wird die Infrastruktur geschaffen, ohne die eine NGO nicht
arbeiten kann. 3) Wirklich wichtig ist, was eine Organisation tatsächlich bewirkt. Das ist zumindest bis zu einem gewissen Grad relativ unabhängig von der
Höhe der Verwaltungskosten.
52 Die Lohnnebenkosten wurden den Projektkosten und Verwaltungskosten zugeordnet.
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Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt Wirkungsbericht 2012
Hinweise zu den Einnahmen Die ASS hatte keine Einnahmen aus öffentlichen Aufträgen. Es gab keine Spenden von juristischen Personen, die mehr als 10 % der Einnahmen ausgemacht haben. Es gab eine anonyme Großspende von einer Privatperson, die 14 % der Einnahmen ausgemacht hat. Hinweise zu den Ausgaben Zum Vergleich: Die Gesamtausgaben im Jahr 2011 beliefen sich auf 138.890 Euro. Explizit hingewiesen sei auf die Stiftungspolitik der ASS, kein Geld für klassische Fundraising-Methoden wie Spendenmailings (Briefe), Haustür- oder Straßenwerbung oder sonstige bezahlte Spendenwerbung (Print, Internet, Radio, TV etc.) auszugeben. Praktisch die gesamte Spendenwerbung erfolgt ohne Zusatzkosten (und unaufdringlich) über die Internetseite und den E-Mail-Newsletter der Stiftung. Hinweise zur Liquidität Das Verhältnis von Finanzanlagen plus Bankguthaben zu Jahresausgaben lag zum 31.12.2012 bei 1,16. Mittelfristig geplant ist ein Verhältnis von ca. 0,5. Anders ausgedrückt: Derzeit hat die Stiftung liquide und annähernd liquide Mittel, die ausreichen, um etwas mehr als ein Jahr Stiftungsarbeit zu finanzieren. In Zukunft sollen diese Mittel nur noch ausreichen, um ungefähr ein halbes Jahr Stiftungsarbeit zu finanzieren. Dies erscheint dem Vorstand als gesunde Mischung zwischen ausreichenden Sicherheitsreserven und einer zeitnahen Mittelverwendung zur Erreichung der Stiftungsziele.
7.4 Lagebericht 2012 war ein außerordentlich erfolgreiches Jahr für die ASS, in dem die Stiftung ihre Größe in Bezug auf ihr Team und die Projektausgaben in etwa verdoppeln konnte, was auch mit entsprechenden Projekterfolgen/Wirkungen einherging. Dieser Wachstumskurs wurde im Jahr 2013 bislang fortgesetzt. Durch vollzogene und geplante Neueinstellungen, den weiteren Ausbau der Projekte und einen geplanten Umzug in ein größeres Büro sind die Ausgaben deutlich gestiegen und werden auch noch weiter steigen. Die Einnahmen sind bislang planmäßig leicht unterproportional gewachsen. Für das Gesamtjahr plant die Stiftung mit Ausgaben in Höhe von ca. 600.000 Euro bei einem negativen Jahresergebnis im hohen fünfstelligen Bereich. Mittelfristig soll der Bereich „Lebensmittelwirtschaft” überproportional zu den anderen Bereichen wachsen, um die hier vorhandenen großen Potentiale noch besser bergen zu können.
53 Der Jahresbericht 2012 ist der erste öffentliche Bericht der ASS. In zukünftigen Berichten können ausführlichere Vergleiche zu den Vorjahren gezogen werden. 54 Der Großteil der Finanzanlagen ist relativ kurzfristig verfügbar. Sollte sich die Anlagestrategie der ASS ändern, so werden die relativ kurzfristig verfügbaren
Anlagen zukünftig gesondert ausgewiesen.
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Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt Wirkungsbericht 2012
Der Verein Social Reporting Initiative e.V. (SRI) hat das Design dieses Berichts großzügig mit Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSF) gefördert.
Impressum Albert Schweitzer Stiftung fĂźr unsere Mitwelt DircksenstraĂ&#x;e 47 10178 Berlin Tel.: 030 - 400 54 68 0 Fax: 030 - 400 54 68 69 E-Mail: kontakt@albert-schweitzer-stiftung.de Website: http://albert-schweitzer-stiftung.de