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BILDUNG
There is an alternative
Alternative Schulsysteme
Die Schulglocke läutet ohrenbetäubend. Schulbeginn, hinsetzen und stillsitzen. Dann heißt es zuhören, warten, zu Hause die Aufgaben erledigen, schlafen, aufstehen, Schulbeginn hinsetzen und stillsitzen. Tara Pollak Und so geht das jeden Tag. Es gibt geregelte Tagesabläufe und wenig Möglichkeiten aus dem engen Korsett der Regelschule mit dem 50-Minuten-Stunden und klar geregelten Fächerunterteilung auszubrechen, kaum Projektorientiertes
Ein besseres Konzept fördert auch die Lust am Lernen.
Arbeiten und wenig Raum um sich selbst
Auch der Unterricht sieht anders aus.
den freiwilligen Unterrichtsbesuch hat.
zu entfalten.
Das Montessorimodell will Kinder und
Gelebt wird nach der Idee der freien
Jugendliche selbst erproben lassen, was
Erziehung – was jedoch nicht frei von
„ZUERST LERNEN WIR REDEN
für Gesetzmäßigkeiten und Phänomenen
Erziehung bedeutet. Lehrpersonen und
UND GEHEN UND DANN STILL-
die Welt unterliegt.
Schüler_innen widmen sich gleichbe-
SITZEN UND MAULHALTEN“
„Learning by Doing“ ist hier die oberste
rechtigt und demokratisch den schuli-
Alternative Schulsysteme bilden hier ei-
Grundregel. Zu diskutieren und bei Be-
schen und organisatorischen Entschei-
nen Gegensatz. Trotz einiger Unterschie-
darf nachzufragen ist ganz normal, wo
dungen.
de in den verschiedenen Modellen, ha-
hingegen Frontalunterricht noch immer
ben Montessori, Pestalozzi und Co. Doch
den größten Teil des Schulalltags be-
ALTERNATIVE SCHULSYSTEME
einiges gemeinsam: Schülerinnen und
stimmt.
SIND EIN PRIVILEG Ungerecht ist eines trotzdem: Alternativ-
Schüler sollen in einem gemütlichen, angenehmen Schulklima aufwachsen und
MITBESTIMMUNG UND MITGE-
schulen sind immer Privatschulen. Viele
lernen. Das Lehrpersonal soll nicht die
STALTUNG
Eltern können es sich nicht leisten, ihren
belehrende, übergestellte Rolle einneh-
Demokratie wird an vielen alternativen
Kindern diese Bildung zu ermöglichen
men, sondern im Lernprozess hilfreich
Schulen nicht nur als Stoffgebiet in Poli-
und solange sie nicht für die breite Mas-
zur Seite stehen und eine freundschaft-
tische Bildung oder Geschichte wahrge-
se der Schüler_innen zugänglich ist, sind
liche Beziehung zu den Schüler_innen
nommen, sondern auch wirklich gelebt!
alternative Bildungssysteme ein Privileg,
haben. An solchen Schulen ist es oft ganz
Oft gibt es Schüler_innenversammlun-
dass sich lange nicht jede_r leisten kann.
normal, Lehrer_innen zu duzen oder sie
gen bei denen wichtige Entscheidungen
Bis alternative Unterrichtskonzepte tat-
um Hilfe zu bitten. Von den Lehrperso-
beschlossen werden.
sächlich auch im Regelschulwesen Ein-
nen als „Lerncoaches“ sind wir in den
Ein Beispiel dafür ist die demokratische
zug nehmen wird es wohl noch dauern.
meisten regulären Schulen jedoch leider
Summerhill Schule in Leiston, England
noch weit entfernt.
die als wesentliche Prinzipien das „Self-
Die Autorin besucht das
government“ der Schüler_innen und
Pestalozzi Gymnasium in Graz
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